eber geftiegen als herabgegangen ist." Die Neiffer Btg." fügt der Meldung von den vielen, in junafter Beit paffirten Eisenbahnunglüdsfällen die ihr von zuverläffiger Selte gemachte Mittheilung an, daß die Bahl der Bahn wärter auf der Strecke Neiße Brieg wiederum vermindert worben ist!

Wie traurig und troftlos die Schulverhältnisse noch in manchen preußischen Landestheilen find, davon giebt ein Bericht der Preußischen Lebrerzeitung aus Schlesien Runde. Vor dem Schöffengerichte in Guttentag ( Regierungsbezirk Oppeln ) vermochte ein wegen Jagdvergebens angetlagter achtzehnjähriger Bauerssohn sein Alter nicht anzugeben, auch nicht, wann er aus Der Schule entlaffen oder wann er sur erften militärischen Ge tellung geben werde. Er bemerkte darauf: Das weiß ich alles nicht, ich bin dumm geblieben, ich habe die Schule nur selten besucht." Ein ähnliches Bild geistiger Verwahrlosung gab eine wolfjährige Beugin. Gie fonnte ihre Religion nicht angeben. Auf die weiteren Fragen, ob fte latholisch, evangelisch oder jüdisch set, welche Kirche fie besuche, antwortete fte: Das weiß tch nicht." Sie verneinte auch die Frage, ob fie die zehn St. bote lenne. Die Schuld an diesen Zuständen tragen, nach dem Fachblatt, nicht die Lehrer, sondern die örtlichen Verhältnisse. Bu einzelnen Schulen jener Gegend gehören meilenweit entfernt liegende Dörfer. Im Sommer find die Wege fandig, im Winter des Schnees wegen laum zu betreten, und viele Kinder find noch dazu mangelhaft gelleibet. Hierzu tritt noch der Um ftand, daß die Lehrer oft über 200 Rinder ju unterrichten haben. Wegen zu großer Armuth schiden viele Eltern ihre Kinder gar nicht in die Schule, sondern benugen fle zum Erwerbe des täg lichen Brodes.

Kein Septennat, sondern ein Aeternat in Bezug auf Die Friedenspräsensstätte fündigt ein Artikel der Kreuzstg." als eine an maßgebender Stelle beschloffene Sache" an. Die Friedenspräsensstärte foll also nicht mehr wie seit 1874 auf je 7 Jahre, sondern bauernb festgesetzt werden. Legteres -schreibt die Freis. 8tg."- ist belanntlich schon 1874 von der Regierung verlangt worden. Die Nationalliberalen aber waren damals einstimmig gegen eine dauernde Festlegung. Man with eventuell bald erfahren, ob fie auch in diesem Buntte anderer Meinung geworden find. Die Kreuzzeitung " schreibt, man fet an maßgebender Stelle noch nicht einig darüber, ob der neuen Festlegung die Bolkszählung von 1880 oder die von 1885 au Grunde zu legen fet. Gegenwärtig beträgt die Friedenspräsenzftätte belannilich 427 274 Mann. Soll die Friedenspräsenzßärte mit 1 pet. berechnet werden nach der Vollzählung von 1880, so würde fte auf 452 340 Mann zu erhöhen sein. Berlangt aber der Vorschlag der Regierung sogar eine Erhöhung nach der Volkszählung von 1885, fo müßte bie Friedenspräsenzftätte auf 468 409 Mann gebracht werden. Im erfteren Falle würde es fich also um eine Erhöhung von 25 000 ann, im legieren Falle um eine Erhöhung von 41 000 ann handeln.

Der Abgeordnete Bebel beabsichtigte Sonnabend in einer Boltsversammlung in Dresden einen Vortrag zu halten über das Thema:" Deutschland und die orientalische Frage. Auf Betreiben der Bolizei mußte die Versammlung auf nachfte Woche verschoben werden.

Schweden und Norwegen .

Den. N." wird aus Stodholm geschrieben, daß dem Vrnehmen nach dem nächsten Reichstage ein Antrag auf Er Tag eines Sosialistengesetes zugeben wird. Bart Land" hält ein solches Gefes für unbedingt nothwendig, bas mit nicht erst die Sozialdemokratie der Regierung über den Kopf machse. Damit das Bustandekommen eines solchen Ge fezes geftchert set, räth das Blatt der Regierung, felbft eine Darauf bezügliche Vorlage ausarbeiten und dem Reichstage au gehen zu laffen.

Rußland.

Bir erwähnten jüngst, daß aus Petersburg eine Melbung eingelaufen sei, wonach gegen das russische Raiserpaar bei der Eisenbahnstation Luga der Petersburg. Warschauer Linie ein Attentat geplant gewesen, aber entdeckt worden sei. Das Bücht hat in Petersburg furftrt. Auch will man dort wiffen, das eine Anzabl Eisenbahnarbeiter feftgenommen, banach wieder in Freiheit gesezt und die weiteren Recherchen resultat los geblieben seien. Bei den betannten Breßoerhältnissen fehlt die Möglichkeit, das Thatsächliche dieser Angaben zu prüfen. Richtig ist jedenfalls, daß der Aufenthalt des russischen Kaiser­paares in Bolen über die ursprünglich festa feste Frift ausge behnt worden ist. Die Möglichkeit liegt vor, daß dies ge schehen, well man abmatten wollte, bis die Sicherheit der Eisenbahnlinie aweifellos geworden.

Belgien .

Das Journal de Bruxelles" tündigte dieser Tage an, Der Justisminister habe dem Könige zahlreiche Gnadenanträge zu Gunsten der aus Anlaß der Unruben vom März wegen verschiedener Vergeben Berurtheilten unterbreitet. Es find, wenn man die kleineren Delitte mit einrechnet, weit über 1500, ja nach einigen Angaben an die 2000 Strafurtheile aus fenen Anlässen erfolgt. Wie die Manifeftationen in Brüffel,

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Dr. Keppler bei der Behandlung Choleratranter angewendet bat, wird berichtet: Aus Dr. Rappler's Beobachtungen am Riantenbette ging hervor, daß eine Lähmung des Herzmuskels als dirette Wirkung des Choleragiftes der Bluteinbidung Dorangebe, und daß man deshalb dem Herzen direkt durch die Blutbahn nicht auf dem Wege über Magen und Darm­bas Rettungsmittel zuführen müffe. Dr. Reppler machte also folgenden Berfuch: Am Halse, beziehentlich in der Unter Slüffelbeingegend des Kranten öffnete er eine größere Blut aber, steckte in dieselbe ein Rohr und sprigte nun vermittelst eines Apparates, ber bas höchft gefährliche Miteinbringen von Luft vermeidet, eine Lösung von Chlornatrium und absolutem Alohol in Waffer ein, und awar in Abfäßen von mehreren Minuten jedesmal 50 8 amm, bis fich der Strante etholte. Traten wieder Anzeichen von Herzlähmung ein, so begann bas Verfahren von Neuem und lonnte nunmehr auch von einem Nichtarzte ausgeführt werden, da das Rohr in der ange fbnittenen Aber liegen blieb. Im Ganzen wurden je nach dem Buftande acht bis zwölf Liter eingefprigt. Die Erfolge er muthigen durchaus, das Verfabren weiter ausjubilden; denn in achtzehn faft boffnungslosen Fällen wurden neun Riante ge rettet, und bret würden ebenfalls gerettet worden sein, wenn nicht anderweitige Rrankheiten( Scharlach u. f. m.) nach ein getretener Befferung bajugetreten wären. Die übrigen sechs Fälle betreffen Sterbende, bei welchen auf furge Beit ebenfalls das Bewußtsein aurudlebrte.

Heirathsluftigen Damen wird folgender Wint willkom men sein. In Waggon wheel in Jbaho, im äußersten Weften Der Vereinigten Staaten , berricht ein ganz außerordentlicher Mangel an weiblichen Weien. Die Einwohner ber feinen Slabt müssen fich fast alle ohne beffere Hälften durchs Leben fableppen. Da gelchab es vor einiger Beit, daß ein folcher Einwohner starb, ein junger Mann, zu beffen Beerdigung feine beiden hübschen Schwestern aus dem Dften gereift lamen. Is fte aber das weiberlofe Nest wieber verlaffen wollten, begab fi eine zahlreiche Abordnung, den Bürgermeister an der Spize, su ihnen mit der Aufforderung, fich Galten zu wählen. Das Stadtobethaupt felbft trat als Bewerber auf. Als die Mäd. chen aber trotz dieser Anträge abreisen wollten, wurden fte mehrere Tage hindurch förmlich belagert, bis fte fich endlich entschloffen, wet ftattlichen Männern fich zu verloben. Der Bürgermeister erhielt wegen allau reifen alter einen Korb. Ste meldeten der zu Hause verbliebenen Mutter die Nachricht. Diese lam fofert berbet und erklärte, angesichts des Unpaffenden, nach dem Tode des Bruders fich sofort zu verloben, werde fte

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Lüttich und vielen anderen Drten beweijen, ist es jedoch nicht ein Gnadenatt, sondern eine umfaffende Amnestie, die von den Arbeitern erwartet wird. Daß man felbft in Bürgers freisen die harten Urtbeile mißbilligt, geht daraus hervor, daß vor dem obersten Kaffationshofe der Generalstaats. anwalt selbst beantragte, das in Betreff der Berstörung der Baubour'schen Glas. werfeergangene schwurgerichtliche Erkenntnis ganz au vernichten. Der Kaffationsbof bat allerdings, entgegen dem Antrage des Staatsanwalts, die Berufungen der in dem Prozeß wegen Plünderung und Berstörung der Baudoug'schen Glasfabril zu 20 Jahren 3wangsarbeit Ver uttheilten, Schmidt und Falleur, verworfen; dagegen wurde der Appellation der wegen Anftiftung zu den Plünderungen und Rubeftörungen in Lüttich au fünfjähriger Einschließung und zehnjähriger Polizeiaufsicht Berurtheilten, Wagner und Ruffers, ftattgegeben.

Beftern sollte in Namur eine große Manifestation der ges fammien liberalen Partei Belgiens gegen das Minifterium stattfinden. Ueber 50 000 Theilnehmer waren angekündigt.

Frankreich .

Die Maschinenfabrit Vierzon will am 5. Dltober mit fremden Arbeitern die Arbeit wieder aufnehmen. Die Sozia liften fagen voraus, daß die Streitenden fich dagegen auflehnen würden.

Die Budgetlommission der Deputirtenkammer bat die Ein Tommensteuer im Brinsipe genehmigt. Wilson ist zum erften Berichterstatter ernannt worden. Bur Deckung des auf 104 Millionen veranschlagten Dfijits beschloß die Budgetlom misfion, 53 Millionen der Einkommensteuer zu entnehmen und 51 Millionen durch verschiedene neu anzuseßende Einnahmepoften aufzubringen.

Großbritannien .

Als Beispiel der Entwerthung des Grundbeftges in Jr. Iand wird angeführt, daß fürzlich eine werthvolle Farm mit 11jähriger Bacht, das Eigenthum des Lord Annesley, bei Tan farbstown, Atby, an einen Herrn Kelly für 15000 t. vertauft murde. Das Gut bat 208 irische Morgen. Die ursprüngliche Bacht betrug 5940 M., während die richterlich feftgefeste fich auf 4800 Dt. belief. Allein die Gebäude sollen 60 000 Mart geloftet haben.

In Dublin fand die erste Sigung ber trischen a tionalliga nach Verwerfung des Bächterunterstüßungsent. wurfs im englischen Unterhause ftatt. Die Stimmung war äußerst erregt und die Rathschläge, die den Bächtern ertheilt wurden, zeugten von einer unglaublichen Erbitterung. Im Streite bes tommenden Winters", so sprach wörtlich der Pfarrpriester Cantwell aus Tipperary, baben die Bächter mit dem Rüden gegen die Wand zu stehen und ihre Taschen zu aulnöpfen. Buerft sollen ste fich selbst nähren und vor hunger Schüßen. Dann sollen fie nach ihren Kindern schauen, damit fie rofige Gefichter haben, gut gekleidet seien und täglich zur Schule gehen. Erst wenn fie fich und ihre Kinder genährt und untergebracht und die zur Erhaltung des Lebens gemachten Schulden gezahlt, dann crft dürften fich die Gutsherren tilt thren Ansprüchen melden." Mit größter Milde sprach Ge. Ehrwürden von dem Morde der Gutsherren. Einen Guts herrn, welcher Maffenausweisungen vornähme, au schonen, hieße das Gebot, nicht zu morden, aufs äußerste debnen."

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Die Bewegung für Homerule ift feit lange auch in Schottland im Gange wo namentlich in den Hochlanden ebenso traurige agrarische Buftände herrschen wie in Jr land. Jest hat diese Bewegung einen neuen fräftigen Anstoß erhalten. Wie der Boffischen Beitung" ein Brivaitelegramm aus London meldet, hat die national liberale Vereinigung von Schottland " foeben ein Manifeft zu Gunsten von Homerule für Schottland erlaffen, well, wie es barin heißt, die schottischen Fragen in Westminster taum Gerechtigkeit empfingen und die von Schottland seit Genera tionen verlangten Sozialreformen in Folge des überwältigenden Ronservatismus in England nicht erreichbar seien. Gladstone hat ein Schreiben an die Vereinigung gerichtet und dieselbe zu dem ergriffenen Schritte beglückwünscht.

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Da di Benennung Briten" für die Einwohner der beiden Inseln durch die Trennungsgelüfte der Fren thre All gemein beit zu verlieren brobt, hat der Globe" es fich angelegen fein laffen, einen neuen Namen aufsuspüren. Er findet ihn in ben Anfangsbuchstaben der vier Fürftenthümer", aus denen bas Reich besteht: W( Wales ), I( Srland), 8( Scotland) und E( England) Wise, weise, fobas also die Briten fünftighin Wiselander aus Wiseland, Weisländer wären.

Alle Bergleute der Ruabon und Wrexham Koblen gruben, mehrere Tausend Arbeiter, legten Die Arbeit nieder. Die Ursache des Streiles ist die Frage, wie viel eine Tonne wiegen darf. Die Aufregung unter den Leuten ift groß und fehlt es nicht an Borboten ernstlicher Rubeftörungen, da einige Higlöpfe die Fenster der Bureaus der Gesellschaft einwarfen und die Schienengeleise der Pferdebahn aufriffen. In Folge des Darniederliegens der walliftschen Weiß­bleinduftrie ftellen eine Menge Blechfabrilen in Swansea

nicht ihre Einwilligung geben. Rein Bitten balf. Die um ibre Schönen betrogenen Bräutigame legten die Sache einer einberufenen Bolts versammlung vor, die Mittel finden sollte, im Intereffe der Bergrößerung der Einwohnerzahl die jungen Damen zurüdjubalten. Der abgebligte Bürgermeister hatte aus Hädtischen Rüdfichten an der Bersammlung theilgenommen, er fam auf einen glänzenden Gedanken. Ec ging zu der Mutter Der Damen, machte ihr einen Antrag, fand Gehör und statt sweter Paare wurden bald barauf brei getraut. So erzählt bie ,, Dublin Mail". Waggon Wheel ift eine aufblühende Bergwerksstadt, deren Bulunft in den Händen des weiblichen Geschlechts liegt.

Verbot der Leichenverbrennung in Dänemark . Nach bem das in Kopenhagen errichtete Rrematorium in voriger Woche einer Probe unterworfen und als vollständig seinem Swed ent sprechend befunden worden ist, hat plöglich das Justizminifte rium ein Verbot gegen die Leichenverbrennung erlaffen, indem

fich auf die Bestimmungen des dänischen Kirchenrituals vom Jabre 1685 bezieht, nach welchen nur das Begraben der Leichen in Dänemark geftattet sein soll. Inzwischen waren bereits ver schiedene Gefuche um Benußung des Krematoriums aus dem In- und Auslande eingegangen, welche alle bis auf eins zurüd gewiesen werden mußten; lepteres ist von den Hinterbliebenen Des schwedischen Marinetommandeurs Ulner, seiner Zeit Werft chef in Stockholm , gestellt worden. Der Vorstand des Krema toriums hoffte, wie der Boff. Btg." geschrieben wird, daß das Juftigministerium in diesem Falle, wo es fich um die Berbren nung der Leiche eines Ausländers bandelt, feinen Widerspruch erheben würde. Da dies doch geschehen ist und alle Verband lungen in dieser Angelegenheit zurückgewiesen wurden, so bat lungen in dieser Angelegenheit zurückgewiesen wurden, so bat nun der Vorstand eine Alage gegen das Juftigminifterium wegen unbefugten Verbots der Leichenverbrennung angeftrengt.

Am Hamburger Hafen . Herr und Frau Löwenbaum wollen mit dem Dampfboot abretsen, baben fich aber verspätet. Gott , mas haben wir für Bech, fährt das Schiff und gerade vor der Nase vo: bei!" ruft, fich die Stirn abtrodnend, Herr Löwenbaum. Dat lönn' Ji woll ännern," lägt sich eine Theerjade vernehmen. Wieso, wieso?" frägt eifrig Frau Löwenbaum. Dreibt Ji man' rümme, dann geibt Ju an' Achterbeht vorbi!"

Papa, was ift denn ein Belletrift?" Du fannst ja Franzöflich. Also fag' mal, was brist belle auf deutsch ?" " Schön." Und triste?"" Traurig." Na, fiehst Du, Belle irift ift ein schöner, aber trauriger Beruf, benn die Belletriften haben gen öhnlich kein Geld!"

am 2. Dltober ihren Betrieb gänzlich oder theilweise ein, wo durch mit einem Schlage über 3000 Handwerker beschäftigung Ios werden.

Wie die Pallmall Gazette" erfährt, hat der Chef ber Londoner Polizei, Warren, die zum Schuße der öffentlichen Gebäude in London feit einiger Beit getroffenen Maßregeln wieber eingeschränkt. Die hierdurch disponibel werdenden ca 1000 Bolijiften(!) sollen zur Ueberwachung verdächtiger In dividuen verwendet werden.

Spanien .

Das Kriegsgericht verurtheilte den General Villacampo, ben Lieutenant Gerrano und 5 Unteroffiziere zum Tode. Balkanländer.

Der englische Schazkanzler, Lord Churchill, hielt in Drate ford eine Rede, in welcher er bezüglich der bulgarischen An gelegenheiten fagte: Weit ernster vielleicht, als alles Andere, set gegenwärtig die Sachlage in Bulgarien . Jm vorigen Herbfte, als Lord Salisbury Minifter des Aeußern gewesen, babe man allen Grund gehabt, anzunehmen, daß die bulgarische Union unter dem Fürften Alexander zur Entwidelung einer glücklichen und unabhängigen Nation führen werde, deren wachsende Stärke schließlich bie Lösung der orientalischen Frage herbeiführen tönnte. Diese Hoffnungen feien augenblicklich größtentheils zertrümmert Einer brutalen, feigen Verschwörung fei es gelungen, ehe der junge Staat fich tonsolidirt, die Regierungsautorität des Fürsten Alexander au paralyftren und Bulgarien seines Ber frauen genießenden Führers zu berauben. Gegenwärtig scheine Die Freiheit Bulgariens wie auch diejenige Serbiens und Rumäniens fiatt tompromittirt. Diese ernste Frage errege natürlich große Aufmerksamkeit in England. Die Behauptung, England babe an dieser Frage lein ernftes ober materielles Intereffe, scheine ihm, den Redner, zu wenig be gründet. Die Pflicht der englischen Regierung fet es, Alles aufzubieten, um das befte und freundschaftlichste Einvernehmen unter allen fremden Staaten aufrecht zu erhalten, und stets freundliche versöhnende Rathschläge zu ertheilen, um nationale Rivalitäten zu verringern und internationale Schwierigkeiten frieblich zu lösen. Sollten fich jedoch Umstände ereignen, deren gewichtige gefährliche Natur England awingen würde, au mählen, so werbe zweifellos bie Eympathie und sogar die Unterfügung Englands denjenigen Mächten zu Theil werden, welche den Frieben Europas und die Freiheit der Nationen fuchen und Englands Eintreten zu deren Gunsten werde wahr fcheinlich obne Gewaltmaßregeln den Ausschlag geben.

Die Wiener N. Fr. Br." erfährt aus Sofia , 2. Dltober: Gestern Abend um 6 Übr begab sich eine aus den Ministern Natschewitsch, Stoilow, Geschow, Radoslavov, Nikolajew und Joantschon beftehende Deputation des Ministerraths zu dem diplomatischen Agenten Rußlands , General Kaulbars, und eröffnete ihm vor Allem, daß die Regierung auf jede Jdee der Wiederwahl des Prinzen Alexander verzichtet habe. Die Minister sprachen fich diesbezüglich in der formellften Weise aus. Gobann theilten dieselben dem General den Beschluß mit, die Wahlen nicht verschleben zu lönnen. Der General antwortete der Deputation, daß fie dem Willen des Bars enta gegen handle, daß die von Rußland festgestellten Buntte in unbedingter Weise beschloffen wurden, daß der Kaiser von dem nicht abgeben werde, was er( Kaulbars) den Bulgaren au eröffnen beauftragt worden war, daß er aber die Anschauungse weise ber bulgarischen Regierung dem Minifter des Aeußern, D. Giers, übermitteln werde. Sirr Kaulbars fühlt fich offenbar gang als Diktator.

Amerita.

Der größte Berlauf von Waldland, den es je im Nordwesten der Vereinigten Staaten gegeben hat, wurde neu lich abgeschloffen. Ein gewiffer Billsbury übergab feine Bes fizungen der Grand Haven Lumber Kompany. Der Bertauf enthält 650 000 Fuß Fichtenbols, von denen das meiste über 30 Meilen von ilin in Minnesota liegt.

frita.

Der Pariser Korrespondent verschiedener englischer Beltungen hat wegen der Lavison Affaire den Erthedive Ismail Bascha selbst interviewt und von diesem erfahren, daß die ganze Jamail gehörigen Balaft, deffen Eigenthum ibm gar nicht be Nachricht auf Entstellung beruhe. Her Lavison babe an dem ftritten werde, awei neue Tbore durchbrechen laffen. In Folge Deffen sei der Gouverneur() mit bewaffneten Leuten einge brochen und habe die zwei Wächter Lavisons verjagt. Dieser habe Klage erhoben. So habe ihm Lavison felbft telegraphirt. Die Geschichte ist jedenfalls noch untlar. Wie scharf man eng lischerseits in Egypten den Russen aufpast, erhellt daraus baß mit großem Applomb von einem anscheinend politisch be Deutungslosen Eries, welcher am Donnerstag in Ratro vorlam, gesprochen wird, bloß weil die Erjedenten tufftsche Beamte find Der Vertreter des russischen Generallonsuls und das rustich Mitglied der Schuldenfaffe, Bring Muruft, machten sich nach englischer Darstellung nämlich eines beftigen und grundlosen Angriffe auf einen harmlosen einheimischen Boliaiften schuldig. Die Thatsachen sollen angeblich den blos subestörenden Cha rakter dieses Frevels hinreichend erhärten.

Gerichts- Beitung.

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Wegen Bergehens gegen das Eostaliftengeset hatte fich am Montag der Schriftfeger Sobert Schulze in der Ne vifionsinftans vor dem Straffenat des Rammergerichts zu ver antworten. Im September vorigen Jahres fand nämlich im Arnot'schen Lofal eine Bezirksversammlung des werkthätigen Bolles im 29. und 31. Rommunalwahlbezit ftatt, worin Schulze den Vorfts führte und der Schriftfeser Runtel bas Referat hielt. Die Art des letteren bestimmte so stellt der zweite Richter feft den überwachenden Polizeilieutenant au dem Entschluß, die Versammlung aufzulösen, boch ehe er noch zur Ausführung beffelben gelangte, tam ibm Schulze zuvor, indem er, den Redner mitten in seinem Vortrage unterbrechend, mit lauter Stimme schnell die Worte sprach: Ich schließe bie Bersammlung!" Schulze behauptete, daß er dies lediglich aus eigener Initiative geiban babe, während der Bolizeilieutenant Schmidt angab, daß Schulge nur aus der Beobachtung feiner ( Des Polizeileutenants) baltung, welche den Entichluß, bie Bersammlung aufzulösen, als unmittelbar vor der Ausführung ftebend erraiben ließ. bazu gekommen sei, das Brävenire zu fpielen. Nach der Erklärung des Schulze verhielt sich der Bolizeileutenant noch einige Minuten abwartend, da er aber sab, daß die Versammelten teine Miene machten, das Lolal zu verlaffen, so erhob er fich und erklärte die Versammlung für aufgelöft, ohne daß er hierbei gleich auf das Sozialistengefes Bezug nahm. Als nun Schulze fich dann nicht entfernte, forderte ihn der Beamte wiederholt aur Entfernung auf, indem er ibn darauf aufmerksam machie, daß die Versammlung auf Grund des Sozialistengefeges aufgelöst fei. AIS Schulze darauf erwiderte: babe Die Wer sammlung gefchloffen, fie fann daber nicht aufgelöft fein"- und fich auch nicht entfernen wollte, schritt der Beamte att feiner Feftnehmung. Schulze wurde hierauf auf Grund der §§ 9 und 17 bes Sozialistengefeßes angeklagt, aber in erfter Instanz vom Schöffengericht freigesprochen. In der Berufung inftans aber wurde er auf Grund der erwähnten Baragraphen au 100 M. Gelbftrafe event. 10 Tagen Gefängniß verurtheilt. Die Ausführung, fo bieg es in dem Urtheil der Strafe lammer daß eine geschloffene Bersammlung nicht mehr aufe gelöst werden fonnte, ift nicht zutreffend, denn der Umstand, baß formell awar der Schluß einer Berfammlung verlünbet worben ist, beweift noch feineswegs, daß fie auch thatsächlich au

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