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Nr. 282.

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Donnerstag, den 2 Dezember 1886.

3. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)

Redaktion: Benthstraße 2.-

Wek Brot Du ißt, deß Lied Du hingst."

An dieses Sprüchwort erinnert uns in höchst drastischer Weise ein preußischer Landrath in Westfalen, der auf eine wegen Wahlbeeinflussung von Arbeitern eingereichte Be­schwerde neben anderem erwiderte, daß die Arbeiter und Arbeitgeber" gleiche Interessen hätten und man auch das alte finnige Sprüchwort nicht vergessen möge: Weß Brot ich effe, deß Lied ich singe."

Wenn solche Bemerkungen in einem offiziellen land­räthlichen Schriftstückt sich befinden, so kann man sich denken, wie diese Herren über die Stimmabgabe der ihnen unter­gebenen Beamten denken. Selbstverständlich sollen diese erst recht in dem Sinne derjenigen stimmen, deß Brot sie essen." Also ste sollen stimmen im Sinne der Re­gierung.

Aber es ist doch so eine eigene Sache mit diesem Brot­effen". Essen denn die Arbeiter wirklich das Brot der ,, Ar­beitgeber?" Oder ist es nicht viel richtiger, wenn man be­hauptet, die Fabrikanten essen das Brot der Arbeiter? Und dies ist in der That so.

Der Arbeiter schafft durch seine Arbeit Werthe für den Fabrikanten; von diesen durch die Arbeiter geschaffenen Werthen nimmt der Fabrikant den Löwenantheil für sich und giebt den Arbeitern nur einen geringen Antheil. Er, der Fabrikant also, ernährt sich von den Arbeitern, er lebt von Sem

Brote, welches die Arbeiter schaffen und nicht umgekehrt. So können die Arbeiter nicht nach dem oben angegebenen Sprüchwort handeln, weil e niemals das Brot eines Andern essen, sondern nur ihr eigenes, schwer verdientes.

Wenn's nach dem obigen Sprüchwort ginge, dann müßten die Fabrikanten im Sinne ihrer Arbeiter wählen und nicht umgekehrt.

Aber die heutigen wirthschaftlichen Verhältnisse sind eben danach, daß derjenige, welcher des andern Brot ißt, nicht das Lied desselben singt, sondern durch seine kapitalistische Macht seinen Brotgeber noch unterdrückt und diesen offen oder versteckt zwingt, ein Lied zu singen, welches sich gegen ihn selbst richtet.

Und ist denn die Regierung in der That die Brot­geberin der Beamten? Das wird Niemand im Ernst be­haupten wollen. Das Volk bringt durch seine Steuern bas Gelb auf, welches dazu dient, den Beamten das Brot zu schaffen. So müßten, wenn es nach jenem Sprüchwort ginge, die Beamten erst recht des Volkes Lied fingen.

Man sieht somit, daß es mit diesem Sprüchwort nicht

[ Radbrud verboten.]

Feuilleton.

Ein Sprung.

Novelle von Curt Baake. IV.

[ 6

Eine dicke Frau in einem rothkarrirten alten Unterrock, einer zerrissenen Nachtjacke und einer unsauberen Haube mit der Thür der Mansardenstube, welche Ernst Bender für zehn Mart monatlich von ihr gemiethet hatte, und sagte mit grober Stimme zu dem Mädchen:" Der Herr schläft noch!"

Was nicht alles in der Welt vorkommt," meinte fie

Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition:

Bimmerstraße 44.

weit her ist, da dem Volke und vorzüglich dem arbeitenden Volke, als Brotgeber keine Lieder gesungen

werden.

Das Sprichwort selbst aber zeugt von einer servilen Gesinnung und soll auch nur als ein Ausspruch der Ver­achtung gelten für den, der darnach handelt. Wir wissen nicht, ob der westfälische Landrath dies so aufgefaßt hat, aber in der That hat das Sprichwort diese Bedeutung.

Dasselbe bezieht sich auf Personen, welche ohne eigene Ueberzeugung handeln, welche ihre Ueberzeugung vor der Macht beugen und bei den Wahlen ihre Stimme abgeben gegen ihre Ueberzeugung und ihrem momentanen egoistischen Interesse das Gesammtinteresse und das Wohl des Volkes leicht zum Opfer bringen.

Wer somit ein derartiges Sprichwort empfiehlt, der möchte im politischen Leben Knechte erziehen, welche ohne Murren sich vor ihren Machthabern in den Staub werfen und die Macht derselben noch vermehren helfen.

Es ist ein großes Glück, daß weite Kreise des deutschen Volkes sich längst von solchen Anschauungen entfernt haben, wie sie das vielberufene, von dem westfälischen Landrath mit dem hübschen Beiwort sinnig" geschmückte Sprichwort ver­trift.

Deshalb glauben wir auch, daß die Beit nicht mehr fern ist, daß dasselbe aus dem deutschen Sprachschaze aus­gemerzt sein und nur noch eine historische Bedeutung haben

wird.

Das deutsche Volk, besonders die deutschen Arbeiter haben eine höhere Auffassung von der politischen Moral, haben eine höhere Auffassung von der politischen Moral, als servile Streber und allerlei egoistische Duckmäuser, welche ihre kleinen persönlichen Vortheile dem Wohle der Nation voranstellen, obwohl sie sich mit großer Vorliebe national

nennen.

Das deutsche Volk wird über dieselben bei den öffent­lichen Wahlen zur Tagesordnung übergehen, trotz aller Wahl­beeinflussungen und trot vieler Drangsale.

Wem seine Ehre theuer ist, wer sich selbst achtet, der wird nimmer deß Lied singen, deß Brot er ißt", sondern er wird seiner Ueberzeugung gemäß singen von Freiheit und Völkerglück, aber er wird dieser Ueberzeugung gemäß immer und überall und be­sonders bei den Wahlen, auf die sich ja das oben­genannte Sprüchwort vorzugsweise bezieht, auch zu handeln wissen.

Befellschaftsrettung auf Aktien.

In England giebt es einen Verein von Kapitalisten, betitelt die Gesellschaft zum Schuße der Freiheit und des Eigenthums", welche gebildet wurde, als in Irland die Nichtzahlung von Rente proflamirt wurde und in England der Sozialismus be­

hervorquoll, einem viereckigen Tisch, einigen Holzstühlen, einem alten Kleiderschrank und einem Waschtisch ausgestattet war; auf dem Tisch lagen Hefte, Bücher standen auf einer unpolirten Holztifte, in der Ecke lehnte eine lange Pfeife mit durchgebissenem Mundstück und auf dem schmutzigen Fuß­boden ruhten die Stiefeln, wie sie Ernst gestern Abend von den Füßen geworfen hatte. Es war ein un erfreulicher Anblick unerfreulich auch in der Früh dämmerung, welche die Gegenstände noch halb verhüllte.

Anna sprach einige Worte zu Ernst, der sie erst jetzt erkannte, hastig mit der einen Hand das Hemd zunestelte erkannte, hastig mit der einen Hand das Hemd zunestelte und mit der anderen sich durch die Haare fuhr. Er rieb sich die Augen, um sich ganz zu ermuntern, und sagte dann mit verdrießlicher und verschlafener Stimme:

" Herr Gott, Du?... Was willst Du denn hier? Was tommst Du denn zu mir? Ich liege ja noch im

Er war immer übellaunig, wenn er im Schlafe gestört wurde, und jetzt fam noch hinzu, daß es ihm unangenehm war, bei seinen Wirthsleuten im schlechten Lichte zu er­scheinen. Man fonnte nie wissen, ob die üble Nachrede, die aus solchen Besuchen unvermeidlich entstand, ihm nicht später in seiner Karriere schädlich werden konnte.

dann unten im Bäckerladen zu einer Nachbarin ,,, ist das die Menschenmöglichkeit! Kommt heut früh, es ist noch nicht Bette!" fieben Uhr, denn meine Emma, die in die Schule geht, war noch nicht fort ., Klopft es heut früh um sieben Uhr an meiner Stubenthür, daß ich ganz erschrocken auffahre, denn, wissen Sie, man ist doch schreckhaft, wenn man noch nichts Ordentliches auf dem Leibe hat, was man als verheirathete Frau und Mutter von sechs Kindern um sieben Uhr früh auch nicht zu haben braucht, und es kommt ein Mädel, ein blutjunges Ding, und will durchaus zu meinem Zimmerherrn, flogen! der noch in den Federn liegt, und sagt, das schadet gar­Nun frage ich Sie, ist das Anstand?.. Und noch dazu bei meinem Theologen, der so ein Duck mäuser ist und so thut, als könne er fein Wässerchen trüben;... na, das sind erst die Rechten!

nichts!..

Als Anna in die Mansardenstube trat, richtete sich

Der Liebesrausch des vergangenen Abends war ver­

Spät in der Nacht war Ernst zurückgekehrt und hatte noch lange in Casanova's Memoiren gelesen, bevor er ein­geschlafen war. Sein Schlummer war unruhig und dumpf gewesen und ein häßlicher Traum hatte ihn gequält; er wollte Anna an sich ziehen, sie aber stieß ihn mit einer Geberde des Widerwillens zurück und eine bunkle Wand schob sich zwischen ihn und sie. Erst gegen Morgen hatten schwer geschlafen, bis ihn das Klopfen an der Thür weckte. Er war noch in dumpfer Betäubung, als er Anna ant­wortete, und so konnte er den Gedanken, der sich ihm zuerst aufgedrängt hatte, nicht verbergen, konnte er den unwillkür­Geruch nach verdorbener Luft und Lampenrauch hing in dem lichen Mißmuth, in den ihn ihr unerwartetes Erscheinen in Sopha, aus dessen kattunenem Ueberzug braunes Seegras unterdrücken. schmalen einfenstrigen Bimmer, das mit einem wackligen seiner Wohnung um diese frühe Stunde versetzt hatte, nicht|

Ernst im Bette halb empor und starrte die Eintretende mit diese Beängstigungen aufgehört und er hatte traumlos und blöden und verschlafenen Augen an, ohne sie zunächst zu er tennen. Sein langes Haar hing wirr über die Stirn und war, er hatte im Schlaf geschwitzt, zu dünnen Streifen zu

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drohlich zu werden begann. Jegt, da die Arbeiterbewegung in Amerika fich immer machtvoller entfaltet und die lezten Wahlen gezeigt haben, daß die Arbeiter fich anschicken, nun den ahmt man auch über dem Ozean das Beispiel der Engländer Stoß gegen die politische Macht der Bourgeoisie zu führen, nach. In New- York hat sich eine Aktien- Gesellschaft gebildet, die Publitations Assoziation zur Verthei digung des Eigenthums", welche die Gesellschaft" mit Dinte zu retten beabsichtigt. In einem Zirkular ders ſelben werden ihre Absichten auseinander gesetzt. Dieses lautet wie folgt: Werther Herr! Hätte Jemand bis vor Kurzem die Mei nung auszusprechen gewagt, daß die sozialistische Bewegung hier teine Stätte finden würde, er hätte anscheinend Recht gehabt. Eine Behauptung, daß wir, in Folge unserer freien Institutionen, von den Bewegungen, die seit den letten 10 Jahren den Frieden und die Sicherheit Europas bedrohten, gänzlich verschont fein würden, eine solche Behaupthung, wir wiederholen es, hätte Und doch haben die schreck­Niemand zu bestreiten gewagt. lichen Vorgänge in Chikago und die offenen Aufforderungen gegen Gesez und Ordnung in anderen Städten das Gegentheil zu klar demonstrirt.

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Diesem monströsen Uebel mit den Händen in der Tasche zu begegnen und durch Gleichgiltigkeit und Unthätigkeit dessen Wachsen ungehindert zu gestatten, wäre nicht nur ein Ver tennen unserer Interessen, und unserer Pflichten als friedliche Bürger, sondern auch ein Verbrechen gegen Zivilisation und Freiheit.

Während Sozialisten und Anarchisten übrrall herumtoben, macht sich eine allgemeine rastlose Agitation unter den Massen bemerkbar; Dupende von Beitungen werden herausgegeben, Flugblätter und Zirkulare werden zu Tausenden verbreitet; redegewandte Agitatoren und Revolutionäre, die für diesen speziellen Zweck bezahlt find, durchziehen das ganze Land, um ihre Pläne dem Volfe einzuprägen.

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Was haben wir dagegen gethan? Einfach nichts. Da wir mit dem arbeitenden Volte nicht in persön liche Berührung kommen, da wir nur das sehen, auf der Oberfläche erscheint, So fönnen wir nur eine schwache Ahnung von dem außerordent lichen Fortschritt haben, den diese sozialistische Agitation in den letzten 6 Monaten unter den Massen gemacht hat. Um dieser Bewegung vorzubeugen, hat eine Anzahl hervorragender Geschäftsleute hiesiger Stadt in einer am 18. Oktober abge­haltenen Versammlung die Property Defense Publishing Affo­ciation" organifirt, mit Herrn James Russel Wallace als Prä­fident und Herrn Henry C. Sutton als Sekretär. Das Kapital der Affoziation beträgt 20 000 Dollars in 2000 Aftien( à 10 Dollars), von welchem Betrage sofort 6000 Dollars gezeichnet wurden.

Diese Organisation bezweckt:

1) Die Herausgabe von zwei wöchentlichen Zeitschriften unter der Leitung des Herrn Edward Attinson, Professor der politischen Dekonomie für Law and Order", und von Dr. A. Göhring für Gesez und Ordnung".

2) Dem Sozialismus mit seinen weitreichenden Verzwei

Anna untersuchte den Grund seines Benehmens nicht; in dem Tone seiner Stimme hatte etwas so Kaltes und Unfreundliches gelegen, daß sie sich tief verletzt fühlte. Sie betrachtete ihn starr und sagte dann, ohne seine Fragen zu

beantworten:

,, Bieh' Dich an; wir gehen gleich fort!"

So hart und rauh hatte Ernst sie noch nie sprechen gehört und er blickte nach ihren Augen, in denen der Zorn aufflammte. Er begriff, daß er sie gereizt habe, und er fürchtete sich ein wenig vor ihr. Sein Kopf war schwer und sein Herz zitterte, während er ihrem Gebot folgte und sich mechanisch ankleidete.

Anna war in den Mansardenvorbau an das kleine Fenster getreten, das in den Hof führte. Sie fuhr mit der Hand über die behauchten Scheiben, an denen einzelne Wassertropfen langsam hinunterrollten und schaute starren Blickes unverwandt hinaus.

Um die spißen Biegeldächer, auf die sie hinabsah, wogte ein dider, grauer Nebel, wie ihn der Herbst des Morgens aufsteigen läßt. Er füllte die ganze Tiefe des Hofes, so daß die Gegenstände unten nicht zu erkennen waren und der alte, halbverdorrte Akazienbaum, der einsam im Hofe stand und mühsam nach Luft und Licht rang, seinen Stamm verloren zu haben und mit seinem zackigen Geäst, seinem mageren und trockenen Blattgefieder in der dicken, schweren Luft zu schweben schien. Die Schornsteine rings­herum richteten sich mit ihren wunderlich geformten Blech­auffäßen wie einsame, halbverschleierte Riffe und Klippen der Nebelbrandung empor und ihre Rauchwolken, die sonst wie Säulen ferzengerade in die Höhe gingen, wurden von der Luftlast gewaltsam herabgedrückt, frochen gedemüthigt die Dachfirste entlang und stäubten ihren Ruß auf die falf­beworfenen Giebelmauern der Häuser.

Der Nebel war allmächtig, war der Herr, er schien mit seinen todten, grauen Fingern an die Fensterscheiben zu pochen und Anna glaubte, er wolle auch in diesen Raum hinein und sie und Ernst verschlingen.

Eine Thräne rieselte langsam über ihre Wange und fiel auf ihre Hand, die auf dem Fensterbrett ruhte. So konnte Ernst sie empfangen, auf dessen Liebe sie feft gebaut