Einführung des allgemeinen Wahlrechtes niemals die Hand bieten. Die holländischen Arbeiter sind leider noch nicht organisirt genug, um ihre Forderungen durchzusetzen.
Die Gruppen der Linken in der französischen Deputirtenkammer suchen nach geeigneten Mitteln, um ihre frühere Abstimmung ungeschehen zu machen und das Mis nisterium zu bestimmen, im Amte zu bleiben. Bis jetzt hat aber Ministerpräsident Freycinet alle bezüglichen Vorschläge abgelehnt. Der Korrespondent der Voff. 3tg." telegraphirt über den Verlauf der Ministerkrisis: Grevy hatte im Ministerrath den Vorsit, er suchte Freycinet zur Zurücknahme des Entlassungsgesuchs zu bestimmen, doch verweigerten dies Freycinet und die übrigen Minister entschieden. Floquet erklärte seinen politischen Freunden, er werde keinesfalls Freycinet's Erbschaft antreten. In der Kammerfißung zeigte Fren cinet amtlich den Rücktritt des Kabinets an; bis zur Ernennung der Nachfolger werde das Kabinet die laufenden Geschäfte erledigen, doch glaube es nicht mehr eine genügende Autorität zu befißen, um an der Staatshaushaltsberathung Theil nehmen zu können. Laguerre beantragte die Aufhebung der Sizung bis vier Uhr. Großer Lärm. Der Antrag wird abgelehnt und Vertagung der Sigung bis Montag beschlossen. Vor der Sigung versammelte sich die radikale Linke, um über die Mittel zur Beendigung der Ministerkrisis zu berathen. Alle Mitglieder waren darüber einig, daß die Abstimmung fein Mißtrauensvotum war und man durch Darlegung der wirklichen Gefühle der Mehrheit das Kabinet zu erhalten suchen müffe. Auf Rivet's Antrag wurde beschloffen, eine Interpellation einzubringen und sie mit einer Vertrauensfundgebung zu schließen. Für lettere wurden zwei Fassungen vorgeschlagen; die eine lautet: Die Kammer, welche das Verwaltungsräderwerk zu vereinfachen wünscht, jedoch den Regierungserklärungen über diesen Gegenstand vertrauf, geht zur Tagesordnung über; die andere Faffung lautet: DieKammer, den Regierungserklärungen vertrauend und überzeugt, daß die Unterpräfekturenreform bloß ein erster Schritt zu umfaffenderen Reformen sein wird, geht zur Tagesordnung über. Die Versammlung schickte ihren Vorstand zu Freycinet, um ihm diese Beschlüsse mitzutheilen. Freycinet erflärte ihr kurz und beſtimmt, er lasse sich auf den vorgeschlagenen Ausgleich nicht ein. Die Vereinigung der Linken beschloß in ihrer Versammlung, allen Verfuchen zur Erhaltung des Kabinets zuzustimmen, doch werde sie in dieser Hinsicht feinerlei Initiative ergreifen, da sie gestern fürs Kabinet gestimmt habe, also für die Krise nicht verantwortlich sei. In der Versammlung der äußersten Linten flagte man die Res gierung an, die Krise willkürlich herbeigeführt zu haben, da die Abstimmung nur Sarrien, nicht aber das Gesammtkabinet und am allerwenigsten Freycinet treffe; übrigens habe die Regierung durch ihre Weigerung, Reformen vorzunehmen, alles verschuldet. Man beschloß, sich mit der radikalen Linken zu verständigen, um gemeinsam vorzugehen. Freycinet ging in den Senat und sagte seinen dortigen Freunden, er sei nicht aus Empfindlichkeit zurückgetreten, sondern weil die Parteiverhältnisse in der Kammer ihm das Weiterregieren unmöglich machten; die unsichere und geringe Mehrheit gebe ihm teine genügende Antorität in den jezt besonders heiteln Unterhandlungen mit ausländischen Regierungen. Allseitig besteht der lebhafteste Wunsch, das Kabinet zu erhalten. Bis Montag werden die radikale Linke und die Vereinigung der Linken Anstrengungen machen, um Freycinet umzustimmen, doch sind die Blätter sehr schwarzseherisch. Die einen halten die Kammerauflösung für unvermeidlich, doch äußerst gefährlich; die anderen überhäufen die äußerste Linke mit Vorwürfen. Die Justice", Clemenceau's Drgan, erklärt Reformen für unerläßlich, und wenn Freycinet sich ihnen widersege, so habe er nur, was er verdiene. Die Stimmung ist allgemein niedergedrückt.
ginnen, sonst wird sie überhaupt nicht beginnen. Die Polizei hat eine aufrührerische Versammlung in Cork aufgelöst. Ohne Zweifel wird darüber viele wortreiche Entrüstung entstehen, die Regierung braucht sich aber darum nicht zu kümmern. Sie muß sich die Thatsache klar machen, daß die Krisis in dem Kampfe mit den Mächten der Geseglosigkeit ießt erreicht ist, daß entweder die lepteren zusammenbrechen werden, oder die Autorität der Regierung schwer geschädigt wird. Die Jrländer erkennen sehr wohl ihre Herren und stellen sich dann schleunigst auf die Seite des Stärkeren." Hochmuth kommt vor dem Falle, wird es wohl auch den irenfeindlichen Engländern gegenüber heißen.
Aus London , 3. Dezember, wird geschrieben: Die Stadt Cort war gestern Abend wiederum der Schauplas ernstlicher Ruhe störungen. Veranlassung dazu bot die feierliche Abholung des Farmers Timothy Hurley vom Bahnhofe. Hurley hat früher einer Ermission erfolgreich Widerstand geleistet. Jest schwebt gegen ihn eine Anflage, weil man Dynamit in seinem Besitz gefunden hat, jedoch wurde er von den Behörden gegen Stellung von Bürgschaft auf freiem Fuße belaffen. Hurley's Ankunft in Cort sollte nun zu einer Demonstration benußt werde. Im Triumphzuge wurde er, zwischen den Barlas mentsmitgliedern O'Connor und Dr. Tanner sigend, in einer Kutsche nach dem Gerichtshause gefahren, wo die Versammlung stattfinden sollte. O'Connor hatte seine Rede schon vom Wagen aus begonnen, als die Menge bemerkte, daß ein Regierungsstenograph fich Notizen machte und sich auf ihn stürzen wollte. O'Connor intervenirte jedoch und lud den Reporter ein, in dem Wagen Platz zu nehmen. Damit war aber der heißspornige Hurley nicht einverstanden. Mit den Worten, daß er nie und nimmer bei einem Spion fißen würde, sprang er vom Wagen. Die aufgeregte Menge wollte den Stenographen schon herunterreißen, als 30 Polizisten unter dem Kommando des Inspektors Welling erschienen. Der letztere erklärte die Versammlung sofort für aufgelöst, und als die Menge teine Miene machte, auseinander zu gehen, schritt die Polizei mit blanker Waffe ein. Mehrere Personen wurden übel zugerichtet, ein Mann trug eine Kopfwunde davon. O'Connor fragte hierauf den Inspektor, mit welchem Rechte er die Versammlung auflöse, erhielt aber keine Antwort. Dann erklärte er, die Verfammlung werde dennoch abgehalten werden, obgleich die meisten Anwesenden sich schon aus dem Staube gemacht hatten. Die Aufregung stieg immer mehr, Inspektor Welling erhielt einen Schlag. Ein Polizist versuchte, O'Connor zu verhaften. Dr. Tanner, der seinen Kollegen befreien wollte, wurde von einem Polizeiknüppel zu Boden geschlagen. O'Connor versette dem Inspektor einen Faustschlag, wurde jedoch nicht ver haftet. Endlich begab er sich, nachdem die Menge längst nach allen Richtungen Fersengeld gegeben hatte, ins Victoria Hotel, von deffen Treppe aus er die Feigheit seiner Landsleute brandmarkte.
Der Herzog Visconti di Modrone, Besizer einer großen Sammetfabrit in Vaprio d'Adda, hat den Betrieb eingestellt, weil der dortige Steuererheber die plötzliche Erhöhung der Fabriksteuer auf den dreifachen Betrag beabfichtigte. Da hierdurch 8-900 Arbeiter brotlos geworden sind, so hat ein Abgeordneter, Pavesi, eine Interpellation an den Finanzminister angekündigt. Wie es heißt, hat der lettere in privater Form bereits seine Bereitwilligkeit erklärt, den Fall zu untersuchen und die Kontroverse beizulegen. Ein Regierungstommiffär soll Erhebungen über die Berechtigung und Opportunität der Steuererhöhung anstellen.
Die an die Vertragsmächte entsandte bulgarische Deputation beabsichtigt, auch bei dem russischen Botschafter in Wien , Lobanow, vorzusprechen, um demselben zu erklären, die bulgarische Regierung würde einwilligen, ein Ministerium aller Parteien zu bilden, welches die gegenwärtige Sobranje aufzulösen hätte. Die Bulgaren hoffen, daß es ihnen gelingen würde, wenn sie in Petersburg empfangen werden könnten, diese Kombination zur Annahme zu bringen und stüßen ihre Hoffnung auf die Gewißheit, daß der Minister v. Giers fich dieser friedlichen Lösung nicht widersezt habe, als davon wäh rend der Session der Sobranje in Tirnowa zum ersten Mal die Rede war. Nach russischer Ansicht hält man jedoch gegenwärtig Regierung eintreten würden, in welcher die gegenwärtigen MachtBugeständnisse für unnüß, da Anhänger Rußlands nicht in eine haber sich befänden; auch seien alle Schritte, in Petersburg empfangen zu werden, im vorhinein resultatlos.
Es wird versichert, Rußland habe bei der Pforte behufs Ernennung des Fürsten von Mingrelien zum Gouverneur von Dstrumelien ſondit, sei aber dabei auf direkten Widerstand des Sultans gestoßen. Der Ministerrath hat beschlossen, die Garnisonen auf Rreta zu verstärken. Afrika .
Die„ Times" befürworten wiederum unnachfichtige Strenge für grland: Wir wünschen, die Regierung wäre sich mehr ihrer Stärke, der Unterstützung einer Nation, welche noch nicht perlernt hat, Integrität zu schäßen, bewußt. Die Schwierig teiten, unter welchen das Ministerium in Folge der Unvolltommenheiten des Gefeßes fämpft, liegen flar zu Tage und man sollte billig dieselben wohl in Betracht ziehen. Aber Niemandem sollte der geringste Zweifel übrig gelaffen werden, daß Gebrauch von jeder Waffe, deren Anwendung das Gesez gestattet, gemacht werden wird. Leider erhält sich immer noch das Gerücht, daß gegen gewiffe Leute Nachsicht geübt werden foll. Es ist natürlich das Interesse der Agitatoren, diese Ge rüchte zu übertreiben und darauf zu sagen, daß der Schrecken, welchen fie einflößen, der Grund der Milde sei. Die einzige richtige Antwort auf alle Kunstgriffe der Agitatoren ist, die Bevölkerung zu überzeugen, daß, wenn eine Ermiffion gericht lich angeordnet ist, fie troß alles Widerstandes ausgeführt wird. Gewisse Dinge, die kürzlich passirt sind, dienen gewiß nicht dazu, diese Ueberzeugung zu stärken und ihre Wirkung nach habung einer ehrlichen Regierung", welche Lord Salisbury ver sprochen hat, muß mit unbeugsamer Strenge beBeschlag genommen hatten, bemerkte es Rudolph, der allein zurückgeblieben war und auf seinen Freund wartete, daß dieser nicht bei ihm war. Er rief mit lauter Stimme: ,, Antonio, wo bist Du?" Doch da er keine Antwort erhielt, tehrte er in der Meinung, Antonio sei noch zurückgeblieben, wieder um, Antonio war nirgends zu finden; erst nachdem der Suchende durch einen Lohnkutscher die Versicherung erhielt, daß zwei der herabkommenden Herren vor den andern in einem bereit stehenden Wagen davongefahren seien, verfügte sich Rudolph, dessen Zustand ihm kein längeres Nach- Nahrung. Außerdem nehmen diese auch noch die Blätter, veg
benten gestattete, sorglos in seine Wohnung.
( Fortsetzung folgt.)
Aus Kunst und Leben.
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Die Neuwahlen für die egyptische National. Versammlung sind auf den 15. d. Mts. ausgeschrieben. Man weiß, daß Lord Dufferin Eggypten mit der Segnung einer parlamentarischen Körperschaft bedacht hat, wobei er von
Schmetterling befißt eine Flügelweite von 12 Bentimetern und war 1873 in Wien sammt Raupen und Kotons von Japan aus ausgestellt worden. Von da aus sind einige lebende Kofons nach Mainz gekommen, von einem dortigen Liebhaber weiter gepflegt und Schmetterlinge zum Verkauf gezüchtet wor den. Die Raupe entschlüpft dem Gi nach 14 Tagen und geht
dann sofort an das Futter. Als solches dienen die Blätter des Götterbaumes, Ailanthus glandulosa, der sehr rasch wächst und als Bierbaum auf Pläßen und Straßen vielfach zu finden ist. Seine großen gefiederten Blätter liefern den Raupen reichliche
Effigbaumes, der noch häufiger ist, und zur Aushilfe können sogar die Blätter der Weberfarbe, Dipsacus fullonum, dienen. Wegen der leichteren Beschaffung der Nahrung hat somit der genannte Spinner einen großen Vorzug vor dem bisher gezüchteten; weiter aber auch erlaubt er zwei und in heißen Sommern sogar drei Generationen zu erziehen und erhält dadurch ein großes Uebergewicht über den chinesischen Spinner, der nur eine Generation im Jahre hervorbringt. In den 12 Jahren, während welcher die Raupen bis jept in Mainz gezogen worden find, hat sich keine Krankheit bei ihnen gezeigt. Die Redaktion der oben genannten hessischen Zeitschrift giebt auf Anfragen die Adresse des Mainzer Büchters.
Ein feltenes Naturspiel wurde dieser Tage bei Sonnen
untergang in Homorod- Heviz, am Fuße der Fogaraser Alpen
Auch ein Thronkandidat für Bulgarien . Der Eigenthümer der größten Bäckerei, Konditorei und Honigkuchen Fabrik in Charlow( Rußland ), Namens Polojuchtoff, ist wegen reichen Gaben an die Klöster von der Geistlichkeit stets ausge zeichnet; er befigt eine Anzahl Medaillen und Ehrenzeichen, dagegen etwas weniger- Verstand. In diesen Tagen erschienen zu erkennen gaben nnd erklärten, beauftragt zu sein, ihn um die Annahme des verwaisten Thrones zu bitten. Während sie Bitte. Polojuchtoff hält die Sache für unwahrscheinlich, aber am Ende nicht ganz für unmöglich. Er bittet die Herren, bei ihm zu speisen, wirft sich in seine Uniform er ist Mitglied des Gemeinderathes und fährt, um fich Rathes zu holen, zu dem Rektor der Universität, namentlich um zu wissen, ob es feine Pflicht sei, den Gouverneur von der Thatsache zu unters richten. Der Rettor räth ihm, nicht zum Gouverneur, sondern -ins Jrrenhaus zu fahren. Das sieht der Gute jest auch ein und kehrt nach Hause zurück. Dort findet er die Depu tation" nicht mehr vor; mit derselben aber find aus seinem Bureau allerhand Kostbarkeiten, Gelder und Werthpapiere vers Eine neue Seidenkultur. Die Zeitschrift für die landwirthschaftlichen Vereine des Großherzogthums Hessen bringt in Nr. 44 einen intereffanten Auffaz über einen japanesischen praktischen Seidenzucht verwenden läßt. Der große, schöne nicht ein besseres Geschick zu Theil wird. Sie stammen noch
Schwunden.
beobachtet. Die Sonne senkte fich hinab und färbte den Schnee der Berggipfel mit Purpur. Auf einmal stiegen in der Abendröthe zwei strahlende Sonnen auf, die in kleiner Entfernung röthe zwei strahlende Sonnen auf, die in fleiner Entfernung von einander mehrere Minuten hindurch stehen blieben. 3wei Tage später wiederholte sich diese merkwürdige Naturerscheinung, jedoch mit dem Monde. Dieses Phänomen verschwand ebenfalls rasch, ließ jedoch einen Wolfenstreifen von blendent er Silberfarbe zurüd. Ein Phänomen ist von der Kalocsaer Sternwarte am 28. November beobachtet worden. Auf der südöstlichen Seite der Sonnenscheibe war nämlich eine seltene Protuberanz fichtbar. Die ausgebrochene Flamme erhob fich bis zu einer Höhe von 22 000 Meilen. Gegenwärtig hat sich die Flamme vom Sonnenkörper bereits abgelöst und schwebt nun in Wolfengestalt oberhalb der Sonnenscheibe.
Eine merkwürdige Mineraliensammlung befindet sich in den Kellerräumen der Akademie San Fernando zu Madrid . Diese besteht aus eine Ansammlung von Riften, welche uner
öffnet fene Räume feit etwa 200 Jahren ausfüllen und viel
leicht noch eben so lange ihrer Eröffnung harren, wenn ihnen
der Anschauung ausgegangen sein mag, daß es nichts schaden tönne, den Fellahs einen Schein der Freiheit zu gewähren, wenn nur die Regierung in Wahrheit alle Gewalt in fich vereinigt. Das egyptische Parlament hat die Eigenthümlichkeit, daß die Regierung in gewissen Fällen verpflichtet ist, seine Meinung einzuholen, daß es ihr aber unbenommen bleibt, nach eigenem Gutdünken zu verfahren, wenn das Votum der Volks versammlung ihre Vorlagen nicht billigt. Das ist freilich ein wohlfeiler Parlamentarismus und die egyptische Nationale vertretung ist darnach. Anfangs jubelte ganz Egypten, und mit dem Enthusiasmus, dem das arabische Naturell sich so leicht hingiebt, wurden die Kühnsten Hoffnungen auf eine neue Aera geknüpft. Die Ernüchterung ist aber rasch eingetreten und heute ist Niemand mehr, der bei dem Gedanken einer Neubildung dieses Parlamentes irgend eine Regung empfände.
Gerichts- Beitung.
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+ Das Märchen" als Zahnstocher. Die Industrie bemächtigt sich jeden Stoffes, der das Interesse der Großstadt auf einige Zeit, und wären es einige Tage, beschäftigt. Das Märchen", jenes vielbesprochene, durch einen Prozeß in seiner Art berühmt gewordene lüsterne Bild des Profeffor Gräf, das, ein Rizel für die abgeſtumpften Gaumen der Genußwelt, eine nadte Frauensperson darstellt, die im Begriff ist, in ein Bad hinabzusteigen, hat einen betriebsamen Elfenbeinwaarenfabrikanten angeregt, einen Zahnstocher zu verfertigen und in den Handel zu bringen, der die Figur eines nackten Mädchens zeigt, deren bewegliche Arme und Beine als Chrlöffel und Zahnstocher dienen. Ueber die Geschmacklofigkeit dieses Einfalls ein Wort hier zu verlieren, wäre unangebracht; genug, der Zahnstocher wurde gekauft, viel gekauft und, ein noch größerer Beweis für das Gelungene der Erfindung", er wurde nachgeahmt. Der geniale Entdecker war jedoch vorsichtig genug gewesen, sein " Geschmacksmuster" gefeßlich schüßen zu lassen und deshalb warer um so weniger gesonnen, sich sein geistiges Eigenthum" und den Verdienst dazu aus den Händen reißen zu lassen. Er stellte deshalb den Strafantrag und erreichte, daß gestern die zweite Straffammer des hiesigen Landgerichts I über diese Verlegung seines Urheberrechtes verhandelte. Der Elfenbeinwaarenfabrikant, welcher das Muster nachges ahmt hatte, behauptete, daß diese geschüßte Er findung weder neu noch originell sei, da bereits Bahnstocher in Gestalt von männlichen Figuren, als Teufel, Harlekin, Kas puziner vorhanden und im Handel vertrieben würden. Das Gutachten des gewerblichen Sachverständigen- Vereins" entschied sich jedoch zu Gunsten des Geschädigten; es wurde begutachtet, daß das Muster in der That im Sinne des Geseßes schußberechtigt sei. Auf Grund dieser Bekundang verurtheilte der Gerichtshof den Nachentdecker und den Händler, der die nachgemachten Märchen- Bahnstocher" vertrieben hatte, zu einer Geldstrafe von je 100 Mart. Der Geschädigte hatte einen Schadenersatz von 500 Mart beansprucht; er behauptete nämlich, um so viel weniger verdient zu haben, als die Konkurrenz fich aufthat. Seinen Gesammtverdienst im Laufe eines Jahres bezifferte er auf zirka 3500 Mart, eine recht anständige Summe für die Erfindung. Der Gerichtshof verwies den Geschädigten jedoch auf den Weg der Privatklage, da derselbe vergessen hatte, zu beantragen, als Nebenkläger zugelaffen zu werden.
+ Die verschwundene Hose. Eine tragikomische Geschichte beschäftigte gestern die erste Straftammer des hiesigen Landgerichts. Der Held derselben ist ein ehrfamer Bäckermeister, ein großer Verehrer des weiblichen Geschlechts. So macht es ihm ein Hauptvergnügen, jene Lokale aufzusuchen, die ,, äußerlich" durch eine farbige Laterne und erotische Namen, innerlich" unzivilen Preisen verzapft wird, auffallen, die ihre Gäste aber durch schlechtes einheimisches Bier, das als„ Echtes" zu sehr durch Bedienung von zarter Hand" zu entschädigen versprechen. In einem dieser Lotale war an einem Herbstabend d. J. der Herr Bäckermeister H. Er knüpfte ein Gespräch mit der Kellnerin an, die sich zu ihm gefeßt hatte, zahlte mehrere Glas Bier für sie und machte ihr schließlich den Vorschlag, das Lokal zu vers lassen und ihn zu begleiten. Das Mädchen war damit einverstanden, sie hatte heftige Kopfschmerzen und ihr lag daran, in's nicht bewilligt hätte, wie sie anzunehmen allen Grund hatte, so Freie zu kommen. Da ihr aber der Wirth die Erlaubniß hierzu erfann fie einen Plan, um sich unbemerkt aus dem Zimmer hinauszuschmuggeln. Sie bat den Bäckermeister, ihren Mantel und ihren Hut an sich zu nehmen und hinauszugehen; sie werde ihm dann sofort folgen. Der Bäckermeister war galant genug, diese Gefälligkeit zu erfüllen, er nahm die Kleidungsstücke des Mädchens von einem Garderobenständer, der im dunklen Hintergrunde des Bimmers stand, weg und verließ uns gehindert das Wirthshaus. Draußen wartete er in einem Hausflur. Es vergingen zehn Minuten, eine Viertelstunde, eine halbe Stunde, das Mädchen erschien nicht. Nach einer Stunde vergeblichen Wartens nahm die Geduld des Bäckermeisters ein Ende und er suchte seine Wohnung auf. Den Mantel und den Hut des Mädchens nahm er mit, denn er hatte nicht den Muth, mit diesen Sachen die Restauration zu
aus jener Zeit, wo die Sonne in dem spanischen Reiche nies mals unterging, und zwar aus der Blüthezeit der spanischen Herrschaft in Merito und Süd- Amerika, wo die dortigen Bergwerke noch das Dorado der ganzen Welt waren. Daß jene aber die seltsamsten Sachen enthalten werden, ist anzunehmen, da man damals nur Bracht- und Schaustücke als curiosa naturae" für wissenschaftliche Zwecke zu sammeln pflegte. Ueber allen Reichthum, welcher damals aus den amerikanischen Kolonien über Spanien fam, mochte man an solche Winziga teiten nicht denten, umsoweniger, als ja heute noch die staats liche Naturwissenschaft ganz mittelalterig ist und man diese Wissenschaft auch ohne Sammlungen und Laboratorien lehren zu können meinte. In den Reisebriefen der Gebrüder Fraase in Stuttgart aus Süd- Frankreich und Spanien heißt es geradezu: Welch' ein Verdienst wäre es vom deutschen Kanzler, wenn er bei der spanischen Regierung ein Gebot von 100 000 Frts. auf die uneröffneten spanischen Kisten machen würde. Auch die Humboldt'schen Sammlungen seiner amerikas nischen Reise, welche als wissenschaftlicher Tribut an die spanische Regierung abgeliefert werden mußten, befinden sich feit 1804 noch unberührt und wahrscheinlich von Niemand durchstudirt in einem Wandschrank magazinirt." Wie, fragt der Berichterstatter, mag der naturhistorische Unterricht an der Akademie beschaffen sein, wenn solche Dinge mög lich find?
Aus Nache die Nase abgebissen. Aus Neutra wird dem Pest. Ll." folgender Racheatt berichtet: Die Wittwe Kallinay ließ ihren Bächter Moriz Ungar in lezbégh wegen angeblichen Bachtrückstandes exequiren. Die Angelegenheit führte der zufünftige Schwiegersohn der Kallinay, der Advokaturs- Kandidat Julius Vießt. Der Pächter wurde durch die gegen ihn geführte Sicherstellung in den Konkurs getrieben und riß auch andere zwei Familien, die für ihn in Wechselobligo standen, mit in den Ruin. Für den Urheber seines Unglückes hielt er den Leiter der Angelegenheit, an dem er am 1. d. M. auch furcht bare Rache übte. Für diesen Tag war die Lizitation der Fahrs niffe Ungarns ausgeschrieben. Als Vießt mit dem Beamten in lezbégh in das Haus des Exekuten tam, begann erst die Mutter, dann die Frau Ungars einen Wortstreit mit ihm, worauf Ungar dazutrat, die Hände V.'s begütend fakte, ihn umarmte und ihm buchstäblich die Nase abbiß. Der Beamte stellte sofort den Gerichtsaft ein, erstattete von dem Vorfalle die Anzeige und brachte den Verwundeten zur Pflege nach Neutra.