ts.

nts.

ber

26.

26

nen

Nr. 265.

Far

per

M. tüd.

orb. tüd.

M

melte

tüd.

ngs.

ren

Sche

und

7,50

per

haal

Zuz

eine

85

fche

48

rger

M

-58,

fort

фе

nur

bge

tebt

ung.

auf

Freitag, den 12. November 1886.

3. Jahrg.

Berliner   Volksblatt.

ber

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner   Volksblatt"

erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)

Insertionsgebühr

Bei

beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., Bimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Redaktion: Beuthstraße 2.

-

Expedition:

Ein wohlmeinender Pastor.

Herr v. Bodelschwingh, der Gründer und Leiter Arbeiterkolonie" Wilhelmsdorf bei Bielefeld  , ist ein menschenfreundlicher Mann. Die 10 000 Arbeiter, die beim Nordostseefanal beschäftigt werden sollen, lassen ihm heute schon teine Ruhe mehr; er fühlt sich verpflichtet, für ihr leibliches und geistiges Wohl zu sorgen. Und da ist er denn, wie selbstverständlich, bemüht, dafür zu sorgen, daß sie Schnaps trinken. Herr von Bodelschwingh soll sonst ein sehr liebenswürdiger Herr sein und da ist wohl anzunehmen, daß er den Arbeitern als Ersatz für den Brannt­wein, dessen sie in jenem Klima bei ihrer harten Arbeit zur Stärkung hie und da bedürfen, seinen Tischwein in ent fprechender Menge entweder gratis oder doch zum Preis des Branntweins liefern wird.

feinen

-

Doch lassen wir die Scherze. Herr von Bodel­Schwingh hat eine Reihe von Vorschlägen gemacht, wie die Arbeiter am Nordostseekanal behandelt werden follen. Darnach sollen eine Anzahl Baracken- wie men­schenfreundlich! für je 150 Mann errichtet werden. Der Verein für innere Mission übernimmt die Leitung des Gan­zen und läßt durch einen Kaufmann die wirthschaftlichen Geschäfte", durch einen Hausgeistlichen die persönliche Pflege" besorgen. Jebe Baracke" soll von einem Haus­vater überwacht werden. Branntwein darf in die Baracken nicht hinein und auch in den Kantinen, die vom Verein für innere Mission geleitet werden, soll er nur in ganz beschränk­tem Maße verkauft werden. Am Sonntag sollen die Ar­beiter erst die Kirche besuchen müssen; dann erst dürfen sie an Erholung denken.

So möchte es Herr von Bodelschwingh haben.

Man fragt sich erstaunt: Was haben die Arbeiter, die am Nordostsee- Kanal arbeiten sollen, denn verbrochen, weil fie ein Pastor annähernd wie Sträflinge behandelt haben will. Dieser Herr v. Bodelschwingh muß die Meinung haben, ein Arbeiter sei ein Mensch zweiter Klasse, hinter dem

immer

ein

Aufseher" oder ein Hausvater" oder ein

Bimmerstraße 44.

lingsbeaufsichtigung stellen und sie zwangsweise zur Kirche schicken will. So etwas ist denn doch kaum noch dage­wesen. Dieser vortreffliche Menschenfreund möchte wohl die ganze Arbeiterwelt in solchen Anstalten untergebracht sehen, wie er zu Bielefeld   eine eingerichtet hat.

Wir hoffen, die Regierung wird auf diese Vorschläge nicht eingehen. Sie hat zwar keine bestimmten Ver­sprechungen gemacht, wie sie es bei dem Kanalbau mit den Arbeitern gehalten haben will, aber sie wird denn doch ein­sehen, daß die Kanalarbeiter freie Arbeiter sind und daß man feinen Grund hat, sie dem Herrn von Bodelschwingh  als Objekt für seine pietistischen Experimente auszuliefern. Wo fämen wir wohl in Deutschland   hin, wenn dergleichen üblich werden sollte? Es würde eine Art von Sklaverei eintreten, wie sie Deutschland   noch nicht gesehen hat.

Jeder gebildete Mensch ist heute soweit, daß er die Arbeit als den wichtigsten Kulturfaktor achtet und ehrt. Thut er dies, so muß er auch in jenen Menschen, welche die schwierigsten und anstrengendsten Arbeiten zu leisten haben, die von Auf­opferung erfüllten Träger jenes Kulturfaktors achten. Wenn man aber diese Arbeiter wie Sträflinge behandelt wissen will, dann setzt man die Arbeit selbst herunter.

Mit Recht fragen die Blätter, wofür der Herr Pastor wohl die Insassen seiner sogenannten Arbeiterkolonien an­sehen mag, wenn er gegen freie Arbeiter sich solche Dinge herausnehmen zu können glaubt. Wie wahrhaft menschen­freundlich lauten dagegen die Worte des westfälischen Dichters, freundlich lauten dagegen die Worte des westfälischen Dichters, der den Arbeitern zuruft:

Jedem Ehre, jedem Preis!

Ehre jeder Hand voll Schwielen! Ehre jedem Tropfen Schweiß, Der in Hütten fällt und Mühlen!" Jawohl, Ehre! Nicht aber Entwürdigung, wie sie der fromme Pastor plant.

Man kann sehen, was aus den Arbeitern würde, wenn diese konservativ- pietistischen Herren könnten, wie sie wollten. Sie würden einen Zustand herbeiführen, der von den Zu­

auf

einfache Arbeitsmaschine; sie wollen ihm vorschreiben, was er ißt, was er trinkt und was er denkt.

Hausgeistlicher" stehen müsse, um darüber zu wachen, daß ber Arbeiter nichts thue, was gegen die geistliche" Ord- verschieden wäre. Der Arbeiter würde unter ihnen eine nung verstößt. Es ist schlimm, daß sich Jemand so etwas herausnehmen darf, was sich der Herr von Bodelschwingh in diesem Falle anmaßt. Man denke: Die Regierung er­hält vom Reichstag die Mittel zu dem Kanalbau bewilligt und fast von allen Seiten wird sie aufgefordert, dafür zu sorgen, daß die Arbeiter gut behandelt und bezahlt werden sollen. Aber die Arbeiter sind noch nicht einmal engagirt und schon ist dieser Pastor da, der ihnen vorschreiben will, was sie essen und trinken dürfen, der sie unter eine Sträf­

Na porud verboten.]

Feuilleton.

Im Hause des Verderbens.

Kriminalroman.

Von Reinhold Ortmann.

[ 24

Der Inspektor Windolf gehörte im Grunde nicht zu den lügsten Menschen; aber ob es nun das Unerhörte der Nach­richt war, die ihm da entgegen geschleudert wurde oder in Holmfeld's Worten und Mienen etwas ungewöhnliches, Ver­dacht Erweckendes lag, genug, es durchzuckte ihn jäh, wie ein Blisstrahl ein furchtbarer Argwohn und fester als zuvor packte er seines ehemaligen Borgesezten Arm.

So werden Sie uns zu ihm führen!" rief er mit Starter Stimme. Bergmann, fassen Sie diesen Herrn an bem andern Arm; aber fest! Ich will die Verantwortung

schon übernehmen!"

-

Es könnte wohl kein größeres Unglück für Vaterland und Menschheit geben, als wenn die Menschenfreunde à la Bodelschwingh zu gebieten hätten.

Wir richten die Aufforderung an die Regierung, die Vorschläge des Herrn Pastors abzuweisen und hoffen auch, daß sie es thun wird.

Der lettere, auf den Stoß nicht vorbereitet, strauchelte und fiel zu Boden, seinen Angreifer mit sich reißend.

Noch einmal wiederholte Windolf seinen Hilferuf, denn er fühlte wohl, daß er allein der Stärke Holmfeld's auf die Dauer nicht gewachsen sei. Um ihn zunächst am Wieder­aufstehen zu verhindern, drückte er sich mit voller Schwere auf seine Brust und faßte ihn an der Kehle.

Der von Holmfeld niedergeschlagene Bergmann tam ihm. jetzt zu Hilfe und begann den am Boden Liegenden zu miß­handeln. Dieser fühlte, daß eine solche Behandlung einem

Angriff auf sein Leben gleich komme und auch ihn verließ

die falte Ueberlegung. Einen Augenblick, in welchem seine Hand frei war, benüßend, zog er den mitgenommenen Re­volver aus der Tasche, und sicherlich würde er ihn rücksichts­los auf einen seiner Angreifer abgedrückt haben, wenn nicht zwei auf Windolf's Hilferufe herbeigeeilte Arbeiter dadurch, daß sie sich ebenfalls auf ihn warfen, dem ungleichen Kampfe vollends ein Ende gemacht hätten.

Zähneknirschend, doch vollständig widerstandslos mußte sich Holmfeld nunmehr in's Schloß und von da unter starker Bedeckung nach dem Teiche führen laſſen, wo

man bei dem Scheine der Windlichter die Leiche des Guts­herrn aufhob und auf eine Tragbahre legte. Auch das

nicht wie ihm geschah. Er sah sich von den beiden kräftigen Holmfeld wußte bei der Plötzlichkeit dieser Maßregel Männern ergriffen, in die Mitte genommen und nach dem Schloffe zu fortgezerrt, noch ehe er begriffen hatte, daß Win­dolf's Worte wirklich im Ernst gemeint gewesen. Dann Medaillon wurde gefunden und von Windolf als corpus aber braufte ein glühender 3orn in ihm auf und er suchte delicti an sich genommen. Der scharfsinnige Verwalter sich rücksichtslos von ihnen frei zu machen. zweifelte jegt ebenso wenig wie irgend Jemand aus der Um­" Was unterstehen Sie sich, Windolf!" rief er dem In- gebung daran, daß kein Anderer als Holmfeld der Mörder ſpettor zu. Beben Sie auf der Stelle meinen Arm freie Barons ei. Während ein reitender Bote nach der oder Sie werden es bereuen! daß Sie es wagen, sich an mir zu vergreifen?" an - Gind Gie toll geworden, Stabi in Dottor Ramfeld und die Behörden abgefertigt wurde, gab er den Befehl, den ehemaligen Oberinspektor mit forderte nur seinen Genossen auf, den Gefangenen recht Schlosses zu führen. Der Angeredete würdigte ihn feiner Antwort, sondern gebundenen Händen in ein gut verschließbares Zimmer des Ob nun diefer die Bedeutung der plötzlichen Festnahme

ficher festzuhalten.

nicht begriff, oder ob

was noch wahrscheinlicher

-

feine

des

Holmfeld machte keinen Versuch des Widerstandes und

sprach auch kein Wort. In seinem Kopfe wirbelte Alles

wild durcheinander. Er konnte die Furchtbarkeit der Lage, in der er sich befand, jezt noch nicht vollständig fassen und

Kräfte denen Holmfeld's nicht gewachsen waren, genug er ließ die Hand des letzteren fahren nnd taumelte zugleich, ertrug den Schimpf, der ihm angethan wurde, wie einen von ihrem kräftigen Schlage getroffen, zur Seite.

Windolf stieß einen Fluch und dann einen weithin schallenden Hilferuf aus, während er sich zugleich mit der ganzen Wucht

seines Körpers auf Holmfeld warf.

bösen Traum, dem doch früher oder später ein erlösendes

Erwachen ein Ende machen muß. Nur der eine Wunsch

regte sich während der ganzen graufigen Szene in seinem Herzen, daß Elsbeth verhindert sein möge, ihr gewünschtes

Politische   Uebersicht.

Heute Freitag Abend 8%, Uhr findet die erste große Wählerversammlung der Arbeiter des ersten Reichstagswahl kreises statt und zwar in der Tonhalle, Friedrichstr. 112. Herr Flatom hat das Referat übernommen.

Bei der gestrigen Landtagswahl im ersten Berliner  Wahlkreis erhielten Dr. Hermes 545, Landesdirektor v. Le­vezom 222, Baurath Kyllmann 56, Kammergerichtsrath Schrö­der 3 Stimmen. Dr. Hermes ist somit gewählt. Bei der Wahl im vorigen Jahre erhielten Ludwig Löwe 599, Herr v. Leveßow 228 und der nationalliberale Kandidat Herr Meißen 65 Stimmen, während 1882 687 fortschrittliche und 243 kon fervative Stimmen abgegeben wurden.

Regierungsbaumeister a. D. Keßler, der sich seit zwei Monaten in München   aufhält, wurde auf Grund des Frei­zügigkeits(!) gefeßes aus ganz Bayern   ausgewiesen. Auf seine Beschwerde an die Regierung von Oberbayern   hat er vor diese auf den 11. d. M. eine Vorladung erhalten. Herr Keßler gedenkt die ihm widerfahrene Behandlung in einer aus­führlichen Denkschrift dem Reichstage zu unterbreiten. In München   hat sich K. jeder agitatorischen Thätigkeit fern gehalten.

Zum Spremberger   Prozeß erhalten wir folgende Zu­schrift mit der Bitte um Aufnahme: Das Berliner   Volts­blatt" hat in seinem Bericht über die in Cottbus   stattfindenden Gerichtsverhandlungen, den Spremberger   Krawall betreffend, genau, wie zahlreiche andere Zeitungen über die Zeugenausfage des Herrn Bürgermeister Wirth zu Spremberg   folgendes mitgetheilt: Es haben in Spremberg   mehrfach sozialdemo­fratische Versammlungen, in denen Berliner   Abgeordnete ge­sprochen haben, stattgefunden. Vor etwa 2 Jahren trat Hasen­clever als Redner auf. Ich sah mich veranlaßt, diese Versammlung wegen einer Aeußerung Hasen­clevers aufzulösen. Es gelang uns nur mit Mühe, das Lokal zu räumen. Als wir auf die Straße famen, wurden wir von der Menge mit Steinen beworfen." Die Leser werden durch die in dieser Form gebrachte Zeugenaussage des Herrn Bürgermeisters in den Glauben verseßt, als ob ich eine Aeußerung gethan hätte, welche die allerdings ungemein zahl reiche Versammlung derart in Aufregung gesezt habe, daß Theilnehmer derselben dadurch zu ungefeßlichen Schritten hin­gerissen worden wären. Schon bei Berathung des Rechenschafts­berichts über den Spremberger   Belagerungszustand im Deutschen Reichstag, nach welchem der Herr Bürgermeister Wirth in Folge meiner Rede die betreffende Versammlung auflösen mußte, habe ich die Sache klar gestellt. Unter großer Heiterkeit des Reichstags konnte ich konstatiren, daß Herr Bürgermeister Wirth bei folgender staatsgefährlichen" Aeußerung: Ich halte den Staat( nach Laffalle) nicht für einen Nachtwächter, sondern"- fich veranlaßt sah, die Versammlung aufzulösen. Ich wollte weiter fortfahren: sondern ich meine, daß derselbe höhere Aufgaben zu erfüllen hat, als lediglich das Eigenthum zu schüßen. Ich will dem Staate die Pflicht zuerkennen, die vom Re­

Stelldichein einzuhalten. Denn wäre sie in diesem Augen­blick gekommen und man hätte es gewagt, ihm in ihrer Gegenwart weitere Schmach anzuthunes hätte irgend ein Unglück geben müssen, dessen war er gewiß.

Aber nichts wurde von dem jungen Mädchen sichtbar. Die festgesette 3eit war ja auch längst vorüber und die Dunkelheit, welche allmälig hereingebrochen war, ließ ihr Kommen nicht mehr erwarten. Dennoch athmete Holmfeld erst erleichtert auf, als sich der traurige 3ug nach dem Herrenhause zu in Bewegung setzte.

Bum zweiten Male binnen wenigen Tagen hatte der Tod in das alte Gebäude seinen Einzug gehalten. Mit ver­störten Gefichtern tauschte die Dienerschaft ihre flüsternden Bemerkungen unter einander aus, und es war keiner, der nicht das unheimliche Haus am liebsten in der nächsten Stunde verlassen hätte.

XVIII.

Doktor Ramfeld hatte sein Abendessen noch nicht be= endet, als der schreckensbleiche Bote von Brandenstein in das Gasthofszimmer frat, um ihm von dem Vorgefallenen Meldung zu machen und ihn um schleunige Rückkehr zu bitten. Vortrefflicher konnte Ueberraschung, Bestürzung und Aufregung sicher nicht dargestellt werden, als es von Seiten Ramfeld's während der verwirrten Erzählung des Dieners geschah. Er stieß das vor ihm stehende Geschirr heftig zue sammen, sprang von seinem Sige auf, lief einige Male in dem Zimmer auf und ab und packte dann den Boten heftig an den Schultern, als müsse er sich überzeugen, daß er nicht träume, sondern wirklich einen Menschen von Fleisch und Blut vor sich sehe. Endlich aber schien er seine Fassung wieder zu gewinnen. Er griff nach seinem Rock und Hut, winkte dem Diener, ihm zu folgen und eilte hinunter auf die Straße, wo der von Brandenstein herübergekommene Wagen mit den vom rasenden Laufe dampfenden Gäulen stand.

" Ich werde meine Beche berichtigen, wenn ich wies der komme," rief er dem verwundert heraustretenden Wirthe " Jetzt vorwärts, Jürgen, auf die Polizei und dann in's Telegraphenbüreau! Wir haben keine Minute zu verlieren!"

zu.

Der Wagen rasselte lärmend über das holprige Pflaster