Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 271.

Kongreb freier eingefchriebener und auf Brund landesrechtlicher Vorschriften er­richteter Bilfskaffen

11.

Gera , 15. November. Nach Eröffnung am Montag Morgen erfolgte zunächst Abstimmung über den Antrag des Herrn Grünwaldt betreffs Wahl einer Kommission zur Ausarbeitung einer Denkschrift an den Reichstag 2c. Der Antrag wird angenommen und darauf zur Wahl einer aus 7 Personen bestehenden Kommission ge schritten, worauf Herr Baffte( Hamburg ) als Referent über das Hilfskaffengesetz zum Wort gelangt. Derfelbe verbreitet sich über die Entstehungsgeschichte des Gesezes für die freien Hilfs laffen von 1876, worauf er zur Anwendung seitens der Behör den übergeht und einige besonders markante Fälle über die Auffassung verschiedener Paragraphen dieses Gesetzes und ihre Anwendung von dieser Seite zur Sprache bringt. Zum Schluß empfiehlt der Referent folgende Resolution:

-

Der Kongreß hält eine Abänderung des Hilfskaffenge­feges für unbedingt erforderlich und ersucht einen hohen Reichstag wie Bundesrath, selbige in einer den Hilistassen entsprechen­den Form vornehmen zu wollen, damit die diesen Kassen gewährleisteten Rechte auch in Wirklichkeit gewahrt bleiben. Im Ferneren spricht sich der Kongreß gegen jede weitere Be lastung der freien Hilfskaffen aus, namentlich in Bezng der Meldepflicht, weil hierin ein Vortheil hinsichtlich der Ausfüh­tung der Krankenkassengeseze nicht erblickt werden fann, dagegen die Entwicklung der freien Kaffen gehemmt würde." Die Resolution wird einstimmig angenommen.

Hierauf referirte Herr Heine( Hamburg ) über: Die Stel lung der freien Hilfskaffen zum Unfallversicherungsgeset".

Derselbe bemerkt in der Einleitung, daß das Gefeß, gegen­über den Verhältnissen, wie sie durch das Haftpflichtgefeß von 1871 geschaffen, als ein Fortschritt auf der Bahn der Entwid­lung zu betrachten sei. Daß es nicht vollkommen und allen Ansprüchen genüge, liege eben in der Natur der Sache. Man müsse auf diesem Gebiete erst Erfahrungen sammeln, denn diefe Materie sei eine den Gesetzgebern bisher gänzlich fremde. Manches, was man heute als Mißgriff sowohl von dieser wie von jener Seite zu betrachten geneigt sei, sei als solches durch die gesammelten Erfahrungen noch lange nicht bewiesen. Ebenso verhalte es sich mit den im Voraus angestellten Berechnungen. Redner geht nun auf den den Krankenkassen zugewiesenen An­theil bei vorkommenden Unfällen des Näheren ein und wie sich diese Unfälle auf die verschiedenen Kassen vertheilen. Er be nugt hier eine statistische Arbeit der Hamburgischen Behörde für Krankenversicherung. Danach kamen Unfälle im Ganzen 6562 vor= 5,5 pCt. der gesammten Krankheitsfälle, und eine Unfallsfrankheit auf 38,4 Raffenmitglieder oder 2,6 auf je 100 Der letteren. Bu beachten ist hierbei, daß die durch Un­fälle im Betriebe herbeigeführten Krankheitsfälle eine be­trächtlich größere Bahl von Krankheitstagen bedingen als die übrigen, nämlich einer durchschnittlich 28,8, während die letteren für sich allein nur durchschnittlich 14,3 Tage, also taum die Hälfte, in Anspruch nehmen. Die Vertheilung der Unfalls­frankheiten auf die einzelnen Arten von Kaffen ist jedoch eine höchst ungleiche; es kommen

auf die Drtskrankentafen Betriebskrankenkaffen

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Innungsfrankenkassen

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Krankenkassen

eingeschriebenen Hilfs­

Zentralfaffen)

Bentralfaffen unter

ihnen Gemeinde- Kranken­ Versicherung

218 = 1, 5647= 1 1

Freitag, den 19. November 1886.

die Krankenkasse des Bauunternehmers Behring mit 73 Unfällen auf 953 Mitglieder, die Norddeutsche Affinerie mit 42 Unfällen auf 147 Mitglieder= 1 Unfall auf 3,5 oder 28,6 Unfälle auf 100 Mitglieder; diese Kaffe hat also vergleichsweise die höchste Ziffer der Unfallskrankheiten. Die Nagel'sche Kaffe hat 34 Un fallsfrankheiten auf 156 Mitglieder, also 1 auf 4,6 oder 22 auf 100, die Krankenkasse für die beim Beleuchtungswesen der Gaswerke beschäftigten Personen 26 auf 408 Mitglieder u. s. w.

Von den Ortsfrankenkassen hat eine erheblichere Zahl von Unfallskrankheiten nur die Kaffe der Arbeiter für kaufmännische Geschäfte mit 74 Unfällen auf 2935 Mitglieder und die Kaffe der Bierbrauer und Branntweinbrenner mit 12 Unfällen auf 252 Mitglieder. Bei 14 dieser Kaffen sind Unfallserkrankungen überhaupt nicht vorgekommen.

3. Jahrg.

die Berufsgenossenschaften, die durch den gänzlichen Wegfall der Karenzzeit entstehende Mehrbelastung nicht tragen tönnte, die Industrie nicht mehr konkurrenzfähig wäre, so würde dies schon die Regierungsorgane veranlassen, Mittel und Wege zu suchen, wie dieser Eventualität vorzubeugen sei, z. B. durch Eins berufung eines internationalen voltswirthschaftlichen Kongresses sämmtlicher Industriestaaten.

Der Reichstagsabgeordnete Kayser fordert die Delegirten auf, genau formulirte Forderungen zu stellen, da andernfalls ja diejenigen Vertreter im Reichstage, welche zu Gunsten der Ar­beiter einzutreten bereit wären, ihre Rückenstüße verlieren würs den und ihnen alsdann gesagt werden könnte: es find dies Forderungen, die thatsächlich von den Arbeitern gar nicht ein­mal gestellt werden, wie der Kongreß in Gera bewiesen hat. Wenn dieser Kongreß seinen 3wed erfüllen wolle, habe er Be­schlüsse zu fassen, welche eine Entlastung der freien Hilfstassen zum Endzweck haben. Es eigne sich hierzu besonders noch die Herbeiführung von Beschlüffen, daß auch Berufskrankheiten- Bleivergiftungen 2c. mit unter das U.-W.-G. gestellt werden. Ferner müsse auch noch in Betracht gezogen werden, daß die Entschädigungen bei theilweiser Erwerbsunfähigkeit doch derart gering seien, daß auch diese Mißstände zum Gegenstand weit­gehender Forderungen gemacht werden könnten und im Intereffe Der Krankenkassen auch gemacht werden müffen. Die Rente müsse seiner Ansicht nach in allen Fällen danach berechnet wer den, ob und in wie weit der Verlegte in seinem Geschäfte erwerbsfähig sei. Es sei ein Mißstand des Gesetzes, daß bei­spielsweise ein Schloffer, der in seinem Geschäft als nicht mehr erwerbsfähig gelten kann, sich den Ausfall, den er durch die geringe Rente an seinem Einkommen erleidet, vielleicht als Portier oder dergleichen erwerben soll. In dieser Hinsicht set das Unfallversicherungsgeseß dem Haftpflichtgefeß gegenüber Auf die verschiedenen Berufsgenossenschaften vertheilen sich die Unfälle in folgender Weise: tein Fortschritt. Der Redner erwartet, daß der Kongreß nach Berufs Zahl der Unter Ueber dieser Seite hin ganz bestimmte und präzise Beschlüsse faffen Broz. Genossenschaft Unfälle 13 Wochen 13 Wochen werde. ſat Chemische In­ dustrie .

Von den eingeschriebenen Hilfskaffen resp. den Zentral­faffen darunter haben die meisten Unfallserkrankungen die Zentralfrankenkasse der Tischler und anderer gewerblicher Arbeiter mit 1610 Unfällen auf 70 554 Mitglieder, die Allgemeine Kranfen und Sterbekasse der Metallarbeiter" mit 3420 Unfällen auf 38 652 Mitglieder(= 1 auf 11,3 Mit­glieder oder 8,8 Unfälle auf 100 Mitglieder), die Zentral­frankenkasse der deutschen Wagenbauer mit 193 Unfällen auf 5035 Mitgtieder, die Zentralkaffe der deutschen Schiffbauer mit 152 Unfällen auf 2027 Mitglieder 7,5 Unfälle auf 100 Mit­glieder u. s. w. Der Einfluß der großen Anzahl von Unfalls­frankheiten auf die Kassenverhältnisse tritt denn auch in ver schiedenen Kaffen, besonders mit kleinerer Mitgliederzahl, deut­lich zu Tage; so z. B. beträgt der Kaffenbeitrag bei der lettge­nannten bereits 3 pCt. des Lohnes, und das Sinken ihrer Mit­gliederzahl um zirka ein Drittel ist wohl hauptsächlich diesem Umstande zuzuschreiben.

1502

1999

408

19%

Bayerisch. Bau gewerks

1095

955

96

8%

Süddtsch. Eisen­und Stahl­Hambrg. Bau­gewerks

739

641

98

13%

275

241

34

12 Diesen Thatsachen stellt der Referent die Wahrscheinlich­teitsberechnung des jeßigen Präsidenten des Reichs- Versicherungs­amtes, des Geheimen Regierungsrathes v. Bödiker, in der Un­fallversicherungsvorlage von 1881 gegenüber. Danach bleiben uur 5,2 pt. aller Unfälle, von denen noch 1,1 pct. zu den vorübergehenden zu rechnen find, von den Berufsgenossen­schaften zu tragen. Diese stellen sich aber bei jetzt bestehender 13 wöchiger Karenzzeit auf 83 pCt. des auszuzahlenden Geldes, während dann 94,8 pCt., welche den Krankenkassen obliegen, diese nur mit 16,5 pt. belasten. In Geld ausgedrückt, kosten 5,2 pCt. der Unfälle jegt den Genossenschaften bei einer Zahl von 1 615 253 Arbeitern 134 Millionen Mark, während die 94,8 pCt. den Krankenkassen 2 Mill. Mark kosten. Der Refe= rent geht nun auf die zu dieser Frage gestellten Anträge ein. Es wird beantragt zu

Es sprechen noch mehrere Redner, sämmtlich gegen Herrn Heine, der in einem Schlußwort verschiedene Mißverständnisse richtig stellt und erklärt, daß er prinzipiell auf demselben Stand­punkt wie die Herren Deisinger und Kayser stehe.

Herr Kayser macht noch darauf aufmerksam, daß man die Frage in Erwägung ziehen möge, ob es nicht empfehlenswerth sei, eine vollständige Trennung der Krankenversicherung von der Unfallversicherung zu fordern. Nachdem noch einige Redner sich zu dieser Frage geäußert, wird folgende von Herrn Scheps ( Leipzig ) eingebrachte Resolution einstimmig angenommen: Der Kongreß beschließt, eine Petition an den Reichstag zu richten, die Krankenversicherung von der Unfallversicherung zu trennen."

Kommunales.

Stadtverordneten- Versammlung.

Deffentliche Sigung vom 18. November

Der Stadtverordneten- Vorsteher Dr. Stryd eröffnet die Sigung nach 5 Uhr mit einer Reihe geschäftlicher Mit theilungen.

Nach Eintritt in die Tagesordnung wird ein Auf­nahmegefu ch in die Wunderlich- Stiftung geschäftsordnungs erledigt. folgt

8 5. Bon: Navolzhausen, Calbe , Bruchköbel , Leipzig , mäßig erlebbie Wahl je eines Mitgliedes in die Invaliden­Braunschweig, Altona , Hamburg . Der§ 5 ist so umzugestal ten, daß nach demselben die Fürsorge für den Verlegten vom Beginn des Unfalls an der Berufsgenossenschaft obliegt." Altona , Hamburg . In Absatz 1, Biffer 2, ist statt ,, vom Be­ginn der dreizehnten Woche" zu seßen: ,, vom Beginn der fünften Woche."

Redner stellt sich auf den etwas eigenthümlichen Stand­punkt, daß er den letteren der gestellten Anträge befürwortet und motivirt dies damit, daß im Falle der Annahme des ersteren der obigen Anträge die deutsche Industrie derart schwer 276 geschädigt würde, daß sie nicht mehr konkurrenzfähig sei mit der Industrie des Auslandes. Zum Schlusse empfiehlt Redner 30 folgende Resolution zur Annahme:

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Am ungünstigsten stehen also in dieser Hinsicht die Be­triebstrantenfaffen. Die( absolut) meisten Unfallsfrankheiten inter ihnen haben die beiden Schiffswerften, die Reiherstieg'sche mit 112 auf 432 Mitglieder, also 1 auf 3,9 Mitglieder oder 26 Unfälle auf 100 Mitglieder, sodann diejenige von Blohm und 5,5 oder 18,3 Unfälle auf 100 Mitglieder. Weiterhin kommt Boß mit 90 Unfallsfrankheiten auf 492 Mitglieder= 1 auf

" Der Rongreß verkennt durchaus nicht die Vortheile, welche das Unfall- Versicherungs- Gesez den Arbeitern und den Krankenkassen gegenüber dem Haftpflichtgeset bietet, glaubt aber, daß eine Abänderung verschiedener Bestimmungen desselben im Sinne der diesbezüglichen Vorschläge des Kongresses nothwendig sei."

Herr Deifinger ist mit Herrn Heine nicht vollkommen ein­verstanden, sondern vertritt die Ansicht, daß, wenn die deutsche

Industrie, wie Herr Heine sich ausgedrückt, mit anderen Worten

Kandidatenfrenden in Amerika.mbie Gazette" mit dem Folgenden heraus:

noch als von dem ,, meineidigen Schurken Twain".) Dann

Bekanntlich sind die Wahlkämpfe in den Vereinigten Staaten , zumal in der letzten 3eit vor den Wahlen, von noch viel größerer Heftigkeit als in Europa und es ist er­göglich zu sehen, mit welchen Mitteln man dort zu arbeiten pflegt. In dem berühmten Werke Friedrich von Bellwald's, Amerita in Wort und Bild", Verlag von Schmidt und lich einer prächtigen Schilderung des Lebens und Treibens in der Bundeshauptstadt Washington unter anderen lehr­reichen Berichten folgende drastische Erlebnisse des Humoristen

Mark Twain :

Was wir

wissen möchten. Will der neue Gouverneurskandidat sich dazu herablassen, seinen Mitbürgern den unbedeutenden Um­stand zu erklären, daß die Mitinsassen seines Blockhauses in Montana von 3eit zu 3eit kleinere Werthgegenstände vermißten, bis sie sich schließlich, da diese Dinge regelmäßig

an Herrn Twain's Rörper oder in seinem Koffer"( d. i.

der alten Zeitung, in welche er seine Backbeeren einzu wickeln pflegte) wieder gefunden wurden, genöthigt sahen, ihm zu seinem eigenen Besten eine freundschaftliche Ver­warnung zu ertheilen, welche darin bestand, daß sie ihn theerten und federten, auf einem 3aunriegel reiten ließ und für den Staat New- York und hatte vor anderen Herren zum Vor wenigen Monaten war ich Gouverneurskandidat ihm dann den guten Rath gaben, an der Stelle, die er bis­her im Lager ausgefüllt, ein permanentes Vakuum zu mindesten den Vortheil voraus, daß ich einen guten Namen Laffen. Will er das thun?" Ich war in meinem Leben hatte. Obwohl mir gerade darum etwas unbehaglich war, nicht in Montana gewesen.( NB. Fortan nannte mich mußte ich doch den Kampf aufnehmen. Als ich aber eines dieses Blatt gewohnheitsmäßig: Twain, den Montana Lages beim Frühstück ahnungslos die Zeitung durchblätterte, spigbuben".) Von der Zeit an nahm ich Zeitungen nur mit 3ittern in die Hand, so wie Jemand eine Bett­decke aufhebt, unter welcher er eine Klapperschlange ver­

stieß ich auf folgende Notiz:

-

"

Eines Tages fiel mein Blick auf folgendes:

Meineid. Da der Herr Mark Twain jetzt als Gouver­neurskandidat auftritt, wird er sich vielleicht zu der Erklärung muthet. herbeilaffen, wie es zuging, daß er 1863 zu Wakawak in Cochinchina durch 34 3eugen des Meineides überführt wurde, welchen er in der Absicht geschworen, eine arme Wittwe und ihre hilflosen Kinder um ein armseliges Fleckchen

,, Eine Lüge am Pranger! Durch die eidlich er­härteten Aussagen des Herrn Michael O' Flannagan, Esq. aus Five Points, und der Herren Kitt Bures und John

Bisangland, ihre alleinige Habe, zu berauben. Herr Twain Allen aus der Waterstreet ist zur Evidenz bewiesen, daß die ist eben so sehr sich selbst wie der großen Nation schuldig, schmähliche Behauptung dieses Herrn Mark Twain , der in

bies aufzuklären; ob er es thun wird?"

Gott ruhende Großvater unseres edlen Bannerträgers

zu müssen! T. Hoffmann sei wegen Straßenraubes gehenkt worden, eine für alle rechtſchaffenen Männer, wenn sie feben, ute

brutale Lüge nicht zum Verzweifeln daß Leute

eine herzlose, graufige Anklage! Ich hatte Cochinchina nie gesehen! Ich hatte noch nie von Watawat etwas gehört! dies: Bezeichnend. Man wird bemerkt haben, daß sich ihre Zuflucht nehmen, wie das Beschimpfen der Todten in

Herr Mark Twain betreffs des Meineides in Kochinchina in ein bedeutsames Schweigen hüllt!"( NB. Während des Restes der Wahlkampagne sprach diese Zeitung von mir nur Während des

des politischen Erfolges halber zu so schmachvollen Mitteln ihren Gräbern und Besudeln ihrer reinen Namen durch Verleumdung?" Und doch kann ich ruhig die Hand auf die Bibel legen und versichern, daß ich Herrn Hoffmanns Groß­

und Veteranen- Unterstüßungsdeputation und in die Part­deputation. Durch Akklamation wird in die erstere der Stadtv. Bulle, durch Wahl mittelst Stimmzettel in die lettere der Stadtv. Winkler gewählt.

Um 6 Uhr wird die Sigung vertagt und eine gemein schaftliche Sigung des Magistrats und der Stadtver ordneten- Versammlung unter Vorsiz des Oberbürgermeisters Dr. v. Forden bed findet statt. Es handelt sich um die Neuwahl eines Mitgliedes für den Bezirks ausschuß Berlin an Stelle des ausgeschiedenen Herrn Kieschte.

Stadtv. Spinola schlägt vor, die Wahl durch Afflama tion vorzunehmen und den Direktor A. Herrmann zu wählen.

Afflamationswahl ist nur zulässig, wenn kein Widerspruch dagegen erhoben wird.

Stadtv. Gördi erhebt Widerspruch.( Ruf: Dho!) Die Wahl findet durch Stimmzettel statt.

Gewählt wird der Direktor A. Herrmann; einige( 12) unbeschriebene Bettel und drei Bettel mit dem Namen des Rechtsanwalts Freudenthal bilden die Minorität.

papa niemals verleumdet, bis zu jener Stunde nie etwas von ihm gehört hatte.( NB. Beiläufig möchte ich bemerken, daß besagtes Blatt mich nur noch Twain, der Schinder knecht und Leichenschänder" betitelte.) Der nächste Beitungs­artifel lautete so:

,, Ein sauberer Kandidat. Mark Twain , der gestern bei dem Massenmeeting der Independenten eine so nieder schmetternde Rede loslassen sollte, war, als die Stunde

schlug, nicht zur Stelle! Ein Telegramm von seinem Arzte besagte, er sei von einem Gaul niebergetrampelt und int

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ihm

das Bein an zwei Stellen gebrochen worden der Un­glückliche litt große Schmerzen 2c. Die Independenten be­mühen sich, sich zu stellen, als kennten sie nicht den wahren Grund der Abwesenheit jenes verwahrlosten Subjektes, welches sie ihren Bannerträger nennen; gestern Abend hat man einen gewissen Jemand im 3ustand viehischer Be­trunkenheit in das Haus des Herrn Twain taumeln sehen. Für die Herren Independenten wird es hierdurch zur ge­bieterischen Pflicht, zu beweisen, daß jenes bis zur Bestialität herabgefunkene Individuum nicht Mark Twain selbst war. Die Volksstimme fragt in Donnerton: Wer war der Kerl!" Drei Jahre waren über meinem Haupte bahin­gezogen, seit ich das letzte Mal einen Tropfen Ale, Bier, Wein oder andere geistige Getränke gekostet. In der nächsten Nummer dieses Blattes war ich gemüthlich Herr Delirium­tremens- Twain" titulirt.

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Inzwischen empfing ich beständig anonyme Briefe. folgende Form war die gewöhnlichfte: ie ist ere. Die Wie denn das mit der alten Bettelfrau, die Du mit Fußtritten aus Deiner Wohnung rausgeschmissen hast?" Pol Pry. Auch diese: Du hast Dinge verbrochen, wovon Niemand nicht Kenntniß besigt außer mir. Du thust besser, mit etwas Spuz her auszurücken, sonst sollst Du in den Zeitungen hören von Deinem hochachtungsvollen Handy Andy."

Kurz darauf überführte mich das tonangebende Blatt der Bestechung engros und prostituirte" mich mit einer wuchtigen Anklage für Erpressung durch falsches Zeugniß.