Das zeigen uns die Vorgänge in England, wo die Bedins gungen für die Einigungsämter vorhanden und diese selbst auch allgemein eingeführt sind, troßdem aber die Riesenstreits bis heute nicht verschwunden sind. Der Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit ist eben ein so schroffer, daß er durch ganz andere Mittel als wohlgemeinte Rebensarten und Rathschläge zum Austrag gebracht werden muß, und eines dieser Mittel ist der Streit.

Nachdem sich herausgestellt hatte, daß von Seiten der Ge meinden die Einführung gewerblicher Schiedsgerichte aus eigenem Antriebe nicht in dem Maße erfolgte, wie man ursprünglich er­wartete, ergriff die Regierung die Initiative, indem sie, nachdem die Angelegenheit im Jahre 1873 im Reichstage zum ersten Male eingehend erörtert worden war, im Jahre 1875 Ermittelungen über die Verbreitung und Wirksamkeit der auf Grund des da­maligen§ 108 der Gewerbeordnung errichteten Schiedsgerichte anstellte. Dieselben ergaben, daß die Zahl der errichteten Schieds­gerichte eine verhältnißmäßig geringe war, daß die Organisation Derselben eine sehr ungleiche, vielfach auch unzureichende und unzweckmäßige war und daß ihre Wirksamkeit eine größere Be­deutung nicht erlangt hatte. Im Jahre 1878 legte die Regie­rung dann dem Reichstag einen Entwurf vor, dessen Inhalt die Normativbestimmungen für die Errichtung von Gewerbe­gerichten enthielt. Die obligatorische Einführung solcher Gerichte enthielt zwar auch dieser Entwurf nicht, sondern es blieb nach wie vor dem freien Ermessen der Gemeinden anheimgestellt, ob sie solche einführen wollten oder nicht; doch sollte durch die Aufstellung fester Normen die Einführung der Gerichte erleichtert und besonders eine einheitliche Regelung derselben erzielt werden.

Der Entwurf scheiterte, weil die Regierungen fich weigerten, auf das Bestätigungsrecht der Vorfißenden der Gerichte zu ver­zichten. Bentrum, Fortschrittler und Sozialdemokraten glaubten aber um so weniger den höheren Verwaltungsbehörden, denen die Bestätigung übertragen werden sollte, ein solches Bestätigungs­recht einräumen zu können, als gerade damals in Folge des Kulturkampfes mit dem Bestätigungsrecht gegenüber Gemeinde­beamten viele Ungeheuerlichkeiten passirten. Der Entwurf wurde also nicht Gesez und seit jener Zeit ist von Seiten der Regierung fein Versuch mehr gemacht worden, die Einführung der Gewerbegerichte zu fördern.

Um so energischer wird dagegen diese Forderung von den Arbeitern gestellt. In einer Anzahl größerer Städte find denn auch bereits gewerbliche Schiedsgerichte eingeführt worden und überall, wo dies geschah, haben sich dieselben ausgezeichnet bewährt. Wenn froßdem Städte wie Berlin  , Frankfurt  , München   sich einer solchen Institution noch nicht erfreuen, so beweist dies eben auch wieder nur, daß, wo es fich darum handelt, Maßnahmen zutreffen, welche im Interesse der Ar­beiter liegen, es zwar gewöhnlich nicht an schönen Worten, leider aber nur allzu häufig an energischem Willen und an Thaten fehlt.

Durch den Arbeiterschußgefeßentwurf ist auch diese Ange­Yegenheit im Reichstag   wieder zur Sprache gekommen, und von der Arbeiterschußkommission wurde eine Resolution an das Haus gebracht, worin die obligatorische Einführung von Ge werbegerichten mit der Maßgabe gefordert wurde, daß die Beis fißer derselben zu gleichen Theilen von den Arbeitgebern und von den Arbeitern in getrennten Wahlkörpern und in unmittel barer gleicher und gebeimer Abstimmung gewählt werden. Die Resolution fand Annahme, doch hat sich die Regierung dazu nicht geäußert und ist wohl als sicher anzunehmen, daß sie der obligatorischen Einführung der Gewerbegerichte heute noch eben so ablehnend als früher gegenüber steht. Ueber die Be­stätigungsfrage würde heute ein Entwurf nicht mehr stolpern, benn über solche Kleinigkeiten" echauffirt sich die heutige Majorität im Reichstage nicht mehr. Ob die nächsten Jahre uns eine beffere gefeßliche Regelung bringen werden, möge dahin­gestellt bleiben, auf alle Fälle werden die Arbeiter aber dafür Sorge tragen, daß die Angelegenheit nicht von der Tages­ordnung verschwindet. Daß eine energische Agitation in dieser Beziehung wie in vielen anderen zum Ziele führt, zeigt die Thatsache, daß auf die Anregung aus dem Arbeiterstande heraus in Leipzig  , Nürnberg  , Stuttgart   und vielen anderen Orten bereits gewerbliche Schiedsgerichte eingeführt wurden und hoffent lich wird die von Berliner   Arbeitervertretern eingeleitete Agitation zu demselben Ziele führen. ( ,, Recht auf Arbeit  .")

Politische Uebersicht.

Schon im Chemnizer Sozialistenprozesse wurde ver­* sucht, einzelnen Angehörigen der Arbeiterpartei die ,, Theilnahme an einer Verbindung" nachzuweisen, deren Dasein, Verfassung oder Zweck vor der Staatsregierung geheim gehalten werden sollte." Dieser Nachweis mißglückte bekanntlich und selbst das Freiberger Urtheil vermochte gegen die Angeklagten nur den § 129 des Strafgesetzbuches in Anwendung zu bringen, der sich gegen die Theilnahme an einer( nicht geheimen) Verbindung richtet, zu deren Zwecken gehört, Maßregeln der Verwaltung oder die Vollziehung von Gefeßen durch ungesetzliche Mittel zu verhindern oder zu entkräften." Es ließ sich erwarten, daß die

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Wenn es weit von hier ist, so werde ich uns einen Wagen #anschirren lassen."

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", beileibe nicht, Herr!" unterbrach ihn das Weib haftig. Es sind ja kaum zehn Minuten bis zu meinem Häuschen; und wenn Sie mit einem Wagen fämen, würde uns ja das ganze Dorf sehen. Da würde sie mich schön anfahren!"

Der Richter sah ein, daß es das Rathsamste sei, sich zu fügen, wenn er möglichst rasch und einfach zum Ziele tommen wolle. Darum folgte er ohne weitere Auseinander­segung dem eilfertig voran humpelnden alten Weibe, das bald von der Landstraße abbog und ihn auf einem an­

scheinend wenig betretenen und burch Strauchwerk fast ganz verdeckten Fußwege in der Richtung auf Neudorf zu führte. Sie hatte dabei die Entfernung bis zum Endpunkt ihres Weges ganz richtig geschäßt, denn es waren noch keine zehn Minuten vergangen, als sie vor einer niedrigen, aus Lehm und Holz errichteten und mit Stroh gedeckten Hütte standen, die abseits von den anderen Häusern ganz am Ende des Dorfes gelegen war.

So

Hier treten Sie nur ein, mein Herrchen," sagte die Alte, auf die niedrige, schiefe Thüröffnung deutend. hübsch wie in Schloß Brandenstein ist es da drinnen frei­lich nicht; aber so vornehmen Besuch hat die alte Binsen­

beffer darauf eingerichtet."

Regierung fich damit nicht begnügen würde, und diesem Streben ist es ist es woht zuzuschreiben, zuzuschreiben, daß nenerdings in Altona   und Frankfurt   a. M. geheime Versammlungen anfgehoben worden find, deren Theil­nehmer bezichtigt werden, den§ 128 des Strafgesetzbuches übertreten zu haben( vergl. auch heute unter Gericht".) Gleich nach den Altonaer   Verhaftungen brach, wie man sich erinnern wird, der offiziöse Hamb  . Corr." in lauten Jubel aus, daß nunmehr die geheime Verbindung" erwiesen sei. Das Vor­gehen in Frankfurt   arbeitet offenbar in derselben Richtung und man wird in anderen Städten Altona   und Frankfurt   nachzu­folgen suchen. Welches weitere Ziel man damit zu fördern strebt, darüber enthalten wir uns vorläufig aller Vermuthungen, jedenfalls ist es gut, sich der augenblicklichen Sach­lage vollkommen bewußt zu werden.

Eine Vorlage über die Sonntagsarbeit soll auch dem nächsten Reichstage noch nicht gemacht werden. Uebrigens erhält sich nach wie vor die Anficht, daß sich die Regierung überhaupt nicht zu einer Erweiterung der jetzt bestehen­den Gesetzgebung entschließen möchte, zumal da einige Bundes­staaten schon jetzt die bestehenden Geseze als völlig ausreichend und Erweiterungen als bedenklich für Handel und Industrie bezeichnet haben. Immerhin ist es möglich, daß die Re­gierung noch in der nächsten Reichstagsfeffion wenigstens einen Bericht über die Enquete und die daraus gefolgerte Stel­lung der Regierung vorlegen wird."- So melden offiziöse Blätter. Wir glauben das gern. So rasch die Regierung zur Hand ist, wenn es etwas gegen die Arbeiter zu thun gilt, so langsam ist sie, wenn die Arbeiter etwas für sich beanspruchen. Selbst Profeffor Wagner erklärte es für unverständlich, daß man bezüglich der Sonntagsarbeit überhaupt einer Enquete bedürfe. Die Regierung bedarf nicht nur derselben, sondern sie bedarf auch einer ungemessenen Zeit, um zu dem Ergebniß zu kommen, daß ,, überhaupt nichts" zu geschehen habe.

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Die Verhaftungen in Buckau   bei Magdeburg   sind, wie vorauszusehen war, zu einer Schauermär aufgebauscht worden. Die Reporter unserer anständigen" Presse helfen einem viel­gefühlten Bedürfnisse ab, wenn sie dem Normalphilister eine Gänsehaut um die andere über den Leib jagen, aber keinen Staatsanwalte fällt es ein, in dieser Methode" das Merkmal des groben Unfugs zu erblicken. Diesmal ist es die Saale­zeitung" gewesen, welche der Welt bekannt gab, daß in Buckau  40-50 Arbeiter wegen hochverrätherischer Ümtriebe" verhaftet worden seien, und jetzt stellt es sich heraus, daß es nur 17 sind. Von 17 auf 40-50 ist ein Ragensprung. Gelogen wie tele­graphirt. Die Verhafteten sollen, neuerer Nachricht zufolge, die Most'sche Freiheit" verbreitet haben, was wir aber auch start bezweifeln. Die Fränk. Tagesp," meldet. noch weiter: Der aus Berlin   ausgewiesene Schuhmacher Krause, in Nürn berg als Kronzeuge des Fränkischen Kurier" gelegentlich der Pommer- Hofmann- Affäre bekannt, war, heißt es dann, ver­haftet worden, weil er viel von Dynamit geredet hatte; er wurde jedoch nach 5 Tagen wieder entlassen. Seine Ver haftung geschah durch 10 Magdeburger   Krimininalbeamte. Etliche weniger belastete Arbeiter sollen wieder entlassen wer­den. Die ganze Sache sei sehr aufgebauscht; in Magdeburg  meffe man dem Vorfall feine große Bedeutung bei. Das ist die Geschichte, wie sie jetzt dargestellt wird. Daß darin auch noch viel Uebertreibung enthalten ist, ist auf den ersten Blick flar.

Zu den Frankfurter   Sozialistenverhaftungen wird jest berichtet, daß der verstorbene Schäfer sieben Nummern des Sozialdemokrat" zur Vertheilung bei sich hatte, ferner auch Sammellisten zur Unterstügung der in Haft befindlichen Partei­genoffen. Ferner weiß die Köln  . 3tg." zu melden: Sie Geschäftskommission" der Partei, welche man bei ihrer Sigung überrascht hatte, und hat die Behörde genügenden Be lastungsstoff, um gegen die bei Prinz Versammelten auf Grund des§ 128 des Strafgesetzbuchs vorzugehen.

Es war

Nochmals die Freiberger Verurtheilten. Dem Abg. Auer, welcher in Nürnberg   figen wollte, ist dies Gesuch abge­schlagen worden, v. Vollmar hofft wegen seines förperlichen Zustandes in München   bleiben zu dürfen. Den in Zwickau  Sigenden ist Selbstbeköstigung, Beschäftigung nach Wahl, eigene Kleidung und Wäsche, eine Beitung und Licht bis Abends 10 Uhr gestattet worden.( Auer verliert also im Vergleich zu dem, was im Nürnberger   Bellengefängniß an Vergünstigungen eingeräumt wird, nichts.) Herr Viereck hat Strafaufschub beantragt, ist aber abschlägig beschieden worden.

Die berühmten Mannheimer Demokraten scheinen wirklich gar nicht so abgeneigt, im Nothfall den national­liberalen Kandidaten herauszuhauen. Wenigstens hält die " Franff. 3tg." es für nöthig, ganz energisch ihren Mannheimern ins Gewissen zu reden. Sie bemerkt:" Die widerliche Auf­dringlichkeit, mit welcher die Heidelberger Gesellschaft an die

fich

mokraten schimpft, so ist das höchst verdächtig. Die national liberale Preffe versagt sich eben zur Zeit das Vergnügen, gegen die Volkspartei zu heben, weil sie in Mannheim   deren Stimmen brauchen kann; wenigstens erhofft man dort eine Art Neutra lität der Demokraten. Die Nat.- Lib. Corr." meint ihrerseits, die Hälfte der letteren wurde für Diffene, die andere für Dreesbach stimmen. Nun scheint es uns allerdings, als würde die von der Parteileitung ausgegebene Parole der Wahl­enthaltung nicht innegehalten werden. Gänzlich unwahrschein lich aber ist, daß demokratische Stimmen für den national liberalen Kandidaten abgegeben werden sollten; denn von dem fonservativen Bewerber abgesehen, steht jeder andere Kandidat der Demokratie näher, als der Erkorene der Heidelberger. Da nach dürften unsere Mannheimer Parteifreunde ihre Ents schließungen richten."- Schlimm genug, wenn die Partei freunde sich noch lange entschließen müffen! Die Sozial­demokraten scheinen ungemein rührig. In Lautershausen wurde Herr Dreesbach gar mittelst Fackelzuges zum Versamm lungslokal geleitet!

Die Angelegenheit des Rechtsanwaltes Dr. Dedekind in Braunschweig   scheint gänzlich erledigt zu sein, man hört und sieht nichts davon, auch verlautet noch nichts davon, daß die Klage gegen das Braunschweiger Tageblatt", wegen Ver öffentlichung einer Berichtigung des Dr. Dedekind, wirklich er hoben werden wird. Dieser Preßprozeß würde vermuthlich auch dasselbe Ende nehmen wie die Untersuchung gegen Dedekind  . Die ganze Angelegenheit hat viel böses Blut gemacht die Welfen triumphiren, und man kann ihnen das auch nicht verdenken. Der Klub Welf   hat Dedekind   schon gefeiert, ferner giebt Dedekind   in seiner Villa in Wolfenbüttel   seinen An hängern ein Fest, ein zu seiner Ehre beabsichtigter Fackelzug

wurde verboten.

-

nut

Gegen die Kolonisation der Lüneburger Heide  , wie fie von der fürzlich in Berlin   gebildeten Gesellschaft für innere Kolonisation geplant wird, wendet sich eine Lüneburger   Korre spondenz in der Wes.- 3tg." In derselben wird darauf hinge wiesen, daß es in der Lüneburger Haide tein herrenloses Land giebt; dasselbe ist entweder im Besiz der Regierung oder der Rittergüter, größtentheils aber der Bauernhöfe, die durch Ge meinheitstheilungen häufig zu einer bedeutenden Größe ange wachsen sind. Vor etwa 20 bis 30 Jahren sei es fast zur Mode geworden, sich in der Lüneburger   Haide anzukaufen, die In der Korrespondenz wird es für völlig verkehrt erachtet, damaligen Ansiedler aber seien fast alle zu Grunde gegangen. wollte man einzelne Höfe oder gar ganze Gemarkungen ans faufen, um diese in Parzellen von je 35 Morgen zu zertheilen. Die unglücklichen Bebauer derselben würden auf ihnen ents weder verhungern oder als Bettler ihren Nachbarn zur Last fallen. Zur Entwässerung und Bebauung der Moore würden Geldmittel gehören, die dem Verein für innere Rolonisation schwerlich zu Gebote stehen würden.

Oesterreich- Ungarn  .

Die Rede des Grafen Kalnoty wird heute von der ges sammten Breffe kommentirt. Der Pester Lloyd" schreibt: Der Minister bezeichnet ganz deutlich und ohne irgend welche Um schweife diejenige Grenze, welche er sich für die Anwendung rein friedlicher Mittel gesteckt habe und es ist heute zum ersten Male von so autoritativer Seite in bestimmter Form er flärt worden, daß die Entsendung eines russischen Kommis fars, welcher an die Spitze der Regierung in Bulgarien   treten würde, oder eine militärische Dftupation und zwar nicht nur eine bleibende, sondern auch eine vorübergehende, sei es der Seehäfen, sei es des Landes selbst, schlechterdings nicht geduldet würde und daß jeder derartige Schritt von Seite Rußlands   zu einer entschiedenen Stellungnahme veranlassen müßte". Und noch eine weitere Frage ist durch die heutigen Erklärungen des Ministers in befriedigender Weise beantwortet worden, die Frage: ob wir für den Fall, als wir zu solch einer entschiedenen Stellungnahme" genöthigt wären, nicht etwa allein bleiben würden? Wir empfehlen in dieser Beziehung der Aufmerksamkeit unserer Leser ganz besonders Das jenige, was Graf Kalnoky   über unser Verhältniß zu Deutsch  Iand gesagt hat. Wenn man diese Stelle der ministeriellen Rede Rede aus dem Diplomatischen ins Gemeinverständliche überfest, so kann dieselbe feinen anderen Sinn haben, als daß Fürst Bismarc

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bulgarische Frage zu lokalisiren und namentlich eine Gin allerdings bemüht ist, die mischung von unserer Seite so lange als möglich hintanzu halten, eine Tendenz, welche auch beim Grafen Kalnoty uns bedingte Unterſtügung findet, daß aber für den Fall, als felbſt diese vereinigten Bestrebungen zur Erhaltung des Friedes Ruf einige Schritte weiter nach vorwärts zu thun und jene Grenze land nicht hindern sollten, auf der bisher betretenen Bahn noch zu überschreiten, jenseits deren bereits unsere Interessensphäre beginnt, daß in diesem Falle, welcher uns behufs Vertheidigung

stupig machen; wird doch von keiner Seite die Volkspartei würde, Deutschland   ganz bestimmt an unserer Seite

eifriger mit Roth   beworfen, als von der nationalliberalen. Wenn Herr Schwuchow von der Badischen Landeszeitung" bekannt als Mitarbeiter des Weinländer" sowie als Regenerator des Journalistenstandes eine Woche lang nicht auf die De­

zu finden sein werde. Findet diese Hoffnung, offenbar auß Rücksicht für die Beziehungen, welche zwischen Deutschland   und Form nach überaus zarten und vorsichtigen Ausdrud, so wird

Nun wohl, ich höre!"

-

danke Ihnen, daß Sie meiner Aufforderung, mich zu be­Aber noch einmal. Ver suchen, Folge geleistet haben! Nehmen Sie, bitte, dort auf schonen Sie mich mit Märchen und Romanen! Sie würden jener Truhe Play. Es giebt keine andere Gelegenheit zum damit doch Niemandem nüßen können." Sigen hier, und Ihr, Marthe, laßt uns allein und sorgt, daß Niemand hier herumschleicht!"

" Ich will Niemandem nüßen als der Wahrheit;

und

Sie werden mir das glauben, wenn ich Ihnen fage, daß Etwas verblüfft über den eigenartigen Empfang und ich keinen der beiden Angeschuldigten jemals gesehen habe!"

die ruhige Sicherheit der Frau, die ihm da gegenüber saß, ließ sich der Untersuchungsrichter auf dem ihm angewiesenen Platz nieder.

Ich bin Ihrer Einladung gefolgt," sagte er, weil ich es für meine Pflicht halte, auch die abenteuerlichste Spur aufzunehmen, so lange nur eine entfernte Vermuthung

vorliegt, daß damit der Wahrheit gebient sein könnte. Sie dürfen deshalb aber nicht etwa erwarten, daß ich mich darauf einlassen werde, irgend eine Rolle in einem geheim­nißvollen oder romanhaften Spiel zu übernehmen.

" Darüber werden wir später sprechen. Zur Sache

also, wenn ich bitten darf! Schuldigen?"

Wen halten Sie für den

Den Doktor Paul Ramfeld!"

,, Ah, das ist stark!"

Voraus, daß ich nichts als die volle Wahrheit fagen Lassen Sie mich ausreden; ich schwöre Ihnen im

werde."

Dann erzählte Juanita die Geschichte ihrer Bekannt das erste und das letzte Mal, daß ich in dieser An- Baters, ihrer Scheinehe mit dem Betrüger, ihrem Suchen Es ist schaft mit Ramfeld, ihrer Flucht von der Hazienda des

gelegenheit von Ihnen eine 3eugenaussage an einem anderen, als dem zuständigen und angemessenen Orte ent­gegennehme. Und nun, wer sind Sie und was haben Sie mir zu sagen?"

nach ihm und ihrem endlichen Wiederfinden.

Sie hatte

innes

ruhig begonnen, aber die Erinnerung an die ihr wider fahrene Schmach hatte ihr Blut doch wieder in heftige Wallung gebracht und sie mußte mit dem Sprechen Juanita hatte ihn ruhig angehört; sie schien seine halten, um ihre Fassung für das Weitere wieder zu ge

Worte als eine selbstverständliche Einleitung zu betrachten, auf welche sie durchaus gefaßt gewesen war und von der

winnen.

" Ich bin Ihrer Bitte gefolgt nnd habe Sie nicht un marthe auch niemals zuvor gehabt, sonst wäre sie vielleicht sie nicht im Mindesten in ihrer ruhigen Haltung erschüttert terbrochen," sagte der Untersuchungsrichter, obgleich Ihre werden konnte. Den ersten Theil der an sie gerichteten Erzählung romanhaft genug flang; aber ich behalte mir

Grinsend über den Wit ihrer eigenen Rede folgte sie dem Richter in das Hüttchen, das nur aus einem als Wohnzimmer und Küche benußten Raume und einem klei­nen Verschlage mit der dürftigen Lagerstätte der Binsenmarthe bestand.

Die Fenster des Wohnraumes waren so flein und ihre zerbrochenen Scheiben zudem so vielfach mit Papier   über­Hlebt, daß man in dem herrschenden Halbdunkel kaum die einzelnen Gegenstände unterscheiden konnte, und der Unter­suchungsrichter bemerkte darum die Anwesenheit einer dritten Berson erst, als er den Klang ihrer eigenthümlich fremdartig tlingenden Worte vernahm.

Sie sind der Herr vom Gericht, welcher oben auf dem Schlosse die Untersuchung führt?" redete sie ihn an. Ich

Frage scheinbar ganz überhörend, erwiderte sie ohne zu zögern:

Ich habe Ihnen bereits geschrieben, daß die beiden

welchem Zusammenhange das Alles mit den Vorgängen Männer, welche auf Schloß Brandenstein   gefangen gehalten auch die Beweise für alle ihre Behauptungen beizubringen auf Schloß Brandenstein   stehen soll. Sie werden bann ja

werden, unschuldig sind an dem Verbrechen, das ihnen zur Last gelegt wird. Der Schuldige ist ein Anderer!"

,, Und Sie glauben, diesen Anderen zu kennen?"

wissen."

Die Beweise?" fragte Juanita betroffen. Welcher Art können denn diese Beweise sein und woher follte ich fie " Ich kenne ihn!" war die klare und bestimmte nehmen? Mag er doch beweisen, daß meine Worte uns

Antwort.

,, Wußten Sie nicht, daß es alsdann Ihre Pflicht war, mir oben auf dem Schloffe davon Mittheilung zu machen?"

Wenn Sie mich bis zu Ende angehört haben, werden Sie begreifen, warum ich es nicht gethan."

-

wahr feien!"

" 1

nur fort, was wissen Sie über das Verbrechen von Branden  Nun gut! Auch das wird sich finden. Fahren Sie

stein?"

" Ich weiß nicht nur von einem Verbrechen, sondern ich weiß von zweien. Nicht nur der junge Baron ist er