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Nr. 286.
Dienstag, den 7. Dezember 1886.
3. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
Das„ Berliner Volksblatt"
erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mark, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Bf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)
Redaktion: Beuthstraße 2.
Baldige Entscheidungen.
Man kann es dem Generalfeldmarschall Grafen Moltke Dank wissen, daß, er im Deutschen Reichstage offen und unumwunden ausgesprochen hat, daß sämmtliche Kulturstaaten Europas sich derartig schwere Rüstungen angezogen hätten, daß selbst das reichste Land sie auf die Dauer nicht ertragen fönne und daß ein solcher Bustand auf baldige Entscheidungen" hindränge.
Daß der Nebner das Deutsche Reich von den europäischen Kulturstaaten nach dieser Richtung hin nicht ausgeschlossen wiffen wollte, ging schon daraus hervor, daß er demselben noch eine schwerere Rüstung wünschte, um den baldigen Entscheidungen mit Kraft entgegnen zu können und daß er von ganz Europa " sprach.
Wenn dann aber Graf Moltke zum Schlusse betonte, daß diese schwerere Rüstung geeignet sei, den bedrohten Frieden zu sichern, so wird männiglich der tiefe Widerspruch auffallen, der in der Rede des Feldmarschalls liegt.
Der Kriegsminister hat vorsichtiger gesprochen. Er hält die schweren Rüstungen nicht dafür angethan, daß sie auf baldige Entscheidungen" hindrängen, er stellt dieselben ledig lich als Erhalterinnen des Friedens dar.
Wir glauben aber, daß der Kriegsminister und Graf Moltke im letzten Theile seiner Rede unrecht haben, daß vielmehr der Chef des Generalstabs im ersten Theile seiner Rede die Situation vollständig wahr und getreu schildert.
Ganz Europa starrt in Waffen! Das drängt mit Naturnothwendigkeit auf baldige Entscheidungen hin."
Wenn nun aber ganz Europa nicht in Waffeu starrte, was dann? Mit Naturnothwendigkeit würden baldige Ent scheidungen" und wahrscheinlich die Entscheidungen mit den Waffen überhaupt zurückgedrängt sein. Das gerade Gegentheil von
bem,
2.-
Insertionsgebühr
beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Bimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Expedition: Zimmerstraße 44.
für seine letzte Reichstagsrede, denn Niemand hat bis jetzt so überzeugend gegen die Heeresvermehrung und für die Abrüstung gesprochen, als er.
Die baldigen Entscheidungen" können vermieden werden durch die Einsicht der Regierungen und Volksvertretungen in den großen europäischen Staaten. Bei Rußland allein kann von solcher solcher Einsicht keine Rede sein, Desterreich aber kann ohne fremde Beihilfe keinen Krieg anzetteln und tommt somit nicht in Betracht. Seine Armee reicht eben hin, um sich gegen einen russischen Andrang vertheidigen zu können. Bleiben nur noch das Deutsche Reich und die Französische Republik übrig.
Daß Deutschland vertheidigungsfähig gegen den Osten dastehen muß, ist selbstverständlich. Auch der sozialdemokratische Abg. Grillenberger hat im Reichstage namens seiner Partei dahin zielende bündige Erklärungen abgegeben. Gegen den dräuenden ,, Erbfreund" hilft lediglich Waffengewalt, da friedliche Abmachungen mit ihm niemals auf fester Basis ruhen.
Anders sieht es mit der Französischen Republik aus. Einige deroulederige Schreier ausgeschlossen, wollen Volk und Regierung den Frieden und das Volk sicherlich auch den dauernden Frieden mit Deutschland .
welche
Hier ließe sich also eine Basis schaffen, welche die Heeresverminderung in beiden Ländern ermöglichte, die beide Völker aufathmen ließe bei der Ablegung der übergroßen Rüstung.
Aber keins der beiden Reiche will den Anfang machen! Bei einiger Verständigung nur müßte dies das Deutsche Reich, das kriegsmächtigere thun, welches in dem letzten großen Kriege die französische Macht mit starken, wuchtigen Schlägen in ungemein kurzer Zeit zerschmettert hat.
was der Marschall prophezeit, würde dann eintreten. Wenn man nun aber, trotzdem ganz Europa in Waffen würde, wenn dann, wie kürzlich der Abg. Hasenclever im farrt", die Waffen noch vermehrt, so werden die Waffenentscheidungen immer, naturnothwendiger".
Auf die neue Militärvorlage in Deutschland werden Frankreich und Rußland , um gleichfalls den„ baldigen Entfcheidungen" kräftiger entgegentreten zu können, mit neuen Beeresvermehrungen und Rüstungen antworten. Und so wird es fortgehen, bis einer von den europäischen Staaten in den ungewissen Krieg gezwungen wird, weil er nicht weiter rüsten fann und das einzige Heil in glücklichen Schlachten sucht.
Va banque! Der Krieg ist ungewiß, wie das HazardSpiel. Deshalb ist es sehr gefährlich, Alles auf eine Karte zu sehen, deshalb ist es gefährlich, zwischen großen Nationen das Schwert entscheiden zu lassen! Wir sagten, daß wir dem Grafen Moltke Dank wissen
( Ragbrud verboten.]
Feuilleton.
Die Verführerin.
Novelle von D. Colonius.
[ 2
Es ist das ein Mensch von Geist und Talent, aber hne Charater," sagte Antonio mit Bezug auf den Ungar; aber seinen Rath will ich insofern befolgen, als ich mich vor noch andern Burschen in Acht nehmen will. Und nun, Rudolph, erzähle mir, woher Du etwas über mein Verhält niß zu diesem Weibe und über deren Anwesenheit an diesem Drte erfahren haft."
Seit längerer Beit schon," erwiderte Rudolph, forschte ich vergebens nach dem Grunde Deiner Schwermuth. Anfangs war ich der Meinung, daß Familienverhältnisse oder vielleicht die Sorge um Deine Lebensstellung die Ursache sei; ich weiß es, Antonio, Du bist von armer Herkunft und verbankst das Wenige, was Du befizest, Dir selbst. Ich vermuthete, daß Du Dich in Verlegenheit befändest, und zog aus Deinem ungewöhnlichen verschlossenen Wesen die Folgerung, daß Dein Stolz Dich verhindere, über die mir zu Gebote stehenden Mittel zn verfügen. Ich sehnte mich darnach, Dir, welcher Art auch immer Dein Leib sein mochte, zu helfen und Dir zuvorzukommen, und machte mir kein Bewissen daraus, mich in Deine persönlichen Angelegen= heiten zu mischen. Gestern Abend, es war schon in der Dämmerung, war ich während Deiner Abwesenheit in Deiner Wohnung. Ich wollte Dich erwarten. fand die Thür, ich öffnete eine weibliche, verschleierte Gestalt, welche geheimnißvoll ach Deinem Namen fragte. Nachdem ich ihr geantwortet, daß dies Deine Wohnung sei, übergab sie mir ein Schreiben Eine innere Stimme sagte mir, daß
pochte es
an
und eilte davon.
und
Da
Reichstage erklärte, anstatt der vermehrten Regimenter die Vaterlandsliebe des Volkes treue Wacht an den Grenzen hielte und das Deutsche Reich übermächtig in der Vertheidigung hinstellte, dann würden Ruhe und Frieden in Europa eingezogen sein und Niemand würde mehr beunruhigt werden wegen der
,, baldigen Entscheidungen."
Politische Uebersicht.
Sozialdemokratische Anträge im Reichstage. Die sozialdemokratischen Abgeordneten haben im Reichtage folgen den Gefeßentwurf, betreffend Abänderungen und Ergänzungen der Gewerbeordnung vom 1. Juli 1883, eingebracht: § 121a. Die Arbeitszeit für alle in gewerblichen Unternehmungen beschäftigten, über sechszehn Jahre alten Arbeiter
Schreiben enthielt nach einem Erguß überwallender 3ärtlichkeit und glühend heißer, leidenschaftlicher Liebe die Bitte um eine einzige, die legte 3usammenkunft. Ich ersah aus diesem Schreiben, daß Du Dich diesem Mädchen entzogst, daß Du Dich vor ihr verborgen hielst, daß Du sie geliebt haft und zum Verräther an ihr werden wolltest, und ich fonnte es nicht ertragen, daß Du, den ich für den besten uud edelsten Menschen halte, einen Matel auf Deinem Charakter haften ließest. Sie beschwor Dich bei Allem, was Dir heilig ist, hierher zu kommen; sie habe Dir eine Mittheilung zu machen, von der zwei Menschenleben abhingen, dabei sprach sie so deutlich ihre Furcht aus, daß Du dennoch nicht kommen würdest, daß ich unwillkürlich Mitleid mit der Unbekannten empfand und den Entschluß faßte, ihre Bitte zu unterstützen.
" Ich wollte Dich in jedem Falle hierher führen, da es Dir doch immer unbenommen blieb, nach Deinem Gutdünken zu handeln. Das Erkennungszeichen sollte ein blaues Bändchen sein, welches Du um den 3eigefinger ber linken Hand gebunden haben solltest. Hier ist das Bändchen,
was willst Du thun?"
„ Ich werde nach Hause gehen," sagte Antonio, sich er.
hebend.
Das sollst Du nicht! Bei meinem Leben, Antonio, das sollst Du nicht! Du kannst nicht so grausam sein, einem Menschen, wer er auch immer fei, was er auch immer
verschuldet haben mag, eine solche Bitte abzuschlagen. Eine Liebe, wie sie sich in jenen Beilen aussprach, fann nicht er logen sein, und wenn Du sie auch nicht erwiderst, so haft Du doch nicht das Recht, sie mit Füßen zu treten. Sie hat nichts von Dir verlangt, als daß Du sie anhören sollst, und wenn die Bitte Deines Freundes etwas über Dich ver mag, wirst Du es thun."
11
Du weißt nicht, Rudolph, was Du von mir verlangst; wisse denn, dieses Weib ist die Frau eines Andern, sie hat geraubt, sie hat mich umgarnt
dieses Schreiben mit Deiner Traurigkeit in irgend welcher Berbindung stände. Ich fragte mich, ob ich es Dir übel und betäubt, und erst, nachdem ich in ihren fünstlich ge
nehmen würde, wenn Du ein mit meiner Adresse versehenes Schreiben öffnen würdest, und nachdem ich mir selbst mit einem Nein antworten mußte, erbrach ich das Siegel. Das
liche Gier sie zu einem Schritte verleitet, der mich um
ratise
und Hilfspersonen darf, ausschließlich der Pausen, täglich höchstens zehn Stunden, am Sonnabend höchstens acht Stunden währen. Für verheirathete Frauen, bezw. Wittwen, hat am Sonnabend der Schluß der Arbeitszeit bereits um zwölf Uhr Mittags einzutreten. Bei Arbeiten unter Tag( in Bergwerken, Salinen 2c.) oder in Betrieben, in denen ununter brochen Tag und Nachtarbeit stattfindet, darf die tägliche Ar beitszeit acht Stunden nicht überschreiten. Kürzere Arbeitss schichten find der freien Verabredung beider vertragschließenden Theile überlaffen. Ferner:§ 135 zu streichen und denselben folgendermaßen zu faffen:§ 135. Die gewerbsmäßige Be schäftigung von Kindern unter vierzehn Jahren ist verboten. Jugendliche Arbeiter und Hilfspersonen im Alter von vierzehn bis sechszehn Jahren dürfen täglich nicht über acht Stunden beschäftigt werden. Wöchnerinnen dürfen während drei Wochen nach ihrer Niederfunft nicht beschäftigt werden.
Ein anderer Antrag beschäftigt sich mit der Aenderung der Zwangsvollstreckung und lautet: Der Reichstag wolle beschließen: Der Bundesrath wird aufgefordert, baldmöglichst einen Gesezentwurf einzubringen, nach welchem die Bestimmungen der Zivilprozeßordnung vom 30. Januar 1877 über die Zwangsvollstreckung derart abgeändert werden, daß namentlich: a. die in den§§ 715 und 749 aufgeführten Gegen stände bez. Forderungen, welche der Pfändung nicht unterworfen sein sollen, vermehrt und, soweit erforderlich, noch genauer spezialifirt werden, und b. das Burückbehaltungsrecht der Vermiether und Verpächter an den sonst von der Pfändung befreiten Gegenständen aufgehoben werde.
Bei Gelegenheit der Stadtverordnetenwahlen in Sachsen wurde kürzlich auf die Siege der Sozialdemo traten und das Wachsthum der Partei in Sachsen turz hin gewiesen. Hierüber ist das" Dresdener Journal" so aufge bracht, daß es eine Richtigstellung" des völlig wahrheitsgemäßen Hinweises riskirt und dabei als Haupttrumpf ausspielt, daß die Chemniter Sozialdemokraten bei den Stadtver ordnetenwahlen eine schwere Niederlage erlitten hätten. Hierzu schreibt man der Frankf. 3tg." aus dem sächsischen Manchester : Jenes sächsische Residenzblatt scheint nicht zu wissen, daß die geringe Stimmenzahl bei den hiesigen Stadtverordnetenwahlen auf andere Gründe, nicht aber auf eine Schwäche der Partei
zurückgeführt werden muß, die vielmehr, wie genügsam bekannt ist, in Chemniß einen ihrer festesten Size hat. Von den hiesigen sozialdemokratischen Arbeitern kann nur eine verschwindende Wlinder
zahl das städtische Wahlrecht ausüben, da die überwiegende Menge nicht das Bürgerrecht besitzt. Zur Erwerbung des selben könnten sie, wenn die Qualifikation sonst vor handen, allerdings nach einigen Jahren gezwungen werden, aber da ein ständiger Wohnungswechsel der ärmeren Klaffe zwischen Chemniz und den die Stadt umgebenden volkreichen Vororten und Dörfern stattfindet, so ist der
hiesige Arbeiter nur selten mehrere Jahre ununterbrochen in der Stadt ansässig und also für den Bürgerrechtszwang nicht reif. Schon aus diesen Gründen haben die städtischen Wahlen für die hiesige sozialdemokratische Partei nur ein geringes Intereffe; fie engagirt sich nur sehr wenig dabei und spart, wie
das Gefühl, welches Dir aus ihren Zeilen zu sprechen schien, ist nichts als der Gluth- Widerschein einer unbefriedigten Leidenschaft, welchen Du in Deiner Unerfahrenheit mit der Schamröthe verkannter Tugend oder dem rosigen Hauch der reinsten 3ärtlichkeit verwechselst was mir dieses Weib zu sagen hat, ist entweder fündhaft oder erlogen. Laß mich gehen, mein Freund, ich sehne mich nach Einsamkeit; dieser Taumel ist mir jest doppelt widerwärtig."
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Der Ungar sah sich, nachdem er von dem schwarzen Domino so unsanft abgewiesen worden war, nach dem Blumenmädchen um sie stand neben ihm.
Ich glaube, Du hast in dem schwarzen Domino eine ganz andere Person vermuthet," sagte der Ungar, dieser Mann dürfte kaum eine so außerordentliche Aufmerksamkeit verdienen."
,, Gleichviel, nenne mir seinen Vornamen," ewiderte das Mädchen nichts desto weniger gespannt.
Antonio!"
Die Venitianerin zuckte zusammen und wendete sich
schnell nach den beiden Masten um, die sie Arm in Arm dem Seitengemache zuschreiten fah. Einige Augen blicke stand sie nachdenkend still, dann sagte sie in ganz vers ändertem Tone zum Ungar:
,, Geben Sie mir Ihren Arm, mein Herr, und lassen Sie uns weiter gehen; im habe ein ernstes Wort mit Ihnen zu sprechen."
,, Gehört dieser Antonio zu ihren Bekannten?" ,, Dies wohl, aber nicht zu meinen Freunden."
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Sind einige von Ihren Freunden hier anwesend?" " Wir sind fünf zusammen hier angekommen." ,, Darf ich Ihnen vertrauen, mein Herr?" ,, unbedingt."
" Dann geben Sie mir Ihr Wort, daß Sie, ohne nach meinen Beweggründen zu forschen, meinen Auftrag voll führen wollen." Ich will es unter der Bedingung
Stellen Sie keine Bedingung, ich bedarf Ihres Beie standes; wenn Sie ritterlich denken, werden Sie mir ihn meine Selbstachtung betrogen hat. Ich habe sie nie geliebt; ohne Weiteres gewähren; an diesem Zeichen will ich Sie