Lehrlingsstala zu legen ist. Und das sollte Jeder freudig begrüßen, dem es nicht gleichgiltig ist, wenn das Buchdrucker gewerbe durch die Echmuskonkurrenz immer mehr dem vollständigen Ruin entgegengeführt wird."
Stehen die Unternehmer über dem Gesetze? Freiheit Es arbeiteten vor ( Kreis Osterode a. Harz ), 20. November. Kurzem in der Wollwaaren- Weberei von Alwörden u. Badendiek zwei fremde Weber, welche aber mit dem Lohn nicht ausfommen fonnten. Der Wochenlohn ist hier, wie bekannt, 9 bis 10 M. Als sie die Arbeit mit Kündigung niederlegten, gab ihnen der Fabrikant von Alwörden einen rothen Fremds zettel und sagte ihnen, daß fie bald reumüthig zu ihm zurücktehren, daß kein Fabrikant fie in Arbeit stellen würde. Als fie fich darüber beschwerten, erhielten sie zur Antwort, daß der Fabrikanten- Verein seit 14 Tagen diese Bettel habe drucken laffen, nämlich rothe mit schwarzer Echrift, worauf sie bes schwerdeführend nach dem Landrathsamt gingen. Der Landrath aber war verreist. Seine Stelle vertrat der Fabrikant von der Baumwollenweberei, von dem sie zur Antwort erhielten, daß er dem Herrn Fabrikanten von Alwörden nicht vorzuschreiben habe, was er mit seinen Arbeitern thun solle. Es ist nun richtig so weit gekommen, daß kein Fabrikant die Entlassenen auf Vorzeigen des Bettels eingestellt hat.
Werkstätte für Arbeitslose. Wie wenig Bedeutung die Privatwohlthätigkeit in Bezug auf Schaffung von Arbeit und Verdienst für Arbeitslose hat, geht aus einem Bericht hervor über eine Werkstätte für Arbeitslose, die in der großen Handelsund Industriestadt Leipzig errichtet worden ist. Es haben nämlich nach dem Leipz. Tagebl." in der Zeit vom Eröffnungstage bis zum 23. November 5. J. im Ganzen 510 Personen in der Werkstätte gearbeitet, wobei allerdings zu bemerken ist, daß Personen, die an mehreren Tagen vorsprachen, jedesmal von neuem gezählt worden sind. Auf die einzelnen Monate vers theilen sich die Arbeiter wie folgt: April 1, Mai 32, Juni 46, Juli 93, August 67, September 143, Oftober 69, November 59. Die Gesammtarbeitszeit beläuft sich auf 1968 Stunden oder, da in der Werkstätte 8 Stunden täglich gearbeitet wird, auf 246 Tage. Von den für die Werkstätte angeschafften zirka 130 Raummeter Holz find bereits mehr als 80 Raummeter ge spalten, von diesen wieder 60-65 Raummeter verkauft. Die Verkaufspreise stellen fich für den Raummeter langes fiefernes Scheitholz, 5theilig geschnitten und gespalten, bei Entnahme in der Werkstätte auf 11 M., frei ins Haus bis in den ersten Stock oder Keller geschafft auf 12 M. Außerdem wird in der Werkstätte gespaltenes Holz torbweise zum Preise von 45 Pf. für den Normalforb abgegeben. Wenn das Unternehmen hierbei schon jest nahezu auf die Kosten kommt, so ist zu hoffen, daß dies später bei größerer Benugung der WerkAn und für sich stätte vollständig der Fall sein wird. ist die finanzielle Lage eine günstige zu nennen. An gesammelten Beiträgen find bis jest 4039,25 m. eingegangen, für verkauftes Holz find 605,85 m. gelöst worden. Den Gefammteinnahmen von 4645,10 M. stehen 2056,77 M. Ausgaben gegenüber, darunter 730,65 M. Gründungs- und Einrichtungsfoften, 843,25 M. für Holzantauf, einschließlich Fracht, Fuhrlohn und Abladekosten und 233,27 M. Bahlung an die Her berge zur Heimath, welche bis Ende Oktober 359 Marten für Herberge und Frühstück, 305 Marken für Abendbrot, 101 Marten für Mittagsbrot und Bier und 43 Marken für halbes Mittagbrot durch Gewährung Gewährung der entsprechenden Naturalverpflegung eingelöst hat. Man fieht aus vorstehendem Bericht, wie winzig diese Privathilfe fich gestaltet hat; man fieht aber auch ferner, mit welcher geschäftlichen Routine diese Wohlthätigkeit" vorgeht, da sie bald schon auf die Kosten gekommen ist." Jm Ganzen haben 510 Personen in der Werkstätte gearbeitet und zwar lediglich gegen Naturalverpflegung. Durchschnittlich wurde 8 Stunden täglich von diesen 510 Personen gearbeitet und dafür erhielten dieselben Herbergseffen mit Bier 101, Abendbrot 305, Herbergsschlafstelle und Frühstück 359 und halbes Mittagseffen 43 mal. Das heißt im Durchschnitt für den Einzelnen für 8 Stunden Arbeit eine ganze Herbergsportion und eine halbe täglich. Und das foll Wohlthätigkeit sein! Jedenfalls ist es die billigste Art der Wohlthätigkeit, die man fich denken kann. Und wenn sie das nicht wäre, so würden sich unsere Besigenden auch für fle be danken. Man kennt die Gesellschaft ja.
Zur Warnung. Von der unseren Lesern wohl bekannten Frau Guillaume- Schack geht dem Schwäbischen Wochenblatt" aus London unterm 15. November folgendes Schreiben zu: Seit einiger Zeit fegt ein gewiffer, Pfeiffer" setzt eine Annonce in die Beitungen, in der junge Mädchen für gute Stellungen in England gesucht werden, die Ueberfahrt sei frei. Der Mann ist ein Schwindler durch und durch, der den Mädchen hier ihren legten Groschen und alle ihre Sachen abnimmt, und sie dann mit dem, was sie auf dem Leibe haben, auf die Straße segt. Gegen den Mann ist jetzt hier von einem Mädchen eine Klage angestrengt worden, und es wäre uns wichtig, die betreffende Annonce zu haben. Es ist möglich, daß dieselbe immer noch weiter erscheint. Der wesentliche Punkt der Annonce ist immer: Ueberfahrt frei", die Namen werden häufig gewechselt. Die freie Ueberfahrt besteht dann darin, daß die Mädchen auf Viehschiffen nach England gebracht werden, und hier ein Eintrittsgeld" für England zu zahlen haben, das mehr beträgt, als das Ueberfahrtsgeld, und das in die Tasche der Agenten wandert. Die Mädchen können nicht englisch, und selbst wenn sie nicht dumm find, kann man ihnen Alles vorreden." Was dann aus den Mädchen wird, tann sich Jedermann vorstellen.
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Vermischtes.
Ueber die Enthüllung eines schändlichen Verbrechens wird aus Hamburg unterm 23. d. M. folgendes berichtet: In einer der voltsbelebtesten Straßen, der Spitalerstraße, befinden fich noch heute einige jener sogenannten dunklen engen Höfe, welche ihren Eingang unter dem Vorderhause vermittelst eines niedrigen schmalen Ganges haben. hat man den Gang pasfirt, so steht man die Hofwohnungen vor sich. Parterre niedrige Parterre niedrige Buden, über ihnen Säle, zu welchen steile, halsbrecherische Treppen führen. Im Hofe Nr. 42 der Spitalerstraße wohnt eine Familie, bestehend aus Mann, Frau und der 17 Jahre alten Tochter. Dieser Mann betreibt das Kartenlegen" als Gewerbe und die Heilung" von Krankheiten durch Sympathie". Man sollte es faum glauben, daß dieser Doktor Eisenbart großen Bulauf hatte. Namentlich sah man aber junge Frauen und Mädchen, seltener am Tage, sondern meist unter dem Schleier der Nacht und des Abends nach dem Wunderdoktor Alle möglichen Krankheiten und schleichen. Er heilte alles. Gebrechen vertrieb er durch Sympathie. Aber hinter diesen sympathischen Kuren lugte das Verbrechen hervor, seine Sympathie- Kuren verstanden es auch, das Leben zu tödten, bevor es das Licht der Welt erblickte seine Sympathie ließ es zu legterem gar nicht kommen. Man dente fich die Wohnung des Wundermannes". Ein dunkles, schmußiges Quadrat als Flur, einige Stufen führen in das Audienzzimmer. Es ist Abend, eine Lampe verbreitet nur Zwielicht. Der Wunderdoktor ist ein magerer, mittelgroßer Mann. Sein Alter ist, wenn man ihn anblickt, zweifelhaft, er tann Ende der Vierziger, vielleicht auch Ende der Fünfziger sein. Sein pergamentgelbes, eingefallenes Geficht ist von einem buschigen, schwarzgrauen Bart umrahmt, die wulstigen Lippen von einem gleichen Schnurrbart bedeckt. Struppiges, schwarzgraues Kopfhaar und mächtige Augenbrauen,
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fasten, wie alte Hamburger fich solche vom alten St. Pauli her zu erinnern wissen, als noch die Altonaer Zahlenlotterie florirte und fünf Nummern, die sicher gezogen würden, geweifsagt wurden. Auf einem in der Mitte befindlichen Tisch steht ein etwa 1 Fuß langer, sehr sauber gearbeiteter Miniaturfarg auf einer fleinen, dazu passenden Bahre. Der Sarg ist schwarz polirt, auf seinem Kopfende befindet sich auch ein kleines filbernes Sargfchild, worauf die Worte eingravirt stehen: Hier ruht Sympathia und Antipathia." Der Leser wird über diese Tollheit ungläubig lächeln, wir behaupten die volle Wahrheit des Gefagten. Der Sarg ist geschlossen, in seinem Deckel befindet sich eine Deffnung, wie in einer Ladentischkaffe, wohin Geld gesteckt wird. Und in der That, vor wenigen Minuten hat eine Hand ein blankes Zweimarkstück in den Sarg fallen lassen. Es war die Hand einer Frauensperson, welche lettere, der Oberkleider entledigt, auf eine Art Bett lang ausgestreckt liegt. Vor ihr steht der Wunderdoktor und hat ihr wie er fagt daffelbe 3weimarkstüd, welches fie in den Sarg warf, und das durch überirdische Kraft, durch seine geheimnisvolle Sympathie aus dem Sarg verschwand und in seine Hand gelangte, auf die bloße Brust ge= legt. Er betet und bestreicht die Patientin, nimmt dann das Geldstück, das er wieder in den Sarg fallen läßt, und die Person fann fich ankleiden. Sie wird zum über'n andern" Abend, nachdem die Sonne zweimal gewechselt, wieder bestellt. Wenn wir an diesem zweiten Abend mit der Patientin wieder in des Wunderdoktors Hofwohnung treten, so ist die ganze Einrichtung dieselbe, nur dem früheren Sarg hat ein fleinerer Sarg Plaß gemacht; in diesen hinein muß die Patientin jett ein blankes Fünfzigpfennigstück steden. Der Bet- Hokuspokus ist derselbe und wieder wird sie zum über'n andern" Abend bestellt. An diesem Abend steht ein noch kleinerer Sarg auf dem Tische und die Gabe besteht jetzt aus einem blanken Bwanzigpfennigstück. Wieder betet der Wundermann, wenn aber die seine sympathische Hilfe in Anspruch Nehmende noch nicht Spuren zu erkennen giebt, daß fie von ihrer Last" befreit ist, so ,, muß er", wie der schreckliche Mensch sich ausdrückt, die Krankheit" holen!" Schrieben wir einen Roman, wir würden jezt die seltsamsten Bilder ausmalen, ficher aber feine, welche eines theils so tief tragisch, anderntheils wieder so komisch sich gestalten fönnen, als diejenigen find, welche fich der Untersuchung in dieser Affäre ficher aufrollen werden! Dieser Wunderdoktor ist gewiß einzig in seiner Art, in Hamburg hat er keinen Vors gänger. Verbrecherische Weiber, ja selbst gewiffenlose Hebammen und Aerzte hat es wohl gegeben, welche Abortiva verabreichten, aber unter dem Deckmantel sympathischer Ruren" solche Scheußlichkeiten auszuüben, ist wohl noch nicht dagewesen, wenigstens in Hamburg nicht. Die Kriminalpolizei ging außerordentlich vorsichtig vor. Sie hatte, bevor sie das Verbrechernest auss nahm, volle Beweise in Händen, dann verfügte fich Sonnabend Abend der Kriminalbeamte Napp in Begleitung noch eines Kriminaloffizianten und eines Ronstablers in die Wohnung des Wunderdoktors und, der Zufall spielte hier überaus günstig, man erwischte ihn in flagranti, d. h. man fand eine„ Patientin" fogar in oben von uns geschilderter Weise auf dem Bette liegen. Der Schwindler betete aus einem alten Buche, das tonfiszirt wurde und das die Jahreszahl 1717 trug. Er, fammt Frau und Tochter wurden verhaftet, und die Haussuchung soll ein überraschendes, freilich für die noch mit Betroffenen( zirka 55 Frauen und Mädchen) sehr trauriges Resultat geliefert haben.
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Ein neuer Mahdi . Aus Kairo , 19. November, wird der Wiener Deutsch . 3tg." folgendes geschrieben: Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande. Mahdi . hat diese These Lügen gestraft, Mahdi II. hat ihr wieder zu ihrem Rechte vers holfen. Mahdi I. war wie ein Fürst verehrt, Mahdi 11. erntete Hohn und harrt gegenwärtig in einem Staatsgefängnisse der Dinge, die da tommen werden. Mahdi 1. ist ruhmvoll aus dem Leben geschieden, Mahdi II. wird seine Vermessenheit, ein Gottbegnadeter fein zu wollen, im Kerler oder im Frren hause büßen. Ueber seine Verhaftung berichten die lam", ein Rairenser Journal, unter dem Titel„ Der neue Mahdi, der Lügner", wie wir folgen lassen: Am 18. Oktober d. J. erschien auf der Präfektur ein beiläufig 30 jähriges Individuum und legte dem Präfetten eine umfangreiche Bittschrift vor, worin nicht nur die Vortrefflichkeit des Mahdi( 1.) gerühmt, sondern auch auf Grund wunderbarer Ereignisse, die sich zus getragen haben sollten, seine baldige Ankunft in Aussicht gestellt wurde. Der Anwart auf die Mahdischaft war aber Niemand Anderer als der Ueberbringer des Gesuches selbst. An Beweisen für die Richtigkeit seiner Behauptung ließ er es nicht mangeln und als Jdentitätszeugen führte er Ahmed Efendi Muhammed, einen Sekretär der Präfeftur, an, bei dem er schon geraume Zeit logire und der ihm seiner Dürftigkeit halber den nöthigen Unterhalt gebe. Ein Scheikh, Hamid al Kasabi mit Namen, von Thanta, hätte ihn schon bei seinem Namen gerufen, da er noch gar nicht das Licht der Welt erblickt hatte ( eine Reminiszenz an die zwei größten jüdischen Propheten Jesaias und Jeremias!), und weiß der Himmel, was er noch Alles von Wundern und Zeichen anführte, um sich als Pros pheten zu legitimiren. Nicht genug daran, verstieg er sich in seiner heftigen und energischen Sprache so weit, daß er Ideen entwickelte, die Beugniß gaben von seiner Verschrobenheit und Verrücktheit. Auch hätte er von einem Bewohner des Viertels Abu Ali al Ranthare auf eine Wechselschuld 60 Guineen zu fordern, deren Eintreibung er auf Grund eines Erkenntnisses der Prä fettur zu erwirken suchte. Anstatt aber diesem Wunsche des hartnädigen Bittstellers zu willfahren, ließ ihn der Präfeft un verzüglich einsperren und berichtete über die Affäre unter Beischluß des sonderbaren Gesuches an das innere Amt. Dieses wollte nun den Propheten persönlich kennen lernen und gab den Auftrag, ihn zu übersenden. Als fich ein Berichterstatter der lam" in die Präfettur begab, fand er Mahdi II. eben zur
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auf dem Telephon nach Rauris und von da auf dem Teles graph weiter nach Wien .
Kleine Mittheilungen.
Hamburg , 27. November. ( Unglück auf der Verbindungs bahn.) Heute Nachmittag gegen drei Uhr wollte ein mit Mauersteinen beladener und mit drei Pferden bespannter Wagen das Geleise der Verbindungsbahn bei der Esplanade paffiren, als ein Bug von Altona heranbrauste. Die beiden hinteren Pferde, welche fich noch auf dem Geleise befanden, wurden sofort getödtet. Der Wagen rollte zurück, und der Kutscher wurde zur Seite geschleudert. Er zog sich eine an scheinend ungefährliche Verlegung am Hinterkopfe zu.
Ludwigsluft, 26. November. Das mörderische Attentat eines Realschülers auf einen Schulfameraden bildet seit einigen Tagen das Gesprächsthema in unserer sonst so stillen Stadt, der zweiten Refidenz des Landes. Zwei Pensionäre in der Pension des Realschuldirektors Sonnenburg, welche schon längere Zeit mit einander grollten, geriethen dieser Tage in Streit, der rasch in Thätlichkeit überging. Fast gleichzeitig zückten beide Schüler die Meffer in ſelbem Augenblicke lag auch schon der eine, ein Merifaner, blutüberströmt am Boden. Ein Mefferstich hatte die linke Brustseite getroffen, in Folge deffen der Verlegte bereits gestorben ist. Die gestern vorge nommene Sektion der Leiche ergab, daß der Messerstich bis ins Herz gedrungen war. Der Getödtete ist der einzige Sohn seiner Eltern. Von der Verhaftung des Attentäters hat man gegen Hinterlegung einer Kaution von 5000 M. Abstand ge
nommen.
Budapest , 26. November. Durch einen Zufall kam man heute einem mysteriösen Verbrechen auf die Spur. Am 12. d. wurde in einem Waggon 3. Klaffe des aus Kaschau angelangten Personenzuges Nr. 205 der ungarischen Staatsbahn von dem in der Aradigaffe Nr. 22 wohnhaften und am Zentralbahnhof beschäftigten Schloffer Andreas Lato ein leiner, mit grauem Leder überzogener Roffer gefunden, den ein Reisender zurüd gelaffen hatte. Lato machte von dem Funde die Anzeige bei dem Stationsvorstande, worauf der Roffer als herrenloses Gut im Magazin untergebracht wurde. Die Erwartung, daß der Eigenthümer des Koffers fich melden werde, erfüllte sich nicht. Seit einigen Tagen wurde in der Abtheilung, in welcher der Roffer fich befand, ein abscheulicher Geruch verspürt, den sich die in dem Magazin beschäftigten Arbeiter nicht erklären fonnten. Heute Nachmittag wurde der Geruch jedoch so penetrant, daß die Arbeiter einer Ohnmacht nahe waren. Es wurde nachge forscht, von wo der Geruch herrühre, und es zeigte sich, daß derselbe dem Roffer entstamme. Man machte fich sofort an die Deffnung des verfchloffenen Roffers. Die Anwesenden prallten entsegt zurück, denn im Koffer lag, mit Leinwandfeßen nur nothdürftig verhüllt, der bereits vollkommen in Verwefung über gegangene Leichnam eines neugeborenen Rindes. In einer zweiten Abtheilung des Roffers lagen zwei Steine. Der Sta tionsvorstand erstattete von der Entdeckung sofort die Anzeige bei der Polizei, und erschienen bald darauf Stadthauptmann Sally und Konzipist Almafy in Begleitung eines Polizeiarztes im Zentralbahnhofe, um den Thatbestand aufzunehmen. Mit Rücksicht auf den Umstand, daß seit der Deponirung des Roffers bereits 14 Tage verfloffen find, ist die Ausfor schung des Eigenthümers des Roffers mit großen Schwierig feiten verbunden. Jedenfalls liegt ein Verbrechen vor, worauf auch der Umstand hinzuweisen scheint, daß sowohl die Lein wandumhüllung der Leiche, als auch die Steine getrocknete Blutfleden zeigen. Die Leiche wurde in die Todtenkammer be Rochusspitals überführt und wird morgen von Amtswegen duzirt werden.
Markthallen- Bericht von J. Sandmann, städtische Verkaufs- Vermittler, Berlin , den 29. November 1886.
ob
größeren
Bid.
Geflügel. Auch Gänseartikel, regelmäßig in Posten zugeführt, würden einen guten Preis erreichen. Regelmäßige Zufuhren an fetten Gänsen, Enten und Buten fehr erwünscht. Gänse unter dem Halse geschnitten, vollständig gerupft, Flügel und Füße auf den Rüden gebunden, nicht g brüht und nicht gefengt, 8-10 Pfd. schwere 44-50 über 10-15 fb. 52-60 Pf., Fettgänse über 15 schwer sehr rar und gut bezahlt 60 Pf. und mehr per Enten, Puten und Hühner sollen am Halse geschnitten fein Der Kopf, die Flügel und Schwanzfedern werden nicht abgenom men. Junge Enten 1,50-2,50, fette Enten 46-50-60 f. pe Pfd., über 10 Pfd.schwere fette Puten 65-70-80 f Bfd., Hühner 0,55 bis 0,80 und 1,20-1,70 M., Tauben bis 40 Bf., Boularden 4,50-8 M. Mageres Geflügel schwer verkäuflich. Lebende Gänse zum Mästen 2,00-3,00 m., lebende
Enten 0,90-1,50 M. Auttion täglich im Bogen 4 um 6 Uhr
Nachmittags.
Wild.
Trotz befriedigender Zufuhr wurden in der Auftion hohe Preise erreicht. Rehe ausgeweidet 60-72 pr. Pfd., Hirsche, sehr starke und fehlerhafte 22-32, 1. 32-40, Dammwild 40 bis 51, schwere und fehlerhafte 22 bis 32, Wild schwein 30 bis 46, fleine 50 bis 66 Pf. pr. Pfund. Rebhühner, junge 1,20-1,50, alte 90-110 Bf., Fasanen hennen 2,00 bis 2,50, Fasanenhähne 3,00 bis 3,90 M Hasen ausgeworfen, bei falter Witterung mit Raldaune auf Stangen von 10 Stud 3,50-3,75 m. pr. Stüd, Raninchen M. ausgeweidet 45-55 Pf. pr. Std., Krametsvögel 30-33 Bf. per Stück. Auerhahn 3,00-4,50 M. Birkhuhn 1,75-2,50 pr. Stüd. Schnepfen 2,10-4,00, Bekasfinen 40-75 Pf.
pr. Stück. Die Wildauktionen werden täglich im Bogen um 6 Uhr Nachmittags abgehalten.
Die Preise steigend.
Dbst und Gemüſe. Größere Bufuhren sehr erwünscht. Birnen 6,00 bis 8,50, Tafelbirnen 10-20, feinste Sorten 20-40 M., Aepfel 6,00-9,00 M Abfahrt gerüstet. Mündliche Auskünfte waren von dem Lügen Tafeläpfel 10-20 M., feinste Sorten 20-36 M., Wallnüffe propheten feine zu erhalten, doch gab er auf die an ihn gerichte 20-30 M. pr. 8tr. Böhmische Badpflaumen 10-13 M
ten Fragen schriftlich Antwort. Die Einwohner von Abu Ali al Ranthare hätten es ihm dokumentarisch bestätigt, daß er in geordneten Verhältnissen lebe und ein frommer Moslim sei. Er hätte auch eine Beitlang in einer Höhle gelebt( wie der Prophet Mohamed ) und dergleichen unfinnige Märchen. Als ihn nun der Interviewer um einen Beweis seiner Mahdischaft anging, ba wies er auf einmal auf seine Wange, als den fichtbaren Beweis seiner göttlichen Sendung. Sein Großvater hätte irgendwo in einem Buche erklärt, es werde ein Mahdi geboren werden, mit einem Male auf der rechten Wange, der die Welt mit Gerechtigkeit erfüllen werde, wie sie bis zu seinem Auftreten erfüllt gewesen sei von Unterdrückung und Tyrannei. Hamid al Kasabi habe ihn auch im Mutterleibe bei seinem
Magdeburger Sauerkraut 6-7 M. per Drhoft.
Weißfleischige Speisekartoffeln 3,00-3,60, rothe 2,80-3,00, blaue 2,80-3,20 per 100 Ro., groß Sellerie 7-10 m., flein 3-7 M., Meerrettig 7-12 M., Zwiebeln 4,50-6-8 M., Blumenkohl 30-40 M. pr. 100 Stück, Rohlrüben 1,50-2,00 m.
per Zentner.
Pflanzen. Rofen Hochstämme 35-55, niedrigveredelte 15-20 M. pr. 100 Stüd, Primeln 13-15 M. pr. 100 Stüd Auktion jeden Dienstag und Freitag um 5 Uhr Nachmittags.
Geräucherte und marinirte Fische. Engros- Auktion täglich um 7 Uhr Machmittags im Bogen 4. Regelmäßige Zufuhren erwünscht. Bratheringe per Faß 1,50-2,25 M. Ruffifche Sardinen 1,50-1,60 M. Rheinlachs 2,50-2,90, Wefer- und Namen gerufen, und bald, bald tämen seine Tage! Nachdem Ostseelachs 1,20-1,60, Flundern, fleine 2,50-5,00 M., mittel 7,50-16 M., große 18-27 M., Büdlinge 1,80-4,00 M per 100 Stüd. Sprotten 25 bis 35 Pf. per Pfund. Rauchaal mittel 1 M. per Pfd.
der Mutamahdi( was so viel bedeutet, wie Einer, der gerne Mahdi sein wollte diese Erklärungen gegeben hatte, begab er sich auf die Eisenbahnstation, um dem inneren Amte zugeführt zu werden. Er flagt nicht und flucht nicht, sondern betet fort während und liest im Koran ." Der Bericht schließt mit dem Ausdrucke der Ueberzeugung, daß Mahdi II. von einem gelinden Wahnsinn befallen fet. Derzeit fist der arme Prophet in Kairo in Untersuchungshaft und wartet, bis ein Richterkollegium ihn als Hochverräther" erklärt oder als Narren.
Von der höchften Wetterwarte Europas , der auf dem hohen Sonnblid in den Tauern, wird aus Wien berichtet:
eröffnet; an demselben Tage beginnt die meteorologische Be
Eier 3,00 M. pr. Schock.
Butter. Tendenz flau. Preise unverändert. Ia. Qualität in größeren Poften vorhanden. Frische feinfte Tafelbutter sc. 120-125, feine Tafelbutter I. 110-118, II. 95-108 M., III. fehlerhafte 85 bis 90. Landbutter I. 90-96, IL. 80 bis 85 M. Galizische und andere geringste Sorten 55-72.
pr. 50 Ro.
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Räse. f. Quadrat Sahnentäse knapp und gut be Mit 1. Dezember I. J. wird in Rauris die Telegraphenstation zahlt. Emmenthaler 70-75, Schweizer 1. 56-63, II. 50-55, worunter ein Paar blißende Augen unftät hin- und herrollen, obachtungsstation auf dem hohen Sonnblick mit der täglich Limburger 1. 30-35, 11. 20-25, Rheinischer Holländer Räse
machen diese Männergestalt zu einer unheimlichen. Dazu kommt,
daß er einen schleppenden Gang hat und mephistophelisch hintt. In einer Ede des Bimmers steht ein sogenannter Wahrsage
breimaligen Abgabe der Wetterberichte an die meteorologische
45-58 M., echter Holländer 60-65 M., Edamer I. 60-70, Bentralstation in Wien . Diese Berichte, welche von dem höchft 11. 56-58 M. Größere Vorräthe von Schweizerkäse find zu
begeben.
Berantwortlich für den politischen Theil und Soziales Mar Schippel, für Vereine und Versammlungen F. Tutauer, für den übrigen Theil der Beitung R. Cronheim, sämmtlich in Berlin .
Hierzu eine Beilage.