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Ton anschlagen. Das thun sie jetzt absolut nicht. Er sollte Daher seine heutige Rede und die vom 14. Januar d. J. zur Nachachtung an die„ Nordd. Allgem. 3tg." und die kleineren Blätter schicken, welche Parteien und Personen verunglimpfen. Seine Bemerkung gegen meinen Kollegen v. Huene fann ich nicht mit Stillschweigen hinnehmen. Wir haben einen Etat mit größeren Ausgaben vor uns, ferner eine Vorlage mit weiteren Ausgaben. Diese Ausgaben sollen wir bewilligen, über die Einnahmen will fich die Regierung mit dem neugewählten Reichstage verständigen. Das ist eine Methode, die ich nicht verstehe. Die Regierung ist verpflichtet, Ausgaben und Einnahmen zu balanziren. Mit neuen Ausgaben muß sie auch Vorschläge bezüglich der Vermehrung der Einnahmen machen und zwar gleichzeitig. Sind wir so, wie uns der Herr Minister geschildert hat, so appellire man an das Land, laffe es aber auch wissen, daß die Ausgaben durch das Branntwein- und Tabatsmonopol gedeckt werden sollen.( Buruf des Finanzministers.) Sie haben Ihre gestrige Erklärung nicht widerlegt. Sie haben gesagt, ich persönlich bin der Meinung, daß das Monopol tommen wird. Das Land mag also wissen, daß dies die Reise ist, welche wir antreten.( Beifall links und im Bentrum.)
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Abg. v. Helldorff: Es ist allerdings ein ungewöhnlicher Zustand( Ruf: unerhört!), daß wir nur die Ausgaben bewilligen sollen. In diese Nothlage ist aber die Regierung versetzt, nachdem alle ihre Steuervorlagen abgelehnt sind. Wir sollten um so mehr jetzt alle Refriminationen unterlassen und lieber den Weg der Verständigung auf suchen, auf welchem die Mißstände beseitigt werden können. Bei der Branntweinsteuer soll es sich nach Herrn Richter nur um das Interesse von ein paar hundert Kartoffelbrennern gehandelt haben; in Wahrheit handelte es sich nur darum, 800-1000 Quadratmetlen vor Verödung zu bewahren. Herr Richter hat dann sein Brogramm entwickelt, das wird ihm unvergessen bleiben. Seine Bemerkungen über die Verstaatlichung der Eisenbahnen ist wahrhaft illustrativ für die Auffassung jener Seite. Bezüglich der Bemerkung über die Ueberschwemmung mit Monopolprojekten möchte ich noch eines hervorheben: weshalb sind diese Projekte gekommen? Um zur Fundamentirung des Reichs gute Finanzen zu schaffen. Das ist der Grundgedanke einer hervorragenden Reichspolitik. Unsere Aufgabe ist es, unter Zurückhaltung be sonderer Wünsche diesem Gedanken nachzugehen.
Abg. Rickert: Herr v. Malzahn wünscht einen vornehmeren Ton für die Debatten. Ich bin gewiß dazu bereit, möchte aber auch ihn ersuchen, darauf zu achten, mit welchem Hohne man uns entgegentritt. Es ist ganz natürlich, daß Sie ( rechts) jezt kleinlaut geworden sind mit Bezug auf Ihre Wirthschaftspolitik. Denken Sie aber an die Posaunens
stöße, die die Sie gegen die Delbrück 'sche Politik haben erflingen lassen. Heute ist keine Rede mehr davon. Sie fühlen eine gewisse Beklemmung, weil die goldenen Berge immer noch fehlen. Die Erklärung des Herrn v. Malzahn bezüglich der Branntweinsteuer habe ich ganz genau zitirt; ich habe nichts ausgelassen. Was später folgt in jener Rede, ist nur eine Ausführung des früheren Gedankens. Noch deutlicher hat sich Herr v. Helldorff darüber ausgesprochen, daß die Branntweinsteuer in der That nur im Interesse der Branntweinbrenner gemacht werden sollte. ( Abg. v. Helldorff: Im Interesse der östlichen Gegenden). Eine negative Thätigkeit soll es sein, wenn wir die zweijährige Dienstzeit verlangen. Aber selbst in der" Post" plaidirt man in einer Zuschrift für eine Verkürzung der Dienstzeit um drei Monate. Im ganzen Lande hat man die Ueberzeugung, daß die Dienstzeit noch weiter herabgesetzt werden könne. Nun noch
wurf abgelehnt nicht auf Grund irgend einer Erklärung der Regierungen, sondern weil ihm der Entwurf an sich absolut unannehmbar erschien. Ich bestreite, daß vom Reichstag der Regierung jemals eine Offerte von 25 Pf. gemacht und daß Regierung jemals eine Offerte von 25 Pf. gemacht und daß die Regierung erklärt hätte, fie nehme die 25 Pf. nicht an. Herr Abg. Windthorst spricht immer von den Verhandlungen des vorigen Jahres; es handelt sich um die Verhandlungen dieses Jahres- soweit sollte doch sein Gedächtniß ihn unterstützen. Ueber das, was gestern hier geschehen sein soll, steift sich Herr Windthorst mitzusprechen und mitzuentscheiden, obwohl er der Sigung gar nicht beigewohnt hat. Das scheint mir faum angemessen; ich hätte mich an seiner Stelle in die Debatte gar nicht eingemischt. Ich habe feinen lapsus liguae zugestanden; aber es war einmal so beschlossen, daß es so ausgenutzt werden sollte, und es wurde so ausgenust. Gegen Diese Legendenbildung habe ich Einspruch zu erheben.
Abg. v. Koscielski: Ich habe das Material zu meiner Behauptung bezüglich der polnischen Soldaten aus dem Munde des Kriegsministers selbst, der im preußischen Abgeordnetenhause offen erklärt hat, daß für die betr. Versetzungen politische Rücksichten maßgebend seien. Weshalb der Herr Kriegsminister in diesem Hause weniger offen sein will, weiß ich nicht; ich habe dies Bedürfniß nicht, und deshalb bleibt meine Auseinanderseßung trop der Entgegnung des Ministers richtig. Der Vergleich mit den freien Arbeitern fann doch unmöglich als stichhaltig gelten. Erfreut bin ich darüber, daß nicht ich, sondern der Kriegsminister diese Maßregel eine grausame genannt hat. Dem Finanzminister bemerke ich, daß ich an das Monopol nicht habe denken können, weil ich die Todten und erst recht die Todtgeborenen ruhen lasse; das Monopol hat keine Aussicht gehabt, von meiner Fraktion unterstüßt zu werden. Ich bedauere, dem Finanzminister diese Illusion rauben zu müssen.( Heiterkeit.)
Kriegsminister Bronsart von Schellendorff stellt in Abrede, daß er von einer grausamen Maßregel gesprochen habe, er halte die Maßregel, abgesehen von der politischen Seite, für sehr nüßlich und erfreulich. Von seinen Ausführungen im preußischen Abgeordnetenhause habe er nichts zurückzunehmen, vielmehr könne er sie nur ausdrücklich bestätigen. Wenn die deutschen Soldaten aus ihrer Heimath in ferne Garnisonen gebracht würden, so thue feiner von ihnen den Mund auf; fie gingen einfach dahin, wo ihr König fie schicke. So sei es immer in der Armee ge= wesen, und so werde es auch bleiben!( Beifall rechts.)
Abg. v. Helldorff: Die Vorlesung über konstitutionelles Recht hätte Herr Windthorst mir wohl ersparen fönnen. Ich habe als Hauptsache betont, ich möchte nicht, daß in der ungewöhnlichen Lage, in die wir gebracht sind, Tabaksmonopol, Auflösung u. s. w. ausgespielt werden als die einzigen Dinge, um die es sich überhaupt noch handelt. Es handelt sich um die Deckung des Defizits und um die Gestaltung der Branntweinbesteuerung, für die wir die gehörige Form noch nicht ge funden haben, die vielleicht auch in monopolähnlicher, deshalb aber doch vom wirklichen Monopol weit entfernter Form zu Stande zu bringen sein würde. Herr Rickert hat mich sowohl bezüglich dessen, was ich über die Brennereien, als auch hinfichtlich des angeblichen Vorwurfs der Vertretung von Börsenintereffen gänzlich mißverstanden.
einige Worte an den Finanzminister. Er hat hier einen Artikel gierung die richtigen find. Richtig ist doch, daß die Regierung
aus dem Reichsblatt" verlesen. Ich könnte ihm aus der tonservativen Presse eine Menge von Schmähartikeln gegen mich Dorlesen. Ich habe jeden Morgen derartige Blätter auf dem Frühstückstisch, die mir zugesandt werden, daraus machen wir uns nichts, und Sie haben doch Ihre Staatsanwalte, die sich in Bewegung segen würden, wenn Verdächtigungen Ihrer Ber fönlichkeit gemacht würden. Herr von Scholz hat einen Artikel hier verlesen, aber das ist ein Waisenknabe gegen das, was in der Regierungspresse geleistet wird. Erinnern Sie sich doch auch daran, daß der Herr
Reichstanzler
im Herrenhause offen erklärte, daß die
Politik des Ministers Camphausen das Land ausgepreßt habe. Herr v. Scholz hat fich weiter gegen meine Bemerkung über die Lotteriefolletteure gewendet. Es ist aber eine Thatsache, daß mit diesen Herren ein politisches Eramen angestellt ist, daß sie gefragt sind, wen sie das legte Mal gewählt. Was ich in Die Hauptsache für mich ist aber die: In der„ Schlesischen Beitung" hatte Jemand einen Artikel veröffentlicht, in dem es hieß, daß man sich in Deutschland nur zu bücken brauche, um 500-600 Millionen aufzunehmen. Herr v. Scholz meinte, die Ausführungen wären zutreffend, man würde 300 Millionen aus dem Branntwein allein herausbekommen. Mit diesen 300 Millionen wolle er das ausführen, was er versprochen habe! Ich bin bereit ihm nachzuweisen, daß er für die von ihm bezeichneten 3wede 400 Millionen gebraucht. Als ich ihm nun gestern zurief: fommt nicht heraus! Tabak! fuhr der Minister fort: Auch den Tabak werden wir demnächst einer weiteren Besteuerung unterwerfen. Ich habe dem Minister schon gestern gedankt für diese Erklärung, das Land soll wissen, woran es ist. Herr von Scholz erklärte gestern weiter, daß Versprechungen nicht gemacht seien. Das ist nicht wahr. Herr
seien und daß deshalb die Verpflichtung zu einer weiteren Entwickelung unserer Steuern beftebe.
Finanzminister v. Scholz: Ich protestire gegen den Ver such einer Legendenbildung, wie er von den Herren Windthorst und Rickert gemacht wird. Den thatsächlichen Vorgang habe ich vorhin auseinandergefeßt. Glauben Sie denn, daß ich, wenn ich ein Wort in der Eile gesprochen hätte, das so ge deutet werden könnte, wie das jetzt geschieht, und wenn ich heute daffelbe richtig stelle, glauben Sie denn, daß Sie dann berechtigt sind, mir etwas anderes zu imputiren? Das ist unter ehrlichen Leuten nicht zulässig.( Große Unruhe links. Rufe: Bur Dronung!)
Präsident v. Wedell: Ich möchte den Herrn Minister bitten, Ausdrücke, die beleidigend find für Mitglieder dieses Hauses, zu unterlaffen.
nehmen.
Minister v. Scholz: Ich bin bereit, der Bitte nachzutommen. Mir hat jede Abficht, zu beleidigen, fern gelegen. Sollte in meinen hypothetischen Worten froßdem eine Beleidigung gelegen haben, so bin ich bereit, dieselbe zurückzuAbg. Windthorst: Nach dieser Erkärung des Herrn Ministers will ich auf seine gestrige Auslaffung nicht weiter eingehen. Herr v. Helldorff findet es natürlich, daß die Regierung bei ihren Ausgaben über die vorhandenen Mittel hinaus
fäße. In der ständischen Verfassung ist, es immer so gewesen, daß die Regierung die Steuern, die sie gebraucht, vorschlägt. Wenn sie sich mit den Vertretern nicht verständigen kann, so hat sie ein Mittel: den Reichstag aufzulösen. Ich bin erstaunt, daß Herr v. Helldorf das Verfahren der Regierung in Schutz nimmt.( Lachen rechts.) Mit Lachen können Sie mich nicht widerlegen. Haben Sie denn keine andere Methode? In der Branntweinkommission war das vollständige Material zur Ver= ständigung gegeben, wenn die Regierung fich mit einer beschei deneren Bewilligung zufrieden geben wollte.
Finanzminister v. Scholz: Ich fordere der Abgeordneten Windthorst auf, mir Thatsachen zu bezeichnen, auf welche seine wiederholte Behauptung sich stüßt, daß in der BranntweinSteuerfrage die Verhandlungen von den verbündeten Regierun gen ab irato abgebrochen seien. Der Reichstag hat den Ent
Abg. Windthorst: Ich bin Herrn v. Helldorff Dank schuldig dafür, daß er seine Polemit wesentlich gemildert hat und das Verfahren der Regierung ein ungewöhnliches nennt. Ich wiederhole aber, wir sind nicht dazu da, Wege der Besteuerung zu suchen, sondern zu prüfen, ob die Wege der Renicht wollte, was wir in der Branntweinkommission anboten; darin liegt gerade der Abbruch. Uebrigens kann ja jeder den vorliegenden Bericht über jene Verhandlungen nachlesen. Ueber meine angebliche Gedächtnißschwäche kann ich den Minister beruhigen, an Schwäche des Gedächtnisses leide ich troß zunehmenden Alters heute noch nicht. Was der Herr Minister gestern gejagt hat, will er heute nicht so gemeint haben. Wir afzeptiren das gern; es fehlt uns aber immer noch die offizielle Erklärung, daß man nicht mehr auf das zurückkommen wird. Aus unglückliche Tabatsmonopol diesem Fehlen wird unzweifelhaft eine neue Beunruhigung für die Bevölkerung entstehen, welche die Monopole ebensowenig will wie wir, die wir in ihnen den Untergang unserer gewerblichen Verhältnisse erblicken!( Lebhafter Beifall im Zentrum und links.)
Die erste Berathung des Etats wird hiernach geschlossen und gemäß einem Antrage der Abgg. von Benda, Gamp, von Huene, v. Malzahn- Gülz und Rickert eine Reihe von Rapiteln und Titeln des Ordinariums, sowie das gesammte Extraordinarium, desgl. das Etatsgesetz und das Anleihegeseß an die Budgetkommission zur Vorberathung überwiesen; der Rest des Ordinariums wird im Plenum zur zweiten Berathung gelangen.
Schluß 4 Uhr. Nächste Sigung Freitag 1 Uhr.( Berathung der Uebersicht der Reichsausgaben und Einnahmen für das Etatsjahr 1885/86; erste Berathung der Militärvorlage.)
Lokales.
Schüsse im Frieden. Zivil und Militär, das sind die beiden Begriffe, die unserem ganzen staatlichen und gesellschaftlichen Leben eine eigenartige, feineswegs angenehme Signatur aufdrücken. Der Bürger im Waffenrock ist etwas anderes, als der in der Arbeitsbluse, dieser hat alle Pflichten, jener alle Rechte. Der Kriegerstand, diese unnahbare Kaste, die bei uns mit viel schärferer Prägnanz hervortritt, als in den Gemeinwesen der alten Egypter und Indier, hat in unserem Vaterlande Machtvollkommenheiten, denen sich gut
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bisweilen in dem Kopf eines solchen Gamaschenknopfes wieder spiegelt, und welch irrige Anschauungen daher ungebildeten Refruten eingeimpft werden. Weshalb stehen überhaupt Militärpoften auf den Straßen? Diese Frage ist jedesmal aufgeworfen worden, wenn ein solches Attentat auf die persön liche Sicherheit der Bürger verübt wurde, noch niemals aber ist eine befriedigende Antwort ertheilt worden. Zu den Segnungen des kleinen Belagerungszustandes gehört es außerdem, daß die Soldaten mit scharfen Patronen ausgerüstet werden. Hat der Schüße noch irgend welche Macht über das Geschoß, wenn er seinen Schuß abgegeben hat? Kann nicht ein ganz Unbetheiligter getroffen werden, während der sogenannte Schuldige entkommt? Wird überhaupt ein militärischer Wachtposten von der großen Maffe des Volkes als eine Person be trachtet, der amtliche Befugnisse zustehen, deren An ordnungen man daher unweigerlich Folge zu leisten hat? Und wenn das wirklich der Fall ist, wie ungeheuerlich sind dann die Rechte, die ein Militär hat im Vergleich зи denen, über welche ein gewöhn licher Erekutivbeamter verfügt! Ein Exekutivbeamter fann einen flüchtigen Arrestanten verfolgen, ihn einholen und so wieder in Gewahrsam bringen; den Soldaten feffelt die starre Vorschrift an seinen Plat, aber seine Kugel ist schneller als der leichtfüßigste Flüchtling, und der Mann, der unter an deren Verhältnissen sein Vergehen mit einer geringfügigen Geldstrafe gefühnt hätte, liegt so mit zerschmetterten Gliedern auf dem Straßenpflaster; er büßt seine Gesundheit ein, vielleicht sein Leben. Wenn den wachestehenden Soldaten ähnliche Rechte eingeräumt find wie denjenigen Beamten, die für Ruhe und Ordnung auf den Straßen zu sorgen haben, so sollte wenigstens mit unweigerlicher Strenge darauf gehalten werden, daß sie sich in Ausübung dieser Rechte nur in den Grenzen halten, die den Beamten vorgeschrieben sind, und deren Respektirung jeder Staatsbürger, gleichviel wer oder was er ist, verlangen darf. Der zwanzigjährige Kellner, der jetzt mit durchschossenem Bein in der Charitee liegt, wurde in den Beitungen als ein arbeitsscheuer, verfommener Mensch geschildert, der von der Polizei gesucht wurde. Wir wissen es nicht, es mag aber sein. Wenn jene Charakteristik zutrifft, so ist es auch wohl möglich, daß er in trunkenem Zustande den Soldaten vor der Reichsdruckerei insultirt hat. Sat aber ein Mensch in jenem Alter, in einem solchen Zustande eine Ahnung von der Tragweite seines Vergehens? Weiß er, daß er seinen Ulf", für den auch wir übrigens fein Wort der Entschuldigung haben, mit seinen gesunden Gliedmaßen büßen mußte? Ist es andererseits aber durchaus nothwendig, daß die Reichsdruckerei von einem Soldaten bewacht wird, daß gerade dort, wo, wie durch den Prozeß Kowalski bekannt geworden ist, die notorische Verbrecherwelt von Berlin in der christlichen Herberge zur Heimath verkehrt, daß gerade dort wie zur Herausforderung für diese Leute ein einzelner Soldat auf dem Trottoir steht? Würde ein Schußmannsposten hier nicht viel ersprießlichere Dienste leisten? Vor dem Berliner Rathhaus steht auch fein Militärposten, troßdem ist dasselbe, soviel wir wissen, noch niemals gestohlen oder nur zu stehlen versucht worden. Die fiskalischen Gebäude allerdings scheinen einen erhöhten Aufwand von Wachsamkeit zu erfordern. Man soll doch die Gebräuche, die vielleicht beim Vorpostendienst von Werth find, nicht in die Berliner Straßen verpflanzen, wo es keine militärische Lorbeeren zu erobern und keine Orden und Ehrenzeichen zu verdienen giebt, sondern wo nur Unsicherheit und Unglück durch Anwendung der Kafernendisziplin und Kriegsmanieren hervorgerufen werden. Wir wünschen, daß die Militärposten überhaupt von den
Straßen verschwinden, die dem Steuerzahler zu friedlichem Berkehr offen stehen müssen und daß die Soldaten in ihren Rafernen bleiben. Bis das geschieht, werden wir dagegen pros testiren, daß die Straßen Berlins als Schießstände für die Garnison benutzt werden.
Schußmaßregeln für Ertrinkende. Vor kurzem war ein Mann in den Landwehrkanal gefallen oder in selbstmörde rischer Absicht hineingesprungen und kämpfte eine Zeit lang mit den Wellen. Hilfsbereite Passanten waren zur Stelle, allein weit und breit war fein Boot, waren teine Rettungsgeräthe, wie Bootshafen, Stricke und dergl. aufzutreiben, und ehe man die steile Uferböschung hinabgelangte, war der Unglückliche vor den Augen vieler Zuschauer ertrunken. Die Presse war damals darüber einig, daß in Berlin mit seiner vielgerühmten Musterverwaltung für die Möglichkeit der Errettung Ertrinkender absolut nichts gethan würde. Man machte allerlei Vorschläge, die zwar von mehr oder weniger Scharfsinn zeugten, die aber alle daran litten, daß sich kein Mensch, am allerwenigsten der Magistrat um ihre Verwirklichung kümmerte. Nun muß unsere weise Stadtvertretung erleben, daß man ihr in Paris , von wo bekanntlich immer Deputationen kommen sollen, um alles das, was der Magiftrat uns Herrliches und Vollkommenes bescheert, in Augenschein zu nehmen, bedeutend über" ist. Hier bei uns, in der Stadt der Markthallen, des Asphaltpflasters und der Riefelfelder kann immer noch jeder nach seiner Bequemlichkeit ertrinken, wenn nicht irgend ein beherzter Passant einschreitet, der dann immer seine Gesundheit, wenn nicht sein Leben aufs Spiel zu setzen gezwungen ist. In Paris ist das anders. Dort bestehen am Strande der Seine Rettungspavillons für Ertrinkende schon seit dem Jahre 1774. 1806 waren bereits 19 Rettungsstationen vorhanden, und seit 1875, wo eine Reorganisation derselben vorgenommen wurde, sind 34 Pavillons an beiden Ufern der Seine vorhanden. Dieselben find aus Stein erbaut und haben eine solche Höhenlage, daß fie selbst beim höchsten Wafferstande außer Gefahr sind. Das Inventar derselben besteht aus einem hölzenen Tisch mit Rückenlehne und Fußstüße sowie verschiedenen Lederkissen; ferner aus einem fupfernen Kochapparat, einer Badewanne und Douchevorrichtung, einer wollenen Matraße, Decken, wollenen Reibetüchern einem Kehltopfspiegel, einem großen Mantel u. s. w. Jede Station ist mit der Zentralstation des Arrondissements tele graphisch verbunden; in der Nähe liegt immer ein Kahn bereit. In der Wache lösen fich Tag und Nacht drei Beamte ab; immer dieselben, welche in der fachgemäßen Behandlung Er trunkener besonders ausgebildet sind. Für die Zweckmäßigkeit und Nüßlichkeit dieser Rettungs- Pavillons sprechen mehr als alles Andere ihre Erfolge. Wie wir dem ,, Journal d'hygiène" entnehmen, wurden von 1875 bis 1885 in diesen Rettungshäuschen 1262 Ertrunkene behandelt; von diesen wurden 1188 Menschen( gleich 94 Prozent) wieder ins Leben zurückge= rufen. Die Kosten ähnlicher, gemeinnüßiger Einrichtungen für Berlin dürften bei Weitem nicht die Höhe derjenigen Geldsummen erreichen, welche vom Magistrat in lezter Beit ziemlich häufig für bloße Repräsentationen ausgegeben worden sind, ohne daß die große Maffe der Steuerzahler auch nur das Geringste davon gehabt hätte. Für derartige Swede ist immer Geld vorhanden, wenn dasselbe jedoch zu wirklich nothwendigen Dingen verwandt werden soll, fehlt es an allen Ecken und Enden.
feine andere Nation fügen würde, als die deutsche. Man wird sich der ungeheuren der ungeheuren Aufregung noch entfinnen, die ganz Berlin durchtobte, als vor einigen Jahren ein Militärposten an der Invalidensäule auf spielende Kinder, die ihn gehänselt haben sollten, Feuer gegeben und zwei Kinder getödtet hatte. Nicht allzulange Zeit darauf erschoß ein Soldat in der Hasenhaide einen Arbeiter, mit dem er absolut nicht in Berührung gekommen war. In den letzten Tagen hat bekanntlich die Schildwache vor der Reichsdruckerei ebenfalls auf eine Person gefeuert und dieselbe nicht unerheblich verlegt. Mehrere Blätter erzählten gestern mit unverkennbarer Genugthuung, daß auch der militärische Wachtposten vor dem Lazarethgebäude des Moabiter Untersuchungsgefängnisses einen betrunkenen Mann verhaftete und daß er, als sich Publikum ansammelte, sein Bajonnet aufpflanzte und demonstrativ sein Gewehr geladen habe". Wir glauben, daß die Fälle, die wir hier anführten, genügen werden, um das ganze System zu fennzeichnen. Es geht aus demselben mit sprechender Deutlich keit hervor, daß der Soldat durchaus daran gewöhnt wird, den Zivilisten" als ein ihm feindliches Element zu betrachen, gegen das vorzugehen Wie rasch werden jezt Briefsendungen in Berlin benicht nur sein gutes Recht, sondern sogar seine Pflicht ist. Es wäre stellt? Um diese Frage praktisch zu lösen, hat einer unserer nun eine Thorheit, dem einzelnen Individuum, welches sich als Wacht- Berichterstatter sich am Montag Nachmittag Punkt 2 Uhr 30 posten Vergehen gegen das Leben und die Gesundheit der nicht Minuten fünf Briefe auf ebenso viel verschiedene Weise aus uniformirten Staatsbürger zu Schulden kommen läßt, die Vor- der Nähe des Aleranderplaßes nach seiner im Südwesten würfe machen zu wollen; der pommersche oder polnische Bauern- Berlins gelegenen Wohnung senden lassen und er theilt uns sohn, der aus seinen ländlichen, beschränkten Verhältnissen her- nun folgendes, gewiß überraschende Resultat mit. Am ersten aus in das brausende Getriebe der Weltstadt versezt wird, war( wenn auch verhältnißmäßig spät). die Rohrpost zur fennt keine andere Richtschnur für sein Handeln, als die Aus- Stelle. Der Brief, beim kaiserlichen Post-( nicht Rohrposts) laffungen der Unteroffiziere und der Lieutenants, deren greif- Amt, Königsgraben 2, aufgegeben, traf 1 Stunde 25 Minuten bare Resultate schließlich die scharfen Gewehrschüsse mitten in später, und zwar um 3 Uhr 55 Minuten ein. Dann folgte der Reichshauptstadt und mitten der nächste Brief schon in 1 Stunde und 50 Minuten, also um im tiefsten Frieden find. Jedermann, der in seinem Leben 4 Uhr 20 Minuten. in dumpfer Der Brief war in den Briefkasten am Kasernenstube mit der Weisheit eines Bahnhof Alexanderplat niedergelegt. Die Ablieferung Nr. 3, gedienten" Sergeanten beglückt wurde, weiß, wie seltsam sich die Welt ein durch die neue Banja" bestellter Eilbrief, erfolgte erst am