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Nr. 242.
Sonnabend, den 16. Oktober 1886.
4. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen
Das„ Berliner Volksblatt"
erfcheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin fret In's Saus viertelfährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Bf. Poftabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Bf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)
Redaktion: Beuthstraße 2.
Ein pflichttrener Beamter".
Unseren Lesern ist die sogenannte Affaire Ihring. Mahlow zur Genüge bekannt, so daß wir an dieser Stelle taum mehr auf die Einzelheiten berselben einzugehen brauchen. Doch wollen wir zunächst hier den Borfall im Allgemeinen furz registriren.
Im Februar dieses Jahres bei der ersten Berathung bes Sozialisten gesetzes machte der Abg. Sirger im Reichs tage Mittheilung davon, daß ein Kriminalschuhmann, Namens Thring, fich unter dem falschen Namen Mechaniker Mahlow" in einen Arbeiterverein in Berlin habe eins fchreiben laffen und ferner die Mitglieder des Vereins zu ungefeßlichen Handlungen und Gewaltthätigkeiten aufgereizt babe. Diese Mittheilung machte großes Aufsehen. Der Minister von Punkamer erklärte, daß er, wenn der Fal fich So verhalte, wie der Abg. Singer ihn vorgetragen habe, mit ben schärfsten Maßregeln disziplinarisch gegen den ge nannten Polizeibeamten vorgehen werde.
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Am folgenden Lage lam ber Minister, nachdem er fich auf bem Polizeipräsidium informirt hatte, auf ben Borfall zurüd und theilte dem Reichs tage mit, daß der Kriminalschutzmann Ihring auf sein Gewissen und seine Amtsehre zu Protokoll erklärt habe, daß er sich in dem Arbeiterverein lediglich beobachtend und paffiv verhalten und mit Mitgliedern des Vereins außerhalb beffelben nicht verkehrt habe. Alles, was über ihn vorge bracht, sei eine Lüge. Schußmann Ihring aber werbe von seinen Borgesetzten als ein wahrheitsliebenber und glaubwürdiger Mann bezeichnet, so daß er, der Minister, ben ganzen Vorfall als ein charakteristisches Merkmal der fozialdemokratischen Rampfesweise ansehe. Darauf forberte ber Minifter den Abgeordneten Singer auf, seine Gewährs. männer zu nennen, um die Schuldigen zur Strafe zu ziehen. Allgemein glaubte man, Singers Gewährsmänner sollten als 3eugen in der Disziplinaruntersuchung gegen Thring dienen, anr bie Sozialdemokraten waren mißtrauisch, beshalb nannte ber Abgeordnete Singer auch nur zwei seiner Gewährs. männer, um bie Uebrigen eventuell als 3 eugen noch bei ber Hand zu haben.
Diese Borsicht erwies sich in der Folge als äußerst zweckmäßig, benn nicht Herr Thring Mahlow murde angellant, sondern die beiden Gewährsmänner, Berndt und Christensen und
awar wegen verleumderischer Beleidigung des Pflichttreuen Beamten" Ihring- Mahlow. Die Antläger hatten Glüd. Das Schöffengericht schenkte ben Aussagen bes einen pflichttreuen Beamten", ber bei ber Sache mit feiner ganzen Stellung, mit Entlaffung aus berfelben oder mit Beibehaltung derselben, interessirt war, mehr Glauben, als fieben ehrlichen Arbeitern. Die
Ragbrud verboten.]
Feuilleton
Im Hause des Verderbens.
Kriminalroman.
Bon Reinhold Ortmann.
I.
der Arbeiter.
Insertionsgebühr
Bel
beträgt für die 4 gespaltete Betitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Bf größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmttags in der Expedition, Berlin SW., Simmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Expedition: Zimmerstraße 44.
fährlichen Streberthums.
beiben Angeklagten wurden in der wegen verläumberischer| immer tiefer hinabgleiten in den Sumpf des gemeinges Beleidigung eines wahrheitsliebenden, pflichttreuen Beam ten", jeder zu der exorbitant hohen Strafe von 6 Monaten Gefängniß verurtheilt.
Die Reaktion hatte triumphirt. Die tonservativen und offiziösen Beitungen fielen mit aller Wuth über die verlogenen Sozialdemokraten weiblich her und nicht minder über den leichtgläubigen, leichtfertigen" Abg. Singer. Der pflichttreue Beamte" Thring- Mahlow aber wurbe in allen Tonarten als getränkte Unschuld gefeiert. Rurze Zeit nach dem Prozeß wurde Christensen und der Abg. Singer auf Grund des Sozialistengesetzes aus Berlin ausge wiesen.
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Der Triumph der Reaktion aber sollte nicht von langer Dauer sein. Das Verhängniß nahte. Die Berufsinstanz sprach beide Berurtheilten tostenlos frei, weil Alles was fie dem Abg. Singer und was dieser dem Reichstage über ben Thring Mahlom mitgetheilt hatte, auf voller Wahrheit beruhe. Damit hat die Kragikomödie ihr thatsächliches und, sagen wir es heraus, ihr hocherfreus liches Eabe genommen.
Was mit bem fauberen Herrn Mechaniker Mahlow", mit dem pflichttreuen Beamten, Herrn Thring", geschieht, bas ist für uns völlig aleichgiltig. Ob derfelbe disziplinirt er ist nur ein ein. wirb oder nicht, ist Nebensache zelner Mensch.
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Biel mehr intereffirt es uns, ob dieser Einzelfall auf bas ganze System der Geheimpolizei Einwirkung erlangen wird. Denn folange es aebilligt wird, daß Kriminalpolis ziften fich unter falschen Namen in politische Vereine ein fchleicher, solange werben wir immer Thring Mahlow's haben!
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Ober war etwa das Auftreten des Geheimpolizisten Thring, dieses pflichttreuen Beamten" nicht im höchsten Wenn alle die Arbeiter, Grabe gemeingefährlich?
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bei benen er feine Provokationen angebracht hat- und die Bahl derselben ist bei den Gerichtsverhandlungen nicht aunäherab ermittelt worden seinen Andeutungen Folge gegeben haben würden, so wäre es für den agent provocateur unmöglich gewesen, die Handlungen seiner Bög linge zu überwachen und dieselben rechtzeitig zu denunziren. Manche derfelben fonnten ihm aus dem Auge kommen und bie entseglichen Handlungen auf eigene Fauft vetüben.-
Nicht bem pflichttreuen Beamten" ist es zu banken, baß die gefäeten Drachenzähne nicht aufgegangen, sondern ben pflichttreuen Arbeitern, welche ihre Familie, ihre Ehre, thre Sache im Auge behielten trop aller Provokationen. Ihnen, bie unfägliches Elend abgewandt haben, müßte man allerfeits Dant fagen, anstatt fte zu verfolgen.
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Der Fall Ihring- Mahlow aber enthält eine tief ein bringliche Lehre für alle biejenigen, welche Anhänger und Lobpreiser des Sozialistengefeßes find.
Aus der sächsischen Laufik.")
Brofeffor Böhmert, der Direktor des löniglich sächsischen ftatistischen Bureaus, beginnt in der Sächsischen statistischen Beitschrift" eine Serie von Arbeiten über lächfif he fostale Ber bältnisse zu veröffentlichen. Wir entnehmen das Thatsächliche der folgenden Mittheilungen über die sozialen Verhältnisse im Rretie Bittau einer Arbeit v. Schlieben's( 3richt. Des fäcf. ftatift. Bureaus 1885, p. 156-190). In Rretje Bittau wirden sechzehn verschiedene Arten Gewebe, sowohl feinfte als gewöhn lichte, hauptsächlich Köper, Kleiderftoffe, Scheden , Deleans, weiße Leinwand auf im Ganzen 9255 Handwebfiüblen gewebt. 1225 Handwebftüble flanden am 1. Dftober 1880 fill. An diesen Stühlen waren 9413 Hau induftrielle, 12,78 p. der Gesammtbevölkerung. und zwar 6734 felbstständig, 2679
mäßia,
Ein außerordentlich treffliches Wort treffliches Wort hat nach dieser Richtung hin in der in der Berufungsinstanz der Bertheidiger, Herr Rechtsanwalt Mundel, gesagt, als er bemerkte, daß bas metier" felbst, welches ber 3euge Thring betreibe, Falfchheit und Verraih zur Grundlage habe. Da liegt des Pubels Kern! Ein politischer Geheim- unselbstständig thaia, 7001 Berfonen beschäftigen fich berufs. polizist, ber fortkommen will, glaubt, daß er seiner vorges festen Behörde auf alle Fälle loftbares Material" liefern müsse. Und findet er teins, was durchweg der Fall ist, so sucht er sich solches zu verschaffen und wird zum Agent provocateur. provocateur. Das liegt so in der Menschennatur! Be förderung, Belohnung- früher zahlte man den Polizisten fogar, Fangprämien", bas find die Triebfebern für die Handlungsweise vieler Polizeibeamten- und giebt man ihnen Gelegenheit, indem man ihnen das Einschleichen unter falschen Namen in Bereine erlaubt oder gar befiehlt, fo brängt man sie auf die schiefe Ebene, auf der biefe Leute
rascher Bewegung waren, schien frei zu bleiben son Ermus bung. Sein gebräuntes Geficht mit den talten bunklen [ 1 Augen, bie feft und ruhig auf jedem Gegenstande hafteten, ben fie einmal erfaßt hatten, zeigte nicht die geringste Ver änderung, ob er nun die glänzenden Metallhäufchen an fich 3og oder fie einem Andern zufchob; seine Stimme behielt Reis dieselbe flare unb ruhige Färbung, ob nun bie Rarie, bie er nannte, einen Gewinn oder einen Verluft für ihn brachte, unb bie nachlässige Ruhe, mit welcher er von 3eit zu Beit das leichte braune Haar aus der Stirn zurüdftrich, Bewegungen der Anderen. bilbete einen felisamen Gegensatz zu den nervösen, zitternden
Cine nicht zahlreiche, doch anscheinend sehr feine Ge fellschaft war es, die sich in dem mittelgroßen, elegant eingerichteten Gemache zusammengefunden hatte. Acht Herren von verschiebenem Alter faßen in bequemen Sammtfauteuils um ben vieredigen, länglichen Tisch, ber inmitten des Sim mers auf einem farbenprächtigen Smyrnateppich fanb. Während Einige kaum die Mannesjahre erreicht hatten, faß fogar ein Greis. All' diese Gefichter aber, die alten Haupt- und Barthaar, und am unteren Ende des Eisches wie bie jungen, die gleiche Erregung, und die Beschäftigung, ber man sich in dem kleinen Kreise hingab, war auch die gleiche; man spielte nämlich! Eine in tleine, mit 3ahlen unb Buchstaben bezeichnete Felber eingetheilte grüne Wachs. leinwand bebedte fast ben Lisch, und die Anwesenben richte ten ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Fall der Karten, welche ber Banthalter burch seine schlanken Finger gleiten ließ, und auf die Golbßüde und Raffenscheine, welche dieselben fchlanten Finger entweber von dem grünen Wachstuche fort zogen oder dem Einen oder dem Anderen der Mitspielen ben zuschoben.
Die Siuzuhr auf dem Sims bes Ramins zeigte berelts wenige Minuten vor Mitternacht. Man hatte sich der aufregenden Unterhaltung schon seit geraumer Zeit hinge geben, benn wenn auch die Augen der Spielenden noch letbenschaftlich glänztes, so machte sich doch in den bleichen Gefichtern hier und da ein 3ug von Abspannung bemertlich, ber bie plögliche Erregung bei einem größeren Gewinn ober Berluft nur besto schärfer hervortreten ließ.
Der Banthalter allein, jener junge Mann am oberen Ende des Etsches, deffen schlanke Finger unausgesezt in
Er hatte allerdings auch weniger Ursache zur Aufregung, benn wenn auch hin und wieder eine start befekte Karte zu feinen Ungunften fiel, so war er boch unverkennMitspielenben. Schon fonnte er die gewonnenen Golbstüde in ganz ansehnlichen Säulen vor sich aufstellen, und fast achtlos sob er bie kleineren, von den zitternden Fingern
ber Spieler zerknitterten Raffenscheine an seiner Seite zu einem Häufchen zusammen.
Der Doktor hat heute wieder verteufelt viel Glüd", flüsterte ein an der andern Seite bes Tisches figender junger Mann mit schlaffen, verlebten 3ügen seinem Nachbar zu, es ist gerabe, als ob irgend ein böser Geist für ihn die Rarten miste."
Der Angeredete, ein leiner magerer Fünfziger mit un heimlich beweglichen, fechenden Augen, antwortete nicht fo gleich. Er fenfte die Lider so tief, daß man glauben konnte, fie feien gefchloffen, und nur ein scharfer Beobachter ben lauernden Blid aufzufangen vermochte, ber unter diesen Augenlidern hervor auf die beweglichen Finger des Bankhalters gerichtet war, die gerade in diesem Moment eine Rarte aufwarfen.
Wieder gewonnen!" murmelte er dann mit einem eigenthümlichen 3uden um die Mundwinkel, und sich an feinen Nachbar wendend, fügte er ganz leise hinzu:„ Ich fange an zu glauben, baß biefer böse Geift in bes Doktors eigenen Fingern fizt. Noch zwei so verbächtige Bewegungen,
nur 1386 von ihnen batten Feld in Bacht. Man fann hieraus mata, obne tebe Nebenbeschäftigung, mit der Handweberet, ertennen, wie unrichtig es ist, wenn man land. Iäufig bie bausindustrie als Rebenbeschäftigung der Landwirthschaft betrachtet, ganz im Begentheil ift in induftriell bochentwickelten Ländern die Landwirthschaft, und zwar nur in recht wenigen Fällen Nebenbeschäftigung der Haußindustrie.
*) Wir entnehmen diesen hübschen Aufsatz von Ab. Braun der Wiener Deutschen Wochenschrift", herausgegeben von Dr. Friedjung.
wie ich fie eben gefehen habe, und ich stelle ihn hier vor der ganzen Gesellschaft als Falschspieler zur Rebe!"
Die Bemerkung war so leise gemacht worden, daß auch nicht ein einziges Wort bis an das andere Ende des Tifces gebrungen sein lonnte, aber seltsamer Weise waren die falten flaren Augen des Bankhalters gerade in diesem Moment auf bie beiden Flüfternden gefallen, und das spöttische Lächeln, das für eine Sekunde seine Lippen träufelte, schien faft darauf hinzudenten, daß er den Inhalt ihrer Worte von ihren Mienen abgelesen habe. Er mischte mit derselben er hatie vers Ruhe wie vorher, die Karten fielen und loren. Der kleine hagere Beobachter wollte seinem Nachbar eben wieder eine Bemerkung auflüstern, als ein Riopfen an bie Flügelthür ihn und die übrigen Spieler hoch aufhorchen ließ. Der weißhaarige alte Mann am Ende des Tisches war einmal und in einem ganz eigenthümlichen Takte wiederholte, schwand feine Besorgniß, und mit schleppenden Schritten ging er selbst nach der verschlossenen Thür, um sie zu
öffnen.
Guten Abend, Herr von Lüttner! Guten Abend, meine Herren!" tönte ihm eine etwas heifere Stimme entgegen, und ein wohlbeleibter, älterer Herr mit weingeröthetem Ge ficht und fleinen blinzelnben Augen trat in bas 3immer. Ich habe die Ehre, heute Abend einen guten Freund in Ihren Kreis einzuführen, meine Herren", fuhr er fort, in bem er auf einen jungen Mann deutete, der hinter ihm die Schwelle überschritten hatte, Herrn von Brandenstein, dem es ein Bergnügen sein wird, fich an unsern zwanglofen und gemütlichen Zusammenfünften zu betheiligen! Wollen Sie nicht gefälligft etwas zusammenrüden, meine Herren?"
Für einen Augenblid hatten sich alle Blide neugierig forschend dem neuen Ankömmling zugewendet, der nicht ohne eine gewiffe Verlegenheit zu sein schien. Als man aber erkannt hatte, daß die Erscheinung des hübschen und eleganten, wenn auch etwas bleichen jungen Mannes burchaus nichts Mißtrauen Erregendes barbot, richtete man wach flüchtiger Begrüßung und schnellem Zusammenrücken seine Aufmerksamkeit wieder auf das unterbrochene Spiel. Das