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Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 280.

Lokales.

Ueber die Befugniß der Polizeibehörden, 3wangs­mittel gegen solche Personen anzuwenden, welche einer ihnen zugegangenen Vorladung zu polizeilichen Vernehmungen in Untersuchungsfachen keine Folge leiften, hat jest auch Regie­rungspräsident Prinz Handjern   in Liegnis eine Verfügung er­laffen. In derselben heißt es: Wenngleich nach§§ 50 und 69 der Strafprozeßordnung vom 1. Februar 1877 nur die Gerichte zur Erzwingung der Abgabe eines Zeugnisses befugt sind, so find doch die Polizeibehörden berechtigt, diejenigen, welche trop der Aufforderung sich weigern, sich persönlich zur Ver­nehmung einzufinden, nothwendigen Falles durch förperlichen 3wang( Sistirung) gestellen zu laffen. Dabei handelt es sich nicht um eine Verhaftung oder vorläufige Ergreifung einer ver­dächtigen Person, wofür die§§ 112 ff der Strafprozeßordnung und das Gesez vom 12. Februar 1850( Gef.-S. S. 45.) beschränkende Bedingungen festseßen, sondern lediglich um eine zwangsweise Gestellung, und zu deren Ausführung find die Polizeibehörden in Handhabung der ihnen übertragenen Exekutivgewalt(§ 20 des Polizeigesetzes vom 11. März 1850) durchaus berechtigt. Mit dieser Annahme stehen auch die Be­stimmungen des§ 132 des Gefeßes über die allgemeine Landes­verwaltung vom 30. Juli 1883 über die Zwangsbefugnisse der Polizeibehörden bei Ausübung der obrigkeitlichen Gewalt­wonach unmittelbarer 3wang nur angewendet werden darf, wenn die Anordnung ohne einen soschen unausführbar ist nicht im Widerspruch. Daher ist wie übrigens seitens des früheren Ober- Tribunals und des Reichsgerichts wiederholt ent schieden worden ist ein Beuge oder Angeschuldigter oder Sonst zur Vernehmung Vorgeladener einer polizeilichen Zitation bei Vermeidung von Zwangsmaßregeln Folge zu leisten ge­balten.( Vergl. die Entscheidung des Ober- Tribunals vom 25. März 1870, Oppenhoff, Rechtssprechung Band 11, S. 198, Desgleichen das Erkenntniß des Reichsgerichts vom 23. März 1880, Min.-Bl. für die innere Verwaltung 1880, Seite 234.)" Bur Abgabe eines Zeugnisses von einer Polizeibehörde kann also auch nach Obigem niemand gezwungen werden. Der Sistirte hat das Recht, seine Aussage der Polizei gegenüber zu verweigern.

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Die herannahenden Zeichen einer Wohnungsnoth treten immer deutlicher zu Tage. Nicht blos werden die Ver miethungsinserate in den bekannten Insertionsblättern an Bahl geringer, auch von der Abtheilung des Amtsgerichts für schleunige Sachen werden die Klagen wegen Ermission wieder zahlreicher, und die Gründe für solche Klagen, erinnern lebhaft an die berüchtigten Ermiffionsprozesse aus dem Anfange der siebziger Jahre. Dazu haben die Wirthe Zeit gehabt, die alten mangel­haften Miethskontrakte, die oft ihren Dienst als Unterlage für die Ermissionsflage wegen Mängel in der Form versagten, zu verbessern, so daß das gerichtliche Verfahren prompt und schneidig vor fich geht. Ganz besonders ungünstig aber gestalten sich die Wohnungsverhältnisse neuerdings für alleinstehende Damen, die ein kleines Mobiliar besigen und die bisher ein einzelnes Gemach direkt vom Wirthe mietheten. Die Hausbefizer haben beute nicht mehr nöthig, solche kleine Bieffen besonders zu ver­miethen und wenn sie es ausnahmsweise thun, so werden die zahl­teich erscheinenden Damen einer für diese geradezu beleidigenden Musterung unterworfen und dies Verfahren wird mit den polizeilichen Maßregeln gegen Hauswirthe wegen Aufnahme weifelhafter Bersonen motivirt. Man sieht hieraus, welche verderblichen Früchte aus der Anwendung des Kuppelei- Para­graphen gegen die Hauswirthe entsprießen. Auch die Rün­digungen aus seltsamen Gründen sind wieder an der Tages­ordnung. Einem in der Wrangelstraße wohnenden Schuh­macher wurde seine Wohnung zu Neujahr gekündigt wegen zu Lauten Schnarchens(?). Der Berichterstatter knüpft an diesen Fall eine Anzahl von Reflerionen, die uns denn doch ein wenig übertrieben zu sein scheinen. Es mag ja sein, daß einzelne Häuser in Berlin   recht unsolide gebaut sind, daß man aber Jemand durch zwei Stockwerke" hindurch schnarchen hören das darf man wohl im Juli erzählen aber nicht im November.

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Wie man reich wird. Ein Stück Berliner   Entwicke

lungsgeschichte ist gegenwärtig bei den Neubauten an der Ecke Alte Schönhauser-, Linien- und Rückerstraße zu beobachten. Am Kreuzungspunkt dieser drei Straßen find fest großartige Häuser im Entstehen begriffen, während noch vor wenigen Mo­naten hier ein einfaches einstödiges Haus mit ausgedehnten Stallungen und Schuppen seinen Platz hatte. Dieser ausge dehnte Bauplas, auf welchem nicht weniger als neun Mieths­fafernen projektirt find, war bis vor kurzem Eigenthum der Frau Dr. Sp ,, deren Vater, der allen alten Berlinern wohl­

Die Bettler von Moskau  .

Von Leo Grafen Tolstoj.*)

Wenn ich mit Stadtbewohnern über das städtische Bettlerthum sprach, sagte man mir immer: O! was Ihr gesehen habt, das ist noch nichts! Geht mal auf den Rhitrowmarkt und in die benachbarten Häuser, wo Schlaf­stellen abgegeben werden. Da werdet Ihr die wahre goldene Rotte" zu sehen bekommen. Ein Spaßvogel fagte mir, das sei schon keine Rotte mehr, sondern das goldene Regiment, so zahlreich feien sie geworden. Der Spaßvogel hatte recht; aber noch mehr hätte er recht ge­habt, wenn er gefagt hätte, daß es jetzt in Moskau   von diefen Leuten nicht eine Rotte, anch nicht ein Regiment, fondern eine ganze Armee gebe, ich glaube an die 50 000 Röpfe. Alte Einwohner Moskaus dem städtischen Bettlerthum redeten, so sprachen sie immer London   war, da haben sich alle dortige Einwohner auch rebeten. Seht mal, schienen sie zu sagen, wie es damit bei

mit

uns bestellt ist!

Mich aber drängte es, dieses ganze Bettlerthum, movon sie mir sprachen, zu sehen. Einigemale habe ich den Weg zum Khitrommarkte eingeschlagen; aber es wurde mir immer schwer ums Herz und ich schämte mich. Wozu soll ich hingehen und die Leiden von Leuten, denen ich nicht helfen kann, betrachten?" sagte eine Stimme. Nein, wenn Du hier wohnst und alle Pracht des Stadtlebens siehst, so geh hin und lerne auch das lennen"

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redete eine andere

Aus dem intereffanten Buche des Grafen Leo Tolstoj  : Bekenntnisse. Was sollen wir denn thun?" Leipzig  . Verlag

von Dunder u. Humblot  .

Dienstag, den 30. November 1886.

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bekannte Ackerbürger B., diesen ganzen Grund und Boden für einen Spottpreis erstand. Derselbe war auch Eigenthümer des sogenannten Windmühlenberges, dieses toloffalen Terrains zwischen Schönhauser und Prenzlauer Thor, auf welchem fich heute die Saarbrücker  -, Meger-, Weißenburger- und Belforter­befindet. straße 2c. das sogenannte Schlachtenviertel" Für dieses ausgedehnte Besigthum zahlte B. vor ca. 50 Jahren, man höre und staune, 6554 Thaler und erhielt, als er in den Gründerjahren einen großen Theil desselben an die Brauerei Königstadt" verkaufte, das runde Sümmchen von zwei und einer halben Million Thalern. Aber nicht genug damit, B. war auch Befizer jener ausgedehnten Torfftiche und Moorwiesen, auf welchen sich gegenwärtig die Lehrter Bahn erhebt. Das Blatt, dem wir diese Mittheilung entnehmen, fügt hinzu: Der alte B., welcher sich von der Pife durch eigene Intelli­genz und Arbeitskraft emporgeschwungen hat, war ein Berliner   von echtem Schrot und Korn, der troß seines späteren Reichthums schlicht und einfach blieb und auch bei vielen Ges legenheiten ein warmes Herz für Arme und Nothleidende hatte.

Wir möchten wohl wissen, worin in dieser Beziehung Intelligenz und Arbeitskraft" eigentlich besteht. Der alte B." müßte wirklich ein ganz unbeschreiblicher Simpel gewesen sein, wenn er die Konjunktur, die sich ihm beim Verkauf jener Grund­stücke bot, nicht benugt hätte! Oder hat er vielleicht durch seine Intelligenz und Arbeitskraft" jene Schwindelfrisen her­vorgerufen, in denen es möglich war, so vortheilhafte Verkäufe abzuschließen? Dann hätte man auch der Intelligenz und Arbeitskraft" so manchen Gründers ein Loblied fingen müssen. Intelligenz und Arbeitskraft sind auf der Welt massenhaft ver­treten, leider werden diese guten Eigenschaften nur recht färglich belohnt. Viele Arbeiter, welche diese Gaben in hohem Maße befizen, können heut zu Tage getrost Hungers sterben.

In einem argen Dilemma befinden sich, so schreibt das B. T.", gegenwärtig die Sicherheitsbehörden gegenüber dem Maurer Finger, welcher bekanntlich in einem Anfalle von Delirium tremens seine Frau erschlagen und seinem kleinen Kinde eine tödtliche Verlegung beigebracht hat, an deren Folgen dasselbe später in der Charitee verstorben ist. Daß Finger die grauenvolle That im Zustande der Unzurechnungsfähigkeit be­gangen hat, ist nach dem Gutachten der Gerichtsärzte zweifellos, und es kann daher auch keine Anklage gegen ihn erhoben wer den. Nun steht jedoch die Frage, ob Finger in Freiheit gesezt oder in einer Heilanstalt untergebracht werden soll. Für seine Entlassung spricht der Umstand, daß das Tobsuchtsstadium, in Entlassung spricht der Umstand, daß das Tobsuchtsstadium, in welchem er die unselige That beging, bei ihm längst vorüber­gegangen ist und er sich jetzt wieder in einem ganz zurechnungs­fähigen Zustande befindet. Wird Finger entlassen, dann ist die Befürchtung vorhanden, daß er bei irgend einem Anlaffe wie­der in Tobsucht verfällt und gegen seine Umgebung gemeinges fährliche Handlungen begeht. 3war ist nicht jeder Gewohn heitstrinker gleich als gemeingefährlich zu betrachten; allein bei Finger ist dies nicht ohne Grund zu befürchten, weil er, wie festgestellt ist, an chronischer Alkoholvergiftung leidet, die schon einmal im Sommer in ein afutes Stadium ausartete und zur Beit der That infolge einer Erkrankung an Lungenentzündung bei ihm wieder zur Tobsucht führte. Es ist also die Möglich­feit nicht ausgeschlossen, daß Finger bei irgend einer Erkrankung wieder das Delirium tremens bekommt und in diesem Zustande, wie früher, gemeingefährlich wird. Dann sperre man ihn in ein Irrenhaus!" werden viele sagen. Das geht indessen auch nicht, weil man doch einen vernünftigen Menschen und das ist Finger jetzt nicht ohne weiteres für geiftesfrank erklären fann. Wie man sieht, ist es in der That ein arges Dilemma, in welchem sich unsere Behörden diesem Fall gegen­über befinden, und man darf aus mehr als einer Hinsicht ge­spannt sein, in welchem Siune die Entscheidung ausfallen wird. Bis dahin bleibt Finger dem Vernehmen nach in Moabit  internirt.

Das Polizeipräsidium erläßt wiederholt folgende Bes tanntmachung: Der Karlsruher   Orts- Gesundheitsrath erläßt folgende Warnung: Durch Zeitungs- Annonzen und Birkulare folgende Warnung: Durch Beitungs- Annonzen und Birkulare erbietet sich die Deutsche   Gesundheits- Kompagnie" in Berlin  , Kranken verschiedenster Art Rath und Arzneien zu vermitteln. Die Deutsche   Gesundheits- Kompagnie" besteht aus dem be­Gesundheits- Kompagnie" fannten Kurpfuscher Richard Mohrmann und dem Schriftsteller Bernhardi, dem angeblichen Verfaffer des Jugendspiegels. Vor Richard Mohrmann haben wir schon verschiedentlich gewarnt. Derselbe war früher Uhrmacher, dann Photographen- Gehilfe; bis vor Kurzem übte er sein Gewerbe als Bandwurmdoktor im Umherziehen aus und betreibt, seitdem lezteres durch die Ge­werbeordnung verboten worden, das Geschäft auf brieflichem Wege. Die von Mohrmann gegen Bandwurm verabfolgten Mittel wurden früher in der Apotheke zu Noffen zu 1,20 M.

Stimme. Und da, im Dezember des dritten Jahres, an einem stürmischen Frosttage, bin ich hingegangen zu diesem 3entrum des städtischen Bettlerthums, zum Khitrowmarkt. Es war an einem Werktage um die vierte Stunde. Schon als ich die Soljanka passirte, bemerkte ich immer mehr und mehr Leute in sonderbaren, nicht zu ihnen gehörigen Klei­bungen und mit noch sonderbarerem Schuhwerke, Leute von ganz besonderer, ungesunder Gesichtsfarbe und namentlich mit einer ihnen allen gemeinsamen, ganz besonderen Gleich­giltigkeit gegen die ganze Umgebung. In der allersonder­barſten, allerundenkbarsten Kleidung ging ein solcher Mensch ganz ungenirt einher, offenbar gänzlich ohne daran zu denken, wie er wohl den übrigen Leuten erscheine. Alle diese Leute bewegten sich in derselben Richtung. Ohne nach dem Wege bewegten sich in derselben Richtung. Ohne nach dem Wege zu fragen, den ich nicht kannte, ging ich ihnen nach und tam auf den Khitrowmarkt heraus. Auf dem Markte gab es ebensolche Weibsbilder in zerrissenen Kapoten, Saloppen, Jacken, Stiefeln und Galoschen, und ebenso ungenirt, trot der Ungeheuerlichkeit ihrer Kleidung; Alte und Junge faßen da, trieben irgend einen Handel, schlenderten hin und her da, trieben irgend einen Handel, schlenderten hin und her Offenbar war die Marktzeit vorüber; die meiſten Leute stiegen aufwärts, am Markte vorüber oder ihn pafsirend, Alle in derselben Richtung. Ich folgte ihnen. Je weiter ich tam, umsomehr strömte gerade solch ein Volk auf demselben Wege zusammen. Als ich den Markt passirt war und die Alte und eine Junge. Beide hatten sie irgend etwas Graues, Berfetztes um sich. Im Gehen sprachen sie über irgend eine Angelegenheit.

3. Jahrg.

zubereitet und durch Mohrmann für 10 m. verkauft. Die Broschüre Der Jugendspiegel" verheißt Hilfe gegen Schwäche zustände und dergleichen. Ihr offenbarer Zweck ist, solche, die fich durch Ausschweifung die Gefundheit zerrüttet haben, in Angst zu versetzen, um sie zur geldlichen Ausbeutung vorzube reiten. Nach Capaun- Carlowa( Mediz. Spezialitäten) und Wittstein  ( Taschenbuch der Geheimmittellehre) besteht das Bernhardi'sche Mittel aus zwei Flaschen Honigwasser im Werthe von 0,50 M. Der Preis beträgt 60 M. Einer Persönlichkeit, die sich von hier aus an die ,, Deutsche Gesundheits- Kompagnie" um Rath wandte, wurde dieser unter der Bedingung zugesagt, daß sich der Patient zuvor zur Zahlung eines Honorars von 100 m. verpflichtete. Hierzu bemerkt das Polzeipräsidium, daß die von der Deutschen   Gesundheits- Rompagnie" verschriebenen Rezepte weder von einem Arzte noch sonst irgend einer Medi­zinal- Person, sondern ausnahmslos von einem Mitgliede der fraglichen Kompagnie, dem Schriftsteller Bernhardi hierselbst, Nostizstr. 27, wohnhaft, verfaßt werden. Das Publifum wird unter diesen Umständen aus diesseits vor dem unlauteren Treiben der Deutschen   Gesundheits- Kompagnie", bezw. der Kurpfuscherei des Richard Mohrmann hierselbst, Lindenstr. 12. wohnhaft, auf das Ernstete gewarnt.

Durchbrechung der Zimmerstraße. Es scheint Hoffnung vorhanden zu sein, daß die Durchlegung der Zimmerstraße nach der Königrägerstraße bald in ein anderes Stadium tritt. Nach dem neuesten Militäretat sollen nämlich die Grundstücke Wilhelmstraße Nr. 82-85 angekauft und mit einem Neubau besetzt werden, dagegen soll des Grundstück Wilhelmstraße Nr. 101, in welchem jezt die Militär- Medizinal- und die Remonte- Abtheilung untergebracht sind, veräußert werden. Der Verkehr zwischen dem Kriegsministerium und diesem Gebäude durch den Garten ist, wie der Freis. 3tg." geschrieben wird, einer der Hauptgründe, weswegen sich das Kriegsministerium bisher der Durchlegung der Zimmerstraße widersezt hat. Wenn das Grundstück frei wird, kann der Verlängerung der Zimmerstraße ein sachlicher Grund nicht mehr entgegen gestellt werden.

Dr. Sigl, der famose Redakteur des Bayerisch. Vaterl.", scheint in der That übergeschnappt zu sein. Früher leistete er immerhin noch in bedeutenden Grobheiten etwas, jest ist er wirklich findisch geworden. Wir finden im Bayerisch. Vaterl." den folgenden partikularistischen Erguß:" Ein Preuß hat jest sogar ein künstliches Meerleuchten erfunden. Das bringt er durch einen Bazillus fertig, den er entdeckt hat. In Berlin  hat man im dortigen Aquarium jeden Mittwoch und Sonntag Nachmittag fünstliches Meerleuchten, das selbstverständlich wie alles in Berlin   ,, viel schöner und großartiger" ist als das natürliche Leuchten des Meeres. Am Ende erfindet ein Preuß auch noch ein fünftliches Alpenglühen und dann brauchen die Berliner gar nicht mehr nach Süddeutschland   zu ziehen, sondern können ihre eigenen Alpen" und" Berge" daheim eigenen ,, Alpen  " tünstlich glühen" machen. Was das schön sein muß, so ein fünstliches Berliner Alpenglühen"!" Wenn Herr Dr. Sig! nicht in München   ortsangehörig wäre, würden wir ihm Dalldorf  zum ständigen Aufenthaltsort empfehlen.

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Eine Zugentgleisung in Bahnhof   Schlachtensee. Das Kl. Journ." schreibt: Ein Güterzug, welcher, von Berlin   vom Botsdamer Bahnhof abgelassen, um 5 Uhr in Bahnhof Schlachtensee eintreffen sollte, entgleiste kurz vor der in den Bahnhof einlaufenden Kurve. Drei der Güterwagen geriethen aus den Schienen und sperrten das Geleise. Der Betrieb war für den Nachmittag unterbrochen. Gegen 8 Uhr verbreitete sich in Berlin   das Gerücht von dem stattgehabten Eisenbahnunfall; natürlich wurde dasselbe auch uns überbracht und wir hielten es, um die im Publikum tourfirenden Gerüchte sofort auf ihren Werth zu prüfen, für angezeigt, bei der Betriebsinspektion des Potsdamer   Bahnhofes anzufragen, ob und in wie weit sich das Gerücht des in Bahnhof   Schlachtensee stattgehabten Eisenbahn­unfalles bestätige. Es wurde uns eine sehr furze und kategorische Antwort zu Theil: Das Betriebsamt forrespondire weder mit uns, noch mit anderen Berliner   Zeitungen!" Erst durch die nicht zuständigen Instanzen wurde unserem Boten der Bescheid zu Theil, daß eine Entgleisung allerdings stattgefunden habe, daß aber dem Unfall eine Bedeutung nicht beizumeffen sei. Die Betriebsstörungen, welche der Unfall hervorgerufen hat, waren nicht unbeträchtlich; der sonst um 8 Uhr 50 Minuten vom rechtsseitigen Perron des Potsdamer   Bahnhofes abgehende Bug mußte noch vom Mittelperron abgelaffen werden. Die Paffagiere, welche Fahrkarten bis nach Schlachtensee ge­löst hatten, waren schlecht daran, ste fonnten entweder nur bis nach Zehlendorf   fahren und von dort den Weg zu Fuß zurücklegen, oder fie mußten bis Neu Babelsberg   fahren und von dort aus eine noch viel längere Strecke per pedes absol

die mir so sonderbar erschienen. Hier sprach man offenbar immer in dieser Weise. Links gab es private Schlafstellen­häuser; Einige kehrten dort ein, Andere zogen weiter. Oben auf dem Berge angelangt, stand man vor einem großen Eckhause. Die Mehrzahl der Leute, die mit mir ge­kommen waren, blieben bei diesem Hanse stehen. Längs der ganzen Front desselben standen auf dem Trottoir oder faßen auf dem Straßenschnee gerade ebensolche Leute: rechts von der Eingangsthür das Weibsvolk, links die Männer. Ich ging an den Weibern vorüber, dann an den Männern ( im Ganzen waren es einige Hunderte) und blieb dort stehen, wo die Reihen endigten. Das Haus, bei welchem die Leute warteten, war das Ljäpin'sche Institut der Gratis­schlafstellen. Der Volkshaufe bestand aus den Schlafstellen­benüßern, die auf Einlaß warteten. Um 5 Uhr Abends wird geöffnet und eingelassen. Hierher waren fast alle die Leute gekommen, welche ich eingeholt hatte.

Ich war dort stehen geblieben, wo die Reihen der Männer endigten. Die Leute, die mir zunächst standen, be­trachteten mich, sie zogen mich gleichsam an sich mit ihren Blicken. Die Kleiderfeßen, welche diese Leute bedeckten, waren sehr verschiedenartig. Aber der Ausdruck aller der auf mich gerichteten Blicke dieser Leute war vollkommen identisch. In allen Blicken lag der Ausdruck der Frage: Warum bist Du, Mensch einer anderen Welt, hier bei uns geblieben? Wer bist Du? Etwa ein selbstzufriedener Geld= proge, der an unserer Noth sich erfreuen, in seiner Lang­weile sich zerstreuen und uns noch quälen will? Oder bist Du ein was ja nicht vorkommt und nicht sein kann Mensch, dem es leid um uns ist? Aus allen Gesichtern Hinter jedem hingehörigen Worte wurden ein oder sprach diese Frage. Man schaut mich an, begegnet meinem zwei nicht hingehörige äußerst unanständige ausgesprochen. Blicke und wendet sich ab. Ich hatte Lust, mit irgend Einem Sie waren nicht betrunken, nur sehr präokfupirt von irgend von ihnen ein Gespräch zu beginnen, lange aber konnte ich was; die ihnen begegnenden oder an ihnen vorübergehenden mich nicht dazu entschließen. Aber während wir schwiegen, Mannspersonen beachteten absolut gar nicht ihre Reden, wurden wir durch unsere Blicke einander genähert. Wie sehr

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