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ausstellung erklärt ein Berliner Korrespondent der Münchener Allg. 8tg.", daß man solche Fragen vom politischen Standpunkt nicht diskutiren solle. Wir sind gegentheiliger Anficht; wir halten die Betheiligung Deutschlands an der französ fischen Weltausstellung gerade im politischen Interesse beider Nationen für sehr ersprießlich. Wenn fich die Nationen nur auf blutigen Schlachtfeldern fennen lernen, so trägt das natürlich nicht bei zu einem friedlichen, freundschaftlichen Neben einanderwirken in den fulturellen Fragen der Zeit. Lernen fich aber die Völler auf den friedlichen Kampfgefilden der Kunst und Industrie näher kennen, so ist auch der Weg gefunden, der zum dauernden Frieden und hoffentlich auch zu gegenseitiger Unterstüßung führt. Darin liegt die hohe politische Bedeutung aller internationalen Weltausstellungen, sie sollen Verbrüderungsfeste der Nationen werden. Aber auch für die deutsche Industrie ist die Betheiligung an der französischen Weltausstellung direkt von Bedeutung. Beigt sie fich dort den Inbustrien der übrigen Kulturstaaten gewachsen, so wird manches Vorurtheil zerstört werden und materieller Vortheil erblühen; ist sie noch zurück, so wird sie sich bessern, sie wird größere Anftrengungen machen müssen, um eine höhere Stelle zu erringen. Nach einer Niederlage sind die Meuschen meist am regsten. Aber wir glauben gar nicht an eine Niederlage, welche die deutsche Industie in Paris erleiden würde; wir sind der Ueberzeugung, daß sie würdig neben der französischen, englischen und nordamerikanischen ihren Plaz behaupten wird. Im Falle des Fernbleibens aber wird überall sagen, Deutschland habe schon vor dem Kampfe die Waffen gestreckt. Der Korrespondent der Allg. 3tg.", der kein Franzosenfreund zu sein scheint und auch die Betheiligung an der AusStellung lediglich dem Ermessen der deutschen Industrie anheimgiebt, meint aber doch, es sei selbstverständlich, daß während ber Dauer der Ausstellung der gesellschaftliche Bann, den das revanchelüfterne Pariser Publikum über die Deutschen verhängt habe, aufhöre. Der Franzose verstände es, in solchen Fällen feinen politischen Gefühlen Zwang anzuthun. Wir sind weniger peffimistisch. Wir glauben, daß die große Mehrzahl der Franzofen ihren politischen Gefühlen keinen besonderen Zwang anzuthun braucht, um während der Weltausstellung die Deutschen mit Freuden zu begrüßen. Aber wäre selbst das erstere der Fall, so läge darin doch die deutscherseits oft angezweifelte Gewähr, daß auf der Weltausstellung zwischen Franzofen und Deutschen feinerlei nennenswerthe Konflikte vorkommen werden. Der Korrespondent der Allg. 3tg." meint nun noch, daß die deutsche Reichsregierung fich jeder Aufmunterung zu der Betheiligung an der französischen Ausstellung enthalten werde, um ihrem Verlangen, daß zwischen den einzelnen Staaten eine Art Vereinbarung über die Reihenfolge der Weltausstel lungen angebahnt werde, Nachdruck zu geben. Eine solche Vereinbarung halten auch wir für gut. Aber wo kann dieſelbe am besten getroffen werden, als auf der nächsten Weltausstellung? Dort ist der richtige Ort dazu und wenn die deutsche Reichsregierung eine solche Vereinbarung anregt, so wird sie überall Zustimmung finden. Ein Fernbleiben von der Pariser Ausstellung schließt aber den Gedanken einer Vereinbarung über die Demnächstige Reihenfolge völlig aus. Die deutsche Reichsregierung hat oft genug Gelegenheit gehabt, eine Weltausstellung in Berlin in Szene zu seßen. Sie hat dies leider nicht gethan. Bei der Vereinbarungsfrage aber braucht sie nur den Wunsch zu äußern, die folgende Ausstellung in den Mauern Berlins zu sehen, und sämmtliche Kulturnationen, Frankreich mit einbegriffen, werden sicherlich zustimmen. Deutschland hat aber bis jest gar nicht die Absicht fundgegeben, eine Weltausstellung zu feiern; von den andern Nationen aber konnte es dazu doch nicht ge= zwungen werden. So fällt auch der letzte Grund, der gegen den Besuch der Pariser Ausstellung angegeben wird, in Nichts zusammen. Also, auf nach Paris ! Wir würden ein Zurüdhalten für einen der größten Fehler halten, den das Deutsche Reich in politischer, nationaler und wirthschaftlicher Beziehung begehen kann.
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Ueberanstrengung des Eisenbahnpersonals. In der neulichen offiziösen Anfündigung, daß gegen diejenigen Blätter, welche Ueberanstrengung und Ueberbürdung der Eisenbahnbeamten in Folge übel angebrachter Sparsamkeit der Verwal tung als Ursache der neuesten Eisenbahnunfälle bezeichnet hätten, strafrechtlich vorgegangen werden solle, war behauptet worden, daß auf sorgfältiger Erwägung der Verhältnisse be ruhende, sehr gemessene Vorschriften über das Maß der Dienstruhe beſtehen, welche im Interesse der Betriebssicherheit wie der Humanität den Beamten des äußeren Eisenbahndienstes zu Theil werden sollen, Vorschriften, mit denen eine Ueberanstren gung nicht vereinbar sein würde. Allerdings hat das Reichseisenbahnamt bereits unter dem 21. Januar 1875 einen Erlaß in Betreff des zulässigen Marimums der täglichen Dienstzeit der Beamten an sämmtliche Eisenbahnverwaltungen Deutsch lands ( exkl. Bayerns ) gerichtet, wonach z. B. für Bahnwärter und Weichensteller eine tägliche Dienstzeit von 14 Stun den als zulässiges Marimalmaß zu betrachten ist und bei Regelung der Dienſtſtunden des Maschinen- und Fahrpersonals darauf Bedacht genommen werden soll, daß die betreffenden Beamten nicht übermäßig lange und über ihre Kräfte hinaus
furzen goldenen Kettchen. Ramfeld hatte es nicht dort verloren, er hatte es ganz bedächtig auf den Boden gelegt, und es war fein 3weifel, daß es Jedem in die Augen fallen mußte, der die Stelle etwas näher untersuchte.
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Diesmal stand der Hausknecht des Schwarzen Adlers" unter dem breiten Thorweg, als sich ein schäbig ausfehender Mensch mit einem großen Bart, einer dunklen Brille und einer tief herabgezogenen Müze an ihm vorbei in das Haus schob. Er hatte anfangs nicht übel Luft, ihn gar nicht einzulassen; als er aber auf die eingekrümmten Rnie und die gebeugte Haltung, des Mannes fah, wurde er mitleidig und dachte: Mag er sich immerhin etwas erbetteln!"
Behn Minuten darauf klingelte Ramfeld, der in elegantem Anzuge vor seinem Schreibtisch saß, sehr heftig nach dem Kellner und befahl ihm, auf der Stelle das Abendessen zu bringen, das er nun schon seit einer Viertelstunde vergeblich erwarte.
XVII.
Als Georg Holmfeld in Neudorf den Omnibus, der ihn von dem Städtchen hergeführt, verlassen hatte, sagte der Rondukteur, der ihn recht wohl fannte, mit einem Achselzucken zum Kutscher:
Der sieht heute auch nicht aus, als wenn er zu einem Hochzeitsschmause ginge. War sonst ein so ernster, ruhiger Mann, doch heute hat er während der ganzen Fahrt nicht eine Minute stillgesessen!"
Wirklich hatte Holmfeld zu wenig gelernt, sich zu verstellen, als daß sich nicht seine Unruhe und Besorgniß ziemlich deutlich hatte in seinen Bewegungen und in seinem Geficht ausprägen sollen. Mit finster zusammengezogener Stirn wanderte er auf Brandenstein zu, und wenn auch das heiße Verlangen, Elsbeth zu sehen und endlich eine Gewißheit zu erhalten, ſeine Schritte wiederholt zu großer Eile beschleunigte, so legte sich doch der Widerwille dagegen, den verhaßten Boden noch einmal zu betreten, immer wieder wie ein Hemmschuh dazwischen. Endlich hatte er die Grenze der Feldmark überschritten und nun gab es kein Befinnen mehr. An Elsbeth's Mahnung denkend, hielt sich Holmfeld immer auf den Wegen, die er als die wenigst betretenen
ununterbrochen Dienst zu thun haben und daß die Ruhepausen möglichst nach dem Stationsorte des Betreffenden gelegt wer den. Trotzdem ergab sich nach den seitens des Reichseisenbahnamtes im Jahre 1879 angestellten Erhebungen über die Ein theilung und Dauer des Dienstes derjenigen Eisenbahn- Unterbeamten, welchen die Sicherheit des Betriebes vorzugsweise anvertraut ist, daß von einzelnen Eisenbahnverwaltungen über das vorgeschriebene Dienstmaß in einer für die Sicherheit des Betriebes nicht mbedenklichen Weise hinausgegangen war, z. B. das in einem einmonatlichen Zeitraum in maximo zu leistende Dienstmaß bei einigen Bahnen für Bahnwärter 540 bis 555 Stunden( das find Tag für Tag 18 Stun den und mehr!), für Weichensteller 555 Stunden ( über 18 Stunden täglich!) und für Lokomotivführer und Heizer 522 Stunden( 17-18 Stunden täglich!) betrug. Hierdurch sah sich der preußische Minister der öffent lichen Arbeiten veranlaßt, unter dem 31. Dezember 1879 sämmtlichen fönigl. Eisenbahndirektionen 2c. den vorerwähnten Erlaß des Reichseisenbahnamtes vom 21. Januar 1875 in Cr innerung zu bringen. Diese Erinnerung scheint jedoch nicht allenthalben und auf die Dauer gefruchtet zu haben, und statt die Zeitungen, welche im öffentlichen Interesse aus Anlaß der Eisenbahnunfälle hierauf aufmerksam gemacht haben, mit Ver folgung zu bedrohen, sollte man lieber derartige Unregelmäßig feiten verfolgen. Jedenfalls werden durch solche Verfolgungen ficherer Eisenbahnunfälle vermieden werden, als durch die Verfolgung von Zeitungen.
Die Absonderlichkeit der Militärgerichtsbarkeit für Offiziere, wonach dieselben, auch wenn fie längst aufgehört haben, im aktiven Dienste zu stehen, und etwaige von ihnen verübte Vergehen in gar feinem Zusammenhang mit militärischen Angelegenheiten stehen, doch nur vor Militärgerichten zur Ver antwortung gezogen werden können, führt zu ganz ungeheuerlichen Zuständen. So wurden in Altona vor einiger Zeit Hause frauen als Zeugen vor das Kriegsgericht geladen, weil ein Gutsbefizer und früherer Major wegen des Vergehens der Milch= fälschung nur vor dem Kriegsgericht abgeurtheilt werden fonnte. In Barmen berief fich ein wegen unterlassener Reinigung des Straßendammes angeklagter städtischer Straßenreinigungsinspektor gegen die Zuständigkeit des bürgerlichen Gerichts auf seine Eigenschaft als früherer Offizier. Ein Bürgermeister oder Amtmann, der als Lieutenant abgegangen ist, fann wegen Vergebens im bürgerlichen Amte nur durch das werden. Sogar in Bezug auf Militärgericht abgeurtheilt werden. Kontursvergehen ist für den Kaufmann, der früher Offizier war, das Militärgericht zuständig. Besonders eigenartig liegen die Fälle, wo frühere Offiziere als verantwortliche Redakteure fungiren. Alsdann gehören alle Fälle, beispiels weise der Beleidigung, vor das Militärgericht. Daß ein Landrath, welcher Kreisausschuß- Mitglieder zum Zweikampf herausgefordert, vom Staatsanwalt nicht zur Verantwortung gezogen werden kann, weil der erstere als Landwehroffizier nicht der bürgerlichen Gerichtsbarkeit untersteht, haben wir in einer der legten Nummern gemeldet. Es erübrigt nur noch, daran zu erinnern, daß auch Fürst Bismard, obwohl er seit einem Menschenalter feinerlei Militärdienst gethan hat, doch als Titulargeneral nur vor Militärgerichten wegen Beleidigung verklagt werden kann. Als lezteres Herr von Diest Daber einmal versuchte, erlangte er bekanntlich keinen Rechtsspruch, weil das für Generäle zuständige Militärgericht nicht gebildet wurde.
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In Betreff der firchenpolitischen Verhandlungen weiß ein römisches Telegramm des Reuterschen Bureaus zu melden, daß eine Vereinbarung über die Anzeigepflicht bereits erzielt und das bezügliche Abkommen von dem Kardinal Jacobini und Herrn v. Schlözer unterzeichnet sei.
Von Seiten der Wollzüchter wird eine Eingabe an den preußischen Minister für Landwirthschaft geplant, in welcher derselbe ersucht werden soll, Bestrebungen zu unterstützen, die auf eine Zentralisation des deutschen Wollmarktes, sowie auf die Erwirkung eines Verbots, betr. die Verwerthung von Lumpen zur Anfertigung von Kleiderstoffen gerichtet sind. Von einer Wollzoll petition scheint man vor der Hand Abstand nehmen zu wollen. Auch die oben erwähnte Forderung ist ja durchaus nicht blöde und würde den Absaß der Wollproduzenten bedeutend erweitern.
Der Ueberschuß des Reichsanzeiger", welcher zugleich preußischer Staatsanzeiger ist, soll fünftig zu gleichen Hälften zwischen der Reichskaffe und der preußischen Staatskasse getheilt werden. Bisher erhielt die Reichstasse nur ein Drittel. Die Mehreinnahme von Inferaten im Reichsanzeiger" ist aber hauptsächlich eine Folge des Erlaffes von neuen Reichsgesetzen. M. Der Ueberschuß des Reichsanzeiger" ist auf 170 720. veranschlagt. So hat die moderne Gefeßesfabrikation wenigstens ein Gutes.
Nochmals der Landrath Wilhelm Bismard und die Volksschullehrer. Nach der Freis. 8tg." haben wir neulich berichtet, daß der Landrath Wilhelm Bismard in einer Ver fügung einem Volksschullehrer kundgegeben hat, daß das Kartenspielen in einem öffentlichen Lokal mit dem Amt eines Volksschullehrers nicht zu vereinbaren sei. Der Artikel kannte, und so tam er denn fast auf demselben Pfade, den eine Stunde vor ihm Dr. Ramfeld beschritten hatte, an dem verlassenen und jetzt fast völlig vom Dunkel verhüllten Teiche an.
Es waren schon einige Minuten über die in dem Billet festgesetzte Zeit verstrichen, doch nirgends erblickte er Elsbeth. Er umwandelte den ganzen Teich und rief mehrmals mit gedämpfter Stimme ihren Namen, ohne eine Antwort zu erhalten.
Seine Erregung und ängstliche Spannung steigerte sich mit jeder Minute weiteren nuglofen Wartens. Die Viertelstunde, welche ihm in diesem Zustande verstrich, dünkte ihm eine qualvolle Ewigkeit und endlich faßte er den Entschluß, noch einmal sorgsam umherzuspähen und Elsbeth dann auf jede Gefahr hin in dem Dorfe aufzusuchen, in dem sie mit jede Gefahr hin in dem Dorfe aufzusuchen, in dem sie mit ihrem Bruder Wohnung genommen hatte.
So schritt er noch einmal am Ufer des Teiches dahin, und mußte dabei die ganze Sehkraft seiner Augen aufbieten, um die schnell wachsende Dunkelheit nothbürftig durchbringen zu können. Da stieß sein Fuß an einen im Wege liegenden Gegenstand, der dem Druck um ein Geringes nachgab. Eine Baumwurzel fonnte es also nicht gewesen fein, und so beugte er sich nieder, um das Hinderniß näher zu untersuchen.
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schloß mit der Frage: Hat Graf Wilhelm Bismard immer so strenge Ansichten über das außeramtliche Verhalten öffentlicher Beamten vertreten?" Dazu wird der Freis. 8tg." nunmehr von zuverlässiger Seite aus Hanau unter Angabe eines Augenzeugen folgendes mitgetheilt:„ Es ist noch nicht lange her- es war in der Nacht nach dem Sedanfeste daß unser Herr Landrath, unterstüßt durch mehrere Herren vom Zivil und Militär, weil das Gasthaus zu den drei( Namen unleserlich) gefchloffen war, furzer Hand mittels Aufkletterns in den oberen Stock eingestiegen ist, um auf diesem Wege in das untere Wirthslokal zu gelangen. Man hat im Publikum- sämmt liche Volksschullehrer gewiß einbegriffen wenig dabei ge funden, man hat darüber gescherzt, und gewiß hat es Jeder mann fern gelegen, dieserhalb eine Beschwerde irgendwie zu führen. Nun sollte man aber doch andererseits meinen, daß man auch kein Verbrechen darin finden sollte, wenn ein Lehrer an einem öffentlichen Orte einmal Stat spielt."
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Der sozialistische Landtagsabgeordnete Joest hat an die hessische Regierung folgende Interpellation gerichtet: bat die großh. Regierung Kenntniß davon, daß in letzter Zeit ohne alle Veranlassung, in rein willkürlicher Weise, Voltsversammlungen verboten und aufgelöst wurden, wodurch das den Staatsbürgern durch Gesetz vom 16. Mai 1848 gewähr leistete Versammlungsrecht illusorisch gemacht wird. Ist inse besondere die Regierung davon unterrichtet, daß gestern eine dahier tagende Wählerversammlung wegen der Aeußerung: ,, August Bebel zähle zu den besten Rednern des Reichs tages", durch den Polizeikommissär Schüler auf Grund des Sozialistengesetzes aufgelöst wurde, und wenn ja: was gedentt die großh. Regierung zu thun, um derartigen Mißbräuchen der Amtsgewalt entgegen zu wirken."
Wieder ein seltsames Verbot. Aus Eßlingen be richtet der Beob." Am Sonnabend Abend sollte hier eine Volksversammlung im Schwanensaal stattfinden mit der Tages ordnung: Das Testament Peters des Großen und die bul garische rage." Als Redner war der Reichstagsabgeordnete für Braunschweig , Herr Wilhelm Blos , bestimmt. Bu allge meinem Erstaunen wurde die Versammlung auf Grund des Sozialisten gefeßes verboten und zwar, wie es heißt, auf Be treiben des Oberamts. Was die bulgarische Frage mit dem Sozialistengeset zu thun hat, bleibt Geheimniß der Polizei. In Stuttgart hat Herr Blos über dasselbe Thema ungehindert sprechen dürfen. Es wird Beschwerde erhoben werden.
Deutsches Wochenblatt. Gegen das von der Regierung von Oberbayern erlassene Verbot des Deutschen Wochenblatt" ist vom Herausgeber Beschwerde erhoben worden, mit deren Erledigung die Reichskommiffion gegenwärtig beschäftigt ist.
Ein großer Hochverrathsprozeß würde sich an die Ver haftungen von Arbeitern in Budau knüpfen, wenn man der gegnerischen Presse und dem offiziösen Telegraph Glauben schenken darf. Auch von Dynamit und Sprenggeschoffen wird gemunfelt. Bei der Affäre Dedekind in Braunschweig hat man bekanntlich dasselbe gethan, ohne daß ein Wort davon sich als wahr erwies. Also abwarten!
Daß die radikal- sozialistische Literatur, insbesondere die Agitationsschriften und Kundgebungen der Arbeiterparteien aller Länder, gewiß Dokumente von größtem historischen Werth, in unseren öffentlichen Bibliotheken so wenig vertreten sind, darüber beklagt sich mit Recht der bekannte sozialpolitische Mit arbeiter der Bolts- Beitung". Er schreibt sehr zutreffend: Wer iemals ernsthafte geschichtliche Forschungen auf sozialem Gebiet angestellt hat, wird regelmäßig die schmerzliche Erfahrung ges macht haben, wie außerordentlich schlecht es nach dieser Rich tung bestellt ist. Mit sehr wenigen Ausnahmen, unter denen die Münchener Hof- und Staatsbibliothet besonders rühmlich zu erwähnen ist, enthalten unsere öffentlichen Bibliotheken faft gar nichts von den literarischen Leistungen der arbeitenden Klaffen und ihrer Vorkämpfer; das Kapital" von Marr un das System der erworbenen Rechte" von Lassalle sind das Aeußerste, wozu man sich etwa verſteigt. Theils akademischer Dünfel, welcher erst dicke Folianten als vollbürtig anfieht, theils die seltsame Vorstellung, daß, was von der Polizei ver boten, auch für die Wissenschaft werthlos ist, hat bisher eine richtige Auffaffung der Pflichten gehindert, welche öffent liche Bibliotheken nach dieser Richtung haben. Insbesondere die hiesige fönigliche Bibliothek ist von einer wahrhaft be schämenden Armuth in allem, was die Geschichte der proletari schen Bewegung anbetrifft. Einzig und allein über die Bariser Kommune enthält sie viel Quellenmaterial, aber nicht etwa aus wiffenschaftlicher Einsicht in die geschichtliche Bedeutung dieses Aufstandes, sondern weil der Hofrath Schneider in seinem biderben Unteroffizierverstande die Kommune als ein militäri sches Ereigniß auffaßte und die Kommuneliteratur der soge nannten Kriegsfammlung" aus den Jahren 1870 und 1871 einverleibte."
Oesterreich- Ungarn. Bot old
Bon besonderer Bedeutung, weil den Anschauungen der leitenden ungarisch en Streise entsprechend, sind die Bemer fungen, welche der Bester Nemzet" an die Thronrede knüpft. Das als offiziös geltende Blatt hebt hervor, daß die
Holmfeld auf's Neue zusammenzuckte; aber doch hatte ihn diese flüchtige Berührung in's Gedächtniß zurückgerufen, daß es seine Pflicht sei, hier augenblicklich etwas zu thun. Er brückte den herabgefallenen Hut auf die Stirn, um so schnell wie möglich das Schloß zu erreichen.
Er glaubte, jeden Steg in der Umgebung des Herren hauses zu kennen, und doch mußten ihn die Dunkelheit und die Bestürzung jetzt etwas verwirrt haben, denn er ers fannte bald, daß er sich in einer falschen Richtung befand. Auf's Gerathewohl wendete er sich zur Seite und eilte weiter. Aus einiger Entfernung schimmerte eine Lichtung durch die Bäume, und von da aus mußte es ihm leicht werden, sich zurechtzufinden. Ohne länger auf dem Ries wege zu bleiben, brach er sich dann eilig durch das Unters holz seine Bahn, das Gezweig der Büsche, welches sich ihm entgegenstellte, unbarmherzig zerknickend, und der scharfen Fichtennadeln nicht achtend, die ihm hie und da das Geficht rigten.
Mit einem raschen Sprunge den kleinen Graben überschreitend, der ihn noch von der Lichtung trennte, trat er zwischen den letzten Stämmen hervor, um sich in demselben Moment von einer fräftigen Männerfaust an der Schulter gepackt zu fühlen.
Halloh, wer bricht denn hier durch wie das böse Ein Schauer des Entsetzens durchzuckte seine Glieder, Gewiffen!" rief eine Stimme an seinem Ohr, die er fehr als er eine lang ausgestreckte, leblose menschliche Gestalt ers wohl kannte, und als er sich umwendete, schaute er in das fannte, deren Gesicht, als er sich ganz nahe darauf nieber- verblüffte Gesicht seines ehemaligen Untergebenen und jezigen Nachfolgers, des Inspektors Windolf, der ihm gestern bes beugte, ihn mit einem unheimlich drohenden Ausdruck an zusehen schien. Er kannte dieses Geficht nur zu wohl, denn Barons Botschaft ausgerichtet hatte. In Begleitung eines anderen Beamten war derfelbe über die Felder gegangen.. es hatte seit mehreren Tagen fast unausgesetzt vor seiner Er hatte das verdächtige Knacken und Brechen der Zweige Seele gestanden, und gar manches Mal hatte sich in Momenten der Erbitterung der Wunsch in ihm geregt, es gehört und sich auf die Lauer gestellt, um das Wild oder noch einmal vor sich zu sehen. Jetzt war der Wunsch in den Menschen, der da herausbrechen mußte, womöglich abErfüllung gegangen, aber in einer so entfeglichen, grauen zufangen. Das war ihm nun allerdings gelungen; aber haften Weise, daß minutenlang kein anderes Gefühl als das war von dem Fang, den er da gemacht hatte, so über eines starren, lähmenden Schreckens in der Brust des jungen rascht und verdugt, daß er Holmfeld stumm und rathlos Mannes die Oberhand gewinnen konnte.
Als er sich endlich mit einer gewaltsamen Anstrengung
anftarrte.
Lassen Sie mich los!" rief dieser kurz, indem er
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aus seiner gebeugten Stellung erhob, streiften seine Finger mit einer energischen Bewegung von dem Griff des Anderen los machte. Gehen Sie, so schnell Sie Ihre Füße tragen,
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