Jum 30. Auguft für den Prozeßfonds der im Bombenprozeß Angetlagten gegen 24 000. eingegangen. Damit find aber nod nidt einmal die Kosten der ersten Inflang gedeckt, es feblen vielmehr zur Dedung derselben noch etwas über 3200 Mart. Für die Vertheidigung allein mußten bis ber stila 23 000 t. verausgabt werden. Es fann uns natürlich nicht einfallen, aus diefen Bablen irgend eine Folgerung für die Richtigkeit bezw. Unrichtigkeit ber anarchistischen Lehren her letten zu wollen; wohl aber find fie eine draftische Jlluftration für die Tiraden der Verehrer der Bomben und Cynamit tattit, welche nie genug die Billiglett ihres Untoer. falbeilmittels gegenüber der verruchten gefeglichen Agitation" zu preisen vermochten. Die himmlische Bombe" erweift fich als ein recht loftspieliges Ding."- Die Nordd. Allg. Stg." brudt diese sebr zutreffende Notis in ihrer Bitungs schau ab. Das wird natürlich das Kanglerblatt nicht hindern, bereits morgen wieder Sozialisten und Anarchisten in einen Topf zu werfen und gegen beide gemeinsam zu bezen. Geinem Publikum darf es ja alles bieten.

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Der Rubel auf Reisen. Es erregt großes Befremden, baß besonders in der offigiöfen, gouvernementalen, tonfer vativen und nationalliberalen Preffe Deutschlands   den Bul  garen fortwährend der Vorwurf gemacht wird, daß fie dem Rubel allzu zugänglich feien. Nun Heat ja etwas Wabres baran, daß die Bestechungsversuche der Ruffen bei den Bul  garen nicht auf ungünstigen Boden fallen. Das bewelft ja auch ein Aufruf der regierungsfreundlichen Parteien in Sofia  , bie vor dem ruffischen Rubel warnen, und zwar die Offistere und Soldaten. Aber dieses sonderbare Ding, der ruftsche Stubel", war einft auch in Deutschland   berühmt. Wer kennt nicht das Gedicht vom Grafen von Platen  : Der Rubel reift im deutschen   Land, der frommen Leuten frommt, und jeder Und öffnet schnell die barb, sobald der Rubel fommt." fpäter heißt es in demselben Gedicht: Des Nordens Stern bild wird beträngt vom Sängerchor des Teut: es ift der Mit dem Rubel, der so glänst, ber so bas Aug' erfreut." Sängerchor bes Leut" meint der Dichter alle Boeten und Schriftfteller in Deutschland  , welche die sogenannte beilige Mulans", in der Rußland   belanntlich die erste Violine spielte, verherrlichten. Dieses waren die Herren, welche sur fonfer vativen, regierungsfreundlichen Bartet gehörten, eine tüchtige Portion Frömmigkeit besaßen, die freifinnigen Leute( Dema gogen) im Vaterlande verlästerten und eine Hesiagd gegen fle los ließen, während sie selbst mit einem Auge zum Himmel, mit dem anderen auf den rusftschen Rubel schielten. Sollte bas Platen'sche Rubellied nicht auch brute noch zutreffen!? Ueber den Nachfolger Lothar Buchers im Auswärtigen Amt  , Wirll. Legationsrath Kayser, schreibt man der anff. Big.": Herr Kayser war vor nicht allzuvielen Jahren Stadt richter in Berlin   und pflegte die Mußeftunden, welche ihm seine richterliche Thätigkeit ließ, damit auszufüllen, die jungen Herren, welche fich der diplomatischen Karriere widmen wollten, für das sogenannte biplomatische Examen vorzubereiten. In bieser Beschäftigung trat er ber Familie besFürsten Bismard näher und dies eröffnete ihm feine aussichts volle Laufbahn."- Ja, ja, so geht es in der Welt. Tritt man, wie Kayfer oder Schwenniger dem Fürsten Bismarck näher", so wird man mit einer ausfichtsvollen Laufbahn" belohnt, und tritt man ihm wieder zu nahe", so hält man ftille Einlehr in Blößensee.

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Auch über die richterliche Thätigkeit des Amfs­gerichtsraths Frande erfäbit man feltiame Dinge. Die Bollsatg." veröffentlicht ein Schöffengerichts. Urtheil, unter geichnet Frande", worin mehrere freifinnige Männer wegen Störung der Sonntagsfeier verurtheilt werden, well fie am 15. Auguft in Rageburg unmi'telbar nach der Kirchenzeit Vormittags Wablaufrufe und Stimmzettel in die Hufer getragen haben. In diesem Thun   der Angellaaten, so beigt es in den Gründen, liegt unzweifelhaft die Störung einer würdigen Sonntagsfeier, melde Rube und Enthaltung von weltlichen Dingen bedingt." Das Urtheil macht einen um so seltsameren Eindrud, als am zweitfolgenden Sonntag, am 29. Auguft, der sozialistische Randidat Mollenbuhr in seiner Rube und Enthaltung von weltlichen Dingen" durch jenen Brief des Amtsgerichtsraths Frand. gestört wurde, welcher den Bestechungsversuch enthält.

Polnisches. Für den ganzen Regierungsbezir! Danzig  , nicht allein für die Kreise Danzig   und Marienburg  , scheint die Bestimmung getroffen worden zu sein, daß der katholische Re ligionsunterricht in den Volksschulen ausschließlich in beutsder Sprache ertheilt werde; denn eine derartige Verfügung ist neuerdings den Lehrern in der Kreis- Lehrerlon ferens au Neuftadt vorgelesen worden. Der Runyer Bogn." berechnet die Anzahl derjenigen polnischen Schullinder im Re gierungsbegist Danzig  , welche auf diese Weise des Religions unterrichts in polnischer Sprache beraubt seien, auf 50 000.­Mus Elbing   wird eine neue Kusweisung gemeldet und awar betrifft fie diesmal den Handlungsgebilfen Drgellomiti, beffen Bater vor ca. 15(!) Jahren mit 5 Kindern von der Regierung zu Marienwerder naturalifirt wurde. Eingelegte Reflamationen find fruchtlos geblieben und es wird sich der

bereitet mir Vergnügen, nach Tisch dem Unterrichte beizu wohnen. Ich fiße gern in Mitten dieser Blondlöpfe unb höre zu, wie Ludmilla ihnen aus der Bibel vorlieft."

Emuisliesti,

Wir haben Sie in Ihrer Lektüre unterbrochen", sagte Run benn," rief der Bater; fahre fort, liebe Tochter."

a

Submilla warf nach der Richtung, wo ich saß, einen spähenden Blid. Ich senkte die Augen. Ich saß mit Schüchterner Miene am Ranbe meines Stuhles unb brehte ben ührschlüssel in meinen Händen. Sie nahm eins der vor ihr ausgebreiteten Bücher und las die unvergleichliche Stelle aus bem Mattheus Evangelium vor:

werben."

Glüdlich, die ba weinen, denn sie werben getröftet Glüdlich, bie ba armseligen Geiftes find, denn bas Himmelreich gehört ihnen."

"

Glüdlich, die ba armen Herzens find, benn sie werden

Gott fehen."

Glüdlich, die ba um ber Gerechtigkeit willen Ber folgungen erleiben, denn das Himmelreich gehört ihnen.

Sie las diese Verse mit fanfter, ein wenig zitternder Stimme, bann erklärte sie ihren Schülern den Sinn derselben. Wie schön war sie in diesem Angenblid! Welch' sanfter Husbrud schwebte auf ihrem Gefichte! Mein Freund und tch hörten im tieffen Stillschweigen zu. Ihr Vater batte feine Pfeife bei Sette gelegt und die Kleinen blickten mit Ehrfurcht auf fie. Ihre Sprache war so einfach und fo tlar. 3bre Seele lag in ihren Worten enthält. Plötz lich brehte fie ihr Röpfchen und erröthete, wie wenn fie fich schämte, burch bie Ungezwungenheit ihres Unterrichts unfere Aufmerksamkeit berartig in Anspruch genommen zu haben.

" Für heute ist es genug," fagte sie, indem sie ein Beichen in ihr Buch legte.

Noch ein bischen, liebe Schwester," rief ein fleines Mädchen aus und schlang ihre beiben Arme um Ludmilla's Bals.

Im Borzimmer wurde eine lärmende Stimme ver nehmbar

H

Alter. Stg." zufolge der junge Mann nach England wenden. I einer Brüde auf der Jwangorod Dombrowaer Bahn, die der

Dort scheint freilich die Lage der ausgewanderten Bolen auch eine äußerst trübe. Der literarische Berein der Freunde Bolens in England hat an die Redaktionen der polnischen Beitungen einen Aufruf gesandt, welcher von diesen veröffent licht wird, und in welchem bringend um Beiträge zur Lins berung der Noth der Bolen in London  , deren Anzahl fich von Tag zu Tag mehre, gebeten wird. Unter diesen Polen   be finden fich, wie in dem Aufrufe mitgetheilt wird. viele, welche neuerdings aus Breuten ausgewiesen worden find, und fich nad England gewandt baben; monche von ihnen haben auch die Kriege der Jahre 1866 und 1870/71 im preußischen Heere die Kriege der Jahre 1866 und 1870/71 im preußischen Heere mitgemacht.

Bom ruffischen Erbfreund. Der offiziöse in rufftscher Sprache erscheinende Waifs. Driew" tritt nach der Bosener Big." in einer feiner legten Rummern mit einer Antlage gegen die in Bolen ansässigen Deutschen   auf, Die zugleich eine Existenzbedrobung der deutschen Fabril etablissements, namentlich im Sosnowicer Umkreise in fich schließt. Das Blatt weist nämlich auf ben fortgefest fteigen ben Anlauf von Grund und Boden in Bolen durch Deutsche   bin, sodas bereits mehr als 10 pC. des gesamme ten Grundbeftges fich in deutschen Hinden befinden. Diese Antäufe tönnen nach Anficht des oifigiösen Blattes nur auf fyftematische Pläne zuüdgeführt werden, zumal die an der Grenze belegenen tohlenreichen Distrikte bevorzugt werden. So betrage der deutsche   Grundbeft in dem einzigen mineralreichen Bendainer Kreise bereits 13 000 Morgen.( Der Difstofus scheint auf die dermaßen erleichterte Einschmuggelung der schleftfchen Koble anspielen zu wollen.) Des weiteren betont Das Blatt ble Ungefeglichkeit dieses Erwerbe, da das den Bauern gehörige Land gesezmäßig nur an zum Bauern. ftande gehörige Personen verlauft werden dürfe. Auf den Fall Bauer in Wieclamet fich berufend, beffen von Bauern er worbener Landbefts tros der inzwischen darauf erbauten Fabrik gebäude laut Gerichtsbeschluß auf dem Wege der awangweifen Fellbietung wieder veräußert wurde, verlangt der Difiziosus ein gleiches Verfahren gegen die in Sosnowice erbauten deuts schen Fabriken über welchen nunmehr das Schwert des Das molles tänge". Das Blatt befürwortet schließlich eine balo bige Attion, da sonst die Verjährung eintreten tönnte. Der deutschfeindliche Artikel des mit dem Generalgouverne ment in direkten Beziehungen stehenden Organs muß Aufsehen erregen, da es unter der neuen Redaktion zum ersten Mal gegen die im Jnlar de ansässigen Deutschen eine feindliche Stellung nimmt. Unter diesen Umständen lann es nicht weifelhaft sein, daß die profettirten, die Industrie in Bolen fchäbigenden Maßnabmen in General- Gouverneur Burlo einen Fürsprecher haben. Insofern hat die fich geltend macende Animofität anscheinend bereits einen Erfolg, als von der Gründung neuer Fabillen durch Deutsche   nichts mehr au hören ist.

Neue Privatpoften schießen jest wie Bilje aus der Erde beroor. So meldet man heute aus Hamburg  , 6. Ottober: Eine Privatpoft wird nun auch in unserer Stadt in Konkurrens mit der Reichspoft treten. Es hat sich nach dem Mufter der

bansa" in Berlin   eine Hamburger Briefbeförderungsanftalt Hammonia" gebildet, bie bereits am 15. Dttober ihre Thätig feit eröffnen wird. Der Bortotarif ist schon festgestellt, und zwar werden Birkulare und Beitungen für 1 Bf., Brieffarten für 2 Pf. innerhalb der Stadt befördert werden. Dreihundert Brieftasten sollen in den Straßen angebracht werden, so daß also in jedem Stabitbeil genügend viele vorhanden sein bürften, um dem vorläufigen Bedürfniß zu entsprechen. Mit dem Verlauf der Marten und Brieffarten der Hammonia" wird am 10. b. M. begonnen werben.

8um neuen Zelegraphentarif. Mehrere mitteldeutsche Handelstorporationen befchioffen, um die Herablegung ber Worttage für inländife Telegramme auf 5 Pfennig( Minimum auf fünfsig Pfennig) au petitioniren.

Rußland.

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Ueber den Aufenthalt des Baren auf Schloß Lu bochenta in der Nähe von Warschau   wird der Bof. Big." nachträglich von dort geschrieben: Die Warschauer Beitungen durften nur die furgen Berichte des Amtsbl." reproduziren, auf welche fich auch die ausländische Breffe beschränten mußte, Da während des ganzen Mufenthalts mit Ausnahme einer Bauernbeputation iemand zum Kaiserpaar vorgelaffen wurde. Das Aufgebot der Bewachungsmannschaften war auch ungewöhnlich groß; denn abgesehen von der Leibsuite des Kaisers, der Betersburger Geheimpoltaet und der gesammten Gendarmerie des Bettitauer Gouvernements, waren von sämmt. lichen Gouvernementsßtädten Bolens und der benachbarten ruffischen Kreise die Polizeichefs in Begleitung ihrer ältesten und zuverläsfigften Untergebenen zur Dienstleistung delegirt worben. Ueber die vor#ntunft des faiserlichen Baares ge troffenen Vorfichtsmaßregeln wird nach berichtet: Schon vierzehn Tage vorher buifie fich Niemand ohne Erlaub nigschein des Intendanten der kaiserlichen Befigungen auf mehrere Werst in der Stunde bem Jagdfblok nähern. Ein mehrere Werst in der Stunde bem Jagdschloß nähern. Ein Ingenieur aus Warschau  , welcher zufälliger Weise die Revision

Wie, ber Samowar ist noch nicht zurecht gemacht, und ich bringe Gäfte mit! Wo ist die Jbiotin?"

Säfte," sagte Rudolph, und in Begleitung meiner Frau! Bitte, fommen Sie in mein 3immer."

Die arme Labmilla! Wie bleich fie plöglich wurde und wie erschreckt sie ausfah. Wie eilig fie ihre Bücher zusammenraffie und den Tisch beckte. Rudolph ging hinaus und wir saben eine schwerfällige, forpulente Frau erscheinen, welche einen gelben Hut und ein farrirtes Rleib trug.

Was bedeutet bas?" rief fie aus. Was habt Ihr bis jetzt getrieben? Wo ftedt Charlotte? Wo ist Philipp? Ift er wieber betrunken? Was hodt Ihr ba zusammen?"

Emuisliesti begrüßte fte und stellte mich ihr vor. Das junge Mädchen ging ftillschweigend hinaus. Die Kinder flohen erschreckt hinaus und die brei Gesellschafterinnen dieser liebenswürdigen Hausfrau bemächtigten fich des Sophas. Wir zogen uns nach dem Raume zurüd, den Nudolph, sein Rabinet nannte. Es war ein fleines einfenftriges 3immer. auf dem Tiſche lagen Papier und Fellschnitzel; Dußenbe von Handschuhen waren in Fächer eingereiht, in Ede bemerkte ich eine kleine Bibliothel. Rudolph zog einen Letbrod an. Es find Gäfte ba," sagte er, und noch bazu Damen! Ich kann doch vor ihnen nicht im Negligee erscheinen. Nehmen Sie gefällight Plat."

"

Ich näherie mich der Bibliothek und fah dort die Werte von Goethe, Schiller  , Lessing.

Das find", sagte Rudolph, bie ehrwürdigen Erümmer einer alten Sammlung. Die andern find verloren gegangen. Was übrig bleibt, habe ich Ludmilla anvertraut. Sind Sie der deutschen Sprache mächtig?"

W

Nein," antwortete ich.

Uab der franzöfifchen?"

Eben so wenig."

" Es ist doch ganz gut, wenn man frembe Sprachen lann. Wenn man fich langweilt, ist es angenehm, einige Bücher zum Lesen zu haben."

Wie gebildet Ihre Tochter ist!" meinte Emuislieski. Sie hat ihren Geschwistern eine vollständige Unterrichts. ftande ertheilt."

Sie ist die Entelin eines Pastors. Allein- Sie

taiserliche Bug paffiren mußte, vornehmen wollte, wurde von einem Gendarmen in Ermangelung des Erlaubnißscheins ver baftet und erst nach 8 tägiger Gefangenschaft auf Grund einer Reklamation der Eisenbahnbehörde freigelaffen.

Bereits früher brachten wir an dieser Stelle Mittheilungen über Antlagen, welche gegen den General Annentom, den Erbauer der translafpischen Eisenbahn, erhoben worden find. Den Gerüchten über Beruntreuungen folgten nun, wie man der Köin. Big." mittheilt, folche über grobe Willtürlichletten, die fich auch, wie es scheint, voll be ftätigen. Mehrere sehr bezeichnende Beispiele werden ange führt, die ein grelles Schlaglicht auf den Charakter bes Generals Annentom werfen. So war er einmal zur Befichti gung einer Brunnenanlage in einem Sonderauge an einer Station angekommen. Während der Beftchtigung fam ein fabrplanmäßiger Bug an und der Bahnhofsinspektor lief den Sonderzug des Generals, im Glauben, daß letterer nicht ſo bald von der Besichtigung zurückommen würde, auf ein Neben geleife fahren, um den andern Bug vorbeizulaffen. In diesem Augenblid lam der General zurüd und konnte natürlich nicht sofort seinen Bug befteigen. Darüber war er so ergürnt, daß er, fich auf die Rechte des damals noch herrschenden Kriegs auftantes berufend, befahl, den Bahnhofsinipeltor au erschießen. Wittlich   wurde alles zum Bollzug dieser Handlung vorbereitet und der firme ftand bereits vor einer Abtheilung Soldaten und erwartete deren Rugeln, als der General, Durch die dringendften Vorstellungen seiner Umgebung bewogen, nun doch beschloß, von seinem Borhaben abzu stehen und ein Begnadigungsielegramm des Kaifers vorzu schützen.

Belgien  .

Der Boff. Stg." wird geschrieben:" Die fortdauernden Rundgebungen, welche die Arbeiterpartel in Bel sien veranstaltet, wachsen nachgerade den Kommunalverwal tungen der Städte und Ortschaften in den Arbetterzentren über Den Kopf. Bur Aufrechthaltung der Drdnung, für die ste vers antwortlich find, reichen ihre Kräfte diesen Arbeitermaffen gegen über nicht aus und so rufen alle Behörden nach Gendarmen und Goloaten, die das Minifterium selbst beim beften Willen nicht überall hinsenden lann. Aber der Generalrath der r betterpartei will die Behörden in them und die Arbeiter in ber Erregung erhalten. Eben ist erft eine Rundgebung für das Baffin Charleroi   zum 2. November für das allgemeine Wahl recht beschlossen, da ordnet die Föderation" nicht nur Monftre Betitionen, sondern auch eine Rundgebung aller Arbeiter Bel giens für die Amnestie am 31. Ditober an. Sie soll gleich falls in Charleroi   stattfinden, deffen Baffin", so heißt es in her Orbre, mindestens 20 000 Arbeiter stellen muß." Der Brüffeler Bürgermeister hat tundweg erklärt, daß er für die nichte Beit leine Rundgebung geftatten wird; derfelben Ansicht ist der Lütticher   Bürgermeister. Die Genter Sozialisten baiten eine große Rundgebung für den Tag angekündigt, an dem thr Führer Anseele das Gefängniß verlägt. Sammelliften gingen schon seit Wochen in ben rbetterfreisen herum, er sollte im Triumph" abgeholt werden. Der Genter Bürgermeister bat biefe Rundgebung verboten. In Folge dessen rufi der Beuple" alle Arbeiter Belgiens   auf, an dem Entlassungstage in Gent  zu erscheinen, um Proteft zu erheben. Die Agitationen werden mit aller Kraft betrieben, und wie mächtig ble Drganisation vorschreitet, mag nur eine Thatsache beweisen: Die Arbeiter Ligen de Baffin Bentre zählen jest 25 000 fefte Mitglieder, die regelmäßige Beträge zur Widerstands- und Streillaffe" einzahlen.

Raid Frankreich  .

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Der Gaulois" empfiehlt, die Weltausstellung statt auf 1889 auf 1890 anzufigen Erft bis dahin felen die schwierigen rbetten für die Metropolitanbahn, welche die Straßen von Baris mit Trümmern, Staub und Schmug be beden, fertig, und dann: bat Herr v. Freycinet in feiner Zouloufer Rede nicht zugestanden, daß ein Drittel von Frant reid Tonfervatio in? Streiten wir mit ihm nicht über die Babl. Wie viel fie aber auch betragen mag, die republilanische Mehrheit hat nicht das Recht, aus der Neußerung eine Bartet fache au machen. Mögen die Republikaner   1889 nach Belieben fetern, aber fte dürfen nicht verlangen, daß ihr Jatobinerfeft ein allgemeines werde, welches drei Viertel Frankreichs   ab welfen müsten."-Die Republikaner scheinen feit entschloffen, weisen müßten." auf die Bentennarfeler des Beginnes der Revolution nicht au verzichten.

Die indirekten Steuern des September ergaben brel Millionen weniger als im September 1885- ein Beweis, wie sehr der Geschäftsbruck auf Frankreich   laftet.

Großbritannien  .

Lord Churchill mit seinem ungewöhnlich festen und energischen Auftreten ist heute der Mann des Lages. Seine Reise nach Berlin   und Barzin verleiht seiner Rebe in Dartford  eine noch höhere Bedeutung, als der Auslaffung eines bervor ragenden englischen Minifters über die wichtigste Tagesfrage Der europäischen   Bolitit an fich bereits gebührt. Eine Brüfung

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wiffen ja das arme Mäbchen ist nicht recht bei Ver flande und trobem lieft fie und spielt Klavier. Es ist wirklich merkwürdig."

Wir wollen nun zu der Angelegenheit übergehen, bie meinen jungen Freund intereffirt," schlug Cmuisliesti vor.

Rudolph begann nun eine längere Auseinandersehung über die Fellgerberei und Handschuhfabrikation. Es machte ihm offenbar großes Vergnügen, hierbei alle seine praktischen Renntniffe entfalten zu fönnen; ba plöglich unterbrach the eine fanfte Stimme:

Dich.

Bater willst Du zum Thee lommen. Mutter erwartet Rudolph fuhr in feiner Abhandlung fort. Auf einmal ertoate bas gebieterische Wort seiner Frau:

Was bedeutet denn das? Soll ich noch lange auf Dich warten? Der Thee wird falt."

Diesem Rufe Leifteten wir wohl ober übel Folge. 3 grüße Sie, meine Herren; Michel, nur teine Un gefchidlichkeit; Gregor, was machßt Du ba?"

Mit diesen Morten empfing uns bie liebenswürdige Gattin des Handschuhmachers, welche, auf dem Sopha fizend, uns einen schlechten Thee reichte.

Rudolph zeigte fich unterwürfig wie ein Lamm, wäh rend feine Gattin fortwährend in Bewegung war, indem fie balb Waffer in den Refsel goß oder Butterscheiben zurecht machte, bald fich erhob, bann fich wieder fette, und unauf hörlich auf ihre Rinder schimpfte, welche vor Angst nicht wußten, wohin fie fich flüchten sollten. Cmuisliesti allein ferate und lachte und bewahrte so feine alte Haltung.

Und Ludmilla! Es bereitete uns wirklich Pein, fie an zusehen. Bleich, zitternd, in einen abgeriffenen Shawl ein gehüllt, lauerte fie in einer Ede. In der Aufregung, welche ein strenges Wort ihrer Mutter bei ihr hervorrief, goß fe eine Kaffe um. Sofort funkelten bie Augen ihrer Stief mutter; ihr Vater suchte das Unwetter burch einen flehent lichen Blick an seine Frau zu beschwören.

Scheer' Dich hinaus, freischte diese. Mit einem gewiffen Schreden betrachtete ich das Weib, welches in so tyrannischer Weise über ihre Umgebung

bas