der Dinge äußerte der Minister: es ist nicht möglich, daß das jezige äußerst gespannte Verhältniß zwischen Bulgarien  und Rußland   ein permanentes bleibe; es wird ein Mittel­weg gefunden werden müssen, hierin eine Milderung herbeizu­führen. Zur definitiven Ordnung der bulgarischen Zustände ist unzweifelhaft die Mitwirkung Rußlands   nöthig. Wenn auf der einen Seite General Kaulbars die Animofität gegen sich und Rußland   provozirt hat und weit über das Ziel hinaus­schoß, so werden auch die Bulgaren   von ihrem ertremsten Ver­halten ablassen müssen. Die Bemühungen der Mächte werden dahin gehen müssen, in Bulgarien   einen erträglichen Zustand, der Dauer verspricht, zu schaffen, und es ist nicht denkbar, daß dies gelingt, wenn zwischen Rußland   und Bulgarien   ein besseres Verhältniß zu Stande gebracht wird.- Andrassy erwiderte hierauf, daß es nach seiner Ansicht zur Beseitigung des schroffen Ver­hältnisses zwischen Rußland   und Bulgarien   nur ein einziges durchaus nahe liegendes und wirksames Mittel gebe, und dies bestehe darin, daß Rußland   von jenem Vorgehen abstehe, durch welches eben die schroffe Opposition der Bulgaren   gegen Ruß­ land   hervorgerufen worden sei. Im Jahre 1878 lagen die Ver­hältnisse für Rußland   ungleich günstiger; es hatte damals einen Krieg für die Befreiung Bulgariens   geführt, seine Truppen standen in diesem Lande, die ganze Verwaltung befand sich in feinen Händen, und dennoch nahm der Berliner   Kongreß keinen Anstand, durch ganz präzifirt formulirte Bestimmungen zu defretiren, daß Rußland   die Verwaltung des Landes an die europäischen   Kommiffäre abzugeben habe, daß seine Armee binnen einer relativ furzen Zeit das Land verlassen müsse furz, daß alles beseitigt werde, was wie ein Vorrecht Rußlands  aussieht, damit auch nicht eine Spur einer Sonderstellung dieser Macht in Bulgarien   übrig bleibe. Denn die Mächte wollten in Bulgarien   einen wirklichen Frieden und nicht einen Zwitter­zustand hergestellt sehen. Rußland   hat den diese Bestimmungen enthaltenden Vertrag mitunterschrieben, was wohl zur Genüge beweist, daß es darin für fich nichts Verlegendes erblickte, und daß es den von Europa  verlangten Verzicht auf eine expansive Politik seinerseits zu afzeptiren geneigt sei. Was man von Rußland   verlangt, sei also nichts Verlegendes, wenn auch, wie er zugeben wolle, es wie ein Mißtrauen aussähe. Das Mißtrauen sei aber in der Politik für Niemanden verlegend, denn auf dem Mißtrauen be= ruhe das Gleichgewicht der Mächte und überdies sei es stets nur der Starke, welchem man mißtraue, während das gleiche Gefühl dem Schwachen gegenüber niemals gehegt werde. Warum sollte man also von dieser Politik des berechtigten Mißtrauens abweichen und eine Versöhnung der Bulgaren  mit den Ruffen zu Wege bringen, statt diese letteren ein­fach in die Grenzen der ihnen vertragsmäßig gebührenden Stellung zurückzuweisen?- Auf eine wetere Anfrage Andrassy's   erklärte Minister Kalnoky   sodann, daß Desterreich die Union   Bulgariens   und Ostrumeliens nicht gegen seine Interessen verstoßend erachte. Allein die Lösung dieser Frage stehe nicht Desterreich allein zu und er befürchte, daß wegen der verwirrten Verhältnisse ein Prinz, der seine Aufgabe ernst nimmt, sich schwer entschließen werde, einer eventuellen Berufung auf den bulgarischen Thron Folge zu leisten.

Der auf das Verhältniß zu Deutschland   bezüg­liche Paffus in der Rede Kalnofy's lautet nach dem authen tischen Texte wie folgt: Das Verhältniß zu Deutschland   ist in legter Beit vielleicht mehr, als gut war, besprochen worden. Es find in jüngster Zeit eine Menge von Konjunkturen und Fragen aufgetaucht, in wie weit die Freundschaft zwischen uns und Deutschland   fich praktisch bethätigen würde, und ob der eine Staat unter gewissen Eventualitäten auf den anderen zählen tönne? Es ist wohl selbstverständlich, daß bei zwei Großstaaten von solcher Ausdehnung, die vom Baltischen Meere bis zur Adria und von der Nordsee   bis zur unteren Donau   reicht, jeder auch Sonder interessen hat, welche vollkommen außerhalb der Interessensphäre des anderen liegen fönnen, und die zu schüßen in den Verpflichtungen des anderen nicht gelegen ist. Es ist gar nicht denkbar, daß ein Großstaat, ohne jede Selbstständigkeit seiner Aftion Aftion aufzugeben, fich verpflichten könnte, für jedwedes Interesse eines Bundesgenoffen einzustehen. Seßen wir zum Beispiel den Fall, daß Deutschland   am Baltischen Meere eine Inter­effenfrage verfolgen würde, die für dasselbe von großem In­tereffe wäre, so würde Deutschland   gewiß nicht daran denken, unseren Beistand hierfür zu verlangen. Es liegt aber auch in der Natur der Sache und in dem Selbstgefühl eines Staates, daß ihm das selbstständige Eintreten für seine eigenen Inter­essen in erster Linie allein zusteht, und ein Verhältniß, wie es zwischen Desterreich- Ungarn   und Deutschland   besteht, nur dann praktisch in volle Kraft zu treten berufen ist, wenn es sich um vollkommen solidarische gemeinsame Interessen beider handelt. Von diesem Standpunkte aus ist es auch ziemlich gleichgiltig, in welche Fassung ein solches Verhältniß zwischen zwei Groß­staaten gekleidet ist. Nicht Worte und Buchstaben, sondern die gegenseitigen Interessen bilden das festeste Fundament. Der Fortbestand des anderen als eine starke und unabhängige Großmacht bildet für jedes der

,, Sie werden begreifen, daß der Aussage der jungen Dame vorläufig ein größeres Gewicht beigelegt werden muß, als der Ihrigen. Auch will ich Ihnen ganz offen fagen, daß ich an die Existenz jenes Briefes nicht einen Augenblick geglaubt habe! Wäre es nicht wirklich besser, wenn Sie endlich einmal ganz rückhaltlos der Wahrheit die Ehre geben

wollten?"

Holmfeld biß sich auf die Lippen, um den Ausbruch seiner ersten Erregung zu unterdrücken und sugte dann, äußerlich ruhig, aber doch mit etwas zitternder Stimme:

Nur die Achtung vor dem Gesetz und der Obrigkeit fann mich veranlassen, auf diese Fragen immer wieder mit der ruhigen Versicherung zu antworten, daß ich unschuldig sei. Was es mit diesem Briefe für eine Bewandtniß hat, begreife ich selbst am wenigsten. Elsbeth ist nicht im Stande, eine Unwahrheit zu sprechen, am allerwenigsten in einem Augenblick von solcher Bedeutung. Wenn sie also wirklich gefagt, sie habe den Brief nicht geschrieben, so hat sie ihn nicht geschrieben, das ist gewiß!- Dann aber ist irgend eine teuflische Betrügerei im Spiel! Dann hat ein anderer ihre Handschrift nachgeahmt, um mich in eine schändliche Falle zu locken, und nur dieser Andere kann auch Herrn von Brandenstein's Mörder gewesen sein."

Ihre Folgerungen sind sehr fühn, aber leider wenig wahrscheinlich! Ich sehe, wir werden einen schweren Stand mit einander haben! Gendarm, führen Sie den Arre­stanten zurück und bringen Sie mir den Gärtner Nikolaus Werner!"

In ruhiger und fester Haltung trat Nikolaus vor den in Eile hergestellten grünen Tisch. Er beantwortete die ersten Fragen des Untersuchungsrichters bescheiden nnd be­stimmt, ohne die geringste Verwirrung und Bestürzung zu zeigen.

,, Sie wissen, unter welchem schwerem Verdacht Sie stehen? Sie werden beschuldigt, nicht ohne Antheil an der gestern Abend erfolgten meuchlerischen Ermordung des Barons von Brandenstein zu sein."

Wer beschuldigt mich dessen?" " Das ist ohne Bedeutung für Sie. über die Berechtigung dieses Verdachts zu sagen?"

Was haben Sie

mie

wir das

beiden Reiche ein wichtiges eigenes Intereffe. In der jezigen Konstellation Europas   laffe fich Deutschlands   Stellung kaum denken, wenn nicht ein mächtiges Desterreich- Ungarn  an seiner Seite stehen würde, ebenso größte Interesse daran haben, daß Deutschland   als starke Großmacht neben uns fortbestehe. In diesem Sinne ist denn auch die Gemeinsamkeit der Stellung Deutschlands   und Dester reich- Ungarns   stärker und unerschütterlicher, als wenn man sich dieselbe als lediglich auf Paragraphen gegründet vorstellen wollte. Die deutsche   Regierung hat nie ein Hehl daraus gemacht, daß fie Bulgarien   nur insoweit inter esfirt, als damit der Friede im Orient und in Europa   in Verbindung steht. In vielen Aeußerungen im Parlamente und bei anderen Gelegenheiten hat der deutsche  Reichstanzler diesen Standpunkt in den Orientfragen stets fest­gehalten. Deutschland   hat nur diese bekannte Auffassung zum Ausdruck gebracht, indem es auch bei dieser Gelegenheit den Saß aufstellte, daß es in Bulgarien   keine deutschen  Interessen zu vertheidigen habe. Demgemäß hat auch der deutsche   Reichskanzler nicht für Bulgarien   und nicht für die Wünsche einer oder der anderen Macht, sondern für den Frieden seine Rathschläge und seine vermittelnde Thätigkeit geltend gemacht. Ueber diesen Punkt hat zwischen den beiden Kabineten eine Disharmonie oder eine andere als die freund­schaftlichste und vertrauensvollste Gesinnung nie bestanden.

Ueber die Rede Kalnoky's urtheilt die Wiener   ,, N. Fr. Pr.": Das wesentliche Verdienst dieser Rede ist, daß Europa   aus Serselben auch einiges über die Gründe erfährt, auf welche die österreichische Regierung ihre Zuversicht, die Selbst ständig­feit Bulgariens   und dennoch zugleich den Frieden zu erhalten, gebaut hat. Dahin gehören vor Allem und in erster Linie die Eröffnungen des Ministers über das Verhältniß der Monarchie zu England. Was Lord Salisbury   hierüber in seiner Banketrede in Guildhall mitgetheilt hat, findet nicht blos in den Eröffnungen des Grafen Kalnoky volle Bestätigung, sondern die Worte des Ministers lassen keine andere Auffassung zu, als daß zwischen Desterreich und England eine Annähernng fich vollzogen hat, die sich von einer Allianz faum mehr unterscheidet. Diese wichtige Thatsache bedeutet nicht blos, daß die österreichische Politit, während sie scheinbar gleichgiltig dem Kampfe der bulgarischen Regentschaft um die Autonomie des Fürstenthums zusah, doch nicht ganz so unthätig gewesen ist, als man allgemein anzunehmen ge­neigt war, sondern sie sich auch diplomatisch vorgesehen hat, um in dem entscheidenden Augenblicke, wenn es sich um die Herstellung bleibender Zustände handelt, nicht allein zu stehen. Nach den Versicherungen des Grafen Kalnoty können wir in unserm Bemühen, den durch den Berliner   Vertrag geschaffenen Zustand Bulgariens   aufrechtzuerhalten, auf die Unterſtüßung Englands rechnen, und wie hoch und wie gering man diesen Bundesgenossen militärisch auch schäzen mag, man wird in Petersburg   die Thatsache nicht unbeachtet laffen können, daß von den fünf Signaturmächten, mit denen Rußland   zu rechnen hat, drei noch nicht gesprochen haben, die zwei aber, welche ge­sprochen haben, in nicht mißzuverstehender Weise ihren Willen fundgaben, nicht zu dulden, daß der Berliner   Vertrag in Bul­ garien   einseitig aufgehoben werde. Hierzu kommt, daß der Minister auch das Zusammentreffen der Intereffen Italiens  mit jenen Desterreichs und Englands im Oriente fonstatiren fonnte, was zum mindesten den in der italienischen Presse bisher laut gewordenen Stimmen nicht widerspricht. Wenn solche Versicherungen gegeben wurden, so weist dies min­destens auf vorausgegangene Verhandlungen der Mächte hin, und wenn solche stattgefunden haben, so kann auch jene vollkommene Theilnahmslosigkeit gegenüber den Schicksalen Bulgariens   nicht mehr angenommen werden, welcher dem Anscheine nach Europa   bisher verfallen war. Ja, die Offenherzigkeit, mit welcher Graf Kalnoky über die Thätigkeit des Generals Kaulbars sich äußerte, von dem er nicht ohne Fronie sagte, er habe den Bulgaren   die Sympathien Europas  gewonnen und ihnen die Einwirkung Rußlands   in unange­nehmer Weise fühlbar gemacht, läßt vermuthen, daß in diesen Verhandlungen auch seitens der anderen Mächte ähnliche An­fichten ausgesprochen wurden. Der Minister hätte schwerlich über den General, dessen Thätigkeit erst fürzlich ratifizirt und als in Uebereinstimmung mit den Wünschen des Bars bezeichnet wurde, eine solche Sprache geführt, wenn er nicht der gleichen Auffassung bei den übrigen Mächten sicher wäre."

Politische Uebersicht.

Zu den Spremberger   Prozessen. Unerwartet hoch findet man in Spremberg  , so wird dem ,, Spremberger Anzeiger" ge­schrieben, das am Mittwoch von der Strafkammer zu Kottbus  gefällte Urtheil. Man hatte eine geringe Freiheitsstrafe, wenn nicht gar Geldstrafe erwartet. nicht gar Geldstrafe erwartet. Man hielt sich hinsichtlich meh­rerer Angeschuldigter von der Freisprechung überzeugt. Der Spremberger   Bürger erblickte feine sozialistische Agitation in dem Krawall. Für ihn waren zwei Gründe maßgebend: Die Per son, gegen die fich der Unwille der jungen Leute wendete, und zugleich der Zeitpunkt, der die Veranlassung gab, der ein

" Daß es eine Thorheit und eine himmelschreiende Un­gerechtigkeit ist, die hoffentlich nicht gar zu weit getrieben werden wird."

"

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, Sie behaupten also, völlig unschuldig zu sein?" Ich bin es und ich verlange auch, zu vernehmen, auf Grund welcher Umstände man sich zu meiner Verhaftung berechtigt glaubte!"

Kennen Sie dies Medaillon?" fragte der Untersuchungs­richter, ihm statt der Antwort den kleinen Schmuckgegenstand vorhaltend. Ganz gegen seine Erwartung zeigte sich Nikolaus nicht im Mindesten bestürzt und es zuckte sogar ein leichtes sarkastisches Lächeln um seine Mundwinkel.

"

Das also find Ihre Beweise?" sagte er. Nun wohl, das Medaillon ist das meinige!"

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,, Wissen Sie auch, wo man es gefunden hat?" " Nein! aber muthmaßlich irgendwo im Branden­steiner Park, denn dort muß ich es vor zwei oder drei Tagen verloren haben."

,, Ah! Also Sie haben es verloren? Und in welcher Gegend des Parkes?"

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Stellungstag war, an dem bekanntlich überall das Auftreten der Musterungspflichtigen von ihrem gewöhnlichen, sonstigen Verkehr abweichend ist. Die Misstimmung gegen den Polizei­sergeanten Hubrich war auch in vielen Kreisen der Einwohner schaft von Spremberg   vorhanden, die den Erzessen durchaus fern stehen. Bei den Erzefsen richtete fich die Miß­stimmung nur gegen Hubrich, nicht gegen die anderen Beamten, noch viel weniger gar gegen das Institut der Polizei oder des Staates, wie es nun den Verurtheilten zur Last gelegt wird. Weshalb war der Trubel immer nur um Hubrich herum und nicht auch um die anderen Beamten, weshalb insbesondere wurde alles ruhig, nachdem Hubrich den Plag verlassen hatte? Und nun bedenke man, es war an einem Stellungstage, als sich alles dies zutrug. Wir wissen, wie auch wir es an diesem Tage getrieben haben, und mit uns sicherlich viele andere. So war es vor uns und wird es auch nach uns sein. Ist es da zu verwundern, bei der Stimmung und an dem Tage, daß die Leute nach ihrer Manier ausarten, indem sie brüllen und johlen? Und welche Tragweite soll man dem läppischen Getriebe an getrunkener Leute, die wie die Kinder mit einem Taschentuche in der Luft auf den Straßen umherlaufen, beimessen? Die jungen Burschen würden auch ein anders gefärbtes Taschentuch als ein rothes aufgesteckt haben, wenn sie ein solches bei sich gehabt hätten.

Ein Arbeitsjubiläum. Wie uns aus Hannover   mitge theilt wird, hat der Vorsitzende des Unterſtügungsvereins der deutschen   Tabatarbeiter, Reichstagsabgeordneter Heinrich Meister, am 2. November sein fünfundzwanzig jähiges Arbeitsjubiläum gefeiert. Die ganze Zeit hat Meister ununterbrochen bei einem und demselben Fabrikanten gearbeitet. Dabei war aber Heinrich Meister ebenso ununterbrochen thätig im Dienste der Arbeiterpartei. Seine Dienste, die er speziell der Tabatarbeiterbewegung geleistet hat, sind hinreichend bekannt.

Nochmals das Braunschweiger Versammlungsverbot. Braunschweig  , den 13. November. Bekanntlich war eine auf den 2. Oktober d. J. angemeldete allgemeine öffentliche Vers sammlung mit der Tagesordnung: Die neue Begräbniß ordnung der hiesigen Stadt" von der herzoglichen Bolizei direktion verboten worden, und zwar, wie es in dem Verbote hieß aus dem bekannten Grunde mit Bezug auf § 9 des Reichsgefeges gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oftober 1878". Eine andere Begründung war nicht gegeben. Es wurde hierauf gegen dieſes Verbot bei der herzoglichen Kreisdirektion Beschwerde geführt. In dieser wurde hervorgehoben, daß unerfindlich sei, was unter aus dem bekannten Grunde" zu verstehen sei, und daß ein folches Verbot den Bürgern der hiesigen Stadt das Recht nehme, ihre Meinung über städtische Angelegenheiten in öffent lichen Versammlungen auszusprechen. Auf diese Beschwerde erhielt der Beschwerdeführer am Mittwoch folgende Buſchrift: ,, Auf die Beschwerde wegen Verbots der auf den 2. v. M. angemeldeten allgemeinen öffentlichen Versammlung habe ich Ihnen zu eröffnen, daß durch Verfügung der herzoglichen Kreiss direktion vom 4. d. M. Nr. 9147 die Beschwerde zurück­gewiesen ist, weil solche allgemeine öffentliche Versamme lungen nach den bisherigen Erfahrungen nur dazu bestimmt find, die revolutionären sozialdemokratischen Bestrebungen zu fördern. Braunschweig  , 8. November 1886. Herzogliche Polizei direktion. Drth.- Danach scheint man also in Braunschweig  jede öffentliche Versammlung verbieten zu wollen.

Die Fraktionen des Reichstages treten in die bevors stehende Session mit folgendem Bestande: Deutschkonservative  74, deutsche Reichspartei 27, 3entrum 106( gegen 107 in Folge Mandatsniederlegung des Frhrn. Dr. v. Papius, 1. Unter franken), Bolen 15, Nationalliberale 51( gegen 50; im Wahl freise 3. Marienwerder wurde Hobrecht für den im Frühjahr verstorbenen Polen   v. Lyskowski gewählt), Deutschfreifinnige 65, Volkspartei 6( gegen 7, Kopfer legte sein Mandat nieder im 11. Großh. Baden), Sozialdemokraten 25, bei keiner Fraktion 25( gegen 24 in der vorigen Session; Johannsen ist für den verstorbenen Dänen Junggreen dazu gekommen). Drei Man date find gegenwärtig noch erledigt: 1. Berlin   durch den Tod L. Löwe's und die bereits erwähnten 1. Unterfranken   und 11. Baden. Die sozialdemokratische Fraktion wird diesmal nur in der Anzahl von 19 Mitgliedern erscheinen können, da die Ab geordneten Auer, Bebel, Dies, Frohme, Viered und v. Vollmar zu längeren Freiheitsstrafen verurtheilt find, die sie während der Session abzubüßen haben.

Der preußische Militäretat, wie er dem Bundesrath vorliegt, erfordert im Ordinarium an fortdauernden Ausgaben eine Summe von 267,5 Millionen M, also 4,2 Millionen Mart mehr als im Etat des laufenden Jahres. Die ein maligen Ausgaben betragen 27,8 Millionen, also 12,5 Millionen mehr. Darunter zur Vervollständigung des Waffenmaterials 11,6 Millionen M. oder 4,6 Millionen M. mehr als im laufen den Jahre. Der außerordentliche Etat fordert u. A. 5,8 Mil lionen M. für die Fortführung der Küstenbefestigungen an der Ostsee  , der unteren Weser   und der unteren Elbe  . Für Garnison  bauten im Elsaß   find 3 Millionen M. gefordert, für Errich

Hatten Sie von dem Verluste des Medaillons Jes mandem Mittheilung gemacht?"

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Nein, ich erinnere mich nicht, es gethan zu haben." " Sie können also keinen Beweis dafür erbringen?" " Ich glaube kaum. Der Gegenstand ist ja von sehr geringem Werthe, und ich hatte an diesen Tagen an so viel ernstere Dinge zu denken, daß ich sein Abhandenkommen bald vergaß."

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,, Gut! Lassen wir das jetzt! Wollen Sie mir nuns mehr sagen, wo Sie sich am gestrigen Abend aufgehalten haben?" ,, Gestern Abend?_ Nein, das werde ich Ihnen nicht sagen!" Er war ja gestern Abend mit Helene in der Jäger hütte beisammen gewesen, und obwohl er sofort die Bedeu tung erkannte, welche jene Frage des Untersuchungsrichters für ihn haben konnte, war er doch auf der Stelle ent schlossen, um keinen Preis und gälte es auch sein Leben, von jener 3usammenkunft etwas zu verrathen.

,, Sie werden mir das nicht sagen?" fragte der Unter­Wahrscheinlich in suchungsrichter verwundert. Bedenken Sie auch, daß eine solche Weigerung Ihnen unter allen Umständen von Schaden sein muß, ob nun der Verdacht, welcher auf Ihnen ruht, begründet sein wird, oder nicht? Sie öffnen damit jeder beliebigen Auslegung die Thür   und werden sich denken

Das kann ich unmöglich wissen! der Nähe des Gärtnerhauses, denn ich habe mich gerade in jenen Tagen niemals sehr weit von demselben entfernt." ,, Wann waren Sie zum letzten Mal an dem im Park belegenen fleinen See?"

Nikolaus dachte einen Augenblick nach und sagte dann

ganz ruhig:

" Ich weiß es nicht mehr; aber es sind jedenfalls schon Wochen und vielleicht auch Monate seitdem vergangen. Ich hatte dort nie etwas zu thun."

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günstigste für ſie ſein würde!

die

Ich kann mir das denken, aber ich lasse es darauf ankommen! Da ich es verschmähe, irgend eine Ausflucht zu gebrauchen, und da mir die Rücksicht auf andere Perfonen eigenen Aussage nach, vor zwei oder drei Tagen verloren funden, so muß ich ein für alle Mal bei meiner Ablehnung ,, Und doch hat man dies Medaillon, das Sie, Ihrer verbietet, Ihnen zu sagen, wo ich mich gestern Abend be haben wollen, am Ufer jenes Sees gefunden,- an derselben verharren und Sie bitten, nicht weiter mit Fragen über Stelle," fügte er mit erhöhter Stimme hinzu ,,, an welcher diesen Punkt in mich zu bringen! Meine Antwort würde der Baron von Brandenstein von einem Meuchelmörder immer nur die nämliche sein. Auf ein paar derartige erschossen wurde! Können Sie mir dafür eine Erklärung nichtssagende Aeußerlichkeiten hin wird man einen ehrlichen und unbescholtenen Menschen doch nicht wie einen Ver Keine andere als die, daß irgend Jemand das Me- brecher gefangen halten oder gar verurtheilen fönnen. Ich erwarte, daß man mir noch andere Verdachtsmomente daillon im Park gefunden und dann an jener Srelle ab­sichtlich oder unabfichtlich widerum verloren haben muß."

geben?"

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als Grund für meine Verhaftung vorlegen wird."

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