wegen Unterschlagung verurtheilt und zwar auf die alleinige Mussage des Damnifilaten hin. Durch Bufall erfährt jest der Berurtheilte, daß dieser einzige Beuge fich zu der Beit in den berangirteften B rmögersverhältnissen befunden hat, und daß Diese Berbältniffe fich dann fortgesezt so sehr verschlechterter, baß der Beuge einige Beit später dazu gedrängt wurde, ihm anvertraute Mündelgelder anzugreifen, so daß es ganz zweifel los erscheint, daß seine Aussage, die er in seinem eigenen Sn tereffe machte, von seiner damaligen No blage beeinflußt war, wofür ebenso, wie weiter für die Schuldloftgkeit des Ver urtheilten noch eine ganze Reibe anderer Momente sprechen. Um biese letteren llarguftellen, erbat fich nun in diesen Tagen ber Verurtheilte eine Abschrift von einem zu den Alten eingereichten Verzeichnisse, über gewiffe Gegenansprüche, die er an den Be laftungszeugen hatte. Hierauf erhielt er von der Staatsan waitichaft die Antwort, daß diese Abschrift nicht ertheilt wer ben könne, da die Alten, die im Jabre 1878 verhandelt wor ben find, bereits laifirt felen. Es scheint demnach, als ob die Vorschriften über das Kaffationsverfahren seit der Ein­führung der neuen Strafprozeßordnung noch nicht die nöthige Menderung erfahren haben; denn seit die Wiederaufnabme eines rechtsträftig geschloffenen Strafverfahrens unter gewiffen Boraussetzungen zu jeder Beit möglich ist, tann man es nicht für zwedmäßig halten, die Alten schon nach so kurzer Zeit zu faffiren, und zwar um so weniger, als die erfolgte Ver urtheilung auf dem Straffonto des Verurtheilten für dessen ganze Lebenszeit haften bleibt und es stets nur dem richter lichen Ermessen anheimfällt, ob und welche Bedeutung bei einem neuen Straffall den früheren Verurtheilungen beigelegt werden soll.

Dret Mal umziehen, ein Mal abbrennen!" fagt ein Berliner   Sprichwort, daß seine Richtigkeit auch bei dem gegenwärtigen Umzuge wieder bewahrheitet hat; wohin man in den Straßen blidt, Scheiben und Möbeltrümmer überall, wo Möbelwagen auf oder abgeladen wurden. Daß unter solchen Trümmern fich gang merkwürdige Dinge verbergen Lönnen, hat ein nach der Reichenbergerstraße verzogener Boft beamter erfahren müssen. Die Fuhrleute hatten seiner Frau mit betrübten Gefichtein erzählt, daß ihnen ein Küchenrega! beim Abladen zerbrochen sei und fie die Stüden in der Küche niebergelegt bätten. Da man den armen Leuten von ihrem ausbebungenen Lohne   nichts fürzen mochte, so war die Sache Damit erledigt, nur wunderte fich die Frau, daß die in der Küche liegenden Bretter doch gar so wenig Aehnlichkeit mit threm früberen Möbel batten. Sie ging, um ein neues ähn liches Geräth zu laufen in einen nabe gelegenen Möbelteller und fand hier auch ein solches, daß dem ihrigen nicht nur sehr ähnlich war, sondern fich auch bei näherer Betrachtung als bas thrige beraus ftellte. Der Händler hatte dasselbe von zwei Männern gelauft, die es als ihr Eigenthum bezeichneten; ba er aber den Fehler begangen hatte, deren Legitimation nicht au prüfen, so blieb ihm nichts Anderes übrig, als das Möbel ben rechtmäßigen Eigenthümern zurüdzugeben und zuzufeben, wie er von den Gelegenheitsverläufern wieder zu seinem Gelde tommt.

Welche Aussicht das Lotteriespiel bietet. Auch in Berlin   scheint man in Sachen des Lotteriespiels vernünftiger werben zu wollen und nicht eine freiwillige, horrende Steuer bem Staate zu schlucken zu geben; denn auch hier in Berlin  find noch lange nicht alle vorhandenen Lotterieloofe abgefeßt, wie aus den öffentlichen Anerbietungen neu angestellter Ein nehmer zu ersehen ift. Am 29. v. M. mußte übrigens der Ver lauf gefchloffen werden und die dann nicht abgefesten Loofe geben an die Lotteriedirektion zurüd, so daß fie für Rechnung bes Staates vorläufig in der ersten Klaffe gespielt werden. Man sollte nur den Staat alle seine Loose spielen laffen, das wäre das Bescheidtest. Der Lotterieplan ber 175. Rönigl. Preuß. Klaffenlotterie giebt an, daß dieselbe aus 160 000 Stamm Loofen und 30 000 zu den Gewinnen der drei ersten Klaffen auszugebenden Freiloosen, welche bis zu ibrer Ausgabe tür Rechnung der Lotterielaffe mitspielen, mit 95 000 in 4 Klaffen vertheilten Gewinnen befteht. Die erste Klaffe enthält nur 8000 Gewinne und 8000 Freiloose, von den 8000 Bewinnen rechnen 7523 rut je 60 Dt. und 300 Gewinne je 100 Mart. Die zweite Klaffe zäblt nur 10 000 Gewinne und 10 000 Frets loose, movon wiederum 9523 nur 105 Mart und 300 Gewinne nur 150 M. betragen. Die dritte Klaffe zählt 12 000 Gewinne und 12 000 Freiloose und zwar find unter diefen 12000 Be winnen allein 11 523 zu 155 Mart und 300 zu 200 t. Die vierte Klaffe enbitch, auf welche so viele Menschen ihre Hoff nung feßen, enthält bei 190 000 Loosen, die in das Rad ges worfen werden, nur 65 000 Gewinne, von denen 59 938 ledig. lich den Einsatz wieder bringen, überhaupt also unter den 190 000 Looter 5062 größere Gewinne rifitren, wenn man hiervon 1459 Gewinne zu 300 M. und 1255 Geroinne zu 500 Dt. als größere Gewinne betrachten lann. Sieht man diefe 2714 Gewinne von den 5062 Gewinnen ab, so bleiben auf 190 000 Loose 2348 größere Gewinne, was auf 100 Loofe etwa 1 größere Gewinne resp. auf 300 Loose 4 größere Gewinne aus macht. Diese größeren Gewinne find allerdings verlodender Natur, denn es fleuriren darunter 1 Gewinn zu 600 000 D., 2 Gewinne zu 300 000. 2 150 000 t, 2 au 100 000 Dt., 2 75 000 R., 2 au 50 000 D., 2 au 40 000 R., 10 au 30 000., 25 au 15 000 M., 50 au 10 000 Dt., 100 zu 5000 D., 1050 3000 D., 1100 zu 1500 M. Es steht aber der Staat 15% pet. von sämmtlichen Gewinnen ab.. und dabei werden bie Lotteriespieler bei nur 2348 wirklichen Gewinnen ihr ganzes Leben lang an der schönen Aussicht sich erfreuen tönnen, einen größeren Gewinn zu erlangen.

Nene Hellanstalt für Augentrante. Das geehrte Leferpublikum machen wir barauf aufmerljam, daß fich in der Neuen Königftraße 6 eine Heilanstalt für Augent ante etablirt bat, die mit Vereinsmitteln unterhalten wird. Die Sprechzeit ift von 9-11 Uhr Vormittags, auch Sonntags. Die Heilan ftalt ist für Jedermann mittelft der Pferdebahn leicht und be quem zu erreichen, sowohl mit der Ringbahn, da fie in der Nabe des Königsthors gelegen ist, als mit der vom Rathhause nach Weißensee gebenden Pferdebahn. Sie ist um so mehr zu empfehlen, da nicht allein die Behandlung, sondern auch die Medizin unentgeltlich verabreicht wird und legtere, wie man weiß, unter Umständen febr loftspielig werden tann.

ift. Die Frage über die zu zahlende Jahresgebühr liegt noch bei der Oberpoftdirektion vor."

Ein vielseitiges Genie. Der Arbeiter, Raffenbote, Dichter und Reporter Schidus, welcher fich Ebler, Oslar Guftav Schidus. Arnim, Wirll. t. 1 Hoftheater. Dichter und Schriftsteller nennt, auch fich als Freiherr v. Albrecht Arnim vielfach bezeichnet hat, ift überführt, eine Reihe von Diebstählen und Unterschlagungen begangen zu haben. Nachdem es geftern gelungen ist, den Schidus feftsunehmen, bat fich durch ä- at­liche Untersuchung herausgestellt, daß er vollständig geiftes. geftört ist. Schidus wurde daber, im Hinblick auf seine Ge meingefährlichleit, nach der Charitee überführt. Ein Re porter des angeführten Namens ist uns übrigens ganz und gar unbekannt.

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Wieder ist einer der auf dem Potsdamer Bahnhof verunglückten Reservisten seinen Wunden erlegen. Um Donnerstag Abend 8 Uor starb im Garnisonlazareth in der Scharnhorststraße der Gefieite Schachtlinger, der eine Am­putation des linten Beines zu erdulden gehabt batte und noch einen Gipsverband um das doppelt gebrochene rechte Bein trug. Die Eltern, die auf die Nachricht von dem Eisenbahnunglüd fofort nach Berlin   geeilt waren, sanden hier am Schmerzens. lager den Troft, daß ihnen die erste die Buficherung gaben, thren Sohn am Leben zu erhalten. Auch wir hatten damals biele ärztliche Aeußerung mitgetheilt; dennoch ist eine plögliche Verschlimmerung und, ebenso wie bei Rohde, ein Verfall der Kräfte eingetreten, der den Tod herbeiführte. Die bereits in thre Heimath surüdgefehrten Eltern wurden telegraphisch von dem schweren Verluft in Kenntniß gefest und werden sich zur Beerdigung, welche heute auf dem Garnisonkirchhof erfolgt, wieder einfinden.

Weber Danzmann, Sandstraße 5, geführtes, im scharfen Trabe Ste et fahrendes Möbelführwert erfaßt und niedergeftoßen.

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litt durch den Fall auf das Straßenpflafter einen Bruch des Schlüffelbeins. Um dieselbe Beit wurde auf dem Neubau Lübbenerstraße 27 der Maurer Horn durch einen berabfa denden elseinen Träger erschlagen. Horn hatte beim Berlegen des felben, auf einem Pfeiler stehend, das Gleidgewidt verloren, und, indem er fich an dem Ziäger zu balten versuchte, den. felben herabgeriffen, so daß ihm der Träger auf den Rüden fiel und außer einem Bruch der Wirbelsäule so schwere innere Verlegungen zufügte, daß der Tod auf der Stelle erfolgte. Gestern Mittag ftürate der bet ben Abbruchsarbeiten auf dem Grundstüd Beuthftrage N. 18-21 beiäi tigte Arbeiter Figminatis aus eigener unvorsichtigkeit rüdings aus dem 2. Stodwert bis in den Keller binab und erlitt dadurch so schwere innere Verlegungen, baß er nach der Klinik gebracht werden mußte.- Nachmittags, furz nach 1 Uhr, wurde auf dem Produktenbahnhof der Hamburger Eisenbahn ber mit Arbeiten am Geleise beschäftigte Bahnarbeiter Hiade von einer Ranpirmaschine überfahren und auf der Steue ge tödtet. tödtet. Am Nachmittag versuchte der Bahnarbeiter Behrend auf der Niederschleftich Märkischen Eisenbahn, hinter der Station Warschauerbrücke, beim Rangiren von Eisenbahnwagen auf das Trittbrett eines derselben zu springen, glitt dabei aus uns fiel so unglücklich unter den fich bewegenden Bug, daß ibm der linle Fuß überfahren wurde. Er mußte mittelst Tragforbes nach dem Krantenhause Betbanien gebracht werden. bent s gegen 8 Uhr wurde an der Kreuzung der Dalldorferstraße mit Der Reinidendorfer und Fennstraße ein Mann bu ch einen im scharfen Trabe die Fennstraße heraufkommenden, von dem Rutscher Kollmorgen, Schönbauser Allee 171, geführten Wagen überfahren und an beiden Füßen so schwer veilegt, daß er mittelft Droschte nach der Charitee gebracht werden mußte. In der Nacht zum 2. b. M. warf fich der obdachlose arbetter Jerichow   in selbstmörderischer Absicht in der Danienburger Straße zwischen die Räder eines in langsamer Fabet begriffenen Schlächterwagens, wurde über die Brust gefahren und inner lich anscheinend schwer verlegt. Er wurde mittelft Droschle nach dem St. Hedwig Krantenhause gebracht.

Gerichts- Zeitung.

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Der Doppelmord in der Mödernstraße vor dem Schwurgericht.

( Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)

Die Beugin Mann belundet noch auf Befragen: Sie habe den Keller häufig des Abends auf dem Handwagen figen sehen. Auf dem legteren seien die Schube des Angeklagten vorges funden worden. Sie babe niemals gehört, daß Schiffling den Keller oder seine früheren Hausdiener mishandelt babe. Es wird alsdann das gerichtliche Protololl über den Befund der Schiffling'schen Wohnräume verlesen. Der folgende Bruge ift der Kriminalfommiffar Gruschte. Er habe in der Schiff

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die Uhr des Schiffling aber nicht gefunden. Seines( des Beugen) Ueberzeugung nach könne der Mörder nur durch das Fenker in das Schlafzimmer gedrungen fein. Stallmann Witte: Keller flagte mir einmal, daß er dem Echiffling nichts mehr recht machen tönne, über schlechte Bebandlung oder Mig handlung tlagte Keller nicht. Es wurden hierauf eine n zahl von Beugen vernommen. Diese bekunden fämmtlich über einftimmend: Unter dem Bett des ermordeten Schiffling fei der But des Angeklagten und war in einer Lage gefunden worden, daß man annehmen lönne: Keller babe fich unter dem Bett Deiftedt gebalten. Die Möglichkeit, daß man sich unter dem An Bett versteden lönne, sei außer Bweifel. Die Scube des uns geklagten ftanden auf dem Heuwagen in einer Weise, daß man annehmen tönne Reller babe fich auf dem Wagen die Schube ausgezogen, um durch das Fenster, über das Blumenbrett bin weg, ins Simmer zu steigen. Die Stiffling'ichen Eheleute pflegten ihr Schlafzimmer stets des Nachts zu verschließen und zu verriegeln. Daß Schiffling des Nachts leine Wohnung ver laffen, bat teiner der Beugen wahrgenommen. Der Schwager des ermordeten Schiffling, Raufmann Dreytant, befundet: Sein Schwager babe außer vielen Werthpapier en mehrere tausend Rart baares Geld in der Wohnung gebabt. Sein Schwager babe ihm einmal gesagt, der Fiedrich schlage ihm Aules ents wei, er sei außerdem ein sehr böser Mensch. Er müsse ihn fortschiden, fonft flede er ihm einmal das Haus über dem Kopf aufammen. Daß sein Schwager den Reller jemals geichlagen, jei ihm nicht bekannt. Er( Beuge) sei der Meinung, Keller sei durch die Korridorthür und nicht durch das Fenster in das Schiffling'iche Schlafzimmer gedrungen. Das Einfteigen Durch das Fenfter bätte einmal zuviel Glandal ge macht, andererseits hätte der Mörder auch befürchten im Hofe von den vielen Leuten, muffen, daß er bie baselbst vertebren, beobachtet werde. Die Erzählung des Keller scheine ihm( Beugen) vollständig unglaubhaft. Frau Wesenad: Am Morgen bes 10. Juni gegen 34 Uhr börte tch aus der Schiffling'ichen Wohnung Hilferufe bringen. Ich sab durch die Gardine 2 Geftalten, die fib hin und ber bewegten, es schien mir, als ob fie aufammen rangen. Einige Beit barauf fab ich, wie ein Mann bas enfter des Schiffling'schen Sclafzimmers öffnete und den Versuch machte, aus dem Fenster zu steigen. Da der Mann beblutete Hände batte, so rief ich mit lauter Stimme meinen Galten. Dies schten der Mann gehört zu haben, denn er machte das Fenfter elligit wieder zu; alsdann hörte ich nichts mehr.

Aus dem Verbrecherleben Berlins  . Ein gefährlicher Einbrecher Namens Schlint befindet sich jest hier in Unter­fuchungsbatt und zwar, da er den wilden Mann" spielt, auf der Jrrenftation. Bwei andere Einbrecher, Schwerin   und Meinide, werden als seine Helfershelfer betrachtet und gegen fte schwebt gleichfalls Die Untersuchung. Ein Berichterstatter erzählt heute die Geschichte, wie diese Leute der Polizei in die Hände gefallen find; fie gewährt Einblick in das Treiben einer merkwürdigen Ariftotratie des Verbrecherthums. Unser Ge währsmann schreibt: Seit Schlint's Frau, eine der berüch tigtften Ladendiebinnen Berlins  , auf 6 Jahre im Buchthause zu Ludau untergebracht war, lebte Shlint mit einer Prostituirten zusammen, bei welcher er gelegentlich die Dienste eines Bus hälters verfab. Er lebte gut, ging ftets fein gelleidet und arbeitete nicht. Die Polizei wuste ganz genau, daß er nur von Diebstahl lebte, aber fie vermochte nicht, ihm beizukommen, obwohl er als Polizei Observat scharf bewacht wurde. Mittler weile mehrten fich anzeigen über geheimnisvolle Diebstähle in auffälliger Weise. Es wurden Leute in ihrer Abwesenbelt vom Hause beftoblen, die bei der Heimkehr Thüren und Schlösser in befter Drdnung fanden und oft erst nach Tagen oder Wochen bemerkten, daß fte um Gelb und Geldeßwerth be ftohlen waren. Da fich an feinem Spinde oder Schreibtisch auch nur die leisefte Spur einer gewaltsamen Eröffnung fand, so glaubten viele der Befohlenen, daß fie vom eigenen Berling'ichen Wohnung Alles aufs Genauefte durchluchen lassen, fonal mit Hilfe von Nachschlüffeln ausgeplündert worden feien, und mancher Unschuldige mag baburch in schweren Verdacht gefommen fein. So bemerkte eines Tages im Frühjahr d. J. ein Maurermeister in der Frobenstraße, daß ihm aus dem verschloffenen Bylinderbureau 400 Matt abhanden ge Tommen waren. Hier tonnte der Verdacht nur auf fremde Diebe fallen; der Diebstahl mußte bereits por bis 5-6 Tagen erfolgt sein, denn seit dieser Beit war die Wohnung teinen Augenblid ohne Aufficht gewesen, doch waren auch hier alle Schlöffer so wohl in Ordnung, daß es unergründlich schien, wie der Diebstahl verübt worden sei. Bald darauf sog der Bestohlene nach der Alverslebenfirage, verabredete aber mit seiner Gattin, die Wohnung nie ohne Auificht zu laffen. Da bemerkte die Frau eines Sonntags, als fte in Folge der Ab rede allein zu Hause geblieben war und zum Fenster hinaus. rede allein zu Hause geblieben war und zum Fenster hinaus. fab, bret fein gekleidete Herren, von denen der Eine bald in Dieses, der Andere in jenes Haus hineinging, die fich aber immer wieder zusammenfanden und zu berathschlagen ichienen. Das tam ihr befremdlich vor, weshalb fie die Herren scharf ins Auge faßte unb ihrem Treiben längere Zeit& fab, ohne 3 indeffen etwas Schlimmes zu abnen. Als fte aber einige Tage später bei fleinen Einlaufen erfuhr, daß in mehreren Häusern, in denen die Herren gewesen waren, gestohlen wor Den set, da war fie überzeugt, daß jene Herren die Diebe sein müßten. Rurse Beit darauf bemertte fte bei einem Ausgange wieder die brei Herren in der Gegend, fie machte einen Schuß mann darauf aufmerksam, dieser beobachtete die brei, als biefe aber das gewahrten, fetten fie fich barmlos auf eine Bant und gingen später langsam ihrer Wege, vom Schußmann un bebelligt, der noch keine Veranlaffung zum Einschreiten zu fin Den glaubte. Wieder einige Tage später fab die Frau das Kleeblatt wieder in einer Straße, wieder verschwand einer nach Dem anderen in dem oder jenem Hause, wieder machte fie einen Schußmann darauf aufmerksam, der ihr aber die Weis fung gab, einen Gendarmen aufzusuchen, da die Häuser auf Schöneberger Gebiet lägen. Bufällig begegnete die Frau sehr bald einem Gentarmen, bet fte auch fofort begleitete. Als Beide fich der Straßengegenb näherten, frat Schlink näherten, frat Schlint plöglich aus einem Hause heraus und Iter   dem Gendarmen gerade in die Hände. Auf dem Amtsbureau fand man Werth fachen bei ihm, die er eben erst gestohlen haben fonnte. Noch aber wußte man nicht, bei wem der Diebstahl verübt worden fet. Eine Umfrage in dem Hause war ohne Ergebnis. Nie mand wollte beftoblen sein, überall genügte den Leuten ein Blid auf die wohlverschlossenen Behälter ihrer Werthiachen, um überzeugt zu sein, daß fie nicht bestohlen waren, bis end. lich bei einer erneuten Umfrage ben Bewohnern des Hauses offen gesagt wurde, die Werthsachen, bie man ihnen beschrieb, feien bei einem Diebe gefunden worden. Da fand fich denn der Geb. Sekretär Echulz, der erklärte, solche Gegenstände in feinem Befis zu haben; er schloß sein Echreibpult auf und fand dasselbe ausgeräumt. Bei der B fitation Solini's fand man Dietriche, welche sofort eine Erklärung dafür gaben, wie bie Diebstähle, deren man schließlich eine ganze Menge festgestellt bat, ausgeführt worden find. Es waren überaus fein und sorgfam gearbeitete Hauptscblüffel, benen lein Soloß widerstand und die den Dieb in die Lage festen, jedes Schloß sorgsam auf und zuzuschließen, so daß die Beftoblenen erft qu fällig ben erlittenen Berluft bemerkten. Nachdem Schlint ver haftet worden war, wurden auch Schwerin   und Metnice ge auch von dem auerft von ihr zum Beiftande aufgeforderten Schugmann mit größter Beftimmibeit als diejenigen beiden Herren erkannt, die sich in der Gesellschaft Splints in ber Gegend umbergetrieben hatten. Schwerin   fist wegen anderer Verbrechen beim Landgericht I in Untersuchungshaft, Schlink und Meinide dagegen beim Landgericht II, doch hat das Land gericht I auch über diese beiden Super Arreft verfügt. In der Wohnung Schlinis ist eine vollständige Einrichtung zum Ein schmelzen von Retallen vorgefunden worden, so daß mit Sicher. belt anzunehmen ist, daß die geftoblenen Gold und Silber fachen fofort eingeschmolzen worden find.

Berliner Adreßbuch. Am 5. DItober beginnt das Ab holen der bei den Hauseigenthümern und Berwaltern zur Ein zeichnung bereit liegenden Hausliften zum Berliner Adreßbuch" pro 1887. Die beibeiligten Einwohner, denen die Lifte noch nicht vorgelegen bat, werden gut thun, solche bei ihren Haus wirthen zu reklamiren und für genaue und deutliche Einfänglich eingezogen und von der Frau des Maurermeifters wie tragung der erforderlichen Angaben Gorge zu tragen. Wir machen besonders die Arbeiter Berlins  , welche eine eigene Bobnung inne haben, darauf aufmerksam, des es viele Haus­eigenthümer giebt, welche die Namen der in ihrem Hause wohnenden Arbeiter abfichtlich nicht in die betreffenden Liften eintragen. Wer also auf die Aufnahme feiner Abreffe im Berliner   Adresbuch" Werth legt, möge fich bei seinem Haus wirth melben und die Eintragung veranlaffen.

Fernsprechverbindung zwischen Berlin   und Breslau  . In der Berl. Börsensta." lesen wir: Die geplanten Ferne prechverbindungen mit Halle und Breslau   find, soweit es fich ausschließlich um amtlichen Verkehr handelt, nunmehr fertig gestellt. Für beide Städte beftebt je eine direkte Leitung und awar besorgt das Fernfprechamt Nr. I die Vermittelung mit Halle a. S., während das Amt Nr. VII biefelbe für Breslau  berjuftellen bat. In beiden Städten haben sich eine große Anzahl von Theilnehmern gemeldet und sollen demnäcbft weitere Leitungen gelegt werden, um die Theilnehmer direkt untereinander zu verbinden. Da diese Anlagen direkt gebaut woerden   follen, so würde es kaum eine Minute Beit erfordern, bis die Verbindung mit einem dortigen Theilnehmer hergestellt

Boliget Bertat. Am 30. v. M. fiarb im allgemeinen städtischen Krantenbaufe der Arbeiter Hus welcher furs vorber auf dem Grundstück Prenzlauerstraße 17 auf einem Torfwagen befinnungslos und aus einer Kopfwunde blutend aufgefunden und borthin gebracht worden war, und awar, wie nachträglich feftgestellt, an den Folgen eines Schädelbruchs. Auf welche Weise er diese Verlegung erlitten, fonnte bisher nicht festges ftellt werden, da er bis zu seinem Tode bewustlos blieb und nicht vernehmungsfähig war. Am 1. d. M. Bormittags wurde in der Brinzen- Allee eine Frau durch ein von dem

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Es erscheint alsdann der Bollaeilieutenant Gente, in defen Revier das Haus Mödernftraße 78 liegt. Er set früber der Meinung gewesen, der Mörder sei durch das Fer ster in das Schiffling'sche Schlafzimmer gelangt, als er jedoch von ber Auffindung des Butes gebört, set er zu der Ueberzeugung ge langt, der Mörder babe fich durch die Korridoribur, vielleicht burch Nachschlüffel, Eingang in bas Schlafzimmer verschafft und zwar noch ehe die Schiffling'ichen Eheleute fich au Beit gelegt hatten. Hausverwalter Ruhlman: Er tannte den Schiffling schon seit 1883, derselbe sei ein sehr gutmüthiger und nichts weniger als jähzorniger Mann gewefen. Auch ſet Schiffling febr ordnungsliebend gewesen. Am Abend des 9. Junt habe Schiffling ein Meffer gesucht und da er es nicht gleich finden fonnte, gefagt: Es ist doch verdammt, daß der Friedrich immer das Schinlen- Schneidemeffer verlegt.- Bräf.: Nun Angellagter, was fagen Sie bazu? Angell.: Davon weiß ich nichts.- Auf weiteres Befragen des Bräftenten be merkt der Beuge: Es erscheine ihm vollständig unglaubhaft, daß Schiffling den Keller in der Schlaflammer überfallen babe.

Der gerichtlicher Beyler, Geb. Mebiginal Rath Dr. Wolff belundet: Die ermordete Frau Schiffling fei in einer Weise verlegt gewesen, daß mit Sicherheit auf eine febr beftige Ge genwehr der Ermordeten mit dem Mörder zu schließen sei. Nicht nur am Halse, auch an der Bruft, den Armen und Fingern waren tiefe Schnitt und Stichwunden vorhanden. Der Ehemann Schiffling war von rechts nach links, seine Frau Don lints nach rechts in den hals geschnitten. Die Frage des Staatsanwalts: ob es möglich, daß der Mörder der Frau den Schnitt in den bals im Schlaf beigebracht und alsdann die Frau mit dem Mörder gekämpft babe, bestätigt der Sachs te ftändige. Sanitäts- Rath Dr. Long: J babe den Ehe mann Schiffling unterfucht. Schiffling ist eine hübnenhafte Gefalt gewesen. Die Wunde, die Schiffling quer über dem alle hatte, war eine so tiefe, daß man eine hand bequem Darin versenten tonnte. Außerdem war der Rebltopf burch Schnitten, fo daß der Zob sofort eintreten mußte. Die Snitte waren mit großer Heftigkeit geführt. Die Beweisaufnahme war danach erschöpft.

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