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Nr. 276.
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Donnerstag, den 25. November 1886.
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3. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
Das„ Berliner Volksblatt"
11
erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)
Säbelgeraffel.
Redaktion: Beuthstraße 2.
Seit einiger Zeit ist eine sonderbare Art von militärischer Literatur aufgetaucht. Diesseits und jenseits des Rheins erscheinen Brochüren, in denen der zukünftige Krieg zwischen Frankreich und Deutschland in prophetischer Weise als etwas schon Geschehenes behandelt wird. Da liest man ganz genau die Bewegungen der Heere und die Orte, wo die Schlachten geschlagen werden, auch die Anzahl der Tobten und Verwundeten. Selbstverständlich fällt in den franzöfifchen Schriften der Feldzug für die Franzosen , in den deutschen für die Deutschen siegreich aus.
Was diese Schriften zu bedeuten haben, leuchtet sofort ein. Sie sind hüben und drüben ein Ausfluß des Chauvinismus. Und sie erreichen auch den 3wed der nationalen Verhegung, den sie sich gesteckt haben. Denn die deutsche Presse erhebt ein Betergeschrei über die französischen Federhelden, welche der Durst nach Revanche nicht schlafen läßt; andererseits aber schreit die französische Presse Beter und Mordio ob der deutschen Militärschriftsteller, die Frankreich mit einem neuen Einfall bedrohen.
Wir hören fast tagtäglich von Staatsmännern anläßlich der bulgarischen Wirren versichern, welch hohes Gut der Friede sei und daß es für Europa ein unsägliches Unglück bedeute, wenn der europäische Friede gestört würde. Nun, man braucht nicht Alles zu glauben, was die Diplomaten Sagen; darin aber wird ihnen jeder vernünftige Mensch beistimmen, daß der Friede ein Segen, der Krieg ein Unglück ist. Ob es die Herren Diplomaten, wenn sie dies sagen, aufrichtig meinen oder nicht, bleibt sich gleich; für uns steht jener Satz feft.
Die schon erwähnten Kriegsbrochüren aber beweisen, daß es auch Leute giebt, welche den Krieg für eine Woh that, den Frieden für ein Unglück halten. Man sollte night meinen, daß es im neunzehnten Jahrhundert solche Menschen gäbe. Aber es giebt sie doch. lasse ein Land in Weichlichkeit und Wohlleben versinken, Diese Kriegsschwärmer behaupten, ein langer Frieden während der Krieg die Bevölkerung kräftige und abhärte. Hätten diese Leute recht, so müßte die Zeit des fruchtbringendste Epoche der deutschen Geschichte gewesen fein. Man ist freilich nicht sicher, daß nicht noch einmal ein militärischer Geschichtsschreiber auftritt und eine solche Behauptung aufstellt.
Die Behauptung aber, daß der Friede verweichliche, ist ein baarer Unsinn. Sie fann höchstens in Bezug auf die in behäbigen Verhältnissen lebenden Bevölkerungsklassen zu treffen. Die große Masse unseres Volkes aber kann gar nicht in ,, Verweichlichung und Wohlleben" versinken, weil
[ Radbrud verboten.]
Feuilleton.
Im Hause des Verderbens.
Kriminalroman.
Von Reinhold Ortmann.
[ 35
Schon in früher Morgenstunde hatte Holmfeld von dem Untersuchungsrichter die offizielle Mittheilung erhalten, daß er vollkommen frei sei, und er schickte sich eben an, das geöffnet wurde und eine nur zu wohlbekannte Stimme seinen Namen rief. Im nächsten Augenblick lag Elsbeth in seinen Armen und durch die Brust des jungen Mannes strömte ein Gefühl so unendlicher Seligkeit, als habe er die Geliebte
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Insertionsgebühr
beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bek größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Expedition: Zimmerstraße 44.
sie den harten Kampf ums Dasein zu bestehen hat. Der Krieg um das tägliche Brot hat auch seine Schlacht felder, seine Strapazen, seine Verluste und seine SchreckensSzenen. Die Herren, welche chauvinistische Brochüren schreiben, haben davon freilich keine Ahnung.
Ein Herr Oberstlieutenant a. D. Namens Röttschau hat eine Brochüre geschrieben, wegen deren in der französischen Presse gegenwärtig lebhaft die Lärmirommel gerührt wird. Die famose Arbeit heißt: ,, Der nächste deutsch - französische Krieg" und stellt die Behauptung auf, ein baldiger großer Krieg zwischen Deutschland und Frankreich läge im Interesse beider zwischen Deutschland und Frankreich läge im Interesse beider Staaten. Diese Behauptung wird damit zu beweisen gesucht, die Deutschen hätten beim letzten französischen Krieg " den wälschen Luxus" kennen gelernt und hätten von dort die gegenwärtige Unzufriedenheit mitgebracht. Das ist eine sonderbare Beweisführung. Wenn das richtig ist, so wird durch einen neuen Krieg die Unzufriedenheit ja nur_ver= mehrt, statt vermindert, denn wenn die deutschen Heere wieder nach Frankreich hineinrücken, so kommen sie ja auch wieder mit dem„ wälschen Lurus" in Berührung.
Dann werden in dieser Brochüre die modernen Verfehrsmittel angeklagt, daß sie mächtig dazu beigetragen hatten, die Sucht nach materiellen Genüssen zu wecken und so den Klassenhaß zu steigern, der nach einer Katastrophe hindränge. Allen Eventualitäten aber könne man durch einen großen Krieg mit Frankreich begegnen, der ein ,, ebler Ausgleich" für alle denkbaren Fälle sei.
Man kann nur staunen, was noch für mittelalterliche
Gespenster unter uns wandeln. Dieſer Oberſtlieutenant a. D. steht wahrhaftig noch auf dem Standpunkt des einst so wacker schimpfenden Hallenser Professors Leo, der die Kriege als das größte Glück für die Menschheit zu erklären pflegte, weil sie mit dem„ strophulösen Gesindel" aufräumten. Nur daß der alte Leo bei aller Grobheit seine paradoren Behauptungen bedeutend geistreicher zu begründen pflegte, als der offenbar nicht sehr federgewandte Herr Oberstlieutenant .
Wir wissen also, was und woran wir sind. Wir können nur durch einen neuen großen Krieg furirt werden von unserem Wohlleben". Die sächsischen Weber und die
ostpreußischen Tagelöhner werden allerdings etwas erstaunt sein, daß sie ihr Wohlleben, das sie bei Kaffee, Schnaps und Kartoffeln geführt, durch einen neuen Feldzug gegen die Franzosen büßen sollen.
Derartige Schriften sind in Wirklichkeit gemeingefähr lich", weil sie den Rassen- und Nationalitätenhaß förmlich fultiviren. Wir bedauern jeden Menschen, und sei er auch ein Oberstlieutenant a. D., der sich nicht zu der Anschauung zu erheben vermag, daß die Brüderlichkeit der Völker unter
Holmfeld war im Begriff, freudig dankbar zuzusagen, als Elsbeth leise seinen Arm berührte und ihn burch einen Blick bat, ihrem Bruder die Entscheidung zu überlassen.
Nikolans schien mit sich selbst zu kämpfen. Er hatte die Augen zu Boden geschlagen, und es wurde ihm offenbar schwer, die rechten Worte zur Antwort zu finden.
Herr von Nuggenhagen," sagte er endlich, ich weiß die Bedeutung Ihrer großen Freundlichkeit zu würdigen, und ich danke Ihnen von Herzen. Für meine Person aber
die Bedeutung Ihrer großen Freundlichkeit zu würdigen,
kann ich Ihr liebenswürdiges Anerbieten nicht annehmen, und ich denke, auch meine Schwester wird mir erlauben, eś
in ihrem Namen abzulehnen."
,, Ah! Also doch noch empfindlich! Sollten einem alten Manne gegenüber schon etwas nachgiebiger sem, mein Freund!"
Misdeuten Sie meine Antwort nicht, Herr Oberförster. Der Himmel weiß, wie schwer es mir geworden ist, sie zu geben. Aber meine Dankbarkeit gegen Sie ist eine aufrichtige und tiefe, Bei
regung dieses unerwarteten Wiedersehens hatte er es gar nicht bemerkt, daß sie nicht die einzigen Personen im 3immer waren und überrascht wendete er sich um, als ihm Nikolaus Herrn und eine Dame deutete, welche seitwärts in einer sammensein vermeiden sollte, das den Frieden Ihres Hauses
Fensternische standen.
Der Herr Oberförster von Nuggenhagen möchte Dir
Glückwünschen zu Deiner Befreiung, Georg" sagte er,
von Neuem stören könnte." Aber zum Henker, Herr! ich Sie in mein Haus einladen
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Glauben Sie denn, daß würde, wenn ich etwas
Fräulein Tochter für die Freundlichkeit zu danken, welche sie Entweder reist Helene noch heute Abend zu ihrer Tante
unserer Elsbeth in dieser traurigen Beit-"
Lassen
der alte Herr. Möchte Euch Beide sonst im Verdacht wir den Dant, junger Mann!" unterbrach ihn
" 1
haben, daß Ihr mich beschämen wollt!- Habe hier nur
" Ruhig, Mädel!-Weißt Du nicht mehr, was Du mir hoch und theuer versprochen hast? Also entweder: na, aber zum Donnerwetter, so stehen
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I einander und nicht der Krieg mit seinen Schrecken das Ideal für eine schönere Zukunft ist.
Um Uebrigen wollen wir hoffen, daß es im Volke doch noch Leute genug giebt, die gegen solche Schriften mit Bernunft und Friedfertigkeit ausreichend gewappnet sind.
Politische Uebersicht.
Sozialistenprozesse. Die Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reiches"( September 1886) enthalten eine Ueber ficht der in den Jahren 1882 bis 1885 von deutschen Gerichten abgeurtheilten Vergehen und Verbrechen. In der Aera des Sozialistengefeßes fehlt es selbstverständlich nicht an Verstößen gegen das Gesetz vom 21. Oftober 1878. Im Anschluß an die amtlichen Mittheilungen haben wir über die Sozialistens prozeffe der Jahre 1882 bis 1885 folgende Kleine Tafel zu sammengestellt:
Verurtheilte
Abgeurtheilte überhaupt
Jahr
noch nicht 18 Jahre alt
1882:
117
69
2
1883:
106
83
8
1884:
140
113
1
1885:
123
98
1
Wie man sieht, ist die Zahl der Abgeurtheilten in beständiger Bunahme begriffen, nur das Jahr 1885 zeigt eine ganz minimale, nicht ins Gewicht fallende Verminderung; daffelbe Verhältniß stellt sich aber auch bei den Ziffern der Verurtheilten heraus. Es wurden von den Pro zeffirten verurtheilt 1882: 58,9 pCt., 1883: 78,3 pCt., 1884: 80,7 pct., 1885: 79,6 pCt., es vollzieht sich also in ganz auffälliger Weise eine Bewegung in aufsteigender Linie Das Jahr der Reichstagswahlen, 1884, mit seiner allgemeinen, tief gehenden Erregung, mit seinen heftig sich gestaltenden Kämpfen weist die höchste Bahl von Prozessen und Verurtheilungen auf. Je mächtiger fich ferner die Arbeiterbewegung entwickelt, um so schärfer weht die Luft vom sozialistengeset lichen Himmel, um so straffer werden die Bügel angezogen. Wir sind der festen Ueberzeugung, daß die jeßigen Zustände ungefunde find, daß der harte Druck der Ausnahmegefeßgebung ein unheilvoller ist, daß friedlicher Fortschritt und Polizeigeseze nicht in Einklang zu bringen find, und daß eine echte Sozial reform fich nur auf der Grundlage einer freisinnigen, durch und durch volksthümlichen Politik entwickeln kann. Was bedeuten aber die nüchternen Zahlen, die wir oben mitgetheilt? Eine Summe von Noth, Elend, Unglück ist hereingebrochen über die Familien der Betroffenen, über die Betroffenen selbst. Sie find ein Mahnruf an die höchsten gefeßgebenden Faktoren, nicht weiter die Bahn des Oktobergefeßes zu wandeln, sondern gründlich mit demselben aufzuräumen. Die Losung der nächsten Wahlen muß vor Allem sein: Für oder gegen das Sozialisten
gefeß.
Die neue Militärvorlage. Die Freis. 8tg." schreibt: Der Inhalt der neuen Militärvorlage foll erst bei Eröffnung bes Reichstages bekannt gegeben werden. Inzwischen erfährt
fest und innig auf die seinigen drückten, und es war, als schwämmen Erde und Himmel vor seinen Augen zusammen.
Jegt gab es für die Annahme der freundlichen Einlabung natürlich kein Hinderniß mehr. Nur Holmfeld war plöglich anderen Sinnes geworden und erklärte, auf der Stelle abreisen zu müssen.
,, Es handelt sich um eine Ueberraschung für Dich, Elsbeth," sagte er. In spätestens zwei Tagen bin ich zurück, und ich glaube, es giebt ein fröhliches Wiedersehen?"
Erröthend schlug das junge Mädchen die Blicke zu Boden. Sie wußte ja, was Holmfeld's Absicht war, und sie baten ihn nicht länger, zu bleiben.
Der irdischen Gerechtigkeit war es zwar gelungen, die Unschuldigen vor einer unverdienten Strafe zu bewahren, allein es sollte ihr nicht vergönnt sein, den Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Als gegen Mittag der Gerichtsphyfitus mit einem Assistenten eintraf, um die seiner Zeit verabsäumte Sektion des alten Barons vorzunehmen, erhielt der Gendarm den Auftrag, den Gefangenen vorzuführen,
damit er bei dem Aft zugegen sei. Mit bleichen und be
stürztem Gesicht aber kehrte er nach wenigen Minuten zurück, um zu melden, daß er seine Weifung nicht mehr ausführen könne.
In einer Viertelstunde minder sorgfältiger Bewachung war es dem Verbrecher gelungen, seine Hände von den Fesseln zu befreien und sich mittelst eines Taschentuches an dem Thürgriff zu erhängen. Tief erschüttert wandte sich der Untersuchungsrichter an den Polizeikommissar mit den Worten: Diesmal hat uns ein Höherer in den Arm gegriffen.
auf Sie gewartet, Herr Inspektor Holmfeld, um Ihnen fie reist oder einen Vorschlag zu machen. In das Dorf können Sie heute Sie doch nicht so stumm, als wenn Sie gar kein Interesse Unsere Arbeit ist hier zu Ende!"
doch nicht gut zurückgehen. Jedermann weiß zwar, daß
Ihre Unschuld glänzend an den Tag gekommen ist; geradezu in die Arme werfen!" aber das Bolt ist nun einmal neugierig und zudringlich
und möchte Ihnen mit seiner Theilnahme leicht un
angenehm werden.
Kommen Sie darum vorläufig zu
an der Sache hätten! Ich kann sie Ihnen doch nicht Papa! Mein lieber, lieber Papa!" Diesmal war es ein heller Jubelruf, der aus Helenens Munde tam, und noch ehe Nikolaus die ganze Fülle
mir. Mein Haus ist zwar fein Palast, aber Raum für seines Glückes begriffen, noch ehe er ein einziges Wort ge Euch Drei wird sich noch finden. Sind Sie damit ein- funden hatte, fühlte er zwei weiche Arme auf seinem Nacken,
verstanden?"
einen warmen Athem und zwei schwellende Lippen, die sich
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Gleich nach dem Bekanntwerden von Ramfeld's Tode war Juanita verschwunden. Alle Nachforschungen, welche auf Elsbeth's Andrängen von dem Oberförster und von Nikolaus veranstaltet wurden, blieben ohne Erfolg, und das junge Mädchen mußte endlich die Hoffnung aufgeben, die Frau, der es so unendlich viel verdankte, wiederzusehen. Noch vor Ablauf der in Aussicht genommenen zwei Tage