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Donnerstag, den 14. Oktober 1886.

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11. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

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erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Bf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)

Redaktion: Beuthstraße 2.

Sie waren einmal wieder zusammen

und zwar in Röln am Rhein . Weiter hat es teinen 3wed gehabt, als daß fie fich gegenseitig begrüßt haben, die Herren Nationalliberalen, denn was fie gesprochen und berathen, war eitel Dunft und Wind.

Ein westfälisch rheinisch- nationalliberaler Parteitag! Außer mehr oder minder bekannten Lokalpatrioten waren auch einige nationalliberale Parteiführer von auswärts an wesend. Nennen wir nur den berühmten" Nationalökonomen reichstäglichen Anbenkens Herrn Friz Kalle, dann den Reichs. tagsabgeordneten Dr. Sattler aus Hannover und den Herrn Geschäftsführer ber nationalliberalen Partei, Herrn Jerufalem

aus Berlin .

Die brei genannten Herren waren außer einem Ober. lehrer Dr. Jäger, der als Vorfisender des rheinischen Bentraitomitees fungirte, auch die Hauptrebner und die gei Figen Führer des Parteitages, da fich die Herren v. Ben nigfen, Gneist 2c., mit einigen Begrüßungstelegrammen ab­gefunden hatten.

Obwohl Herr von Bennigsen sich um die Partei laum mehr fümmert, so wurde er doch auch auf biefer 3usammens funft als ber eigentliche Führer der nationalliberalen Partei mehrfach gefeiert. Man sieht, daß in dieser intelligen­testen Partei Deutschlands schon bedenklicher Mungel an Intelligenzen eingetreten ist.

Sehr bezeichnend ist es, daß der Vorsitzende des Partei tages unumwurden erklärte, daß Alles, was der Liberalis mus in diesem Jahrhundert erstrebt habe, errungen und daß es deshalb bie Aufgabe der Liberalea sei, diese Errungen fchaften zu tonferviren. Riarer und bestimmter ist fomit noch niemals fonflatirt worden, daß bie National liberalen im Grunde genommen Ronservative geworden find.

Ueber Ultramontane , Deutschfreifinnige und Sozial demokraten wurde natürlich in üblicher Weife hergezogen; boch es verlohnt sich nicht der Müte, ben Expektorationen bes als Politiker unbekannten Dr. Jäger weiter zu folgen, nur wollen wir bemerken, daß der Herr fich bei Besprechung der sozialen Frage auf den bekannten Boden bes praktischen Christenthums" stellte und send bas Sozialistengefes als den Hort gegen Anarchismus, Ni hilismus und irren wir nicht auch gegen die Cholera hinftellte.

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Dr. Sattler ftellte fich gleichfalls in der sozialen Frage auf den Boden bes praktischen Christenthums", ohne ben Boben näher zu bezeichnen. Er meinte, daß schon unendlich viel burch Krantenfaffengefes, Unfallversicherungsgefes, Rolonialpolitik und Kanalbau für die Arbeiterklasse gethan

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Feuilleton. Ludmilla.

Novelle von Polevvi. ( Aus bem Russischen übersetzt von Dr. Carl Pinn.) Genug, Rinder," fagte Prascova ,,, genug! Der Himmel bewahre mich davor, mich Eurem Glüde zu wieberseßen. Jet fehe ich erst ein, Pauline, weshalb Du immer fugteft. Allein man muß an die Zukunft, an die positive Seite des Lebens denken, und Du weißt, daß Pauline tein Vermögen hat."

Insertionsgebühr

Bel

beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Bf größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittag in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

Das nationalliberale Geschwät dauerte in dem schönen ehrwürdigen Röln Lange, lange Stunden; eine Selbstbeweibräucherung ohne Gabe, ein unnatürliches Geprable des Jämmerlings, der burch sein langes mit einem Worte ein widerwärtiges Schauspiel. Buhlen mit der Macht Saft und Rraft verloren hat,

fei, bie sich gewiß dabei beruhigen werde, wenn nicht sozial liberalismus an einer unheilbaren Krankheit leide, am demokratische Hezer den Frieden störten. Die National marasmus senilis. liberalen fänden allerdings auf Seiten der Regierung, so führte der genannte Herr weiter aus, boch fönten fte auch energisch opponiren, wie sie das beim Branntweinmonopol energisch opponiren, wie sie das beim Branntweinmonopol gezeigt; fie hätten allerdings eine Ronfumfteuer vorgeschlagen, bie hoffentlich als Grundlage einer neuen Branntwein besteuerung bienen werbe. Daß bie Nationalliberalen sich für ein neues Septennat erklären würden, sei selbstverständ­lich; fie würden auch allen Mehrforderungen für das deutsche Armee noch nicht start genug set, um nach allen Militär zustimmen, da sich herausgestellt habe, daß die Seiten hin schlagfertig auftreten zu können. Dieser Herr ver­deutsche Armee noch nicht statt genug set, um nach allen theidigte feine Ansichten, indem er erklärte, daß dieselben auf der Grundlage des humanen Liberalismus" tänden. ihum, blieb er die Erklärung schuldig, was er unter Ebenso aber, wie bei der Phrase vom praktischen Christen humanem Liberalismus verstehe. Der Liberalismus aber hat in jener 3eit, wo er sich noch mit dem Humanismus bedte, niemals Ausnahmegesezen zugestimmt, er hat niemals fich auf den Polizeiboden ge fellt und niemals dem Militarismus gehuldigt. Nohe Parole. Gewalt war ihm tief vergaßt, Aufklärung war seine

Und diesen bumanen Liberalismus" wagt es ber Afterliberale Dr. Sattler auf die Fahne der national zu setzen! Der humane Liberalismus folgte der Jbee, ber liberalen Partei, dieser gedankenlosen Anbeterin der Macht eige Nationalliberalismus der Macht das ist der große

Unterschieb.

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Nur ein Lichtblid fiel in die Verhandlungen, als ber Geschäftsführer der Partei, Herr Jerusalem aus Berlin , mit Wir erhobener Stimme, stolz herausfordernd erklärte: haben überall Gegner; ebensowenig, wie wir uns mit den Sozialdemokraten und Ultramontanen, tönnen wir uns ver bünden mit den Deutschfreisinnigen und Konservativen, wir haben nur einen Verbünbeten, den Bierbankpolt. itter!"

Die nationalliberale Elberfelder 3eitung" garantirt für die Echtheit dieses Ausspruchs.

Also endlich ist für die nationalliberale Partei die richtige Bezeichnung gefunden; national ist diese Partet längst nicht mehr und noch weniger liberal- heiß: fie von Bierbankpolitiker Partei!

nun an:

Politische Uebersicht.

Der Ausgang des Prozesses Berndt Chriftenfen, befriedigt felbft die gegnerische Breffe, sowett fie noch einen Funten von Selbstständigkeit befigt, in hobem Maße. So schreibt bas ,, Berl. Zgbl.":" Bei der Berathung des Rechens schaftsbericht über Die Ausführung des Sosialisten gefeßes hatte der Abgeordnete Singer sehr ernste Ent büllungen über das Treiben der Gebeimpoitzet gemacht und dabel namentlich einen gewiffen Shiing entlarot, ber fich unter falschem Namen in einen Arbeiterverein eingeschlichen urd fich dort durch die breifteften Aufreizungen als agent provocateur, als ein Spigel ter schlimmsten Sorte aufgespielt batte. Is feine Gewährsmänner batte Singer zunächst eine Barteigen offen Chriftenfen und Berndt genannt, und alle Welt erwartete nun, daß barauf bin der Polizeibeamte, auf dem der Verdacht der Majeftätsbeleidigung und der Anftiftung au ge fährlichen Attentaten lag, zur Rechenschaft gezogen werden würde. Was aber gefchab? Die Beugen wurden in Ange

Wahrhaft köstlich war die Nebe von Frischen Kalle, bie man füglich nicht recht ernst mehr nehmen ernft mehr nehmen barf nach seiner sozialwissenschaftlichen Niederlage im Reichstage, et unbewußt bas Rapital Don Maig fälschte und auf den Schuster" lam. Dieses Schufter" tam. Dieses Herrchen erklärte, daß im Großherzogthum Heffen nunmehr der Nationalliberalismus in der Gesetzgebung und Verwaltung herrsche, daß somit das Großherzogthum einer freien Entwidelung entgegenftrebe. Eine schöne freie Entwickelung! Gerade feit der Nationalliberalismus bort Entwidelung! Gerade feit der Nationalliberalismus bort mehr und mehr zur Herrschaft gelangt ist, baben auch polizei liche Verbote, Unterdrückung der freica Meinung u. s. w. zugenommen, während Heffen noch vor einigen Jahren als ein Bufluchtsort der geringen bürgerlichen Freiheit galt, die noch im Allgemeinen in Deutschland eristict. noch im Allgemeinen in Deutschland giftict. Daffelbelagte, der vor der öffentlichen Meinung Angellagie in einen Herrchen meinte, daß der Nationalliberalismus noch niemals fo start gewesen sei, wie jest, da er innerlich einig sei. wohl bekomm's! Andere Leute meinen, daß der National

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ich auf dem Wege nach Petersburg verzeitelt und die letzten Spares derselben im Lager vor Krasno Selo verloren. 13 Uebrigens giebt es hat ja die allgltige Natur für jedes Gift ein Gegengift gespendet auch gegen die Chefeuche ein Heilmittel: es besteht darin, daß liebevolle Fanten ihre Nichten möglichst gut unterzubringen bestrebt sind. Ich begreife nicht, wie es möglich ist, daß noch heutzutage Männer sich der ihnen von den alten Damen gelegten plumpen Solingen nicht erwehren können. Bei ben Fortschritten der Bivilisation zweifle ich gar nicht daran, baß man auch andere Mittel ausfindig machen wird, eine Berlobung zu Stande zu bringen, eine Ehe zu begründen. Ja Mostau bilbete es für mich eine Hauptzerfreuung, ben Geist dieser guten Tanten in Aufregung zu verfeßen, fte gegen einander aufzureizen und als Suschauer zu beobachten, wie sie einer der anderen einen jungen Mann abfpenfig zu machen eiftig bemüht waren. Meine Ungebetete hatte auch cine Tante, aber von einem merkwürdigen Schlage, eine gewiffe Prascova Dragona; so lautet ungefähr ihr Name. Diese brave Frau besaß eue unglaubliche Gewandheit und Geichidlichkeit, so baß i fast burch fie zur Abfaffung eines Luftspiels mit dem vielverheißenden Titel: Die Tante", oder: Die Kurst, eine Nichie zu verbeirathen", angeregt worden wäre. Ein armer junger Mann ohne Erfahrung hätte sich sicher burch diese geschickten Machinationen hin­reißen lassen, bas hübsche junge Mädchen ohne Mitgift zu heirathen. Aber ich alter Praktilus!

Mein Anton," erwiderte fie, stellt gar feine An Sprüche. Ich bin arm; er ist ebenfalls arm. Er tann ein Amt annehmen, ich werbe ebenfalls arbeiten." Du?" rief ich aus. Nein, nein, anbetenswürbine Bauline; es ist nicht nothwendig, daß Du arbeitest, ich bin reich!"

Alle beide sahen mich erstaunt an. Ich erzählte ihnen, daß ich von meinem Dakel eine Erbschaft gemacht hatte. Einige Minuten später bestegelte ein teuscher Kuß als Unter­pfand mein grenzenloses Glüd.

Bruchstücke eines Briefes des Grafen N. au seinen

Freund.

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Die Ehe, mein lieber Georg, ist in Moskau diefelbe Geißel wie die Pest in Ronftantinopel. Beinahe wäre Dein alier Freund auch in die Krallen des Geiers gerathen. Die mir Bestimmte war schön schön wie fuche Dir felbst einen Vergleich; meiner Treu, fie war die schönste Erschei nung bes Mostauer Salons. Ich schmachtete nach ihrem Befis, fie scherzte und toquettirte mit mir und hatte mir so den Ropf verbreht, daß ich bereits im Begriffe war, ihr mein Herz und meine Hand fammt meinem Portefeuille, wo ich, bei bem ganz fatalen Mangel an Banknoten, nur noch eine Sammlung alter Urkunden vorfinde, zu Füßen zu Legen. Glüdlicherweise bin ich wieber zur Vernunft ge­Tommen; im Wirbel des Tanzes hat sich meine Liebe er fqöpft; was von meiner Leidenschaft noch übrig blieb, habe

Bruchflüd eines Briefes der Prascova Iwanowna an eine ihrer Freundinnen.

Wohlan, mein Herz, ich habe meine Beit nicht ver geubet, als ich ben fleinen Ausflug unternahm. Dem Himmel sei Dant; die Geschichte ist zu Ende und Olgas Glud gesichert! Ach, wie sind doch die Seiten schlimm und bie Ernten schlecht! Heirathsfähige junge Mädchen in allen Eden des Landes und ein Freier taum mit der Laterne zu finden. Der eine hat sich zu Grunde gerichtet, ber andere ist zum mürrischen Philosophen geworden, wieber ein Anderer will nur von einer reichen Berbindung mit fich reben laffen. Ich befand mich hinsichtlich des Grafen, über den ich Dir die vertrauliche Mittheilung gemacht habe, in einem ver­hängnisvollen Irrthume: er bestzt weiter nichts als seinen

Beugen verwandelt, und die Staatsanwaltschaft erwirkte in der erflen Inftans( oor dem Schöffengericht) die Verurtheilung der beiden bisher unbescholtenen Sozialdemokraten, deren Aus­fagen man leinen Glauben schenkte, während man das Beug

Titel. Für mig lag jedoch die Nothwendigkeit vor, für die Bukunft meiner Nichte zu sorgen. Schon seit drei Wintern war fie in den Moskauer Salons auf den Brettern. Der vierte Winter schien eine verhängnißvolle Krifis zu werden: sie unterstützte mich nicht in meinen Bemühungen, und auch ihr Vater lieh mir feinerlei Beistand. Bevor er vom Schlage gerührt worden war, fonnte ich auf ihn faum rechnen; er dachte nur an seinen Klub und an feine Whist partie. So fiab bie Männer, fie fehen mit verschränkten Armen zu und wollen doch, daß ihre Töchter sich vers heirathen.

In diesem kritischen Augenblicke verbreitet sich plöglich bas Gerlicht, daß unsere arme Waise Anton eine reiche Erbschaft gemacht habe. Nun stürmt man von allen Seiten mit Vorwürfen auf mich los. Natürlich bin ich es, welche feine Bewerbung zurüidgewiefen und ihn aus unserer Nähe verbannt hat. Herr des Himmels! Was sollte ich denn thun? Auf der einen Seite befand sich der Graf, auf der andern dieser arme, thränenreiche schmachtende Liebhaber. Pauline befürchtete, daß die Liebe dieses seufzenden Anbeters fie fompromittiren fönnte. Mit einem Schlage benahm ich ihm alle feine Hoffnungen.

Allein diesen Fehler, den ich in aller Unschuld begangen hatte, habe ich glänzend wieber gut gemacht. Ich erfuhr, daß er sich auf seinem Befihthum befände und schwebte beshalb in beständiger Angst, er fönnte fich in seinem Herzenskummer so weit vergessen, bie erste befte Landpommeranze beim zu führen. Da war feine Seit zu verlieren. Ich erinnerte mich, daß ich in dieser Gegend eine geschäftliche Angelegenheit zu regeln hatte und reifte mit Pauline ab. Dem Himmel fei Dent, alles hat fich ganz nach Wunsch gestaltet! Das Oberhaupt bes Diftrifes ist eines meiner Verwandten! I wußte Sache To einzurichten, daß ich bei ibm bie ben flüchtigen Anton traf, und von dem ersten Augenblic unferer Begegnung an ift der fittenreine Jüngling ins Garn geleckt worden. Raum hatte er mich verlassen, so stürzte er auch schon eilenben Laufes nach meiner Wohnung. Wohl weislich hatte ich dafür gesorgt, daß er zu dieser Stunde mich nicht vorfand; Pauline jedoch hatte ich in den Garten gefchidt, angeblich um zu promeniren, und dort erwartete sie ihn. Meine Nichte benahm sich dabei so gefchickt, bas