aber schon die Nationalliberale Korresp.", daß es auf eine Erhöhung der Friedenspräsenz stärke um nicht weniger als 41 135 Mann abgesehen sei. Damit würde die Friedenspräsenzstärke von 427 274 Mann auf 468 409 Mann erhöht werden. Die Erhöhung würde also nahezu ein volles Behntel betragen. Im Jahre 1880 hat sich die Er­höhung bekanntlich nur auf 26 000 Mann belaufen. Bis da hin betrug die Friedenspräsenz nämlich 401 659 Mann. Jene neue Erhöhung der Friedenspräsenzstärke würde die laufenden Ausgaben um ungefähr 26 Millionen Mart erhöhen. Dazu würden aber noch mindestens 40 Millionen zur ersten Bekleidung und Ausrüstung und weiterhin noch 40 Millionen für neue Rafernen fommen müssen. Die gemeldete Erhöhung würde in ihrem Umfange der Errichtung von ungefähr zwei neuen Armeekorps gleichkommen!" Die Session scheint gut anfangen zu wollen.

Auflösung des Reichstags. Man schreibt uns: Seitdem es feststeht, daß die neue Septennatsvorlage schon zu Anfang der bevorstehenden Reichstagssession eingebracht werden wird, zerbrechen sich viele Leute den Kopf, was geschehen wird, wenn der Reichstag   die Vorlage ablehnen würde. Mancher ist dann gleich mit der Antwort bei der Hand, daß dann der Reichskanzler den Reichstag auflösen würde. Die Neuwahlen würden dann schon nächstes Frühjahr stattfinden und zwar unter der Parole:" Reichsfeind" oder Reichsfreund". Man glaube in Regierungskreisen dann auch für manche anderen Fragen ein zugänglicheres Parlament zu erhalten, als das gegenwärtige. Die Situation erinnert lebhaft an diejenige des Vorjahrs. Da spielte das Sozialistengeset dieselbe Rolle, wie jeßt das neue Militärgeses. Wenn der Reichstag   das Sozia listengeset nicht verlängert, dann wird er aufgelöst. Ja, wenn! Windthorst kommandirte seine Mannen in genügender Anzahl ab, das Gesetz tam zu Stande und der Reichstag   wurde nicht aufgelöst. Daffelbe Spiel wird sich bei der Militärvorlage wiederholen. Die Abg. Richter und Windthorst werden höchst schneidige Reden halten, die Rickerts und Frankensteins werden abwiegeln und bei der Abstimmung werden 30-40 Sentrums männer und am Ende auch noch etliche rechtsflügelige Freifin­nige für das Militärgeses stimmen. Mit der Auflösung dürfte es somit kaum etwas werden.

Ultramontane Arbeiterheße. Wir haben schon oft darauf hingewiesen, wie das Zentrum, seitdem es seinen Frieden mit der Regierung gemacht hat oder doch zu machen sich anschickt, auch gegen die Arbeiter eine ganz andere Stellung einzu­nehmen beginnt. Es verzichtet immer mehr auf die tönende Freiheitsphrase und entpuppt sich auch äußerlich als die reaktionäre Partei, die es im Innern von jeher war. Es vers wundert uns daher auch gar nicht, heute in der Germania  " folgende redaktionelle Bemerkung zu einer Korrespondenz aus Belgien   zu lesen:" Die fortwährenden Streits find um so be dauerlicher, als fie vielfach nicht durch Noth und Nothwehr her­vorgerufen, sondern in den meisten Fällen in Arbeiter forderungen der übermüthigsten Art ihre Ursache haben. Die Agitatoren faffen den Streit als eine Art von Uebungs­ererziren auf, die Arbeiterbataillone sollen Schulung und Ein­heit gewinnen, sie sollen Werkzeuge in der Hand der Dirigenten werden. In der unverantwortlichsten Weise wird dann ein Streit vom Baune gebrochen. Die Faulenzerei treibt dann die Arbeiter immer tiefer in die Noth und damit immer weiter in die Arme der Agitatoren. Daß bei den häufig stattfindenden Meetings der Flasche fleißig zugesprochen wird, dürfen wir wohl faum hinzufügen." Schöner hätte es das erste beste Reptil auch nicht machen können.

Sozialistisches. Aus Neumünster   erfährt der ,, Hamb. Corr." Bei mehreren hiesigen Anhängern der sozialistischen  Partei find am Sonnabend polizeiliche Haussuchungen nach verbotenen Schriften vorgenommen und der Tapezier Eugen Grünberg( aus Hamburg- Altona   ausgewiesen) ist ver haftet worden. In der hiesigen ländlichen Umgegend wur den in den legten Tagen Flugblätter über Was hat die länd liche Bevölkerung von der Sozialdemokratie zu erwarten" ver breitet und auch in hiesiger Stadt wurden gestern Abend Flugblätter vertheilt. Ob die obengenannte Haussuchung und Verhaftung mit der Flugblättervertheilung im Zusammenhang steht, haben wir nicht erfahren." Auch auf hamburgischem Gebiete, und zwar in Bergedorf  , hat, wie wir schon berichteten, eine Vertheilung von Flugschriften stattgefunden. Der Hamb  . Corr." berichtet auch darüber: Am Sonntag wurden hier der Bildhauergehilfe Krug und der Maurergeselle Voigt, beide aus Hamburg  , dabei abgefaßt, daß fie sozialdemokratische Flugblätter in die Häuser warfen. Auch in Friedrichsruh   und Um gegend sollen mehrere Leute dabei ertappt und ver haftet worden sein." In Ergänzung dieser Mit­theilungen schreibt man der Kreuzztg." unter dem 22. d. M.: " Die sozialdemokratische Partei hatte gestern wiederum eine Agitation geplant, bei welcher es sich um die Verbreitung einer Flugschrift unter der Landbevölkerung handelte. Die Altona­Kaltenkircher Bahn führte nämlich gestern Morgen eine große Anzahl junger Leute, von denen auf jeder Station einige aus stiegen unter dem Vorgeben, landwirthschaftliche Produkte, Schweine und Kartoffeln kaufen zu wollen. In jedes Haus,

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kehrte Holmfeld zurück, und das glückstrahlende Gesicht, mit welchem er seine Braut in die Arme schloß, verkündete im Voraus fröhliche Botschaft. Der Segen der Eltern war erlangt, und mit sonnigem Lächeln überreichte Holmfeld der erglühenden Elsbeth das erste Exemplar der gebruckten Verlobungsanzeigen. Ein fröhlicher Schmaus im Hause des Oberförsters sollte den glücklichen Tag beschließen. Als man sich eben anschickte, zu Tisch zu gehen, brachte der Post­bote einen an Elsbeth adressirten Brief. Die Schriftzüge waren ihr wohl bekannt.

,, Er ist von der Mexikanerin," sagte sie, ihn erbrechend, ,, und aus Bremen   datirt. Ich lese ihn Euch vor." Mein liebes Fräulein!

In dem Augenblick, da ich mich anschicke, den Boden Europas   zu verlassen und in meine ferne Heimath zurückzukehren, sende ich Ihnen meinen letzten Gruß. Möge Ihnen nach all' den erlittenen Prüfungen das Glück so reich zu Theil werden, wie Sie es verdienen!- Be= halten Sie mich, wenn es sein kann, in freundlichem Andenken; vergessen Sie, daß die Rachsucht eines tödtlich beleidigten Frauenherzens die Triebfeder meines Handelns gewesen und verachten Sie mich nicht, auch wenn Sie die Leidenschaften meiner Brust nicht begreifen konnten. Gott   segne Sie! Leben Sie wohl!

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Juanita."

In der That blieb den Behörden und Gerichten auf Brandenstein nichts mehr zu thun. Die ganze Affäre war durch die Beseitigung des Schuldigen beendet und die Kunde der düsteren Ereignisse drang darum nicht erst in weitere Kreise. Das prächtige Rittergut fiel au eine Reihe sehr entfernter armer Verwandter, die der Baron niemals gefehen hatte, und da keiner von ihnen bemittelt genug war, es allein zu übernehmen und die Miterben durch Geld zu ent­schädigen, so kam Brandenstein zum Verkauf. Die günstige Konjunktur benutzend, erwarb der Oberförster v. Nuggenhagen einen größeren Theil, welcher unmittelbar are fleine Besizung grenzte, um dieselbe seiner Tochter und seinem Schwiegersohn als Mitgift zum Geschenk zu machen und sie gemeinschaftlich mit ihnen zu bewirthschaften.

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in jede Rathe wurde bald eine in der Schweizer   Genoffen­schaftsdruckerei Hottingen  - Zürich   gedruckte Flugschrift: Was hat die ländliche Bevölkerung von der Sozialdemokratie zu erwarten?" getragen. Die Polizei war jedoch von dem Plane unterrichtet und hielt scharfe Wache auf allen Bahnhöfen. In den Dörfern Rellingen   und Pinnebergdorf wurden 5 Personen bei der Ver breitung des Flugblattes betroffen und verhaftet. In Elmshorn  wurden 7 Personen, am Altonaer   Bahnhofe wurden 10 der selben festgenommen. Bei sämmtlichen Verhafteten find noch Flugschriften vorgefunden worden. Die Verhafteten find alle ganz junge Leute, die man besonders für solche Agitation gewählt hatte, damit bei etwaigen Ausweisungen keine Familie zu leiden hat. In Hamburg   war die Polizei von dem Handstreich der Sozialdemokraten schon am Sonn­abend unterrichtet." Die Namen der in Franks furt a. M. verhafteten Sozialdemokraten sind: 1) Schneider Hermann Glockzin; 2) Bigarrenhändler Josef Huber; 3) Schreiner Anton Herbst; 4) Xylograph Adolf Gerecke; 5) Schreiner Gustav Kleinschmidt; 6) Schloffer Peter Jacobs; 7) Schreiner Franz Fecher; 8) Schneider August Bornstein; 9) Steindrucker Wilhelm Trompeter; 10) Gastwirth Heinrich Prinz; 11) Kaufmann Ostar Füllgrabe; 12) Schneidergeselle Gotthelf Richter; 13) Schloffergeselle August Berger; 14) Schloffer Gotthelf Hadter; 15) Bandweber Peter Rücker; 16) Schneidergeselle Hermann Wächter; 17) Schneidergeselle Johann Wißwäffer; 18) Schneidergeselle Karl Heiligenstein; 19) Schneis dergeselle Peter Klippel; 20) Schneidergeselle Geinrich Blomen­tamp; 21) Schreinergeselle Adam Schubart; 22) Schreiner­gefelle Ferdinand Günther; 23) Schlossergeselle Konrad Schaper; 24) Schreiner Eduard Steinbrenner; 25) Schreiner Heinrich Schmidt.

Elberfeld  , 23. November. Seitens der Staatsanwaltschaft ist dem Schriftsteller Ferdinand Gilles die Mittheilung zu­gegangen, daß in einem Ermittlungsverfahren gegen denselben wegen Vergehens gegen den§ 131 R.-Str.-G.-B.( Verächt lich machung Don Staatseinrichtungen) mit Verfügung vom 18. d. M. das Verfahren eingestellt worden ist. So weit uns bekannt, bezog sich dieses Ermittelungsverfahren" auf eine redaktionelle Bemerkung zu einem Straffammerbericht der Elberfelder Freie Presse", worin die Zeugenaussage eines Postdirektors, daß die Postbeamten postseitig zum Kirchenbesuche angehalten würden, entsprechend be leuchtet worden war. Den Strafantrag stellte die Oberpost­direktion zu Düsseldorf  , worauf die Staatsanwaltschaft gegen Gilles eine Untersuchung wegen Verächtlichmachung einer Staatseinrichtung, der Reichspost nämlich, eröffnete. Daß diese Untersuchung zu einem negativen Ergebnisse führen werde, war vorauszusehen.

Potsdamer Zustände. Wir entnehmen der Fr. 8tg.": In Potsdam   besteht bekanntlich eine königliche Polizeiverwaltung. Dieselbe hält sich jetzt sogar für berechtigt, die Versammlungen des Droschtenvereins zu überwachen, und verlangt, daß jeder Redner Namen und Wohnung angiebt. Eine Generalversamm­lung des Ortskrankenkaffenvereins der Schloffer fonnte nicht fortgesezt werden, weil der Polizeikommissar wegen nicht erfolgter polizeilicher Anmeldung Widerspruch erhob. Gegen den Vor­fizenden des Droschkenvereins versuchte die Polizei eine Klage einzuleiten, weil er unangemeldet eine Vorstandsfisung in seiner Wohnung abgehalten habe. Die Staatsanwaltschaft stellte indeffen die Verfolgung ein. Schon findet der Droschtenverein bei den Wirthen kein Lokal mehr, so daß die nächste Versamm lung im Pferde stall eines Droschkenbesizers stattfinden muß. Der Polizeipräsident von Potsdam   ist bereits zur Schadloshaltung einem Droschfenbefizer gegenüber verurtheilt worden, weil er auf Grund einer nicht rechtsbeständigen Polizei­verordnung demselben den Fahrschein entzogen hatte. In einer Buchdruckerversammlung am Sonntag verlangte der Polizei­beamte, daß der Vortragende, welcher von außerhalb gekommen war, fich durch einen Paß oder dergleichen legitimire. Solche Potsdamer Zustände haben eine unverkennbare Aehnlichkeit mit den Zuständen in Ostpreußen  .

Schweiz  .

Jm Entlebucher Anzeiger"( Luzern  ) wird die unents geltliche Verabreichung der Lehrmittel in den Schulen lebhaft befürwortet.

Dänemark  .

Der ersten Kammer lagen am Sonnabend zwei höchſt interessante Vorlagen zur Berathung vor: die Vorschläge der sozialdemokratischen Mitglieder, betreffend ein Geset über eine der hauptstädtischen Gemeinde zu gewährende Anleihe zur Regulirung der Bauverhältnisse, sowie zur Aufführung von Arbeiterwohnungen, und ein Gesez zur Veranstaltung von Maßs nahmen zur Abstellung der Arbeitslosigkeit. Der erftgenannte Vorschlag rief eine lebhafte Debatte hervor, deren Resultat darin bestand, daß er einem Ausschusse übergeben wurde, welchem Schicksale auch der zweite Vorschlag, deffen Berathung nur sehr furze Zeit in Anspruch nahm, anheimfiel. Ob das einem Be­gräbniß gleichkommt, vermögen wir nicht zu beurtheilen. Wahr­scheinlich! Das ist ja das Schicksal aller Vorlagen von Arbeitervertretern.

Aus Kunst und Leben.

Im Berliner   Stadttheater fanden die Extra- Vorstellungen bisher stets vor ausverkauftem Hause statt und sieht sich des­halb die Direktion veranlaßt, dieselben am Freitag und Sonn­abend in dieser Woche zu wiederholen. Die gerngesehenen Gäste dieser Bühne: Frl. Jda Müller, Herr Mar Samst und Herr Franz Tragau werden die Hauptrollen in Charl. Birch Herr Franz Tragau werden die Hauptrollen in Charl. Birch Pfeiffer's romantischem Schauspiel Pfefferrösel"( Freitag) und Carl v. Holtei's vaterländischem Schauspiel Lenore"( Sonn­abend) übernehmen. Bons haben Giltigkeit;" das Rauchen ist an diesen beiden Abenden nicht gestattet.

Eine anthropologische Sehenswürdigkeit von ganz außergewöhnlichem Interesse wird von einem hiesigen Etablisse ment für die nächste Zukunft fignalifirt. Auf der Ueberfahrt von West- Indien   nach Europa   befindet sich eine aus Männern, Frauen und Kindern bestehende Karamane von Kariben oder Arowaken, also Nachkömmlinge jener Üreingeborenen der An­fillen, die Kolumbus  , als er auf seiner Entdeckungsreise jenseits des Meeres zum ersten Mal das Land betrat, zuerst gesehen hatte. Bekanntlich wurden diese Ureingeborenen, die Kariben, bis auf 30 Familien vernichtet. Zwei Familien diefer legten von den Europäern und den afrikanischen Negern fast gänzlich Überreste, im Ganzen 14 Personen, werden sich nun mit ihren Wirthschaftsgeräthen, Zelten, Waffen und Instrumenten hier zeigen und dem Bublifum ein anschauliches und lebensvolles Bild von ihren uralten Sitten und Gebräuchen vorführen.

Schweden   und Norwegen  .

Auch in Schweden   stehen jetzt die Sozialistenver folgungen in Blüthe. Wie gemeldet wird, ist vor einigen Tagen der vielfach erwähnte Schneider Palm, welcher als Führer der schwedischen Sozialisten gilt, in Hudickswall vom dortigen Gerichte verschiedener aufrührerischer Auslaffungen" wegen zu einer dreimonatigen Gefängnißstrafe verurtheilt wors den. Die Bourgeoisblätter befürworten weitere Maßregelungen und die Regierung wird es zweifellos daran nicht fehlen laffen.

Belgien  .

In Belgien   wird die jest in Angriff genommene Frage der Arbeiterunfallversicherung demnächst von der Euquetekommiffion der Regierung in Berathung genommen werden. Der Bericht des dafür bestellten Referenten Jacobs, Mitgliedes der Deputirtenkammer, geht, wie der Entwurf selbst, von dem Grundsaße aus, daß die Intervention des Staates auf das bescheidenste" Maß zu beschränken und in der Ver­ficherung der Arbeiter eine vermittelnde" Bahn einzuschlagen ist. Abgesehen von den einzelnen Bestimmungen, die erst nach der Kommissionsentscheidung Werth erhalten, ist das im Gesetz­entwurfe festgestellte System folgendes: Ohne die Vorschriften des Zivilrechts zu ändern, soll den Arbeitgebern der gefähr lichsten" industriellen Unternehmungen, d. h. derjenigen Werke, bei denen Dampf, Gas oder Elektrizität als Treibfraft ange wendet wird, vor Inbetriebseßung ihres Unternehmens die Ver­pflichtung auferlegt werden, ihre Arbeiter gegen mögliche Un­fälle zu versichern. Der Arbeitgeber kann sich den Versicherer nach Belieben wählen, nur ist er Bürge für die Bahlungsfähigs keit desselben. Schließt der Unternehmer keine Versicherung ab, so gilt er selbst als Versicherer; in diesem Falle kann eine Kaution als Bürgschaft für jede erworbene Rente verlangt wer den. Dem verlegten Arbeiter oder den Erben des verlegten Arbeiters steht es frei, auf dem Rechtswege von dem Urheber des Schadens die Differenz zwischen dem Werthe der gesetz­lichen Rente und einer vollständigen Schabloshaltung zu fordern. Das Geses will also die Zwangsversicherung einführen ohne Bildung einer Zwangsversicherungs- Gesellschaft.

In der Deputirtenkammer erläuterte Dultremont seinen Antrag, betreffend die Einführung der persönlichen Militärs dienstpflicht, gegen welchen der Kriegsminister verschiedene Einwendungen erhob. Die Kammer beschloß, den Antrag in Erwägung zu ziehen.

Frankreich  .

Die französische   Deputirtenkammer hat ein Amendement betreffend Aufhebung des Unterstaatssekretär postens mit nur vier Stimmen Majorität verworfen. Vier Unters Staatssekretäre haben in Folge deffen ihre Entlassung eingereicht. Ferner nahm die Kammer ein Amendement, welches die Forde rung für Besoldung der Beamten des Finanzministeriums um 618 000 Frts. herabseßt, trotz der Einwendungen des Finanz ministers Sadi Carnot  , an. Andere ähnliche Amendements wurden gleichfalls in Erwägung gezogen, obgleich der Minister dagegen war Die ohnedies erschütterte Stellung des letteren dürfte dadurch schwerlich gestärkt werden.

Großbritannien  .

Die auswärtige Politik Englands, schreibt man der Magd. 3tg.", weist zur Zeit deutlichere Afzente auf als jemals seitdem Lord Beaconsfield von der Regierung zurückgetreten ist, und wenn die englischen Diplomaten mit demselben Geschick dabei verfahren, welches sie in der lezten Beit entwickelt haben, so ist vorauszusehen, daß Englands Stimme im Rath der Völker wieder so einflußreich werden wird, wie je zuvor in diesem Jahrhundert. Was man an der Politik Lord Salisbury's   und seiner Freunde heute lobt, das ist vor Allem der Umstand, daß fie Umficht und Kühnheit ver eint. Sie ist gleich weit entfernt von der oft abenteuerlich ge arteten aggressiven Politik Lord Palmerston's  , wie von der Bauderpolitik Mr. Gladstone's, der stets den Versuch_macht, den Belz zu waschen, ohne ihn naß zu machen. Im Schooße des Kabinets von Sankt James weiß man, daß die politische Situation große Vorsicht erheischt, wenn nicht die kostbaren Güter des Friedens um ein Kleines auf's Spiel gesetzt werden follen. Noch hat der andere Theil seine legten Karten nicht ausgespielt, noch fann man ruhigen Blutes abwarten, welche Trümpfe er noch in der Hand hat. Zu einer offenen Sprache ist es also noch Zeit. Uebrigens weiß man, daß die englische Politit nicht allein in Bulgarien   wachsam ist. Mit eben so großer Sorgfalt blickt sie nach Indien   und Egypten. In London   hat man schon vor einiger Zeit Nachrichten über ruffische Truppenbewegungen an den Grenzen Afghanistans   erhalten, und wenn man daraus auch keine unmittelbaren Besorgnisse schöpft, so hat man doch Veranlassung genommen, gewiſſe mili tärische Maßregeln der Vorsicht zu treffen. Von englischer Seite in Berlin   wird das bestätigt, mit dem Zufay:" Wir sind auf Alles gefaßt."

Ueber die sozialistische Demonstration auf Trafalgar Square   schreibt man dem Hamb  . Corr." unter London  , 22. November: Die von der sozialdemokratischen Vereinigung beschlossene Massen- Kundgebung, um der Regie

englischer Sprache singt, Frau Marie Roze, bringt augenblicklich die schottischen Studenten in Edinburg   um ihren Verstand. Als Mitglied der englischen Operngesellschaft Karl Rofas fang fie Bizets Carmen und die Elsa aus Wagners Lohengrin  ; zwar eine schwarzhaarige Elfa, aber so bezaubernd in Erscheinung und Stimme, daß die Edinburger Kunstkritik darauf schwört, fich hinfüro die deutsche Elsa nicht mehr ohne die Französin Marie Noze vorstellen zu können. Und die Studenten vollends vers chrten ihr an einem Carmenabend eine rothe blauquaftige Studentenmüße, einen filbernen Straußhalter und ein weißes Bouquet, und nach Schluß der Vorstellung zogen sie nach Aus spannung der Pferde den Wagen der Sängerin in stetig schwel lendem Triumphauge durch die Stadt nach dem hotel Royal  wo Marie Roze abgestiegen. Vom Balkon aus hielt fie, mit I der Studentenmüße auf dem Kopfe, an ihre entzückten An beter" eine Dankesrede, welche mit den Worten: Ich laß mein Herz bei Euch" und einer Kußhand schloß.

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Eine glühende Phantasie hat augenscheinlich der Redak feur des in Ottowa, Jlls., erscheinenden Herold". Derfelbe entwirft um ein Beispiel anzuführen von einem englisch  amerikanischen   Journalisten, mit dem er fortwährend in Fehde liegt, das folgende liebliche Bild: Eine regenschirmartig auf gestülpte Schnupftabatsnase that seinem Ansehen weiter feinen Abbruch und die bajazzomäßigen Hanswurstiaden des klapper Dürren kleinen Rüpels wurden als Genialität bewundert. Seine von Ohr zu Ohr sich erstreckende Bollmatrosenschnute, die im Räuber und Schauspieler. Da sage Einer noch, es gebe Osten und Westen seines röthlich schimmernden Wafferkopfes

teine Romantik mehr im Theaterleben! Vor den Assisen zu Perugia   findet am 1. Dezember die Verhandlung gegen den Schauspieler Luchino Resta statt, welcher überführt ist, ein

von enormen sechszehnzölligen Hottentotten- Gehörmuscheln flantirt wird, sprudelt mitunter fleine Niagarafälle patentirter Beredt Mitglied jener berüchtigten Räuberbande gewesen zu sein, die augelein in ihren Räuberhöhlen funkeln und die zwirnfadens

wurde und wobei auch ein Bruder des Resta zu langjährigem schwerem Rerter verurtheilt ward, während Luchino fich das mals dem Arme der Gerechtigkeit durch die Flucht entzogen hatte. Vor Kurzem wurde nun der Räuber- Schauspieler in einem Pariser Theater verhaftet, wo derselbe Charakterrollen und erste Chargen spielte und ein beliebtes Mitglied der Ge ſellſchaft war. Luchino Refta, dem mehrere schwere Verbrechen

Bipperlein in ihren Bunderknöchelchen hätten.

das

D. v. Fordenbed begründete, gegenwärtig vom Redakteur Mag Aus dem Aachener Zeitungsmuseum. An das von Schlesinger verwaltete Beitungsmuseum in Aachen   gelangten, so schreibt man der K. 8tg.", in den letzten Monaten reiche und bemerkenswerthe Zuwendungen Um nur einiges nament liches Leben in Spanien  , Frankreich   2c. geführt und sieht jest über 50 japanische   Zeitungen. Der in Tokio   erscheinende Vertreter des Deutschen Reiches in Tokio  , Herrn v. Holleben  , feiner Bestrafung entgegen.

Verrückte Studenten. London  , 19. November. Eine französische Primadonna, welche eine deutsche   Opernrolle in

Schimbün" sandte direkt zwei Nummern seines Blattes, ebenfo 2. Möller, Herausgeber des Atuagagdliutit nalinginarnik tusaruminasassunik univkat", zwei Jahrgänge diefer in Godte

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