den Zug ebenfalls gesehen. Mehrere Kriminalbeamte hätten fich auf seinem Wagen befunden, und fie feien herunter ge sprungen, als die rothe Fahne entfaltet worden, auf die fie fich alsdann gestürzt. Daß fie gesagt, fie seien Beamte, habe er nicht gehört.

Der Beuge Herr Kriminalkommissar Denice theilt mit, Böhlmann habe s. 3. vor der Polizei zugegeben, daß er nach Bichucke geschlagen. Er theilt weiter mit, daß der Lieutenant Bichucke den Mehnert damals, bei den ersten Verhören, bestimmt erkannt.

Auf Antrag des Staatsanwalts werden an dieser Stelle die beiden sozialistischen   Lieder Weißt du, wieviel Sternlein stehen 2c." und Wohlan, wer Recht und Wahrheit achtet," ( die sogenannte Arbeitermarseillaise) verlesen und die Angeklag­ten gefragt, ob diese Lieder auf dem Zuge gesungen seien und ob sie sich am Gesang betheiligt haben. Die Angeklagten er­klären sämmtlich, von dem ersteren Liede nichts gehört zu haben; bezüglich des zweiten Liedes erklären fie, nicht zu wissen, ob gerade dieser Text gesungen worden sei.

Als lester Zeuge wird der Neusellerhausener Schußmann Labätke über die Vorgänge bei dem Geleit des ausgewiesenen Reinis befragt. Es war bekanntlich dem Zeugen damals ähn lich ergangen, wie den Leipziger Kriminalbeamten. Er war beim Entreißen der rothen Fahne blutig geschlagen worden.

Es folgt die Verlesung der ärztlichen Beugnisse über die Wunden der Zeugen Zimmermann und Förstenberg. Beim legteren war eine flaffende Wunde auf dem Kopfe, beim ersteren waren sehr viele Schläge, die über den Kopf gegangen waren, tonstatirt worden.

Der Vorsitzende verliest darauf die Schuldfragen, welche den Geschworenen zur Beantwortung vorgelegt werden sollen. Die Fragen lauten der Anklage gemäß in erster Linie auf Theilnahme am Aufruhr, bei Schumann auf Theilnahme als Rädelsführer am Aufruhr. Es wurden jedoch auch noch einige Hilfsfragen auf geringere Vergehen, als Land­friedensbruch, gemeinsamen Widerstand gegen die Staats­gewalt 2c. gestellt. Das Gericht macht sodann eine Pause. Nach Wiedereröffnung der Sigung begannen die Plai­boyers der Staatsanwaltschaft und der Vertheidiger.

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Die Geschworenen bejahten, daß sämmtliche Angeklagte am Aufruhr, und zwar Schumann als Rädelsführer, die übrigen drei Angeklagten aber thätlich daran theilgenommen haben (§ 115, 1 u. 2 des Str.-G.-B.). Mildernde Umstände schloffen die Geschworenen bei sämmtlichen Angeklagten aus. Schumann wurde auch ferner der Aufforderung zum Tragen republikanischer Abzeichen schuldig befunden. Da§ 115, 2, sobald mildernde Umstände ausgeschlossen werden, nur eine Buchthausstrafe zu­läßt, so verurtheilte der Gerichtshof Schumann zu 4 Jahren Buchthaus und 8 Jahren Ehrverlust, Mehnert und Böhlmann zu 2 Jahren Buchthaus, Kießling zu 2 Jahren 6 Monaten Buchthaus, die drei Legtgenannten zu je 6 Jahren Ehrverlust, erkannte auch bei sämmtlichen auf Bulässigkeit von Polizeis aufsicht. Erschwerend rechnete man bei Schumann an, daß er von der Polizei kurz zuvor erst vor demselben Vergehen ver­warnt worden war.

In Zürich   wurde der frühere Strafrechtslehrer an der Hochschule Bern  , der das Berner Strafgeset verfaßt hat, Pro­feffor Pfotenhauer, über 80 Jahre alt, wegen Mißhandlung einer Hausbewohnerin, welche Teppiche ausklopfte und dadurch seinen Born erregte und die er sogar in den Arm gebissen hat, vom Gericht zu dreißigtägiger Einzelhaft verurtheilt.

Ein eigenthümlicher Rechtsfall wurde dieser Tage in einem hiesigen Vereine mitgetheilt, der bisher noch nicht in die Deffentlichkeit gedrungen ist, der aber überaus interessant ist. Die Sachlage ist folgende: Ein hiesiger Ehemann hatte fich eines Abends mit einer Prostituirten in einem Lokale ein heimliches Rendezvous gegeben und vergnügte sich dortselbst mit seiner Kourtisane nach besten Kräften, doch währte die Freude nicht allzulange, denn die betrogene Gattin, welche von dem Rendezvous Renntniß erhalten hatte, erschien gleich einer Rachegöttin und verleidete dem Pärchen das Beisammensein derartig, daß dieses vorzog, fich schleunigst zu entfernen. Die empörte Gattin folgte ihm jedoch auf dem Fuße nach und kam es nunmehr auf offener Straße zu heftigen Auseinandersetzungen. Diese Szene verfehlte nicht, neugierige Straßenpaffanten anzu loden, welche, nachdem sie die Ursache des Streites erfahren, für die beleidigte Dame Partei ergriffen und den Don Juan von Ehemann im weiteren Verlaufe der Geschehnisse weidlich durchprügelten. Diese nächtliche Szene endete vorerst auf der nächsten Polizeiwache und unterlag sodann der richterlichen Ents scheidung eines hiesigen Schöffengerichts, vor dem die besagte Ehefrau und ihre Bundesgenossen, verschiedener Vergehen ange­flagt, fich zu verantworten hatten. Durch die Beweisaufnahme wurde festgestellt, daß der betreffende Ehemann zwar geprügelt worden sei, jedoch nicht geprügelt habe und beantragte der Amtsanwalt die Verurtheilung der Angeklagten, der Ehefrau, weil sie die Szene veranlaßt habe, und ihrer Beschüßer, weil sie an der nächtlichen Ruhestörung und Prügelei theilgenommen; der Gerichtshof war jedoch anderer Meinung. Er berief fich auf einen Gefeßesparagraphen, welcher besagt, daß derjenige, der im Befiße eines Rechts­subjekts ist, dasselbe zu vertheidigen berechtigt ist. Die Ehe sei nun ein solches Rechtssubjekt. Daffelbe sei von dem ungetreuen Ehemanne angegriffen worden, mithin sei die Gattin zu der Vertheidigung desselben berechtigt gewesen. Die Personen, welche ihr in dieser Vertheidigung Hilfe geleistet hätten, seien hierzu verpflichtet gewesen und wurden demnach die Angeklagten von Strafe und Kosten freigesprochen. Diese Mittheilung geschah gelegentlich einer Darlegung der Institution der Schöffengerichte unter Hinweis auf die Wichtigkeit der Ein­wirkung der Schöffen auf die Rechtsprechung und wurde hieran die Bemerkung geknüpft, daß die Schöffengerichte durchaus nicht die Angriffe verdienen, welche gegen fie erhoben würden, daß es aber jeder Schöffe fich angelegen sein laffen müsse, sein Amt auf das gewissenhafteste auszufüllen, damit der Zweck erreicht werde, der der Institution der Schöffengerichte zu Grunde liegt, nämlich frisches Leben in die Gerichtsbarkeit zu bringen, das Rechtsbewußtsein des Volkes zu heben und eine befangene Rechtsprechung zu verhindern. Bu bedauern sei es, daß viele Schöffen nicht den Muth hätten, von den ihnen zustehenden Rechten Gebrauch zu machen, dem amtirenden Richter zu wider sprechen und ihre Ansichten zu vertreten, wodurch allerdings die Institution der Schöffen sehr häufig zu einer leeren Formalität herabfänte.

Gelde zu kaufen. Solcher Thatsache gegenüber wundert man sich freilich nicht, daß viele arme Mädchen den tausendfältigen Versuchungen der Großstadt zum Opfer fallen, denn es gehört wahrlich viel Selbstüberwindung, viel Kraft und Anstrengung dazu, jung zu sein, mitten in dem Vergnügungs- Wirrwarr der Großstadt zu leben und nie von dem Gelüst überwältigt zu werden, auch einmal mitzuleben, mitzugenießen, sondern jahraus jahrein jene Redlichkeit und moralische Sauberkeit festzuhalten, welche im harten Kampfe und dem öden Einerlei eines solchen schweren Broterwerbs nur allzu leicht unterliegt und schimmlig wird." Hinzuzufügen haben wir nichts.

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Der Industrietaumel in Berlin  . Charakteristisch für die finanzielle Situation in Berlin   ist die Bewegung, welche die Aktien der Schering'schen chemischen Fabrik in der legten Zeit durchgemacht haben. In einer Woche sind diese Aftien um nicht weniger als 105 pCt. gestiegen, und die Echwankungen waren so groß, daß diese Titres an einem Tage fich um 50 pCt. im Preise gehoben haben, um am anderen Tage um 49 pCt. zu fallen. Man schäßt allerdings die Dividende, welche die Aktionäre dieser Gesellschaft für das Jahr 1886 erhalten sollen, auf 30 pCt., während für das Jahr 1885 18 pCt. bezahlt wurden. Im Laufe des Jahres 1886 allein ist der Preis dieses Effekts um 356 pCt. ge­stiegen, und daffelbe wird gegenwärtig mit ca. 600 pCt. notirt. Die Aftien der Dortmunder Union find seit dem Beginne des Monats November um 20 pCt., die Aftien der Bochumer   Werke um 25 pCt., die Aktien der rheinischen Stahlwerke um 37 pCt. gestiegen. Die Aktien der Schwarzkopff'schen Fabrik find im Laufe dieses Monats von 332 pet. auf 415 pet. gestiegen. Die Aktien der Großen Berliner Pferde Eisenbahn find in dem gleichen Beitraume von 247 auf 297 pCt. emporgeſchnellt, die Aktien des Norddeutschen Lloyd   von 105,8 auf 124,25, die Aftien der Hartburger Gummiwaarenfabrit von 207 auf 223, die Aktien der Stettiner Chamottefabrit von 274 auf 306,5 pŒt. gestiegen. Die Aftien der Böhmischen Brauerei stiegen in einer Woche um 24 pCt., jene der Vereinsbrauerei um 22 pet. Man fieht, es ist recht gut möglich, daß, während die Löhne beständig finken, das Kapital Gewinn auf Gewinn häuft.

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Aus Gera  ( Reuß), 18. November, schreibt man: Seit einigen Tagen hält sich der Reiseagent der Deutschen   evan­gelischen Buch- und Traktat Gesellschaft in Berlin  " hier auf, um für die genannte Gesellschaft Mitglieder zu gewinnen und in den hiesigen zahlreichen Fabriken chriftliche Schriften zu ver­theilen. In Folge seiner beiden im Saal der Herberge zur Heimath gehaltenen Vorträge haben sich viele Personen aus den verschiedensten Ständen als Mitglieder gezeichnet. Die meisten der hiesigen Fabrikanten und Arbeitgeber er­flärten fich bereit, die von der oben genannten Gesellschaft ver­breiteten christlichen Schriften unter ihre Arbeiter zu vertheilen, event. vertheilen zu lassen." Es ist doch merkwürdig, daß sich die Herren Fabrikanten und Arbeitgeber so sehr für das Seelenheil ihrer Arbeiter intereffiren, dagegen um das leibliche Wohl derselben durchaus gar nicht besorgt find. Das beweist der Stand der Löhne und die Lebensgewohnheiten der Ar­beiter. Und dann müssen sie doch von geradezu erstaunlicher Naivetät sein, wenn sie glauben, ihre Arbeiter mit solcher geistigen Speise abfüttern zu können. Das geht vielleicht bei den Tagelöhnern des Herrn v. Köller und Genossen in Hinter pommern   und Ostpreußen  , aber nicht im Fürstenthum Reuß, welches im Deutschen   Reichstage von einem Sozialdemokraten vertreten wird.

Buchdruckerbewegung. Lennep  , 22. November. Am Sonn tag Nachmittag 3 Uhr war hier bei dem Wirth Benninghaus eine Versammlung der Buchdruckergehilfen einberufen worden, zu welcher auch die Prinzipale eingeladen waren. Obgleich das Lokal vorher zugefichert war, erklärte doch der Wirth im letzten Augenblick, das Lokal nicht hergeben zu können. Von Barmen und Elberfeld   waren ebenfalls eine Anzahl Gehilfen erschienen, welche am Bahnhof von mehreren Gendarmen liebevoll empfangen und in die Stadt begleitet wurden. Ueberall das­selbe Bild!

Vermischtes.

Ein sonderbarer Brauch hat sich nach dem W. W." in den letzten Jahren unter den Bauern der Dörfer Petropaw­Iowstoje und Gratschewskoje( Kreis Busulut) eingenistet. Das selbst wird nämlich das Recht zur Nußnießung von 5 Defijatinen Wiesenland, das zwischen den beiden Dörfern liegt, durch Faustkampf entschieden. Die Wiesen gehören der Grafschewstoje'schen Gemeinde und waren früher vom Fluffe Uran begrenzt; vor ca. 7 Jahren änderte der Fluß seinen Lauf und überschwemmte die jest streitigen Wiesen. Alljährlich zu Pfingsten versammelt sich nun die Bevölkerung beider Dörfer, ca. 1500 Menschen, auf den Wiesen und nachdem 2 bis 3 Wedro Branntwein ausgetrunken worden sind, beginnt der Kampf, der so lange andauert, bis sich eine der beiden Parteien als befiegt bekennt. In Folge der erhaltenen Verlegungen bei den Kämpfen haben schon viele Bauern diesen barbarischen Brauch mit ihrem Leben bezahlt; die heranwachsende Jugend aber läßt sich diese Todesfälle keineswegs zur Warnung dienen, sondern findet an diesen Faustkämpfen großes Ges fallen und wird zudem auch noch von den Alten dazu auf­gemuntert.

Ein unheimlicher Schlaffollege. London  , 22. Novem­ber. Ein seltsames Abenteuer hatte dieser Tage in Newcastle ein dort wohlbekannter Biedermann aus dem Westen des Lan­des, der Abends seinen Bug verfehlte und nun nach dem Wirthshaus zurückkehrte, wo er Tags über schon allerhand Er­frischungen zu fich genommen hatte, denen er Abends noch so viele hinzufügte, daß er endlich im höchst animirten Zustande die Treppen hinaufstolperte, um sich zur Ruhe zu begeben. unterwegs ging ihm aber die Kerze aus, und nun suchte er im Dunkeln brummend sein Schlafzimmer, daß ihm von früher her noch wohl bekannt war. Endlich glaubt er es gefunden zu haben, geht hinein, zieht sich aus und legt sich ins Bett, das er zu seinem Erstaunen schon befest findet. Bum bösen Spiele gute Miene machend, legt er sich, nachdem er seinen Bettgenossen vergeblich zu weden versucht, endlich ruhig hin, findet aber seinen Schlaffumpan talt, daß er entrüftet ausruft: Mensch, Du bist ja talt wie Stein, Deine Füße sind ja ein wahrer Eisberg  ; rüc' doch ein bischen weiter weg!" Da der Bettgenosse dieser freundlichen Aufforderung keine Folge leistete, so warf er ihn einfach zum Bett hinaus, und schlief dann bald den Schlaf des

so

Tagen verbrannt und erstickt die drei Kinder der Familie im Alter von 4, 3 und 1 Jahren, Leiche an Leiche. Belebungs­versuche blieben erfolglos. Das Jammern der Eltern, welche zur Zeit auswärts beschäftigt, erst später zurüc fehrten, war herzzerreißend. Die Ursache des Brandes ist nicht aufgeklärt.

Leipzig  , 23. November. Gestern Abend gegen 6 Uhr ent­gleisten während des Rangirens auf dem Bahnhofe Gaschwis zwei Güterwagen. Hierbei wurde ein Hilfsweichenſteller, welcher beim Rangiren mit beschäftigt war, überfahren und so= fort getödtet.

Schönebeck  , 18. November. Heute Abend in der Dunkels heit sind dem Brauereibefizer Allendorf hier zwei Ochsen fort­gelaufen. Der eine verirrte sich auf den Bahndamm bei Bude Nr. 17 und lief dem von hier nach Magdeburg   fahrenden Ber­sonenzuge entgegen, wurde von der Lokomotive gefaßt und mit gebrochenem Genick in den Graben geworfen. Nach kurzem Aufenthalt fuhr der Zug weiter.

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Alden, 22. November. Der Kapitän und sieben Personen der Mannschaft des französischen   Kriegsschiffs Pengonia" in Ambadu, woselbst sie, um Waffer einzunehmen, gelandet, find vom Stamm Ecaffa Somanli ermordet worden.

Dedenburg, 22. November. Ein entsegliches Familien­drama spielte sich gestern in Raiding  , dem Geburtsorte Liszt's  , ab. Einer der wohlhabendsten Bauern des Ortes, der 53 jähr. Franz Bauer überfiel seine Frau meuchlings und erschlug fie mit einer Hacke. Hierauf stürzte der Mörder in die Küche, ver­setzte seiner verheiratheten Tochter Johanna mit einer Hacke drei wuchtige Hiebe und zerschmetterte ihr die Hirnschale. Dies selbe wurde in lebensgefährlichem Zustande in ein Nachbarhaus getragen. Die ledige Tochter Therese, die Zeugin der Blut­that war und dem Vater die Mordwaffe entreißen wollte, rettete sich durch rechtzeitige Flucht. Nachdem Bauer noch den vier Monate alten Säugling Ignaz Kienzl erschlagen hatte, flüchtete er sich aus dem Hause und konnte bis zur Stunde nicht aufgefunden werden. Als Motiv der Schreckensthat wird Rachsucht angenommen. Die Untersuchung ist im Buge.

Krems  , 21. November. Als der vorgestern Mittags von Krems   nach Wien   verkehrende Eisenbahnzug die Station Wagram   verließ, wollte sich der 67jährige Alexander Willings­dorfer, Gastwirth in Währing  , der in unserer Gegend Wein­einfäufe besorgte, auf den bereits im Gange befindlichen Zug hinaufschwingen, glitt hierbei aus und gerieth unter ein Rad des Waggons, welches über den rechten Unterschenkel kam und denselben förmlich zerquetschte. Der Bedauernswerthe wurde auf Anordnung des herbeigeeilten Bahnarztes in das hiesige Allgemeinen Krankenhaus transportirt, woselbst ihm der rechte Fuß amputirt werden mußte.

Wien  , 21. November. Ein schreckliches Unglück hat sich dieser Tage im Arsenal zu Pola ereignet. Ein italienischer Arbeiter war mit der Untersuchung der Dampfmaschinen- Trans­mission beschäftigt, als ein vorstehender Hafen der in Gang befindlichen Maschine den Mann an den weiten Semdärmern erfaßte und aufwärts zog. Der Unglück liche wurde mit dem ganzen Körper durch eine blos 35 Bentimeter breite Lücke geriffen, wobei ihm der Kopf, die Schultern, die Brust, die Füße und das Kreuz zermalmt wurden. Das Ganze war das Wert einer halben Minute. Der beklagenswerthe Arbeiter blieb selbstverständlich sogleich todt.

Markthallen- Bericht von J. Sandmann, städtischem Verkaufs- Vermittler, Berlin  , den 24. November 1886.

Geflügel. Regelmäßige Zufuhren an fetten Gänsen, Enten und Puten sehr erwünscht. 8-10 Pfd. schwere gerupfte Gänse 45-50 f., über 10-15 Bfd. 50-60 Pf., Fett gänse über 15 Pfd. schwer 60 Pf. und mehr per Pfd., junge Enten 1,50-2,50, fette Enten 46-50-60 Pf. per Pfd., über 10 Bfd schwere fette Buten 65-70-80 per Bfd., Hühner 0,55 b 0,80 und 1,20-1,70 M., Tauben 30-40 Bf., Boularden 4,50 bis 8 M. Mageres Geflügel schwer verkäuflich, lebende Gänse zum Mästen 2,00-3,00 M., lebende Enten 0,90-1,50 Auktion täglich im Bogen 4 um 6 Uhr Nachmittags.

Wild. Die Bufuhr ist mäßig; an Hafen ist Mangel, dieselben erzielen hohe Preise. Rehe 52-62, Hirsche, sehr starke und fehlerhafte 25 bis 30, 1. 32 bis 40, Dammwild 30 bis 45, schwere und fehlerhafte 22 bis 32, Wild schwein 30 bis 45, fleine 40 bis 56 Bf. pr. Pfund. bennen 2,00 bis 2,50, Fasanenhähne 3,00 bis 3,70 Rebhühner, junge 1,20-1,50, alte 90-110 Bf., Fasanen hafen 3,50-3,75, Kaninchen 45-55 Pf. p. Std, Krametsvögel 28 bis 32 Pf. per Stück. Auerhahn 3,00-4,50 M. Birkhuhn 1,75-2,50 pr. Stück. Schnepfen 2,10-4,00, Belaffinen 40 bis 75 Pf. pr. Stück. Die Wildauktionen werden täglich im Bogen 4 um 6 Uhr Nachmittags abgehalten.

Obst und Gemüſe. Größere Zufuhren an Obst sehr ers wünscht. Preise steigend. Birnen 6,00 bis 8,50, Tafelbirnen Tafeläpfel 10-20 m., feinste Sorten 20-36, M., Wallnüffe 10-20, feinste Sorten 20-40 M., Aepfel 6,00-9,00 20-30 m. pr. 3tr.

Bwiebeln 4,50-6,00-8,00 m. per 100 Pfd., Weißfleischige Speisekartoffeln 3,00-3,60, rothe 2,80-3,00, blaue 2,80-3,20 per 100 Ro., groß Sellerie 7-10 M., Klein 3-7 M., Meerrettig 7-12 M., Blumenkohl 30-40 M. pr. 100 Stück, Rohl rüben 1,50-2,00 M. per Bentner.

Blumen und Blätter. Rosen- Hochstämme 35-55, niedrig veredelte 15-20 m. pr. 100 Stüd, Primeln 13-15 M pr. 100 Stüd. Auftion jeden Dienstag und Freitag um 5 Uhr Nachmittags

Geräucherte und marinirte Fische. Regelmäßige Zufuhren erwünscht. Bratheringe per Faß 1,50-2,25 M. Ruffifche

Sardinen 1,50-1,60 M. Rheinlachs 2,50-2,90, Weser  - und Ostseelachs 1,20-1,60, Flundern, fleine 2,50-5,00 M., mittel 7,50-16 M., große 18-27 M., Bücklinge 1,80-4,00 m. per 100 Stück. Sprotten 25 bis 35 Pf. per Pfund. Rauchaal

mittel 1 M. per Pfd.

Eier 3,05 M. pr. Schock netto. Die Zufuhren an frischen

Eiern find mäßig und werden leicht verkauft.

Butter. Tendenz flau. Feine Tafelbutter findet schlanke Du bist Aufnahme; die Zufuhr ist mäßig, dagegen wird geringere Waare reichlich zugeführt. Frische feinste Tafelbutter 120-125, feine Tafelbutter 1. 110-118, II. 95 bis 108, 111. fehlerhafte 85 bis 90. Landbutter I. 90-96, II, 80 bis 85 M. Galizische und andere geringste Sorten 55-72 M

Soziales und Arbeiterbewegung. Gerechten  . Am folgenden Morgen aber wurde er durch den

Welche Hungerlöhne heutzutage von den die Mens schenfraft off in rüdsichtsloser Weise aus, nüßenden Fabrikanten für weibliche Handarbeit bezahlt werden, dürfte aus folgender Thatsache erhellen."-Diefer einleitende Sat stammt nicht von uns, auch ist er keinem demo­fratischen oder gar einem sozialdemokratischen Blatte entnommen; im Gegentheil, fo hebt eine Korrespondenz an im volkswirth schaftlichen, manchesterlich angehauchten Theile des gouverne mental nationalliberalen Leipziger Tageblatt  ". Somit ist die obige Erklärung recht beachtenswerth. Die Korrespondenz stammt aus Dresden  ; die Thatsache ist folgende: Eine Strohhutfabrit, welche in Dresden   Arbeiterinnen Beschäftigung zu Hause gewährt, bezahlt für das Aufputen eines Dusend Herrenhüte achtzehn Pfennige, fage und schreibe 18 Pf. Unter Aufpugen versteht man in diesem Falle das Einnähen eines Schweißleders im Hute, sowie das Darannähen eines Hutbandes, aus dem auch eine Schleife herzustellen ist, sowie das Festnähen einer Hutschnalle. Den 3wirn zu der Arbeit hat die Arbeiterin obendrein von ihrem

Eintritt zweier Männer geweckt, bie einen Sarg hineinbrachten, bei dessen Anblick unser Biedermann erstaunt auffuhr und seine

pr. 50 So.

Käse. f. Quadrat- Sahnenkäse knapp und gut be unwillkommenen Gäste verblüfft anglopte, die, in dem Glauben, zahlt. Emmenthaler 70-75  , Schweizer I. 56-63, I. 50-55, einen Geist zu sehen, schleunigst die Flucht ergriffen. Jest Limburger 1. 30-35, 11, 20-25, Rheinischer Holländer Käse III. 42-48, Duadrat- Backstein 1. fett 22-30, I. 12-18 M., 45-58 M., echter Holländer 60-65 M., Edamer 1. 60-70,

erinnerte fich unser Westländer feines Schlaffumpans, und als er zum Bett hinausschaute und eine Leiche auf dem Fußboden liegen sah, sprang er rasch auf, ergriff seine Kleider und stürzte zum Hause hinaus einem nahen Eisenbahnbogen zu, unter welchem er Toilette machte und dann so schleunigst als möglich Newcastle den Rücken lehrte. So erzählt der Newcastle Chronicle".

Kleine Mittheilungen.

Kösfeld, 22. November. Im Nachbardörfchen Lette sah man am Donnerstag aus dem einige Minuten vom Drte ent­fernt liegenden Hause des Tagelöhners Strickling dichten Rauch aufsteigen, und als man mit der Feuersprize hinzueilte, bot fich ein furchtbarer Anblick. Der Rauch tam aus dem Schlafzimmer, Bett und Bettstelle standen in hellen Flammen und am Boden

11. 56-58 M.

Wasserstand der Spree   in der Woche vom 7. November

bis 13. November 1886.( Angabe in Metern.

Tage

7. 11. 8. 11. 9./11. 10/11. 11/11. 12/11. 13/11.

Am Oberbaum 2,30 2,30 2,31 2,32 2,32 2,32 2,34

Dammmühle,

2,30 2,32 Oberwaffer 2,29 2,28 2,29 2,30 2,30 2,30 Dammmühle, 0,72

0,69 0,70

Unterwaffer. 0,71 0,71 0,72 0,71 0,69 0,69

Berantwortlich für den politischen Theil und Soziales Mar Echippel, für Vereine und Versammlungen F. Tukauer, für den übrigen Theil der Beitung N. Gronheim, sämmtlich in Berlin  .

Drud und Verlag von Mag Bading in Berlin   SW., Beuthstraße 2.

Hierzu eine Beilage.