markt abgeschafft haben will. Eine Verlegung ist jathatsüchlich auch schon durchgesetzt, und jetzt hätte sich dieschönste Gelegenheit geboten, einen Theil des Weihnachts-Marktes abzubröckeln, wie von den alten privilegirten Volks-rechten ein Stück nach dem andern abgebröckelt wird, bisschließlich von dem Vorhandengewcsenen kein Atom mehr übrigbleibt. So wäre es schließlich auch mit dem Weihnachtsmaiktegegangen, wenn nicht dem ein Riegel vorgeschoben worden wäredadurch, daß der obdachlose Weihnachtsmarkt auf der Galerieder Zcntralniarkthalle untergebracht werden soll, gleichwie manalterthümliche Merkwürdigkeiten im Märkischen Museum unter-zubringen pflegt. Es läßt sich nicht verkennen, daß die Zentral-niarkthalle von Berlin ein durchaus passender Ort für derartigeUnternehmungen ist und daß dieselben vollauf in den Rahmeneiner Markthalle passen und es ist auch nicht zu zweifeln, daßder Weihnachtsmarkt dort oben ausgezeichnet prospcriren wirdund daß die Händler mit den Verdiensten, die sie dort obenerzielen werden, überaus zufrieden sein werden und daß die-selben das Verdienst des Markthallen- Kuratoriums noch beiWeitem überragen werden; haben doch die bisherigen Galerie-bewohner brillante Geschäfte gemacht. Vielleicht könnte manauf dem eingeschlagenen Wege noch weiter gehen und für denSommer der Berliner Vogelwiese auf der Galerie der Zentral-Markthalle ein trautes Heim bereiten, der Berliner Vogelwiese,deren Schicksal dem des Weihnachtsmarktes gleicht, indem auchsie heftig angefeindet und überall von der Stelle wieder verjagtwird, auf der sie sich häuslich eingerichtet hat. Doch ein Jederwill Geschäfte machen, namentlich zur Weihnachtszeit und derZwcckheiligt bekanntlich die Mittel und eins der beliebtesten Mittelsind die Ausstellungen. Es wird häufig Klage darüber geführt,daß Berlin hinsichtlich der Ausstellungen zu sehr vernachlässigtwird. Nun, in der Weihnachtszeit ist diese Klage hinfällig,denn die Ausstellungen wachsen wie Pilze aus der Erde, diebekannten sogenannten„Weihnachts-Ausstellungcn", welche großeund kleine Geschäftsleute zu arrangiren für gut befinden unddie praktische Illustrationen zu den ebenso bekannten„Weih-nachtswanderungen" bilden, welche sich mit regelmäßiger Pünkt-lichkeit vor Weihnachten in den Spalten verschiedener Tages-blütter einzustellen pflegen. Alle Vortheile gelten bekanntlichund so stellen sich den„Weihnachts-Ausstellungcn" die„Weih-uachts-Ausverkäufe" zu„bedeutend herabgesetzten" Preisen wür-dig an die Seite, wenngleich es noch zweifelhaft ist, auf wessenSeite hier der Vortheil liegt. Weniger zweifelhaft ist dies beiden„Weihnachtsbazaren", welche um die jetzige Zeit wiederihre gastlichen Pforten zu öffnen beginnen und in denen„destinguirte" Persönlichkeiten im Dienste der Humanität golde-uen Lohn erwerben. Alle diese Dinge sind ebenso untrüglicheAnzeichen, wie die„Stadtreisenden", die sich gleich einem Heu-schreckenschwann zum Schrecken der Geschäftsinhaber einstellen,die Weihnachtsartikel führen, wie die„Straßenhändler", dieWeihnachtsartikel feilhalten, wie die zunehmende Arbeitslosigkeitin gewissen Arbeitsbranchen, dafür, daß das Weihnachtsfest nahtund daß die allgemeine AufmerkfUmkeit demselben zugewendetist. Möge daher das Weihnachtsfcst diese Artigkeit erwidernund sich ebenso aufmerksam erweisen, indem es alle an dasselbegeknüpften Wünsche und Hoffnungen erfüllt. Doch dies wird,wie immer, auch diesmal schwerlich der Fall sein.Den Arbeitern und Gewerbetreibenden ist zu ihrerAufklärung über das Wesen der öffentlichen Unfallversicherungund die aus derselben ihnen erwachsenen Rechte und Pflichtendie Anschaffung des in Franz Vahlen's Verlag hier erschienenenBüchleins:„Wegweiser zum Unfallverflchcrungsgesey für gewerb-liche Unternehmer, insbesondere für Mitglieder der Berufs-genoffenschaften. Von H. Grieben, Genossenschafts-Syndikus",sehr zu empfehlen, und zwar den Arbeitern hauptsächlich deshalb,weil sie durch dasselbe Aufschluß erhalten über ihre Entschädi-gungsbcrechtigung für Betriebsunfälle und über Alles, was siezur Geltendmachung derselben zu thun haben, wozu die vomVerfasser beigefügten Musterschemas für Berufungen bei denSchiedsgerichten jc. eine bequeme und Kosten ersparende Hand-habe bieten. Da viele Unternehmer, deren Betriebe versicherungs-pflichtig sind, theils aus Unkenntniß der gesetzlichen Bcstim-mungen, theils um sich der Beitragspflicht zu entziehen, dieAnmeldung ihres Betriehes unterlassen, so ist es auch für dieArbeiter ganz besonders wichtig, die Merkmale zu kennen, durchwelche die Versicherungspflichtigkeit der Betriebe bedingt wird,damit sie, wenn sie in einem versicherungspflichtigen, aber nochnicht an eine Berufsgenossenschaft überwiesenen Betriebe voneinem Unfälle betroffen werden, die inr§ 59 Abs. 4 des Unfall»Versicherungsgesetzes vorgesehenen Schritte thun können, um ihreUnfallentschüdigung durchzusetzen. Auch zur Erlangung dieserKenntniß bietet das Büchlein den Arbeitern die Gelegenheit.Der nräßige Preis von l Mark erleichtert dessen Anschaffung,zu welcher sich ja überdies mehrere Personen oder ganze Werl-stätten vereinigen können.Die„Gewinner" der Berliner Jnbiläums-Aus-stellungs-Lotterie finden vielleicht darin einen Trost, daß es,wie die„T. R." mittheilt, ihren Genossen von der Amster-damer Kolonial-Ausstcllungs-Lotterie noch viel schlechter er-gangen ist. Mitten in der Ziehung wurde nämlich die Ge-sellschaft für bankerott erklärt, die angekauften Gewinne wurdenmit Beschlag belegt und verkauft. Die Loosinhaber haben dasNachsehen, die Gläubiger erhalten 30 pCt. und die ganzeLotterie erhält ein Nachspiel vor dem Strafrichter. Die Ver-waltungsräthe sind sämmtlich angeklagt worden.Haussuchung. Am Donnerstag, den 25. November, wurdebei dem Maurer W- F., Bandelstraße Nr. 14, nach verbotenenSchriften gchaussucht. Ein Resultat wurde nicht erzielt.wies auf die weite Sumpflandschaft hin, die vor uns lag.——„Seht," sagte er,—„so ist die Welt! Ich habesie erkannt und seitdem meine Ruhe gefunden. Gleich Euchwar ich in der Jugend ein Thor. Ich glaubte, es gäbe eineAufgabe zu erfüllen, die den Menschen hoch emportrage—bis zu der Sonne, zu den ewigen Gestirnen! Das ist nichtwahr! Ich habe es rascher begriffen als Ihr, obgleich ich we-niger erlebt. Die Welt ist ein Sumpf: sie sieht herrlich ausim Sonnenlichte; wunderbare Blumen unv Gräser schwimmenauf ihrer Oberfläche, aber sie trägt keinen Baum, der inden Himmel wächst! Wer vom Schicksal in siegesetzt ist und sich begnügt, wie die Menge, hier und daeine Blüthe zu brechen,— der lebt glücklich und zufrieden,bis ihn die Tiefe verschlingt. Wer sich aber— in dunkelen,nebeligen Nächten, durch das lockende Licht der tanzendenIrrwische verführt— trotzig vermißt, sich hoch aufzurichten,der verliert den Boden unter den Füßen und kämpft— undkämpft— bis die grünen Wogen über seinem Haupte zu-sammenschlagen!... Anner Ikarus! Lege die Flügel beiSeite, ehe das Wachs schmilzt und Du rettungslos herab-stürzt!... Du willst die Welt malen, wie sie ist? Gutdenn— male einen Sumpf, auf dem �die Geister derwenigen Edelen als Irrlichter über der Tiefe tanzen, dieihre Leiber verschlungen,— und Du hast Deine Aufgabegelöst! Eine ideale Höhe giebt es nicht— nur der Abgrundist ewig!"———„Ja, so sprach der Jäger, warf sein Gewehr um undging. Lange lag ich, bleich und stumm, am Ufer des ge-waltigen Stromes. Da stieg mir das Bild meiner Heimathin der Erinnerung auf— das unendliche Moor— deralte Stein an seiner Grenze.--- Ich Narr! Ich hattedie Erde durchstreift, um das zu suchen, was das Geschickan meine Wiege gestellt!... Ein unwiderstehliches Sehnenergriff mich nach Hause— zum alten Moor! Noch ein-Eine große Wählerversammluna soll seitens der deutsch-freifinnigen Partei nächsten Sonntag, Vormittags 11 Uhr, imWintergarten des Zentralhotels stattfinden. Als Redner sindKlotz, Richter und Träger in Aussicht genommen.Vielleicht gelingt es auch den Arbeitern, sich an der Diskusstonzu betheiligen, da sie sonst keine Gelegenheit haben, zum Wortezu kommen.Das Patentamt ist diejenige Behörde, welche mit demgrößten Blödsinn behelligt wird. Seine Akten werden einmaleine Fundgrube für die Geschichte der fixen Ideen bilden. Solautet z. B. ein Patentgcsuch auf„Verbrennung der Leichen imoder am Himmel, indem die Leichen durch Luftballons gehobenund in den Lüften durch Elektrizität verbrannt werden sollen".Die von der Schuljugend betriebenen Kriegsspiele, aufderen gefahrbringende Ausartung schon hingewiesen wurde, habenin den letzten Tagen abermals blutige Folgen gehabt. Beieinem zwischen verschiedenen Parteien in der Umgebung desHumboldtbains stattgefundenen Treffen wurden zwei Knaben,Namens Weiß und Rohr, so gefährlich verletzt, daß sie vonihren Eltern in ärztliche Behandlung gegeben werden mußten.Diese ernsteren Fälle haben der Polizeibehörde Veranlassunggegeben, mit den Rektoren der Gemcindcschulen über diegeeigneten Mittel zu berathen, wodurch solchen Vorkommnissenin Zukunft vorgebeugt werden kann. Da die Eltern für jedenvon den Knaben verübten Unfug einzustehen haben, so ist den-selben zu rathen, ihren Pflegebefohlenen die Theilnahme ansolchen rothen Spielen aufs Strengste zu untersagen.Berliner Modegcwohnheiten persiftirend, schreibt mander„Wiener Allg. Ztg.":„Fm Gefolge der Nachahmung„alt-deutscher" Bauten,„altdeutsches Wohnungseinrichtungen undTrachten grassirt in Berlin, wie uns von dort gemeldet wird,die Sucht, jede in die Augen springende Stelle in Wohnungenoder Restaurationen mit allerlei Sinnsprüchen zu schmücken. VomRathhauskeller bis zum Spatenbräu existirt kein neues Bierlokal,dessen Wände nicht mit längeren oder kürzeren Sprüchen bedecktfind, von denen das bekannteste lautet:„Die alten Deutschentranken immer noch eins." Von dieser Stätte des Gambrinusaus hat sich auch die Sitte verbreitet, in Tischtücher oder Ser-viettcn die Worte zu sticken:„Willkommen!" oder:„GutenAppetit!" Jetzt ist die Mode noch einen Schritt weiter gegangen.In die Bettüberzüge, Laken und Kopfpolster wird der Wunscheingestickt:„Gute Nacht!"»Schlafe wohl!" Da es aber in derNacht dunkel ist und diese Wünsche nicht recht zur Geltung ge-langen, so ist man auf die Idee verfallen, die Stickerei— mitleuchtenden Farben anzustreichen, damit die Worte den: in derNacht Erwachenden oder sich unruhig Umhcrwälzendensofort tröstend in die Augen fallen. Aber selbst für den Fall,daß diese Methode sich nicht bewähren sollte, hat man bereitsErsatz gefunden. In den Schaufenstern prangt ein Automat,entsprechend dem Vorbilde an verschiedenen altdeutschen Turm-uhrcn, der in der Nacht aufgezogen wird und fromme oder pro-fane Lieder, besonders das„Nachtwächterlicd", spielt. Es be-darf nur des Anstoßes von einer bemerkbaren Seite und dieselärmenden Automaten werden bald auf jedem Nachtkästchenals Beschützer unserer Nachtruhe in Aktion treten." Na, na!Die Diebe— anscheinend Berliner Verbrecher— welcheseit längerer Zeit in den benachbarten Orten Friedenau, Steg-litz, Zchlcndorf sc. Einbrüche verüben, ohne daß es bisher ge-lungen wäre, sie festzunehmen, setzen iihre Raubzüge fort. Sowurde in der vergangenen Nacht in dem benachbarten Mariendorf bei dem dortigen Mühlcnbesitzer Tittmann ein überausfrecher Einbruchsdiebstahl ausgeführt; außer einer schweren gol-denen Uhr mit Kette sowie einem Pelz, wurde eine größereSumme Geldes, ca. 900 M., gestohlen, welche D- erst amAbend vorher aus Berlin für verkauften Roggen mitgebrachthatte. Die Diebe, welche sich allem Anschein nach bereits amAbend in die Wohnung eingeschlichen hatten, versteckten sich ineinem Kleiderschrank und verließen diesen erst, als sämmtlicheFamilienmitglieder sich im tiefen Schlaf befanden. Nachdemsie die vorgenannten Gegenstände an sich genommen,erbrachen sie die Ladenkasse mittelst eines Brecheisens undleerten diese. Um bei einem Erwachen eines der Schlafendennicht erkannt zu werden, hatten die Diebe die im Schlafzimmerbrennende Nachtlampe ausgelöscht. Nachdem einer von ihnensich noch die Schuhe des Mühlenbesitzers D- angezogen hatte,entfernten sie sich durch Hinausstcigen aus den nach der Straßeführenden Fenstern. Von den Dieben ist ein Brecheisen undein Paar Stiefel vergessen worden, welche vielleicht auf dieSpur der Thäter führen werden. Die Stiefel haben keineHacken und da bei dem Bäcker W. in Mariendorf kurz vorher einMann war, der ein Paar derartige Schuhe trug, so wurdendiese Stiefel dem Bäcker W. sofort vorgezeigt und von dem-selben mit Bestimmtheit als Eigcnthum jenes Mannes re-kognoszirt. Es dürfte daher bald gelingen, der Thäter habhaftzu werden.Ein gefährlicher Sozius. Am Montag erschien beieinem hiesigen im Zentrum der Stadt wohnenden Fabrikantendessen Assozis, ein sogenannter„Gcldmann", und zwang ihn,indem er einen Revolver gegen ihn zog, ein Schriftstück zuunterschreiben, welches ihn, den Assozi�, für jetzt und alle Zu-kunft der Verpflichtungen, die er der Handelsfirma seines Soziusgegenüber eingegangen war, enthob. Tie Sache ist der Be-Hörde unterbreitet und die Voruntersuchung eingeleitet worden.Einen gewaltigen Sprung riskirte gestern Nacht nach2 Uhr der Kaufmann Sch. aus dem Fenster seiner im zweitenStock des Hauses Annenstraße 2 belegenen Wohnung- Sch.sprang durch die obere Scheibe des Fensters, die Hände überden Kopf zusammenhaltend. Schwerverletzt wurde Sch-, welchermal wollte ich ihn sehen, wollte die Birkenstämmchen schauen,die vergeblich emporzuwachsen streben— ein Bild meinerselbst, meines Daseins!... Rastlos wanderte ich heim—über das ewige Meer— durch blühende Städte— durchWälder und Thäler... Wie sie mich anwiderten! AllesSchein, Alles Lug und Trug!"Der Maler wurde unruhig; sein Gesicht nahm emenängstlichen Ausdruck an; die Worte entflohen hastigseinen Lippen.„Sie wollten mich überall zurückhalten— die falschenMenschen—— sie sagten, ich sei krank, die Thoren!Mögen sie sich mit der Oberfläche begnügen—— ich willhinab— zu den Edelen, um gleich ihnen leichtbeschwingtund allwissend zurückzukehren———— Ha! rief michda nicht Jemanv?!"....Er beugte sich weit vor, über den Rand des Moores,am Stein vorüber. Der Mantel löste sich und fiel vonden Schultern. Die Augen funkelten unheimlich undspähten in die Finsterniß hinaus. Da— es blitzte wieein Licht auf— hier und da— und da, bald in weiterFerne, bald näher und näher, ganz nahe kommend unddann tanzend und hüpfend und lockend weiterfliehend.„Ich komme!" rief in ausbrechendem Wahnsinn derMaler.„Ich komme! Ihr ruft mich, Geister der Aus-erwählten! Zu Euch gehöre ich, die Ihr über dem Sumpfedes Lebens ein ewiges Dasein führt!.... Horch! Darief es wieder: Hans! Hans!--- Ich komme— ichkomme!"———Und fssten Schrittes, mit ausgestreckten Armen schrittdie Gestalt den Irrwischen nach, die vor ihr hinschwebten—weiter und weiter— verschwindend und wieder auftauchend.Der Nebel umhüllte den schwankenden Mann, seine Gestaltwuchs und wuchs— riesengroß— und verschwamm inNebel und Wolken.--— Plötzlich unterbrach die Stillesich den rechten Fuß und die Arme gebrochen hatte, nachBethanien geschafft. Die That scheint in einem Anfall vonWahnsinn stattgefunden zu haben; er litt seit kurzer Zeit anSchwermuth.Eine Ueberraschung ist den Besitzem von Tanz- undBalllokalen geworden. Das Polizeipräsidium hat, wie der„Rat. Ztg." geschrieben wird, die Verfügung erlassen, daß dieTanzkonzessionen bis auf 2 Uhr des Nachts ausgedehnt werdenkönnen. Selbstredend sind gewisse Ausnahmen mit embegriffen,die sich jedoch nur auf diejenigen Lokalitäten beziehen, welcheeiner verschärften Kontrole seitens der Polizeiorgane unterworfenfind oder aber solche, in denen Ruhestörungen beretts desOefteren vorgekommen sind. Der größeren Mehrzahl der Be-sitzer von Tanzlokalen ist durch diesen neuesten Erlaß eine ganzbesondere Wohlthat erwiesen, die dazu angethan ist, die Verhält-nisse derselben wesentlich aufzubessern. Gleichzeitig verlautet,daß hingegen die Nachtkonzesstonen der Wiener CasS's bedeutendeingeschränkt werden sollen.Polizei- Bericht. Am 25. d. Mts. Vormittags brach amHalleschen Thor eine etwa 35 Jahre alte, anscheinend demArbeiterstande angehörige Frau auf der Sttaße plötzlich zu-sammen und verstarb während der Ucberführung nach der Eha-ritee in der Droschke.— Um dieselbe Zeit entstand in einerWohnung des Hauses Linienstt. Nr. 133 Feuer, wahrscheinlichdadurch, daß eines der in derselben allein gelassenen Kinder mitStteichhölzern gespielt bat. Die rechtzeitig herbeigerufene Feuerwehr löschte den Brand in kurzer Zeit.— Gegen Abend wurden in der Alexanderstraße der Ardeiter Schneider und in derSchönhauser Allee ein unbekannter etwa 20 Jahre alter Mannbewußtlos und augenscheinlich krank auf der Straße liegendvorgefunden und beide nach dem Krankenhause im Friedrichs»Hain gebracht.— Abends erschoß sich in einem Hotel in derCharlottenstraße ein Mann, wahrscheinlich wegen gänzlicherMittellosigkeit. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauhausegebracht.— In der Nacht zum 26. ds. Ms. sprang ein Manu,anscheinend in Folge von Geistesstörung, aus vcm Fensterseiner in der Annenstraßc 3 Treppen hoch belegenen Wohnungauf den Hof hinab und erlitt dadurch so schwere Verletzungen,daß er mittelst Krankenwagens nach Bethanien gebracht wer-den mußte._Gerichts-Zeitung.ff'Die sogenannte„Buchmacherei" unterliegt ebenso wiedas Spiel in auswärtigen Lotterien mit derselben, dem Laienallerdings unverständlichen Logik zur Zeit immer noch der straf-rechtlichen Erörterung, trotzdem der wiedererstandene Totalisatorauf den Rennplätzen von Jedem, der das dazu erforderlicheKleingeld besitzt, nach Belieben, gegebenen Falls auch gewerbs-mäßig im Wettspiel ausgenützt werden kann. Bei Anwendungdes§ 285 R.-Str.-G-Ä. scheint jedoch eine den bemittelterenSportsmen nicht ungünstige Auffassung Platz gegriffen zuhaben; denn es wird seitens der zuständigen Gerichte bei Be-antwortung der Frage, ob gewerbsmäßig oder nur zum Ver»gnügen Wetten abgeschlossen worden sind, in erster Reihe diesoziale Stellung des wegen Buchmacherei angeklagten Wett-spielers in Bettacht gezogen und erwogen, ob der Angeklagtebemittelt genug sei, um den Luxus des Wettens sich ge»statten zu können. Ein derartiger Fall unterlag gesternder Strafkammer des Landgerichts 0. Der Kaufmann und Agent Leopold Simon sowie die Kaufleute DavidBukofzer und Karl Cohn waren im März d. I. wegen ge-werbsmäßigen Glücksspiels von der Sttafkammer des Landge-richts II verurthcilt worden und zwar Bukofzer zu 14 TagenGefängniß und 500 M. Geldbuße, Cohn zu 1 Woche Gesäng'niß und 300 M. und Simon ebenfalls zu 1 Woche Gefängniß-Auf der Charlottenburger Rennbahn hatten sie in der Zeit vomApril bis Oktober 85 wiederholt Wetten abgeschlossen.— DasReichsgericht hob in der Rcvistonsinstanz das obige Urtheil aufund verwies die Sache zur nochmaligen Verhandlung anStrafkammer des Landgerichts II. Auf Grund der erneuert»Beweisaufnahme erachtete der Gerichtshof nur den Angeklagte«Simon des gewerbsmäßigen Glücksspiels für schuldig und er»kannte, wie zuvor, gegen denselben auf 1 Woche Gefängniß,denn Simon vermochte nicht den Nachweis zu führen, daß ihmzum Wetten vergnügungshalber seine soziale Stellung dieMittel gewährt, wie solches im Gegcntheil der Gerichtshofals erwiesen annahm bei den Mitangeklagten Bukofzerund Cohn; demgemäß erkannte der Gerichtshof bezüglich drtbeiden Letztgenannten auf Freisprechung.t Unter der Anklage der fahrlässigen Körperver-letzung stand gestern der Eigenthümer Louis Guttmann vorder ersten Sttafkammer des hiesigen Landgerichts>. Die Fraudes Angeklagten besitzt das Haus Ackerstt. 175, das von ihremManne verwaltet wird. Am 1. April d. I. bezog der Stein-brucker Heise mit seiner Familie eine kleine Wohnung in diesemHause, die nur aus einer Stube bestand. Man fand vor demKachelofen die Trümmer eines eisernen Ofens liegen und manbeschloß, um Fcuermaterial zu sparen, dem Beispiel des früherenMicthers zu folgen. So machte sich Herr Heise daran unvrichtete einen eisernen Ofen, den er besaß und mitgebracht hatte,auf; er verband ihn durch eine Röhre, die in das Feuerlowführte, mit dem Kachelofen und verklebte sorgfältig alle Fugenund Ritzen mit Lehm. Es wollte aber im Ofen nicht gut bn'Mnen; stets füllte ein großer Oualm das Zimmer, der zwifihc«den Kacheln des alten Ofens hervorzudringen schien. FrauHeise beklagte sich bei der Nachbarin über diesen lästigen u«?gesundheitsgefährlichen Zustand und sie erfuhr, da»ein gellender, entsetzlicher Schrei. Ein Plätschern tönt«durch die Nacht.--- Dann ward es wieder schweigsainringsum.---««Auf die finstere Nacht folgte ein heller Tag. Der frisch�Morgenwind verjagte die Wolken, die Sonne zewndie Nebelschleier und lächelte freundlich auf das Maoherab. Ihre Strahlen verscheuchten die letzten Schatten unospielten um den alten Stein, neugierig den schwarzen'.?uibetrachtend, der auf seinem Gipfel lag..,Der Wald belebte sich, die Vögel zwitscherten j?Morgenlied, und grüßend neigten die alten Tannen oschweren Aeste. Plötzlich wurden Menschenstimmen laut uneilende Schritte ertönten.„Hier!" rief eine grobe Stimme.„Hierher! Da u gder Stein am Moor!"Zwei Männer, von verschiedenen Seiten komme-tauchten zwischen den Tannenstämmen auf und liefenGranitblock zu. Der zuerst gemfen hatte, erblickte den 4und blieb stehen.«ut„Dachte ich's doch!" sagte er roh:„Da liegt der Vund— richtig!— Da unten, am Fuße des Steinsder Mantel! Der verrückte Maler hat seine Drohung,Anstalt zu entspringen und in das Moor zu laufen,'gemacht. Komm' nach Hause, Jürgen! Wir melden eHerrn Doktor! Für den da unten im Moor ist dochKraut mehr gewachsen!"«vr„Gott fei Dank!" erwiderte lachend Jürgen.„ �Herr Doktor wird wieder sagen:„Ein schwere �weniger, Herr Assistent! Streichen Sie NummerListe!".. hxjde»Der Andere lachte. Sie machten kehrt,Männer, und verschwanden schwatzend im Walde.