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Hr. 287.
Mittwoch, den 8. Dezember 1886.
3. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Intereffen der Arbeiter.
Das„ Berliner Volksblatt"
erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)
Redaktion: Beuthstraße 2.
Zur Sozialgesehgebung.
Der Normalarbeitstag resp. Marimalarbeitstag wird in dieser Session des Reichstags wieder zur Verhandlung kommen und zwar wird derselbe wohl zu eingehenderen Debatten führen als bisher. Denn früher lag eine lange Reihe von Anträgen auf Einführung einer neuen Arbeiterschutzgesetzgebung vor; diesmal wird sich das vorliegende Material auf die Sonntagsarbeit, auf die Frauenund Kinderarbeit und auf den Marimalarbeitstag beschränken.
Bis jetzt sind zwei Anträge eingebracht; das Zentrum verlangt durch die Abgg. Lieber und Sie einen elf kündigen Normalarbeitstag, wobei aber so viele Ausnahmen zulässig sein sollen, daß von dem eigentlichen Normalarbeitstage ziemlich wenig mehr übrig bleibt. Die Abgeordneten der Arbeiterpartei dagegen beantragen einen zehn= tündigen Normalarbeitstag und werden, was eine Hauptsache ist, eine strikte und unnachsichtliche Durchführung verlangen. Denn ohne eine solche bleibt der Normalarbeitstag eine papierne Maßregel, die wohl einen platonischen, aber keinen praktischen Werth hat.
Aus dem Antrag des Zentrums leuchtet eine demagogische Tendenz unverkennbar hervor; man will die Unternehmer möglichst gelinde behandeln und die Sache so einrichten, daß es so ziemlich beim alten bleibt; dann aber will man doch den Arbeitern sagen können: Seht, wir sind für Euch eingetreten und haben den Normalarbeitstag für Euch verlangt. Die Herren vom Zentrum fühlen wohl, wie sehr in ihrer Partei die 3ersetzung um sich zu greifen droht; daher wird ein Mittel gesucht, um die Arbeiter festzuhalten, bie längst schon nur mit Widerstreben den frummen Wegen des Herrn Windthorst folgen. Dazu soll nun der elftündige Normalarbeitstag mit zahlreichen Ausnahmen
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bienen. Es giebt allerdings in Deutschland leider Betriebe genug, me mehr als elf Stunden gearbeitet wird. Allein ein elfftündiger Maximalarbeitstag reicht nicht hin, um die Arbeitslosigkeit so zu vermindern, daß die gesammte Arbeiterklasse einen Vortheil davon hat. Elf Stunden schwerer körperlicher Arbeit das ganze Jahr hindurch, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage, bei faft immer ungenügender Ernährung, sind zu viel für einen normalen Menschen und müssen dessen Knochen und Muskeln vorzeitig abnutzen. Die Riesennaturen, die das ohne Schaden an ihrer Gesundheit und Körperkraft aushalten können, find eben so selten wie die Leute, die mit bloßer Hand ein Hufeisen zerbrechen.
Der zehnstündige Normalarbeitstag ist eine äußerst mäßige Forderung, wenn man bedenkt, daß in England und Nordamerika große Bewegungen im Gange find, welche auf
( Radbrud verboten.]
Feuilleton.
Die Verführerin.
Novelle von D. Colonius.
II.
2. ―
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Insertionsgebühr
beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bet größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Expedition: Zimmerstraße 44.
die bekannten acht Stunden abzielen acht Stunden Arbeit, acht Stunden Erholung, acht Stunden Schlaf. Unter ber gegenwärtigen Produktionsform ist diese Dreitheilung des 24 stündigen Tages in den Verhältnissen durchaus begründet. Wenn man heute vorläufig sich sich mit einem zehnstündigen Maximalarbeitstag begnügen will, fo geschieht das, um die Durchführbarkeit dieser praktischen Forderung zu erleichtern. Auf der dadurch gegebenen Grundlage könnte dann weiter gebaut werden, wenn nur einmal die Gesetzgebung so weit gekommen wäre, die manchesterliche Mauer von Vorurtheilen zu durchbrechen und sich das Recht zu vindiziren, in die wirthschaftlichen Verhältnisse regelnd und ordnend einzugreifen.
die für die ganze Welt wohlthätig und vortheilhaft find.. Sie findet ihren Hauptgegner nur an jenem Egoismus, dem die Gesammtinteressen ewig ein Buch mit sieben Siegeln bleiben werden und der, nur den Vortheil des Augenblicks erfassend, die Gesammtentwickelung auf Jahrhunderte verderben würde wenn er könnte.
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Der Normalarbeitstag wird kommen, früher oder später; je früher er kommt, desto leichter wird unserem Bolte seine ökonomische Gesundung werden.
Die Wahlen vom 6. Dezember.
Wir erwarten vom Normal- resp. Marimalarbeitstag keine Wunder, aber er ist eine für die Arbeiter wohlthätige Institution und schafft eine Basis, auf der sich eine durch- listischen Stimmen zeigen. greifende Arbeiterschutzgesetzgebung entwickeln kann. Auch muß der Maximalarbeitstag mit einer Reihe anderer Maßregeln in Verbindung stehen, um gewichtig einzuwirken. Vor allen Dingen aber möchten wir betonen, daß der Normalarbeitstag nicht allein vom ökonomischen resp. kaufmännischen Standpunkt aus zu betrachten ist. Der Industrielle, der den Normalarbeitstag verwirft, rechnet sich einen wirklichen oder angeblichen Abzug von der Quote seines Profits heraus und das genügt dann für die herrschende Professorenfaste, den Normalarbeitstag als unausführbar" zu ver= werfen. Diese Leute rechnen aber mit der Arbeitskraft als mit einer Waare. Sie ist es insofern, als sie auf dem Arbeitsmarkte feilgeboten werden muß; aber sie ist dennoch keine gewöhnliche Waare, zu der sie so manche Nationalökonomen gerne degradirt sehen möchten, denn sie hängt untrennbar mit einem lebendigen Menschen zusammen und wer dies nicht übersehen will, der muß auch zugeben, daß die ,, Waare Arbeitskraft mit den wichtigsten staatlichen und gesellschaftlichen Interessen zusammenhängt.
§ Die beiden Wahlen von vorgestern, in Mannheim beide ein beträchtliches Anwachsen der sozia= und in Berlin, haben insofern große Aehnlichkeit, als fie
Gerade im ersten Berliner Wahlkreise haben das die Gegner wohl am wenigsten erwartet! Man bedenke, daß dieser Kreis am stärksten jene Verdrängung der eigentlichen Arbeiterbewohner zeigt, welche in den Zentren aller aufstrebenden großen Städte bemerkbar ist: die Miethskasernen weichen hier fashionablen Bureaur und diese ganze Umwandlung vertreibt natürlich an Häusern mit glänzenden Läden, ausgedehnten Komptoirs und vielen Punkten das Arbeiterelement zu Gunsten der Kaufleute, Hoflieferanten, Hoteliers und der ganzen Bedientenschaar von Kastellanen, Reitknechten und wie die sich beständig mehrenden Anhängsel der oberen Zehntausend alle heißen. Schon dadurch hatte die Arbeiterpartei einen schwereren Stand als jemals früher.
Daraus ergiebt sich dann ganz von selbst, daß der Normalarbeitstag auch von anderer Seite gewürdigt werden muß; nicht allein nach seiner ökonomischen Bedeutung, sondern auch weil er dem Arbeiter 3eit giebt, sich zu erholen, sich zu bilden und sich an den öffentlichen Angelegenheiten zu betheiligen. Es ist eitel Heuchelei, wenn man von ,, Bildung" spricht und ,, Boltsbibliotheken" einrichtet, dem Volte aber keine Beit gewährt, diese Bibliotheken zu benußen. Allerdings mag es Leute geben, welche sich vor der Volksbildung fürchten und die Windthorst und Kleist- Rezow haben dazu eben so Grund wie die Richter und Marquardsen. Ein gebildetes Volk würde den Humbug der alten Parteien durchschauen und sich den neuen gesellschaftlichen Ideen zuwenden, welche den auf der Arbeiterklasse lastenden Druck beseitigen wollen.
So hat die Beschränkung der Arbeitszeit Konsequenzen, tönnte, von welchen mir jeder einzelne lieber wäre, als Sie. Bilden Sie sich ja nichts auf Ihre schönen Augen ein, [ 3 folcher giebt es noch viele; aber es giebt wenige Baroninnen, die sich in Sie verlieben würden, und gewiß keinen zweiten Mann, der thöricht genug wäre, ein solches Glück mit Füßen zu treten."
Als Antonio aus seinem Schlafe erwachte, war es fast Mittag. Er sprang von seinem Lager auf und wunderte sich anfangs, daß er sich in in seinem 3immer nicht zurechtfinden konnte; erst nachdem er die Gardinen, welche das Tageslicht abhielten, geöffnet hatte, erkannte er, daß er sich nicht in seiner Wohnung befinde. Vergebens suchte er in seinem Gedächtnisse nach, wie er hierher gekommen; von dem Momente ab, wo er in den Wagen gestiegen war, hatte er teine Erinnerung mehr. Sein 3weifel bauerte indeß nicht lange; denn kaum hatte er seinen Anzug geordnet, als eine ältliche, ihm wohl bekannte Frau eintrat.
Wir haben uns lange nicht gesehen, Herr Antonio,"
sagte sie mit jener kazenhaften Freundlichkeit, wie sie solchen Dienerinnen eigen ist, die von ihren Herren zu Vertrauten geheimer Sünden gemacht werden, und wenn nicht eine zufällige Verwechselung Sie hierhergeführt hätte, so hätten Sie vielleicht gar nicht daran gedacht, daß ich überhaupt
noch eristire."
Ich wünschte, mein Fuß wäre erlahmt, bevor ich die Schwelle dieses Hauses betrat, in welchem das verkappte Laster umherschleicht. Hätte ich Dich früher erdrosselt, Du Mutter der Sünde, bevor meine Ruhe Deinem hungrigen Rinde zum Opfer gebracht wurde!" Beberbe, Mein Kind?" wiederholte das Weib mit grinsender Dame, mit der Sie hier usammenkommen, mein Kind wäre, würde ich sie zwingen, ihre Liebe einem Manne zu entziehen, der ihrer ganz unwürdig ist. Ja, mein stolzer Herr Antonio, sehen Sie mich nur so groß an, Sie verdienen nicht so heiß und aufmeiß ich gar nicht, was die Frau Baronin von Ihnen will, opfernd geliebt zu sein, und wenn ich es genau überlege,
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Antonio ergriff seinen Hut und machte ohne Gruß und Erwiderung einige Schritte gegen die Thür.
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Haben Sie nur noch ein wenig Geduld, ungestümer junger Herr!" rief die Frau, ihn zurückhaltend; find Sie denn nicht neugierig, zu erfahren, wie Sie hierher tamen? Ich will Ihnen Alles erzählen, während Sie eine Tasse Chokolade trinken."
Antonio schien indeß in der That nicht auf den Grund seiner Anwesenheit an diesem Orte neugierig zu sein und wäre sicherlich davon geeilt, wenn die Frau ihm nicht nachgerufen hätte, daß die Hausthür geschlossen sei und daß er sich die Mühe des Treppensteigens ersparen möge.
,, Was willst Du von mir und was soll ich hier?" fragte Antonio umkehrend. Siehst Du nicht ein, daß es thöricht von Dir wäre, mir Trotz bieten zu wollen? Ich würde die Thür erbrechen, aber zuerst Deine Schleicherseele aus dem verdorrten Knochengerippe treten, wenn Du mir Widerstand leisten wolltest!"
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O, das sieht Ihnen nicht ähnlich, stolzer Herr Antonio! Sie können zwar ohne Gewissensbisse den Ruf und das Lebensglüd einer Frau zu Grunde richten, die Ihnen Alles zum Opfer gebracht hat; aber sich an einem schwachen, wehrlosen Weibe vergreifen? Pfui, das wäre eines so edlen Ritters unwürdig! Uebrigens hätte ich gar nicht gedacht, daß Sie fo furchtsam find; Sie scheinen ja förmlich Angst vor mir zu haben. Es ist Ihnen jetzt so unheimlich hier; und doch waren Sie in demselben Hause und in diesem 3immer so glücklich und überselig! Es ist gar nicht schön, daß Sie mich so verächtlich behandeln; aber unverzeihlich ist es, daß
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Hat die Frau Baronesse Dich vielleicht beauftragt, mir Vorwürfe zu machen?" unterbrach er den Rebefluß des Weibes, dann hätte sie in der That nicht nöthig gehabt, mich, ich weiß nicht durch welche Schleichmittel, hierher zu bringen; Du
Dazu kam das Verhalten der Behörden, welche jede öffent liche Agitation, durch Schrift oder Rede, zu unterdrücken ftrebten. Mit der Freitagsversammlung in der Tonhalle begann- und endete weiteren Versammlungen wurden verhindert- im Anfang die öffentliche Propaganda für die Wahl Christensen's. Alle durch die Einschüchterung der Wirthe, später durch direktes polizeiliches Verbot, alle Flugblätter wurden verboten; trotz alledem stieg die Zahl der sozialistischen Stim men von 821 auf 1454, also um nahezu achtzig Prozent! Das ist ein Resultat, wie es unter den bezeich neten Umständen glänzender faum gedacht werden konnte und es wird nicht verfehlen, auf die Anhänger der Arbeiterpartet allerorts den erhebendsten Eindruck zu machen.
Auch in Mannheim hat der sozialistische Kandidat, Stadtrath Dreesbach, troßdem er bei der Stichwahl vorgestern unterlegen ist, mehr Stimmen auf sich vereinigt, als jemals früher ein Vertreter der Arbeiterpartei. Man zählte nämlich sozialistische Stimmen:
1871.
1874.
1056
1877.
1689
1878
2376
1881
2517
1884
4846
1886
6818
Stichwahl
9775
aber bist sicherlich die schlechteste Vertreterin ihrer Sache.. Ich spreche mich nicht von aller Schuld frei; aber ein Verbrechen war es, ein Weib wie Dich zur Mitwisserin und Beschützerin eines an sich unschönen Verhältnisses zu machen; was die Baronin aber durch Deine Fürsprache bezwecken will, ist mir in der That ein Räthsel. Ich verlange nicht zu wissen, auf welche Weise ich hierher gekommen bin, ich könnte sonst in Verlegenheit gerathen, um ähnlichen wei teren Budringlichkeiten zu begegnen, die ganze Sache der Behörde mitzutheilen; aber ich verlange, daß Deine hohe Gönnerin mich fortan unangefochten lasse. In diesem Augenblicke aber verlange ich, daß Du mir die Thür öffnest und mich nicht länger zwingst, Dein giftgeschwollenes Gesicht anzusehen.
Während der letzten Worte Antonio's war eine ver schleierte weibliche Gestalt aus einer Seitenthür eingetreten, und stand jetzt plöglich vor Antonio, ohne daß er ihre Annäherung bemerkt hätte.
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Sie werden dies Haus verlassen können, sobald Sie wollen, Antonio!" sagte sie mit bewegter tiefer Stimme, ,, mur einige Minuten wollen Sie sich noch gedulden!" und sich gegen die zweite Frau wendend, deutete sie ihr mit einer leichten Handbdwegung an, sich zu entfernen.
Eine volle Minute lang stand Antonio, nachdem er mit der noch immer verschleierten Frau allein war, schweigend und niedergeschlagenen Blickes vor ihr; man sah es ihm an, daß ein heftiger Rampf in seinem Innern arbeitete und daß er Mühe hatte, seine Erregtheit zu verbergen. Noch immer abgewandten Blickes und mit gepreßter, fast ton loser Stimme fragte er endlich: Was wollen Gie von mir?"
Von diesem Augenblicke an nichts Anderes, als Ihnen erklären, daß ich meine Achtung vor mir selbst wieder er langt habe, weil ich zu der Ueberzeugung gekommen bin, daß Sie ein Elender sind, weil ich Sie tiefer, viel tiefer verachten lernte, als mein eigenes Benehmen Ihnen gegen über. Vor einer Stunde noch war es ein von Haß und Liebe untermischtes Gefühl, welches mich zu Ihnen trieb; vor einer Stunde noch hatte ich Pflichten gegen Sie, denen zu Liebe ich mich der gemeinsten Erniedrigung unters