Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 232.

Kommunales.

w. Der Brennmaterialienbedarf für die städtischen Institute im Etatsjabre 1885/86 ftellte fich nach dem Berichte der Deputation aur Beschaffung der Brennmaterialien an den Magiftrat auf 320 536 Str. Stüdfteinkohlen, 184 945 8tr. Klein fteintoblen, 140 874% Str. Brauntohlen und 4814 Rubilmeter Holz. In Bezug auf die Verwendung der Bregtoglen wurden Die Versuche fortgesetzt. Dieselben find in den fädtischen Hofpitälern und Anstalten, welche Brennmaterial in nur fleinen Quantitäten gebrauchen und bei welchen die Verausgabung aum Swede der Selbftfeuerung direkt an die Infaffen erfolgt, an Stelle des bei denselben bisher üblichen Torfes, verwendet worden. Unsere Hausfrauen dürfte es besonders intereffiren, baß bei diesen Bersuchen festgestellt worden ist, daß die Breß Braunloble wegen ihrer Heizkraft den Vorzug vor den Stein. Loblen Briquettes verdiene.

Bei den hiesigen Standes Aemtern find in der Woche Dom 19. bis intl. 25. September cr. jur Anmeldung gelommen: 278 Eheschließungen, 944 Lebendgeborene, 33 Todtgeborene, 812 Sterbefälle.

w. Der Verbrauch an Schreibmaterialien bei den städtischen Behörden hat sich wiederum in dem Etatsjahre 1885/86 gegen die Vorjahre bedeutend vermehrt. Diesem Um ftande liegt bauptsächlich zu Grunde die Erweiterung der Ber waltung durch Errichtung zweier neuer Standesämter, durch Die Drganisation der Berwaltung zweter Radialfyfteme der Ranalliation, burch die Uebergabe der vier Marliballen bem Verkehr sc Aber auch das ftetige schnelle Anwachsen Berlins übt seinen Einfluß auf die Steigerung namentlich auch des Drudmaterials aus. So find während des Rechnungsjahres 1885/86 unter Anderm verbraucht worden 351 158 Bogen Schreibpapier, 568 805 Bogen Ronzeptpapier, 2420 Groß Stabl febern, 15 445 Stod Pleistifte, 5140 Roth und Blauftifte, 1804 Liter Tinte, 336 250 Stud Rouverts sc. An Drudpapier find 5 168 854 Bogen erforderlich gewesen.

Lokales.

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Nachdem das Fürstenhaus" und die daneben stehende " Alte Münze" gefallen find, wird Berlin demnächst auch ein anderes Bauwert aus älterer Beit endgiltig verlieren. Es handelt fich um eine der wenigen monumentalen älteren Brüdenbauten, die Herkulesbrüde". Die Königsbrüde und Die Spandauer Biüde mit ihren alten Sandsteinfiguren aus der Beit Friedrich's II. find bereits in den lesten Jahren ab gebrochen worden. Mit der Herkulesbrüde verschwindet wohl Der legte der aus älterer Seit heiftammenden architektonisch fünstlerisch behandelten Spreeübergänge von der Kurfürften. brüde mit ihrem berühmten Reiterstandbilde natürlich abgesehen. Der Abbruch der Herkules brüde ift freilich nothwendig und längerer Aufschub hätte feinen 3ved. Der Brüde" fehlt die Berechtigung, da der Königsgraben, über den fte einst führte, nicht mehr vorhanden, vielmehr zugeschüttet ist, seitdem wir bie Stadtbahn befizen. Die schmale Brüde, welche den Ber lehr von der Burgftraße nach dem Monbijouplage vermittelte, ift jezt nur ein Hindernis dieses immer reger werdenden Ber tehrs. Nach längeren Behandlungen bat daber der Kultus minifter die Erlaubniß aum Abbruch jest ertheilt. Borber mus jedoch der alte Brüdenbau( tren wir nicht, aus der Beit Friedrich Wilhelm's II., unter Schabow's Oberaufficht ent ftanden) photograpbirt und architektonisch aufgenommen, so wie ein Gypsmodell deffelben hergestellt werden. Man kann diese Fürsorge im Interesse der Kunstgeschichte Berlins nur billigen. Das Gypsmodell soll der technischen Hochschule, welche eine fdöne Sammlung architektonischer Modelle hervorragender Bauwerke befigt, überwiesen werden. Das Schönfte an der Brüde find die Statuengruppen, awel Thaten des Herkules Darstellend und in Sandstein ausgeführt. Dieselben werden an einem andern Blaze, boffentlich im Freien, wo fie binge hören, und nicht in den Dunkellammern des Märkischen Museums , wo fie Niemand sehen würde, aufgeftellt werden. Es wäre sehr wünschenswerth, wenn auch vom Fürftenbause" ein Gypsmodell bergestellt würde. Dieser schöne und stattliche Bau ist ein Wert J. A. Nering's von 1685. Ursprünglich war es der Palaft des Oberpräsidenten v. Dankelmann. Nach deffen Sturz ward das Gebäude zum turfürstlichen Absteige quartier für vornehme Gäfte des Hofes eingerichtet, daher es Den Namen Fürftenhaus erhielt. Es gehört zu den wenigen Brivatpaläften vornehmer Aoliger aus dem 17. Jahrhundert, welche Berlin überhaupt aufzuweisen hat, und würde mehr eine fünftlerisch burchgeführte Wiederherstellung aus seinem iesigen Berfall als den Abbruch verbient haben.

Anträge auf Erledigung schleuniger Miethssachen, bie fonft bei den Quartalsumzügen ziemlich zahlreich bei den auftändigen Amtsgerichten geftellt zu werden pflegen, find beim Amtsgerimt I, bas für den Stadtbezirt Berlin zuständig ist, bet dem gegenwärtigen Umzug und tros des bedeutenden Um fanges beffelben boch nur wenige geftellt worden. Es dürfte indeffen unzutreffend sein, wenn man daraus folgern wollte, Daß überall die tontrattlichen Verbindlichkeiten zwischen Miether und Bermiether so glatt erfüllt worden wären. Das trifft Teineswegs zu vielmehr veranlaßte die Softspieligkeit und anbere umständliche Formalitäten unseres Gerichtsverfahrens Die Intereffenten im beiderseitigen Interesse, auf anderem Wege thre Streitfachen zu erledigen und bier dürfte fich je länger je mehr das Schiedsmanns- Inftitut als eine febr amedmäßige Einrichtung erweisen. Es ist jedenfalls lein Bufall, daß- wie uns mitgetheilt wird einer unserer Schiebsmänner am erften Umzugstage awei und am aweiten Umzugstage sogar dret Miethsfirettfachen burch schiebsmännischen Bergleich erledigen Tonnte; es tamen noch mehrere Fälle bei ihm zur Sprache, doch ließen fich einige in Büte nicht erlebigen. Bei anderen wurde Die Aufnahme eines schiebsmännischen Bergleiches entbehrlich. Die Swedmäßigkeit, solche Streitigkeiten bei dem zuständigen Schiedsmann zu erlebigen, erklärt sich eigentlich von felbft: Denn dieser Beamte wohnt in der Nähe, ift ohne große Ees mübungen zu sprechen und so im Stande, einen Streit in furger Beit zu schlichten, vorausgefest, daß beide Barteien fich feinem Urtheile unterwerfen und baffelbe in der Form eines Vergleiches anerkennen. Viele Angelegenheiten werden dabei natürlich burch bloß mündliches Berfahren theils erledigt, theils ohne Resultat erörtert, und es ist deshalb wenig zutreffend, wenn man die gesammte fabled männi che Thätigkeit nur immer nach der Babl ter gefchloffenen schriftlichen Bergleiche oder nach der Kahl der amtlichen Brotokolle des Schiebsmannes be. urtheilen will, wie dies heute gewöhnlich geschieht.

8n einer interessanten Auslegung des Kranken­faffengesetes vom 15. Juni 1883, betreffend die Beitrags. pflicht sur Strantentaffe, insbesondere die Subftantiirung des Begriffs Lohn und Gebalt", bat bie Gewerbebeputation des Magiftrats in ihrer füngsten Sigung fich bekannt. Das Gesey bejagt, daß als Gehalt odber Lohn im Sinne des Gesetzes auch antieme oder Naturalbeauge" gelten. Nun glaubten die

Dienstag, den 5 Oktober 1886.

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jenigen antwirtbe, welche weibliche Bedienung balten und dieser weder Lohn noch Roft, auch kein Logis ge­währen, die Kellnerinnen vielmebr lediglich auf die Trinkgelder Der Bäfte verweisen, daß weder fie als beitgeber noch jene als Arbeitnehmerinnen im Sinne des Gesezes zu betrachten feien und weigerten fich, den ibnen von der Krankenkasse ber Gastwirthe abgeforderten Dbulus von ein Drittel der geset Itchen Beitragspflicht au erlegen. Auf die erfolgte Denunziation Der Drtskrantrantentaffe hat nunmehr die GewerbeDeputation in voriger Woche dabin entschieden, daß die den Kellnerinnen von den Gastwirthen gegebene Befugniß durch Bedienung der Säfte und durch Empfangnabme der gewohnheitsmäßig" Ivon den Gäften den Relinerinnen gewährten Trinkgelder ,,, Geld erwerb" zu machen, als Gegenletftung und zwar as ben Kell nerinnen gewährte Naturalbezüge" zu betrachten fel.- " Jedoch führt die GewerbeDeputation weiter aus, und dies ist das Intereffante an der Sache, seien diefe Saftwirthe, well fte den Kellnerinnen einen baaren Lohn" nicht verab folgen, mithin denselben Abzüge" im Sinne des Gefeßer nicht machen lönnen, verpflichtet, ftatt des üblich n Drittels den vollen Beitrag für sämmliche bet thnen beschäftigt gewefenen und noch beschäftigten Rellnerinnen zu entrichten. Durch Diese Entscheidung werden viele Schantwin he zwar bart, aber gerecht getroffen. So muß ein Schantwirth Soulze 429,70 mt. nadiahlen, eine Frau Süßlow. Friedenstraße 74, mug 71 Mt. 35 Bf. opfern, und dabet werden fte nun auch noch von dem Schöffengericht in empfindliche Strafe genommen.

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Das königl. Polizeipräsidium erläßt folgende Bekannt machung: Es ist in jüngster Set bäufig vorgelommen, daß an das Polizeipräsidium gerichtete Briefe von Privatpersonen, mit einer Marte der, bania" oder eines anderen Privat Brief bestellungs Inftituts verfchen, in die Bofitäten geworfen mer. ben und dann, mit 20 Pfennige Strafporto belastet, an das Polizeipräfidium gelangen. Da es fich in diesen Gesuchen häufig um Einhaltung von Fristen handelt, bat bas Bolizei präftotum bisher in den meisten Fällen das Porto bezahlt und nachträglich von den Absendern wieder einzustehen versucht. Da durch die Wiedereinziehung des verauslagten Bortos dem Bolizeipräsidium jedoch weitläufigkeiten und Mabwaltungen erwachsen, im Falle der Nichteinziehbarkeit aber auch Berlufte entstehen, zu beren Tragung es leine Verpflichtung hat, so fteht fich das Polizeipräsidium genöthigt, folche mit Strafporto belafteten Gesuche von Privatpersonen fünftig zurüdauweisen. Das Polizeipräftolum lann deshalb dem betheiligten Bublifum nur Vorsicht empfehlen, damit es burd, die daraus entstehenden Verzögerungen und Beitversäumnisse nicht Nachtbelle erleide.

Den Unfall auf dem Görliger Bahnhof bringt die Deutsche Bauzeitung" gleichfalls mit dem auf dem Potsdamer Bahnhofe in Busammenhang und bemerkt dazu: Die Kürze, in Der beibe Ereignisse aufeinander gefolgt find, gestattet vielleicht, auf eine Gemeinsamkeit der Ursache zu schließen. Hierzu fann man fis die vielfachen Wechsel, die in der Form der Markit seichen nach und nach eingetreten find, vergegenwärtigen. In Der erften Zeit des Eisenbahnwesens bestanden die Marlirzeichen burchgehends aus fräftigen, in hellen Tönen gestrichenen Holz pfählen von 20-30 cm böhe, welche auch aus weiterer Ente fernung gut erkennbar waren. Da diese Pfähle die üble Eigen fchaft besaßen, für das Betriebspersonal der Bahnhöfe, insbe fondere die Weichenfteller, gefährlich zu sein, wenn lettere Abends fich awischen den Geleisen bewegten, bat man auf anderweite von diesem Mangel frete Formen gefonnen und ist dabei auf fleine Erbbügel, platt liegende Bobiftücke, farbige Streifen an der Außenseite der Schienen und noch sonstige Formen ge Tommen. Selbstverständlich aber büßen die neuen Formen an ihrer Erkennbarteit für das Fab personal in demselben Make ein, als die Eigenschaft der Gefährdung der Weichensteller sc. abnimmt, b. h. es werden gefabrliche Bugftreifungen begünstigt im Intereffe des Schußes der Weichensteller. Do man bei den beiden in Nebe befindlichen Unfällen es mit solchen neueren Formen der Marlirzeichen zu thun gehabt bat, miffen wir nicht; follte es der Fall gewesen sein, so würde die Nuganwendung fich von selbst ergeben. Denn es ist aweifellos, daß unter den beiden Uebeln, unter welchen man bier wählen tann, dasjenige bas fleinere ift, bet beffen gefahrbrohenden Eigenschaften immer nur ein einzelner in Frage lommt, sumal ein solcher, dem bie Gefahr genau bekannt ift.

Die vierte Mädchen- Fortbildungsschule, welche seit ihrer Gründung im Januar 1881 in der XXII. Gemeindeschule ( Kurfürstenstraße 141) untergebracht war, foll mit Beginn des Winterkursus nach der in der Kulmftraße 15 befindlichen neuen Gemeindeschule verlegt werden, damit fie, nachdem die Unter führung der Bülowftraße unter die Eisenbahnförper vollendet ift, auch von den Bewohnern der südwestlichen Vorftabt bequem zu erreichen set. Gleichzeitig geht die Leitung der Schule auf ben im neuen Schulgebäude wohnenden Rektor Schmidt über, welcher auch die Anmeldungen für den am 11. Dttober begin nenden Rurfus entgegennimmt. Da es im Südwesten ganz an einer Mädchen Fortbildungsschule fehlt, so wird durch die Berlegung einem vielfach empfundenen Bedürfniß entsprochen, wie fich dies schon durch die bisher erfolgten Anfragen und Anmeldungen bestätigt. Der Lehrplan umfaßt Deutsch , Rechnen Anmeldungen bestätigt. Der Lehrplan umfast Deutsch , Rechnen Buchführung, Beichnen, Handarbeit, Maschinennäben, Schnet dern, Blätten, Gefang. Als Unterrichtszeit find die Nach mittags und Abendkunden der Wochentage gewählt. Junge Mädchen, welche die Schule verlassen haben, finden bier Ge legenheit zur Ausbildung für das Haus und für selbstständige Erwerbsthätigkeit.

Das Waterloo- Ufer ift eine derjenigen Straßen, welche man mit dem Namen Sadgaffe zu belegen pflegt, indem die felbe nur eine Einfahrt von dem Blücherplas aus befigt; diese Einfahrt wird aber meißtentheils dadurch versperrt, daß auf Einfahrt wird aber meißtentheils dadurch versperrt, daß auf dem Blücherplage neben der Brüde oftmals 4-6 Dmnibuffe neben einander Aufstellung ebmen. Wollen von der Stadt aus Fuhrwerte zum Waterloo- Ufer fabren, so müssen dieselben im weiten Bogen um den großen Randelaber ihren Weg nehmen und so im Bidjad ihren Weg verfolgen, welcher oft noch durch die Pferdebahn versperrt wird. Durch eine ge eignetere Aufstellung der Omnibuffe toate wohl diesem Uebel ftande abzuhelfen.

Die Anhalter Bahn ist in eine ganze Reihe von Schadenersagprojeffen verwidelt, weil in der Dauer des Sep tembers eine Rotomotive mellenweite Schonung und balbe bis tief binein ins Land in Brand gefest bat. Die Sache wird für die Bahn febr loftspielig. Bei dem beutigen Stande der Technit erscheint es überraschend, daß man dem Funkensprühen Der Lokomotiven durch eine Sicherheitsvorrichtung nicht sollte vorbeugen können.

Die Einbrecher, von denen glücklicher Weise die gefähr lichfien b'nter Schloß und Riegel find, fangen mit Eintritt der tübleren Jahreszeit wieder an, fich su regen. In der Nacht Dom 28. zum 29. September wurde in ein Romptoir in ber Brandenburgstraße eingebrochen und aus dem unter An wendung eines Bemtrumbobrers geöffneten Tresor bes Geld spindes eine nicht unerhebliche Summe entwendet.

III. Jahrg.

Antiquarische Sachen haben in Folge der großen jest herrschenden Sammel Liebhaberet einen überraschend hohen Werth. So figuriren in dem Katalog eines bieftgen Anti queriats eine Reihe vnn Flugblättern aus dem Jahre 1848. Die ausgeworfenen Breise bewegen fich in der Regel zwischen 5 und 6 Mart. Und dabei find die Sachen ihrem Wesen nach nur Kuriosa. Ihr geschichtlicher Werth ist nur ein sehr be Dingter.

Nach einer Mittheilung des Kaiserlichen Stadtpofte amtes an die bieftae Kriminalpolijet fino am 25. v. tts. bet Der gegen 8 Uhr Abends stattgefundenen Leerung der zum Beftellbezirle deffelben gebö: igen Straßenbrieflaften in einem Derselben, welcher aber nicht näher bezeichnet werden lann. zwei Preußische 3% pros. Staatsschulbsdrine Lit. G. N. 21318 und 25191 über je 50 baler vorgefunden worden. Wahr scheinlich rühren tiefe Papiere aus einem Diebstahle her.

Die lette Stat- Runde. Das Werlchen des Dr Schubert: Das Statiptel im Lichte der Wahrscheinlich leit bebandelt in seinem dritten Kapitel die Gesammtzahl aller möglichen Staffpiele in einer so teffelnden Weise, daß dieselbe nicht blos die Statspieler, sondern auch solche Leser, welche dem eblen Spiele nicht huldigen, in bobem Grade interefftren dürfte, weshalb mir von der betreffenden Berechnung hier Notis nehmen wollen: Die in Beitungen und Unterhaltungs Jour nalen bäufig mitgetheilte Anzahl aller denfbaren Slat piele, ober, wie man genauer facen müßte, die Anzahl aller möglichen Vertheilungsarten der 32 Sarten des Statspiels unter die dret Epieler und den Slat ergiebt sich nach der in§ 2 besprochenen Methode Der Berechnung der Kombinationszablen aus 32! 3210.2210. 1210, ober, was daffelbe ift, aus 10! 10! 10! 21 und man findet genau 2753 294 408 504 540, alfo über 2753 Millionen mal Dillionen für die gesuchte Anzabl. Da der Mensch an die Vorstellung einer berartig großen Babl nicht gewöhnt ist, so muß er versuchen, durch Beispiele fich eine Vorstellung von ihr zu verschaffen. Nebmen wir an, daß dret Menschen auf Speise und Trant, auf Erholung und Schlaf Dergichien fönnten, um fich der edlen Aufgabe au unterziehen, alle möglichen Slatfplele durchauspielen, und daß diefelben dabei burchschnittlich nur drei Minuten für ein Spiel brauchten, fo würden fie doch über 15 733 Millionen Jabre spielen müssen, che fle die leste Runde anjagen dürften. Da alio dret mensch liche Leben leider nicht ausreichen, um alle Bertheilungsarten beim Statspiel burchzuspielen, so wollen wir, dem Grundlage unitis viribus buldigend, annehmen, daß alle Einwohner des Landes Sachsen Altenburg fich zu Dreien vereinigten, um die gewaltige Aufgabe zu erledigen. Vergebliches Mühen! Auch biese wadern Slatspieler würden, selbst wenn fte so rasend schnell spielten, daß fie in jeder Minute ein Spiel machten, über bunderttausend Jahre daran arbeiten müffen. Nun, so laffen wir denn die gange jest lebende Menschbest, Jung und Att, Mann und Weib, im Ganzen, wie man annimmt, 1500 Millionen Individuen, in Gruppen von je Dreien, zum fröhlichen Slat piel fich zufammenfeßen. Wenn wir ihnen bann zwölf Stunden Erbolungsseit täglich gönnten, so daß fie nur aölf Stunden zu spielen bätten, und wenn mir fie in der Stunde 20 Spiele erlettgen ließen, so würde die Menschheit ihre große Kulturaufgabe, alle dentbaren Bertheilur gsarten bes Slatspiels burd gespielt ju baben, in 62 bis 63 Jahren gelöft baben. Doer, nehmen wir an, daß jest, beim ersten deutschen Stattongreß das ganze Land Sachsen Altenburg abgebolat und plantet würde, um mit Stattischen so eng besett zu werden, Daß auf je zwei Quadratmeter ein Slattisch läme, und daß an jedem solchen Tuch täglich 240 Spiele gespielt würden, so würde es vom Sommer 1886 bis ins Jabr 1924 binein bauern, ebe des Geburtsland des Stats mit Stolz aus rufen dürfte: Jede mögliche Karten Bertheilung ist hier durchgespielt."

" Sladeblatt für Arm und Reich". Der frühere öfterreichische Unterlieutenant Heinrich Platiched, welcher fich nach wechselvollen Schidialen hier niebergelaffen bat und un berechtigter Weise als Profeffor der Mathematit Rudolf von Drlice bezeichnet, obwohl er ber tis wiederbolt wegen Anmaßung Des dels und Brofefforentitels beftraft ift, bat bisher durch Inferate in öfterreichischen und deutschen Bettungen das Publikum zum Spiel in dem österreichischen Bablenlotto an gereist, indem er bei Befolgung der von tbm angeblich er fundenen Spielregeln ficheren Gewinn in Musficht ftellt. Gegen wärtig wird Deutschland mit dem Glüd blatt für Arm und Reich überschwemmt, welches fich gleichfalls eine Verherrs lichung des Loitospiels zur Aufgabe macht und zahlreiche un taiirte Dantiagungen solcher Personen, welche dem von Drtice angeblich thr Glud verdanken, enthält. Den Reusband sendungen liegt ein Geheimer Auftrag" bel, in welchem Blatiched fich erbietet, die von ihm bergestellte geheime Reservatinftruftion", welche eine gana absolute Lerngewinn Sbanze " darbiete, au übersenden. Der ebenfalls beigefügte Giüdloupon" verpflichtet den Besteller, einen Gewinnantbeil Don 10 Prozent an den Profeffor von Dilicé und enthält außerdem den Bermert, das nur gegen eine vo berige An erkennung durch Bezahlung von mindestens 1 l. die Infituftion ausgearbeitet werde. Eine ftrafrechtliche Verfol gung dieses Schwindels ist nur dann möglich, wenn ein Be trogener fich meldet.

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Ueber den gefährlichen Verbrecher Adolf Krüger aus Berlin , der, wie wir meldeten, in Köln verhaftet wurde, bringen rheinische latter folgende bochinteresante Einzelbetten. 17jähriger Unteroffisierfchüler in Berlin beurlaubt, verübte er Er trat in ein bereits den erften Raubanfall daselbst. Droguengeschäft und bat, man möge ihm etwas gegen Bahn schmerzen geben. Der Laden befizer büdie sich hinter dem Laden tisch , um den Menschen zu bedienen. Im selben Moment schlug ihn diefer mit dem Seitengewebr zu Boden, in der Ab ficht, die Thele zu berauben. Der Schwerverk te scrie um Hilfe und Krüger wurde festgenommen. Er sollte ich wurgericht lich verurtheilt werden, wurde aber in Folge ärztlicher Gut achten einer Frrenanstalt zur Beobachtung übergeben. Dier freundete er ftb mit seinem Wärter an und veranlagte diejen, unter Berfprechung einer größeren Summe Geldes, mit ihm au fliehen. Mit dem Wärter unternahm er nun Raubzüge und verschiedene größere Einbrüche in Dimit, Prag , Breslau und in anderen Städten Schleftens. Von Berlin aus wird dem Verbrecher auch ein Raubmord zur Laft gelegt. Längere Zeit bat er fich im Ausland herumgetrieben. Nicht weniger als fed& Bäffe bezw. Legitimationen fand man unter seinen Ba pieren. Die Verhaftung Krügers gelang auf nachstehende Weise: Bor drei Wochen ungefähr mitthete er fich in der Reinoldstraße in Röln unter dem angenommenen Namen Gottfried Gehrig ein. Er wußte fich das Butrauen seiner Hausleute zu gewinnen, auch hätte er fich in furzer Beit Eintritt in beffere Familien zu vers fchaffen gewußt; u. a. nahm er bei einem der ersten Klavier lehrer Unterricht. Seinen Lbrer bat er, er möge gestatten, daß er fich thm anschließe. Der Berliner Kriminalfommiffar Braun nun, welcher seit dem von uns bereits gemeldeten Gine