Rede einerseits die Erhaltung des Friedens betone. Andererfeits aber meint das Blatt: Wenn die Interessen des Reiches mit dem Frieden in Konflikt kommen, dann schrecken wir auch vor den Opfern des Krieges nicht zurück. Dies ist ein so natürlicher letter Theil der Alternative, daß Niemand hierin eine Brovokation oder eine Gefährdung des Friedens erblicken kann; allein dies ist zugleich ein so unerläßlicher Theil der Alternative, daß ohne denselben keine Regierung von dieser Monarchie und von der ungarischen Nation Opfer zu fordern vermag. Was die übrigen hervorragenden Blätter der ungarischen Hauptstadt anbetrifft, so find Besti Hirlap" und„ Egyetertes" mit der Thronrede im Ganzen einverstanden, weil sie in ihr die Grundgedanken der Auslaffungen Tisza's wiederfinden. Auch das Neue Pester Journal" äußert sich nicht unzufrieden, während Budapesti Hirlap"," Pesti Naplo" und„ Budapester Tagblatt behaupten, durch die kaiserliche Ansprache sei von Seiten Desterreich- Ungarns die Auslieferung Bulgariens an Rußland vollzogen.
=
Kopenhagen , 5. November. Die Sozialdemo fraten haben im Volksthing Aenderungen der Fest tags= ordnung vorgeschlagen; fie wollen den Tag der Grundgefegfeier, sowie die Wahltage zu besonderen Festtagen erheben. In der heutigen Sigung kam die Vorlage zur ersten Lesung. Der sozialistische Abgeordnete P. Holm motivirte den Gefeßvorschlag und verwahrte sich und seine Gesinnungsgenossen namentlich gegen den Verdacht, daß derselbe politischen Motiven feine Entstehung verdanke. Die Vorlage sei im Interesse Aller und könne Niemandem schaden. Der Justizminister entgegnete ihm und einem andern Redner der Linken, daß der Vorschlag ein Mischling von Sabbath - und Arbeitergefeß sei. Der Minister sympathifire mit dem Gedanken, den Arbeitern eine größere Freiheit einzuräumen, aber er müsse fich Aenderungsvorschläge zu einzelnen Bestimmungen vorbehalten. Das Bestreben des Ministers gehe nicht darauf aus, dem Gesezvorschlage absolute Hindernisse in den Weg zu legen, er sei vielmehr bereit, die Vorlage in einem Ausschusse einer eingehenderen Berathung zu unterwerfen. Nach längerer Diskussion wurde der Vorschlag einem Ausschusse überwiesen.
Die Thronrede, mit welcher am Dienstag die belgischen Kammern eröffnet wurden, bezeichnet die Beziehungen zu allen Mächten als vortreffliche, Belgien erfülle auf das Gewissenhafteste die Pflichten der Neutralität. Nachdem die Thronrede darauf hingewiesen, daß die industrielle Produktion Belgiens , welche durch die Ausstellung in Antwerpen gestärkt sei, sich nicht vermindert habe, wobei eine weitere Ausdehnung der kommerziellen Beziehungen empfohlen wird, erinnert diefelbe an die Vorgänge in Lüttich und Charleroi . Unterſtüßt durch die Arbeiten der Enquete- Kommission werde die Regierung den Kammern Gesezentwürfe über wichtige Reformen vorlegen; es handle fich hauptsächlich darum, die freie Bildung von Berufsgruppen zu begünstigen, ferner zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern neue Verbindungen herzustellen und zwar durch die Bildung von Schieds - und Einigungsämtern; es werde außerdem beabsichtigt: Regelung der Frauenund Kinderarbeit, Beseitigung der Mißbräuche bei Lohnzahlungen, Erleichterung der Wohnungsverhältnisse, Herstellung von Einrichtungen für die Wohlfahrt und Unterstügung der Arbeiter, insbesondere durch Versicherungen und Altersversorgungen, Bekämpfung der Trunksucht und der Unmoralität im Allgemeinen, endlich wirksame Maßregeln gegen Lebensmittelfälschungen. Die Thronrede kündigt ferner an, daß der König von dem ihm zustehenden Begnadigungsrechte in Bezug auf die wegen der Ausschreitungen in Lüttich und Charleroi Verurtheilten den weitesten Gebrauch machen werde. In der Militärfrage nehme die Art der Rekrutirung mit Recht das Interesse der öffentlichen Meinung in Anspruch,
sei sehr zu wünschen, daß das patriotische Einvernehmen der Parteien der Regierung die Lösung dieser Frage ermögliche. Der Bustand der Finanzen sei troß der herrschenden Krisis ein günstiger. Bezüglich des höheren Unterrichts werde den Kammern
eine Vorlage zugehen.
Während die Thronrede von Begnadigung" spricht, verlangt Senator Crocq im Senat eine vollständige Amnestie 1200 Frauen aus Charleroi und Umgegend, meistens in Trauerfleidung, vom Südbahnhofe nach dem Stadthaus in Brüffel, unterwegs vielfach afflamirt; fie übergaben dem Bürgermeister dankte und versprach, das Gesuch dem Präsidenten der Kammer
zu übermitteln.
Die Brüsseler Arbeiterpartei hat im Mittelpunkte der Stadt, am Place de Baviere, ein großes Grund ftud erworben, in dem Versammlungsräume, eine forporative Bäckerei und ein sehr großes Bierlokal angelegt werden sollen. Das Gebäude erhält die Inschrift: Das Haus des
Boltes".
Von der ersehnten Mäßigung" der Rechten mag ein bereits vorbereiteter Antrag einen Begriff geben; er will den
-
ins Schloß und nehmen Sie sich vier Leute mit einer Tragbahre mit nach dem Teiche. Der Baron ein Unglüd zugestoßen sein und ich glaube, er ist todt!"
Or 10821
-
( Fortsetzung folgt.)
Aus Kunst und Leben.
700 abgesetzten Lehrern, die noch Wartegelder erhalten, diesen Rentiers"( denen die Partei aus politischen Gründen, um ihre eigenen Leute anzustellen, ihre Stellungen genommen hat) diese Gelder entziehen!
Die beiden Pariser Stadtrathswahlen fielen gegen die Opportunisten aus. Im Notre- Dameviertel wurde ein Bürger lichradifaler, im Saint- Louisviertel der Sozialist Faillet gewählt, der als tertius gaudens zwischen den zwei unverträg lichen bürgerlichen Republikanern durchschlüpfte. Die Organi sation der Poffibilisten", welche Faillet aufgestellt hatten, bewährte sich auch bei dieser Stichwahl. Sie hat in den achtzig Pariser Stadtvierteln bis jest in dreien obgefiegt und bes noch in mehreren droht die El- menceau'schen Radikalen
Das sehr reichhaltige Programm des Eden- Theaters hat ſeit einigen Lagen burch eine neue Nummer eine Erweiterung erfahren, welche allabendlich lebhaften Anklang und rau Schenden Beifall findet. Es ist die Produktion der Familie Bale auf dem Velosiped, eine hochinteressante Leistung, welche durch ihre außerordentlich geschickte und mit tollem Humor ge würzte Durchführung sämmtliche Zuschauer in Staunen versetzt. Größten Beifall finden auch die so originellen und phan tastischen Spiele der Royal Yokohama Troupe, die kühnen Dar stellungen der Familie Elbin und nicht am wenigsten die fast unbegreiflichen Produktionen des Mr. Nigarras an den indischen Ringen. Diese Kräfte, denen sich noch die Waltons mit ihrer übermüthig luftigen Pantomime anschließen, üben eine Anziehungskraft aus, die sich durch täglich gut besuchte Häuſer
am besten dokumentirt.
Varifer
anderen.
"
Der Lord mayorstag hat die Londoner Spießbürgerschaft in arge Aufregung gebracht, weil man die Haltung der Arbeiter fürchtete. Der Korrespondent des Berl. Tgbl." berichtet über die Geschehnisse des Tages: Die Situation in der City unmittelbar vor Beginn der Lordmayors- Prozession war sehr ernst. In der Nähe des Mansion- house und der Bank hatten sich ungeheure Maffen angestaut, welche aus ihren Höhlen im Ostende gekommen waren. Die Polizei, berittene
sowie gewöhnliche Konstabler, dann zwei Eskadronen Garde Kavallerie hatten Mühe, den freien Raum für die Prozession herzustellen. Der Pöbel pfiff und schimpfte gehörig auf die Polizei, nicht gntmüthig wie sonst, sondern grimmig; allein schließlich machte die Kavallerie freie Bahn. Für die Prozession im Westende, in der Nähe des Trafalgar Square ist die Stimmung eine gedrückte. Obgleich Jedermann hofft und seinem Nachbar sagt, es werde wohl ohne eine Emeute abgehen, sieht man doch besorgte Blicke. Trafalgar- Square und Umgebung sind von großen Volksmassen voll, starte Polizei abtheilungen halten alle Bugänge befeßt. Berittene Konstabler und Kavallerie- Schwadronen stehen auf allen Hauptpunkten des Squares und ganz in der Nähe. In den Höfen des Bucking ham - Palastes, sowie in den Kasernen stehen zwei KavallerieRegimenter bereit, auf den ersten Wink zu reiten. Der fonser vative Klub ist stark verbarrikadirt; die liberalen Klubs find voll, allein auch dort find große Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Nachmittags. Die Prozession als solche bot keine ungewöhnlichen Momente dar, ausgenommen die besonders starken Kavallerie- Eskorten und die unendliche Menschenmasse. Die Prozession paffirte den Trafalgar Square Punkt 3 Uhr. Gerade vor dem National- Liberal- Klub, sofort nachdem die Prozeffion die Northumberland- Avenue paffirt hatte, begann das Meeting auf dem Trafalgar Square . Auf den Treppen bei dem Nelson- Momumente sprachen Volksredner mit rother Flagge zu den Volksmassen, welche laut zujubeln, aber feine Ruhes störung veranlassen. Die Polizei wacht fortwährend und hält die Maffen in der Nähe des Square in Zirkulation, um ein zu großes Gedränge auf dem Square zu verhindern. Abends wurde der Square von der Polizei geräumt, ohne daß es zu größeren Störungen gekommen wäre.
In Liverpool wurde am Sonnabend die Jahresversamm lung der irischen Nationalliga von Großbri tannien unter dem Vorsitz des irischen Abgeordneten T. P. O'Connor abgehalten. 500 Abgeordnete waren erschienen. Der zur Verlesung gelangte Jahresbericht theilte mit, daß die Liga jest 432 Bweige habe. Die gefaßten Beschlüsse, die von einer später abgehaltenen Volksversammlung gebilligt wurden, dankten insbesondere Herrn Gladstone und den Wählern, die auf seiner Seite gestanden haben, für ihre Anstrengungen zu Gunsten Irlands und drückten den festen Entschluß aus, die ermittirten irischen Bächter zu unterstüßen.
Im Ost- Worcestershire und Staffordshire erhielten am Sonnabend nahezu 20 000 Nägelma cher eine Lohnerhöhung von 10 Prozent. Der Nägelmacher- Verband entschied
indeß, daß alle mit einer Lohnerhöhung bedachten Arbeiter
streifen sollen, bis die Arbeiter in den Cradley Heath und Rowley Old Hill Works, die seit 13 Wochen ausstehen, den felben Lohnaufschlag erhalten haben. Die Nietenmacher in Staffordshire haben ebenfalls behufs Erzielung einer Lohnerhöhung gestreift.
General Kaulbars telegraphirte nach der Köln . 3tg." aus Sofia an die bulgarische Regierung, daß er das Telegra phenamt von Burgas militärisch besegen werde, wenn nicht die von ihm aufgegebene Depesche ausgeliefert werde. Nun hat Kaulbars an die Verschwörer von Burgas mindestens zwei Depeschen gerichtet. Wenigstens will der Präfekt von Burgas erfahren haben, daß am 2. November in einer Verſammlung im Haufe der Brüder Kischelski, an der auch die ruffischen Offiziere Nabokow und Zaleski, der Zahlmeister der Verschwörer, sowie mehrere Parteigänger Bankows theilnahmen, ein chiffrirtes Telegramm des General Kaulbars vorgelesen worden sei, welches behauptete, Bulgarien befinde sich in hellem Aufruhr, das Heer habe sich gegen die Regierung erhoben und die große Sobranje gefangen genommen. Ein zweites Tele
jedoch aus dem Parterre das Pfeifen irgend eines mit Henri II. unzufriedenen Zuschauers, und Biennet beeilte fich, Dumas
gramm des Baren übermittelte den Verschwörern von Burgas die Glückwünsche des Baren.( General Kaulbars befürchtet offenbar, daß diefe Telegramme geeignet wären, andere Leute über die schmähliche Rolle aufzuklären, welche die russische Diplomatie in Bulgarien spielt, und er sucht diese höchst unvorsichtigen Lügentelegramme deshalb mit allen Mitteľn in seine Hände zu bekommen.) Den Nachrichten aus Burgas zufolge trug Nabotow während der Erhebung und angeblich auch bei seiner Verhaftung die volle russische Uniform. Wenn die Ruffen, wie vorauszusehen ist, die Auslieferung Nabokows verlangen, so bleibt den Bulgaren nichts übrig, als diese Fors derung, troß ihrer Ungeheuerlichkeit, zu bewilligen. Aus Kons ftantinopel treffen in Burgas fortgesept montenegrinische Banden ein. In Philippopel hat die Untersuchung über die Unruhen in Perustiza inzwischen bereits auf die Spur einer neuen Verschwörung geführt, in die Der Ruffe Novisti, Kowandjew, der Dragoman des russtfchen Konsulats, und Popow, ein Mann, der früher im Dienste Aleko Paschas stand, verwickelt sind. Die Vers fuche, Regentschaft und Regierung durch Putsche zu stürzen, werden also gleichzeitig an allen Ecken und Enden unternommen, während die russischen Schiffe in Varna und Burgas den Ver schwörern im Falle des Mißlingens einen sicheren Zufluchtsort darbieten und zugleich als wirksames Druckmittel verwandt werden können.
Ueber die türkische Armee schreibt die Köln . 3tg.": Das Urtheil über die bei Adrianopel zusammengezogene Armee läßt sich in furzem dahin zusammenfassen, daß vier Fünfter derselben einem Kriege vollständig abgeneigt, daß sie ohne militärische Schulung und der Waffenführung ganz unkundig sind und daß keine Aussicht vorhanden ist, ihnen diese fehlenden friegerischen Eigenschaften beizubringen. Die niederen Offiziere wünschen, wie ihre Leute, so rasch als möglich ent laffen zu werden, und ihnen fehlen die Kenntnisse, um als Lehrer,
ebenfalls gebührend darauf aufmerksam zu machen. O", meinte ich habe ihn liegen gesehen dieser jedoch ganz ruhig, das macht weiter nichts. Das ist noch einer von gestern!"-Dumas, der Sohn, bleibt ebenfalls tapfer wie der Feldherr im Feuer. Sardou bleibt meistens zu Hause und hat Migräne. Scribe setzt sich im Theater in eine Ecke und wartet. Fast Alle verrathen in diesem kritischen Augenblickt ihre Erregung durch irgend einen besonderen tio". Melesville zum Beispiel hielt seinen Handschuh in der Hand und arbeitete" sehr fieberhaft mit demselben. Dumersan stüßte die Hände auf feinen Stock und stieß damit von Zeit zu Beit auf das Parket. Verdi zerpflückt nervös ein Papierfügelchen buchstäblich zwischen den Fingern in tausend Stücke, und wenn der lezte Feßen aus den Händen des Maestro herausfällt, dann ist die Oper zu Ende und Verdi geht. Theodore Anne ging unverfroren mitten ins Parterre und hörte und machte selbst Bemerkungen. Oft gab er selbst das Zeichen zum Beifall. Man hörte z. B. einen Herrn rufen: Ausgezeichnet! famos! Dieser Theodore Anne hat wirklich dramatisches Talent!" Und alle Welt stimmte ihm bei, ohne zu wissen, daß der Rufer Niemand anders als Th. Anne selbst war. Die Meisten ver tragen diese Aufregung jedoch nicht und gehen einfach durch, fobald der Vorhang steigt, hinaus ins Freie auf den Boule vard; aber ein geheimer Instinkt lenkt ihre Schritte immer wieder nach dem Theater zurück, etwa wie den man verzeihe das harte Wort! Mörder, den es auch immer wieder nach dem Orte feines Verbrechens hintreibt. Der Zeitfinn tommt dem Verfaffer dabei ganz abhanden. Nach zehn Minuten schon glaubt er eine Stunde gegangen zu sein, um 9 oder 10 Uhr eilt er ins Theater und will das Resultat wissen, wo doch sein Stück erst um Mitternacht zu Ende geht. So nimmt also der Unglüdliche alle Schrecken, denen er im Theater ent fliehen wollte, auf seinen Spaziergang mit. Sein Stück spielt fich statt vor seinen Augen, in ihm ab. Er hört genau, was fie Alle sagen, da unten im Parterre. Da, es wird gepfiffen! Es ist zwar nur ein vorübergehender Gamin, aber er glaubt, es gelte seinem Stück. Ein Verurtheilter tann nicht mehr lei den, als mancher Schriftsteller an dem Abend, wo sein Stück zum ersten Male aufgeführt wird. Eines der sonderbarsten Beispiele von dieser Erregung bot Charles Dickens , der unver gleichliche Humorist Englande, als er an einem Sommertage von London herübergekommen war, der ersten Aufführung feines überfesten Stückes: Der Abgrund" im BaudevilleTheater beizuwohnen. Es war Abend; der ihm befreundete
Dichterlaunen. Das legte Suplément litt raire des Clareties zu dem Wert Premières Illustrées", in welcher der Figaro" bringt eine Vorrede aus der Feder Jules jepige Leiter der Komédie Française eine höchst feffelnde Schil Derung jener ganz verschiedenartigen Wirkungen entwirft, welche die erste Aufführung eines Stückes auf seinen Verfasser ausübt. Daten, die Anderen verlieren vollkommen den Kopf. Alexander Die Einen bleiben ruhig wie der Feldherr unter seinen Sol Dumas( Vater) besaß ein ganz besonderes Temperament in dieser Beziehung. Nie z. B. hörte er, wenn gezischt oder ge= pfiffen wurde; er hörte nur die Beifallsbezeugungen; mit der irgend einer Loge aus seine eigenen Einfälle. Als man seinen größten Unbefangenheit, glücklich, selbstzufrieden, belachte er von Henri III , et sa cour" in der Romédie Française gab, nachdem am Abend vorher ein Trauerspiel von Viennet vollständig ausgezischt war, begegnete Dumas dem Ausgezischten in den Gängen des Theaters und machte ihm eine Bemerkung über feinen gestrigen Abfall. In demselben Augenblicke ertönte
Führer auf dem Schlachtfelde im vollen Maße ihrer Aufgabe gewachsen zu sein. Die Generäle haben nicht das Zeug dazu, burch geniale Kombinationen die mangelnde Kriegsbrauchbarfeit der Soldaten im Kampfe zu ersetzen. Wenn auch ungefähr 10 000 Mann( die Nizam- Division Mehmed Paschas) allen Anforderungen eines Krieges gewachsen sein mögen, so ist die Hauptmacht doch für einen ernsten Kampf nicht zu gebrauchen.
Amerika.
Der Plan für eine im Jahre 1892 in Washington abzus haltende allgemeine amerikanische Ausstellung, Exposition of the three Americas"( Ausstellung der drei Nord, Zentral, Süd- Amerika), wie die offizielle Bezeichnung lautet, beginnt greifbare Gestalt anzunehmen und die mit den Vorbereitungen betraute Kommission berichtet, daß sich in der ganzen Union ein lebhaftes und werkthätiges Interesse für das Unternehmen fundgiebt. Der Plan umfaßt in der Hauptsache drei Punkte: 1. die Abhaltung einer Jubelfeier seitens sämmtlicher amerikanischer Republiken zur würdigen Begehung des hundertsten Jahrestages der Annahme der Verfassung der Ver einigten Staaten ; 2. eine Weltausstellung, die im Jahre 1892 in der Bundeshauptstadt der Union stattfinden soll zur Feier der vor 400 Jahren erfolgten Entdeckung Amerikas ; 3. eine beständige amerikanische Ausstellung in Washington . Während die erſterwähnte Feier sich ausschließlich an die Pietät und den republikanischen Bürgersinn der Amerikaner wendet, liegt den anderen beiden Unternehmen eine mehr praktische Idee zu Grunde. Man will den wirthschaftlichen Zusammenhang der amerikanischen Staaten fördern.
Gerichts- Zeitung.
Hirschberg, 7. November. Vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts hatte sich gestern der Lokomotivführer Köppe von hier wegen fahrlässiger Gefährdung eines Eisenbahnzuges zu verantworten. Der Anklage lag folgender Sachver halt zu Grunde. Am 16. Mai cr. fam der Angeklagte Köppe, mit dem Zuge 2103, von Janowiß fahrend, zur fahrtgemäßen Beit um 2 Uhr 31 Minuten Mittags im Bahnhofe Merzdorf an. Bald nach seinem Einfahren wurde ihm die Weisung des Stationsvorstehers durch einen Eisenbahnwärter überbracht, durch Rangiren mehrere Wagen, die auf einem anderen Geleise standen, an seinen Bug anzufügen. Köppe führte diesen Befehl sofort aus und fuhr, weil der Aufenthalt in Merzdorf nur fura ist, mit ziemlicher Geschwindigkeit von Geleis 1 auf 2, ohne fich erst davon überzeugt zu haben, ob lezteres auch frei sei. Das war nicht der Fall, sondern auf ihm stand noch der Zug 2103, der 2 Uhr 36 Minuten die Station in der Richtung nach Janowiß zu verlassen hatte. Nach der Behauptung Köppe's stand dieser Zug in einer Kurve und durch den Bug 2103 verdeckt. Der Zusammenstoß der Maschine mit dem Zuge war so heftig, daß mehrere Wagen dieses ausgehoben, Bufferplatten zertrümert, Pufferstangen verbogen und auch zwei Personen ver legt wurden. Während dem Köppe dieses Unglück zur Last ge legt wird, indem er gegen die Dienstvorschrift rangirt habe, als noch ein zur Abfahrt bereiter zug im Bahnhofe stand, führte
Schauspieler Fechter hatte die Inszenirung besorgt und wollte ihm die Schauspieler vorstellen. Der Vorhang soll aufgehen. Dickens , sehr erregt, streicht erst ein wenig um das Theater herum, dann spricht er sehr zaghaft zu Fechter: Wenn wir das Stück ruhig angehen ließen und erst nach dem Prolog hineingingen. Ich habe lange das Bois De Boulogne nicht gesehen!" Um 9 Uhr fährt die Droschke wieder am Theater vor; Fechter will eins treten, Dickens will erst wiffen, wie weit man mit dem Stück ist, und als er hört, daß der zweite Att beginne, behauptet er, nur auf die große dramatische Situation neugierig zu sein und schlägt vor, wieder einen Wagen zu nehmen. In den Bal mabille! Man muß als Fremder Alles sehen!" Als es 11 Uhr schlägt, meint Fechter: Wenn wir jest ins Theater gingen?" Der Dichter stimmt zu; auf den Börsenplatz ange fommen, blickt er auf die große Uhr: 11 Uhr. Salt, gleich wird der legte Aft beginnen, der gefährlichste. Warten wir bis dahin, bitte." Und wieder nach einem längeren Spazier gang besteht Fechter darauf, endlich hineinzugehen, da schüßt der Dichter Durst vor. Im Kafé des Theaters fragte der Kellner, was er bringen dürfe, worauf Dickens nach kurzem Befinnen das Kursbuch verlangt und mit dem nächsten Zuge wieder nach London abdampft, ohne von seinem Stück nur eine Spur gefehen zu haben.
-
11
Wahkuriosa. Auch diesmal hat die Wahlkampagne bei den New- Yorker Wahlen ihre humoristischen Blüthen getrieben. Die Republikaner des zweiten Assemblydistrikt hatten einen auf den nicht ungewöhnlichen Namen Harris Cohen hörenden Kleiderhändler in der Barterstraße als Randidaten eines Alderman aufgestellt. Cohen ließ vor seinem Laden ein Platat anbringen, auf welchem er seinen Mitbürgern und Kunden seine Nomination mittheilte. Am nächsten Tage hingen 13 andere auf den Namen Harris Cohen getaufte Händler in alten Kleidern u. s. m. in Barterstraße und Nachbarschaft vor ihren Läden ebenfalls Plakate auf, auf welchen jeder Ladenbefizer mittheilte, daß er der wirklich zum Alderman nominirte Cohen sei. Vierzehn Cohens als Kandidaten für den Stadt rath- diese Ankündigung wirkte vollständig lähmend auf die Gemüther der Bewohner des betreffenden Distrikts und nur mit vieler Mühe gelang es schließlich, festzustellen, wer der wirkliche und wahre( original) Cohen in diesem Falle sei.