regung verbot. Ich habe zwei Tage und zwei Nächte Eisfühlung bekommen und muß jetzt noch die peinlichste Vorsicht brauchen. Es wurde in dem Rapport erwähnt, daß ein Schußmann Wackermann dabei betheiligt war, derselbe hatte keinen Dienst und hat harmlos in seinem Bett geschlafen, einen Schußmann Schulz aber giebt es auf dem 53. Polizeirevier nicht, auch ist ein Zivilist nicht zugegen gewesen, sowie auch der Herr Wachtmeister nicht mit Füßen gestoßen und mit Fäusten traftirt worden ist. Daß er aber durch Abwehren des Stockes hingefallen ist, kann ich nicht in Abrede stellen. Friedrich Schulz, Wächter, Fruchtstraße 68.
Sehenswerthe Fundirungsarbeiten werden 3. 3. in einem der Bebauung erschloffenen Theile Moabits ausgeführt. Die Lübecker- Straße in Moabit wird von dem alten, längst außer Betrieb gefeßten Lenz'schen Torfstich" schräg durchzogen. Der dortige Baugrund ist der denkbar ungünstigste. Bei einer Entfernung von 14 Mtr. Breite schießt der Torfboden plößlich von dem schönsten Bausand in eine Tiefe von 9,0 Mtr. hinunter. Diesen uralten Ablagerungen wird jetzt ein schnelles Ende bereitet, denn Hunderte von Arbeitern find augenblicklich damit beschäftigt, die Brunnenkästen, welche für die Bebauung der Stelle nothwendig sind, in die Tiefe hinunter zu bringen. Zwei Lokomobilen pumpen fortgesezt das angesammelte Wasser aus den Torfgräben und kleinere Bagger befördern die Kästen an ihr legtes Ziel. Einen merkwürdigen Anblick gewähren die alten Baumstämme, welche hier und da in dem Torfe liegen, aber am seltsamsten ist eine 1,0 Mtr. hohe Moosschicht, welche 7,0 Mtr. unter dem Wasser, fest zusammengedrückt, filzähnlich lagert. Die Farbe des Mooses ist gelblich- braun, die Fäserchen find vorzüglich erhalten. In wenigen Wochen werden aus diesem seltsamen Untergrund die Häuser in die Höhe wachsen.
Hoch über den Wassern des Louisenstädtischen Kanals erheben sich seit einigen Tagen wieder die Verkaufspläge unserer Alepfelhändler. Bei dem vielen Raum, den die am Ufer entlang führende Promenade bietet, ist es eigentlich nicht einzusehen, weshalb die Vorräthe auf einem etwa 30 Fuß hohen, und auf dem Boden des Gewässers ruhenden Gerüste und nicht auf fester Erde plazirt werden. Diese schwebenden Verkaufspläge mit den dürftigen Bretterunterlagen sind für die Käufer und Verkäufer sehr nachtheilig. Jedes Geldstück, das beim Zahlen der Hand entgleitet, ist in der Regel rettungslos verloren und versinkt zwischen den Brettern hindurch in die Tiefe des Kanals. Im vorigen Jahre paffirte es einer in der Naunynstraße wohnenden Beamtenwittwe, daß sie den Trauring ihres verstorbenen Mannes bei solcher Gelegenheit vom Finger verlor. Nach einiger Zeit wurde der Ring auf der schmalen Mauerkante, die sich dicht über dem Wasserspiegel des Kanals hinzieht, aufgefunden und der Eigenthümerin wieder zugestellt. Es ist jedenfalls beim Geldzahlen an diesen Verkaufsständen die größte Vorsicht nöthig.
Die vielbesprochene Fleischschau des von auswärts eingebrachten Fleisches kann noch immer nicht ins Leben treten; der für den 1. Dezember in Aussicht genommene Termin ihrer Eröffnung hat wieder hinausgeschoben werden müssen, denn es find neue Weiterungen eingetreten und bis diese völlig erledigt find, dürften noch mehrere Wochen verstreichen, während welcher die bereits angestellten vierzehn Thierärzte, die große Zahl der Fleischbeschauer 2c. verurtheilt sind, unbeschäftigt ihr Gehalt von der Stadt zu beziehen. Das Statut für die Fleischschau befindet sich nämlich noch immer auf der Wanderschaft. Vom Magistrat ausgearbeitet, vom Polizeipräsidium darauf genehmigt, wanderte es nach Botsdam zum Oberpräsidenten Dr. Achenbach. Von diesem erbat es fich das Polizeipräsidium zurück, um noch eine Klausel hinzuzufügen. Das Statut wanderte also nach Berlin zurück und dann mit jener Zusazklausel versehen wieder nach Potsdam . Von dort ließ es Herr Dr. Achenbach wieder Dort nach Berlin an das Ministerium des Innern wandern. wird das Statut beanstandet wegen der Tariffäße; es wird Umfrage gehalten über die Handhabung der Fleischschau, über die Höhe der Tarife in anderen Städten bis die Antworten
auf diese Anfragen eingelaufen, bis diese Antworten dann gefichtet sind, bis auf Grund dieser Sichtung dann Bestimmungen getroffen werden und bis diese Bestimmungen dann die Zu stimmung aller betheiligten Faktoren erhalten haben, kann noch geraume Zeit vergehen und inzwischen muß die Stadt unnüt große Summen für das angestellte Untersuchungspersonal zahlen und während die hiesigen Fleischer ihr Vich auf dem hiesigen Schlacht und Viehhof untersuchen lassen müssen, findet eine Untersuchung des von auswärts eingeführten Fleisches noch immer nicht statt, wodurch gleichzeitig die Benachtheiligung des taufenden Bublifums verlängert wird.
Seitens der Packetfahrtgesellschaft werden jetzt die Briefschaften der Hansa" mitbestellt, welche dann Herrn Kühn berechnet werden. Unter den Sendungen, welche jetzt ausgetragen werden und der Hansa" zur Besorgung übergeben worden sind, befinden sich solche, welche schon vor Tagen aufgegeben wurden und an deren Eristenz man gar nicht mehr dachte. Was aus den wegen Mangels genügender Adressen unbestellt gebliebenen Briefen der Hansa" geworden ist, hat man bis heute nicht erfahren können. Bei dieser Gelegenheit ist auch die Frage berechtigt, welche Maßregeln die Privat beförderungsanstalten bezüglich jener Briefschaften zu ergreifen gedenken, welche die kaiserliche Oberpostdirektion als herrenloses Gut in den Postbriefkästen gefunden und in Verwahrung ge= nommen hat. Daß die Angelegenheit hiermit ihre Erledigung gefunden haben sollte, ist doch schwer anzunehmen. Zu den Briefen 2c. find Werthzeichen der Privatanstalten verwendet worden und da glauben wir, daß es nicht mehr als anständig
Ein Schuß ist gefallen!
Mit Gedankenschnelle fliege ich hinaus, zur Gitterpforte hin, welche beide Gärten verbindet.
Wie im Traume höre ich noch den wohlbekannten Hufschlag, das helle Gewieher von meines Mannes Rappen, und wie im Traume lehne ich an den Eisenstäben des Gitters.
Was ich da vor mir sehe, läßt mich wanken. Im Grase, lang hingestreckt liegt die Gestalt des Fremden, und wenige Schritte davon steht Jane auf den Stufen, die zu dem Salon emporführen.
Noch hat sie das rauchende Piſtol in der einen Hand, während die andere auf dem lockigen Haar ihres Gatten liegt. Der ist in verzweiflungsvoller Geberde zu ihren Füßen hingesunken und drückt sein Gesicht in ihre Kleider. Jetzt sieht
Jane herüber.
Boll wendet sie mir ihr Gesicht zu und schleudert die Waffe weit von sich.
Kreidebleich ist dieses Gesicht, aus welchem die traumhaft schönen Augen wild und doch kalt auf mich blicken. Rein Ausdruck liegt in diesen 3ügen, die zu Stein geworden
scheinen.
Oder doch? Nein, guter Gott! ich muß mich irren, denn Befriedigung fann es ja doch nicht sein, was eine
wäre, wenn diese Anstalten geeignete Schritte unternähmen, um fich in den Befiß dieser Briefe zu seßen und sie an die Adressaten zu befördern. Das Ansehen der Beförderungsanstalten könnte hierdurch nur gewinnen.
Als
Zum Falle Speichert- Sonnenschein nimmt auch der vereidigte Chemifer am hiesigen Land- und Amtsgericht, Herr Dr. Paul Jeserich das Wort. In einer ausführlichen Abhand lung, die in den beiden legten Nummern der Pharm. 3tg." fich findet, gelangt er zu folgendem Ergebniß: Sonnenschein seiner Zeit( 1876) Arsen fand, wurde aus der beobachteten Mumifizirung der Leiche, die man in jener Zeit als maßgebend für Arfenvergiftung hielt, im Verein mit dem Befunde des Dr. Sonnenschein Arsenvergiftung angenommen. Daß dies Urtheil ein den damaligen Erfahrungen entsprechen des war, verbürgt wohl am besten der Name von Robert Koch , des war, verbürgt wohl am besten der Name von Robert Koch , welcher die Leiche damals obduzirt und eine vollständige derselben hatte. gefunden Heute iſt Mumifizirung durch die Profeffor Bacnjir's Beobachtungen, Liman bestätigend wiederholt hat, erwiesen, daß Mumifizirungen nicht immer ein Beweis für Arſenvergiftungen sind. Da nun aber eidlich erwiesen ist, daß das von Sonnenschein gefundene Arsen zweifellos aus den Leichentheilen, in keinem Falle aber aus den Reagentien stammte, daß ferner auch in nicht mit Arsen vergifteten Leichen Spuren dieses Giftes sich finden, so wird sich die Frage nicht darum drehen können: Hat Sonnenschein arsenhaltige Reagentien verwandt, sondern vielmehr darauf hinausgehen müssen, ob die von ihm gefundenen Spuren Arsen nach den heutigen erweiterten Erfahrungen auch noch zweifellos den Beweis liefern können, daß eine Arſenvergiftung vorliege, eine Frage, die zu beantworten nicht Sache des Che mifers, sondern des Mediziners ist." Das angefochtene Gutachten des Professors Sonnenschein lautet: 1) Die Leichentheile, Magen 2c. enthalten 0,075 Kupferoryd und sehr deutliche Spuren von Arsen. 2) Dasselbe ist nicht nach dem Tode dem Körper mitgetheilt worden, da allen Erfahrungen nach Arsen aus der Umgebung nicht ins Innere der Leiche dringt. 3) Im vorliegenden Falle ist die Aufnahme von Arsen um so mehr ausgeschloffen, als die Umgebung( Kleidungsstücke, Sarg, Erde) tein Arsen enthielt.
Der zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilte Apotheker Speichert ist, wie die" Pos. 3tg." meldet, schwerer Erfrankung wegen aus der Haft entlassen worden und befindet fich augenblicklich bei seiner Mutter in Posen.
Alte Sünden heißen in der Geschäftssprache die Verbind lichkeiten eines Geschäftsmannes, die auf demselben noch aus einer früheren Beit lasten. Obwohl die neue Zivilprozeßordnung die Lage eines solchen Schuldners gegen früher wesentlich ver beffert hat, indem sie ein Jahreseinkommen von 1200 M. für denselben von der Pfändung wegen Schulden ausschließt und nur den überschießenden Betrag der Beschlagnahme durch die Gläubiger freiläßt, so erwachsen doch auch bei diesen Bestim mungen für viele, in ihrem Fache tüchtige Leute aus ihren alten Sünden" oftmals recht schwere Nachtheile. Dem Inhaber eines früheren Puzwaarengeschäfts, das derselbe wegen mangelnder Rentabilität aufgegeben hatte und aus dem er mit einer Schuldenlast von etwa 5000 M. herausging, war es gelungen, eine Stellung als Reisender in einem anderen hiesigen Geschäfte zu erhalten. Seine Gläubiger hatten fich, mit Ausnahme von zweien, gegen Zahlung von 20 pCt. ihrer Forderungen befriedigt erklärt, während er von diesen Beiden unablässig mit 3wangsvollstreckungen verfolgt wurde. Bald nach seinem Eintritt in die neue Stellung wurde sein Gehalt, soweit es jährlich 1200 M. überſtieg, mit Arrest belegt, die Folge war seine baldige Entlaffung, die mit seiner Einwilligung erfolgte, denn mit einem jährlichen Einkommen von 1200 M. konnte er die Aufgaben nicht erfüllen, die in seiner Stellung an ihn erhoben werden mußten. Ganz ähnlich erging es ihm in einer zweiten ähnlichen Stellung. Endlich fand er ein Unterkommen als Reisender mit 1000 M. festem Jahresgehalt und entsprechender Tantieme. Aber auch hier ließ der gerichtliche Arrestbefehl nicht lange auf fich warten, doch legte der neue Prinzipale diesem Befehle keine Bedeutung bei. In Folge dessen verklagten die Gläubiger seines Reisenden den Prinzipal auf Rechnungslegung darüber, welchen Betrag über 1200 M. der in seinen Diensten stehende Schuldner jährlich zu empfangen habe. Diese Klage ist gleich im ersten Verhandlungstermin vom Gericht abgewiesen worden, weil nach Ansicht des Gerichts dem Gläubiger ein Recht, von dem Prinzipal des Echuldners Rechnungslegung aus dem Engagementsverhältniß zu fordern, nicht zusteht. Hoffentlich ist dem Reisenden nun seine Stellung auch trotz der alten Sünden" gesichert.
Die Versammlung des Vereins für Rechtsschutz und Justizreform vom 1. Juni cr. wurde bekanntlich in dem Augenblick aufgelöst, als der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Kayser das Wort ergreifen wollte. Die von dem Vorsitzenden des Vereins, Rechtsanwalt G. Kauffmann, deswegen eingelegte Beschwerde wies der Polizeipräsident v. Richthofen als unbegründet zurück, da in dem Auftreten des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Kayser als Redner mit Rücksicht auf dessen bisherige agitatorische Thätigkeit das Zutagetreten von verbotenen Bestrebungen, wie sie im§ 64 des Sozialistengefeges charakterisirt sind, zu erblicken war. Gegen diesen Bescheid legte Rechtsanwalt Kauffmann auf Beschluß Diesen Bescheid legte Rechtsanwalt Kauffmann auf Beschluß des Vorstandes die weitere Beschwerde bei dem Herrn Minister des Innern ein, und ist von diesem die nachfolgende günstige Entscheidung ergangen: Berlin , den 18. November 1886. Euer Wohlgeboren eröffne ich auf die Beschwerde vom 14. September cr. nach näherer Erörterung des in Betracht kommenden Sachverhalts ergebenst, daß ich die polizeiliche Auflösung der
dessen Genesung geben. Jane hatte mit ihrem Gatten eine lange, heftige Unterredung und wurde noch am selben Abend auf ihre Selbstanzeige hin verhaftet.
Robert Leiton war in einem Zustande zurückgeblieben,
der an Wahnsinn grenzte.
am 1. Juni d. J. von dem Verein für Rechtsschutz und Justiz reform abgehaltene Versammlung nicht für gerechtfertigt erachtet habe. Dem Herrn Polizeipräsidenten habe ich hiernach das Geeignete eröffnet. Der Minister des Innern. v. Buttkamer. An den ersten Vorsißenden des Vereins für Rechtsschuß und Justizreform Herrn Rechtsanwalt Kauffmann hier."
Der neue Winterrock. Selbst bei den geringfügigsten Anlässen pflegen gedankenlose Menschen dem über das Maß ihres Rauminhaltes grimmgeschwollenen Innern durch die schwerwiegenden Worte„ Das ist zum Aus- der- Haut- fahren" Luft zu machen. Haben denn diese Ungeduldigen nur eine schwache Empfindung davon, was das heißt: aus der Haut fahren; wie entseßlich unbequem ein solcher Toilettewechſel wäre? Wie gut ist doch die Haut unseren Bedürfnissen ange paßt; der eleganteste, noch so angewachsene" Frack fiẞt keinem Modejüngling so prächtig, wie seine unzweifelhaft angewachsene Haut, wenn es auch vorkommen mag, daß selbst diese zu Be schwerden Anlaß giebt. Der Feinfühlige treibt daher mit diesen schrecklichen Worten keinen Scherz, denn ihm find wenn auch nur in tausendfacher Verdünnung die Qualen der Haut entäußerung" in Folge der Vergänglichkeit aller Schneiderwerke in allzu lebhafter Vorstellung. Wir Kulturmenschen sind eben zu einer Art von Einsiedlerkrebsen geworden, die ihren weichlichen Körper mit einer Kunsthaut umschließen müssen. Wenn wir sie nur behalten dürften! Aber kaum daß sie uns zur zweiten Natur geworden ist und wir uns in ihr so zurecht finden, wie in unserem Adamskostüm, zwingt man uns zur Häutung. Denn die Frauen, bei denen diese Häutungen zur Lebensbedingung gehören, find es direkt oder indirekt, die uns
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hier natürlich nur in dem beschränkten Sinne aus der Haut" fahren machen. Dem Ehegespons wird so lange das abgedroschene Sprichwort von den Kleidern, die Leute machen, mit allen möglichen Nuganwendungen vorgedroschen, daß er nachgeben muß; und der Jüngling, der sich. irgendwo anschlängeln will, hat ohnehin das Be streben, sich von seiner besten Seite zu zeigen. So kommt es, daß auch wir Männer, öfter als uns angenehm ist, der lieben Gewohnheit der alten Kleidung entsagen müssen. In den legten Tagen fonnte man wieder die Opfer weiblicher Ueberredungs funst und männlicher Gefallsucht in dunklen Schaaren bie Straßen eigenthümlich beleben sehen. Wem sind nicht schon die älteren und jüngeren Männer aufgefallen, die in nervöser Un ruhe bald ihren Rockfragen in die Höhe zerren, bald an den Knöpfen herumarbeiten, als ob sie an diesen ihr Schicksal abzählen wollten und die, statt mit dem Gesicht g'radaus ihrer Nase nachzugehen, Gefahr laufen, in die Schaufensterscheiben hineinzurennen, weil sie sich in diesen Straßenspiegeln ver gewiffern wollen, ob ihr neuer Winterrod auch, Figur mache". Ach, welche Qualen muß man erdulden, bis so ein störrisches Kleidungsstück, das Muden wie ein störrischer Gaul hat, ordent lich eingegangen ist! Dazu kommt noch, daß die Herren Bes fleidungskünstler stets Partei für ihr Werk nehmen. Wirft ein solches Ungethüm beim Gehen Wellen wie das empörte Meer, daß man von diesem Anblicke seekrank werden könnte, so muß man sich den Vorwurf gefallen laffen, man ,, werfe" seine Beine " durcheinander" und der edle Meister glänzt in einer Gehprobe, Sie ihres Gleichen sucht. Aehnelt der Rock in seinem Faltens zuge einer antifen Toga, so wird man mit dem künstlerischen Hinweise auf windschiefe Gelehrte vertröstet. Troßdem fommt fein rechtes Behagen auf; man ist eben aus seiner gewohnten Haut heraus.
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Die Schöffengerichts- Verhandlungen find nicht gerade sensationell, aber häufig interessant. So hatte neulich eine Grünkrämerin eine über ihr wohnende Dame aus eigenthüm lichem Grunde verklagt. Eine ihr gegenüber wohnende Kundin sah des Morgens aus dem Fenster, als sie gewahr wurde, wie die verklagte Dame eifrig Bilder von gewissen Thierchen gerade auf den Grünkram hinab reinigte. Sie schickte in Folge diefer Beobachtung zu der Krämerin hinüber und ließ ihr sagen, wenn fie ihre Kundin bleiben solle, so möge sie sich solche Prozeduren verbitten. Die Krämerin revidirte ihren Kohl und fand richtig einige Exemplare des gefährlichen Hausthieres vor. Sie schritt der zur Stelle und trat mit demselben an den vorfißenden also zur Klage. Im Termin hatte die Beklagte eins der Bil Richter heran, um es demselben behufs einer Dfularinspektion zu überreichen. Dieser aber sprang trot Barett und Talar ent sezt auf und rief, indem er beide Hände abwehrend vorstreckte: Bleiben Sie mir vom Leibe!" Die Szene wirkte ungemein fomisch und riß alle Anwesenden zu lauter Heiterkeit hin.
Bewegung der Bevölkerung Berlins nach den Ber öffentlichungen des statistischen Amts der Stadt. Die fortge schriebene Bevölkerungszahl betrug am 30. Oftober intl ber nach gegen die Woche vorher um 3194 Seelen vermehrt. nachträglichen An- und Abmeldungen 1 355 253, hat sich dem In der Woche vom 31. Oft. bis 6. Nov. wurden polizeilich ge meldet 4678 zugezogene, 2743 fortgezogene Personen; standes
amtlich wurden 392 Chen geschlossen.
Geboren
wurden
816 Kinder, und zwar lebend: 418 männliche, 375 weibliche zusammen 793( darunter 103 außereheliche), todt 14 männ liche, 9 weibliche, zusammen 23( darunter 3 außereheliche)
aufs Jahr
berechnet,
Kinder. Die Lebendgeborenen, bilden 30,1, die Todtgeborenen 0,9 pro Mille der er
völkerung, die außerehelich Geborenen 12,99 pet. aller in ber Woche Geborenen, davon die bei den Lebendgeborenen 12,99, die bei den Todtgeborenen 13,05 pCt. In der fgl. Charitee und Entbindungs- Anstalt wurden 45 Kinder geboren. Gestorben ( ohne Todtgeborene) find 578, nämlich 284 männliche, 294 weib liche Personen. Von diesen waren unter 1 Jahr alt 206( intl 36 außereheliche), 1 bis 5 Jahre 94( inkl. 7 außerheliche),
Wie lieb mir Jane noch immer war, an solcher Selbstvers theidigung konnte ich keinen Gefallen finden.
Wochen waren vergangen.
nicht mehr phantafirte, wie am Beginne seiner Leidenszeit, Die Genesung Ralphs ging langsam vor sich. Seit er Namen lag, so bitter, daß er sogar uns scheu auswich, die mir gar nicht so rüde, als man ihn mir geschildert hatte, Dabei traf ihn die Schmach, die nun auf seinem durfte auch ich mich an seiner Pflege betheiligen. Er schien
und was mich am meisten verwunderte
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er war nicht
er immer als seine besten und aufrichtigsten Freunde bezeichnete. im mindesten erbittert über Jane, die ihn doch zu einem Am nächsten Morgen, da ich Nelli für den Kranken Krüppel gemacht hatte. Er sprach von ihr mit hoher Achtung und sagte wiederholt, daß er nie ihr Feind gewesen wäre, hätte er sie so wie jetzt gekannt.
einen fühlenden Trank brachte, begegnete ich Robert im Flur. Aber Flur. Aber es war nicht mehr Leiton, es war sein
Schatten!
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Er drückte mir schweigend die Hand und eilte weiter, mich in maßloser Bestürzung zurücklassend. Es gab also solches Elend in der Welt, in welcher ich bislang so glüdlich gewesen war! Ein Elend, das in wenigen Stunden einen
Er nannte seinen Zustand eine wohlverdiente Büchtigung und schrieb in diesem Sinne auch dem Gerichte und an die
Geschworenen.
froren gewesen war, Jane die Pläne ihres Schwiegerpaters Aus seinem Mnnde erfuhr ich erst, daß er so unver jungen, lebensfrohen Mann zum Bilde des Unglücks, des mitzutheilen, und ihr schließlich ohne irgend welche Um stände vorgeschlagen habe, sich freiwillig von Robert zu
Wahnsinns machen konnte! Und von seinem Weibe war es gekommen, von dem Weibe, das ihm alles dankte, und das er jetzt noch ebenso heiß liebte als je.
trennen.
,, Die Kugel in meinem Beine war die wohlverdiente Aber nicht nur ihn hatte sie bethört. Nelli, die bei daß sie mir nicht den Garaus machte, nicht meinet Antwort darauf," schloß er lächelnd, und ich bin froh,
bem Kranken wachte, die also fast ohne Unterbrechung die
wegen, sondern wegen Jane; sie. hätte sonst mehr zu Weib!"
Mörderin angesichts ihres Opfers empfindet! Ein Schwindel Folgen einer großen Schuld vor sich sah, gingen ihr nicht leiden, was sie so gar nicht verdient, denn sie ist ein ganzes
ergreift mich, ich athme tief auf und finke nieder. So trifft mich mein Mann, der eben in den Garten tritt.
Wie ich später vernahm, traf er rasch Vorsorge für mich und eilte dann hinüber.
Ralph Leiton war nicht todt, nur verwundet. Da er sogleich Hilfe und Ruhe fand, freilich in dem Hause derjenigen, die ihn morden wollte, fonnte mein Mann dem verzweifelnden Leiton mit gutem Grunde Hoffnung auf
die Augen über, wenn sie von der sprach, welche diese Schuld begangen hatte?
Auch mein Mann sprach keineswegs entrüstet von dieser Frau, die ihre Ehre auf so schreckliche Weise vertheidigt hatte. Ich muß sagen, ich fand mich damals zum ersten Male allein in meinem Empfinden.
Mir, der Deutschen , war es nicht gegeben, dieses echt amerikanische Handeln zu billigen, es auch nur zu verstehen.
Mir ward es wirbelig im Kopfe.
Wahrhaftig, da schwärmte selbst ihr Opfer für Jane! Unter was für sonderbare Menschen war ich ge
rathen?
( Schluß folgt.)