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rung und dem Publikum das Elend der beschäftigungslosen Arbeiter vor die Augen zu führen, fand gestern Nachmittag um 3 Uhr auf Trafalgar Square   unter dem Zusammenfluß großer Boltsmaffen statt, ohne zu Ausschreitungen und Ruheſtörungen geführt zu haben. Es waren nahezu 4000 Polizeifonstabler, barunter etwa 100 berittene, aufgeboten, während in den Rafernen 500 Mann Militär in Bereitschaft gehalten wurden, um nöthigenfalls. sofort zur Unterstügung der Polizei einzu schreiten. Auch waren in den Militär- Depots Friedensrichter anwesend, um erforderlichenfalls die Aufruhrakte zu verlesen, welche Förmlichkeit dem englischen Geseze gemäß dem Ein­schreiten des Militärs vorausgehen muß. Um den Trafalgar­Square herum war ein Doppelfordon von Polizisten gezogen, und im Square selber waren an vier Punkten starke Ab­theilungen von Schußleuten postirt, während in den benach­barten Straßen ansehnliche Reservemannschaften stationirt waren! Kurz vor 3 Uhr langten die Sozialistenvereine, welche sich an der Rundgebung betheiligten, aus allen Theilen Londons   mit Fahnen und Mufit unter den Klängen der Marseillaise  ", be gleitet von großen Böbelmaffen, auf dem Square an, und bald darauf begann das Meeting. Von fünf Tribünen herab mur den von je 4 Rednern Ansprachen an das Volk gehalten. Das bedeutendste der fünf Meetings war das, bei welchem der Sozialist John Ward, welcher nach der Sozialiste kundgebung am Lordmayorstage eine Rolle in dem Bowstreet- Polizeigericht gespielt hatte, den Vorsitz führte, und äußerst heftige Reden gehalten wurden. Auf anderen Tribünen hielten Hyndman  , Williams und Champion Ansprachen. Letzterer bemerkte u. a., die Lage der Arbeiterklaffen in großen Städten wäre eine ftändige Bedrohung der Zivilisation; der Tag werde kommen, wo die Unzufriedenheit einen solchen Grad erreichen werde, daß die Arbeiter fühlen würden, daß es besser sei, kämpfend zu Sterben, als zu verhungern. Ein Sozialist, Lunn, forderte die Arbeiter auf, fich zu vereinigen. Nachdem noch andere Redner gesprochen, wurden Resolutionen angenommen, welche zur Ab­Silfe des gegenwärtigen Nothstandes unter den Arbeitern die fofortige Inangriffnahme von öffentlichen Arbeiten, die Ver türzung der Arbeitszeit in den Regierungswerkstätten verlangen, die Weigerung des Premierministers, eine Deputation der Ar­beitslosen zu empfangen, beklagen, und die Mitglieder der Ge­werkvereine, welche jüngst den Prinzen von Wales in Sand­tingham besuchten, tadeln, worauf sich eine aus sechs Personen bestehende Deputation nach der Wohnung Lord Salisbury's  in Arlingtonstreet begab und in der Abwesenheit des Premiers eine Abschrift der Resolutionen bei dem Portier hinterließ. Kurz nach 4 Uhr löste sich das Meeting auf, die Sozialisten­pereine traten ihren Rückmarsch an, und der Square und dessen Bugänge wurden sodann von berittenen Ronstablern befest. Bei einbrechender Dunkelheit hatten Trafalgar Square   und die benachbarten Straßen wieder ihr normales Aussehen. Einem ungefähren Ueberschlag nach waren ca. 5000 Menschen auf den Beinen.

Italien  .

Die bulgarische Frage wird nächster Tage auch im italienischen Parlament zur Distuffton gelangen. Ein Tele gramm meldet darüber: Nom, 23. November. Der Minister des Auswärtigen, Graf Robilant, legte in der heutigen Sigung der Deputirtenkammer die, die bulgarische Frage betreffenden Attenstücke vor. Am Sonntag wird der Minister die Inter  pellationen bezüglich der auswärtigen Politik beantworten.

Balkanländer.

Die Voff. 3tg." schreibt: General Kaulbars ist bis zum legten Augenblick auf bulgarischem Boden sich selbst treu geblieben. Seinen Einzug in Bulgarien   charakterisirte brutale Ueberhebung, sein Auszug, wie ihn unser Spezialforrespondent Schildert, entbehrte auch nicht der nöthigen Brutalität. Unser Korrespondent telegraphirt uns nämlich aus Sofia  : Kaulbars Abreise ging ohne Sang   und Klang vor sich. Während der Reise erklärte er: Ich verlasse Bulgarien  , weil der Kaiser nichts mehr mit einer Regierung von Klopffechtern zu thun haben will. So lange diese Regierung am Ruder bleibt, wird Bulgarien   nichts Gutes von Rußland   zu hoffen haben. Regentschaft ist angezeigt, daß die diplomatische Verbindung Sefretäre find zurückgeblieben. abgebrochen ist. Alle ruffischen Konsule find abgereift, nur die

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General Kaulbars war frank,

in gereizter Stimmung und entmuthigt. In Philippopel   ver suchte er Flugschriften zu verbreiten. Als ein bulgarischer Gen­darm dies verbot, schimpfte Kaulbars die Regen ten Vagabunden. Darüber, erwiderte der Gendarm, sei er nicht berufen, zu urtheilen, aber er verbiete die Vertheilung nach Petersburg  , um meinem Herrn zu sagen, daß Eure Mi­nister Volksaussauger und Bedrücker find. Fürsten von Mingrelien  ; Stambulow erwiderte, er glaube nicht, daß die Bulgaren   den Mingrelier wählen Asien  .

werden.

chinesischen   Regierung berichtet der Voff. 8tg." ein Telegramm aus Paris  : China   will die fremden Länder, welche sich ge= schichtliche Bestandtheile des chinesischen Reichs angeeignet haben, zur alten Tributpflicht wieder heranziehen. Es fordert von Portugal   für Macao   den seit hundert Jahren unbezahlten Tribut für das ganze Jahrhundert nebst Binsen. Gelingt es, den Anspruch durchzusetzen, so sollen England für Hong­fong, Japan   für Linlin( Lutschu) und Frankreich   für Anam an die Reihe kommen."

Gerichts- Zeitung.

Leipzig  . 23. November. Der große Aufruhrprozeß, welcher gestern Vormittag 10% Uhr vor dem hiesigen Schwurgericht feinen Anfang nahm, hatte weniger Bublifum vor dem Land­gerichtsgebäude versammelt, als man nach der Bedeutung des Prozesses und dem Staube, den er aufgewirbelt, erwarten durfte. Wahrscheinlich hatte der Umstand, daß der Eintritt in den Saal nur Karteninhabern gestattet wurde, die Neugierigen wieder verscheucht.

Der Schwurgerichtssaal trug kein auffallendes Gepräge. In der Miniſterloge wohnte Herr Landgerichtsdirektor Schurig mit einem jüngeren Herrn der Verhandlung bei. Als Zeugen find 9 Herren und 3 Damen erschienen; den Gerichtshof bildeten die Herren Landgerichtsdirektor Pusch als Vorsitzender und die Landgerichtsräthe Gruber und Dr. v. Sommerlatte als Beifizer; die Anklage führte Herr Staatsanwalt hängschel; als Verthei diger fungiren die Herren Justizrath Anschüß, Justizrath Dertel, Rechtsanwalt Broda und Rechtsanwalt Dr. Behme.

Es wird sodann die Geschworenenbank gebildet und auch ein Ergänzungsgeschworener ausgelooft. Der Vorsitzende tritt darauf in die Verhandlung ein und stellt zunächst die persön lichen Verhältnisse der vier Angeklagten fest. Dieselben ergeben fich wie folgt:

1) Karl Friedrich Richard Schumann, geb. 1. Oftober 1860 zu Leipzig  , hat hier die Schule besucht und das Tischlerhand­werk erlernt, ist seit 1885 verheirathet, wohnte zulept in Leip­Einmal ist zig, Friedrichstraße 25, ist nicht Soldat gewesen, Schumann früher wegen Verdachts des Vergehens gegen§ 19 des Sozialistengefeßes in Untersuchung gewesen, jedoch am 9. August durch gerichtliches Urtheil freigesprochen worden, ist überhaupt unbestraft.

2) Franz Hermann Mehnert, geb. am 8. Juli 1855 in Colpa, einem Dorfe bei Dessau  , hat in Volkmarsdorf   die Schule besucht und später das Schlosserhandwerk erlernt, er wohnte zulegt in Anger, war Soldat beim 107. Regi ment, ist jest Landwehrmann; der Angeklagte ist noch unbe­straft.

3) Johann Wolfgang Pöhlmann, geb. am 26. Nov. 1861 in Thierstein  , einem Dorfe bei Wunsiedel   in Bayern  , ist un­verheirathet, hat das Schneiderhandwerk erlernt, ist wie die Vorgenannten Gehilfe, wohnte zulegt in Leipzig  , Promenaden­straße 39, ist Reservist und noch unbestraft.

4) Karl Rudolf Hugo Kießling, geb. am 10. März 1849 in Leipzig  , verheirathet feit 1875, ist Notendruckergehilfe und hat zulept in Leipzig  , Mittelstraße Nr. 24, gewohnt, ist nicht Soldat gewesen, einmal wegen Vergehens gegen das So­zialistengeset mit 14 Tagen Gefängniß vorbestraft, sonst unbe­ftraft.

Es erfolgt sodann die Verlesung des Eröffnungsbeschluffes. Derselbe stellt den Vorgang, welcher die vier Genannten auf die Anklagebank gebracht hat, wie folgt dar: Am Nachmittag des 26. September haben sich 300-400 Personen im neuen Schüßenhause versammelt, um den Angeklagten Schumann, welcher auf Grund des§ 28 des Sozialistengefeßes ausgewiesen war und spätestens am 27. September Leipzig   verlassen sollte, das Geleit zu geben. Nachdem von mehreren Personen, von denen viele rothe Blumen im Knopfloche und rothe Shlipse

trugen, sowie auch von Schumann Reden gehalten waren, begab fich der Zug durch die Frankfurterstraße, über den Fleischerplay, durch die Pfaffendorferstraße nach Gohlis  . Auf dem Wege wurde die Arbeiter- Marseillaise gesungen und am Ausgange der Pfaffendorferstraße eine rothe Fahne entfaltet. Es sprangen hierauf der Polizeilieutenant 3schucke, Kriminalwachtmeister Förstenberg und die Kriminalschußleute Zimmermann und Richter, welche mit Herrn Oberwachtmeister Jrdel in der Pfaffendorfer Straße dem der Buge folgten, am Ausgange nannten Straße auf einen Pferdebahnwagen und fuhren dem Zuge nach. Herr Jrdel fuhr nicht mit. Als der Wagen in die Nähe des Fahnenträgers gekommen war, sprangen die Genannten ab und stürzten sich mit den Worten: Wir find Polizeibeamte!" in den Bug und auf den Fahnen­

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fräger, um diesen aus dem Zuge herauszuziehen. Sie wurden des jedoch, als sie faum den Fahnenträger ergriffen und ein Stüc

Die Politik des chinesischen Reichs ist stets eigen­thümliche Bahnen gewandelt. Ueber das neueste Vorhaben der

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läuterte Berichte

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in Grönland   angeschlossen

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herausgezogen hatten, von den Bugtheilnehmern umringt und mit Fäusten, Stöcken und Schirmen derart geschlagen, daß fie von ihrem Vorsas Abstand nehmen mußten. Es gelang den Herren Bichucke und Richter, sich fliehend zurückzuziehen, während Förstenberg und Zimmermann durch Vorhalten ihrer Revolver die Menge von sich zurückschreckten. Es soll nun der Angeklagte Schumann dadurch, daß er dem Fahnenträger zurief:" Fahne hoch! Fahne höher zum gewaltthätigen Vorgehen gegen die Beamten aufgefordert, die Angeklagten Mehnert, Böhlmann und Kießlingsämmtlich sämmtlich im Bewußtsein der Ungeseglichkeit ihrer That die Beamten umdrängt, Mehnert nach Bschuce und Zimmermann, Böhlmann nach Förstenberg, Kießling gleich­falls nach Bschucke geschlagen, hierdurch aber an dem Aufruhr der Uebrigen fich betheiligt haben. Die Anklage ist auf Grund des $ 115, 1, 2 in Verbindung mit§ 113 des Strafgesetzbuchs erhoben, Schumann, den die Anklage als Rädelsführer bezeichnet, hat fich in Folge seiner Aufforderung des Tragens republikanischer Abzeichen( die rothe Fahne) auch noch gegen die Verordnung vom 14. Juli 1849 zu verantworten.

haab, einer dänischen Kolonie an der Westküste Grönlands  , halbmonatlich erscheinenden illustrirten Eskimozeitung. Möller hatte sich seiner Zeit der Expedition Nordenskjöld's zur Erforschung des Binneneises und lieferte in seiner Zeitung durch Zeichnungen er über diese Reise. Sein Bild, in dem von Nordenskjöld   zuletzt herausgegebenen Werke Grönland  " enthalten, weist ein kluges Geficht mit aus gesprochenem Eskimotypus auf. Aus nördlichen Breiten trafen beim Zeitungsmuseum ferner ein die in Tromsö   erscheinende Tromsö  - Stiftstidende" und eine Karnevalszeichnung Fastelauense Riset. Uebrigens besitzt das Zeitungsmuseum schon von früher her eine Nummer des in Hammerfest herausgegebenen Blattes Nordcaben". Um die Bereicherung des Zeitungsmuseums mit Erzeugnissen des südamerikanischen Zeitungswesens macht sich Schüßenhause das Geleit gegeben. Reden habe er nicht ge ber Herausgeber der deutschen La Plata- Beitung" in Buenos Mires, Herr L. Tjarks, besonders verdient; ihm verdankt es Nummern von sämmtlichen in der Hauptstadt der Argentinischen   weisung dargelegt. Er bestreitet, gesagt zu haben, Fahne

4 italienische, 2 englische und 2 französische, außerdem Zeitungen

gingen ein aus Rio de Janeiro  , San Leopoldo, San Paolo und Porto Alegre  , ferner von der Ostküste Patagoniens aus

Bahia Blanca.

Nach Verlesung der Anklagefchrift schritt der Vorfigende zum Verhör der Angeklagten. Schumann erklärt, er sei nicht­schuldig. Er erzählt darauf, wie seine Freunde ihm vom Neuen

halten, sondern fich im Neuen Schüßenhause lediglich für das Erscheinen der Freunde bedankt und die Gründe seiner Aus­

Buges gegangen sein. Von dem Angriff auf die Polizeibeamten will er nichts gesehen haben. Er ist nach der Schlägerei nach Gohlis   gegangen.

Der Angeklagte Mehnert erklärt sich gleichfalls für nicht­

Beit nicht mehr Sozialdemokrat. Er habe auch zu Schumann einmal gesagt: Schumann, das hat keinen Zweck, daß Du Dich aufopferst für die Sozialdemokratie, Du erntest doch nur Undant." Er erzählt weiter, er stehe bei der Sozialdemokratie in dem Verdachte, der Polizei Dienste zu leisten; in einem fo zialistischen Blatte habe auch eine Warnung vor ihm gestanden, bahin lautend, die sozialistische Partei solle fich vor ihm in Acht nehmen. Er sei dem Zuge mit seiner Frau gefolgt, fet aber stets abseits gegangen; er habe von der linken Seite des Ererzierplazes aus den Standal gesehen, habe aber nicht daran Theil genommen. Er hat seine Mitangeklagten Böhlmann und Mehnert damals noch nicht gekannt. Auf Fragen des Staatsanwalts giebt er zu, wiederholt in dem Restaurant des ausgewiesenen Weber verkehrt zu haben. Der Staatsanwalt fagt, es sei jenes Restaurant doch der Versammlungsort der Sozialisten; der Angeklagte erwidert, es verkehrten dort auch Nichtsozialisten.

Es beginnt sodann die Zeugenvernehmung mit der Ab­hörung des Beugen Kriminalwachtmeister Förstenberg. Derselbe erzählt, wie er auf die Meldung der VII. Bezirkwache hin mit dem Kriminalschußmann Zimmermann und dem Ober­wachtmeister Jrdel nach der Pfaffendorferstraße gegangen sei. Unterwegs trafen sie 3schucke und Richter. Wie Zschucke, Förstenberg, Richter und Zimmermann bis zum Fahnerträger gefahren und denselben angegriffen haben, ist oben bereits ge= sagt. Förstenberg wurde durch die erhaltenen Schläge momentan besinnungslos, er stürzte zweimal zu Boden, bis es ihm gelang, seinen Revolver zu ziehen. Dasselbe that Zimmer mann. Beide verloren in der Schlägerei ihren Hut. Försten berg ging nach der Schlägerei nach Gohlis  , alarmirte die dortigen Schußleute und ist dann mit Herrn Dr. Schanz, welcher in einer Droschke mit anderen Polizeibeamten am Thatorte anlangte, nach Möckern   gefahren, wo mehrere Pers sonen in Saft genommen wurden. Der Zeuge hat den An geklagten Böhlmann mit erhobenem Stocke gesehen und nimmt an, daß er auch von Pöhlmann geschlagen worden ist. Den Mehnert hat der Zeuge in Gohlis   gesehen, Schumann und Kießling hat er nicht wahrgenommen. Förstenberg hält die Angabe Kießling's, er sei kein Sozialdemokrat, für ein Theater"

Der nächste Zeuge, Kriminalschußmann Zimmermann, er zählt den Thatbestand wie Förstenberg. Zimmermann ergriff mit der linken Hand die Fahnenstange und mit der rechten packte er den Hals des Trägers, als er im selben Moment von Er erhielt furchtbare hinten zu Boden geschlagen wurde. Schläge mit Stöcken und Schirmen und wurde von den ihn Umdrängenden förmlich bedeckt. Als er am Boden lag, fühlte er, daß ihm das Blut in den Nacken rieselte. Endlich gelang es ihm, seinen Arm frei zu machen und, mit dem aus der Tasche gezogenen Revolver in der Hand, den Angreifern zuzus rufen: Burück oder ich schieße Euch über den Haufen!" Un­weit sah er Förstenberg am Boden liegen, während Richter in einiger Entfernung her um focht. Lieutenant 8schucke sah er nicht mehr.

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Es wird hierauf die kommissarisch aufgenommene Beugen aussage des Polizeilieutenant Bschucke, welcher 3. 3. am Rheu matismus frant liegt, verlesen. Die Marseillaise sei, so giebt der Zeuge an, so laut gesungen worden, daß die Leute aus den Fenstern gesehen hätten. Die rothe Fahne sei mit Surrah entblößt worden. Als der Beuge mit den Worten: Polizeibeamter   Fahne raus!" mit den anderen Beamten auf den Fahnenträger eindrang, erhielt er zwei so starke Schläge, daß er taumelte. Zwei Derer, welche am meisten auf ihn eindrangen, glichen im Geficht, Figur und Kleidung Mehnert und Böhlmann. Der Zeuge, deffen Rohrstock sofort zerbrach, wich auf die rechte Seite des Ererzierplazes aus. Hier trat ihm ein Mann, welcher Kießling glich, entgegen und führte den legten Schlag gegen ihn, den er jedoch abwehrte. Er holte dann eine Militärpatrouille aus der Barackenkaserne( 134. Regt.) und verfolgte den Zug bis Möckern  . Hier wurde ihm jedoch in Folge der erhaltenen Schläge übel, so daß er von der weiteren Verfolgung abstehen mußte. Er erinnert sich, einen Stock in der Hand Jemandes gesehen zu haben, welcher Mehnert glich. Er kannte weder Kießling noch Mehnert, noch Böhlmann vor jener Affäre. Hätten fie, so sagt der Zeuge, den Fahnenträger gekannt, so wären sie weiter gefahren, und er würde feinen Angriff auf denselben haben machen laffen, da ja doch vorauszusehen war, daß er mit seinen wenigen Bes gleitern der großen Menge gegenüber im Kampf unterliegen mußte.

Nachdem die vorstehende Aussage verlesen worden ist, wird der Zeuge Schloffergeselle Muhl vernommen, welcher zufällig am Buge vorbeigekommen ist. Derselbe hat vor der Polizei 1. 3. in Schumann bestimmt denjenigen erkannt, welcher ge rufen: Fahne hoch!" Heute erkennt er ihn jedoch nicht mehr mit derselben Bestimmtheit. Den Angeklagten Mehnert hat er an der Spize des Buges gesehen. Denjenigen, welcher auf Herrn Zschucke zuschlug, findet er mit Kießling sehr ähnlich; er habe dieselbe Figur, denselben rothen Schnurrbart und dieselbe Kleidung getragen.

Der Angeklagte Schumann wiederholt hier, daß er nicht in der Nähe des Fahnenträgers, sondern mit seiner Frau und Schwägerin am Ende des Zuges gegangen sei.

Der Staatsanwalt bemerkt, es sei dies doch sehr unwahr scheinlich, denn Schumann, dem der ganze Bug gegolten, fei dann doch sehr kläglich von seinen Freunden behandelt worden. Den Gefeierten führe man doch in der Mitte oder am Anfang des Zuges, man solle nur an Schüßenfeftzüge denken.

Angeklagter: Aus dem Schüßenfeste kann man doch nicht auf unser Fest und mich schließen.

Staatsanwalt: Das Schüßenfest habe ich allerdings mit Ihrem Feste keineswegs vergleichen wollen.

Vernommen wird hierauf die Zeugin Frau Eichbrodt. Sie war mit ihrem Manne, dem bekannten Orgeldreher Eichbrodt, zufällig des Wegs gekommen und erkennt Mehnert, den sie nach der Schlägerei gesehen, genau. Auf Befragen des Staats anwalts bestätigt fie, daß ihrem Manne gedroht worden sei, man werde ihm ein Bein ausdrehen derselbe trägt Stelz füße wenn er gegen die Angeklagten zeuge. Der Mann ist zur heutigen Verhandlung nicht vorgeladen worden.

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Der Zeuge Herr Schußmann Richter, von dem wir schon gesagt, daß er sich seinen Kollegen in der Pfaffendorferstraße an schloß, war zufällig zum Buge gekommen. Er war nach der Schlägerei, bei der auch er übel zugerichtet worden war, den Buge nachgegangen und hat sich in Gohlis   einen neuen Hut gekauft, da der seinige bei der Schlägerei auf Nimmer wiedersehen verloren gegangen war. Auch er ist mit Herrn Dr. Schanz weiter gefahren. Er erkennt Niemanden von den Angreifern wieder, da die Prügelszene so schnell gea wechselt habe.

Ginangenehmer" Reisegefährte. Die Pariser Schau- schuldig. Er sei auf dem Fleiſcherplage zufällig auf den Zug pielerin Mille. Jeanne Marny fuhr am 19. d. mittelst Eilzuges gestoßen. Er sei nicht in der Nähe der Fahne gegangen, Don Rouen nach Paris  . In der Station Vernon stieg ein Fremder ein, der sich ihr als Graf Perigor vorstellte und mit ihr gemüthlich plauderte. Plöglich sagte er dem entsegten Mädchen lachend:" Wissen Sie, woher ich komme? direkt aus dem Jrrenhause, aus welchem ich entfloh." Als die Schau­Spielerin ungläubig lächelte, fügte er hinzu: Ich werde Ihnen gleich Beweise geben, daß ich wahnsinnig bin." Bei diesen nach Förstenberg einen Schlag geführt, aber nicht getroffen habe, Kießling bestreitet, daß ihr Mann an der Schlägerei oder an

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Worten zog er ein Meffer hervor und brachte sich einige tiefe Stichwunden bei. Mit Hohnlachen sette er hinzu: Wenn Sie noch zweifeln, ersteche ich auch Sie; dann werden Sie es

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Er habe nach der habe auch nie einen Stod getragen. Schlägerei noch ein Glas Bier im Gasthofe zum Anfer ge­trunken und sei dann nach Hause gegangen, wo er am anderen Morgen arretirt worden sei. Er intereffire fich für die Sozial­demokratie und deshalb sei er dem Zuge gefolgt, nicht aber um zu demonstriren.

sodann hat er feine Aussage dahin abgeändert, er habe nur aus­geholt zum Schlage, aber, als er Förstenberg erkannt, ab­gelaffen. Auf die Frage, ob er Anhänger der Sozialdemokratie

Rothsignal, allein der Wahnsinnige drückte die Schauspielerin fei, erwiderte er, er sei noch nicht so eingeweiht.

auf ihren Plaz nieder und begann, alles im Koupee zu zer trümmern. Als der Zug in Paris   einfuhr, lag der Wahn­finnige, vom Blutverluste erschöpft, auf dem Teppich, Mile. Marny tauerte ohnmächtig in einer Ede.

Der Angeklagte Rießling leugnet gleichfalls, an der Schlägerei fich betheiligt zu haben, er sei auch nicht direkt am Buge betheiligt gewesen. Echumann sei zwar sein persönlicher Freund, aber er, Rießling, sei kein Sozialdemokrat. Früber Früher jei er allerdings einmal als Sozialdemokrat aus Leipzig   aus­gewiesen worden, aber seit zirka einem Jahre sei dies Verbot aufgehoben worden; er sei auch seit ungefähr eben so langer

Einige weitere Beugen, die Gattin des Angeklagten Kief= ling, der Tischler Hofmeister, welcher morgen, Donnerstag, mit mehreren anderen noch fich vor der Straffammer wegen seiner Betheiligung an eben demselben Vorfall zu verantworten haben wird, sowie der Lehrer Pönig und ein Pferdebahnkontroleur,

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dem Zuge sich betheiligt habe. Er fümmere sich jest gar nicht mehr um die Sache," meint sie, und sie hole ihn jeden Abend aus der Arbeit nach Hause. An jenem Sonntage feien sie Beide nach dem Schüßenhause spazieren gegangen, und als der Bug gegangen sei, feien fie diesem gefolgt, um zu sehen, wie die Dinge fich entwickeln werden. Der Zeuge Lehrer Pönig ist an den Bug heran getreten, als die ersten Schläge fielen, vorher habe er die rothe Fabne gesehen und ein Lied fingen gehört, und er habe auch gesehen, daß ein Beamter nieder geworfen wort en sei. Und der Kontroleur der Pferdebahn sagt aus, daß e