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Ur. 272.
Lokales.
Sonnabend, den 20. November 1886.
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fahrt- Aktiengesellschaft die Omnibuslinie Prenzlauer Allee( Ecke Megerstraße) Großbeerenstraße( Ece Yorkstraße) in Betrieb sezen wird. Es gehen auf dieser Linie 10 Wagen in Zwischenräumen von 11 bis 12 Minuten, und zwar von der Prenzlauer Allee der erste 6 Uhr 45 Minuten, der lezte 10 Uhr, von der Großberenstraße 7 Uhr 42 Minuten Morgens, 10 Uhr 57 Minuten Abends. Die Wagen vaſſiren von ver Prenzlauer Allee ( Ecke Megerstraße) die Prenzlauer , Aleranderstraße, den Alexanderplatz , die Königs-, Neue Friedrichstraße, den Lustgarten, Am Opernhause , die Behren, Markgrafen-, Mohrenftraße, den Wilhelmsplay, die Wilhelms-, Anhalt-, Königgräßer, Großbeerenstraße bis zur Vorkstraße. Zurück ebenso. Tas Fahrgeld beträgt für die ganze Strecke 20 Pf., mit Theilstrecken für 15 und 10 Pf. Ferner wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß am Prenzlauer Thore, am Ererzierhause, Spiße nach der Saarbrückerstraße, ein neuer Standplag für vier Thorwagen eingerichtet wird.
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Die schon seit vielen Jahren erstrebte Ueberführung der Ringbahn im Zuge der Stromstraße dürfte nunmehr baldigst in Aussicht stehen. Bisher war an der Verzögerung der Aus
holter Aufforderung des Magistrats das Projekt nicht fertig gestellt hatte. Nachdem nunmehr dieser Mangel gehoben ist, wird seitens des Bezirksvereins zu Moabit der Magistrat ersucht werden, nun seinerseits Vorschläge zur schleunigen Herstellung zu machen.
Gegen die Fremdwörter. Herr Dr. v. Stephan hat nun auch für die Bauten der Post angeordnet, daß von den Bauanschlägen, Beichnungen 2c. alle Fremdwörter fern zu halten und auch die technischen Ausdrücke der deutschen Sprache möglichst anzupassen sind. Eine weitere Anordnung geht dahin, bei den zur Zurechtweisung für das Publikum dienenden Aufschriften in den Post- und Telegraphengebäuden, soweit dies noch nicht geschehen ist, gleichfalls deutsche Bezeichnungen aus schließlich zur Anwendung zu bringen. So sollen beispielsweise die allgemein mißbrauchten Fremdwörter Korridor, Etage, Portier 2c. durch die deutschen Bezeichnungen Gang, Gefchoß, Pförtner ersetzt werden. Bei den Berliner Bauten ist, nach der Voff. 3tg.", diese Anordnung überall zur Durchführung gelangt.
In den Straßen Berlins schreitet man oft achtlos über eiserne Tafeln und Ringe von den verschiedensten Größen und Formen dahin, ohne daß man sich Zeit nimmt, darüber nachzudenken, was diese in die Trottoirs und Fahrdämme eingelaffenen Gegenstände wohl bedeuten mögen. Am zahlreichsten und bekanntesten sind schon jene Tafeln, welche die Einsteigeschachte und Zuführungsöffnungen der Kanalisation, Wasserleitung, der Gas- und Telegraphenanlagen 2c. bedecken, weit seltener dagegen glatte, freisrunde Scheiben von etwa 25 Ctm. Durchmesser, denen man nur in weiten Abständen begegnet. Das sind die Deckel der Grundwasser- Standrohre, von deren Vorhandensein und Zweck nur wenige Bewohner Berlins Kenntniß haben werden. Was Grundwasser ist, dürfte bekannt sein. Seit Jahren haben Aerzte und Bautechniker dem Studium desselben ihre Aufmerksamkeit zugewendet, weil man in ihm eine der häufigsten und wichtigsten Ursachen für Krant beiten , namentlich solche epidemischer Art zu finden glaubt. Bettentofer in München hat ja die Grundwaffertheorie" aufgestellt, daß mit dem Sinken des Grundwaffers die Typhusführung die Eisenbahnverwaltung schuld, welche trot wiedererfranfungen zahlreicher werden, mit dem Steigen desselben fich vermindern. Außer dieser hygienischen Bedeutung hat das Grundwasser in einer Stadt mit so durchlässigen Boden wie Berlin auch Einfluß auf die Gebäude. In vielen Gegenden der Stadt tritt das Grundwasser bis 1 Meter unter die Oberfläche. Die anhaltende Feuchtigkeit des Bodens theilt sich den Fundamenten und Mauern mit, verdirbt die Luft der Kellerwohnungen und der unteren Geschosse und wirkt hier nicht nur auf die Gesundheit der Bewohner, sondern nicht minder verderblich auf Nahrungsmittel, Kleider, Geräthe 2c. Genaue Grmittelungen über den gewöhnlichen Stand und die Schwankungen des Grundwassers waren auch erforderlich, um für den Bau der Kanalisationsanlage, insbesondere der Abzugstanäle, Anhaltspunkte zu gewinnen. Meistens wurden diese Untersuchungen am Brunnen ausgeführt, weil man annahm, daß der Stand des Brunnenwaffers ein genügendes Merkmal für den Stand des Grundwassers abgebe. So verfuhr man in München , wo Bettentofer seit Jahren diese Untersuchungen leitete, so wurden auch die Beobachtungen in Berlin zuerst ausgeführt, die durch Beamte der Feuerwehr unter Leitung Scabell's angestellt wurden. Allein gerade diese Untersuchungen ergaben auch das Bedenkliche einer solchen Methode, in so fern einmal die tägliche Wafferentnahme an verschiedenen Brunnen sehr cr= heblich schwankt, andererseits an manchen Orten, um ein gutes Brunnenwaffer zu erzielen, durch das Grundwasser hindurch in tiefere wasserführende Schichten gegangen werden mußte. Die städtische Deputation für Untersuchung der auf die Kanalisation und Abfuhr Berlins bezüglichen Fragen entschied sich daher von Anfang an dahin, für die Untersuchung des Grundwassers be fondere eiserne Standröhren in den Erdboden einzusenken. Diese Röhren haben 20 3tm. Durchmesser und befinden sich an etlichen 30 Stellen in der Stadt vertheilt, so am Schloßplay, Ede Brüderstraße, Stralauerstraße, gegenüber der Waisenstraße, Ede Dranienburger und Große Präsidentenstraße, an der west lichen Ecke der Brunnen- und Elsafferſtraße, im nördlichen Bürgersteig der Behrenstraße an der Charlottenstraße, auf dem Belle Allianceplaz gegenüber der Friedrichsstraße, Ecke Potsdamer- und Bülowstraße, am großen Stern auf der Charlotten burger Chauffee, an der Südwestecke von Oranienplatz und Oranienstraße 2c. Die Höhenlage der Oberkanten sämmtlicher Stadtbriefen" befigt, haben alsbald noch drei weitere Geschäftsfestgestellt und seitdem wird täglich an denselben der Stand des Grundwasserröhren wurde durch ein besonderes Nivellement leute, jeder für sich, die polizeiliche Genehmigung zur Eröffnung diese Weise sind seit September 1869 über das Berliner dieser erheblich fleineren Stadt ist ebenfalls neben der bereits Grundwassers und zugleich die Wärme desselben gemeffen. Auf gestaltet fich aber der Verlauf der Sache in Mainz , denn in Grundwasser so reiche und sichere Beobachtungen gewonnen Gründung von drei weiteren derartigen Unternehmungen
möglich, die Gesundheitsverhältnisse nicht blos der ganzen Stadt, sondern auch der einzelnen Stadttheile mit Leichtigkeit in Verbindung zu seßen mit den Schwankungen des Grundwasserspiegels. Vielleicht intereffirt fich nach dieser Erläuterung mancher Leser für die sonst wenig anziehenden monatlichen Bu sammenstellungen über den Grundwasserstand Berlins , welche
Das Polizeipräsidium bringt zur öffentlichen Kenntniß, daß morgen die Neue Berliner Omnibus und Packet
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Er war ein alter Mann und ich habe felten so viele Falten in einem Gesichte gesehen. Dünnes und schneeweißes Haar beckte seine Schläfen- Alles an ihm war greifenhaft und verwittert, nur die Augen schauten lebendig und mit seltsamem Trotz in die Welt. Menschen, denen man ein zerstörtes Leben ansieht, auch wenn sie nie darüber klagen. Er mußte einer davon sein.
Es giebt alte
Darum
Das Privatpostwesen scheint nach dem Mißerfolge der Berliner Anstalten allgemein im Rückgange begriffen zu sein. In Breslau hat, der Nordd. Allg. 3tg." zufolge, der Plan zur Gründung eines Unternehmens für Stadtbriefbeförderung wieder aufgegeben werden müssen, weil es dem Unternehmer nicht gelungen ist, die Betheiligung von Kapitalisten zu gewinnen. In Stettin scheiterte aus demselben Grunde die in Ausficht genommene Privat- Briefbestellungseinrichtung. In Elber feld hat eine ähnliche Privat- Beförderungsanstalt den Betrieb einstellen müssen, weil das Publikum derselben keine Sendung mehr zur Besorgung anvertraute. In Aachen ist die beabsichtigte Gründung einer Privat- Stadtbriefbeförderung als gefcheitert zu betrachten. In Krefeld ist die Privat Packetbeförderung nach furzer Zeit des Bestehens wieder eingegangen. Bemer fenswerth ist die Wahrnehmung, daß an einzelnen Orten gleichzeitig mehrere solcher Unternehmungen entstehen oder doch zu entstehen versuchen. So find in Karlsruhe ( Baden) und in Straßburg ( Elf.) je zwei verschiedene Unternehmer für die Einrichtung von Privat- Bestellanstalten aufgetreten. In Köln , welches
einer gleichartigen Anstalt nachgesucht. Befonders symptomatisch
geplant.
Die in den Pferdebahnwaggons befindlichen Mittelgänge bestehen bekanntlich aus dicht neben einander befestigten Leisten und ist dieser Fußsteig eine wahre Mauſefalle. Es kommt faft täglich vor, daß diesem oder jenem Fahrgast ein 10-, 20oder 50- Pfennigstück aus der Hand fällt und zwischen diese
Leisten geräth. Grblickt man bei der Suche auch wirklich das
Geldſtück, so gelingt es in den seltensten Fällen, dasselbe mit den Fingern zu fassen und da auch geeignete Instrumente fehlen und der Wagen besezt ist, um das Laufbrett hochzuheben,
ladung, mit ihm ein wenig spazieren zu gehen, freudig annahm; dachte ich doch, ein Stück von seinem Leben zu erfahren.
Ich mache diesen Weg oft allein," sagte er, als wir draußen waren; ich „ ich gehe an den Stätten vorüber, wo die Erinnerungen für mich begraben liegen, die bösen und die füßen, und das ist zu
Beiten das Beste, was ein einsamer Mensch thun kann, bann lebt man in einer halben Stunde seine Tage noch ein
Mal cursorisch durch.
er war freundlich zu uns und sprach wohl auch einmal ein Wort darein, wenn wir Billard spielten. Meist aber saß damals noch voll waren und blond; ich sehe sie noch, den f stumm in der Fensternische und seine lebendigen Augen liefen unablässig von Einem zum Anderen. mochten ihn Viele nicht leiden; es ist nicht Jedem angenehm, zu fühlen, daß gerade ein Anderer an ihm physiognomische Studien macht.
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Am Todtensonntag war es im vergangenen Jahre. Er faß an seinem alten Plaße und sah uns zu. Außer uns waren faum brei Gäste im Lokal. Heute sind alle Lebendigen bei den Todten," sagte ich
meine
,, Dort drüben in dem hohen, schmalen Hause mit dem seltsamen Frauenkopf über dem Thorbogen liegt meine Kindheit begraben, hoch oben im vierten Stock. Dort bin ich geboren; dori strich mir die Mutterhand die lieben Kopf über den Nähtisch gebeugt und sehe noch die Wolfen von Tüll und Gaze, die von ihren Händen niederquollen bis auf die Diele. Es wurden Tanzröckchen daraus- meine Mutter war Tänzerin. Einmal durfte ich sie auch sehen, dort drüben im Theater. Neben der alten Frau, bei der wir wohnten, saß ich im Parterre und ich weiß noch, wie himmlisch schön die Mutter mir vorkam; die Frau aber hielt mir mit ihrer harten, braunen Hand den Mund zu, denn ich hatte begonnen, laut aufzujubeln. In dem alten Theatergebäude liegt mehr als diese Erinnerung für mich begraben doch davon später. Von Zeit zu 3eit fam ein vornehmer Mann zu uns, der mich füßte und mir Geschenke brachte; fie mußte ihn wohl sehr lieb haben, die Mutter, so glücklich lachte fie, wenn er tam und so zärtlich hielt sie ihn, wenn er gehen wollte. Eines Tages nähte sie sich statt der Röckchen ein schwarzes Kleid und weinte, als sollte ihr das
zu ihm. " Ich gehe selten auf den Friedhof," gab er zur Antwort; elen man bald siebenzig Jahre zählt und wie ich soviel erlebt hat, daß man eigentlich noch einmal so alt ist, wie mancher Andere in den gleichen Jahren, dann hat man feine Gräber überall, auf der Gasse, in den Häusern, im Sat, den er je zu mir gesprochen. Das Spiel war zu grünen Wald sogar und im Strom." Es war der längste Herz brechen; und ich weinte mit. Meines Vaters Grab Ende; ich sette mich zu ihm.
Und was liegt Alles in diesen Gräbern?" Erinnerungen, Menschen und Illusionen." Der Mann
deckt
aber die es schmücken sind vornehme Leute und gehen mich nichts an. Er war plöglich gestorben, ohne für uns sorgen zu können; wie ich später erfuhr, wollte er sich in kurzer Mit den Thränen kam die Noth in's Haus. Noch seh' ich die Gute, wie sie sich mühte, Tag und Nacht; ich sehe sie
hatte eine eigene Art zu reden, ohne daß sich seine Miene Frist mit meiner Mutter trauen lassen. Nun war es anders.
veränderte.
Es war spät am Nachmittage; wir geriethen in ein
3. Jahre
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die
so müßte der Verlierer natürlich auf seine Kosten Tour bis zum Endpunkt abfahren, um das Geldstück zu erlangen.
In der öffentlichen Heilanstalt für Augenfranke, Neue Königstraße 6, finden die Sprechstunden täglich( auch Sonntags) von 9 bis 11 Uhr Vormittags statt. Die Behand lung sowohl wie die Verabfolgung der Meditamente achchiebt
unentgeltlich.
Man schreibt der Bolts- 3tg." Als ich vor einigen Tagen in Berlin mit der Stettiner Bahn ankam und in der Invalidenstraße die neue Pferdebahn fah, war ich sehr erfreut darüber, daß von diesem sehr frequentem Bahnhofe aus endlich eine derartige Verbindung ins Leben getreten war. Ich benuste dieselbe sofort und bestieg am Stettiner Bahnhof einen Wagen, um nach der Karlstraße zu fahren, war aber nicht wenig überrascht, als der Fahrschein 15 f. foſtete, und interpellirte den Schaffner, der mir antwortete: Ja für 10 Pf. fönnen Sie nur bis zum Neuen Thor fahren, oder Sie dürfen diesen Wagen erst von der Chauffeestraße an benußen, dann fostet Ihre Tour 10 Pf. Ich fuhr dann später von der Rathenower - und Thurm straßen- Ecke nach dem Stettiner Bahnhof foftete 20 Bf., weil Theilstrecke für 15 Pf. wieder an der Chauffee- und Invalidenstraßen- Ede ist. Dagegen fährt man auf einer ähnlichen Tour von der Thurm- und Rathenowerstraßen- Ecke nach dem Oranienburger Thor für 15 Pf., also eine längere Strede als nach dem Stettiner Bahnhof, 5 Pf. billiger. Nach diesen Erfahrungen bin ich der Meinung, daß diese Eintheilung recht unzweckmäßig ist.
Die Rohrbrüche in der Bellealliancestraße beginnen wieder trop der kostspieligen Umbauten im vorigen Sommer. Am Mittwoch Abend plaste das große Hauptrohr an der linken Seite des Blücherplaßes, die Pferdebahnwagen nach Tempelhof mußten vor der Rieselfluth von ihrer Haltestelle flüchten und der einige Fuß unter dem Fahrdamm belegene Bürgersteig wurde überschwemmt. Erst nach einer halben Stunde gelang es, die Fluth abzusperren.
Die Berliner Börsen- Zeitung" verbreitete in ihrer gestrigen Abendausgabe die Nachricht, daß der Stadtverordnete Gördi ausgewiesen sei. Die Nachricht beruht, wie wir aus bester Quelle versichern tönnen, auf unwahrheit.
Ein grober Postbeamter. Es geht dem ,, Berl. Börf.- Kour." eine Beschwerde über das höchst schroffe Benehmen eines Be= amten des Postamtes Nr. 12, Ecke der Charlotten- und Zimmerstraße, zu. Vorgestern Mittag trat ein Herr, eine erloschene Zigarre im Munde, in das Bureau ein, um ein Rohrposts Rouvert zu kaufen. Er sah den Beamten am Fenster nach der Straße zu stehen, in das Lesen einer Zeitung vertieft. Um sich bemerkbar zu machen, pochte der Herr an die Scheibe des Schalters. Daraufhin fuhr der Beamte, wie von der Tarantel gestochen, auf, stürzte auf den Echalter zu, öffnete das Fenster und rief im zornigen Tone: Hier wird nicht geraucht!" Der hierdurch etwas verblüffte Herr entschuldigte sich, obwohl ihm thatsächlich die Zigarre bereits ausgegangen" mar. Nichtsdestoweniger fuhr der Beamte erregt fort: Wissen Sie nicht, was Anstand ist?" und ließ im weiteren Verlaufe der Aus
einandersetzung, bei welcher sich übrigens der betreffende Herr mit großer Selbstbeherrschung jeder verlegenden Bemerkung ent hielt, noch die Aeußerung fallen: Das ist ein ganz underschämtes Benehmen." Auch weigerte sich der Beamte, seinen Namen zu nennen. Es eristirt zwar eine in allen Post- Bureaus angeschlagene Bekanntmachung, wonach das Rauchen in diesen Räumen untersagt ist, im Bublifum ist aber diese Verordnung nur sehr wenig gekannt. Jedenfalls wird die vorgesezte Be hörde Veranlassung nehmen, den jähzornigen Beamten in der Zimmerstraße darüber zu belehren, daß die Angestellten der deutschen Reichspost in Fällen, wo eine Üebertretung einer Verordnung stattfindet, das Publikum in gebührlicher Weise darauf
hinzuweisen, nicht aber zu infultiren haben.
Polizeibericht. Am 18. d. M., Vormittags gegen 8 1hr, stürzte ein Theil des auf dem Grundstück Thurmstr. 60 befind lichen Fabrikschornsteins zusammen. Die Trümmer durchschlugen das Dach und die Decke. des Fabrikraums und verletzten den darin befindlichen Metalldreher Häußner. Da auch dem noch stehenden Theil des Schornsteins der Einsturz droht, ist die vorläufige Schließung der Fabrit angeordnet werden. Um dieselbe Zeit wurde auf dem Neubau Neue Schönhauserstr. 10 der Arbeiter Gericke von einem durch den Thorweg fahrenden
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damals
fallen unsere schönen Möbel hatten wir verkauft. Dann kam ein Abend, der vor mir steht, als wär es der gestrige. Meine Mutter brachte reichliches Essen nach Hause für den letzten Rest ihrer Gage, das Simmer war warm, die Lampe brannte hell, ich war ganz glücklich und dachte, nun wäre Alles wieder wie einst. Dann sette sie sich hin und schrieb; ich kauerte im Winkel und spielte mit meinen zerbrochenen Sachen. Die Mutter stand auf, füßte mich ein paar Mal fest auf den Mund und ging mit dem Briefe aus der Thüre. Dann kam sie wieder, als hätte sie etwas vergessen, legte die Schlüssel, die sonst nie aus ihrer Tasche kamen, auf die Kommode und trat auf mich zu, hastig, weinend. Doch plötzlich wandte sie sich ab und stürzte hinaus. Ich hörte einen dumpfen Ausschrei, der mir in der Erinnerung noch durch Leib und Seele schauert verstand ich ihn faum; aber mir graute doch; ich lauschte. Die Thüre ging draußen und wurde zugeschlagen. Sie war fort. Furchtsam und müde kroch ich in's Bett, zum ersten Male allein; ich war ein Kind und schlief ein, trotz meines Grauens. Es ging schon dem Morgen zu, als mich polternde Schritte auf der Treppe weckten; man riß an der Klingel, ich horchte auf die schlürfenden Schritte der alten Frau, die hinausging, zu öffnen. Dann hörte ich sie schreien, gell, häßlich. Dann machten sie auch unsere Thüre auf, zwei Männer trugen die Mutter herein; sie war ganz naß; ihr Gesicht hatten sie zugedeckt mit einem weißen Tuche. Die Leute waren ernst und flüsterten leise. Ich sah immer auf die Mutter und sah im Scheine der heruntergebrannten Lampe, wie das Wasser aus ihren Kleidern auf den Fußboden rann. Da sind wir am Flusse. Meiner armen Mutter erstes Grab liegt dort, zwischen dem zweiten und dritten Pfeiler der Brücke."
Der Alte verstummte. Wir beugten uns Beide über das Geländer und sahen hinab, als hätten wir die Wasser etwas zu fragen. Aber sie rauschten lustig zu. Dann gingen wir immer in demselben langsamen Schritte weiter burch die Gassen und er zeigte mir die Stätten, an die sich Erinnerungen für ihn knüpften, Gräber, wie er sie nannte; und dabei hatte er nicht die unangenehme Art so vieler
Gespräch über das Thema, das er angeschlagen hatte; der bleich und bleicher werden, in wortlosem Jammer die Hände Leute, an jeder denkwürdigen Stelle stehen zu bleiben. alte Mann interessirte mich so sehr, daß ich seine Ein- ringen und wieder dumpfstöhnend in das ärmliche Sopha
Da war ein langes, graugrün getünchtes Gebäude, mit