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Glasgow 23,4, in Liverpool 23,8, in Dublin 23,6, in Edinburg 21,1, in Kopenhagen 21,4, in Stockholm 17,1, in Christiania 19,5, in St. Petersburg 22,1, in Warschau 23,9, in Odessa 36,4, in Rom 21,1, in Turin , in Venedig 22,5, in Alexandria 35,6. Ferner in der Zeit vom 17. Oktober bis 23. Oftober cr.: in New- York 24,7, in Philadelphia 18,7, in Baltimore 20,6, in Calfutta in Bombay 21,8, in Madras 35,2.
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die Sozialdemokratie, die freie Republik u. s. w. aus und rief:„ Wir Arbeiter laffen uns nicht unterdrücken"," Wir stürmen das Rathhaus", Nieder mit der ganzen Bande"," Dynamitbomben her!" 2c. Sehr bald erhielt die Menge durch einen von mehreren hundert Menschen gebildeten Bug, der sich unter dem Gesange der Marsellaise von der Laugenstraße nach dem Marktplatz bewegte, eine wesentliche Verstärkung. Die Polizeibeamten und der Bürgermeister, die zum Auseinandergehen aufforderten, wurden verhöhnt und bedroht und als die Polizeibeamten schließlich, mit Hilfe einer großen Anzahl von Bürgern, zur Verhaftung der Haupt- Erzedenten schritten, wurden eine Anzahl Beamte und Privatpersonen durch Steinwürfe zum Theil in sehr arger Weise verlegt.
Die gegenwärtigen 6 Angeklagten sollen die Rädelsführer dieses Erzesses gewesen sein. Es sind dies: 1) der Spinner Gustav Säbischfa, 21 Jahre, 2) Spinner Gustav Korn, 21 Jahre, 3) Fleischetlehrling Adolf Sydow , 19 Jahre, 4) Spinner Gottlieb Kuchar, 27 Jahre, 5) Kutscher August Rietschel, 20 Jahre, 6) Tuchmachergeselle Carl Tittel, 31 Jahre. Säbischka, der bereits am vergangenen Sonnabend wegen des Erzesses vom 30. April zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt worden ist, soll dem Zuge, der von der Langenstraße her fam, als Führer gedient und außerdem, gleich den anderen Angeklagten, die Menge aufgestachelt haben. Auch sollen die gegenwärtigen Angeklagten zum Theil selbst mit Steinen geworfen haben. Dieselben haben sich deshalb heute vor Eingangs bezeichnetem Gerichtshofe wegen qualifizirten Landfriedensbruchs und Auflaufs zu verantworten.
Den Gerichtshof bilden: Landgerichtsdirektor Krause( Präfident), Landrichter Dr. Voß und Gerichts- Assessor Nickse( Beifitende).
Die königliche Staatsanwaltschaft vertritt der Erste Staatsanwalt am hiesigen königlichen Landgericht Haucke, die Ver theidigung führen und zwar als Offizial- Vertheidiger: Rechtsanwalt Hammerschmidt für Säbischka, Rechtsanwalt Schulz für Korn, Rechtsanwalt Kuhne für Sydow, Gerichts- Assessor Wilde für Kuchar, Justizrath Frommer für Rietschel und Justizrath Lorenz für Tittel.
Die Geschworenenbank bilden Gemeindevorsteher Galle ( Dabern), Fleischermeister Röhrich( Peiß), Rentier Richter ( Drebkau ), Gemeindevorsteher Lieske( Betten), Gastwirth Schreiber( Arenzhain), Hüfner Hermann( Lugau ), Tuchfabri fant Malade( Spremberg ), Amtmann Blafius( Kausche), Mühlenbefizer Scharath( Lieberose ), Mühlenbefizer Wildau ( Jamlig), Bauer Müller( Stöbriß) und Webschuldirektor Dent ( Spremberg ). Als Ersaz Geschworene wurden ausgeloost: Tuchfabrikant Rösler( Finsterwalde ) und Maurermeister Degner ( Luckau ).
Der Angeklagte Säbischka erklärt sich für nichtschuldig. Er sei allerdings, da er gehört, daß auf dem Marktplatz ein großer Menschenauflauf sei, mit etwa 4 Freunden auf den Marktplat gegangen, er habe jedoch weder Skandal gemacht, noch mit einer Flasche geworfen, noch weniger einem Zuge als Führer gedient. Eine thönerne Flasche habe er wohl in der Hand gehabt, diese habe er jedoch mit nach Hause gebracht, mithin fönne er damit nicht geworfen haben.
Die Sterblichkeitsverhältnisse waren auch in dieser Berichtswoche in den meisten Großstädten Europas , besonders in den deutschen , günstige, wenn auch aus einem Theile derselben ein wenig größere Sterblichkeitsziffern gemeldet wurden. Gering war die Sterblichkeit( nicht 20 pro 1000 Einwohner, aufs Jahr berechnet, erreichend) in Frankfurt a. M., Wiesbaden , Stutt gart, Darmstadt , Mainz ( 13,3), Leipzig , Bremen , Nürnberg , Magdeburg , Düsseldorf , Barmen, Elberfeld , Chemnit, London , Liverpool, Kopenhagen , Stockholm , Christiania , Turin ; auch in Berlin , Dresden , Straßburg , Wien , Paris , St. Petersburg war die Sterblichkeit teine große, wenn auch zum Theil eine etwas größere als in der Vorwoche; unter den deutschen Städten war nur in Hamburg , Altona , Hannover , Stettin , Köln die Sterblichkeit eine der Jahreszeit nicht entsprechend höhere.- Darms tatarrhe und Brechdurchfälle haben fast in allen Großstädten eine weitere Abnahme erfahren und traten meist in normaler Bahl auf, nur in Berlin , Hamburg , Breslau , München , London , Paris , Wien , Pest, St. Petersburg , Warschau war die Zahl der Sterbefälle an diesen Krankheitsformen eine die normale noch überfteigende. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war die gleich hohe wie in der vorangegangenen Woche. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 81, in München 92 Säuglinge. Afute Entzündungen der Athmungsorgane tamen etwas häufiger zum Vorschein und ver anlaßten auch etwas mehr Sterbefälle, wie in der Vorwoche. Von den Infektionsfrankheiten haben Masern, Scharlach, Diphtherie, Keuchhusten etwas mehr Verbreitung gewonnen, während Boden, typhöse und Kindbettfieber etwas weniger Sterbefälle hervorriefen. Masern waren in Dresden , Bres lau, Hamburg , Plauen , Nürnberg , Barmen, Elberfeld , London , Paris , Prag , St. Petersburg häufig Todesveranlassung, aber auch in Berlin , Wien , wie in den Regierungsbezirken Düssel dorf , Marienwerder, Schleswig , Stettin waren Erkrankungen an Masern zahlreich. Das Scharlachfieber hat in Paris , St. Petersburg , Odessa mehr, in Berlin , Hannover ( 39), Best, London , Liverpool, Warschau weniger Sterbefälle veranlaßt, doch war sowohl in den meisten dieser Städte, wie auch in Hamburg , Kopenhagen , Christiania , Wien die Zahl der Neuerfranfungen eine größere.- Die Sterblichkeit an Diphtherie Die Sterblichkeit an Diphtherie und Kroup war in Berlin , Hamburg , Altona , Leipzig , Stettin , München , Frankfurt a. M., Danzig , Braunschweig , Kaffel, Wien , Prag eine größere, in Magdeburg , Nürnberg , Best fast die gleiche, in Dresden , Breslau , Königsberg , London , Paris , Kopenhagen , St. Petersburg , Warschau eine kleinere als in der vorangegangenen Woche; auch aus den Regierungsbezirken Düsseldorf , Schleswig sowie aus Christiania werden zahlreiche Erkrankungen gemeldet. Typhöse Fieber forderten in Lyon und St. Petersburg etwas mehr, in Berlin , Hamburg , Paris , London , Warschau weniger Opfer, neue Erkrankungen waren jedoch in Hamburg noch sehr häufig. An Flecktyphus tam aus London 1 Todesfall, aus St. Petersburg sowie aus den Regierungsbezirken Düsseldorf und Marienwerder je 1 Erfrantung, aus St. Petersburg auch mehrere Erkrankungen an Rückfallsfieber zur Berichterstattung. An epidemischer Genic starre wurden nur aus Kopenhagen 1 Todesfall und aus dem Regierungsbezirk Marienwerder 1 Erkrankung zur Anzeige ges bracht. Rosenartige Entzündungen des Bellgewebes der Haut waren in Berlin , Nürnberg , Wien , Paris , Kopenhagen , Stock holm nicht selten. Auch der Keuchhusten veranlaßte in Berlin und London mehr Todesfälle, in Hamburg , Kopenhagen vielfache Erkrankungen. Todesfälle an Pocken kamen aus Königsberg , Bien, Paris je 1, aus Venedig 2, aus Hamburg 3, aus St. Petersburg 4, aus Rom und Warschau je 5, aus Pest 83 zur Mittheilung. Erkrankungen wurden aus dem Regierungsbezirk Marienwerder 2, aus Hamburg 5, aus Wien 14, aus St. Be tersburg 23, aus Best 305 gemeldet. Die Nachrichten über die Cholera in Desterreich- Ungarn lauten günstig. In Best wesen sein. hat die Epidemie erheblich abgenommen. Vom 29. Oktober bis 4. November kamen nur noch 17 Erkrankungen und 19 Todesfälle zur Kenntniß. Aus dem Pester Komitate und aus Kroatien werden jedoch noch häufigere Erkrankungen gemeldet. In Szegedin ist nach 6 tägiger Pause am 3. November erst wieder ein neuer Cholerafall vorgekommen. In Triest kamen fungen und 10 Sterbefälle zur Meldung. In Istrien, GörzGradiska und Dalmatien zeigten sich nur vereinzelte Fälle, auch in Arain blieben die Cholerafälle vereinzelt. Aus Italien lauten die Meldungen gleichfalls günstig. Nur in der Provinz Bergamo kamen Cholerafälle noch mehrfach zum Polizeibericht. Am 22. d. M. Mittags wurde ein 60 Allee 37 todt im Bette liegend aufgefunden. Jahre alter alleinstehender Mann in seiner Wohnung Prenzlauer Feststellung ist der Tod in Folge Herzschlages eingetreten. Um dieselbe Beit fiel in der Fehrbellinerstraße der Arbeiter Kraaß beim Bugen eines Schaufensters mit der Stehleiter um und brach das rechte Fußgelenkt. Er wurde mittelst Droschke nach der Universitäts- Klinik gebracht. Nachmittags gegen 3 1hr wurde in der Hohenzollernstraße das vor einen Geschäftswagen gespannte Pferd des Fuhrherrn Böhme scheu, riß den Eigenthümer, welcher es zu beruhigen versuchte, um, so daß dieser
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Vorschein.
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Nach ärztlicher
mit dem Wagen nach der Thiergartenstraße zu durch. An der Ecke derselben fuhr der Wagen mit einer Equipage derartig zusammen, daß die Deichsel und eine Wagenthür der legteren zerbrachen und der Insasse den Wagen verlassen mußte. Lepterer, sowie auch der 2c. Böhme blieben unverlegt. Um dieselbe Beit Völfel, als er ein durchgehendes Pferd aufhalten wollte, von demselben umgeriffen. Er erlitt durch den Fall einen mehrfachen Bruch des rechten Unterschenkels und mußte mittelst Droschke nach dem Augusta- Hospital gebracht werden. Gegen Abend sprang
werden mußte.
Auch Korn erklärt sich für nichtschuldig, er sei ebenfalls aus Neugier auf den Marktplatz gekommen, habe sich jedoch in feiner Weise an dem Skandal betheiligt, auch wisse er nicht, daß Säbischka eine strafbare Handlung begangen habe.
Präs. Bei Ihrer gerichtlichen Vernehmung haben Sie ges fagt: es wurden auf dem Marktplaß sozialdemokratische Lieder gesungen, geschimpft und getobt, Säbischka sei einem Zuge als Führer vorangeschritten, habe dabei eine thönerne Flasche geschwungen, und auf dem Marktplaß angelangt, mit dieser Flasche geworfen und gerufen:„ Wir stürmen das Rathhaus." Wie kommen Sie dazu, so etwas zu sagen, wenn es nicht wahr ist? Angell, Säbischka hat allerdings mit einer Flasche werfen wollen, ich habe ihn jedoch davon abgehalten, auf Weiteres weiß ich mich nicht zu erinnern.
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Sydow bemerkt: Ich bin auf dem Marktplatz nicht gewesen, sondern habe bis 10 Uhr Abends an der Hausthür meines Meisters gestanden.
Kuchar will überhaupt nicht auf dem Marktplate_ge=
Rietschel: Er sei in Spremberg vollständig unbekannt gewesen; da er lediglich mit Korn bekannt war, so habe ihn dieser nach der Herberge begleitet. Er sei auf dem Wege dorthin über den Marktplatz gekommen, habe sich jedoch in keiner Weise an dem Krawall betheiligt.
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Präs. Sie sollen derjenige gewesen sein, der am Sonnabend Mittag gesagt hat, heute Abend muß das Meffer Angefl.: Davon weiß ich nichts. in Anwendung fommen? Angell.: Davon weiß ich nichts. Bräs. Sie haben auch bei der ersten gerichtlichen Verneh mung gesagt: Säbischka sei einem Zuge als Führer vorangegangen, habe mit einer Flasche geworfen, getobt und gesungen? Angefl.: Davon weiß ich nichts.
Angell. Tittel: Ich gebe zu, daß ich am Abende des 1. Mai kurze Zeit auf dem Marktplage gewesen bin, eine Aufforderung zum Auseinandergehen habe ich jedoch nicht gehört. Ich gebe auch die Möglichkeit zu, daß ich mitgesungen, vielleicht dabei auch die Hand in die Höhe gehoben habe, Taft geschlagen oder irgend einen Gesang angestimmt habe ich jedoch nicht. Ich habe am vorhergehenden Tage den Säbischka aufgefordert, die rothe Fahne zu entfernen, um sich nicht Ungelegenheiten zu bereiten, danach darf man wohl nicht annehmen, daß ich am Abende darauf den Krawall mitgemacht habe. Auf Veranlaffung des Justizrath Lorenz giebt der Staatsanwalt zu, daß die erwähnte Aufforderung des Tittel an Säbischka
zugeneidlich feſtgeſtellt ſei.
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Präs. Sie sollen einige Tage vor dem Krawall zu einem Manne gesagt haben: Es müffen Dynamitbomben angeschafft werden"? Angell.:" Das ist ein Frrthum. Ich habe mich mit dem Manne lediglich über die bekannte Thring- MahlowAffaire unterhalten und dabei gesagt: Es ist allerdings festgestellt, daß der Schußmann Thring die Berliner Arbeiter zur Anschaffung von Dynamitbomben aufgefordert hat, nachdem ich diese Worte geäußert, wurde ich von dem Rentier Müller nach meinem Namen gefragt.
als sein Bater angegeben haben?
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Präs. Sie sollen nun dem Müller einen falschen Namen angegeben haben? Angefl.: Das habe ich gethan, um nicht verhaftet zu werden und die Nacht über auf der Wache zubringen zu müssen.
Der erst vernommene Zeuge, Polizeiwachtmeister Hubrich
nach Hause fam, aus Furcht vor Strafe aus einem Fenster der in der Melchiorstraße 4 Treppen hoch belegenen elterlichen Wohnung auf die Straße hinab und erlitt dadurch so schwere innere Verlegungen, daß er mittelst Droschke nach Bethanien gebracht bekundet: Am 1. Mai Mittags gegen 12 Uhr sah ich Säbischka, Jägerstraße ein Droschkenpferd durch und lief derartig gegen In der Nacht zum 23. d. M. ging in der eine andere Droschke, daß der Führer der ersteren vom Bock geschleudert wurde und dabei eine Verlegung am Kopf davon trug, wegen deren er die Hilfe der Sanitätswache in Anspruch
nehmen mußte.
Schwurgericht.
Als der Abend zu
Cottbus , den 23. November 1886. Erster Tag der Verhandlung. Heute gelangt der legte Aft der Spremberger Vorgänge vor dem Königl. Land- Schwurgericht zur Verhandlung. Am Abende des 1. Mai wiederholte sich bekanntlich der Erzeß vom 30. April in bedeutend verstärktem Maße. dämmern begann, so behauptet die Anklage, und die Arbeiter mehrere hundert Menschen, die sozialdemokratische Lieder sangen und Drohungen gegen Beamte, ganz besonders gegen den Bolizeisergeanten Hubrich ausstießen. Die Menge, die zumeist mit Stöden und Steinkrügen bewaffnet war, brachte Hochs auf
Just, Tittel, Korn und noch einige andere Arbeiter an der Dresdenerstraßen- Ecke auf dem Trottoir zusammenstehen und sich lebhaft unterhalten. Ich forderte die Leute, da sie die Passage hinderten, auf, fich zu entfernen.
Präf.: Wiffen Sie genau, daß Säbischka dabei war? Beuge: Ich glaube es bestimmt.
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Präs.: Wenn nun Zeugen auftreten und bekunden, daß Säbischta am 1. Mai den ganzen Tag über, auch Mittags, in der Fabrik gewesen ist, würden Sie alsdann dabei stehen bleiben? Beuge: Herr Präfident, ich glaube, er war dabei, so genau tann mar das ja nicht mehr wissen.
Der Beuge schildert alsdann die Vorgänge in der bekannten Weise. Als es dunkel wurde, habe er aus einer De
stillation den Ruf gehört: Heute werden die Düppeler Schanzen gestürmt." Sehr bald haben sich auf dem Marktt plaze mehrere hundert Menschen angesammelt, die sozialdemo fratische Lieder sangen, lärmten und tobten. Sehr bald kamen noch zwei Züge, von denen die Betheiligten sämmtlich thönerne
Flaschen an Spazierſtöcke aufgesteckt hatten und damit herumfuchtelten. Einen Bug habe Sydow angeführt, den Anführer des anderen Zuges habe er nicht bei der Dunkelheit erkennen fönnen. Kuchar habe gerufen: Hoch die rothe Republik. Als der Polizeisekretär Mattka aus dem Rathhause heraustrat,
habe Kuchar, auf Mattka deutend, gerufen: Der hat uns heute auch einen Dreck zu befehlen." Er, Hubrich habe die Menge dreimal aufgefordert, auseinanderzugeben, beim britten Male habe er einen Steinwurf an den Kopf erhalten, in welcher Folge er fast besinnungslos wurde, er habe sich jedoch sehr bald wieder erholt.
Präs. Verübte die Menge auch Gewaltthätigkeiten? Zeuge: Nein, fie marschirte nur mehrere Male in verschiedenen Trupps um die Kandelaber herum, lärmte, johlte und sang sozialdemokratische Lieder. Die Menge habe sich auf seine Auf forderung nicht entfernt; unter dieser Menge befand sich Korn. Bestimmt habe er denselben gesehen, als er die Aufforderung zum dritten Male erlassen. Auch als der Bürger meister die Aufforderung zum Auseinandergehen erließ, sei Korn unter der Menge gewesen. Nach der dritten Aufforderung des Herrn Bürgermeister ſei aus der Menge eine Flasche geworfen worden. nicht Wer geworfen, konnte wahrnehmen, da die Flasche aber aus der Gegend fam, wo. Korn stand, so habe er diesen gefaßt.
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Korn: Da der Herr Wachtmeister nicht weiß, ob ich die Flasche geworfen, so frage ich ihn, weshalb er mich so furchtbar mit dem Säbel gehauen, daß ich heftig blutete und auf der Wache halb todt liegen blieb?
Hubrich: Ich bestreite, den Korn geschlagen zu haben; es ist möglich, da ich von der Menge angegriffen war und deshalb von meiner Waffe Gebrauch machen mußte, daß ich den Korn zufällig getroffen habe.
Rorn: Hubrich hat mich nicht zufällig geschlagen, sondern mich von hinten gefaßt, mir den Hut vom Kopfe geschlagen und mich alsdann furchtbar mit dem Säbel mißhandelt; diese Mißhandlung hat er auf dem ganzen Transport bis zur Wache fortgesetzt. Als ich auf der Wache antam, blutete ich so heftig, daß ich rief: Wenn ich nicht sofort Wasser bekomme, dann verblute ich mich." Tuchmacher Schulz in Sladen, den ich zu laden bitte, wird dies befunden.
Hubrich bestreitet wiederholt, den Korn vorsäßlich mißhandelt zu haben, er habe den Korn überhaupt nicht zur Wache transportirt.
Der Gerichtshof beschließt, den von Korn vorgeschlagenen Beugen zu laden.
Bürgermeister Wirth: Mehr als 40 Bürger haben dem Polizeibeamten Hilfe geleistet.
Präs. Das Rathhausstürmen durch Flaschenwerfen war doch wohl ein vollständig aussichtsloses Unternehmen?- Beuge: Allerdings, aber ich bin überzeugt, wenn es uns nicht gelungen wäre, des Tumults Herr zu werden, dann hätte bie Menge das Rathhaus in Brand gesteckt. Am Sonntag Abend, den 2. Mai, haben wiederum verschiedene Arbeiteransammlungen stattgefunden. Aus der Unterhaltung dieser Gruppen ging hervor, daß wiederum ein Butsch geplant war, wir hatten jedoch in gehöriger Weise Vorkehrungen getroffen, so daß eine Wiederholung nicht möglich war.
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Präs. Ist denn überhaupt nach dem Abende des 1. Mai noch etwas in Spremberg vorgekommen? Beuge: Nein, nur daß mir am Montag, den 3. Mai, die Fenster eingeworfen wurden.
Präs. Herr Bürgermeister, hielten Sie denn den Krawall für einen sozialdemokratischen?- Beuge: Jawohl.
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Präs. Worauf begründen Sie das? Beuge: Durch das fortwährende Singen sozialdemokratischer Lieder.
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Präs. Der Krawall vom Freitag geschah doch wohl aber zunächst aus Haß gegen Hubrich? Beuge: Das glaube ich auch nicht, die rothe Fahne Fahne und die sozial demokratischen Lieder sprechen doch für eine sozialdemokratische Demonstration.
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Präs. Dann ist es vielleicht möglich, daß der Krawall am folgenden Abend hauptsächlich aus Spaß gegen Hubrich unternommen war? Beuge: Das ist möglich, allein ich bin der Meinung, der Krawall geschah nicht blos, um sich an Hubrich, sondern um sich an allen denjenigen Bürgern zu rächen, die am Freitag Mittag die Polizeibeamten unterstützt haben. Der Züricher Sozialdemokrat" äußerte fich ja auch sehr mißbilligend über die Bürgerlichen, die Polizeidienste geleistet haben." Am 30. April Abends ist ja auch auf bisher unerklärliche Weise eine dem Zeugen Müller gehörige Scheune niedergebrannt; es wird vermuthet, daß dieses Feuer von den Sozialdemokraten angelegt worden ist.
Präs. Sie sind der Meinung, daß ohne die Hilfe der Bürger der Krawall an 1. Mai nicht hätte unterdrückt werden können? Beuge: Jawohl.
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Präs. Haben sich an dem Krawall am 1. Mai bloß junge Leute betheiligt?- Beuge: Nicht bloß junge Leute betheiligten sich.
Wachtmeister Sommer, ehemal. Polizeisergeant Schilling und Nachtwächter Schmidt belasten die einzelnen Angeklagten, ganz besonders die Angeklagten Korn, Kuchar und Rietschel. Korn und Nietschel haben am 1. Mai Mittags in der Kurta hals'schen Restauration geäußert: Heute Abend geht es erst los, es muß mit dem Meffer vorgegangen werden."
( Fortsetzung folgt.)
+ Ein Irrthum. Der Schirmmacher L. ärgert sich seit langem über die Kinder, die stets die Treppe zu seinem im hochparterre gelegenen Geschäftslokal besett halten und so den Kunden den Eintritt versperren. Um diese Baungäste" zu ver treiben, verfiel er auf ein nicht gerade schönes Radikalmittel. Er mischte Karbol mit Wasser und goß es auf die Treppe. Allein schon der erste Versuch hatte sehr üble Folgen. Herr L. goß und begoß dabei die Schürze des Frl. St., das gerade vorbeiging. Um weiteren Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen, erklärte sich L. bereit, dem Fräulein den Werth der Schürze, zwei Mart, zu ersetzen. Er gab ihr in seiner Wohnung in Gegenwart seiner Frau zwei einzelne Geldstücke, von denen das Eine ein Zwanzigmarkstück gewesen sein soll. Seine Frau glaubte wenigstens ein Zwanzigmarkstück in der Hand des Fräuleins gesehen zu haben und wirklich fand 2., als er Er seine Kaffe verglich, daß ihm 19 Mart fehlten. in die begab sich fofort des Fräulein Wohnung des St. und fragte nach. Zum Glück hatte das Fräulein das Geld so, wie sie es erhalten hatte, auf den Tisch gelegt und noch nicht fortgenommen. Auf dem Tische lagen zwei einzelne Markstücke. Dies war das Resultat der Beweisaufnahme, die gestern in der Verhandlung der 92. Abtheilung des hiesigen Schöffengerichts gegen Fräulein St. wegen Unterschlagung auf genommen wurde. Die Sachlage erschien so wenig aufgeklärt und ein Irrthum des Herrn L. so wenig ausgeschlossen, daß der Staatsanwalt selber die Freisprechung der noch nicht vorbestraften Angeklagten beantragte. bestraften Angeklagten beantragte. So erkannte auch dec Gerichtshof.
Von der Zivilkammer des Nürnberg , 22. November. Landgerichts wurde in der Klage des Fiskus gegen den Privatier Michael Eckert hier( der nebst seiner Frau vom Schwurgericht wegen tödtlicher Mißhandlung seines Sohnes erster Ehe zu vier Jahren Gefängniß verurtheilt worden ist) auf Herausgabe von 11 210 M. erkannt, welche dem Beklagten nach dem Tode des Sohnes als deffen mütterliches Erbtheil zu gefallen waren, da Eckert als unwürdiger Erbe" zu betrachten sei.
Paris , 23. November. In Blois begann gestern, wie der Voff. 3tg." telegraphirt wird, die Schwurgerichtsverhandlung gegen die Geschwister Aleris und Alexander Lebon, Frau Thomas und den Mann der letteren, welche ihre siebzigjährige Mutter mit Petroleum begossen und lebendig bei langsamem
Feuer gebraten haben, wie die Anflage behauptet, um sich der 700 Franks zu bemächtigen, die sie als Dienstbote ihr Leben lang erspart, wie die Vertheidigung vorgiebt, aus Aberglauben, weil sie für eine Here galt. Die fiebenjährige Tochter des Ehes paars Thomas war Beugin des Verbrechens und schildert der