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wird, fo fragen wir jeben Unbefangenen: J das wahr, oder ift bas nicht wahr?"-13 wir neulich ein ultramontanes Blatt fefinagelten, weil es den Sozialisten gegenüber nach Bolizei und Gefängniß schrie, bemerkte uns ein anderes theinisches Bentrumsorgan, felbftoerständlich lebe ihre Rollegin ganz ifolirt ba und niemand würde ihre Muslaffung billigen. Seute finat der einflußreiche Wefif. Merlur" ein Breislied auf die Bismard Buttlamer'iche Eratebung!" Wenn das so forigebt, so soll es uns nicht wundern, bei den nächsten De batten über das Eostaliftengefe das ganze Sentrum auf der Seite der Regierung zu finden. Es scheint überhaupt, als ob bas Bentrum selbst bie Nationalliberalen an Schmiegsamteit und GefinnungBloftgleit noch übertreffen wolle.

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Das Anwachsen der Militärausgaben und die Finanz lage des Reichs. Der Stuttgarter Beobachter" bat fich be mübt, die Ausgaben für das Hter und die Flotte Deutschlands  in einer Tabelle übersichtlich darzustellen. Darrach betrugen Die Ausgaben im Jahre:

1873 380 Millionen Mart 1874 393

1875 459

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1876/77

( Jabre) 556

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1877/78 482

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1878/79 488

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1879/80 453

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1880/81 456

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1881/82 480

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1882/83 452

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1883/84 449

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1884/85 462

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1885/85( nach dem Etat) 461 1886/87( nach dem Etat) 478

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In dieser Summe ist nicht inbegriffen erfiens" der Reichs. friegsschat von 120 Millionen Mart   im Juliusthurm au Spandau  ; die Frage, wohin die 5 Milliarden der franzöfifchen Kriegsentschädigung gelommen find, wollen wir gar nicht bes antworten. Die Bölle und indiretten Steuern, welche Das Reich vereinnahmt, find von 164 Millionen im Jahre 1872 auf 391 Millionen in 1886 gestiegen; die Reichsschulden( felbft rebend ohne die Staatsschulden der Einzelftaaten) betrugen 1874 vier Millionen, 1885 dagegen 621 Millionen Mart.

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Die versteckte Schutzöllneret scheint im internationalen Belehr eine immer größere Rolle spielen au sollen. Bunächst find es gesundheitliche Rüdften, von denen ja Deutsch­ land   bei dem Einfuhrverbot des amerikanischen   Schweine Fleisches einen so sehr zur Nachahmung reijenden Gebrauch gemacht hat, welche immer fchärfer in den Handelsverkehr von Land zu Land einzugreifen beginnen. Mit Recht beklagt man fich nach der Vol. 8tg." 1. B. deutschersetts, daß man in Frankreich   bei bem importirten Bier, welches man als falizylsäurehaltig und darum als gesundheitsschädlich bezeichnet und von der Einfuhr ausschließt, nicht einmal den Boll für die for fiszirte und weggeschüttete Waare wieder herauszahlen mill. Ein anderes Mittel der Einfuhrerschwerung ist das Berbot der Anwendung ausländischer Firmen. In einer der Röln. Btg." zugegangenen Korrespondenz wird berichtet, daß der Export deutscher Luxuspapiere Frankreich   faft mit Vernichtung bedroht set. Die feineren Briefpapiere, um we che es fich babet handelt, werden meistens in fleinen Pappschachteln geliefert, auf denen die Adresse des betreffenden franzöfifchen Detailhändlers unter Anführung ber von ihm feilgehaltenen Waaren aufgedrud ift. Ohne diese Geschäftsempfehlungen, welche feineswegs Bezeichnungen bes Ursprungs der Erzeugnisse sind und lediglich im Auftrage unb Intereffe der franzöfifchen Detailliften angewendet werden, find Die bezeichneten Papiere nach dem bestehenden Handelsbrauch gang unverläuflich und die Handhabung des Einfuhrner botes fremder Waare unter franzöfifcher Matte droht somit den ge nannten Bweig des deutschen   Geschäftsverlehre mit Frankreich  geradezu zu vernichten, so daß also beißt es in der Röln. Big." Der Swed der franzöflichen Bapterfabriten, fich ihres Deutschen   Mitbewerbes mit Hilfe der Regierung zu entledigen, erreicht erscheint." Der Rorrespondent des rheinischen Blattes findet dieses Verfahren unschön". Aber die gleiche Bezeich nung wird fich mit nicht minderem Rechte auf mance in Deutschland   getroffenen Absperrungsmaßregeln anwenden laffen, und wenn einmal über allerlei Einfubritanen Beschwerde ge führt werden soll, so wird das Deutsche Reich, wo man nicht allein durch Bölle, sondern auch durch Interpretation des ge feglich festgestellten Bolltarife, durch Eisenbahntarife, durch fanitätspolizeiliche Einfuhrverbote, durch Verwaltungssor fchriften 2c. die ausländischen Erzeugniffe direkt auszuschließen fucht, am wenigften als Rläger auftreten tönnen.

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Aus Spremberg  , 13. Oktober, erhält die„ Berl. 8tg." folgende Bitoatmitthellung: Der aus den biefigen Zumulten belannte Bolizeisergeant Subrich, der sich für die valante Stadt vachtmeisterftelle nach Ragnit   bei Tilft gemeldet batte, hat nunmehr, rachdem er dort gewählt und sein Ent laffungsgesuch hier genehmigt worden ist, mit Schluß des ab gelaufenen Quartals seine blefige Stellung verlassen und ist bereits nach Ragnit   abgereift. Bezeichnend für den Grad der

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Willich nicht? Du zeigft ja eine rührenbe Un foulb, lieber Curt. Aber still, ich höre unseren liebens würbigen Wirth heranschlurfen. Laß uns gehen!" Damit hatte er seinen Arm ohne Weiteres in den bes halbwider firebenden jungen Mannes geschoben und ihn zum Simmer hinaus gezogen. Schweigend schritten fie die hell er leuchtete, teppichbelegte Treppe hinunter, unb erst als fic braußen auf ber bunklen, menschenleeren Straße angekommen waren, fette er mit halblauter Stimme bie rasch unterbrochene Unterhaltung fort.

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" Wir find Männer, Curt," sagte er, und außerdem flab wir alle Frennbe; ba wäre es ja lächerlich, wenn wir uns gegenseitig hinter albernen Rebensarten verleden und einander etwas vorlügen wollten. Den Kreis, in welchem wir uns soeben befunden haben, besucht man nur, wenn Einem das Meffer an der Reble fist und wenn bas bei Dir nicht der Fall wäre, würdest Du wohl schwerlich zu der Bekanntschaft des Mannes gekommen sein, der Dich zu meiner Ueberraschung vorher eingeführt hat. Also Du fam, weil Du einen letzten verzweifelten Verfuch machen wolltest ich sah Dir das schon im ersten Moment am Geficht an; es tam mir unsere alte Freundschaft in ben Stan und mein Entschluß war gefaßt, Dir zu helfen. Du weißt boch, was man beim Spiele das Glüd forrigiren nennt, mein Junge?"

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Brandenstein machte einen heftigen, aber fruchtlosen Versuch, fich von dem Arm feines wieber gewonnenen Freundes zu befreien. Namfeld zog benfelben nur noch fefter an sich und fuhr schnell fort:

Beziehungen, in denen fich bubrich zu den Spremberger Bor gängen befand, ist das ihm vom hiesigen Magiftrat außgeftelte Abgangsatteft, in welchem fich u. A. folgende Stelle befindet: Qubric ift bet aller Dienfitüchtigteit und Pflichtmäßigkeit, Die ihm nachgerühmt werden muß, doch auch zu Willtur lifetten geneigt, so daß er fich gefallen laffen muß, monirt zu werden.

Auch ein Verbot. Als Gründe des Verbots der in Raufbeuren einberufenen Boltsversammlung wurden, wie wir gestern bereits furs meldeten, von der dortigen Boligetbe bosbe angegeben: 1. Der Einberufer ist notortich Sozialdemo frat. 2. Der als Referent bestimmte L. Biered von München  tritt burch sein agitatorisches Wirten für die Swede der sozial demokratischen Arbeiterpartet in namhaftefter Weise hervor, und 3. ift mit Rüdficht auf diese Thatsachen die Annahme ge rechtfertigt, daß die Versammlung zur Förderung, sosialdemo fratischer Bestrebungen bestimmt ift.Ile bret Gründe find wiederbolt im Reichstage als völlig un. zutreffend für ein Verbot bezeichnet worden und zwar von den Führern der Majorität. Die Förderung fozialdemokratischer Bestrebungen" ift durch das Sozialisten gefes überhaupt nicht verboten man hat es also hier nicht mit einem auf das Gesez geßüßten Verbot zu thun, sondern lediglich mit einem polizeilichen, welches fich au Unrecht auf das Gesez ftüpt.

Ausgewiesen wurde aus dem Leipziger Belagerungsge biet der Bigarrenarbeiter offmann zu Stötterig, der raft. los für die Sache der Arbeiter lange Jahre thätig war.

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Rauchverbot für Lehrer. Nach der Frankfurter Big." hat der Direktor des Dortmunder   Gymnafiums, Dr. Weidner, früher in Darmstadt  , bem ihm unterstellten Lehrerkollegium er tlärt, er finde es unanftändig, wenn Jemand auf offener Straße rauche. Dem Wunsch des Direttors follen die Dort mander Lehrer auch entsprochen baben. Die Freis. 8tg." bemerkt hierzu: Es muß ja allerhand Kauze geben. Aber Ver bote des Rauchens auf städtischen Straßen find unseres Wiffens in Deutschland   felt dem Jahre 1848 fonft nicht mehr vorgelommen. Strohdächer, welche durch das Rauchen in Be fabr gebracht werden tönnten, find in Dortmund   auch wohl nicht vorhanden.

Berichtigung. Das Strafuribell bes Amtsgerichtsraths Frande gegen den Klempner Ernft Göz und Genoffen in Lübeck   wegen Störung der Sonntagsfeier durch Verbreitung von Flugblättern und Stimmzetteln( Nr. 236) trifft, wir wir berichtigend bemerken, nicht freifinnige Kolporteure, sondern Sozialisten. Defterreich Ungarn  .

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Much   in bürgerlichen Kreisen hält man die polizeilichen Mittheilungen über die Anarchistenverfchwörung vielfab für übertrieben. So schreibt das radilale, driftlich fostale Wiener Baterland":" ir finden in dem( polizeilich offiziösen) Bericht das ganze Requifiter verzeichniß der belannten Schauerromane... geheime Niederlagen von falschen Schnurrs bärten, Dolchen, Maslenanzügen, Falschmünzerwerkzeugen; da werden in einem Wirthshause Sonntagsvorlesungen über Attentats chemie gehalten und eine Anzahl Schufter und Weber fludirt glücklicherweise erfolglos- die Runft, ohne eigene Gefahr Wien   an allen vier Eden anzuzünden und dann in die Luft zu sprengen." Aus diesen Worten erhellt, daß in den feudalen Rreifen des Baterland" bezüglich der Verschwörung baffelbe Mißtrauen herricht, wie bei den Sozialisten und viel fach in bürgerlichen Kreisen. Wenn aber das Baterland" weiterhin aus diesem Anlaß in tübner Wendung gegen die Judenpreffe" und gegen den Borschlag der deutschen Rlubs auf Einführung von Arbeiterlammern lossteht, so find diese Folgerungen offenbar weniger logisch als die Wermuthung der Arbeiter, die phantaftische Ausschmüdung und sensationelle Inszenirung der fünfzehn Falschmünzer, Gauner und Attentats Klippschüler folle dem im Reid Brath befindlichen Sosialißengeset aur Empfehlung dienen. Der Reichsrath bat befanntlich ein Anarchistengeset, welches die Be ftrafung anarchistischer Verbrechen betrifft, angenomen; ein weltes Ausnahmegeset gegen den Sozialismus im Allge einen findet aber vielfachen Widerstand und rubt in einem Ausschuffe. Echon zu Anfang September wurde die Mitthei lung einer gewiffen angeblich pseudo anarchistischen Flugschrift lung einer gewiffen angeblich pseudo anarchistischen Flugschrift in Wien   von dem Brünner Sozialistenorgan Bollsfreund" mit dem neuerlich bevorstehenden Sosialistengeset in Berbindung gebracht. Für Wien   hat übrigens bies Gefes feine erhebliche prattische Bedeutung, da bier ohnehin der Ausnahms auftand berricht, in Folge diffen fich auch die sozialistischen  und anarchistischen Organisationen aumeift auflöften und das Sostaliftenorgan Wahrheit" au erscheinen aufhörte( aulett 20. Februar 1885). Gegenwärtig befindet fich Der suptfit des des österreichischen Sozialismus in Brünn  . wo der Bollsfreund" als 8entralorgan und neuerdings auch„ Die Arbeiterftimmen", jedes zweimal monatlich erschet nen und von wo soeben der sehr geschickt gemachte, Defler reichische Arbeiterlalender für das Jahr 1887" ausgegangen ift. Demnächst soll, wie die Röln. Btg." bört, auch in Wien  von neuem eine fojialistische Beitung ihr Heil versuchen.

niffen schon beim Spiel getheilt hätten. Jest werben wirs in aller Freundschaft nachträglich thun bas ist der ganze Unterschied!"

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" Ah, das ist abscheulich, Ramfelb, das ist nieber­trächtig!" Mag fein," gab der Doktor gleichmüthig zurüd, aber es if für uns das Angenehmste und Bortheil­haftefte gewesen und das ist doch schließlich die Haupt­fache!" wäre, wenn mir dieses Gelb nicht in der That schon als legte Rettung erschiene, ich würde mich wahrlich für jeben Antheil an diesem sauberen Handel bebanken! Hätte ich nur früher eine Ahnung von diesem elenden Manöver gehabt!"

Wenn ich nicht in einer so verzweifelten Klemme

Nan, ich wette, Du hättest es Dir alsdann ebenso ruhig gefallen laffen. Wenn einem der Strid schon um den Hals gelegt ist, bentt man nur noch ans Lostommen; ba haben bie schönen Rebensarten von Moral und Ehre verdammt wenig Bebeutung mehr. Und zudem, was haben wir denn so Schlimmes gethan? Nichts anderes, als was jeber von unseren Rameraden ba thun wird, sobalb ibm die Gelegenheit bazu geboten ift!- Lassen wir also die überflüssigen Gewissensstrupel und plaubern wir lieber in meiner fillen Klause noch ein Stündchen mit ein auber."

Sie gingen eben an einer Straßenlaterne vorüber und das Licht der Gasflamme fiel hell auf die Gefichter Beiber. Brandenstein war noch bleicher als auvor, unb in feiner büfter zusammengezogenen Stirn, in feinen fest aufeinander gepreßten Lippen sprach sich beutlich genug ber finflere Un muth über ben Drud ber Feffeln aus, die ihn ba plöglich fo feft umstridt hatten.

Reine tugenbhafte Eatrüftung, wenn ich bitten darf! Wir wollen uns feine Romödie vorspielen, und im Craft fann es Dir boch nicht beifallen, mir gegenüber jest, nach bem ich Dich aus wer weiß welch' großer Verlegenheit ge riffen habe, ben zartfühlenden Ritter ohne Tabel zu spielen. 3d bente, an plaubern werben wir Belbe nicht viel Ich Also ich wollte Dir helfen und ich habe es gethan- mit einander haben," fagte er scharf; aber ba unser- natürlich nicht ohne auf Deine Dankbarkeit zu rechnen; Geschäft benn doch einmal erledigt werden muß, so werbe benn da bas Gefiabel ba oben schon anfing, mir verdammi ich mitgehen! uf fünf Minuten! Und ich hoffe, unfere auf die Finger zu fehen, sobald die Karten ein paar Malege werben sich nach dieser Nacht nicht zum zweiten Male zu meinen Gunften gefallen waren, habe ich Dir Ales zu freugen!" tommen laffen, was wir uns unter günstigeren Verhält

( Fortsekung folgt.)

Der Besti Naplo" will wiffen, die anarchistische Ber schwörung, welche jüngst in Wien   entdeckt wurde, reiche auch nach Ungarn   binüber. In Peft und anderen Städten feien entsprechende Vorlehrungen getroffen. Die anarchistischen An fchläge würden den alten Plan betreffs internationaler Maßregeln gegen bie narchisten nunmehr zur Reife bringen. Also auch in Defterreich Ungarn   wird für diesen Plan Stimmung zu machen gesucht.

Wie bekannt, baben die österreichischen Brief. träger durch eine Reihe von Jahren sowohl im Reichsrathe als im Handelsministerium Betitionen um eine definitive e baltsregulirung eingebracht, ohne daß fie mehr als eine provisorische, von Beit und Umständen abhängige Bulage erreichen fonnten. Die Brieftrüger haben vor einigen Tagen abermals eine Betition, und zwar zum vierzehnten Male übers reicht, und zugleich eine weitere Betition um definitive Beholtz regulirung an das Handelsminifterium gerichtet. Nach einem Dom Minifterium erlaffenen Bescheibe soll nun die erbetene Regulirung im Buge fein, nur der Beitpunkt, wann dieselbe durchgeführt wird, fei nicht zu bestimmen. Dieser Bescheid läßt ein neuerliches Verschieben der Angelegenheit befürchten. Nach Allem ruht die Hoffnung des Betenten auf der Unterstügung Don Seite des Reichsrathes. Daß die Unterstützung der Betition auch in dieser Reichsraibsseffton von Seite der Abe geordneten eine Träftige sein wird, ist nach den gegebenen Bersprechungen gewiß zu erwarten; möge die zu faffende Resolution auch Klarheit über den Beitpunkt anstreben, welcher den Briefträgern die Erfüllung ihrer Wünsche bringen foll. Diese waderen Staatsdiener verdienen vollfte Berüdfichtigung; ihre Bitten find begründet, die Erfüllung derselben ist nur ein Aft der Billigkeit.

Rußland.

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Nach einer Meldung des Dziennit Bolsi" sollen die Stadtrepräsentanten von Lods und Moskau   an den Bar eine Moreffe gerichtet haben, worin fte auf die Unhaltbarkeit der gegenwärtigen Bustände und auf den Niedergang des Handels mit Bebauern verweisen und behaupten, baß ein Krieg auf die Finanglage Rußlands   bedeutend günstiger einwirken würde, als der bisherige bewaffnete Friede. Troß der ergangenen Dementis verweisen die polnischen Blätter auf neuerliche Be richte über auf russischer Seite an der Grenze erfolgte Garnis fonsoerstärkungen und Vorkehrungen der Eisenbahnen zu wei teren Truppentransporten.( Bergl. auch Ballanländer".)

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Die otonomische Krisis, in welcher Rugland flo feit Monaten befindet, findet einen neuen Beleg in dem jüngst publisirten Ausweis des Finansministeriums über den Stand ber Reichsfinanzen. Demnas betrugen Die Einnahmen für Die erften 6 Monate 290 Mill. Rubel, die Ausgaben 361 Mill. Rubel, baber das Defiait 71 Mill. Rubel. Lezieres dürfte noch größer sein, da die Summen für die im Auslande erfolgenden Rouponeinlösungen der Staatspapiere angefots Der unzureichenben Dedung bei den ausländischen Bantiers nicht mit inbegriffen find. Daß Defijit vergrößerte fich gegen das Jahr 1885 um 41 Min. Rubel, was mit ber Aufhebung der Kopffteuer und den gesunlenen 3 und lifeeinnahmen aufammenhängt. Es fragt fi nun, durch welche Mittel der Finansminister das Defizit zu beseitigen gedenkt. Die viel be regte Ronversion der ruffischen Staatspapiere dürfte angeftchts der unflcheren politischen Lage auf längere Belt verschoben sein und es bürfte fein anderer Weg als derjenige einer neuen Anleihe übrig bleiben.

Schweiz  .

Die Saat, welche die deutsche   Schutzollpolitit ausgefreut hat, fängt an, jest auch in der Schweiz   aufzugeben. Die Gesellschaft schweizerischer Landwirthe hat zunähft in einer Resolution gegen die einseitige Vertretung der Industrie in ben Berhandlungen über die Reoifton des deutsch   schweizerischen Handelsvertrages Proteft erhoben. Die Intereffen der Land. wirthschaft und des Kleingewerbes, fagen die schweizerischen Agrarier, fänden feine Berücksichtigung. Sie fordern hohe landwirthschaftliche Bölle und Maßregeln zum Schuße des Kleingewerbes und protestiren im Voraus gegen den Abschluß eines neuen, für die Schweiz   ungünftigen Han belsvertrages mit Deutschland  , b. b. gegen einen Vertrag, ber die deutschen Bölle auf die schweizerischen Exportartikel nicht wesentlich ermäßigen würde. Mit anderen Worten: die schweizerischen Agrarier spekuliren auf das Scheitern der Ber bandlungen mit Deutschland  , um Raum für eine Nachahmung Der deutschen   landwirthschaftlichen Bölle zu gewinnen.

Belgien  .

Die Delegirtenversammlung aller liberalen Fraktionen Brüffels beschloß heute nach dem B. T." zunächst die Stan bidatur Nonvaug au proflamiren, eine weitere Verständigung bezüglich eines gemeinsamen Brogramms aber bis nach dem bltag hinauszuschieben.

Die Sosialisten stellen die Randidatur des au läns gerer Gefängnisfirafe verurtheilten Anseele auf, wodurch bie Regierung gezwungen wird, denselben während der Wahl periode aus der Saft zu entlaffen.

Aus Kunst und

Leben.

Elektrisch beleuchtete Stadt. Die Schwarzwald   Stadt Triberg  , berühmt durch die in ihr und in ihrer Umgegend betriebene Uhrenfabritation, wird auch schon seit vorigem Jahre burch elektrisches Licht beleuchtet. Das Waffer des Triberger Wafferfalles wird zum Betriebe der Dynamomaschine benutt und nicht allein die Stadt, sondern auch der hinter derselben in einer Schlucht liegende Fall ist elektrisch beleuchtet.

Ein verunglückter Gymnaftiter. Bei einer Borstellung, welche der Trapeztünkler Hold am Dienstag Abend in der Gately Mufttballe zu Hanley gab, waren die Ringe, in welchen er mit den Füßen bing, au niebrig gebängt, so daß der Un Stand der Bühne schlug, baß er sehr schwer verlegt wurde. glückliche beim Schwingen derartig mit dem Kopfe gegen den Blutend blieb er einige Augenblide mit dem Kopfe nach unten hängen, bis er endlich aus seiner schrecklichen Lage befreit und nach dem Hospital geschafft wurde, wo er in höchft bedenklichem Bustande darniederliegt.

Beim

Del zur Beruhigung der Meereswogen. Hybographischen Bureau in Washington   find im Laufe des Monats September zwölf Berichte über die Benugung von Del sur Besänftigung der Meereswogen eingegangen. Das Mittel bat fich in allen Fällen bewährt.

Begräbnißfitten der Urmenschen. Einen Inter effanten Bortrag über Begräbnißtiten des Menschen im Ura auftande bielt Cartailbac in der anthropologischen Sektion der franzöfifchen Naturforschernersammlung, welche in der mit dem 12. Auguft beginnenden Woche in Nancy   tagte. In Jahre 1830 wurde von einigen dänischen Anthropologen auerit bie Ansicht vertreten, daß die Urmenschen von ihren Lobten nur bie Knochen zu begraben pflegten. Sartallbec wies darauf bin, bag rob heute bei manchen wilden Bölkern diese Ge wohnbeit berride. Suf den inbamanen zum Beispiel wird Der Körper der Verstorbenen zunächst nur so lange in die Erbe g- legt, bis das Fleisch verfault ist; bann wird er wieder aus gegraben und die Knochen werden nunmehr für fich bestattet. Stach Cartatibac wurde im Beitalter des Renntbieres das wirkliche Begräbniß nur dann vorgenommen, wenn der Körper Des Fleisches beraubt war. In den Höhlen von Denton aum Beispiel wurden die Leichname bestimmt im teletiguftande begraben. Dasselbe gilt für die Beit des polirten Steines. Im Ganzen glaubt Cartailbac, daß die Sitte, die Beichname faulen zu laffen, ebe fie endgiliig begraben wurden, eine sehr all­gemeine gewesen sei.