und vereint mit den im naben Tannenberg fich offen zur Bartel Belennenden die Bewegung erhielten. Die Bildung eines Vereins zur Vorbereitung vollsthümlicher Wahlen ist ein neuer Rübler der sozialdemokratischen Bartet. Dieselbe liebt es, thre Bestrebungen vor Anderem, dem Bublifum wie den Behörden unter möglichst unverfänglichen Namen und Bezeichnungen zu verschleiern, die darauf berechnet sind, die Uneingeweihten, die über die Tragweite der Vereins bestrebungen fich nicht flar find, langsam zu gewinnen. So harmlos auch an fich die Be zeichnung des vorerwähnten Vereins und der Inhalt der Sta futen ift, fo verbergen fich doch darunter sozialistische, ben Umfturs der bestehenden staatlichen Ordnung vorbereitende Be ftrebungen. Dann durch die Zbeilnahme an den öffentlichen Wahlen, Vorträgen und Distusfionen beswedt man unter allmäliger Enthüllung der sozialistischen Lehren schrittweise den, wie man sagt, eroberten 19. Wahl frets mehr und mehr zu beherrschen und etwaigen Einfluß nicht nur bei der bevorfiehenden Landtagswabl, sondern auch, wenn irgend möglich, bei Wahlen zur fädtischen Vertretung aur Geltung zu bringen. Um diesen Bestrebungen möglichsten Erfolg au fichern, hat man dem§ 2 die datin au lesende affung gegeben und in§ 3 einen jehr niedrigen Jahresbet trag ausgeworfen. Nach§ 4, der überhaupt sehr dehnbaren Statuten giebt es 6 Vorstandsmitglieder. Von diesen find die unter 1 und 6 des Gesuchs genannten bereits wegen Bergehens gegen das Sostaliftengeset mit Strafen belegt worden. Der unter 3 des Gesuchs Erwähnte ist, wie insbesondere aus BL. 18, 19 und 22 des mehrangezogenen Faszilels hervorgeht, schon früher Einberufer sozialistischer Versamm. lungen und, wie dem unterzeichneten Bürgermeister zur Genüge belannt ist, auch in der Neuzeit gewesen, während die im Gesuch unter 1, 4 und 5 Genannten, wenn auch bisher nicht gerade offen, so doch wenigstens verftedt der Sozialdemokratie augethan gewefen find. Hinter all den Vorstandsmitgliedern steht aber die Person des auch der fönigl. Areishauptmann. fchaft zu Bwidau hinreichend bekannten sozialistischen Agitators, Bofamentters Karl Ernst Demmler in Beyer, der auch das Gesuch des Vereins aur Förderung vollsthümlicher Wahlen Bit. 1 Denn baffelbe trägt Demmlers Griftzüge eigenhändig geichrieben hat, wie denn auch weiter die Unterschrift des Gesuchs: Julius Anger, Tischler" von der Hand Demmlers herrührt. Die Statuten bas gegen find von einem jungen Mann, mit noch nicht völlig ausgeschriebener Hand, anscheinend dem in dem Lehrerseminar au Annaberg untergebrachten Sohne Demmlers geschrieben. Was man sich aber von den vollsthümlichen Wahlen zu versehen bat, gebt aus den jüngsten Ereigniffen in Belgien , Holland , Stalien und anderwärts hervor. Das der Sozialismus aber aur Anarchie treibt, baben nicht nur diese Ereignisse, sondern auch schon die Vorgänge in London im Anfange Februar 1886 zur Genüge Dargetban. Es ist da her bie unabweisbare Aufgabe der Behörden in unmittel barem Dienfte des Staates, als des Trägers der allgemeinen Drdnung, Vereine der voterwähnten Art zu untersagen. Dem gemäß ist das oben ausgesprochene Berbot durchaus gerecht fertigt. Gyer, den 11. August 1886. Der Stadtrath. Meyer, Bürgermeister."
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Wie der Chemnißer Fr. Br." übrigens mitgetheilt wird, bat auf die gegen dieses Verbot erbobene Beschwerde die fönigliche Kreishauptmannschaft zu Zwidau das Verbot aufgee hoben und den Verein für zuläsfig erklärt. Wer hätte auch geahnt, daß in Geyer eine neue Auflage der Vorgänge in Belgien , Holland , Italien , London und anderwäris vorbe reitet werde, und daß ein Verein schon dadurch äußerst bebent lich erscheine, weil ein Theil seiner Schriftstücke von Demmler und Sohn geschrieben wurde!
Politische Uebersicht.
Ein wunderlicher Kaus ist und bleibt doch Herr Eugen Richter . Griesgrämig, bodbeinig und rechthabertsch bis zum Erieß. Der Mann weiß etwas, das haben wir nie beftritten; er verkteht auch besonders etwas von parlamentari fden Dingen. In seiner Griesgrämigkeit und besonders in feinem Sozialisten bas vergißt er aber oft, daß er von varla mentarischen Dingen etwas versteht und rebet in seinem Organ bas ungereimtefte Beug. So fagt er im Merger über die auch thm zur Unterschrift vorgelegte bekannte bulgarische Inter pellation der Sozialdemokraten in der letten Seffion, daß die Sozialdemokraten gar teine Interpellation hätten au stellen brauchen, ein Antrag sei genügend gewesen, zu dem nur 15 Unterstügungsstimmen erforderlich gewesen seien. Gewiß! Der Unterschied zwischen Antrag und Interpellation, den ja Herr Eugen Richter genau so gut fennt wie wir, ist leider nur der, daß ein Antrag auf die Tagesordnung des Plenums nom Präfidenten nicht gebracht zu werden braucht, eine Snterpellation aber nach dem Geschäfts Gebrauch inner halb der fürzesten Beit erledigt werden muß. Außer bem giebt es einen bestimmten Tag für sogenannte
Mitte eine gewisse Sensation erregte. Es bilbeten fich ge fonderte Gruppen, die sich allem Anscheine nach von mir unterhielten. Endlich gaben die Biolinen mit den ersten Rlängen einer Boltsmelodie das Beichen zum Tanze. Ich, ber ich Niemanden fannte und überdies im Altagerode war, fonnte mich nicht dazu entschließen, au tanzen, und blieb in einer Saalede, meinen Gedanken hingegeben.- Welche sonderbare Vereinigung von Physiognomien und Gewändern! Welch' leidenschafts- und ausbrudslose Ge fichter! Worüber freuen sich diese Leute eigentlich? Wes halb find fie glücklich? Ist da irgendwie Seele und Gemüth vorhanden?"
Während ich diese Fragen an mich richtete, vergegen. wärtigte ich mir im Geißte jene glänzenden Petersburger Salons, wo das Herz erloschen und das Gemüth verbrannt ist, und jene Mostaker Salons, mit denen es sich beinahe ebenso ver
Initiativ. Anträge, das ist der Mittwoch einer jeden Woche; der Bräfident würde nun aus eigener Initiative einen Antrag der Sozialdemokraten in ber bulgarischen Frage nicht auf die Tagesordnung gefest haben, ba überhaupt in der legten Seffton ein Mittwoch gar nicht in Frage gelommen in, Die Majorität der Reichstagsmitglieder aber zum Schluff: drängten. Würden nun die Sozialdemokraten beantragt haben, ihren etwaigen Eintrag in der bulgarischen Frage an dem bes treffenden Sonnabend oder Montag auf die Tagesordnung au segen, tann würden Sentrum und Freifinn" gegen diesen An trag geftimmt, aus denselben Gründen, aus denen fte die ihnen Dorgelegte Interpellation nicht unterzeichnet haben.- D5 bie Do die Gründe in Feigbett" oder in übergroßer diplomatischer Fineffe" zu suchen find, bas tft uns gleichgiliig- im Grunde genommen dedi fich auch beides. Uebrigens war auch formell eine Interpellation bet ber betreffenden Gelegenheit viel beffer, als ein Untrag. Herr Eugen Richter müßte auch schon längst wiffen, daß die sozialdemokratischen Abgeordneten gerade von In ber ihm eine Belehrung am allerwenigften annehmen. nächsten Legislaturperiode wird übrigens, obgleich Herr Eugen Richter in seinem Organ so oft von Sozialdemokratischer Groß fprecheret" spricht, bei Einbringung von Interpellationen die fozialdemokratischee Fraktion des Reichstages auf die Beibilfe Der Deutschfreifinnigen gern verzichten. Die Beit ist vielmehr nicht fern, baß bei Einbringung von Interpellationen die fret finnige Bartet um Hilfe bei den Sozialdemokraten nachsuchen muß. Der Richter'sche Hochmuth tommt fter vor dem Fall.
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Die Heuchelet der tonservativen Preffe in der Affaire Des Amtsgerichtsrath Frande ift geradezu findlich aber noch findlicher ist es, daß anerkannte Drgane der Oppofition Diese Heuchelet ernst nehmen. Man lieft nämlich in der frei finnigen Breffe, daß das Vorgehen des Herrn France in der ganzen tonservativen Braffe die gebührende Berurtheilung ge funden habe. Dadu: fallen natürlich die Norwürfe, welche nach dem Bekanntwerden des gefälschten Briefes von der Oppo fition der fonservativen Partet gemacht worden find, in N chis aufammen, und eigentlich wäre es Pflicht der freifinnigen Bref, nunmehr einzugestehen, daß Herr Frande allerdings über die Stränge geschlagen habe, die tonservative Partet aber ganz brav und unschuldig sei. So liegt aber die Sache in der That nicht. Wegen seiner Sandlungsweise wird Herr Frande nicht von der fonservativen Bartel abgeschüttelt, fonbern deshalb, weil er sich dabei bat faffen laffen. Der Rommersienrath, von dem es ein öffentliches Geheimniß" ift, daß er äußerst gewagte Manipulationen macht, von dem die Welt weiß, daß er mit einem Wermel das Buchthaus freift", is immer noch ein bochachtbarer, hochangesehener Mann in den betreffenden Kreisen, aber wenn er Unglüd hat, wenn seine Manipulationen" bem Gericht zur Kenntniß tommen, wenn er als Betrüger verurtheilt wird, dann natürlich schüttelt bie fogenannte Gesellschaft" den Herrn Kommersienrath von ihren Rodschönen ab. thren Rodschönen ab. teblen ist erlaubt, nur darf man fich nicht faffen laffen" so lautet ein scherzhaftes, aber für viele Kreise doch äußerst zutreffendes Sprichwort.- hätte der Herr Amtsgerichtsrath Frande die ganze Affaire, nicht so dumm" gemacht, hätte er fich nicht faffen lassen, so wäre er noch immer Borfzender des lonservativen Bereins für Lauenburg , so wäre er noch immer eine fefte Säule fonservatives Politit und Moral. Nicht die That felbft, sondern das öffentliche Muchbarwerden derfelben war des Mannes Verbrechen". Daß man von fonservativer Seite nun den Mann, bez im fonfervativen Intereffe nur etwas unvorfichtig banbelte, mit Schmus be wirft, bas tennzeichnet die Moral und Gefinnung der Konser vativen zur Genüge.
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Fälschungen" nennt die ,, Rheinisch- Westfälische Beitung", eines der einflußreichsten Fabrilantenblätter Deutschlands , die optimistischen Darstellungen der Wirthschaftslage, wie fte einem leichtgläubigen Bublifum regelmäßig in den Regierungsorganen geboten werden. Das genannte Blatt schreibt heute:" Die Forderung darf die Montanindustrie wenigstens erheben, daß Die unseren obersten Behörden am nächsten hinden Preg organe mit ihrem bisherigen System der Vertusdung ber Notblage brechen. Dazu gehört auch, daß die Nord deutsche Allgemeine Beitung" und der Reichs- und Staats anzeiger" bei ihren Auszügen aus den Handelskammerberitten nicht diejenigen Stellen übergeben, welche roar ein feineswegs roftaes Licht auf die Lage des Bezirks werfen, barum aber den Vortheil der Diagnose bieten. Dhne eine richtige und eingebenbe Diagnose lann ja belanntlich lein Arzt richtige und eingebende Diagnose lann ja belannilich lein rat zur Heilung der Krankheit schreiten. Jedenfalls muß gefordert werden, daß Drgane, welche, wie die Berliner Politischen Nachrichten", gleichzeitig fish der Gunft maßgebender Kreife erfreuen und die Industrie au ,, vertreten" beabsichtigen, fi für bie Bulunft vor Fälschungen, wie der von uns vorstehend dargelegten, büten."- Ms Fälschungen mußten wir sehr oft die Schilderungen der Arbeiter lage in den offigiösen Blät ter bezeichnen, als Fälschungen bezeichnet jegt eines der ange febenften bürgerlichen Blätter die offiziösen Schilderungen der Unternehmer fituation. Was bleibt da noch für die Wahrheit übrig?
Die überseeische Auswanderung über deutsche Häfen thr; welch träumerischer Ausdrud war über ihr Gesicht verbreitet!
Wer ist dieses junge Mädchen?" fragte ich einen meiner Nachbarn.
Das ist Ludmilla, die Tochter des Handschuhfabrikanten
Rudolph."
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Sie scheint mir sehr angenehm zu sein." Sie in nicht häßlich. Es ist schade." " Sawiefern?"
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Es ist schade, daß fie blödsinnig it!" Blödfinnig!"
Unbedingt Sie ist gutmüthig und hat eine sorgfältige Erziehung genoffen, aber ist trobem blödsinnig. Sonst wäre fie schon längst verheirathet.
Was verstehen Sie denn unter blödsinnig?"
" Welch' fonderbare Frage! Ich verstehe Sie nicht. hält. Sollten fich etwa jene fotbaren Gottesgaben zu Fragen Sie hier, wen Sie wollen, man wird Ihnen sagen,
biefem bescheidenen Bürgerthum geflüchtet haben?
Mir gegenüber tangte ein Paar, welches meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Der Herr fiel mir durch seine reiche, groteste Kleibung und die junge Dame durch den Musbrud ihrer blanen Augen auf, ohne daß fie gerabe auf bas Anspruch erheben konnte, was man Egemeiniglich als Schönheit zu bezeichnen pflegt. Ihre Gefidisfarbe hatte eine wunderbare Frische, ihr Haar war bunkelblond. Durch ihre Rleibung unterschieb sie sich ebenfalls von den andern jungen Mädchen. Sie trug ein weißes Muffelinkleid, zu ihrem entzückenden Wachse paffend, ohne jegliche Stiderei uab überhaupt von einer ausgesuchten Einfachheit; ihre fchwarzen Schuhe umfchloffen zwei reizenbe fleine Füßchen. Sie tanzte mit Grazie, und doch war in ihrem Ausbrucke, in ihrer Baltung etwas Sonderbares nicht zu verkennen. Sie schwebte hin und her mit gesenkten Bliden, ohne an ibren Tänzer auch nur ein Wort zu richten. In jebem Mugenblide irrte fie fich bei den verschiebenen Touren ber Dunerille und erröthete. Es tam mir vor, als ob sie von einer unüberwindlichen Schüchternheit beherrscht wäre und als ob ibre Haub zitterte. Mis fie fich wieder auf ihren Hand Platz fette, näherte fich ihr Niemand, Niemand sprach mit
baß fie blobfinnig ist."
Armes Geschöpf!" sagte ich bei mir, als ich das junge Mäbchen betrach'ete, welches sich gerade in ein anderes Simmer zurüdzog. Ist es möglich, daß fich hinter einem füßen und reizenden Mutlig ein leeres Gehirn birgt!"
und Antwerpen umfaßte nach dem neuesten Monatsheft sur Statistit des Deutschen Reiches im Auguß cr. gegen+474 Bers fonen gegen 7773 im Auguft 1885, 10 452 im Auguft 1884, 13 587 im Auguft 1883 15 231 im Auguft 1882 und 16 311 im Auguft 1881. Seit Beginn des laufenden Jahres bis Ende Auguft find im Ganjen 50 912 Personen aus Deutschland auf ben angegebenen Wegen ausgewandert gegen 79 933, 111 253, 119 201, 145 436 und 155 039 im entsprechenden Zeitraum der Vorjahre bis 1881 zurüd. Die Auswanderung ist also auf weniger als die Hälfte von der des Jahres 1884 und auf weniger als ein Drittel von der des Jahres 1831 zurückgegangen, übertrifft dagegen immer no beträchtlió die der Sabre 1874 bis 1879, ble in ben erften acht Monaten zwischen 15 708 und 33 097 iwantie. Aus Preußen find im laufenben Jahre bis je 30 095 Ber fonen ausgewandert, gegen 54 509 im Vorjahre. Von den eins zelnen Brooingen etat nur Scoleften eine etwas größere Biffer als das Vorjahr, 2142 gegen 2111.
Gegen das Eindringen russisch- polnischer Arbeiter in Westpreußen find die ftrengsten Maßregeln getroffen und Die Gendarmen angewiesen, bie Eindringlinge, die beim Kartoffelgraben u. f. w. Arbeit und Verdienst suchen wollen, fofort zurückzuweisen. Sollten aber solche Arbeiter und t betterinnen, tros aller Vorsicht, Unterlommen auf Gütern gefunden haben, so soll in jedem Falle Anzeige erstattet werden. Unduldsam. Aus Freyburg in Thüringen wird ge frieben: Eine Bigeunergesellschaft aus Ungarn verlor in uns ferer Nachbarschaft fürzlich ein Mitglied durch den Tod und wollte daffelbe unter entsprechender Feierlichielt, wozu schon alle Vorbereitungen getroffen waren, auf dem Friedhof eines naben Dorfes beftaiten. Hiergegen legten jedoch die Bewohner Ber wahrung ein und durch Anwendung von Gewalt gelang es schließlich, das Begräbniß au hindern. Diese Angelegenheit ist Der fompetenten Behörde unterbreitet worden, deren Bescheid man mit Spannung entgegenfiebt."- Und das geschieht in Deutschland zu Ende des 19. Jahrhunderts!
Zur Neichstagswahl in Mannheim . Rechtsanwalt Feber lehnt in einem an den Vorstand des Demokratischen Bereins gerichteten Briefe bankend die angetragene Kandidatur aus persönlichen und fachlichen Grünben ab und bittet, bie Thätigkeit für seine Berfon einzustellen. Die Sozialisten ar beiten schon fleißig für Dreesbach.
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Sozialistisches. Aus Eschwege , 5. Ditober schreibt man dem eff. Bollsfr.": Die hieftige Arbeiterpartei ist jest derartig talifeft, daß fie den näcftjährigen Wahlkampf mit Aussicht auf Erfolg zu verfichtlich zu beftehen gedenkt. Forts während, unabläffta find die Arbeiter für die Heranglegung und Aufklärung weiterer Kreise thätig. Diese Thätigtelt hat bir Aufmerksamkeit der Behörden in hervorragendem Maße auf fich gelenkt. Vorige Woche wurden mehrere better mit Haus suchungen überrascht; jedoch sollen diese Haussuchungen nur ein negatives Resultat ergeben haben, indem nur Utensilien der der Behörde angemeldeten Bereine vorläufig beschlagnahmt fein jollen. Etwas, was das Licht des Tages zu scheuen hätte, ift unseres Wissens nicht gefunden worden. Anläßlich eines partiellen Sireits in einer biefigen Schuhfabril war zu vorigem Sonnabend eine öffentliche Schuhmacherpersammlung ein berufen, in welcher der Reichstagsabgeordnete Bod aus Gotha in feiner Eigenschaft als Leiter des deutschen Schuhmacher- Unter fügungsvereins einen Bortrag halten sollte. Die Versammlung wurde jedoch auf Grund des Sozialistengefeges verboten. Ronstanz, 3. Dltober, meldet die Hamb . Bgatg.": Vers aangenen Freitag wurde hier an der schweizer Grenze eine Frau Stabele angehalten, welche in einem Rinderwagen mehrere Badete fojialdemokratischer Schriften einschmuggeln wollte. Adressen, an welche die Badete verschickt werden sollten, waren nicht dabei. Die Schmugglerin, eine hiesige Witime, bie vier unerzogene Kinder hat, wurde nicht verhaftet. Eine Hausfudung ergab nur, daß fie mit einem Schreiner Bimmer mann in Augsburg forresponditte, bei welchem in Folge deffen ebenfalls gehaussucht wurde. Hier wurden nur Briefe der Frau Stäbele gefunden, in welchen dieselbe erwähnt, fie babe für einen Freund Rimmermanns, einen Schreinen Vogel, schoa öfter Badete auf die Boft getragen, und manche Mart dafür erhalten. Vogel ift Vorstand des ††† Schreinerfachvereins Kreuzlingen und Umgebung, arbeitet und webnt in Emmishofen ( Schweiz ). Durch die Aufbewahrung der Briefe hat nun Bimmermann feinen Freund ans Messer geliefert und außerdem den Fach
verein verdächtigt.
Oesterreich Ungarn.
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Der deutsche Klub des österreichischen Abgeordnetenhauses beschloß, fich dem am Dienstag eingebrachten Antrag des deutich österreichischen Klubs auf Errichtung von Arbeiterlam. mern und auf Vermehrung der bestehenden 353 Abgeordneten mandate um 9 neue der österreichischen Arbeiterpartei zufallende Mandate anzufchließen. Wir tommen morgen ausführlich auf ben Antrag zurüd.
Die Stadthauptmannschaft von Temesvar in Ungarn He bem Redakteur Reusche der ,, Neuen Temesvarer Big." einen Nu weisungsbefehl zustellen, angeblich wegen politischer
Während ich diese Betrachtungen anftellte, entschlüpfte ein Seufzer ihren Lippen. Ihre Augen waren zur Dede gerichtet. Welche Augen! Nein, sie kann nicht so unglüd lich sein, wie man behauptet!"
Ihr Bater näherte sich ihr und versette ihr mit är
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licher Banb einen leichten Schlag auf den Rüden. Was machst Du da, kleine Nirrin?" Sie lächelte, fie erröthete und es schien mir, als ob eine Thräne in ihren Augen er glänzte. Wie graufam", fagte ich zu mir, verfährt man ta der That gezen fie. Wenn sie in der That bes Be ftaubes beraubt ist, weshalb sest man sie so ben allge meinen Blicken aus? Weshalb erinnert man fie in jebem Augenblick an ihre Schwäche? Und wenn no bas ge nog ringste Bewußtsein ihres Suftandes bei ihr vorhanden i ober wenn die Worte, welche man an sie richtet, dieses Ge fühl in ihr wachrufen, welcher Barbaret macht sich ihre Um gebung gegen fie schuldig!"
Ein blisterer Gebante bemächtigte fich meiner. nicht länger ertragen. Ich entfernte mich. fonnte die Gegenwart von Leuten, die sich für weise hielten,
Mädchens, welches man bie Blobfinnige neunt, fomm Welch' sonderbare Beschichte! Das Bilb bes armen mir nicht aus dem Sinn und flößt mir ein tiefes Mi leib ein.
Dummheit und Klugheit! Unaufhörlich hört man diese beiden Worte wiederholen. Bersteht man wohl in Wil lichkeit, was sie bedeuten? Scheint es mir ja, als ob id felbft mir zum ersten Male über sie Rechenfchaft gäbe. Wie oft legen wir diese Bezeichnung als Thor Leuten bei, bie nichts anderes verschuldet haben, als daß sie sich auf gewiffe Umgangsformen nicht verstehen?
Sie tam zum Lange nicht zurüd. Der Ball wurde inbeß immer lebhafter; bie Tänzer erzeugten mit ihren haftigen Bewegungen wahre Staubwirbel, und bie Bike brachte das Talg ber Kerzen zum Smelzen. I zog mich in eine Ecke zurück, wohin fich einige ältliche Frauen, bie man nicht mehr aum Tanze aufforderte, geflüchtet hatten. Ludmilla befand sich ebenfalls dort, träumerisch abseits fißend. Das Haupt war auf ihren Busen gesenkt, die Augen niedergeschlagen, eine Haarlode fiel über ihre Schulter; fie hielt eine Rose in ihrer Hand und extblätterte fie in ihrer und eleganten franzöfifchen Herren im vorigen Jahrhundert Erschien der Ruffe ben Augen den schönen Marquisen Sie war ebenfo fanft, schüchtern, schweigfam und hielt eben falls eine Rofe in ihren Häuben. Allein Marie liebte. Die Liebesschmerzen hatten ihr ben Berstand geraubt. Uab Du, unglücklichliches Mädchen," fragte ich mich, bist Du bei ber Geburt diefer Fähigkeit beraubt worden, ble ben Menschen vom unvernünftigen Thiere unterscheidet
reden einflößender Dummheit angetroffen, bie jedoch is loftbare Gewänder gehüllt waren und von niemandem al Narren angesehen wurden? Und welcher Mensch wird nicht ein überspanntes Gebahren haben, wenn er von einer glühenden Leidenschaft fortgeriffen wird? Welcher Dichter in seiner überirdischen Begeisterung, welcher Berliebte in