Maßregeln treffen, die geeignet sind, das Prinzip der Sonntags| Verbrecherin, fie verbrenne, Waffer! Waffer!" Erst nachdem ruhe mehr und mehr zu befördern."

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Unfallversicherung. Die Brennerei- Berufsgenossen­schaft hat in der Zeit vom 1. Januar bis Ende September 1886 76 Unfälle zu verzeichnen gehabt, welche zu Entschädi­gungen führten. Die Höhe der einmaligen Zahlungen belief fich auf 1954,24 M., die der dauernden Renten auf 6746,25 M. Insgesammt also betragen die durch die Unfälle nöthig ge­wordenen Entschädigungen 8700,49 M. Die Lederindu­strie Berufsgenossenschaft   umfaßte nach einem vorliegenden Berichte, der sich auf das vierte Quartal 1885 und das erste Quartal 1886 bezieht, 2011 Betriebe mit 35 618 versicherten Arbeitern gegen 1894 Betriebe mit rund 2400 Arbeitern zur Zeit ihrer Begründung. Der Gesammtlohn der Genossenschaft beträgt nach einer Schäßung gegen 27 000 000 M., die Bahl der Unfälle in dem erwähnten Zeitraum 331. Die Aus­gabe für 1886 wird sich nach einer Wahrscheinlichkeitsrechnung auf etwa 79 000 M. stellen, was auf den Kopf der versicherten Arbeiter 2,40 M. ausmachen würde.

Aus der preußischen Dampffefselstatistik ergiebt fich, daß in Preußen der Schwerpunkt der industriellen Thätigkeit nach wie vor im Berg und Hüttenwesen, in der Nahrungs- und Genuß mittelindustrie und in der Tertilindustrie beruht. Von sämmtlichen fest stehenden Dampffesseln und Dampfmaschinen, welche überhaupt ihre eigentliche Verwendung in der Industrie finden, nahmen jene drei Zweige 1886 beinahe zwei Dritttheile ein, und zwar entfielen Prozent:

auf

Bergbau und Hüttenwesen Nahrungs- und Genußmittel­industrie

Tertilindustrie

Dampffeffel Dampfmaschinen 26,06

26,11

26,97 10,00

27,42 9,99

Anders bei den beweglichen Dampfkesseln und Lokomo­bilen, deren Zahl Anfang 1886 in Preußen allerdings nur 23,5 pCt. der feststehenden Dampfkessel betrug; denn schon 1879 wurde fast die Hälfte derselben, nämlich 45,55 pCt., 1886 aber über die Hälfte, nämlich 53,20 pCt., seitens der Land- und Forstwirtschaft benußt. An zweiter Stelle erst folgten hier Bergbau und Hüttenwesen( 1879 mit 13,91, 1886 mit 9,18 pet.), an dritter die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel mit 7,00 bezw. 6,37 pet. aller beweglichen Kessel, während die Textilindustrie, wie leicht erklärlich, nur eine ver hältnißmäßige geringe Zahl beweglicher Kessel im Gebrauch hatte und Anfang 1886 in dieser Beziehung noch hinter der In­dustrie der Steine und Erden, der Metallbearbeitung, der Industrie der Maschinen, Apparate u. s. w. der Holz­und Schnisstoffe, dem Baugewerbe und dem Verkehrsgewerbe zurückstand.

Die Löhne der Rechtsanwaltsschreiber. Die Vossische Beitung" vom 24. Oktober cr. enthälf unter verlangte Per­fonen" folgendes Inserat: Einen Laufburschen mit guter Hand­schrift, der schon beim Rechtsanwalt gearbeitet hat, verlangt Conrad, Sebastianstraße 74, of 1" Ein Lauf­bursche erhält in Berlin   7-9 M. Wochenlohn, also 31-40 M. monatlich. Der Lohn eines Handwerkerlehrlings ist bei der Krankenversicherung auf 1,30 M. pro Tag, also auf 40 M. pro Monat amtlich festgesetzt. Die Bureaubeamten der Rechts­anwälte in Berlin   beziehentlich diejenigen, welche es werden wollen, rangiren nach der Schreibstube" hinsichtlich der Lohn­verhältnisse also in folgender Reihenfolge: sogenannter Schreiber­lehrling mit 3-15 M. monatlich, sogenannter junger Schreiber 15-30 M. monatlich, Laufbursche, der beim Rechtsanwalt ge­arbeitet hat, 31-40 M. monatlich gleichmäßig mit dem Hand­werferlehrling, der in derjenigen Beit indeß, in welcher der Schreiberlehrling bis zum Laufburschen avanzirt, schon längst Gefelle geworden ist und wöchentlich schon 20-30 M., monat­lich also 80-120 m. verdient, während ein tüchtiger Schreiber 40-60 M. monatlich, in sehr seltenen Fällen bis 75 M. monat­lich erhält.

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Der Münchener   Böttcherstreit steht auf dem alten Fleck. Auf die Erklärung der Meister ist eine Erklärung der Gehilfen erfolgt, die zur Widerlegung der ersteren einige recht prägnante Thatsachen vorführt. Die Gesellen erklären, daß der Streik unvermeidlich war; der bisher bezahlte Lohn habe für einen verheiratheten tüchtigen Gehilfen nur 14-18, felten 20 M. pro Weche bei 7 namentlich aufgeführten Meistern betragen; in der Bachrlbrauerei habe in letter Zeit eine Lohnherabsetzung von 70 auf 68 M. pro Monat stattgefunden. Die Werkstätten­verhältnisse bei vier Meistern seien tadelnswerthe. Auf das Ansuchen der Gehilfen um Besserung dieser Verhältnisse seien die Meister taub geblieben. Die Löwenbrauerei habe ihre Forderungen sofort anerkannt, auch andere Meister seien im Prinzip mit ihnen einverstanden. Die Gesundheitsverhältnisse Der Gehilfen seien infolge von Ueberbürdung schlechte. dings, sagt die Erklärung wörtlich, war die Normalarbeitszeit dieselbe, die wir im neuen Tarif verlangen, aber es war üblich, in einzelnen Werkstätten die Regel, dieselbe, wenn auch gegen geringe Bezahlung, um mehrere Stunden zu ver längern. Es war dies hauptsächlich bei allen Affordarbeiten der Fall. Im Hofbrauhaus mußte oft 4 Uhr Morgens ange­fangen werden, ohne daß die Ueberstunden bezahlt wurden, ebenso war daselbst die Sonntagsarbeit ohne Entschädigung im Gebrauch." Daß das Hofbräuhaus" in dieser Glorie figurirt, ist nicht ganz uninteressant. Vermuthlich hat die Verwaltung seinerzeit bei den Anfragen, ob die Einführung der Sonn tagsruhe nothwendig sei, ebenso wie die andern geantwortet, daß in Bayern   die Verhältnisse so günstig liegen, daß man derartige Geseze nicht gebrauche.

Vermischtes.

Aller

1848er Schleppsäbel. Die Kommune Wien   befigt noch eine große Anzahl von Waffen, zumeist Säbel, welche im städtischen Waffenmuseum teine Aufstellung finden konnten. Aus diesem Anlasse wurde von Seiten der Leitung des Waffenmuseums der Gemeinderath um die Genehmigung er sucht, dieselben verkaufen zu dürfen. Unter diesen Waffen be­finden sich auch ca. 1700 Schleppsäbel der ehemaligen Wiener Nationalgarde, welche bei Beginn des Belagerungszustandes abgegeben werden mußten. Wie ansehnlich die Zahl der Echleppsäbel bei der Nationalgarde war, geht aus der That­fache hervor, daß vor mehreren Jahren bereits durch den Ver­tauf einer Partie solcher Säbel nach Amerika   ein Erlös von 20 000 fl. erzielt wurde.

Geistesstörung durch Schrecken. Wien  , 1. November. Im Hause Nr. 90 der Penzinger Hauptstraße bewohnt die Schauspielerin Fräulein Anna Bichler- Maynau mit ihren Eltern und einer 19 jährigen Koufine, Namens Marie Bichler, eine Wohnung im ersten Stock. Heute Abend um halb 7 Uhr begab sich lettere, welche zugleich die Kammerzofe des Fräu­leins Anna Bichler ist, mit einer brennenden Lampe in das Schlafzimmer. Plöglich entglitt die Lampe   den Händen des Mädchens, das Petroleum entzündete sich und bald standen die Fenstervorhänge und Fensterrahmen in Flammen. Die rasch herbeigeeilten freiwilligen Feuerwehren von Penzing   und Hieping dämpften das Feuer binnen einer Viertelstunde. Als später die Hausleute das im Bimmer angefammelte Waffer zu entfernen trachteten, stand Marie regungslos in der Mitte des Zimmers, ihre Blicke starr nach dem Fenster gerichtet. Der Hauptmann- Stellvertreter der Penzinger Feuerwehr legte die Hand auf die Schulter des Mädchens und wollte sie zum Mit­helfen auffordern, da schrak das Mädchen zusammen und fiel, grelle Schreie ausstoßend, zu Boden. Sie schrie, sie sei eine

der Polizeiarzt Dr. Fünkh dem Mädchen beruhigende Mittel gegeben hatte, legte sich die an Wahnsinn grenzende Auf­regung des Mädchens; doch wird für dessen Geisteszustand ge­fürchtet.

Ein Hunger- Duell". Der Italiener Eucci hat von einem in Crayford( England) wohnhaften Franzosen, Namens Alerandre Jacques, eine Herausforderung zu einer Fasten­fonkurrenz angenommen. Succi stellte die Bedingung, daß Jacques sich vorher in London   einer Hungerprobe unterziehe, um feine bona fides darzuthun. Es wird ein Fonds aufge­bracht, um Jacques in den Stand zu setzen, die Fastenprobe anszuführen.

Dante   in der Türkei  . Man schreibt der Wiener   Allg. 3tg." aus Konstantinopel  : Vor einigen Wochen machte die Notiz, daß Dante's   Divina Commedia  " im türkischen Reiche in Acht und Bann erklärt worden sei, die Runde durch die europäische   Preffe. Ueber die Ursache dieser Verfügung wird nun von verbürgter Seite folgendes erzählt: Der Leiter der militärärztlichen Schule, Sudda Bascha, hatte einst auf einer italienischen Reiſe Dante's" Göttliche Komödie  " mit den herr­lichen Doré'schen Kupfern gesehen und an dem Werke solchen Gefallen gefunden, daß er es fürzlich in Florenz   bestellte. Das Buch wird in Konstantinopel   bei seiner Ankunft, der Vorschrift gemäß, einem der Zensoren vorgelegt, der es mit nach Hause nimmt, um die prächtigen Bilder mit Muße betrachten zu fönnen. Da nimmt plößlich eine Abbildung seine Aufmerkſam­feit in Anspruch; ein Mann, dem Typus und der Kleidung nach offenbar ein Muselmann, steht mit einer tiefen Grube in der Magengegend da das ist offenbar eine der türkischen Nation zugefügte Schmach. Das Buch gelangt an den Leiter des Zensurbureaus, der mit vieler Mühe herausbringt, der also zugerichtete Mohamedaner sei kein geringerer als Mohamed, der Religionsstifter selbst, den der strenge Todtenrichter Dante   für diese That in einem der vielen Kreise seiner Hölle" ewige Qualen erdulden läßt. Tags darauf stand" die Tivina Commedia" auf dem schwarzen Index des türkischen Zensur­bureaus."

Kleine Mittheilungen.

Lübeck  , 1. November. Vor ungefähr 14 Tagen wurde mitgetheilt, daß ein Soldat des hiesigen Füfilier- Bataillons des 76. Infanterie- Regiments auf Veranlassung der Hamburger  Polizei wegen sozialistischer Umtriebe verhaftet worden und auf Ordre des Korps- Kommandanten nach Altona   gebracht morden sei. Das in Hamburg   erscheinende Sonntagsbl. für Stadt und Laud" bringt nun eine Zuſchrift, in welcher neben dieser Verhaftung auch noch über einige andere, die in Hamburg   er folgt find, Licht verbreitet wird. Es heißt da( die Zuschrift ist aus Hamburg   datirt): In der Jakobsstraße hier wohnt seit ungefähr einem Jahre der Schuhmocher Biz, derselbe hat früher, ehe er selbstständig wurde, hier in mehreren Schuhwaaren Fabriken gearbeitet und war mit vielen Arbeitern bekannt, weshalb er auch von vielen seiner Kollegen öfters besucht wurde. Nun hat er vor längerer Zeit eine Frauensperson zu sich genommen, denn Big war ledig. Dieselbe soll zur Polizei gegangen sein und angezeigt haben, daß bei Bit verbotene Schriften gelesen würden, wozu sich seine Befannten immer eingefunden hätten. Daraufhin ist Big ver­haftet worden und da die Gebrüder Harms, Schütt und Behnke anwesend waren, wurden dieselben auch verhaftet und ſizen bis jezt noch in Untersuchung, bis auf Behnke, der wieder entlassen ist. Ein paar Tage nachher ist auch noch ein Schuhmacher ver­haftet worden, der da öfter verkehrte, und find mehrere Vor­ladungen erfolgt. So hatte Bit auch einen Bekannten, der vorigen Herbst zum Militär eingezogen wurde und zwar nach Lübeck  . Derselbe hat nun öfters an Biz geschrieben und hat sich auch bei demselben aufgehalten. Er war vor etlichen Wochen hier. Da hatte er Urlaub in seine Heimath, bei Halle, hat sich aber erst hier in Hamburg   ein paar Tage auf­gehalten und da hat er auch bei Big verkehrt. Nun hat Biz die Briefe und Karten, die er von Lübeck   von seinem Be­fannten erhielt, aufbewahrt und so sind sie der Polizei in die Hände gefallen, die nichts Eiligeres zu thun hatte, als nach Lübeck   zu telegraphiren und so die Verhaftung des Betreffenden zu veranlassen, worauf derselbe gleich nach Altona   transportirt wurde. Auch ist noch einer verhaftet und zwar in Hamburg  , einer von der vierten Kompagnie der 76er. Derselbe, mit

Namen Koch, hat öfters bei Big verkehrt und waren am Montag schon Zeugen nach Altona   geladen, die in dieser Sache der Soldaten- Sozialisten aussagen sollten. Der Verhaftete aus Lübeck   heißt Paul Weichel. Die Polizei sucht auch noch mehrere Personen, die bei Big verkehrten.'

Weißenfels  , 1. November. Von einem geradezu empö­renden Menschenhandel hat dem Weißenf. Krbl." zufolge der hiesige Magistrat Kenntniß erhalten. Von einer rheinischen Bürgermeisterei war nach hier gemeldet worden, daß dort einem Seiltänzer ein kleines neunjähriges Mädchen wegen schlechter funden habe. Behandlung entlaufen sei und in einer Familie Unterkunft ge­funden habe. Das Kind war schlecht genährt und äußerst mangelhaft gekleidet, sodaß die Behörde das Kind zurückbehielt. Der zur Rechenschaft gezogene Seiltänzer wies fich betreffs der

gegen sich selbst, indem er sich eine Kugel in den Mund schoß, die seinem Dasein nach wenigen Stunde ein Ende machte.

Danzig  , 31. Oktober. Der vorgestern Morgens von hier nach Zuckau abgelassene Eisenbahnzug hatte auf Bahnhof Gisch fau einige Waggons auszuseßen. Als die Lokomotive dieselben auf ein anderes Geleise gebracht hatte und nun aufs Neue vor den Zug gelegt werden sollte, prallte sie etwas heftig gegen denselben und brachte dadurch den Zug in eine rückgängige Bewegung, welche auf dem stark abfallenden Terrain derartig an Schnelligkeit zunahm, daß der maschinenlose Zug nicht mehr zu halten war und mit seinen Bassagieren bis über Praust hir aus zurückrollte, während die Maschine pustend und beständig pfeifend folgte. Die Züge auf dieser Sekundärstrecke werden nur von einem Zugführer begleitet, der zugleich Schaffnerdienst versieht. Da derselbe bei der unfreiwilligen Rückfahrt sich noch nicht auf dem Zuge befand, so waren die Passagiere anfangs rathlos, bis man sich endlich der Bremsen erinnerte und durch Anziehen derselben der tollen Fahrt ein Ende machte, worauf die Maschine den Zug unversehrt wieder nach Gischkau zurüd brachte.

Vionville, 31. Oktober. Ein schrecklicher Unglücksfall hat fich hier am Freitag ereignet. Der katholische Pfarrer Sabouret welcher vor 2 Wochen von der Straffammer zu Metz   wegen Abfingenlassens eines aufrührerischen Liedes zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt wurde, hat es vorgezogen, von der Ver büßung der Strafe abzusehen und sich jenseits der Grenze in Sicherheit zu bringen. In den seit dieser Flucht unbeauf fichtigten Pfarrhof stiegen nun vorgestern vier kleine Kinder ein und nahmen von einem auf einer Anhöhe befindlichen Mutter gottesbild eine von den vier Granaten fort, welche der Pfarrer, wahrscheinlich selbst nicht wissend, daß sie noch geladen waren, zur Erinnerung an die 70er Tage dort niedergelegt hatte. Die Kinder begaben sich mit dem gefährlichen Spielzeuge in eine Stube, in welcher sie ohne Aufsicht waren, und versuchten do die Granate anzuzünden. Ob nun hierdurch oder durch Niederfallen eine Explosion verursacht wurde genug, Granate frepirte und verlegte zwei der Kinder in furchtbar Weise, das eine an Kopf und Brust, das andere a den Beinen, sodaß keine Hoffnung besteht, die Aermsten a Leben zu erhalten. Das dritte Kind kam mit leichteren Ver legungen davon, während das vierte unversehrt blieb.

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Wien  , 2. November.  ( Ein braver Lebensretter.) Gestern gegen 4 Uhr Nachmittags fand in der Nähe der Sophienbrüde ein aufregender Vorfall statt. Ein neunzehnjähriges Dienst mädchen, Namens Maria Seifert, Obere Donaustraße 111 be dienstet, ging längs der Uferböschung des Kanals im dritten Bezirke fichtlich aufgeregt einher und geberdete sich derart, daß sie die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zog. Plößlich lief das Mädchen bis hart an das Ufer hinab und stürzte sich in den Donaufanal. Einer der Paffanten, der siebzehnjährige Moriz Tauber, Weißgerber, Löwengaffe 25 wohnhaft, sprang dem Mädchen ohne Baudern nach und rettete dasselbe vor dem Ertrinken, während ein Sicherheitswachmann der Prater  abtheilung rasch eine Bille losband und beide ans Ufer brachte. Die angesammelte Menge zollte der waderen That des jugend lichen Lebensretters lauten Beifall. Marie Seifert wurde in das Rudolphsspital transportirt.

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Wien  , 1. November.  ( Selbstmord durch Verbrennung) Als im Jahre 1883 der 92 jährige Graf Eszterhazy in Unter St. Veit starb, testirte er seinem langjährigen Diener Johann Vultl das Haus Nr. 6 in der Bognergasse in Unter- St. Veit außerdem erhielt der 78 jährige Diener eine monatliche Benfion von 25 fl. Johann Vult! war Junggeselle, er verkaufte das Häuschen alsbald um einige tausend Gulden und blieb nu als Miether im Hause. Ein guter Freund" verstand es nu das Kapital des alten Mannes als Darlehen an sich zu bring und bald mußte derselbe die Erfahrung machen, daß Geld verloren habe. Die Pension von monatlich 25 fl. reicht faum für Arzt und Apotheke, und schon schuldete Vultl Miethzins 60 fl. Obwohl er von Seite des Hausherrn nichts zu besorgen hatte, machte dies den alten Mann doch troſtlos, Als gestern die Vorhänge seiner Fenster noch um 8 Uhr Mor gens verschlossen blieben, fiel das den Bewohnern des Hauses als verdächtig auf. Die Wohnungsthür wurde gewaltsam ge öffnet, und ein entseglicher Anblick bot sich den Eintretenden dar. Sämmtliche Einrichtungsstücke waren verkohlt und au dem Boden lag der theilweise auch verkohlte Leichnam des 78 jährigen Johann Vultl. Da sich Vultl wiederholt geäußer hafte, er könne es nicht verschmerzen, daß er so namenlos un glücklich geworden, und wolle ſeine legten Tage nicht hunger verleben, so wird angenommen, daß Vultl sich diesen entse

lichen Tod selbst bereitet hat.

Bajing, 31. Oktober.  ( Eisenbahnunfall.) Gestern Nacht 11 Uhr stießen der Personenzug nach Augsburg   und e Güterzug eine kleine Strecke von dem hiesigen Bahnhof entfernt zusammen. Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen, doch tamen fleinere Verlegungen vor. Mehrere Wagen find gänzlich zertrümmert und eine Lokomotive ist sehr start be schädigt. Die Passagiere wurden früh 3 Uhr nach Augsburg  weiter befördert.

Budapest  , 30. Oktober. Ein entseglicher Vorfall wird I aus Klubin im Temeser Komitat gemeldet: In der Gemeinde Heimath des Kindes mit einem Geburtsschein der hiesigen Bavanistic ließ der Gendarmerie  - Postenführer Franz Balogh

Kirchenbehörde aus, aus dem hervorgeht, daß die arme Kleine das uneheliche Kind Marie Brunn von hier ist. Der Seiltänzer will das Kind von einem feiner Kollegen in Gisleben für die Summe von 3 M., dieser letztere es vom Zirkusbefizer W. Alt­hof gegen eine Zahlung von 6 M. und dieser es wieder von

zwei Männer durch vier Gendarmen nach der Kaserne

estor

tiren. Als die Betreffenden unterwegs dem Postenführer be niederzuschießen. Die Gendarmen weigerten sich anfangs, diefen der Mutter erhalten haben. Das Kind wird nach hier zurück- ihnen drohte, daß er sie wegen Ungehorsams niederschießen Befehl zu vollziehen, gaben aber schließlich nach, da Balogh

geholt, gegen die Menschenhändler aber mit aller Strenge des Gefeßes vorgegangen werden.

Elberfeld  , 30. Oktober.  ( Ein Familiendrama.) Ein Fa­brifarbeiter, welcher schon seit längerer Zeit den Verdacht hegte, daß sein Weib mit einem anderen Manne, einem Bekannten von ihm, näheren Umgang pflege, begab sich gestern Abend zu gewohnter Stunde von Hause fort, angeblich zur Arbeit, wie überhaupt jeden Abend, weil der Mann in der Fabrik, in der er beschäftigt ist, Nachtdienst thut. Gegen 12 Uhr Nachts jedoch fehrte er gestern unerwartet nach Hause zurück und fand nun seine Ahnung richtig bestätigt. Kurz entschlossen zog der Mann einen Revolver und jagte seinem Nebenbuhler eine Rugel in den Kopf. Darauf begab sich der Thäter zur Wachtstube und stellte sich freiwillig der Behörde. Der Verlegte wurde ins Krankenhaus geschafft, woselbst er hoffnungslos darniederliegt.

würde. Als nun die beiden Opfer todt zu Boden sanken, hierauf selbst eine Rugel durch den Kopf.

be

fahl Balogh die Leichen derselben wegzuschaffen und schoß fich

Unweit der griechischen Grenze des Epirus   hat ein Treffen zwischen türkischen Truppen und einer Räuberbande stattgefunden. Drei Räuber blieben todt auf dem Plage und ihr Hauptmann wurde gefangen genommen und nach Der Befehlshaber der türkischen Truppen

Janina abgeführt. blieb in dem Gefechte.

Venedig  , 29. Oktober. Aus Bologna   wird gemeldet: Der sechs Meter hoch angeschwollene Reno überfluthete den Fried hof von Vergato  . Die Friedhofmauer und die Kirchhoffapelle stürzten ein. Das Hochwasser unterwühlte die Gräber, und die schwimmenden Särge boten einen grauenhaften Anblid. In Livorno   stürzte die Kuppel einer Kirche in Folge dreimaligen Bligschlages ein. Der Blig zündete in der Stadt achtund zwanzig mal. In Turin   ist das Hochwasser im Abnehmen. Paris  , 31. Oktober. Das Regenwetter, das dem Süden Frankreichs   große Ueberschwemmungen brachte, hat auch Corfica Bildsäule Napoleons I. und die Kirche wurden vom Blig ge In Bastia   stürzten mehrere Häuser ein; die ordnete, welcher neben dem Vorsteher zurückgeblieben war, soll troffen; auch mehrere Brücken wurden fortgeriffen. Zwischen fich durch einen Felddiebstahl, der ihm eine Geldstrafe eintrug, Bastia   und Ajaccio   find die Verbindungen unterbrochen,

Osterburg  , 2. November. Ein verlaffener Stadtvater. Als Ende voriger Woche der Stadtverordnetenvorsteher Bau­rath Gerloff eine Sigung eröffnete, verließen plötzlich sämmt­liche Stadtverordnete bis auf einen schweigend den Sizungs­faal, ohne den auffallenden Schritt irgendwie zu motiviren. Es blieb dem Magistrat sowie dem einen Stadtverordneten

unmöglich gemacht haben.

Wesel  , 31. Oktober. Unsere Stadt war gestern der Schau­plag einer blutigen Liebestragödie. Aus Düsseldorf   war ein junger Mann dort eingetroffen, um seine frühere Geliebte, ein junges Ladenmädchen, zur Wiederanknüpfung des Liebesverhält­

heimgesucht.

mehrere Menschen wurden in den Fluten begraben; eine Lofo motive wurde umgeworfen, wobei ein Mann getödtet und vier verwundet wurden. Die Del- und Rastanienernte haben schwer

gelitten.

London  , 31. Oktober. Der

Dampfer

Caftleton" aus

nisses zu bewegen. Als ihm dies nach wiederholtem Versuche Cardiff  , mit Kohlen von Penarth nach St. Lucia   unterwegs nicht gelang, 30g er plöglich einen Revolver und feuerte zwei ist während der jüngsten heftigen Stürme mit Mann und Maus zu Grunde gegangen. Er hatte eine Mannschaft von 23 Köpfen

-

Schüsse auf das Mädchen ab, wodurch dasselbe im Munde und im Rücken glücklicherweise aber nicht lebensgefährlich- ver­wundet wurde. Darauf richtete der Rasende die Mordwaffe

an Bord.

Verantwortlich für den politischen Theil und Soziales Mar Schippel, für Vereine und Versammlungen F. Tutauer, für den übrigen Theil der Zeitung R. Cronheim, sämmtlich in Berlin  .

Drud und Verlag von Mag Bading in Berlin   SW., Beuthstraße 2.

Hierzu eine Beilage.

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