( 15), Krämpfe( 28), Gehirnschlag( 19), Gehirn- und Gehirn­hautentzündung( 17), Krebs( 11), Altersschwäche( 15), Lebensschwäche( 32), Abzehrung( 24), Masern( 5), Scharlach( 5), Diphtherie( 33), Typhus ( 5), Diarrhöe( 22), Brechdurchfall( 14), an andern Krankheiten starben 189 und durch Selbstmord 7, davon durch Vergiftung 1, durch Er­hängen 6. Die Sterblichkeit der Woche auf das Jahr berechnet, kommen durchschnittlich auf 1000 Bewohner in Berlin 21,2, in Breslau 24,5, in Frankfurt a. M. 13,8, in Köln 26,4, in Dresden 23,1, in München 25,8, in Bremen 15,6, in Stuttgart 14,1, in Wien 18,9, in Paris 21,1, in London 17,3, in Liverpool 22,3. In der Woche wurden dem Polizeipräfi­dium gemeldet als erkrankt an Typhus 22, an Masern 83, an Scharlach 74, an Diphtherie 174, an Pocken 1. In den 9 größeren Krantenha sern wurden in der Berichtswoche 751 Kranke aufgenom men, davon litten an Masern 6, an Scharlach 6, an Diphtherie 42, an Typhus 17, an Rose 10. Es starben 145 Personen oder 26,4 pet. aller in der Woche Gestorbenen; als Bestand ver­blieben 3530 Arante.

Polizeibericht. Am 15. d. M. gegen Mittag fiel ein Mann an der Spandauerbrückr wahrscheinlich in Folge eigener Unacht­samkeit vom Vorderperron eines in der Fahrt befindlichen Pferde­bahnwagens auf den Straßendamm herab und erlitt durch den Sturz nicht unbeträchtliche Verlegungen am Kopfe, so daß er fich mittelst Droschke nach seiner Wohnung begeben mußte. Kurz nach Mittag machte ein Mann, durch ehelichen Unfrieden veranlaßt, in seiner Wohnung, in der Prinzen- Allee, den Ver­such, sich zu erhängen, wurde aber noch rechtzeitig an der Aus­führung gehindert. Um dieselbe Zeit versuchte eine Frau in ihrer Wohnung, in der Dresdenerstraße, sich mittelst Oleum zu zu vergiften. Sie wurde auf ärztliche Anordnung nach der Charitee gebracht. Nachmittags wurde in der Oranienstraße, an der Ecke der Luckauerstraße, ein Lehrling durch einen von dem Kutscher Krampuhl, Gubenerstraße 60 wohnhaft, geführten Geschäftswagen überfahren und am rechten Fuß und an der rechten Schulter so schwer verlegt, daß er mittelst Droschke nach der Wohnung seiner Eltern gebracht werden mußte. In der Nacht zum 16. d. M. erschoß sich auf dem Schloßplaß während der Fahrt in einer Droschke ein etwa 24 Jahre alter Mann, dessen Personalien noch nicht festgestellt werden konnten. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauha ise geschafft.

Gerichts- Zeitung.

+ Ein menschliches Scheusal, der Droguist Martin Heinrich Loit, Oranienstraße, stand gestern vor der vierten Straffammer des hiesigen Landgerichts i unter der Anklage, ein Verbrechen gegen die Sittlichkeit verübt zu haben. Die Ver handlung fand unter Ausschluß der Deffentlichkeit statt. Der Bube, ein in den zwanziger Jahren stehender Mann, hatte das achtjährige Töchterchen eines Arbeiters an sich gelockt und zu verschiedenen Malen in schändlichster Weise gemißbraucht. Die Erbärmlichkeit seiner That wird dadurch noch gesteigert, daß der Verbrecher an einer höchst gefährlichen seruellen Krankheit leidet und das bedauernswerthe junge Wesen angesteckt und für Lebenszeit unglücklich gemacht hat. Der gerichtliche Sachver ständige sagte aus, daß das Kind wohl niemals vollständig

werde hergestellt werden, etwas werde stets zurückbleiben. Der Staatsanwalt brachte eine längere Zuchthausstrufe in An­trag. Der Gerichtshof entschied sich dafür, die Strafe auf 2 Jahre Gefängniß zu bemeffen; die bürgerlichen Ehrenrechte wurden dem Angeklagten auf drei Jahre aberkannt.

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+ Pokern. Die Frage, ob das in legter Zeit in Kneipen vielfach gespielte sogenannte Pokern ein Glücksspiel ist, welches die Wirthe nicht dulden dürfen, unterlag gestern der Prüfung der fünften Straffammer des Landgerichts 1. Das Schöffen gericht hatte den Schankwirth Thomas wegen Duldung dieses Spieles zu einer Geldstrafe von 10 m. verurtheilt. Vor der Berufungsinstanz machte der Angeklagte geltend, daß er das Spiel für kein Hazardspiel gehalten habe, um so weniger, als es vielfach und auch in Nachtkafes vor den Augen von Kri­minalbeamten unbeanstandet gespielt werde. Das Pokern" besteht darin, daß 32 Karten von der Sieben bis zum an fünf bis höchstens sechs Spieler vertheilt werden. Jeder dieser Spieler hat vorher seinen Einsaß gemacht; nachdem er seine Karten angesehen hat, paßt" er entweder oder er sett von Neuem. Derjenige Spieler gewinnt, der die meisten gleichen und höchsten Karten in der Hand hat. Dem Staatsanwalt schien aus der Art dieses Spieles unzweifelhaft hervorzugehen, daß jede Berechnung ausgeschlossen sei und daß in ihm aus­schließlich der Bufall entscheide; er bat um Verwerfung der Revision. Der Vertheidiger des Angeklagten machte darauf aufmerksam, daß seinem Klienten jedenfalls die strafbare Absicht der Uebertretung gefehlt habe. Der Gerichtshof erkannte auf Aufhebung des erstinstanzlichen Urtheils und auf Freisprechung des Angeklagten. Der Gerichtshof ist der Ansicht, daß das Pokern" ein Glücksspiel im Sinne des Gesetzes ist. Er nahm aber an, daß der Angeklagte wiffentlich dieses Glücksspiel nicht geduldet habe, weil es bisher anstandslos in Lokalen gespielt worden sei. Künftig wird das Pokern" auf dem Index der verbotenen Spiele stehen, und die Herren Birthe werden gut thun, diese Entscheidung zu beachten.

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Daß der Gendarm Hornbogen aus Rirdorf wegen seiner Tüchtigkeit als Kandidat für den durch Versetzung des

Behagen. Sie schlang wohl auch ein Kollier um den Hals ihres Mannes, lachte dann herzlich und fröhlich, klatschte vor Vergnügen in die Hände und rief: Nein, wie Du komisch aussiehst! Wie Du drollig bist!"" Dann umarmte und herzte und füßte sie ihn, als wüßte sie sich vor Freude gar nicht zu lassen.

Einmal hatte sie wieder einer Vorstellung in der Großen Oper beigewohnt. Zitternd vor Frost kehrte sie in der falten Winternacht heim. Am nächsten Morgen hustete fie und acht Tage später starb sie an der Lungenentzün­bung. Lantin hätte sich am liebsten mit ihr ins Grab legen laffen. Seine Verzweiflung, sein Schmerz waren so groß,

Prinzen Handjern erledigten Landrathsposten des Teltower Kreises bestimmt sei, hatte der Gesanglehrer Karl Wuth aus Rigdorf am 22. Juni d. J. in einem Restaurant am Morigplat behauptet und hinzugefügt, daß Herr Hornbogen bereits Schreib­unterricht bei seiner Tochter nehme, da er in jedem Worte 25 Fehler mache. Herr Wuth hatte sich in angeheiterter Stimmung befunden, als er diese Geschichte zum Besten gab, und das Schöffengericht hatte ihn, wie wir s. 3. ausführlich mitgetheilt haben, zu einer Geldstrafe von 30 m. verurtheilt. Gegen dieses Urtheil hatte Wuth Berufung eingelegt, die gestern vor der fünften Straftammer des hiesigen Landgerichts I zur Verhaudlung fam. Er bestritt die Absicht der Beleidigung; er sei wirklich an jenem Tage in seinem angetrunkenen Zustande der Meinung gewesen, Hornbogen eigene sich zum Landrath. Er habe niemals etwas gegen den Gendarm gehabt, es sei also gar fein Grund für ihn, jenen zu beleidigen, vorhanden ge wesen. Diese Vertheidigung erreichte jedoch ihren Zweck nicht. Der Gerichtshof trat dem Standpunkt des Vorderrichters voll­kommen bei, hielt auch das Strafmaß für angemessen und erkannte auf Verwerfung der Berufung.

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Die nochmalige Ausgrabung der Leiche der vor 11% Jahren verstorbenen Frau Apotheker Speichert auf dem Friedhofe zu Bomst, welche am Montag Vormittag gegen 10 Uhr auf Anordnung des Oberlandesgerichts zu Posen statt­fand, hat nicht allein in der Kreisstadt Bomst , sondern in der ganzen Nachbarschaft das größte Aufsehen erregt und den Kirch­hof vollständig gefüllt. Namentlich hatten sich auch zahlreiche Aerzte und Apotheker aus den Nachbarorten eingefunden. Die zu diesem Akt vorgeladenen Sachverstädigen, Geh. Medizinal­räthe Koch, Liman, Wolff und der gerichtliche Chemiker beim Landgericht 1, Dr. Bischof aus Berlin , sowie der Profeffor der Chemie an der Breslauer Universität, Dr. Loewig, waren erschienen. Außerdem nahmen amtlich Thril: der Amts­richter mit einem Protokollführer aus Bentschen , Kreis Physikus und der Kreiswundarzt des Bomst. Wie wir aus privater Quelle erfahren, befindet sich die ausgegrabene Leiche noch in theilweise mumifizirtem Zustande, und soll die Möglichkeit vorliegen, einzelne Theile derselben nach dem Vorhandensein von Giften, Qinsbesondere von Arsenik untersuchen zu können. Mit dieser Untersuchung soll nach An­ordnung des Oberlandesgerichts ein bisher noch nicht betheiligt geweſenen Chemiker betraut werden. Da strengste Amtsver­schwiegenheit proklamirt ist, vermag uns unser Gewährsmann Weiteres nicht mitzutheilen. Nur so viel versichert uns der­selbe, daß die vorgenommene Prozedur bei den Bewohnern von Bomst, welche an die Schuld des verurtheilten Angeklagten ftets gezweifelt haben, die größte Befriedigung hervorgerufen hat. Nach Beendigung der Ermittelungen werden wir Weiteres berichten.

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Kreises

Ein Sozialisten- Prozeß vor dem königl. Landgericht zu Altona .

Vorsitzender: Landgerichtsdirektor Blumenthal. Staats­anwaltschaft: 1. Staatsanwalt Groschuff. Vertheidiger: Dr. Türckheim, Hamburg . Montag, den 15. November 1886. Die Bürger- 3tg." in Hamburg berichtet: Verhandelt wurde gegen die Bigarrenarbeiter 1) Claus Saß aus Rendsburg , 2) Gust. Knuth aus Schafstedt , 3) Joh. Wede aus Süsel bei Eutin , 6) Johann Raffow aus Flensburg , 7) Traugott Heidrich aus 4) Joh. Jensen aus Schleswig , 5) Wilh. Hopp aus Pasewalt, Belis, 8) Herm. Thomas aus Eilenburg und 9) Herm. Stein aus Altona , welche angeklagt find, als Mitglieder an einer ge heimen Verbindung theilgenommen zu haben, deren Dasein, Verfassung und Zweck vor der Staatsregierung geheim gehalten werden sollte, und zu deren Zwecken gehört, die Vollziehung des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878 und die zu dessen Handhabung in's Werk gefeßten Maßnahmen der Vers waltungsbehörden durch ungefeßliche Mittel fortgesetter Ver­breitung verbotener fozialdemokratischer Druckschriften zu verhindern und zu entfräften. Sämmtliche Angeklagte sind bisher gänzlich unbescholten, erscheinen aber durch die seit dem 4. Auguſt anhaltende Untersuchungshaft ziemlich angegriffen. Die Anklagefchrift lautet wie folgt: Am 4. August d. J. wurde die der Polizei als Sammelpunkt sozialdemokratischer Parteiführer bekannte Wirthschaft von Richter ( früher Grosz), Thalstraße 45, St. Pauli , von Polizeibeamten umstellt. Bei einer Durchsuchung des Lokals wurden in einem Zimmer des Kellers, welches sonst von einem Kellner als Schlaf­zimmer benutzt wird, die Angeklagten ad 1-7 vorgefunden und verhaftet. Unmittelbar darauf wurde auch Thomas in den oberen Wirthschaftsräumen angetroffen und inhaftirt. Dasselbe Schicksal ereilte Stein am 15. August in seiner Wohnung. Beim Eintritt der Polizei in den Richter'schen Keller fand man die Angeklagten ad 1-7 um einen Tisch fizen. Alle hatten kleine Abrechnungsbücher, Saß Tinte und Feder und einen vers schloffenen Holzkoffer vor fich. Bei einer in dem Zimmer vor genommenen Durchsuchung wurden folgende Gegenstände vors gefunden und beschlagnahmt: 31 Stüd Abeitermarseillaise von J. Audorff; eine Partie Nr. 28 des, Sozialdemokrat"; Sammel­lifte Nr. 789 für die Familien der Ausgewiesenen mit einge­gangenen Beiträgen; Karten zu Lufttouren des Eimsbütteler Sängerbundes" und der Aphrodite "; Notizbücher mit Adressen und Berechnungen und ferner in den Kleidern der ver­schiedenen Angeklagten Karten der vorgenannten Liedertafeln, fuvertirte Nummern des Sozialdemokrat" und Notizen über Adreſſen. Auf dem Fußboden des Zimmers lagen 5 Packete,

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welche Exemplare der verbotenen Sozialdemokratischen Biblio thet"," Die Sozialdemokratie vor dem Deutschen Reichstage" enthielten; ein Packet mit der Aufschrift A. v. Ewig, Kaufs mann in Neumünster , enthaltend 300 Sammellisten für den Wahlfond. In dem Holzkoffer, welcher vor Saß auf dem Tisch gestanden hatte, befanden sich zahlreiche Nummern des Sozial demokrat" und der verbotenen Schrift Mucker, Pfaffen und Königsschwindel"; Sammellisten für die Familien der Ausge wiesenen in 102 Exemplaren; ferner eine fortlaufende Rechnung für die Zeit vom 1. Januar 1884 bis dahin 1885; sowie eine solche vom 1. Januar 1884 bis 30. September 1885; Berech nungen über ausstehende Werthzeichen und Karten; Postscheine, darunter ein solcher an Frohme in Frankfurt a. M.; ein Brief von J. Gorlt aus Wandsbek an Saß; eine Bleistiftnotiz aus dem Organisationsplan; ein gedruckter Organisationsplan; Abrech nungen über verbotene Druckschriften. In den Wohnungen der Angeklagten wurden bei vorgenommenen Haussuchungen Listen über Beiträge und verbotene Schriften vorgefunden, wie 3. B.: Was die Sozialdemokraten sind und was sie wollen", Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissen­schaft"," Bastiat Schulze, von Laffalle"," Geibs Gedichte", Aus Nacht zum Licht"," Die Frau, von Bebel"," Ein neues Wintermärchen" und andere mehr. Die Angeschuldigten be streiten, einer Verbindung gedachter Art angehört zu haben und fuchen ihre Anwesenheit in dem Richter' schen Lokale, insbe sondere in dem Zimmer des Kellners, theils durch Berufung auf einen Unbekannten, theils durch Behauptung eines Bus falles zu erklären. Saß, welcher bei seiner Festnahme die vor ihm liegenden zwei Abrechnungsbücher als sein Eigenthum an erkannte, behauptete jezt, daß ihm ein Unbekannter in der Richterschen Wirthschaft dieselben mit dem Bemerken: Er solle doch nach unten gehen" übergeben habe. Daß diese beiden Abrechnungsbücher dem Saß gehören, nimmt die An flage deshalb als erwiesen an, weil in dem Buche vier Briefe vom Schuhmacher Villain- Elmshorn mit der Unterschrift " Dein Ferdinand" lagen; ferner ein Brief des Schuh machers Klüß ebendaher, mit der Ueberschrift Freund S." Ein bei Saß vorgefundenes Schlüffelbund erkennt Saß als sein Eigenthum an, tann aber nicht erklären, wie es kommt, daß der eine Schlüffel zu dem Holzkoffer paßt. Von einem mit J. Gorlt unterzeichneten Briefe bestreitet Saß, daß er an ihn gerichtet sei, obwohl Gorlt zugegeben hat, daß er ihn an den Angeschuldigten gerichtet habe. Angeklagter Knuth be hauptet, zufällig aus dem Wirthschaftslotal in das Kellnerzimmer gerathen zu sein, als er das Pisoir aufsuchen wollte. Den bei Wede vorgefundenen Organisationsplan will dieser von einem Unbekannten in St. Pauli empfangen haben. Jensen be hauptet ebenfalls, auf dem Gange zum Pissoir in das Kellner zimmer gerathen zu sein. Hopp will von einem Unbekannten die Aufforderung erhalten haben, nach der Richter'schen Wirth schaft zu gehen. Bezüglich der Notizen in seinem Notizbuch räumt er ein, daß dieselben sich auf das Abonnement des " Sozialdemokrat" beziehen. Raffom will ebenfalls von einem Unbekannten die bei ihm vorgefundenen Schrift stücke bekommen haben. Heidrich gesteht zu, daß er ein Backet, enthaltend die Broschüre Die Sozialdemokratie vor dem Deutschen Reichstage", nach der Kellerwirthschaft getragen habe, dieses soll auf Aufforderung eines Unbekannten geschehen sein. Thomas giebt zu, daß er Saß, Wede und Knuth fennt und daß er sich mit denselben wiederholt im Kellnerzimmer zum 3wede seiner Bildung über die Prinzipien des Sozialismus unterhalten habe. Er bestreitet, den Sozialdemokrat verbreitet zu haben, will aber Abonnent sein." Zeuge Gastwirth Richter hat die Wirthschaft am 5. Mai d. J. von dem Wirth Grosz übernommen. Nach seiner Angabe sind die sämmtlichen bei ihm verhafteten 8 Angeklagten bei ihm regelmäßig alle 14 Tage zusammen gekommen und haben sich unter der Vor gabe, über Krankenkaffenangelegenheiten verhandeln zu wollen, in ein besonderes Zimmer, anfänglich in das neben dem Billard zimmer belegene, später in das Schlafzimmer des Kellners zurückgezogen. Richter hat bemerkt, daß die Ange­schuldigten Pacete mitgebracht und beim Fortgehen einen fleinen Kasten, auch Packete unter die Treppe gelegt haben. Er Er hat auch

diesen Versammlungen den Vorsitz geführt und von Anwesen den Geld angenommen hat. Beuge Kellner Bockel bestätigt die Angaben des Richter vollständig. Richter habe ihn jedes Mal mit dem Bemerken, die Altonaer fommen" angewiesen, das Bimmer zurecht zu machen. Nach der ersten Zusammenkunft hat der Kellner unter seinem Bett ein Packet vorgefunden. Ueber die Organisation der verbotenen Verbindung, die Stellung der einzelnen Angeklagten in derselben ist folgendes ermittelt. Der bei Wede vorgefundene Organisationsplan hat folgenden In halt: 1. Abth.: Art. 1. Die Leitung der Organisation wird wird 1) durch ein aus 12 Personen bestehendes Zentral- Wahl fomitees, 2) durch die Lokal- Wahlkomitees, 3) durch die vers einigten Bezirksführer gehandhabt. Erstere sind die ausführen dsn Behörden, lettere die beſtimmende Bebörde. Art der

wahrgenommen, daß Saß bei

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aktiven Parteimitglieder in den betreffenden Bezirken gehen die Bezirksführer hervor. 2. Die Lokal Wahlfomitee Mitglieder( Distriktsführer) werden von den aktiven Parteimitgliedern gewählt. 3. Die Bentral Wahlfomitee- Mitglieder werden auf den Bezirksführer der Wahlen der Bezirksführer eines jeden Wahlfreises werden die

fich in der

er

verwaltet, ausgereicht hatte, um alle ihre gemeinsamen Be- Vertrauen einflößte und an dessen Besitzer er dürfnisse zu befriedigen, erwies sich jetzt als ungenügend, um recht peinlichen Angelegenheit wenden könnte. die Wirthschaft des Wittwers zu versorgen. Mit Staunen Endlich fand er ein solches und trat in den Laden; fragte er sich oft, wie sie bisher die feinsten Weine hatten schämte sich, einem ihm unbekannten Menschen Mittheilung trinken, die besten Speisen hatten essen können, während er friedigen konnte.

mit knapper Noth nur die allerbescheidensten Ansprüche be- befand und diesem ein solch werthloses Ding zum Kaufe machen zu müssen von der drückenden Lage, in der er sich

Er machte Schulden; er lieh sich an allen Orten fleine

anbieten zu müssen aber was half's?

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Mein Herr," begann er, sich an den Geschäftsinhaber Summen ganz nach der Art von Leuten, die in ihrer wendend, ich möchte gern wissen, wie hoch Sie diese Rette

Vermögenslage durchaus herabgekommen sind. Als er nun gar eines Morgens es war noch eine Woche vor dem legten des Monats, an dem er wieder Gehalt empfing feinen Pfennig mehr in der Tasche hatte, kam ihm der Ge­

hier tagiren."

Der Kaufmann nahm sie, betrachtete fie, wandte fie um, betrachtete sie wieder, nahm dann eine Lupe zu Hilfe, rief dann seinen Kommis, mit dem er einige leise Bemer

daß seine Haare im Verlauf eines einzigen Monats weiß banke, irgend etwas zu verkaufen und zwar dachte er zu merfungen austauschte, legte dann die Kette auf den Laden

wurden. Er weinte von früh bis spät; seine Seele war zerrissen von dem unsagbaren Leid. Jede Erinnerung an bas Lächeln, an das Sprechen, an die Stimme, an das lieb­reizende Wesen der Entschlafenen ließ ihn seinen Verlust immer noch mehr empfinden.

Die Zeit hatte feinem Schmerze gegenüber ihren lin­dernden Einfluß verloren. Oft sah man ihn während der Bureaustunden, wenn seine Kollegen die Arbeit ruhen ließen und ein Wenig von Tagesneuigkeiten plauderten, frampshaft. das Geficht verziehen, um sich am Weinen zu hindern. Die Wangen , die Nase, die Stirne waren voll Falten­

allererst an ,, das Galanteriewaarengeschäft" seiner Gattin. tisch und trat einige Schritte zurück, um ihren Effekt aus

Es war das um so eher begreiflich, als er diese auf Augen­täuschung hinzielenden Sachen nie recht hatte leiden mögen. Der Blick auf den Kasten, der die Schmucksachen enthielt,

der Entfernung zu betrachten und ihn danach besser zu urtheilen.

be

Lantin fühlte sich durch so viele Weiterungen ein biss war sogar geeignet, ihm das Bild der Heimgegangenen für den genirt; er wollte schon den Mund aufthun und sagen:

einen Moment in weniger hellem und reinem Glanze er­scheinen zu lassen.

Lange wählte er unter dem werthlosen Zeug, von dem

If

-

fie Ihnen

Geben Sie sich nicht so viel Mühe! Ich weiß fehr wohl, daß das Ding feinen besonderen Werth hat" als Jener bemerkte: Mein Herr, diese Rette ist zwölftaufend bis fie eine Unmasse hinterlassen hatte, denn bis zu ihrer letzten aber nur dann abkaufen, wenn Sie mir ganz genau i aber es nüßte nichts; im nächsten Augenblick waren seine fast kein Tag vergangen, an dem sie nicht irgend eine solche theilen, wie Sie in den Besiß derselben gekommen find."

Augen doch mit Thränen gefüllt und er brach in lautes Schluchzen aus.

Das Zimmer der Todten war so geblieben, wie es zu ihren Lebzeiten ausgesehen hatte; tagtäglich schloß er sich hier

Lappalie mit nach Hause gebracht hätte. Er suchte und entschied sich endlich für eine große Halskette, für die er wohl, wie er meinte, sechs bis acht Franks bekommen würde, denn die Arbeit daran war, wenn man bedenkt, daß es und sorgfältige.

fünfzehntausend Franks werth, ich

und starr

fann

-

mit

Der Wittwer riß die Augen weit auf; er war stumm er verstand zuerst gar nicht, was ener meinte. Endlich stammelte er: ,, Sie Sie meinen-? Sind Sie Ihrer Sache auch sicher?" Der Kaufmaun deu tete dieses Erstaunen falsch und erwiderte in trockenem, ge ein, um an sie zu denken. Alle Möbel, alle Geräthe, selbst schließlich doch nur falsche Steine waren, eine sehr saubere schäftsmäßigem Tone: Sehen Sie zu, ob Sie anderswo I mehr dafür bekommen. Ich kann Ihnen nur fünfzehntaus Er steckte die Kette also in die Tasche und als er sich send Franks geben. Wenn Ihnen ein Anderer nicht mehr dann nach dem Ministerium begab, machte er einen fleinen bietet, fönnen Sie jederzeit zu mir zurüdkommen und biefe

alle ihre Kleidungsstücke blieben nnberührt an jener Stelle, an der sie sich am Todestage der Gattin befunden hatten.

Aber das Leben machte seine Rechte geltend; recht hart und rauh erinnerte es ihn an die Alltäglichkeit. Sein Gehalt, das, solange seine Frau es in Empfang genommen und

Umweg und ging über die Boulevards, um unter den dort befindlichen Bijouteriegeschäften eines auszusuchen, das ihm

Summe erhalten."

( Schluß folgt.)