14. Januar verübten Ermordung des Fleischermeisters Schwabe zu Hermsdorf u. K. Dieser Mordprozeß stand schon in der vorigen Sißungsperiode zur Aburtheilung an, doch wurde die Verhandlung damals vertagt, weil aus dem umfangreichen Ge­ständniß des Mörders Ansorge auch die Schuld der Wittwe des Ermordeten hervorging. Es mußte daher auch gegen diese das Vorverfahren eingeleitet werden. Heute fist das ehebreche rische Paar zusammen auf der Anklagebant. Aus dem Ge­ständniß, welches der des Mordes angeklagte Uhrmacher Ansorge am 22. Juni in der Erwartung, dadurch vollständig freige­sprochen zu werden, abgelegt hat, sei folgendes hervorgehoben: Ansorge wohnte mit seinen Eltern schon vor seiner Militärzeit in dem Hause, in welchem der furz vorher verheirathete Fleischer Schwabe sein Gewerbe betrieb und suchte schon damals mit der jungen Frau ein Verhältniß anzuknüpfen, welches Vor­Nach

leistung im verstärkten Einne des Adjektivs anzusehen habe. Die Staatsanwaltschaft war auch hiernach noch nicht von dem höheren Kunstinteresse bei den Vorstellungen von Frau Girard­Gans überzeugt. Das Gericht aber formulirte nunmehr die Frage an die Sachverständigen, abweichend von deren erster Gestalt, jetzt dahin: ob die Leistungen der Truppe derartig gewesen, daß sie das Unterhaltungsbedürfniß eines gebildeten Buschauers befriedigt hätten, was von beiden Sachverständigen ohne weiteres bejaht wurde. Das Gericht stellte dann auf dieser Grundlage fest, daß ein höheres Kunstinteresse" im Sinne des Gefeßes obgewaltet habe, und verwarf die Berufung gegen das freisprechende Erkenntniß, sprach auch der Angeklagten die Erstattung der nothwendigen Auslagen zu.

haben von letterer ſofort begünstigt wurde. Der Ehemann Soziales und Arbeiterbewegung.

-

Die Nachtarbeit in den österreichischen Baumwoll­spinnereien. In Wiener   Baumwollspinnerfreisen hat sich die Nachricht verbreitet, daß tros des am 11. Juni in Kraft getre­tenen Verbotes der Nachtarbeit von weiblichen und jugendlichen Arbeitern mit solchen in einzelnen Gegenden durch Tag und Bei der empfindlichen Nacht flott weiter gearbeitet wird. Schädigung, welche daraus den das Gesez befolgenden Baum­wollspinnereien erwachsen müßte, hat eine Anzahl von Firmen an den Vorstand des Desterreichischen Spinnervereins die Auf­forderung gerichtet, eine allgemeine Mitgliederversammlug aus­zuschreiben, welche diesen Uebelstand in Erörterung zu ziehen und auf energische Abstellung deffelben hinzuwirken hätte.- Hoffentlich gelingt es den ehrlicheren Fabrikanten, mit ihren Schmuskonkurrenten fertig zu werden. Man sieht aber auch hier wieder die Folgen ihrer harmonischen" Wirthschaftsord: nung: wer anständig ist, hat den Schaden; und je unehrlicher femand verfährt, desto größer wird der Gewinn. Die niedrigsten Eigenschaften werden wie durch ein Prämiensystem künstlich gezüchtet und dann wundert man sich noch, wenn unsere Bour­geoisie so wenig, christliche" Züge zeigt. Sie ist ein Rind unserer wirthschaftlichen Zustände und erst mit deren Aenderung werden auch solche Auswüchse der Gegenwart verschwinden.

Die Sozialisten in Graz entfalten neuerdings eine regere Thätigkeit. Eine vom Verein Wahrheit einberufene Volksver sammlung sprach sich entschieden gegen die indirekte Wahl von Arbeitervertretern durch Arbeiterkammern und für das all­gemeine direkte Wahlrecht aus. Auch die Gründung eines Ar­beitervereins foll wieder versucht werden. Ferner soll in Graz ein sozialistisches Journal erscheinen, an dem Dr. K aler Reinthal, einer der sympathischsten Arbeiterführer Dester reichs, der auch in Berlin   durch seine Ausweisung im Januar d. J. bekannt ist, mitwirken soll.

merkte von dem ehebrecherischen Treiben nichts. seiner Rückkehr vom Militär bezog Ansorge sogar eine Stube des Schwabe und setzte alsbald das Liebesverhältniß mit seiner Wirthin fort. Nach seiner Behauptung habe er der Frau wiederholentlich den Vorschlag gemacht, sich scheiden zu laffen, doch sei diese in der Furcht, ihr Heirathsgut zu verlieren, nicht darauf eingegangen. Dagegen schlug sie vor, A. solle den betrogenen Ehemann umbringen. Mit eigenartiger Raltblütig feit überlegte das verruchte Pärchen hierauf den Mordplan und die dabei anzuwendende Todesart, ob Schwabe erschossen, er­schlagen oder erdolcht werden sollte. Unablässig quälte dann Die Frau ihren Geliebten, der sich für das Erschießen erklärt hatte, zur Ausführung des ruchlosen Planes zu schreiten. Am 5. Januar taufte A. in Warmbrunn einen Revolver, zu dem ihm Frau Schwabe 2,50 M. gegeben hatte. Um ganz sicher zu sein, daß die Mordwaffe nicht versagte, probirte sie A. an dem Sprißenhause, indem er in die Bretterwand schoß und dann mit einem Grashalme maß, wie tief die Rugel eindrang. Am 14. Januar wurde die That verübt. Nach reiflich über­legtem Plane lud Ansorge den ahnungslosen Schwabe zu einer Schlittenfahrt nach Wernersdorf ein und unterwegs erschoß er ihn. Als Ansorge von Hause abfuhr, raunte ihm die Frau die Worte zu: Daß Du mir aber ja nicht den Mann wieder mitbringst!" Auch gab sie ihm ein Scharf geschliffenes Fleiſchermesser mit, für den Fall, daß der Revolver versagte. Da Schwabe gern futschirte, ließ A. ihn vorn im Schlitten, während er den Rückfis einnahm. Auf freiem Felde angekommen, zog er den mit fünf Rugeln ge= ladenen Revolver hervor und schoß in handbreiter Entfernung seinem Opfer eine Kugel in die rechte Schläfe. Ohne einen Laut von sich zu geben, fiel Schwabe um. Nun erfaßte ihn der Mörder und gab ihm einen zweiten Schuß in die linke Schläfe. Darauf fuhr er seitwärts nach einem Steinhaufen und legte den Leichnam auf diesen. Um aber auch ganz sicher zu sein," so lautet das entsetzliche Geständniß weiter, öffnete ich dem Leblosen die Kleider und gab ihm noch je einen Schuß in die rechte und linke Seite." Nach Berübung dieser grauen­haften That bestieg A. wieder den Schlitten und fuhr, unter­wegs noch einigen Personen das Mitfahren gestattend, zurückständiger Weise vorgegangen worden und wählten sie den Weg nach Hermsdorf. Bei seiner ehebrecherischen Geliebten ange tommen, bestürmte ihn diese, daß er gleich in ihrer Wohnung bleibe, doch will A. dies abgelehnt haben. Als am nächsten Tage Morde ins Dorf ge­die Nachricht von dem bracht und auch der Frau Schwabe erzählt wurde, zeigte die Ungeheure eine solche Verstellungskunst im Schluchzen und Geſtikuliren, daß kein Mensch daran dachte, fie der Mitschuld zu beschuldigen. Ansorge befragt, warum er gerade den Revolver als Waffe gewählt, giebt zu, daß Schwabe stärker gewesen als er. Um den Geschworenen ein vollständiges Bild zu bieten, mußte fich Ansorge auf den Schlitten, welcher als corpus delicti im Saale aufgestellt war, setzen und dem Gerichtsdiener, welcher die Person des Schwabe vorstellte, den Revolver vor die rechte Schläfe halten. Ohne einen Augenblick zu schwanken, machte A. diese ganze auf die Buschauer einen sonderbaren Eindruck erweckende Prozedur. In derselben frechen Weise wie am 22. Juni benimmt sich Ansorge in dem heutigen Termine und wiederholt sein Geständniß in derselben Ausführlichkeit wie bei seiner früheren Vernehmung. In dem Zuschauerraum, der heut geradezu bestürmt wird, hört man mit großer Spannung den Ausführungen des grauen­haften Planes zu. Neu ist die Versicherung des Mörders, daß er der Frau Schwabe vor der Abfahrt erklärt habe, er würde fich, falls er Beugen der Mordthat haben würde, sofort das Leben nehmen. Aus dem ganzen Geständniß geht hervor, daß er die ganze Schuld der Anzettelung und Ausarbeitung des Planes auf die Frau Schwabe zu werfen sucht, während er selbst gleichsam als willenloses Werkzeug den Mord ausges führt habe.

-

Ueber das Vorhandensein eines höheren Kunstinter­effes im Sinne des§ 55 der Gewerbeordnung hat Frau Girard- Gans aus Greifswald   einen Strafprozeß in zwei In­stanzen zu bestehen gehabt und diesen Prozeß gewonnen. Die Einzelheiten des Prozesses, welche wir der Vossischen Zeitung" entnehmen, find überaus charakteristisch für die betreffende Vor­schrift der Gewerbeordnung. Dieselbe befreit bekanntlich die Unternehmer von theatralischen Vorstellungen nur dann von der Verpflichtung der Nachsuchung des Wandergewerbescheines, wenn ein höheres Interesse der Kunst oder der Wissenschaft dabei obwaltet." Frau Girard- Gans hatte im vorigen Winter mit ihrer Wandertruppe in Teterow   mehrere Opern, Operetten und Schauspiele zur Aufführung gebracht. Die Opern- Vorstellungen fanden mit Klavierbegleitung statt, während an Orten, wo ein Orchester zu haben war, ein solches zur Mitwirkung herange­zogen wurde. Die Gesellschaft zählte zuerst 4, später 7 Mit­glieder. Frau Girard- Gans wurde wegen mangelnden Wans bergewerbescheins unter Anklage gestellt. In der ersten Instanz legte Frau Girard- Gans für das höhere Kunstinteresse bei ihren Aufführungen Beugnisse von den Magistraten in Greifs wald, Antlam, Ribniz, Doberan  , Malchin  , Neubranden burg u. s. w. vor, aus welchen hervorging, daß die Leistungen der Truppe dem Publikum in fünstlerischer Beziehung völlige Befriedigung gewährt hatten. Dem Schöffengericht ge­nügte dies. In Folge eingelegter Berufung des Staatsanwalts aber ließ das Landgericht zu Güstrow  , um den Begriff von theatralischen Aufführungen vom" höheren Kunstintereffe" feft­zustellen, zwei Sachverständige, den Landgerichtssekretär Hof­rath Schweden in Schwerin   und den Redakteur der Meckl. Anzeig." Homann daselbst, zuziehen. Die beiden Sachver ständigen wohnten einer Aufführung des Bigeunerbarons" bes ziehungsweise des Schauspiels Heinrich von Gustrow" bei. Beide Sachverständige bejahten darauf die Frage, daß den Vor­stellungen ein Kunstwerk im Gegensatz zum handwerksmäßigen Betriebe beizumeffen sei, fie verneinten aber die zweite Frage des Gerichts, daß die Vorstellungen sich die Pflege der Kunst zur eigensten Aufgabe gestellt hätten und ein kunstfinniges Publikum befriedigten. Der erste Sachverständige meinte, daß es für die Beantwortung der zweiten Frage überhaupt an einem objektiven Maßstabe fehle, um zu bestimmen, wo nach der Abficht des Gefeßgebers das höhere Kunstintereffe beginne, und sich sehr wohl der Standpuntt rechtfertigen ließe, daß auch bei den besten Aufführungen von Operetten wie Der Bigeunerbaron" ein höheres Kunstinteresse nicht obwalten tönne. Der zweite Sachverständige, Redakteur Homann, meinte in Bezug auf die zweite Frage, es gehöre in Städten selbst bis zu 100 000 Ein­wohnern zu den Ausnahmen, daß fünstlerisch vollendete, abge rundete, einen strengen Maßstab aushaltende Leistungen geboten würden. Der schroffe Ausspruch, den einst ein hervorragender Mufiter über eines der ersten deutschen Hoftheater gethan, in­dem er daffelbe als Birkus bezeichnete, beweise jedenfalls, daß es an einer Norm fehle für das, was man als höhere Runst

Zur Buchdruckerbewegung. Der neue Buchdruckertarif, der in verschiedenen Gegenden Deutschlands  , besonders am Rhein  , bei seiner Durchführung auf Schwierigkeiten gestoßen ist, wird in Bayern   ohne Weiteres zur Einführung gelangen. Seitens der Seger in Bayern   ist, wie man der Frankf. Btg." schreibt, in dieser Angelegenheit in höchst geschickter und ver­

gegenseitiger Verständigung, zu welchem Zwecke geeignete Vors ftandsmitglieder des in Nürnberg   seinen Siz habenden Buch­drucker- Unterſtügungsvereins die verschiedenen Städte bereisen, um in persönlicher Besprechung mit den Prinzipelen die Ein­führung des neuen Tarifs zu sichern. Das ist gelungen; selbst die Schwierigkeiten, welche hier und da die Befizer von Druckereien in fleinen Städten erhoben, weil sie angeblich unter der ihnen von den Druckereien der großen Städte gemachten Ronkurrenz empfindlich zu leiden hätten, sind überwunden wor den. Zur Arbeitseinstellung wird es demnach wegen der Tarif­frage in bayerischen Druckereien nicht kommen; ebenso wenig wird das Vorgehen der rheinischen Druckereibefizer gegen die Einführung des neuen Tarifs, bei ihren bayerischen Kollegen auf Unterſtügung zu rechnen haben. Im Deutschen  Buchdruckerverein, dem Verein der Buchdruderei besiger, ist offene Rebellion ausgebrochen, und zwar wegen des mit den Gehilfen vereinbarten Tarifs, der von sämmtlichen zwölf der Kommission angehörigen Prinzipalen einstimmig ange­nommen ist. Die Sektion II, Rheinland- Westfalen  , des Deutschen Buchdruckervereins leitet die Agitation. Der Vorstand derselben veröffentlicht ein an den geschäftsführenden Ausschuß des Deutschen Buchdruckereivereins" gerichtetes Schreiben, in wel­chem von diesem kategorisch verlangt wird, er solle seinen Mit­gliedern empfehlen, den neuen Tarif nicht anzunehmen. Es wird also offener Wortbruch verlangt. Eine Vereinbarung mit den Arbeitern darf nach Ansicht der Herren, welche das famose Schreiben verfaßt, für die Prinzipale feine verbindliche Kraft haben. Abmachungen unter den Prin­zipalen sollen nur gelten, soweit fie gegen die Arbeiter ge­richtet sind. Das ist des Pudels Kern. An die Spiße der Forderungen ist folgendes gestellt: 1) Der Deutsche Buch­druckerverein" muß sich aufraffen zu einer energischen Stellungnahme gegen den Verband( der Gehilfen) und dessen das Bestehende untergrabende Tendenzen, welche allenthalben das Verhältniß zwischen Prinzipalen und Gehilfen vergiffen. Der Deutsche Buchdruckerverein" muß den Muth haben, fich von jedweder Verbindung mit demselben loszusagen. Und weshalb der wüthend- gehässige Angriff gegen den Gehilfen­verein? Weil er an der friedlichen Vereinbarung, die mit den von den Prinzipalen ernannten Rommissionsmitgliedern getroffen ist, festhält. Es wird weiter gefordert, daß der Deutsche Buchdruckerverein" feine Mitglieder zur Lostrennung ihrer Gehilfen vom Verband direkt auf fordere und dadurch die Entfernung der Verbandsmitglieder aus sämmtlichen Druckereien des Vereins betreibe". Wir find begierig, ob der Vorstand des Deutschen Buchdruckervereins" fich von dem Schreiben seiner zweiten Sektion wird einschüch tern laffen. Die Behandlung, die er erfährt, ist eine noch schlimmere, als sie den Arbeitern zu Theil wird. Gelänge es der rebellischen Sektion, den Prinzipalverein zur Unterwerfung zu zwingen, dann hätte dieser offen auf seine Fahne ge schrieben, daß das einzige ihn einende Band der Krieg gegen die Arbeiter sei.

Eine Gummiball- Konvention zwischen den namhaftesten Gummifabriken Deutschlands   ist dem Berl. Kour." zufolge zum Abschluß gelangt, wodurch die Preise der Gummibälle eine Er höhung von 25 bis 30 pCt. erfahren. Konventionen" zur es braucht sich dabei noch Erhöhung der Löhne, lange nicht um 25 pet. zu handeln- werden bekanntlich nicht

geduldet.

-

Arbeiterentlassungen. Auf der kaiserlichen Werft zu Danzig   sollen bis Ende März noch 200 Arbeiter zur Ents laffung kommen, so daß die Gesammtzahl der Arbeiter auf

Die dortigen Arbeiter sehen einem sehr traurigen Winter ent

gegen.

Die

Lungenkrankheiten in verschiedenen Berufen. Statistische Korrespondenz" giebt hierüber folgende höchst intereffante Aufschlüsse, indem sie schreibt: Der Einfluß der Luftbeschaffenheit äußert sich hauptsächlich bei zwei Todesur­sachen, bei Lungenschwindsucht und bei sonstigen Lungenkrank heiten. Es starben nämlich von je 100 000 Angehörigen der nachbenannten Berufsarten:

Fischerei Landwirthschaft

Materialwaarenh.

Tuchhandel

Schneiderei

Buchdruckerei.

an

über

Lungen­

anderen Lungen­

schwind­

frant zu=

haupt von

sucht

heiten sammen je 10000

167

139

306

1233

178

189

367

996

258

179

437

1193

466

.

200

666

1366

441

288

729

1626

713

257

970

1657

In diesen Berufsgruppen machen die durch Lungenkrankheiten hervorgerufenen Sterbefälle ein Viertel bis über die Hälfle aller in der Berichtszeit vorgekommenen Fälle aus. Noch größer ist ist der Prozenrfaß in den Berufsarten, deren Angehörige stets in einer mit Staub geschwängerten Atmosphäre arbeiten, wie wie folgende Uebersicht ausweist. Von je 100 000 der nach­stehenden Erwerbsthätigen starben: anderen Lungen Lungen­schwind- frant sucht

Berglente in Kohlen­gruben

Zimmerer u. Tischler Bäcker, Konditoren Maurer nnd Buzzer. Arbeiter in Wollen­waarenfabriken Arbeiter in Baum­wollwaarenfabr.. Arbeiter in Stein- u. Schieferbrüch. Zeugschmiede Feilenhauer

M

Steingut( Thon­waaren-) Arbeiter. Bergleute in Zinn­

gruben

an

über

zu=

haupt von

heiten sammen

je 10000

195

312

507

1378

316

206

522

1269

328

.

288

616

1482

390

311

701

1499

398

317

715

1597

421

419

840

1683

476

424

900

1736

574

602

1176

1969

670

541

1211

2579

732

998

1730

2695

1067

709

1776

2845

Die durch diese Krankheiten der Athmungsorgane verursachte Sterblichkeit in diesen stauberzeugenden Berufsarten schwankt zwischen mehr als einem Drittel und nahezu zwei Dritteln aller Dabei ist die Art des überhaupt existirenden Sterbefälle. Staubes von wesentlichem Einfluß auf die Höhe der Sterbe ziffer. Kohlen- und Mehlstaub, Holztheilchen und gelöschter Kall   find den Lungen augenscheinlich nicht so schädlich wie der Staub, welcher in Woll- und Baumwollenwaarenfabriken, namentlich in den Spinnereien die Luft verdirbt. Sehr uns gesund ist der scharfe Metallstaub, welchen die Beugschmiede und Feilenhauer einathmen müssen; auch der in Stein- und Schieferbrüchen entstehende Staub fordert viele Opfer. Ganz ungesund für die Athmungsorgane ist aber der bei der Fabri tation des irdenen Geschirrs und bei der Zinn, Blei- und Kupfergewinnung erzeugte Staub; in beiden Erwerbszweigen litten nahezu zwei Drittel aller Gestorbenen an Schwindſucht oder anderen Lungenkrankheiten.

Kleine Mittheilungen.

Freiberg   i. S., 11. November. Ueber ein Nachtwächters abenteuer wird folgendes berichtet: Als fürzlich in den späten Abendstunden ein Botenfuhrmann im Dorfe Gruna bei Noffen anlangte, machte er die Entdeckung, daß der in einen tiefen Schlaf versunkene Nachtwächter eines anderthalb Stunden ent fernten Nachbardorfes mit zu der Ladung des Wagens gehörte. Der unfreiwillige Paffagier hatte sich vor Antritt seines Dienstes ein Schlummerpläßchen in dem vor dem Gasthofe stehenden Wagen ausgesucht, und der Fuhrmann vermied es schließlich fürsorglich, den noch schlaftrunkenen Nachtwächter beim Ausladen von der Ortsveränderung zu benachrichtigen. Letterer signalisirte schleunigst seinen stundenlang verspäteten Dienstantritt den Be wohnern Grunas durch kräftige Hornstöße; das Getute lockte den echten Nachtwächter G.'s auf die Bildfläche, der dem an scheinenden Eingriff in seine Funktionen mit der vollen Strenge Doch flärte fich die des Gesetzes gegenübertreten wollte. Situation noch rechtzeitig genug auf, um einen Konflikt zwischen den beiden Amtskollegen zu verhüten. Mit dem schleunigen Rückmarsche des verblüfft dreinschauenden Nachwächters nach seinem entfernten Wirkungskreis endete das fatale Abente er

Pilsen  , 12. November. Verunglückter Kondukteur. Det Rondufteur Georg Droboth ist gestern in der Station Sdirec in Böhmen   beim Einfuppeln zweier Waggons zwischen den Puffern von einer vorgeschobenen Schienenladung am Kopfe erfaßt und so schwer verlegt worden, daß er sofort leblos zu sammenstürzte. Der Unglückliche hinterläßt eine Wittwe in ges segneten Umständen und ein Kind.

Paris  , 11. November. In Folge neuer Regengüffe find die Flüffe im Süden wiederum ausgetreten und richten große Verheerungen an. In Mallemort find Soldaten mit der Wiederherstellung des Rhonedammes beschäftigt. Auch die Loire  ist gestiegen. In Rive- de- Giers mußte ein von Regen übers schwemmter Rohlenschacht geräumt werden. Im Rohlenbecken der Rhonemündungen laufen die Grubenwasser nicht mehr ab und mußten daher die Arbeiten eingestellt werden. Gleichzeitig wird aus Nizza  , Marseille  , Cannes 2c. über große Sturmfluthen berichtet. In Marseille   fährt man auf dem Boulevard de Canebière in Rähnen. In Nizza   steigt das Meer bis zu den Uferstraßen empor und hat die Halle des Korso, den öffentlichen Garten und die schönen benachbarten Straßen überschwemmt. In Cannes   wurden Spaziergänger vom Sturm über den Hafendamm weggeschleudert. Die Retten und Taue, welche die Schiffe festhielten, rissen, als wären es Bindfäden. Det schöne Spazierweg dem Meere entlang, die Croisette", ist Die Züge zwischen Lyon   und Mar feille find eingestellt. Ein Telegramm meldet folgendes: ach amtlichen Berichten aus den Ueberschwemmungsgebieten im Süden find die Eisenbahnverbindungen auf beiden Ufern der Rhone   nunmehr wieder hergestellt. Mehrere Brücken über die Durance find von den Fluthen fortgeriffen, und es werden noch weitere Unfälle befürchtet. Der Regen fällt in Strömen

theilweise zerstört.

600 Mann zu stehen kommt. Die Schiffszimmergeselleninnung In Marseille   verwüstete eine Meeresfluth das Prado- Quartier;

hat an den Reichskanzler Fürsten Bismard eine Petition ge richtet, in welcher fie bittet, die ferneren Entlassungen auf der faiserlichen Werft zu fistiren. Hierauf ist derselben, nach der " Danz. Btg.", von der Admiralität der Bescheid ertheilt, daß Die Neubauten auf den kaiserlichen Werften beschränkt werden müßten, um dieselben der Privatindustrie zuzuführen, damit

auch in Air, Tarascon  , Valence   und Arles   ist die Lage in Folge der Ueberschwemmung eine bedrohliche. Zwischen Gemia

und Nizza   ist die Eisenbahn unterbrochen."

Budapest  , 11. November.  ( Der Säbel.) Drei Artillerie soldaten attafirten heute Abend mit blanfer Waffe in der Feuerwehrgaffe ohne irgend eine Veranlassung den vor dem Thore des Hauses Nr. 74 im Gespräch mit einem Mädchen

Bitte fönne daher nicht Folge gegeben werden. In der heu- stehenden Rutscher Georg Korn; lezterer erhielt am Ropfe und

tigen Praris ist es also mit dem Recht auf Arbeit" nichts. Am Rhein   finden ebenfalls immer neue Arbeiterentlassungen statt. So hat der Bergwerksverein zu Effen König Wilhelm" beschloffen, den Betrieb auf dem Schacht Christian Lewin" am

am linken Beine mchrere Hieb- und Stichwunden. Auf die Hilferufe des Ueberfallenen tam eine Polizeipatrouille herbei, welche nach heftiger Gegenwehr die Soldaten arretirte und zur Ober- Stadthauptmannschaft eskortirte, von wo fie in die Karls 1. Dezember einzustellen. Den Beamten ist schon vor längerer faserne abgeführt wurden. Der schwer verletzte Rorn wurde in Bergleute ihre Kündigung erhalten. Auf der Duisburger hatte in der Feuerwehrgaffe eine große Menschenansammlung zur Folge, und konnten die Polizisten nur mit großer Mühe

Beit gekündigt; nun haben auch die 200 dort beschäftigten

Hütte" wird nur noch drei Tage in der Woche gearbeitet und außerdem ist eine Lohnherabsetzung von 5 pet. eingetreten.

die Soldaten vor Thätlichkeiten schüßen.

Berantwortlich für den politischen Theil und Soziales Mar Echippel, für Vereine und Versammlungen F. Tutauer, für den übrigen Theil der Beitung R., Cronheim  , sämmtlich in Berlin  

Drud und Verlag von May Bading in Berlin   SW., Beuthstraße 2.)

Hierzu eine Beilage.