Stehern ernannt. Das Merkwürdige ist aber, daß ein Urwähler, welcher vor dem 5. Oftober 1885 seine Wohnung verlegte, bei den Hauptwahlen in dem Wahlbezirk seiner bisherigen Wohmung unbeanstandet zum Wahlmann gewählt werden konnte, daß er jetzt aber bei der Nachwahl als solcher nicht mehr mitwirken fann. Es giebt in den Vorstädten einige Urwahlbezirke, in denen gegenwärtig nicht mehr die Hälfte der eingeschriebenen Urwähler der dritten Abtheilung wohnen dürfte. Das ganze Wahlverfahren ist, wenigstens soweit große Städte oder industrielle Ortschaften mit fluftuirender Bevölkerung in Betracht kommen, so unprattisch wie möglich. Und obwohl es andererseits auch so ungerecht wie möglich ist, so behaupten Konservative und sonstige Gouvernementale doch, daß die Wahlen zum Abgeordnetenhause die wahre Stimmung des Volkes zum Ausdruck bringen.
Wird eine Erhöhung des Friedensstandes der Armee angenommen, so müßte hierin froß aller offiziösen Friedensversicherungen ein indirektes schwerwiegendes Zugeständniß an den Chauvinismus erblickt werden. Erstens weil es sich mit einer aufrichtigen Friedenspolitik schwer vereinbaren hieße, die an und für sich schon im Verhältniß zur Bevölkerungsziffer unverhältnißmäßig große Armee numerisch noch zu verStärken und zweitens, weil bei der ausgesprochen ungünstigen Finanzlage des Landes nur dann neue Belastungen durch das Armeebudget als opportun" erscheinen fönnten, wenn damit ein ganz bestimmter 3wed, gleichsam die Auslösung eines Wechsels mit furzer Sicht, verbunden wäre." So wird dem Franks. Journal" und anderen nationalliberalen Blättern aus Berlin geschrieben über die Erhöhung der Friedenspräsenzſtärke in Frankreich . Was für Frankreich gilt, gilt den nationalservilen Chauvinisten natürlich beileibe nicht für Deutschland .
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Aus den polnischen Landestheilen scheinen tros HundertMillionengeset noch immer mehr Deutsche als Bolen auszuwandern. So berichtet im Deutschen Tageblatt" eine Korrespondenz aus dem Regierungsbezirk Marienwerder :„ Ausgewandert aus dem Regierungsbezirk Marienwerder sind im Laufe von drei Monaten 770 Personen, von denen 429 der deutschen und 341 der polnischen Nationalität angehörten. In dem gleichen Zeitraume des Vorjahres waren 1065 Personen ausgewandert, von denen mehr als drei Viertel, nämlich 773, Deutsche waren."
Der französische Weltausstellungs- Ausschuß arbeitet in promptester und anerkennenswerthester Weise. So hat er be schlossen, daß von der Ausstellung selbst alle speziell französischen und republikanischen Abzeichen, welche sich auf die erste große Revolution beziehen, fernzuhalten seien. Die Feier des hundertjährigen Jahrestags der Revolution soll vor der Eröffnung der Ausstellung und auf einem anderen Blaze stattfinden. Alles das find Rücksichten, welche das republikanische Frankreich vorzugsweise dem Deutschen Reiche " gegenüber nimmt. Ob eine solche Rücksichtnahme nothwendig ist, können wir nicht wissen. Um so erbärmlicher und heßender ist die Unterstellung deutscher Blätter, welche diese französische Kourtoisie gegen uns als einen Bückling vor Rußland " hinstellt. Derouledés giebt es leider auch im Deutschen Reiche übergenug.
Wirkliche Arbeiterinteressen. In einer der sattsam befannten Polemiken gegen das Berliner Volksblatt" seitens der Nordd. Allg. 3tg.", die sich um unsere Bemerkungen zu dem Buchdruckerstreik in Rheinland- Westfalen dreht, behauptet die genannte Zeitung, daß unsere Mahnung an die Buchdrucker gehilfen, sich der allgemeinen Arbeiterbewegung mehr anzuschließen, die wirklichen Arbeiterinteressen" nicht in Betracht ziehe. Wir müssen es entschieden ablehnen, gerade mit diesem Blatte uns über Arbeiterintereffen zu unterhalten, da wir dem selben zu wiederholten Malen nachgewiesen haben, daß es von Arbeiterinteressen nichts versteht und eine völlig ablehnende Haltung gegen die Intereffen der Arbeiter einnimmt. Unnüße Arbeit verrichten wir nicht gern. Doch eins sei bemerkt, daß die Arbeiter selbst merkwürdigerweise immer ziemlich genau wissen, wer ihre Interessen vertritt. Und mit diesem Wissen find wir zufrieden. Daß die Nordd. Allg. Ztg." aber auch in anderen Sachen uns gegenüber oftmals eine recht kleinliche Haltung einnimmt, das geht noch besonders aus folgendem Umstande hervor. Wir brachten vor einigen Tagen einen Artikel über das Reichsgericht, in welchem das Bedauern ausgesprochen war, daß dasselbe nach Leipzig verlegt worden sei. Seiner Zeit hat die" Nordd. Allg. 3tg." förmlich mit berserkerartiger Wuth für Berlin als Sig des Reichsgerichts gekämpft. Jest druckt das Blatt als einzige Erwiderung auf unseren Artikel lediglich eine Notiz aus dem Leipziger Tageblatt " ab, welches natürlich in diesem Falle lokalpatriotisch, partikularistisch in kindlichtrivialster Weise uns begeifert. Diesen Abdruck hat ausnahmsweise der Privat- Pindter auf seine Kappe zu nehmen.
Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Die kluge Oberratte, Herr Miquel, hat das Präsidium des deutschen Kolonialvereins niedergelegt. Dr. Jerusalem ist zum Ge schäftsführer des Kolonialvereins ernannt worden. Das läßt tief blicken."
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Die Volkspartei " unterscheidet sich sachlich von der deutschfreifinnigen Partei nicht einmal durch die Farbe des
Gefahren sind hier nicht vorhanden, und vor eingebildeten habe ich keine Furcht!"
Er drang nicht weiter in sie, und bereits in der
nächsten Minute war sie zwischen den Stämmen verschwun
den. Der Regen fiel jetzt so stark, daß es sich schwer unterscheiden ließ, ob das Brausen und Rauschen, das ringsum ertönte, von den niederfallenden Tropfen oder von dem noch immer mit ungeschwächter Kraft dahersausenden Winde verursacht wurde. Jedenfalls war das Wetter von der abscheulichsten Art und der Aufenthalt in der baufälligen Bretterhütte, die weder dem Sturm, noch dem
Waſſer ernstlich den Eintritt verwehrte, höchst unbehag lich. Trotzdem verließ Nilolaus das kleine Häuschen noch nicht.
Als er bei angestrengtestem Spähen nichts mehr von Helenens schlanker Gestalt wahrnehmen konnte, ließ er sich auf die Holzbank nieder, wo sie vorhin gesessen und stüßte forgenvoll den Kopf in die Hände.
„ Ich hätte entschiedener sein sollen," murmelte er vor
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Lederzeugs so sagt die Nordd. Allg. 3tg.". Und dies mal dürfte das Kanzlerblatt vollständig recht haben.
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Die
Amtsgerichtsrath France. Kiel , 1. November. Verhandlung in der Anklagesache wider den Amtsgerichtsrath France zu Rageburg wegen dessen Verhaltens in der lauenburgischen Wahlangelegenheit hat am Sonnabend voriger Woche vor dem hiesigen Oberlandesgericht als Disziplinargerichtshof stattgefunden. Der Angeklagte war nicht erschienen. Der Disziplinarsenat bestand aus dem Präsidenten Vierhaus, den Geheimen Justizräthen Eckermann und Reimers und den Räthen von Zülow, Jasper, Leinberger und Planik. Ueber den Inhalt des ausgesprochenen Urtheils erfährt man noch nichts, da dasselbe wegen Abwesenheit des Angeklagten nicht verkündet worden ist, sondern insinuirt werden muß. So viel verlautet, stüßt sich die Anklage auf das Disziplinargeſetz vom 7. Mai 1861, daß der Angeschuldigte durch sein Verhalten sich ein unwürdiges Betragen hat zu Schulden kommen laffen und keineswegs auf den§ 100 des Strafgesetzbuches, betreffend den Kauf resp. Verkauf von Wahlstim men, wie mehrfach durch die Zeitungen verbreitet worden ist. Eine Privatpost tritt heute in Straßburg in Thätigkeit; der geschlossene Stadtbrief kostet zwei Pfennig Be stellgeld.
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Ueber die Dresdener Sozialisten ist die ,, Conserv. Corr." ganz erbost. Sie schreibt in ihrer Wuth: Herr P. Singer hat, wie die Blätter mit liebevollem Eifer" melden, seinen ständigen Wohnsiz in Dresden genommen. Wir unsererseits würden uns um diese Thatsache nicht fümmern, wenn sie nicht im Verein mit anderen ähnlichen darauf hindeutete, daß gerade Dresden bei den nächsten Wahlen zum Schauplag eines be sonders erbitterten Kampfes gemacht werden soll. Außer Singer befindet sich auch Bebel dort( in dem benachbarten Plauen ), ferner Kayser, der allerdings schon seit Jahren in Dresden wohnt. Dresden wurde bekanntlich bis 1884 durch Bebel im Reichstage vertreten; seine damalige Niederlage hat die Partei nie verwinden können; es soll Alles aufgeboten werden, um die sächsische Hauptstadt wieder zu erobern. Herr P. Singer scheint die Agitation schon jest beginnen zu wollen, da er alle Augenblicke einen politischen Vortrag ankündigt. Die sächsische Polizei ist aber auf dem Plaße und läßt es nicht dazu kommen. Das einzig angemessene Verfahren. Es handelt sich hier um nichts anderes als die wüstesten Hezereien." Die ,, Conserv. Die„ Conserv. Corr." hat offenbar große Angst, daß ihre Gesinnungsgenossen bei den nächsten Wahlen hereinfallen. Deshalb das Geschrei nach der Polizei.
Aus Hamburg , 31. Oktober, wissen konservative Blätter zu berichten: In einem hiesigen Vergnügungsklub hatte man fozialdemokratische Bestrebungen wahrgenommen und wurde in Folge dessen bei verschiedenen Personen eine Haussuchung nach verbotenen Schriften ausgeführt. Dieselbe soll denn auch, wie der Hann. Kour." erfährt, das Resultat ergeben haben, daß eine große Menge sozialdemokratischer verbotener Schriften, Lieder 2c. vorgefunden sind. In Folge deffen wurden sechs der Hauptagitatoren vorläufig in Haft genommen, und werden die weiteren Verhandlungen wohl Näheres über diese hier bislang unbekannt gebliebenen Bestrebungen enthüllen."
Der bekannte Dr. Löwe- Calbe, der so viele politische Wandlungen durchgemacht hat, ist in Meran gestorben, wohin er sich, seit längerer Zeit bekanntlich leidend, erst am Donnerstag voriger Woche begeben hatte, um dort den Winter zuzubringen. Dr. Loewe, geboren am 14. November 1814 in Dlvenstedt bei Magdeburg , war 1848 Mitglied des Frankfurter Barlaments für den Kreis Calbe und Präsident des deutschen Parlaments nach Ueberfiedelung desselben nach Stuttgart . Vom Obertribunal wegen Betheiligung an den Verhandlungen und Beschlüffen des Parlaments in Stuttgart zu lebensläng licher Zuchthausstrafe verurtheilt, lebte Loewe 2 Jahre in der Schweiz , 2 Jahre in London und 8 Jahre in New- York , bis der Amnestie- Erlaß vom 11. Januar 1861 ihm die Rückkehr ermöglichte. Von 1873-1876 war Loewe 1. Vizepräsident des preußischen Abgeordnetenhauses. Als Mitglied des Norddeutschen und des Deutschen Reichstags gehörte er der Fortschrittspartei an, aus welcher er am 11. April 1874 austrat, um bis 1884 als Wilder den Reichstagswahlkreis Bochum zu vertreten. Bei den Neuwahlen 1884 lehnte Dr. Loewe ab, ein Mandat wieder anzunehmen. Im Abgeordnetenhause vertrat Dr. Loewe bis jetzt den Wahlkreis Bochum - Dortmund , für welchen durch seinen Tod das Mandat erledigt ist.
Ueber die große Arbeiterkundgebung in Charleroi schreibt man der Weserztg." aus Brüssel , 1. November: Die gestrige Arbeiterfundgebung in Charleroi war die imposanteste, die Belgien bisher gesehen. Aus 35 000 Aus 35 000 Kehlen ertönte in den Straßen Chalerrois der Ruf nach Amnestie und allgemeinem Wahlrecht! Die Stadt selbst war von früh ab bewegt und viele Häuser hatten eine rothe Fahne, besonders in der Vorstadt aufgezogen. Von Morgens um 10 Uhr ab strömten die Arbeiter, alle mit rothen Abzeichen geschmückt, aus den Arbeiterorten zu Hunderten in die Stadt; in geordneten Zügen mit rothen Fahnen, Schildern für Amnestie
Regung aufrichtiger Trauer neben dem Sarge seines Gutsnachbarn stand.
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und Wahlrecht auch an den Müßen trugen fie solche- mit Mufit, die die Marseillaise spielte, zogen die Arbeitervereine ein; Ertrazüge brachten die Arbeiter der entfernten Bezirke her bei. Ganz Hennegau hatte die Arbeiter entsendet, aber auch alle Arbeitervereine Belgiens hatten starke Gruppen Delegirter abgeschickt. Die fremden Arbeiter, die Tausende des Centre, die 2000 Brüffeler, die Arbeiter der Stüdte Gent und Ant werpen hatten beschlossen, ihren bei den Arbeiterunruhen erschoffenen Brüdern vor der Kundgebung feierlich zu huldigen. Sie fuhren alle bis zur Station Rona, auf deren Kirchhof die Märtyrer ruhen. Die Regierung hat denselben schließen und durch 100 Brüffeler Gendarmen beseßen lassen. Vor dem Bahnhof ordnete fich die 10 000 Röpfe starte Arbeiterschaar; zu ihrem Empfange erschienen in feierlichem Aufzuge 3000 Glas- und Kohlenarbeiter aus Jumet. Voran 500 Weiber und Mädchen in Trauerkleidern, jede an ihrer Brust eine rothe Schleife. Auch Schilder trugen fie, wie: Amnestie für unsere verurtheilten Brüder", Sklaven fordern ihre Rechte." Als dieser Zug erschien, ent blößten sich alle Häupter, die Banner wurden gesenkt, die Musik stimmte einen Trauermarsch an. So zogen fie alle schweigend an dem Kirchhofe vorüber und dann zu Fuß zwei Meilen nach Charleroi . Hier hatte sich inzwischen der Zug ge ordnet, die Wartenden begrüßten jubelnd die Ankommenden. So waren 35 000 Arbeiter mit 226 rothen Fahnen und zahlreichen Schildern versammelt; der drei Kilometer lange Zug durchzog die Stadt zwischen ihren, die Arbeiter wohlwollend begrüßenden Einwohnern in musterhafter Ordnung. Die Marseillaise er tönte, fortdauernd rief man:" Es lebe die Amnestie! Es lebe das allgemeine Stimmrecht!"" 3wanzig Arbeiter übergaben dem Bürgermeister die Petition der Arbeiter, die unter Hervorhebung, daß seit zwanzig Jahren die Arbeiter vergeblich auf die Beffe rung ihres Looses warten, allgemeine Amnestie und das Stimm recht fordert. Der Bürgermeister beglückwünschte die Arbeiter für ihre vortreffliche Haltung bei der Kundgebung, versprach die Uebermittelung und Bef wortung der Petition bei den Kammern durch die städtischen Behörden und forderte die Arbeiter zu vertrauensvollem Ab warten auf. Um 4 Uhr löfte sich der Zug in aller Ruhe auf
Die Kundgebung zeigte, wie große Fortschritte die Organ sation der Arbeiter gemacht hat. Und es liegt auf der Hand, daß diese Kundgebungen, die der Generalrath der Arbeiter in das Wert setzt, dazu beitragen, den Halt und die Vereinigung der Partei zu stärken und eine fräftige Agitation unter den Arbeitern wach zu erhalten. Die Arbeiter, die bisher in politi scher Hinsicht für nichts gegolten, bilden sich zu einer Mach aus, mit der die belgischen Staatsmänner, so schwer es ihnen ankommt, werden rechnen müſſen.
Der französische Minister der öffentlichen Arbeiten, Her Baihaut, hat demissionirt und seine Demission wäre nad der Republ. Française" angenommen. Die Ernennung seines Nachfolgers soll im Laufe der Woche erfolgen.
Die gegenwärtigr Schulgesetzgebung Frankreichs beruht auf zwei Gefeßen, demjenigen vom 28. März 1882 welches die Schule dem Staate unterstellte, den Unterricht obligatorisch und unentgeltlich machte, und demjenigen vom 30. Oftober 1886, welches die Organisation regelt. Die Ge neralräthe werden nun zu einer außerordentlichen Seffion zusammenberufen werden, um, dem neuen Gesetz entsprechend, die vier Mitglieder jedes Generalraths zu bezeichnen, welche dem Unterrichtsrathe eines jeden Departements angehören sollen.
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Wie der„ Manchester Guardian" erfährt, wird das nächste englische Budget bedeutende Mehrforderungen Heer und Flotte stellen, weil die Regierung entschloſſe ist, die größten Opfer vom Volfe zu fordern, um die Kriea rüstung zu verstärken und die Armee sowie die Marine au der Desorganisation herauszureißen, in der sie sich befindet - Das alte Lied, das allerdings in England am ehesten noch Berechtigung hat.
Ein Dubliner Telegramm meldet ein Mordattentat auf einen irischen Friedensrichter. Als Mr. Michael Roche Kelly am Sonnabend von Ennis , wo er den Assisen beige wohnt hatte, nach seinee Beſigung in Bunratty, Grafschaft Clare , zurückfuhr, wurde etwa 6 Meilen von Ennis auf ihn gefeuert. Er trug eine Verwundung am Bein davon. Sechs der That verdächtige Individuen sind verhaftet worden.
ringer Tragweite in Aussicht.
Meinung immer mehr zu einer Kündigung der von Die Nachricht, daß in Italien Regierung und öffentliche Italien abgeschlossenen Handelsverträge hinneigen, stellt ein handelspolitisches Ereigniß von nicht ge Italien gehört zu denjenigen europäischen Staaten, welche trotz einzelner Erhöhungen in den Bollfäßen auch noch im letzten Jahrzehnt bisher an dem System der Handelsverträge mit Konventionaltarifen festgehalten haben. Durch den Vertrag mit Desterreich- Ungarn vom 27. Dezember 1878 hat es weit über hundert einzelne Säße seines Tarifs ge
sammen gerufen, in welchem noch gestern die Leiche Wäre der äußere Schein ein sicherer Maßstab, so Gr des alten Barons gestanden hatte. Trotz seiner Aus fonnte freilich fein Schmerz tiefer und herzzerreißender sein, schienenen zu fassen und es gelang nur mit Mühe, jene, als derjenige Curt's, der sein bleiches Gesicht fast während kleinen Platz am oberen Ende des Gemaches freizuhalten, wo der alte Kammerdiener auf Ramfeld's Befehl zwei sessel aufgestellt hatte.
der ganzen Zeit hinter dem Taschentuche verborgen hatte, und dessen Gang so unsicher und wankend war, daß er den Arm Ramfeld's kaum einen Augenblick loslassen fonnte.
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Es schien etwas von dem düsteren Hauch des Todes Nun war die ganze 3eremonie vorüber. Das Mauso- leisesten Flüstertone wagten sich die Erschienenen zu unter zwischen den Wänden zurückgeblieben sein, denn nur im und neben dem arg ber omget ertrunkenen Baronin gab Auch die gedämpfteften Geſpräche verſtummten indeß wie es nicht mehr jenen unheimlich mahnenden leeren Platz, den der alte Mann bei seinen spärlichen Besuchen an dieser einem Bauberschlage, als jetzt die Thür geöffnet wurde, um Stätte des Todes manches Mal mit eigenthümlich sehnsüchtigen Blicken betrachtet hatte.
den neuen Gutsherrn einzulassen.
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Curt ging wie gewöhnlich an Ramfeld's Seite, wenn er auch heute den Arm desselben nicht genommen hatte. Noch an dem nächsten Tage wurde auch das Testa- schien feinen furchtbaren Schmerz über den erlittenen ment eröffnet, das schon seit einer Reihe von Jahren bei Trauerfall einigermaßen verwunden zu haben, denn er trat wieder fest und elastisch auf; und wenn auch
dem Notar in der Stadt deponirt war. Seine Bestimmungen
sich hin, ich hätte diese letzte Zusammenkunft ablehnen lauteten so, wie es fast Jedermann erwartet hatte. Curt sein Gesicht noch sehr blaß war, wenn auch noch tiefe
follen, denn sie wird nur eine neue Marter sein für uns Beide, und ändern darf sie doch nichts an meinem Ente schluß! Aber es ist so schwer, so unsagbar schwer!" so unsagbar schwer!" Er versant in ein dumpfes Hinbrüten, und erst als er fühlte, wie ihm die kalten Regentropfen über das Gesicht liefen, stand er auf, um langsam durch den finstern Wald nach Hause zurückzukehren. YIII
war der Universalerbe und und der alleinige Herr von Brandenstein mit allem dazu gehörigen Besit. Die Ver pflichtungen, welche ihm dabei durch den Testator auferlegt wurden, waren im Verhältniß zu der Größe der Erbschaft verschwindend gering.
alle feine Bewegungen etwas Entschiedeneres als während
der letzten Tage.
und
Er machte eine grüßende Bewegung mit dem Kopfe Sie bestanden darin, daß den ließ sich in einen Sessel nieder, während Ramfeld auf dem Dienern und Beamten je nach der Länge ihrer Diensts andern Plaßnahme. Ein tiefes erwartungsvolles Schweigen zeit bemessene Legate ausgezahlt werden, und daß all herrschte in dem Zimmer, aller Augen ruhten auf Curt, und es entging daher keinem der fragende, beinahe wehmüthige Nun waren die Beisehungsfeierlichkeiten auf Schloß dorf an die Armen der nächsten Umgebung zur Vertheilung Blick, den er auf Ramfeld richtete, und der von diefem mit
Brandenstein vorüber. So einfach, so kurz und so wenig prunkvoll waren sie gewesen, daß man vielleicht nicht ein
mal ein Recht hatte, sie überhaupt als Feierlichkeiten zu bezeichnen. Blutsverwandte waren außer dem einen Neffen nicht vorhanden, oder wenn es deren doch irgendwo gab, fo hatte wenigstens Niemand etwas von ihnen gewußt und ihnen eine Anzeige des traurigen Ereignisses gesandt. Freunde
gelangen sollte.
So war denn Curt in aller Form zum Gutsherrn
aber
einem furzen Nicken und einem leichten Stirnrunzeln beant geworden, und der heruntergekommene Edelmann, der noch Vorbedeutung in dieſem flüchtigen Geberdenaustausch man hatte nicht Zeit, dem Nachbar eine Bemerkung darüber zuzuflüstern, da der junge Gutsherr seine Ansprache begonnen
vor wenigen Tagen nur durch die Kniffe eines gewerbsmäßigen Falschspielers von dem Selbstmorde bewahrt wor= den, hatte sich mit einem einzigen Schlage in einen der reichsten Grundbesitzer der ganzen Provinz verwandelt.
hatte.
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samen Lebens faum noch besessen, und der alte Oberförster Untergebenen in einer gewissen feierlichen Weise vorzu- plötzlich dahingeschiedenen Oheims in den Besitz dieses Gutes Natürlich konnte er es nicht umgehen, sich seinen fagte er, daß ich durch den letzten Willen meines leider fo " Es wird Ihnen Allen wohl bekannt geworden fein," I barum in jenen großen Speisesaal des Erdgeschosses zu ihren Lebensunterhalt gewonnen haben. Ich weiß, daß Gle
von Nuggenhagen war mit dem Sanitätsrath Lindenberg stellen. Alle Beamten und Arbeiter des Gutes wurden vielleicht der einzige, der an dem Beiseßungstage mit einer
gekommen bin, auf welchem Sie bisher durch ihre
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