Marie Stempel, weiter empfahl, die eine Nähmaschine Taufen wollte. Der Agent machte seinen Besuch, der etwas zur ungelegenen Belt flel; denn Fräulein Stempel war eben im Begriff, von Haufe fortzugeben. So mußte der Agent feinen Wortschwall, mit dem er die Vorzüge der verschiedenen Näh maschinen yfteme schilderte, ein wenig einschränten; aber viel leicht gerade durch diese Beschränkung erreichte er, dak Fräu lein Stempel fich nicht abgeneigt zeigte, eine Maschine ( Medium) zum Preise von 130 M. bei einer Anzahlung von 20 M. und einer monatlichen Abschlagszahlung von 6 M. au erwerben. So giebt er wenigftens an und der Bestellsettel, welchen er seinem Geschäft über den abgeschloffenen Handel überreichte, trug auch die Unterschrift des Fräulein Stempel und die bestimmte Bezeichnung der Maschine und des Preises. Am feftgelegten Lieferungstermin schaffte ein Hausdiener die Maschine in die Wohnung des Frl. Stempel. Dort wurde fte als nicht bestellt aurüdgewiesen. Der Hausdiener fonnte nur ausrichten, daß die Genannte ihren Bedarf anderweitig gedeckt habe. Nun lag aber der rechtsverbindliche Bestellschein vor und auf diesen befland Herr Bleichrober. Es tam jum Bivilproses doch in diesem vorläufig noch nicht zur Entschei bung. Fräulein Stempel stellte die Sache vollkommen anders und so dar, daß der gent   einer schweren Urkundenfälschung bringend verdächtig erschien. Sie gab an und die Ausiage wiederholte fte gestern unter ihrem Eide, daß fie bei der Ver handlung mit Herrn B. durchaus noch nicht eine bestimmte Maschine zu einem bestimmten Breise bestellt habe. Wohl seien alle übrigen Daten dieser Urkunde richtig, auch die Unterschrift rühren von ihr her, denn der Agent habe ihr gefagt, daß fie durch diese Unterschrift sich zu nichts verpflichte. Es sei ausgemacht worden, daß fie mittelft Bofilarte dem Angenten nachträglich berichte, welche Maschine und zu welchem Breise fte dieselbe wünsche. In dem Bestellschein set die Nummer der Maschine und der Preis derselben wider ihr Wffen von dem Ange. flagten selbst eingetragen worden, was um so leichter möglich wbr, als die Schrift nicht mit Dinte, sondern mit Bleistift gefchrieben worden sei. Die Vertheidigung suchte den Werth dieses Beugnisses zu erschüttern und dies gelang ihr in einem gewiffen Sinne. Swar erklärte der Gerichtshof, daß die Beugin einen durchaus glaubwürdigen Eindrud gemacht habe; aber, da fte Partei in dem Biollprojeß wäre, deffen Entscheidung von dem Resultat der heutigen Strafverbandlung wesentlich abhänge, so set der Werth dieses Beugniffes doch nicht so un bebingt, um eine Verurtheilung zu rechtfertigen. Die Sache fet nicht aufgeflärt und der Angeklagte freizusprechen.

Ein hiesiger Einwohner, welcher einen Gemeindelehrer in Gegenwart der Schüler beleidigt bat, tft vom tgl. Land gericht I zu 50 t. Geldstrafe event. 10 Tagen Gefängniß wegen Offentlicher Beleidigung verurtheilt und dem Beleidigten die Bublikationsbefugniß zugesprochen worden.

Gera  , 5. Dltober. Der geringe Betrag von 221 art bat einem 21jährigen Burschen eine Strafe von sechs Jahren Buchthaus, sechs Jahren Ebrverluft und Tragung der Koften eingebracht. In der gesteigen Schwurgerichtsguna batte fich Der Dienfitnecht Louis Bernhard Steiner aus Geichenbach wegen Straßenraubes au verantworten. Der Vorgang war Lurz folgender: In der Nacht zum 1. Auguft waren verschie bene junge Leute in Unterloquis zu Biere, darunter auch der Schieferarbeiter Guftao Büttner aus Schweinsbach. Auf dem Nachbausewege feste fich lekterer auf die Böschung der Chauffee nieder, um außzuruben. Hier wurde derselbe von dem Ange flagten überfallen und feines Portemonnaies mit obiger Summe beraubt. Nach dem offen abgelegten Beftändnisse plaidirte der Vertheidiger sehr lebhaft für mildernde Umstände, welche aber von den Geschworenen verneint wurden.

Vereine und Versammlungen.

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Der Fachverein der Mechaniker, Dptiler, Uhrmacher, chirurgischer und anderer Instrumentenmacher bielt am Mitt woch, den 6. Ottober d. J., im Saale des Herrn Nieft, Kom mandantenftr. 71/72, feine ordentliche Generalversammlung unter Vorfts des Herrn Spieß ab. Herr Linde erstattete au nacht den Kaffenbericht. Demnach betrugen die Einnahmen 343,37 M., bie Ausgaben 245 53 M., es verbleibt somit ein Beftand von 97,84. Der Revisor Herr Candrian theilte Darauf Namens der übrigen Revisoren mit, daß fich Raffe und Bücher nach sorgfältigster Prüfung in befter Ordnung befun ben haben. Hierauf folgte die Ergänzungswahl des Bor flandes. Gewählt wurden die Herren Boy( 2. Vorftzender), Rühn  ( 1. Raffrer), Sallbach( 1. Schriftführer), Lottus und Bollowte( Erfasmänner). Als Mitglied der Arbeitsnachweis tommiffion wurde Herr Deleder gewählt. Bu Berschiedenes" verlas Herr Schramm das im Drud erschienene Rechtsschutz reglement  " des Fachvereins und betonte die Nothwendigleit beffelben. Der Borfigende sowohl wie Herr Brosle ersuchten Die Mitglieder, jede valante Stelle im Verkehrs- und Arbeits. nachweise Lolal, Lindenstraße 106 bei Boppe, anzumelden, da gegenwärtig ein großer Theil der Kollegen beschäftigungslos ift. Ein Antrag, einem Mitgliede bebufs Stellungannahme in Magdeburg   ein Darlehen von 15 Mart aus der Staffe auf 4-6 Wochen zu gewähren, wurde angenommen. Ferner wurde beschlossen, nach der nächsten Bersammlung ben Mitgliedern au ben regelmäßigen Bersammlungen( Mittwochs nach dem 1. und 15 eines jeben Monats) leine besonderen Einladunge Tarten zu schiden, sondern die Versammlungen nur in ben Beltungen ju annonairen. Die Fragelaften debatte gab wieber : legenbeit, einen Blid in einzelne Wertstätten zu werfen, in benen, wie ein Redner meinte, fehr großartige Einrichtungen" anzutreffen find. So wären in der Telegraphenfabrik von Sorg Webr, Alle Jatobftraße, gegen 20 Lebrlinge und eben falls 20 Mechanitergehilfen beschäftigt. Die Alfordpreise wären ebenfalls großartig. Elektrische Glocken, für welche früber 60 Pf. gezahlt wurden, werben jett mit 22 Bf. berechnet, und Dann sollen die Arbeiter möglichst noch eigenes Werkzeug halten. Es lohne fich demnach nicht, in folden, Mufterwert hätten" anzufangen. Nachdem noch vom Borfizenden auf ver fchiedene valante Stellen bier und nach außerhalb aufmerksam gemacht worden war, schloß der Borfigende die Versammlung

um 11 Uhr.

Der Fachberein der Steinmetzen hielt am 3. Oktober in Ahlgrimm's Salon, Sophienstr. 34, eine General Versamm lung ab, in welcher zunäcbft der Raffenbericht für bas 3. Quartal erstattet wurde. Der Beftand betrug Ende Junt 1377. 50 Bf.; die Einnahme 839 R. 5 Bf.; mithin blieb Beftand Ende September 2216 M. 55 B. Die' Revisoren be ftätigten die Richtigteit ber Abrechnung und wird bem Rafftrer Rögic Decharge ertheilt. Hierauf erfolgte Borstandswahl. Wiedergewählt wurden der 1. Borfißende Herr Stieber, als Saffirer Herr Kötsch und als Schriftführer Berr Babft. Neu gewählt wurden die Herren Ritter( 2. Borfigender), Schnittger, Bopland und Sachse( Revisoren), und au Belfigern die Herren Fehrmann und Beter. Der Vorfiyende und Herr Hempel ermahnten die Vorfandsmitglieder, fich ihrem Amte im Jateresse des Vereins au widmen. Hierauf berichtete Herr Hoffmann über die Versammlung ber Weifter, welche fich mit der Verhinderung von Streits be­Schäftigte und in der die Anlegung von sogenannten schwarzen Liften" empfohlen wurde, in welche diejenigen Gesellen ver zeichnet werden sollen, welche fich an Streils betheiligen. Auch wurde noch hervorgehoben, daß das Blatt Der Stein. bilobauer" mitgetheilt babe, nach Hingaben des Herrn Profeffor Freibauf betrage das Durchschnittsalter der Steinmegen 43 Jahr 10 Monate. Fast alle Rebner äußerten fich dahin, daß tiermit blos die Untenntniß der Lage der Steinmetzen bes wiesen würde, benn in Wirklichteit betrage deren Durchschnitt. alter höchftens 30 Jahre. Herr Rohn sprach ebenfalls über

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die Bersamm'ung der Meister und spricht fich dahin auß, bag verzieben wird als unhöfliches, beleidigendes Benehmen gegen daß| es vielleicht beffer wäre, um beffere Bereinbarungen au erzielen, eine Frau. Man darf in der Union   eber seinen Nächsten über wenn der Verband der deutschen Steinmeßen", Fühlung mit den Haufen schießen, als eine Frau tränken, und wenn nach Der Organisation der deutschen Baugewerksmeister nähme. Dem Erschoffenen oft fein Hahn träht, fo findet das beleidigte E wurde noch bekannt gemacht, daß die Rollegen Weib ftets zahlreiche Rächer. Das Bestreben, dem bedrohten in Breslau   bei der Firma Nidel die Arbeit nie oder beleidigten Weibe einen energischen Schuß au gewähren, bergelegt haben, haben, ba thnen Don ihrer ortsüblichen ist gewiß nur löblich, wenngleich nicht verlannt werden fann, Mittagpause eine halbe Stunde entzogen worden ist, indem daß dieser Schuß oft eine form annimmt, die mitunter ab ihnen gefagt wurde, fie follten entweder um 1 Uhr oder erft ftoßend wirkt. Es ist mit Recht verpönt, gegen das schwache um 3 Uhr wieder anfangen. Bum Schluß wurde hervorge Geschlecht Gewalt zu brauchen, und webe dem amerikanischen boben, daß die Drganisation der Steinmegen eine feft ge Ehemann, der fich vom Borne hinreißen laffen wollte, feine fchloffene fein müffe, und daß, wenn erst jeder Steinmes Mit fchloffene sein müffe, und daß, wenn erst jeder Steinmez Mit Frau zu schlagen, heute nos fegt er fich, wenigftens in glied des Fachvereins wäre, die Herren Melfter mit ihren einfameren Gegenden des Westens, der Gefahr aus, von den fchwarzen Liften und ihren Maßregelungen nicht viel aus. andern titterlich" gesinnten Ehemännern seines Dorfes richten, am allerwenigften aber die organifirten Rollegen er Nachts aus dem Bette geholt, mit Theer bestrichen, schreden würden. in Federn gewälzt und in solchem Kostüm in den Straßen herumgeführt zu werden. Gar nicht selten haben die ameritanischen Blätter von solchen Urtheilen des Richters Lynch" zu melden. Nun hat ein Mitglied der pennsylvanischen Legislatur, Herr Robert Adams, einen Geset vorschlag eingebracht, nach welchem alle männlichen Personen, welche ihre Frauen schlagen", au förperlicher Büchtigung vete urtheilt werden sollten. Die Legislatur von Bennsylvanien dachte in diesem Falle doch nicht galant genug, fte war so un höflich, den Adams'schen Antrag abzulehnen mit der Begrün dung, daß die Verfaffung des Staates Pennsylvanien di: Eine führung der Prügelftrafe verbiete. Der verunglüdte Antrage fteller aber hat seine Jbee nicht fallen gelassen, sondern eine Broschüre publigirt, in welcher er mit einem sehr umfaffenben ge lehrten Apparate und aller Begeisterung, deren sein Herz fäb g ift, dafür eintritt. Mit großer Emphase weist er darauf bin, daß mit Ausnahme des Seebundes der Mensch das einzige Wesen in der ganzen Schöpfung fet, welches feine Lebens gefährtin oder überhaupt ein weibliches Individuum seiner eigenen Galtung förperlich mishandelt. Das ist gewiß nicht schmeichelhaft für den Menschen, sich auf eine Stufe mit dem Seehunde geftellt au sehen, und wir wollen hoffen, daß der Mensch" aufrichtig bemüht sein wird, fich von den häßlichen Bepflogenbeiten des gedachten Thiers fret au machen. In zwischen dringt Herr Adams auf eine Henderung der Ver­faffung von Bennsylvanien, indem er auf ben Staat Maryland verweift, wo die Prügelftrafe für Ehemänner, welche thre Frauen mishandeln, thatsächlich wieder eingeführt set und me, nach dem Berichte des Kreilanwalts von Baltimore  . nach Der erften Verurtheilung eines Ehemannes das Prügeln Der Frauen wie mit einem Bauberschlage aus der Mode ge tommen sei.

Sentral Kranken- und Sterbekasse der Tischler 1c.  ( örtliche Verwaltungsstelle Berlin   A.) Den Mitgliedern aur Nachricht, daß feit 1. Dttober zwei neue Bablftellen, Wrangel Straße 86 und Lauftgerstr. 9 bei Wegerich, eröffnet find. Ferner ift die Bahlstelle Manteuffelstr. 21 nach der Manteuffelstr. 32 bei leg verlegt. In sämmtlichen Bablstellen werden jeden Sonnabend bend von 8-10 Uhr Beiträge angenommen und neue Mitglieder aufgenommen.- Am Sonnabend, den 9. Dltober, findet in Mens' Salon, Naunynftr. 27, ein Familien tränzchen statt, bestebend in Tanz und deflamatorischen Bor trägen ac. Anfang 8 Uhr. Der Reinertrag ist für den In validenfonds der Raffe bestimmt. Einlaßtarten für Herren 50 Bf., für Damen 25 Bf. intl. Tans find auf fämmtlichen Bahlstellen der Kaffe, forte beim Rafftrer Herrn Greiling, Manteuffelftr. 115 v. II, au haben.

* Tischler- Verein. Heute Abend 9 Uhr, Rottbuserstr. 4a, Beneralversammlung. Tagesordnung: Kaffenbericht vom dritten Quartal der Kranten und Vereinslaffe, Vereinsangelegenheit, sowie Ausgabe der Billets zum Stiftungsfefte.

Verein zur Wahrung der Intereffen der Ladkirer aller Branchen. Versammlung am Montag, den 11. Dttober, Abends 8 Uhr, in Nieft's Salon, Kommandantenstraße 72. Wortrag des Herrn Dr. Stahn. Verschiedenes und Fragelaften. Der Arbeitsnachweis des Vereins befindet sich Breslauer ftraße 27.

Allgemeine Kranten- und Sterbetasse der Metall arbetter( E.. 29 Hamburg  ). Versammlung Sonntag, ben 10. b. M., Vormittags 10 Uhr, im Lotale des Herrn Upboff, Alt Moabit 90( früher Donath). Tagesordnung: 1. Kaffen. bericht. 2. Verschiedenes. 3. Verlegung der Bahlstelle von der Stromstraße nach der Birlenstraße 24.

Fachberein der Metallschrauben, Fafsondreher und Berufsgenoffen Berlins  . Sonntag, den 10. Ottober, Bor mittags 10% Uhr, Alexanderstraße 31 bei Weid: Drdentliche General Versammlung. Tagesordnung: 1. Vierteljahresbericht. 2. Ronftituitung des Arbeitsnachweise Bureaus. 3. Innere Angelegenbeiten.

Fachberein der Rohrleger. Sonntag, den 10. Dltober, Vormittags 10 Uhr, in teft's Salon, Kommandanten ftraße 71/72, Bersammlung. Tagesordnung: 1. Vortrag. 2. Ber schiedenes. 3. Fragetaften. Aufnahme neuer Mitglieder.

Sanverein der Maler Berlins  . Die Fachschule des Vreins wird am 1. November in der Aula des Schullokals, Mrangelfir. 133, eröffnet. Anmeldungen werden täglich Abends Don 8-9 Uhr und Sonntags von 10-12 Uhr im Vereins Total, Ritterftr. 123, entgegen genommen.

Verein der Metallschleifer. Sonntag, den 10. Dlibr., Generalversammlung bei Wolff und Krüger, Staligerftr. 126.

Kranten und Begräbnißtasse des Vereins sämmt licher Berufstiaffen.( E. 6. Berlin   II.) Heute, Sonnabend, Abends 8 Uhr, Prinjenstraße 79, Mitgliederversammlung. Neue Mitglieder werden aufgenommen, ebenso beim Raffirer Schumacher, Mariannenftr. 8, bends nach 8 Uhr.

Zentral- Kranken- und Sterbetasse der Drechsler und anderer gewerblicher Arbeiter( E. H. Nr. 48 Hamburg  ) örtliche Berwaltungsstelle Berlin   B. Sonntag, den 10. Ditober, Bor mittags 10 Uhr, Mitgliederversammlung Wartannenftr. 31/32 ( Industrieballen). Tagesordnung: 1. Geschäftliches. 2. Viertel fährlicher Kaffenbericht. 3. Verschiebenes. Quittungsbuch legis fimitt. Das Stiftungsfeft der Kaffe, bestehend in Konzert, Vorträgen und Tanabeluftigung, findet am Sonnabend, den 16. Oliober, in Werner's Salon. Dranienfiraße, ftatt. Billets für Heeren 50 Bf., Damen 25 Pf., find auf den Bahlstellen Der Kaffe, sowie bei den Vorstandsmitgliedern au haben.

Fachberein der Steinträger Berlins  . Sonntag, ben 10. Oftober, Vormittags 11 Uhr, in Scheffer's Salon, Insel ftraße 10, Bersammlung. Tagesordnung: 1. Bierteljährliche Raffenabrechnung. 2. Innere Vereinsangelegenheiten. 3. Ber schiedenes und Fragelasten. Die mit ihren Beiträgen refiiren schiedenes und Fragelasten. Die mit ihren Beiträgen refiiren den Mitglieder find befonders eingeladen.

Dänischer Berein Freya". Versammlung jeden Sonn abend, 9 Uhr, Rosenthalerstr. 39. Dänische Blätter find vor banden. Verein der Württemberger. Jeden Sonnabend Bersammlung beim Landsmann Vaibinger, Dorotheenftr. 84. Berein der Taubenfreunde. Jeden Sonnabend Abends 8% Uhr, Sigung im Restaurant Kleemann, Laufigerstraße 41. Gesangberein Harmonia". Jeden Sonnabend, Abends 8 Uhr, Uebungsstunde im Reftaurant, Alte Jakobftr. 38. Gefangverein Sängerluft", Pallisadenstraße 9. Jeden Sonnabend Abend 9 1hr Uebungsstunde.

Fagverein der Metallarbeiter in Gas, Wasser und Dampf- Armaturen. Sonntag, den 10. Ditober, Vormittags 10 Uhr, in den Gratwell'schen Bierballen, Kommandanten ftrage 77-79, Mitgliederversammlung. Tagesordnung: 1. Bor trag des Herrn Dr. Baumgart ,, Ueber die Joee Des ewigen Böllerfriedens". 2. Innere Vereinsangelegenheiten. 3. Ber schiedenes und Fragelaften. Die Mitglieder werden ersucht bie Quittungsbücher mitzubringen.

Allgemeine Kranken- und Sterbtaffe der Metall­arbeiter( E.. 29, Hamburg  ). Filiale Berlin   8. Versamm. Tung, Sonntag, den 10. b. t ,, Bormittags 10 Uhr, Man teufelftr. 90.

Die öffentliche Versammlung der Maler Berlins  , welche von der Lohntommiffion zum Sonntag, den 10. Dober, nach dem Louisenstädtischen Konzerthause" einberufen war, mit Der Tagesordnung: Bericht und Abrechnung", ist polizeilich nicht genehmigt worden.

Zentraltranten und Sterbetasse der Tischler und anderes gewerblicher Arbeiter, örtliche Verwaltungsstelle Berlin G ( Frankfurter   Thorbesir!), Sonntag, den 10. Dktober, Vormittags 10 Uhr, bei Keller( oberer Saal), Andreasstraße 21, außer ordentliche Mitgliederversammlung. Tagesordnung: Regelung Der Geschäfte nach§ 16, Auszahlung und Anweisung des Krankengeldes und Berschiedenes.

Freie Kranken- und Begräbnißtaffe der Schuhmacher und Berufsgenoffen Berlins  ( E. H. Nr. 27). Montag, den 11. Oktober, Abends 8 Ubr, im Lofale des Herrn Feuerstein, lte Jakobftraße 75, Generalversammlung. Tage ordnung: 1. Vierteljährlicher Staffenbericht. 2. Jnnere Angelegenheiten. 3. Verschiedenes. Qulitungsbuch legitimirt.

In der freirettgiösen Gemeinde spricht am Sonntag, Vormittags 10 Ubr, Rosenibalerstr. 328, Herr Echäfer über: Das Denten und Fühlen und deren Harmoniftrung." Butritt steht Jebem fret.

Vermischtes.

Prügelstrafe für alle Männer, welche ihre Franen [ hlagen. Es ist bekannt, mit welcher Buvorkommen beit die Amerilaner ihre Frauen behandeln, mit welchen Rüdfichten fie das garie Geschlecht umgeben, und wie bei ihnen nichts schwerer bas zarte Geschlecht umgeben, und wie bei ihnen nichts schwerer

Aufruf zu einem Maffatre. Aus Galizien   wird ber N. Fr. Pr." Die Abschrift eines Aufrufes mitgetheilt, der den Bwed baite, das Landvoll au Gewaltthätigteiten gegen die Juden aufzubezen. Besonders bemerkenswerth ist, daß dieser Aufruf zum Swede der Täuschung der Bauern im amtlichen Style abgefaßt worden war. Die dem genannten Blatte über dieses verbrecherische Romplot zugekommene Mittheilung lautet: Kurz vor dem jüdischen Neujahrsfeste wurde an mehrere Dit gemeinden des Begirles Cieszanowo eine Aufforderung"( pol nisch wezwanie") versendet, abgefaßt im üblichen Amtsstyle und verseben mit der Unterschrift des Bezirkshauptmannes und dem Amtsstegel. Diese Aufforderung hatte nachstehenden Worte laut: Im Namen wird die Gemeinde aufgeforbert, Borbereitungen für den 29. September 1886, 9 Uhr Abends, au treffen, damit dieselbe in den Stand gesezt sein soll, wenig tend bundert junge und tüchtige Bauern, versehen mit Sensen und Haden, zur anberaunten Beit nach Cieszanow   zu entfenben, um die Juden zu morden und zu plündern, da zu dieser Belt anläßlich des jüdischen Neujahrsfestes sämmtliche Juden bel fammen find. Dieses Maffatre ist sowohl vom Landtage in Lemberg  , sowie vom Reichsrathe in Wien   angeordnet und be fchloffen und von.... fanttionirt worden!" Jedes Schrift ftüd trägt die genau nachgeahmte Unterschrift des Bezitt bauptmannes, Herrn Cissla, und das Amtspetschaft in Siegel lad. Doschon unser Landoolt kine fonfeffionelle Gehäfftigkeit tennt und noch nie eine Neigung zu Gewaltthätigkeiten aegen bie Juden fundg b, hätte diese Aufbegung an einzelnen Daten doch von bedauerlichen Folgen begleitet sein tönnen. Glüd licher Weise tam noch rechtzeitig ber Drtsrichter von Lublientec ( nachft Cieszanow  ) mit dem Shriftflüde zum dortigen Pfarrer, der sogleich die gefährliche Tendenz dieses Aufrufes erkannte und in die Stadt ellte, um den Bezirkshauptmann hiervon in Kenntniß zu segen. Der Energie des Bezirkshauptmanns, der fofort die umfaffendsten Recherchen anftellte, gelang es noch am felben Abend, den Schreiber des Schriftftüdes zu eruiren. Es war dies ein fünfzehnjähriger, ganz ungebildeter Bursche, Sohn eines Fleischfelchers unb Restaurateurs in Sieszanow. Derselbe geftand awar gleich ein, daß dies seine Handschrift set, über ben intellebuellen Urheber des Schriftftüdes jedoch verweigerte er jebe Aussage, indem er blos angab, daß ein ibm unbelannter Herr, der in der Restauration seines Baters dinirte, ihm den Jabalt diktirt habe. Das Amispetschaft wurde dadurch her geftellt, daß der Siegellad Abbrud von alten, vom Amte als Matulatur verkauften Biebpäfen abgenommen worden war. Der Bursche wurde sofort in haft genommen und die Gen Darmerie beordert, sämmtli se Disgemeinden über die Brooc nienz des Schriftfiüd: s zu verftändigen und ihnen die Ab fchriften abzuverlangen, um so jeder Gefahr einer Ausschreitung vorzubeugen."

rh. Die englische Packetpoft. Obwohl die englische Boftverwaltung erst seit drei Jahren es unternommen hat, die Beförderung von Badeten in thren Wirkungstreis einzu schließen, erfreut sich diese Einrichtung fest schon einer febr großen Beliebtheit im Bublifum, welches von der gebotenen Annehmlichkeit so ausgiebigen Gebrauch macht, daß, während im ersten Betriebsjabre die Beförderung 15 Millionen Badete umfaßte, fich die Anzahl der beförderten Badete im zweiten Jahre auf 30 Millionen belief. So eine Steigerung von 100 pCt.! Gegenwärtig find in London   allein 700 Bedienftete in der Badketabtheilung der Boft beschäftigt.

Das Eis der nördlichen Polarmeere bat fich allen eintreffenden Schiffsnachrichten zufolge in diesem Sommer außergewöhnlich weit nach Süden erftredt. Nach Hammerfest in Finmarlen find die meisten Fangschiffe, die während des Frühlings auf Seehund- und Wallroßfang nach Spigbergen ausgeben, mit einer sehr geringen Ausbeute zurüidget bet Rings um Epißbergen lag ein 5-8 Mellen breiter Eisgürtel, und auf der Strede zwischen Hopen Eiland und Foreland ( gegen 56 Meilen) lag feftes, zufammengepacktes Eis. Die aroßen Buchten bei Storfjord, Homfund, Belliford unb sfjord waren vollständig unzugänglich. Wenn diefe ge waltigen Eismaffen, wie zu erwarten steht, im Juni und Jul fommenden Jahres weiter nach Süden abtreiben. so steht für nächsten Sommer eine merkbare Abkühlung der Temperatur in Nord und Mitteleuropa   in Ausficht.

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Der fleinste Staat Europas  - 6 Quadrat Rilometer großt das Territorium Moreßnet zwischen Verviers   unb Machen. Daffelbe enthält reiche Bintgruben, welche von der Gesellschaft Vieille Montagne   ausgebeutet werden. Im Jahre 1815 warfo schreibt die Boff. 8tg."- eine Rommiffen bamit betraut worden, die Grenzen Breußens und der Nieber lande festzustellen; über alle Bunite wurde eine Einigung erzielt, nur über Mo.elnet tam eine Einigung nicht au Stande. Jebe der Mächte forderte die Bintaruben oder eine angemessene Entschätigung; schließlich beschlok man, das Stüd Land, das bei den Bintwerten nur 50 elende Gütten aufwies, unabhängig und neutral zu laffen. Tie Behältnisse des Territoriums baben fi feitdem gewaltig verändert. Es giebt ist 800 Häuser daselbst, hübsche gut aus geftattete Läben; die Einwohner find zum Theil wohlbabert Das Gebiet ist neutral geblieben, und es herrschen dafelbft