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Theodor Fricke

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Ur. 239.

Mittwoch, den 13 Oktober 1886.

1. Jahrg.

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Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)

Redaktion: Beuthstraße 2.

Eine zeitgemäße Erinnerung.

Das Sozialistengesetz ist ein Polizeigesetz und wer dem felben zugestimmt hat, der barf sich in der That nicht wundern, daß die Polizei ihre Vollmachten in ausgiebigfter Weise anwendet.

Deshalb wirkte es auch wie eine Tragikomödie, daß bei Einführung des Gesetzes der verstorbene Abgeordnete 2aster glaubte, über den Regierungsvertreter einen großen Triumph errungen zu haben, als er in den Para­graphen 1 des Gefeßes das Wort Um sturg" anstatt ber ursprünglichen Untergrabung" hineinpraftigirte. Ein fichtige Männer behaupteten schon damals, daß es bei einem folchen Gesetze auf den Wortlaut gar nicht ankomme.

Am besten ist es, wenn man doch einmal Gedanken erstiden will, man macht gar keine besonderen Gefeße nach dieser Richtung hin, sondern giebt der Polizei die Roll macht, gegen Sozialdemokraten u. f. w. zach Gutbünten vorzugehen. Sie ihut dies vielfach auch jezt schon und sie genießt dabei den Schuh eines nach allen Seiten hin behn baren Gesetzes.

An bas vertrauensvolle Vorgehen des Abgeordneten Lasker , der bekanntlich vor seinem Tode noch Buße that und gegen die Verlängerung bes von ihm selbst aus der Taufe gehobenen Gefeßes stimmte, wurden wir so recht burch die melancholische Rede des Abgeordneten Freiherrn von Stauffenberg erinnert, die derselbe bei Berathung des Leipziger Belagerungszustandes in der lezten Seffion des Reichstags

gehalten hat.

5.

Laster hielt dafür, daß Vereine u. f. w., welche die Untergrabung ber bestehenden Staats- und Gesellschafts­ordnung durch Wort und Schrift bezwedten, nicht verboten werden dürften, hingegen aber wohl solche, die den Umfturs ber Staats- und Gesellschaftsordnung erzielen wollten.

Schon damals machte man den Abgeordneten Lasker barauf aufmerksam, daß eine Untergrabung ficher lich als langsamer Umsturz angesehen werben würde. Die Polizei hat nun auch nach dieser Definition gehandelt.

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Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Bf Bel größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmttags in der Expedition, Berlin SW., Simmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaug, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

war. Sie wanbte das Polizeigeses eben als ein Polizei gefet an.

Abgeordneter von Stauffenberg beklagte fich nun jüngst hierüber. Auch er hat Buße gethan und fimmt nicht mehr für das Sozialistengeset. Doch diese Buße ist Leiber zu spät gekommen; bas Gefeß ist da und wird wohl noch für eine längere 3eit im Reichstage die Majorität haben.

Doch nicht uninteressant ist es, daß nunmehr der frühere nationalliberale Freiherr, der zuerst für das Gesetz ftimmte, ausbrüdlich erklärt, daß das Gesetz nicht im Sinne ber Gesetzgebung angewandt werde. Man richte daffelbe gegen die Arbeiter und die Sozialdemokratie überhaupt und nicht nur gegen die umstürzlerischen Handlungen derselben. Das Geset selbst," so führte von Stauffenberg aus, fei bei ber Polizei vollständig in Ver geffen beit gerathen, da daffelbe nicht beabsichtige, geffen beit gerathen, da daffelbe nicht beabsichtige, sozialdemokratische Bestrebungen zu verhindern, sondern nur Vereine und Personen treffen wolle, beren Bestrebungen auf den Um sturz der bestehenden Staats- und Gesellschafts­ordnung gerichtet seien."

Wir glauben es wohl, baß es ber Abgeordnete von Stauffenberg mit seinen Worten völlig ehrlich meinte, aber Stauffenberg mit feinen Worten völlig ehrlich meinte, aber eben so ehrlich hat er es auch wohl gemeint bei seiner ersten und verhängnißvollen Abstimmung für das Ausnahmegefeh. Damals hatte dieser Abgeordnete geradefo wie der ver storbene Abgeordnete Lasker das volle Vertrauen zu den bas Gefeß, wie der Ausdruck immer hieß, fireng loyal" von den Regierungen ernannten Polizeibehörden, daß fie anwenden würden. Jeßt, da es zu spät ist, hat der ge nannte Abgeordnete sein Vertrauen vor den ins Auge springenden Thatsachen zurückgezogen und stellt melancholische Betrachtungen an.

Damit ist allerdings bem Rechte und dem Vaterlande wenig gedient, ebenso wenig wie mit der ausgesprochenen Hoffnung, daß das Sozialistengeset demnächst nicht mehr verlängert werbe. Diese Hoffaung ist eitel Erug, so lange bas jeßige System am Ruber ist und so lange Herr Windt horft Komödie spielen kann.

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Weiter wurde zu jener 3eit von sozialistischer Seite Gern geftehen wir ein, daß der süddeutsche Freiherr viel betont, daß Untergrabung und Umflurs schon deshalb gleich mehr Gemüth und Herz befigt, als die norddeutschen Junker, werthig felen, weil die Polizei fich um beide Worte burch die intimen Freunde der Polizeigewalt; aber in ber Gefeß aus nicht fümmern und fich lebiglich gegen bie Sozialgebung soll neben dem guten Herzen auch der scharfe Ver bemokratie mit oder ohne Umfturz, mit oder ohne Unter grabung wenden würde.

Dies hielten die lugen Gesetzgeber, diese Blüthe der liberalen Intelligenz und Manneswürde, natürlich für un möglich; fie schenkten der Polizei ihr Vertrauen, und die Polizei wenigftens in einem großen Theile Deutschlands that, was unter diesen Umständen selbstverständlich

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Radbrud verboten.

Feuilleton. Ludmilla.

Novelle von Polevvi

[ 7

( Aus dem Russischen übersetzt von Dr. Carl Pinn.) Die Erledigung einer Angelegenheit nöthigte mich, mich nach dem Hauptorte unferes Distrikts zu begeben. Dort machte ich die Bekanntschaft des Gouverneurs, der mich zum Besuche einlub. Ich fuchte ihn auf, und die erste Person, welche ich in feinem Salon bemerkte, war Paulines Tante, bie hochmüthige Pratcova Iwanowna. Beim Anblicke dieser Frau wollte ich mich entfernen, boch wer beschreibt meine Meberraschung, als fie fich mir näherte und mit fröhlicher

Stimme ausrief:

Wie! Sind Sie es, Anton Petrowitsch! Sie, den ich eine Ewigkeit nicht gesehen habe!"

" I benke, gnädige Frau, baß Sie die Tage meiner Abwesenheit wohl schwerlich gezählt haben."

Ad! Es ist nicht hübsch von Ihnen, mir einen ber artigen Vorwurf zu machen. Sott hat mich schon genug bafür bestraft, baß ich seinen Willen verkannt habe." Bei diesen Worten brachte sie ihr Taschentuch an ihre Mugen und ich merfte, daß fie in Trauer war.

Snädige Frau, sagte ich zu ihr, haben Sie ein Familienmitglied verloren"

erhört."

-GA

Ja, der Himmel hat mein inbrünftiges Flehen nicht Sollte es etwa Pauline sein?" Ich konnte meine Frage nicht beenben. Wir haben ihren Vater verloren. Der gute, liebe Greis ist jegt im Himmel."

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Aber Sie können sich doch wenigstens an dem Glück Ihrer Nichte freuen?"

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Welches Glüd? Das unglüdliche Mädchen schmachtet bahin und vergeht wie eine verwellte Blume." Heirath­

Was fagen Sie mir da von Pauline? Sollte ihre

stand herrschen, der sich nicht dem Vertrauen allzuleicht hin giebt. Spätere melancholische Betrachtungen über Vertrauens bruch nügen nur wenig.

Im übrigen aber halten wir die damalige Reichstags­verhandlung über den Leipziger Belagerungszustand deshalb für sehr nützlich, weil aus dem Rechenschaftsbericht der fächsischen Regierung zur Coibenz hervorgeht, daß das

Von einer Heirath ist gar keine Rede. Sie wissen also nicht?"

Unsere Unterhaltung wurde unterbrochen. Ich saß wie auf Nadeln, fab Prascona an und verstand sie nicht. An Stelle ihres stolzen und abweisenben Gefichtsausbrudes fab ich jest nur 3üge, auf denen Sanftmuth und Trauer aus geprägt waren. Ich wünschte Paulinens Lage zu erfahren und in dieser Erwartung nahm ich alle Dualen geduldig auf mich. Da sah ich erst, wie sehr ich sie noch liebte, unb mit fieberhafter Ungebulb suchte ich eine Gelegenheit aus findig zu machen, um die Unterhaltung mit ihrer Lanie wieder anzutnüpfen. Endlich kam sie zurück und sagte zu mir:

Sie erinnern fich, wie besorgt ich um das Schicksal meiner Nichte war. 3hr eine ehrenvolle Stellung in ber Welt zu sichern, barauf beschränkte fich mein ganzer Ehr geiz. Der Hufarenrittmeister Graf Rreepoff erschien mir als eine vortheilhafte Partie."

Und er war in Pauline verliebt" lab wie verliebt?"

Und fie liebte ihn doch?"

" Leider liebte sie ihn nicht. Ich gestehe es ein, ich hatte mir die Sache so zurecht gelegt, daß für ein junges Mädchen Liebe gewissermaßen nur eine Puppe wäre, die fie in ihrer Jugend ergößt. Ich rebete mir ein, Bauline würde glüdlich sein, wenn sie einem mit glänzenden Eigenschaften ausgestatteten jungen Manne ihre Hand reichen könnte und fich ihr somit eine nene Sukunft eröffnen würde. Von dieser Boraussetzung ausgehend, gestattete und förderte ich die An­näherung des junaen Mannes, jedoch wies Pauline jebes Anfinnen einer Vermählung mit dem Grafen entschieden zurüd. Ich war natürlich ärgerlich, und zu meiner Be rubigung fuchte fie alle möglichen Beweagründe ins Feld zu führen: fie lönnte sich nur an einen Mann verheirathen, ben fie liebe und von dem fie fich heiß wieder geliebt glaube u. f. w."

"

?"

Einen berartigen Einwand machte sie Ihnen also? Ja wohl, und fie begann derartig zu weinen, daß ich air bie Frage vorlegte, ob fie nicht in Wirklichkeit einen andern liebe. Ich spielte auf Ste an, denn ich spreche

Sozialistengeset in feiner ganzen Schwere nicht etwa einzelne fozialdemokratische Agitatoren trifft, sondern den beutschen Arbeiterstand.

Bur Aufklärung des Volkes trägt diese Erkenntniß gewiß bei; und diese Erkenntniß wird, wie es ja auch be fonders hervorgeboben wurde, fi Geltung schaffen bet ben nächsten Reichstagswahlen.

Politische Uebersicht.

Die Arbetter New- Yorts baben belanntlich für bas Bürgermeisteramt einen eigenen Standidaten aufgefiellt. Das Brogramm, auf dem fte stehen, lautet in den wichtigeren Theilen folgendermaßen: Wir erklären, daß die Bürger der Stadt New Yort ihre sämmtlichen Lofalangelegenheiten selbst verwalten sollten daß das Gerichtsverfabren fo vereinfacht und verbeffert werden sollte, um den Reichen den Armen gegenüber leinen Bortbell zu gewähren; das die Ein mischung der Polizei in friedliche Beriammlungen aufhöce; daß die Geseze für die Sicherheit und die gesundheitliche Infpetiton von Gebäuden ausgeführt werden; daß bet öffentlichen Arbeiten Die Dirette An ftellung von Arbeitern der Verausgabung an Unters nehmer, welche die Stadt betrügen und die Arbeiter ausbeuten, oorgezogen, baß bei öffentlichen Anstellungen die Gebälter gleich bemessen werden sollten. Wir erklären das Einpferdchen obne Unterschied des Geschlechts für gleiche Arbeit so vieler unserer Brule in engen Mietbetalernen au enormen Mietben, während noch mehr als die Hälite des Grund Uebel und daß, um diesen Stand der Dinge zu ändern, alle und Bodens der Stadt un bebaut ift, für ein ffandalöfes Steuern auf Gebäude und Verbesserungen abgeschafft werden follten, so daß diejenigen, welche ihren Grundbest#

bisher brach liegen ließen, gezwungen werden

sollen, denselben entweder selbst zu bebauen oder ihn Denen zu übergeben, welche dies zu thun bereit find.

Ferner erklären wir, daß der enorme Werth, welchen die Anwesenheit von anderthalb Millionen Menschen dem Grund und Boden diefer Stadt giebt, von Rechtswegen der gangen Gemeinde geböt; daß derselbe ntebi sur Be reicherung von Individuen und Rorporationen dienen, sondern in Form von Steuern zur Verbesserung und Verschönerung der Stadt, Beförderung der Gesundheit, Bequemlichkeit, Erziehung und Echolung der Bürger dienen sollte, ebenso zur Herstellung von Verbindungslinien, wie sie den Bedürfniffen der großen Metropole angemessen find. Ebenso erflären wir, daß die be ftehenden Beförderungs. Mittel nicht in den händen Don Rorporationen belaffen werden sollten, welche während fle riefige Profite aus dem Wachsthum der Bevölkerung sieben, ibre Angestellten unterbrüden und Streits bervorrufen, welche Die Verbindungen unterbrechen und den öffentlichen Frieden gefährden; dieselben sollten vielmehr auf geießlichem Wege von der Stadt erworben und im Inter fe des öffent lichen Wohles betrieben werden." Man wird nicht fehle geben, wenn man Henry George felbft als den Verfaffer

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mit Ihnen wie mit einem Verwandten, wir ftab gewohnt, Sie wie ein Familienmitglied zu betrachten." Schönsten Dant. Und was antwortete Puline?" " Sie wollte auf meine Frage nicht eingehen, aber fie weinte fortwährend und wurde schließlich frant.

Was blieb mir da übrig, ale dem Grafen ben Laufpaß zu geben. Die ganze Stadt wunderte fich über unsern Entschluß. Mittlerweile farb Pauline's Vater und hinterließ nur ein sehr geringes Vermögen. Er liebte den Aufwand und batte eine zahlreiche Familie.

Da fagte ich Pauline, wie glücklich ste sein würde, falls fie ben Grafen hätte heirathen wollen."

Reich freilich", verfeßt sie, aber nicht glüdlich." Und weshalb?"

Sie weinte unb entgegnete nichts.

" Doch jet", fügte ich hinzu, hast Du nicht einmal eine Mitgift. Denn ich wollte fie nicht wiffen lassen, daß ich ihr meine Erbschaft gesichert hatte. Die Stunhe unfers Lobes ist ungewiß, unb ich habe im Voraus die e Vorsichts maßregel ergriffen. Ich habe teine Kinder und betrachte Pauline als meine Tochter. Wenn fie, im Befit meines Landgutes und 500 Bauern, einen Mann ohne Pfennig Geld nach ihrem Herzen wählen wollte

ft es möglich?"

Ach, ehemals baute ich allerdings andere Luftschlösser, boch Schmerz und Schid alsschläge bringen in uns eine große Veränderung hervor. Gegenwärtig wohnt Pauline bei mir. Sie ist mir ih urer als je. Sie ist ein Engel." Sie wohnen noch immer in Mostau?"

Nein, ich werde berthin zur Erledigung einiger Ange legenheiten zurüdkehren, bann werden wir uns auf unserem Befig bum häuslich nieberloffen."

Werden Sie mir gestaiten, Ihnen einen Besuch zu machen?" Sie wissen, daß mein Landgut 40 Werft von hier entfernt ist. Morgen reise ich nach Mostau ab. Rommen Sie nur, Anton; Pauline wird sehr erfreut sein, Sie zu sehen!"

Weilt sie jetzt hier?" Indem ich diese Frage an fie richtete, erbebte meine Stimme und mein Herz.