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Nr. 259.

Freitag, den 5. November 1886.

3. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mark, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)

Vom Balkan .

Redaktion: Beuthstraße 2.

Der Kosack in Generalsuniform", Herr von Kaulbars der den schönen Auftrag hat, durch ein brutales und allem Völkerrechte mit der Faust ins Gesicht schlagendes Benehmen die Bulgaren zu einem Verzweiflungsstreich zu reizen, damit die Russen einen Grund haben, in Bulgarien einzumarschiren

nicht einmal diese Sorte von Diplomaten hat die Bul­ garen aus ihrer korrekten Haltung bringen können. Und doch sollte man meinen, es sei genug geschehen. Wenn die bulgarischen Offiziere offen zum Verrath aufgefordert, wenn bei den Wahlen bulgarische Kandidaten von den Russen­freunden todtgeschlagen und in Stücke geschnitten werden, so könnte das schon hinreichen, ein Volk in Gährung zu bringen. Allerdings ist die Situation für das kleine Bul­ garien die bedenklichste. Widerstand gegen das heilige Rußland" hat keinen Zweck, denn es wäre der Widerstand der Maus gegen die Katze.

Die Russen werden aber dennoch einrücken in dieser oder jener Art. Wenn sie absolut feinen Vorwand zu einem solchen Vorgehen finden können, so thun sie es eben ohne Vorwand.

Einen Bundesgenossen, der im Stande wäre, Rnßland die Stirne zu bieten, wird Bulgarien nicht finden. Wer follte das Schwert ziehen und ihnen helfen? Binnen kurzer Frist wird Bulgarien übergeschluckt" sein.

Die Bedenklichkeiten der europäischen Situation werden fich dann um ein Bedeutendes vermehrt haben. Wenn Bul­ garien von den Russen besetzt ist, dann ist es nicht mehr möglich, eine Union der Balkanstaaten zusammenbringen, die eine legte Bormauer gegen Rußland bilden könnte. Bul­ garien müßte aber die Seele dieser Union sein. Das ist es, an der Regierung des Fürsten Alexander

was

tadeln

Staaten

man

muß, daß er für eine Union der Balkan­während seiner neunjährigen Herrschaft nichts

Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

bringen, indem man sich auf seinen Schüßling Serbien stürzt und dort die gewohnte Verwirrung herbeiführt. Dies wird um so leichter sein, als in Serbien sich noch eine starke russische Partei befindet, die bestanden hat, seitdem starke russische Partei befindet, die bestanden hat, seitdem die Serben ihre Unabhängigkeitskämpfe gegen die Pforte die Serben ihre Unabhängigkeitskämpfe gegen die Pforte mit russischer Hilfe führten. Dann kann sich die bulgarische Affaire in zweiter Auflage abspielen; vielleicht erhält Milan auch eines schönen Tages einen Brief vom 3aren, der ihn aus Serbien verschwinden macht.

Da man den Inhalt des deutsch - österreichischen Bünd­nisses nicht kennt, so fennt man auch nicht die Bedingun­gen, unter denen Deutschland zur Hilfe verpflichtet ist. Man glaubt zu wissen, daß das Deutsche Reich den Oesterreichern glaubt zu wissen, daß das Deutsche Reich den Desterreichern nur dann zu Hilfe kommen werde, wenn sie der angegriffene Theil sind. Doch ist das nur eine Muthmaßung einzelner Blätter. Ist sie aber richtig, dann wird Rußland wohl da­für sorgen, daß Desterreich angreifen muß.

Als im Jahre 1849 die Russen mit 140 000 Mann in Ungarn einrückten, um den ungarischen Aufstand nieder­werfen zu helfen, da dachten die Staatsmänner, welche die russische Hilfe angerufen hatten, wohl kaum daran, daß

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des

Jahre nachher die Bundesgenossen als drohen­Kind an der Grenze stehen würden. Nach der Kapitulation von Vilagos, wo die Letzte ungarische Armee unter Görgey die Waffen streckte, meldete der russische Oberbefehlshaber Paskiewitsch dem 3aren Nikolaus nach Petersburg : Ungarn liegt zu den Füßen Ew. Majestät!" Man sieht, die Russen hatten damals schon gewisse Absichten, wie sie im Jahre 1814 Danzig nicht mehr herausgeben wollten, und sie hatten 1849 den General Görgen, der die verrätherische Kapitulation von Vilages abschloß, so sehr bethört, daß er glaubte, die Russen seien heimliche Freunde der Ungarn . Diese heimliche Freund­schaft" der Russen dokumentirte sich zunächst dadurch, daß sie die gefangenen ungarischen Führer fast alle den Desterreichern und damit dem Galgen oder dem Kerker überlieferten.

gethan hat. Andererseits muß betont werden, daß auch im vielbewunderten Berliner Vertrag kein glücklicher Griff gethan war, was die Balkanstaaten betraf. Der Vertrag sich bald die Belohnung für den Feldzug von 1849 holen

wirkte mehr trennend als vereinigend auf die Balkanländer. Wenn nun die Russen einmarschiren, so wird die Gelegen­heit, eine Balkan - Union herzustellen, wahrscheinlich niemals wieder fommen. König Milan von Serbien hat nun end­

wollen.

Wir malen die Situation nicht zu düster. Wir haben immer auf das Lauernde in der russischen Politik hingewiesen. Vor wenigen Monaten sah alles noch friedlich aus; da kam

lich eingesehen, daß diese Union nothwendig ist. Leider ist der Staatsstreich gegen den Fürsten Alexander und die Ge­diese Einsicht bei ihm sehr spät gekommen, zu spät, als daß fahr, die von Osten droht, trat in ihrer ganzen furchtbaren sie noch viel nüßen könnte.

Größe vor Europa hin. Heute bestreitet sie Niemand mehr. Heute ist noch Zeit, die Mittel zur Rettung zu be­

Die russische Politik wandelt genau die Bahnen, die in jenem vielbesprochenen mystischen Aftenstück, dem sogenannten schaffen. Aber die Frist ist eine farge. Wenn Desterreich Testament Peters des Großen, vorgeschrieben sind. Es gilt vereinzelt niedergeworfen wird, dann stehen wir unmittelbar jezt, Desterreich zu isoliren, damit es allein angegriffen wer

[ Rachbruck verboten.]

Feuilleton.

Im Hause des Verderbens.

Kriminalroman.

Von Reinhold Ortmann.

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vor der Gefahr, daß Europa kosackisch wird. Und die

Kosacken werden gewiß alle unsere Kulturerrungenschaften,

in den ersten Stock hinaufging. Vielleicht läßt er sich noch gebrauchen!"

Oben fand er Curt in großer Aufregung durch sein 3immer schreitend.

,, Es ist gut, daß Du kommst, Ramfeld!" rief er ihm entgegen. Ich kann in diesem verwünschten Hause kaum eine Stunde des Alleinseins aushalten! Ist nun Alles er­lebigt?"

Er stand auf und wollte an Holmfeld vorbei zur Thür gehen; aber der junge Mann vertrat ihm noch einmal unsern Freund Nathanson und für meine Wenigkeit sind Alles! Die Anweisungen auf Deinen Bankier für abgeschickt, und dem Oberinspektor habe ich soeben ge=

den Weg.

ich auch noch einen für Sie," sagte er, ohne Ramfeld's " Sie haben einen Auftrag für mich gehabt, jetzt habe brohende Miene im Geringsten zu fürchten. Wenn Sie

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einmal das Sprachrohr des Herrn von Brandenstein sind,

fündigt."

,, Vortrefflich! Und er wird bald gehen?" ,, Spätestens in acht Tagen!"

Ausgezeichnet! Ist nur erst der Bursche aus dem

so mag er auch durch Sie hören, was ich ihm zu sagen Wege, so werde ich mit dem Mädchen schon fertig werden!"

habe! Es ist mir nicht entgangen, daß es sich einer jungen Dame hier im Schlosse in einer Weise zu nähern ihm die ich niemals dulden werde. Sagen Sie

versucht

Mensch, was fällt Ihnen denn ein? Haben Sie

Vorausgesetzt, daß sie nicht mit ihrem Bruder hinter dem Geliebten herzieht!" bildn Curt blieb erschreckt stehen und das sinnliche Feuer,

das eben in seinen eingefunkenen Augen aufgeflammt war,

erlosch plöglich.

Holmfeld trat jedoch noch dichter an ihn heran und fuhr Aber sie wird es nicht thun!" mit erhöhter Stimme fort: Sagen Sie ihm, Fräulein Elsbeth Werner sei meine Braut, und ich verböte ihm mit

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" Hölle und Teufel! daran habe ich nicht gedacht!- Wer weiß! -Wenn ich recht gehört habe, sprach Du mußt Dich Curt stampfte mit dem Fuße und seine Wangen

allem Nachdruck, sie während der kurzen Zeit ihres ferneren schon auf eine Kündigung des Gärtners gefaßt halten!"

Hierseins irgendwie zu belästigen! Keine Rücksicht der Welt würde mich abhalten, das nach Gebühr zu bestrafen. Sie

werden es mir ansehen, daß ich keine Lust habe, mit ihm rötheten sich.

oder mit Ihnen zu scherzen!"

Ramfeld schlug auf den Knopf der neben ihm auf werde ihm sein Gehalt verdreifachen, und er müßte doch

bem Tische stehenden Glocke; aber der Oberinspektor war jetzt zu Ende, und mit einem stolzen Blick verließ er das

wahrlich ein Esel sein, wenn er ginge!" Unter den armen Teufeln finden sich mitunter solche Esel, die sich die Tugend eines ihnen anvertrauten Wesens

Inirschte ihm der Doktor nach. Als im nächsten Augenblick beste Mittel, ihn schleunigst davon zu jagen, wenn Du ihm te sollte ihn mit den Hunden davonjagen laſſen," nicht so leicht ablaufen lassen. Vielleicht ist es gerade das ein Diener eintrat, um sich nach den Befehlen zu erkun­digen, war er anderen Sinnes geworden; er winkte ihm, durchschauen muß." ein so wahnwißiges Angebot machst, dessen Absicht er sofort zu gehen, ohne daß er ihm einen Auftrag gegeben hätte. bleiben," murmelte er vor sich hin, als er

Mag er

Nun, aber was in aller Welt soll ich denn thun?" " Bersuche Dein Heil bei dem Mädchen selbst! Das ist

die ihnen nicht behagen, schonungslos niedertrampeln, dessen darf man sicher sein.

Einstweilen sieht man zu, wie Bulgarien seinem Schick­sal verfällt. Möge Bulgarien das legte Land sein, das von den Moskowitern so vergewaltigt wird. Das wünschen wir, aber wir müssen leider befürchten, daß es nicht das letzte ist.

Die Agitation der Bandlungsgehilfen

um Einführung des Krankenversicherungszwanges ist nicht nur auf Berlin beschränkt geblieben. So ist z. B. der Magistrat in Breslau nunmehr wenigstens soweit ge­drängt worden, daß er in einer Vorlage an die Stadtverord neten die Ausdehnung des Versicherungszwanges auf die Ge­hilfen weiblichen Geschlechtes beantragt hat; für die Männer verhält er sich allerdings heute noch ablehnend. Auch in Dresden regen sich die jungen Kaufleute. Der dortige Kreisverein des Verbandes deutscher Handlungsgehilfen" hatte am 28. Oftober eine Versammlung, um Beschluß zu fassen über die von der dortigen Handelskammer an den Verein ge­richteten Fragen. Die erste Frage:" Erscheint die Ausdeh­nung des Krankenversicherungszwanges auf männliche und weibliche Handlungsgehilfen für geboten?" wurde in Ueberein­stimmung mit dem Leipziger Zentralverein mit Ja beant­wortet.

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In größeren süddeutschen Städten, wie München , Mannheim , Regensburg und Darmstadt besteht heute schon der Kassenzwang, ohne daß sich die Gehilfen, wie das Aeltestenkollegium meint, dadurch entwürdigt" fühlen, und auch angesehene süddeutsche Blätter treten für denselben ein. So schreibt die demokratische nicht sozialistische, Herr Eugen Richter !-Frankfurter Beitung": Es haben in der legten Zeit fich mehrfach kaufmännische Kor porationen mit der Frage beschäftigt, ob der Krankenkassen­zwang auch auf die Handlungsgehilfen ausgedehnt werden folle. Bekanntlich kann nach§ 2 des Krankenkassengesetzes vom 15. Juni 1883 durch statutarische Bestimmung einer Ges meinde für ihren Bezirk oder eines weiteren Kommunal verbandes für seinen Bezirk oder Theile desselben die

Die

obligatorische Krankenversicherung ausgedehnt werden, u. A. auch auf Handlungslehrlinge und- Gehilfen. von den einzelnen einzelnen kaufmännischen Rorporationen zur Frage der Opportunität der Anwendung dieser Bestim mung eingenommene Stellung ist eine feineswegs gleich­artige; es haben sich z. B. die Aeltesten der Berliner Kauf

rungs- Zwangs, die Vereinigung Berliner Kaufleute und Indu­

strieller ebenso bestimmt dafür ausgesprochen. Die Gründe, welche von der dem Versicherungszwang abgeneigten Seite gegen den letteren geltend gemacht werden, tönnen auf be fondere Stichhaltigkeit nun aber durchaus teinen Anspruch er heben. Man meinte, es liege dazu fein Bedürfniß vor; woher tommt dann aber die lebhafte Agitation der freien Organisa tion junger Raufleute zu Berlin und anderer Verbindungen

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das Einfachste und wird auch wohl so ziemlich das Sicherste sein!" Sie ist nicht von der Art, die sich auf einen einzigen Sturm gewinnen läßt! Damit, daß ich Deinen verwünschten Rath in jener Nacht befolgte, habe ich beinahe Alles aufs Spiel gesetzt, Sie fürchtet sich vor mir!"

,, Das ist der beste Anfang! Wen die Frauenzimmer fürchten, dem unterliegen sie am leichtesten. Versuch's nur frischweg noch einmal, wenn Du Dir doch schon das Lärvchen nicht aus dem Sinn schlagen kannst."

Was würde es mir aber nüßen, wenn der Bruder ein Duertopf ist!"

Bah, sie würde ihn schon herumzukriegen wissen! Und außerdem, Du kannst ja mit ihm reden, kannst ihm vor fichtig einige Aussichten machen, ihm ein wenig schmeicheln, ohne so weit zu gehen, daß er die Absicht merken muß. Solche Leute lassen sich zumeist schwer erkaufen, aber desto leichter überlisten."

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,, Gut! Ich werde ihn hierher tommen lassen!" Hook Weit gefehlt, Freundchen! Er würde sich unterwegs Alles reiflich überlegen, was Du ihm zu sagen haben könntest und was er darauf antworten könnte, daß am Ende nicht viel von Deinem feinen Plan zu erwarten stände. Nein, Du mußt auf einem Spaziergange zufällig an ihm vorüber­gehen und ihn fragen, ehe er sich noch von seiner Ueber­raschung so recht erholt hat. Anders als in seinem Hause wirst Du auch wohl Dein Schäßchen schwerlich wieder zu Gesicht bekommen!"

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Meinetwegen auch das! Auf irgend eine Weise mus ich doch zum Biel kommen! Und ich brauche eine solche Aufregung, wenn ich nicht zusammenklappen foll!- Hast Du sonst noch etwas für mich?" di tos lening Der Notar wird in einer halben Stunde hier sein." " Der Notar?- Wozu?"

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" Hast Du ein so kurzes Gedächtniß? Du erinnerst Dich wohl, was wir bezüglich Deines Testaments verabredet haben?"

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,, Bum Teufel, Paul! Das hätte doch wahrhaftig nicht solche Eile gehabt! Heute oder morgen werde ich noch nicht