Basstn Charleroi   sehr besorgt. Fortdauernde Arbeitieinstel« lunzen, allsonntägliche Urdeiterkundgebungen, Maffenoersamm« lungen, in denen nicht nur daS allgemeine Wahlrecht gefordert, sondern offen Kampf gegm die Reichen und Direktoren ge« predigt und der König heftig angegriffen wird. Arbeiter- verbände schießen wie Pilze auS der Erde, die ArbeUerpartei ist organifirt; dazu in Binche   offener Kampf gegm die Be« Hörden  , div die rothm Fahnen nicht gestaften wollten, wobei die Arbeiter Dank ihrer Ulberzahl Sieger bliebm kurz Zu­stände, die nach der einstimmigen Anficht der dortigen Lehörvm keine Ruhe für die Zukunft veriprechen. Die klerikale Partei, gestützt auf ihre starke Kammer. Majorität, ist mft mehreren Ministem, als nicht scharf genug» sehr unzufrieden und hat dem Kadinetkchef offen ihre An« schauungen auigesprochen. Jnibesondere grollt ste dem Eisen» bahnmintster, der beschuldigt wird, liberale Beamte anzustellm und zu desördern. Von diesernaivm und gutmüthigm" Politik will die Partei nicht« wiffen: ste fordert a'u«schließ. iich klerikale Anstellungen. Ihre Organe kündigen daher heute dem Herrn Vandenpeereboom offen seinen Fall an. Und da« trotz seiner anerkannten F ömmigkeit! G r o h b r i t a»« i e K- Die königliche Kommiifion zur Prüfung der Ursachen der Handelestockung, deren Präfivent Lord Jddesleigh ist, lritt am 10. oder 12. November zusammen» um ihren Schluß- dericht abzufassen. General" Booth, der Chef der Heilsarmee  , kellte jüngst an seine Anhänger da« Anstnnen, fich für eine Woche Enthaltsamkeit von irdischen Genüffen aufzuerlegen, um die zur Tilaung einiger alten Schulden erforderliche Summe von SM) Pfund Sterling aufzubringen. Dieser Aufruf ist nicht erfolglos geblieben, da bereit« über 4000 Pfund Sterling bei­sammen find und der Rest bald eingehen dürfte. Unter dm Beiträgen befinden fich ein anonyme« Geldgeschenk von 000 und drei Check« von je 100 Pfund Sterling. Italien  . Eine Arbeiter produktivassoztation ist seit einem Jahr in Mailand   zum Betrieb einer Schloffer- und Schmiede-erkstätte in« Leben getreten. Vor Kurzem veröffmt« lichte die Gesellschaft ihren Jahresabschluß, dem wir folgende« mtnrhmm: Bei der Gründung wurden 257 Aktien ä 20 Lire ausgegeben. Der Jahresumsatz betrug Lst. 17 324; nach Ab­zug aller Spesen kommen auf jede Aktie Lst. 1.44 Dividende zur Vertheilung, wa« 7.2 pCt. entspricht. Spanien. !" Mit Ausschluß von fieden oder acht Insurgenten- ch e f« wird bei dm anderen Angeklagten die Todesstrafe in Freiheit! strafe umgewandelt werden. Die Untersuchung hat die Äutdlhnung der Verschwörung auch aus andere Bamtsonm ergeben. BalkanlSttdee. Nach der Anficht der östeneichisch-ungartschm Regierung hat, wie Tisza sagte, nur die Türkei   ein Recht zu bewaffnetem Einschreitm in Bulgarien  . Wollte er fich streng an die Ter- mtnologie de» Berliner Vertrage« halten, so hätte er sagm müffen: in Oftrumelien. Aller Wahrscheinlichkeit nach theilm auch andere Mächte diese Anschauung und haben Rußland  davon in'Kmntniß gesetzt; daher da« Wohlwollen der rulstschm Regierung für dm S u l t a n, deffm Botschafter in Peter«- bürg, Schakir Pascha, davon überzeugend« Beweise erbaltm hat- Schatir Pascha w'ilt gegenwärtig in Konstanttnovcl. an- geblich auf Urtaub, soll aber auf seine Reise wichtig« Aufträge de« Zaren mitgenommen haben, worüber diePol. Korr." folgende Mitlheilungen au« Konstantinoprl erhalten hat: Schakir Pascha gilt al« Ueberdringer wichtiger Erklärungen der russtschen Regierung: er sei von GierS zu formellen V:rstche- rungen ermächtigt, daß Rußtand keinerlei OkkupattonSadfichten in Bulgarien   verfolgt, keine Schädigung der Recht« deS Suttani im Auge Hab« und die Lösung der bulgarischen Frage im Ein- vemebmen mtt der Türkei   anstrebe. Gleichwohl äußern sowohl der Minifterratb alt die öffmtliche Meinung starke Zweifel an der Verläßlichkeit der russtschen Versicherungen. Die P«orte setzt ihre Rüstungen an der ofirumrlischen und an der klein- afiatischen Grenze mit großem Eifer fort; im Vilajet Adria- nopel befinden fich derzeit zwei Korp«, zusammm 84 000 Mann, in Makedonien   ein Korp« von 54 000 Mann, im Vilajet Salo« nicht 37 000, zusammen 197000 Mann mit 462 Geschützen.- Da« barsch« Auftreten de« General« Kaulbar« wird viel- fach damst erklärt, daß er e« zum Bruche mit der bulgarischen Regmtschaft treiben wolle, um damit ein Einschreitm Ruß- land« begrünten zu können. »sie«. Au« T o n g k i n g kommen immer wieder beunruhigende Nachrichten nach Frankreich  . Der Generalrestdent Paul Bert  hat dm Advokaten Richard in Hanoi au« gewiesen und in Be- gleitung zweier Beamten an Bord de« Dampfer« Haiphong  bringen laffm, weil dieser die Chinesen und Tongkingesen zum Widerstände gegen die Franzosen aufgereizt habe. Richard hatte in Hanoi   einKonsuttalionSkabinet" eriichtet, in welchem er den Eingeborenen Mittel und Wege angab, wie st« dm Anordnungen de« Generalrefidenten in Sachen der Steuern Widerstand leisten könnten. Da Richard nach Frankreich   zurück« pcrüh.'t wird, so wird man bald Nähere« über Paul Bert  « Gelübde, Sittlichkeit und Bildung nach Osten zu tragen, ver- nehmen. Paul Bert  «eltt noch in HuS,«eil er die stürmische See fürchtet, die in jetziger Jahreszeit in den indo-chtnefischen Gewäffern gewöhnlich ist. »«ertka» Wie sehr daS Bomdmattentat in Chikago reattionär« An» ichauungen geweckt hat, geht darau« hervor, daß dieChicago Time»' jetzt sog« Liebknecht und Dr.» o e l t n g warnen, eine scharfe Spracht zu führen. Gerichts-Zrittrug. Der Doppelmord in de, Möckernstrabe dor dem Schwurgericht. Wie dm Lestrn noch erinnerlich sein dürste, wurden am Morgen de« 10. Juni d. F. vi« Schiffling'schm Eheleute, die sert 5 Jahren in dem Haus, Möckernstraße 78 ein Schank- geschäft betrieben, in ihrer Schlafstube ermordet vorgefunden. Der Ehemann Schiffling lag mit durchschntttenem Halse im Bett, seine Gattin dagegen, die augmschewltch mtt dem Mörder in heftiger Weise gekämpft hatte, lag ermordet auf dem Fuß- doden. Geraubt war eine dem Ehemann Schiffling gehörige filberne Taschmuhr und 2 M. Silbergeld. Leid«« hatte Schiffling vor fich auf dem Nachttisch liegen. Al« Mörder wurde sogleich der fett dem 3. April d. I. bei Schiffling al« Bterabzieher beschäftigt gewesen« Hausdiener Keller Jjyeichnet. Da« zehnjährige Töchterchm der«rmordetm Fleute, die mit ihren Eltern in einem Zimmer " Zeugin der graustgen ThM«wefen, >atte sofort mtt vollster Bestimmthert bekundet, daßFlstdrich", S«'lltr bei Schiffling gmannt. der Mörder gewesen tt- Diese Angab« wurde auch durch alle wetteten Thatumstände vollauf bestätigt ...Obwohl nun die Polizei sogleich eine geradezu fieberhaft« Thatigkeit entfattete. um de« Mörder« habhast zu werdm.und eine hohe Belohnung auf seine Ergreifung auSg.'setzt wurde, so verhaften. Sin Handel, mann, der ihm auf der Chauffee be- gegnett, hatte ihn erkannt und seine Verhaftung durch den be- »reffendm Amtivmsteher veranlaßt. Keller, der fich nun heute vor dem Forum de« Königlichen Land- Schwurgericht« Berlin I   wegen Raube« und Morde« zu verantworten hat, gesteht die That zu. er will jedoch von Schiffling gereizt sein, also nicht mit Ueberlegung gemordet und am allerwmigstm einen Raub be abfichtigt haben. Keller beißt mit Vomamm Otto Gottsried; er ist am 17. Juni 1859 zu Steindorf, Kreis Ohlau   in Schltstm ge- boren und evangelischer Konfesfion. Er ist bestraft im Jahre 1682 von dem Landgericht zu Brieg   wegen Stehlen««ine« Pfeede« und Betrüge» mit 9 Monaten Gefangniß und 1 Jahr Ehrverlust, im Jahre 1883 von demselben Gericht wegen ein- fachen und versuchten schweren Diebstahl« mtt 1* Jahren Ge- fängniß und 3 Jahrm Ehrverlust. Der Andrang nach dem Auditorium de« großen Schwur- gerichtSsaaleS, in dem die Verhandlungen stattfinden, ist selbst« verständlich ein ganz immenser. Den Vorfitz de« Gerichtshöfe« führt Landgericht«- Direktor Martiu«. Di« öffentliche Anklage« behörde vertritt StaatSanwatt Dr. Otto, die Vertheidigung führt Justizrath Fränkel. Im Gerichtifaale ist ein, große Schiefertafel aufgestellt, auf der eine Zeichnung der Schiffling- schen Wohnräume entworfen ist. Außerdem ist auf Antrag de« Vertheidtger« der Handwagen, auf dem fich etwa« Heu befin- det, in den Saal geschafft worden. Von diesem Wagen au« soll Keller in die Schlafstube der Schiffling'fchen Eheleute ein- gestiegen sein. Der Angeklagte ist ein mittelgroßer stämmiger, gänzlich bartloser Mensch, dessen Gesicht nicht unschön zu nennen ist. Nach Bildung der Geschworenendank werden die Zeugen, etwa 40, in den Saal gerufen. Unter den Zeugen befindet fich auch da« zehnjährige Töchterchen der ermordeten Schiffling- schen Eheleute. Auf Besragen de« Präfideriten bemerkt der Angeklagte: E: sei nicht in Steindorf, Krei« Brieg  , sondern in Al.>Döbern  , Krei« Ohlau  , geboren. Der Präfivent verliest alSdann den Anklagedefchluß und bemerkt allbann: Bekennen Sie fich im Sinne der Anklage für schuldig? Angekl.: Ich habe dereit« alle« gestanden, e« stimmt ja alle«, bi» auf» Fenster. Präs.: Nun erzählen Sie einmal etwa« au« Ihrem Vorleben. Angekl.: Ich bin sehr bald in Dienst nach Steindorf gegangen. Präs.: Wie alt waren Sie da? Angekl.: Da« weiß ich nicht genau, ich ging noch in die Schule.   Präs.: Sie waren also Knecht bei verschiedenen Herrschaften? Angekl.: Ja. Präs.: Sie wurden nun schon im Jahre 1882 wegen Diebstahl« und Betrug» bestraft? Angekl.: Da« Pferd habe ich nicht behalten wollen, ich habe daffelde nur au« Schadernack weggenommen. Präs.: Nach­dem Sie ihre 9 monatliche Strafe verbüßt, wo waren Sie da? Angekl.: Ich ging wieder in Dienst. Präs.: Sie waren u. a. in Schloß-Bebra bei Brieg  ? Angekl.: Ja. Präs.; Nun wurden Sie am 17. November 1883 vom Landgericht zu Brieg   wiederum wegen einfachen und versuchten schweren Diebstahl» mtt 1'/» Jahrm Gefangniß bestraft? Angekl.: Ja. Präs.: Sie hatten diese Strafe am 1. Mai 1885 ver­büßt? Angekl: Ja. Präs.: Wa« thatm Sie dann? Angekl.: Ich begab mich nach Thüringen   und war dort in verschiedenen Orten, in Ammendorf und Oder Glauchau   in Diensten. Präs.: In Ober- Glauchau   haben Sie auch einen Eindruchldiedstahl begangen? Angekl.: Ich habe Geld ge- stöhlen, eingebrochen habe ich nicht. Präs.: Da« wird noch festgestellt werben; mit dem in Oder- Glauchau   gestohlmen Geld fuhren Sie nun am 1. April d. I. nach Berlin  ? Angekl.: Ja. Präs.: Wann kamen Sie bier an? Angekl.: Am 7. AplU. Präs.: Wa« thaten Sie nun hier? Angekl.: Ich suchte mir Stellung. Präs.: Wo suchten Sie fich diese Stellung? Angekl.: Ich ging in die Zimmer- firaße in eine Kaffeehalle Zettung lesen. Da kam Schiffling und fragte mich, ob ich Lust zum Bierabziehen hätte, dann könnt« ich bei ihm in Stellung treten. Ich erklärte mich sogleich einverstanden und trat am 9. April meine Stellung an. Da« Geschäft bei Schiffling ging sehr gut, allein da ich mehrfach Steinkruken zerbrach, so zankte mich Schiffling fortwährend au«. Am 9. Juni vasfirte mir ein Unglück, e« zerbrachen mir auf einmal 29.Bierflasch!N. Als Schiffling nun AbmdS auS der Versammlung nach Hause kam, und von diesen zerbrochenen Bierflaschen erfuhr, machte er so großen Skandal, daß ich mich fürchtete, mein Abenddrod zu effen. Schiffling sprach vonmörderlicher Keile", so daß ich mich vor Angst unter mein Bett verkroch.-Präs.: War Ihre Scblaflammer nicht zu verschließen?- Angekl.: Nein.- :Hat denn Schiffling den Versuch gemacht, Sie zu schlagen? Angekl.: Ja, er kam zweimal mit seiner Frau in meine Schlaskammer, konnte mich aber nicht finden, da ich mich unter'S Bett versteckt hatte. Präs.: Wie spät war e» wohl. alS Schiffling zum zweiten Mal in Ihre Schlafkammer kam? Angell.: Etwa halb zwölf Uhr. Auf weiteres Beftagen de» Prästdenien bemerkt der Angeklagte, welcher am Bericht» erstattertifch kaum zu verstehen ist: Ich zog mich schließlich au«, legte mich zu Bette, da ich mir sagte: Heute ist Schiffling etwa« angetrunken, morgen hat fich seine Wulh schon etwa« gelegt. Einige Stunden darauf, etwa gegen 3 oder 4 Uhr Morgen«, kam Schiffling plötzlich in meine Schlaf- kammer und schrie: Nun werden wir den Kerl einmal or< dentlich versohlen. Ich zog die Bettdecke über meinen Kopf, Schiffling schlug jedoch mit einem Stocke heftig und unauf» hörlich auf mich ein. Ich sprang schließlich au« meinem Bett und setzte mich so gut c» ging zur Wehre. Ich schlug den Schiffling in« Gestcht, faßt« ihn am Bart und so entwickelte fich ein heftiger Kampf zwischen un« Beiden. Präs.; ES ist nur merkwürvia, daß von alledem Niemand im Hause etwaS «hört hat. Wenn mitten in der Nacht ein solch heftiger ampf stattfindet, dann mvß doch Lärm zu hören sein. Haben Sie denn nicht geschrien? Angekl.; Nein. Präs.: E« ist doch aber jedenfalls sehr laut gesprochen worden? Angekl.: Sehr laut wurde nicht gesprochen. Präs.: Nun, wa» geschah weiter? Angekl.: Ich warf den Schiffling an die Wand. Endlich ging Schiffling in seine Wohnung zurück. Kaum war Schiffling au« meiner Kammer, da kam durch mein Fenster ein große» Meffer geflogen. Präs.: Da« ist daffelbe Meffer, mit dem Sie die Schiffling'schm Eheleute getödtet haben? Angell.: Tödten wollte ick ste nicht. Präs.: Nun dann wollen wir sagen: die« ist das Meffer. mtt dem Schiffling und seine Frau zu Tode gekommen find. Also wa» geschah weit«? Angell.: Ick legte mich wieder zu Bett und bekam plötzlich eine furchtbare Wuth. Ich sagte mir, e» ist da» Beste, du bringst dem Schiffling etwa» bei, denn ich hatte ja zu befürchten, Schiffling schlägt mich todt. Präs.: Nun da» zu glauben, lag absolut kein Grund vor. Von einem Manne, der stch in solchen VermögenSverhältniffen wie Schiffling befindet, ist nicht anzunehmen, daß er fich der Gefahr aussetzen werde, am andere« Morgen wegen Morde« oder TodtfchlagS verhaftet zu werden? Angell, schweigt. Präs.: Wie war denn Schiffling bekleidet, als er in Ihre Schlaskammer kam? Angekl.: So viel ich weiß, hatte er blo» Unterhosen an. Präs.; Wie waren Sie denn bekleidet? «naekl.: Ich war vollständig ausgezogen, ich batte blo« ein Hemd an.- Präs.: Nun wa» geschah weiter?- Angekl.: Ich zog mich an, nahm meine Schuhe in die Hand und begab mich in da« Schiffling'sche Schlafzimmer.  - Präs.: War denn da« Schlafzimmer nicht verrieaell?- Angell.: Nein, dt« Thür war blo» angelegt- Präs.: Wa» thatm Ste nun? Angekl.: Ich sah zuerst, od die Schiffling'« schliefen.  - Präs.: Und al« Sie fich davon überzeugt hatten, faßtm Sie dm Ent« Angekl.: Ich wollte ihn blo« stechm. Präs.; Nun. wenn man mit einem solch großen Meffer. da« sonst zum Schinken- schneiden verwmdet wird, einen Menschen sticht, dann muß man fich doch sagen, daß man mehr al« eine bloße Ver. letzung verursacht? Angell.: S» kommt ja darauf an, wohin man sticht. Präs.: Und Sie stachen nun den Schiffling zunächst in den Hol«? Angekl.: Ja. Präs.: Wa« geschah da? Angell.: Schiffling schrie:Ack. Herr JeseS, zu Hilfe, wa« ist denn da«?" Präs.: Setzte stch Schiffling zur Wehre? Angekl.: Ja, er rief auch seine Frau zu Hilfe. Die Frau Schiffling, die sonst immer gut zu mir war, wollte mir nun da» Meffer entreißen, deshalb stach ich ste auch. Präs.: E« entspann fich zwischen Jhnm und der Frau Schiffling ein hef« tiger Kampf.   Angell.: Ja. Präs.: Wohin stachen Sie die Frau Schiffling? Angekl.: Da« weiß ich nicht mehr. Präs.: Nun stachen Sie beide Eheleute todt? Angekl.: Todt« stechen wollte ich sie nicht. Präs.: Al« nun die Schiffling« schen Eheleute todt warm, wa« lhaten Sie dann? Angell.: Ich ging wieder in meine Kammer, da ich mir aber meine Papiere holen wollte, so wollte ich in da« Schiffling'sche Schlaf« zimmer wieder zurück. Ich muß wohl nun die Thür in« Schloß geworfen haben, denn ich konnte nicht mehr zurück. Ich stieg deshalb von dem Handwagen auf« Blumenbrett und da die Oberfenster geöffnet waren, so gelang e« mir, die Untersmster aufzuriegeln und solchergestatt in da« Zimmer zu gelangen. Ich suchte mir nun meine Papiere und auch einen liegm ge« laffenen Hut, nahm mir das Silbergeld, da« auf einem Nacht- tisch in einem Grogglasc lag. Präk.: Wie groß war dieser Betrag? Angell.: Etwa 2 bit 3 Mark. Präs.: Sie sollen auch noch eine filberne Taschmuhr mttgmommen haben? Angell.: Nein, die habe ich nicht mttgenommm. Präs.: Haben Sie nicht noch nach anderem Gelde gesucht? Angekl.: Nein. Präs.: Ei war Ihnen aber bekannt, daß Schiffling ein reicher Mann war? Angekl.: Ja, aber ich habe ihn nicht berauben wollm, die 2 Mark nahm ich nm so zufällig, da ich fie gerade vor mir liegen sah. Präs.: Nun, wie ver­ließen Sie wieder da« Zimmer? Angekl.: Durch« Fenster. Präs.: Weihalb gingen Sie nicht durch die Thür? Angekl.: Die Thür war verschloffm. Präs.: Und wa« thaten Sie nun? Angell.: Ich ging in meine Schlafkammer, wusch mich, zog mir meinen guten Anzug an und begab mich durch das Schanllokal auf die Straße. Präs.: Hören Ste Keller. Ihre Erzählung erscheint wenig glaubhaft. ES ist nicht gut anzunehmen, daß Schiffling, nach- dem er schon mehrere Stunden geschlafen, plötzlich mit einem Stock in Ihre Schlaskammer eindringt, Sie züchtigt, Ihnen noch ein große« Meffer in die Kummer würst und fich alsdann in sein Schlafzimmer begiebt. ohne daffelbe zu verschließen. Viel eher ist anzunehmen, daß Sie gleich von vornherein durch da» Fenster in die Schiffling'sche Schlafstube gedrungen find und zwar ohne daß vorder ein Kampf zwtschm Ihnen und Schiff« ling in Ihrer Schlaskammer stattgefunden bat? Angekl.: So wie ich(0 sage, ist e« richtig. Präs.: Sie bleiben auch dabei, daß Sie nach wetterem Gelde nicht gesucht und«wen Raub auch gar nicht beabffchtigt haben? Angekl.: Herr Prästdent, wenn ich hätte Geld stehlen wollen, dann hätte ich da« in Ammendorf mit größeren Leichtigkeit thun können. Prästdent: Al» Sie nun auf der Straße waren, wohin begaben Sie fich alldann? Angell.: Ich ging zunächst zu Fuß nach Jüterbog  !, von da nach Wittenberg  , Halle, Leipzig  . In Leipzig   wollte ich mich bei der Polizei melden. Ich unter« ließ es aber, und begab mich wieder zurück nach Halle, wan- derte von da nach Merseburg  . Weißenfel« und nahm verschie- dentlich bei Bauern Arbeit an. Endlich wandte ich mich in mnne Hcimatb. da wurde ich im August auf der Chauffee ver« gastet. Präs.: Wie machten Sie diese vielen Wanderungen? ITÄ Geld mitgenommen und arbeitete auch von Zeit zu Zeit.  - Da» Verhö: ist danach beendet.- Der Prästdent erklärt nun die auf der ermahnten Schiefertafel entworfene Zeichnung der Schiffling schen Wohnräume. Es wird alldann zur Zeugen- Vernehmung geschritten.- Da zunächst die kleine Anna Schiffling vernommen werden soll, so wird der Angellagte auf An- trag de« Staatsanwalt» in eine Ecke de« Saale  « aefetzt. wo ihn da« Kind nicht sehen kann.- Die kleine Schiffllng, die jetzt 10% Jahre zählt, ist ein hübsche«, körper- lich sehr entwickeltet Mädchen. Ihre Aussagen find so leise, daß fie nur mit Mühe zu verstehen ist. Sie ist in ihren Be- kundungen etwa» unficher. Sie sei aufgewacht, al» ihre Mutter um Hilfe schrie. Sie habe den«eller mit der Mutter kämpfen sehen und stch vor Angst da« Deckbett über den Kopf gezogen. Nachdem e« wieder still war. habe fie den Keller zur Thür hinau» gehen sehen. Bald darauf sei Keller jedoch zurück gekommen und habe Verschiedene» gesucht. Er wollte auch ein Spind aufschließen, welche« Spind die« gewesen, wiffe fie nicht. Dann sei Keller wieder zur Thür hinau« ge- gangen. Bald darauf sei ste(die Zeugin) aufgestanden und bade die Stubenthür verschloffen. Präs.: Weshalb thatest Du da«? Zeugin: Ich desüichtete, Keller könnte wieder kommen.- Präs.: Was thatest Du. al« Du zugeschloffen hattest? Zeugin: Ich legte mich wieder zu Bett und schlief ein. Nach einiger Zeit erwachte ich wieder. Da klopfte Fiau Rann und dieser sagte ich nun: Vater und Mutter find todt. Bei diesen Worten schluchzte da« kleine Mädchen heftig. Präs.; Wieso wußtest Du denn, daß Vater und Mutter todt sein?- Zeugin: Ich sah ja. daß Beide im Blut todt d?« lagen.- Präs.: Hattest Du etwa» gehört. daßiKeller Deinem Vater gekündigt hatte?- Zeuain: Nein, Vater hat dem Keller gekündigt. Präs.: Wieso wußtest Du da»? Zeugin: Vater hat davon gesprochen. Präs.: Weißt Du, wo Dein Vater am 10. Juni gewesen ist? Zeugin: In der Versammlung. Präs.: Weißt Du. wa« da« für eine Versammlung war?- Zeugin: Versammlung der Weißbier- wtrthe.- Präs.: Wann kam Dein Bater nach Hause? -Zeugin: Abend» gegen 9 Uhr.- Präs.: Kam Dir an dem Abende Dein Vater etwas ander« vor. so daß man an- nehmen tonnte,« habe etwa» zu viel getrunken? Ziugin: Nein. Pras.: Ist an dem Abende irgend etwa» zwischen Deinem Vater und«eller vorgefallen?- Zeugin: Nein.- Präs.: Hast Du gesehen oder gehört, daß Dein Vater den Keller einmal geschlagen hat?- Zeugin: Nein.- Di«, wette Zengin ist Frau Mann: In der Nacht vom 9. im 10. Juni etwa gegen 3 Uhr hörte ich au« der Schiffling'sche» Wohnung wiederholt ein heftige» Aechzen und Stöhnen und bald darauf ein leise» Wimmern dringen. Ich schentte dieser Wahrnehmung wenig Beachtung. Bald darauf sah ich. daß ew Mann da» Fenster de« Schiffling'sche» Schlafzimmer« öffnete, hinaussah» bald aber wieder schloß. Etwa gegen 5 Uhr Morgen« fiel e« mir auf, daß die Schiffling'schm Eheleute noch nicht wach waren. Ich klopfte deshalb. Die kleine Anna öffnete mir und rief: Frau Mann, kommen Ste nur herein. Vater und Mutter find ja todt. Ich sah nun Herrn Schiffling ganz beblutet todt im Bette liegen, Frau Schiffling lag da« gegen ermordet auf dem Fußboden. Am Abmde vorher sah ich den Friedrich«uf dem Handwagen fitzen. Ich habe nicht wahrgenommen, daß Schiffling de» Nackt  « seine Wohnung ver« laffen hatte. Da« Schiffltng'iche Schlafzimmer hatte ein Drückerschloß, so daß, wenn die Thür geschloffen war, fie nicht ohne Drücker geöffnet werden konnte. Allerding« konnte die Thür nicht blo« angelegt werden. Die Schiffling'sche» Ehe- leute pflegten de« Nacht  « die Thür ihre« Schlafzimmer« stet» zu verschließen und zu oeniegeln. (Fortsetzung in der Bellage.) Kriefkasten der Kedaktio«. C. F. Wenn Ihre Zusammenkunft«irllich bloß den von Ihnen behaupteten geselligen Charakter hatte, so brauchten Sie dieselbe nicht al« Versammlung anzumelden und tonnen nicht bestrast werden.