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Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr. 287.
Aus Defterreich.
I.
Der Gefeßentwurf über die Arbeiterkammern, den der deutsch österreichische Klub im Reichsrath eingebracht hat und den der deutsche Klub unterstützt, hat aus den Kreisen der dadurch Betroffenen, aus der Arbeiter bevölkerung, mehrfache Kundgebungen hervorgerufen, welche in eine ziemlich schroff ab lehende Tendenz auslaufen. Vor Allem giebt sich darin das unbezwingliche Mißtrauen fund, das die Arbeiter gegenüber allen Handlungen jener Partei beherrscht, die in den 70er Jahren, geftüßt auf eine Regierung, welche aus ihren Reihen genommen war, nicht nur die vollkommenste Gleichgiltigkeit gegen alle Forderungen der Arbeiter an den Tag legte, sondern auch mit Ruhe zufah, wie die staatsgrundgefeßlich gewährleisteten Rechte der Arbeiter von den politischen Behörden mit Füßen getreten wurden. In keiner Phase der zahlreichen Regie rungssysteme, die feit 1867, dem Geburtstage der gegenwärtigen Verfaffung, verfloffen find, begegnete man den Bestrebungen der Arbeiter seitens der Regierungsbehörde mit solcher Unwissenheit, solchem Hochmuth und solcher rücksichtslosen Feindseligkeit, als unter dem Minifterium Auersperg- Laffer, welches sich selbst als ein Parteiministerium der Liberalen bezeichnete. Der jetzt bestehende deutsch österreichische Klub steht aber hauptsächlich unter dem Einflußfe jener Männer, welche dem Ministerium Auersperg Laffer Heeresfolge leisteten und daraus entspringt das unverhohlene Mißtrauen, welches die Arbeiter gegen alles zeigen, was von jener Fraktion im angeblichen Interesse der Arbeiter schaft unternommen wird. So war es, als vor ein paar Fahren dieselben Leute, der ehemalige Handelsminister R. von Chlumecky an der Spiße, der Regierung den Rang abzulaufen fuchten, indem fie eine Enquete dieses Universalheilmittel in den Händen der Rathlosen und Unentschiedenen über die Frage der Unfall- und Altersversicherung beantragten. Die Arbeiter verhielten sich gegen diese Sirenenrufe unempfindlich. Viel wichtiger für die Beurtheilung der Arbeiterfreundlichkeit fener Fraktion schien ihnen mit Recht die Thatsache, daß sich dieselben Herren mit Händen und Füßen gegen den Marimalarbeitstag von 11 Stunden und gegen die Abschaffung der Nachtarbeit der Kinder wehrten.
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Aber auch der Gefeßentwurf über die Arbeiter kammern selbst bietet Anlaß genug, die politisch dentenden Arbeiter mit berechtigtem Mißtrauen zu er= füllen. Seit dem Beginne der Arbeiterbewegung in Desterreich steht das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht an der Spige der Forderungen der Arbeiterpartei; die kurze Phase des tollsten Anarchismus, die dazwischen eintrat und in welcher nur die Minorität der organisirten österreichischen Arbeiter an jener Forderung festhielt, war nur ein vorübergehendes, bedeutungsloses Moment, denn schon jetzt wagt sich feine Stimme in Arbeiterversammlungen mehr gegen das allgemeine Wahlrecht zu äußern. Diese Forderung allein genügt dem sozialistischen und demokratischen Programme der Arbeiterpartei und wird dem Prinzip der politischen Gleichheit gerecht.
Die Arbeiterkammern, welche jetzt plötzlich sich die Sympathien der deutschen Liberalen und Nationalen errungen haben, find schon im Jahre 1872 in Arbeiterversammlungen gefordert worden; das Gros der Arbeiterpartei verhielt sich aber schon Damals ablehnend gegen diese opportunistische Tattit. Erst nach der Parteispaltung im Jahre 1873, bei welcher sich die Raditalen" unter Führung Andreas Scheus von den Anhängern Heinrich Oberwinders trennten, gewannen die Arbeiterfammern, mit politischem Wahlrecht analog den Handels- und Gewerbefammern ausgestattet, an Oberwinder einen eifrigen Bes fürworter, der im Namen und Auftrag seiner Fraktion auch ein Memorandum an den Wahlreformausschuß des Abgeordnetenhauses richtete, in in welchem er Arbeiterkammern mit Wahlrecht in den Neichsrath als Abschlagszahlung an die Arbeiter verlangte. Da damals ohne bin die Reform des Wahlrechts auf der Tagesordnung stand und die liberale Regierung die direkten Wahlen anstatt der bisher indirekten aus der Mitte der Landtagsmitglieder einzuführen fuchte, war jene Forderung der Fraktion Oberwinder's gewiß eine gerechte und äußerst bescheidene. Mehrere Führer Der Liberalen im Reichsrathe liebäugelten auch mit Oberwinder und zeigten sich gegen die Forderungen der Arbeiter, insbe fondere gegen das Projekt der Arbeiterfammern, sehr entgegenfommend, aber all diese Liebe blieb platonisch, denn es tam zu nichts weiter als zu einer Refolution, in welcher der Regierung nahe gelegt wurde, sich mit der Frage der Arbeiterkammern zu beschäftigen. Die Regierung aber legte die Resolution dorthin, wobin alle Arbeiterpetitionen seit jeher gelangt waren, zu den Alten, wo sie bis heute ruht. Das war unter der libe ralen Parteiregierung und unter der liberalen Majorität im Reichsrathe.
Daß nun dieselbe Partei, zum großen Theile dieselben Männer, mit einem solchen Feuereifer für eine Reform entreten, die ihnen noch vor zwölf Jahren herzlich gleichgiltig, theilweise sogar verderblich erschien, hat seinen Grund in der Hauptsache in der geänderten Stellung der Regierung gegenüber der Arbeiterbewegung und in dem Wechsel in der inneren Politit, der seitdem in Desterreich eingetreten ist. Jene bochmüthige Ignoranz, die sich in der Aeußerung des sogenannten Bürgerministers Dr. Gistra fundgab: Die soziale Frage bört bei Bodenbach auf- mußte angesichts der stetig wachsenden sozialistischen Bewegung in allen modernen Rultur ländern dem Gefühl einer beängstigenden Unsicherheit weichen und schließlich damit enden, daß man durch Konzeffionen an die Arbeiter die Intereffen der herrschenden Klassen am besten zu fördern glaubte. Die Konservativen Parteien, die durch ihren innigen Busammenhang mit den Privilegien des Grundbesiges in einem gewiffen natürlichen Gegensatz zu den Intereffen des industriellen und handeltreibenden Kapitals gedrängt werden, find durch diese ihre Stellung befähigt, dem Kampfe zwischen Unternehmer und Arbeiter auf dem Gebiete der Industrie mit größerer Objektivität ihre Aufmerksamkeit zu schenken, als die meist dem industriellen und Handelstapitale eng verbundenen liberalen Parteien. Außer in England hat insbesondere in Desterreich- Ungarn der Adel diese Aufgabe des Großgrundbefiges erfaßt und mit Geschick in Angriff genommen. Die gegenwärtige österreichische Regierung, die fich bauptsächlich auf den Großgrundbesit stüßt, hat diese Politik gegenüber der Arbeiterbevölkerung ihrerseits aufgenommen und bat damit eine populäre Waffe gegenüber den oppofitionellen Deutschnationalen Fabrikanten in die Hand bekommen. Der Gefeßentwurf der deutschnationalen Fraktionen über bie Errichtung von Arbeiterkammern ist ein Rückschlag dieser Politit, ist ein Versuch der oppofitionellen Elemente, die gänz lich mals freifinnig Liberalen wieder aufzuerwecken, der Regierungspolitit ein Baroli zu bieten. Dieselbe Tendenz verfolgt die Opfer der Sozialistenverfolgung, durch ihren scheinbaren WiderOpposition auch durch ihre geheuchelte Theilnahme für die
Mittwoch, den 8. Dezember 1886.
stand gegen das Anarchistengeses; fie will der Regierung allein das Odium der Gewalt und Polizeimaßregeln gegen die Sozialisten aufladen und ihre Hände in Unschuld waschen. Sie ist aber dabei wohl bedacht, daß ihr Widerstand gegen das Gefes fruchtlos bleibt, daß hierdurch die Regierung an dem schärfsten Vorgehen gegen die sozialistische Bewegung nicht gehindert wird. Diese Ünehrlichkeit und Doppelzüngigkeit manifestirt sich auch in dem Inhalte des Gesezes über die Arbeiterfammern.
Parlamentsberichte.
8. Sigung vom 7. Dezember, 1 Uhr. Am Tische des Bundesraths von Boetticher, Graf Bismarck, v. Schelling und Kommissarien.
Zunächst steht der Gefeßentwurf, betreffend die Errichtung eines Seminars für orientalische Sprachen zur ersten und eventuell zur zweiten Berathung. Das Reich soll zu der als preußische Einrichtung beabsichtigten Errichtung des mit der Verliner Univerfität verbundenen Seminars 20 000 M. für die erste Einrichtung und 36 000 M. zu den jährlichen Ausgaben im Maximum beitragen.
Abg. Grad: Ich begrüße die Vorlage, welche in der vori gen Session nicht mehr zur Verhandlung fam, mit großer Freude. Sie wird nicht nur dem Intereffe der Diplomatie dienen, sondern auch dem Kaufmannsstande von dem größten Nußen sein und darin liegt ihr hoher volkswirthschaftlicher Werth. Ohne die Kenntniß fremder Sprachen kann auch der Handel nicht gut gefördert werden. In den letzten Jahren hat unser Verkehr mit dem Orient ziemlich zugenommen, steht aber hinter dem, was er noch werden kann, zurück. Unser Erport nach der Türkei beträgt 8 Millionen, der englische 127 Millionen; nach Egypten expor tiren wir 1 Million, England 47 Millionen; nach China wir 11, England 83 Millionen; nach den ostindischen Inseln wir 10, England 41 Millionen; nach Britisch Indien wir 8, England 611 Millionen Mark. In den letzten 50 Jahren hat sich die Bevölkerung Deutschlands um die Hälfte vermehrt. Vor 50 Jahren erportirten wir Getreide und importirten industrielle Gegenstände; jezt hat sich das Verhältnis umgekehrt. Die Einrichtung des Seminars für orientalische Sprachen hat volksmirthschaftlich dieselbe Bedeutung wie die Dampfersubvention. Nach der Vorlage soll das Seminar eingerichtet werden nach dem Modell der in Paris und Wien bestehenden Institute. Es sollen wissenschaftliche Vorträge gehalten und auch prat tische Uebungen angestellt werden und zu diesem Zweck dem Institute Eingeborene des betreffenden Landes als Assistenten beigegeben werden. Die Schule in Paris hat 12 Lehrstühle, am Berliner Seminar sollen nur 6 errichtet werden. Das fran zösische Budget für das Seminar beziffert sich auf 154 000 r., hingegen werden für das Seminar in Berlin nur 72000 m. als fortlaufende Ausgabe und 40 000 M. als einmalige Ausgabe gefordert. Hiervon soll Preußen die Hälfte tragen. Ich meine, daß das Reich an der Sache sehr betheiligt ist. Ich werde deshalb für die Vorlage stimmen und würde auch nichts dagegen haben, wenn sie an die Budgetkommission verwiesen würde.
Abg. Klemm befürwortet ebenfalls die Vorlage und zwar unter besonderem Hinweis der Erfolge, welche die französische Schule gehabt hat. Bedenklich ist es ihm aber, daß das Reich nicht nur mit einem Zuschusse eine Einrichtung eines Einzelstaates bedenkt, sondern sich auch einen Eingriff in die Verwaltung deffelben vorbehält. Redner beantragt die Verweisung waltung deffelben vorbehält. Redner beantragt die Verweisung der Vorlage an die Budgetkommission.
Abg. Dr. Bamberger: Wenn ich keine anderen Gründe hätte, die Vorlage zu begrüßen, als Herr Grad, so würde ich allerdings wünschen, ohne Verweisung an die Kommission sofort in ihre zweite Berathung einzutreten und da ein negatives Votum abzugeben. Es ist doch eine etwas gar zu einfache Vorstellung von der Sache, wie Herr Grad es thut, die Ziffern des deutschen und englischen Erportes nach dem Orient vorzu rechnen, und ich glaube, je mehr Geld wir für ein orientalisches Seminar ausgeben, desto weniger wird die Ziffer unseres Erports nach dem Drient wachsen. Ich glaube sogar, daß die Vergleichung mit der in meinen Augen zweifelhaften Leistung der Dampferfubvention noch viel zu hochgehend ist, und ich würde der Sache durchaus nicht freundlich gegenüber stehen, wenn ich wirklich glaubte, daß ihre kommerzielle Bedeutung ihren Schwerpunkt bilde. Der Abgeordnete Klemm scheint mir die Sache schon viel richtiger aufgefaßt
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haben und ich sehe eine günstige Vorbedeutung dafür, daß sie in meinem Sinne aufgefaßt zu werden verdient, darin, daß der Vertreter des preußischen Universitätswesens( Geh. Rath Althoff) als Regierungskommiffar für die Vorlage hier anwesend ist. Ich sehe in ihr eine wesentliche Förderung des philologischen Studiums nach der Seite der lebenden Sprachbildung hin, und nur von diesem Standpunkte aus kann ich ihr beipflichten; denn für die Idee, die Bemutterung des Handels, die überall Leute hinschickt, um für ihn zu werben, auch noch durch Sprachkunde zu unterstüßen, fann ich mich in feiner Weise erwärmen. Dagegen stand Deutschland seit jeher und steht namentlich in diesem Jahrhundert so sehr auf der Höhe der philologischen und linguistischen Studien als die erste und jedenfalls unübertroffene Nation der Welt, daß eine Vorlage, die sich mit diesen Aufgaben beschäftigt und zwischen Wiffen ein neues Band zu knüpfen fchaft und Leben noch sucht, selbstverständlich unseres Wohlwollens sicher ist. Auch find ja die Ansprüche, die damit an das Reich gestellt werden, nicht sehr groß. Andererseits verdienen auch kleine Ausgaben bei der jezigen Finanzlage auf ihre Nothwendigkeit geprüft zu werden, und ich bin daher auch für die Verweisung der Vorlage an die Budgetkommission. Was mich etwas bedenklich gegen fte macht nur bedenklich, denn ungünstig bin ich nicht gefinnt ist, daß sie fich doch zunächst als Nachahmung an Institutionen anschließt, deren Ursprung weit zurückliegt und die, wenn sie heute noch zu schaffen wären, auch von den beiden Musterländern Desterreich und Frankreich , nicht so oder gar Das französische Institut datirt nicht geschaffen würden. aus dem 17. Jahrhundert, aus Colberts Beit. Damals wurden jene orientalischen Schulen geschaffen, deren Böglinge damals wie noch heute élèves de l'Orient hießen. Sache war aber rein praktisch gedacht; Knaben von 8-10 Jahren, 10 oder 12 an der Bahl, wurden in die Kapuzinertlöfter nach Ronstantinopel und Smyrna geschickt, während
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gleichzeitig junge Drientalen oder Angehörige französischer im Orient anfäffiger Familien nach Paris gezogen wurden, um im dortigen Jesuitenkloster in den orientalischen Sprachen unterrichtet zu werden. Die Institution hatte damals einen ganz anderen Sinn als fie ihn heute haben kann. Damals stand Europa , die Frankenwelt, dem Orient und namentlich der Hohen
Pforte ganz anders gegenüber als jetzt; als unterwürfiger Diener mußte Jeder, der sich der Hohen Pforte nähern wollte, ihre Huld und Gnade fich erst erbetteln; und noch bis zum Ende des vorigen Jahunderts gingen in Konstantinopel die aus diesen Schulen hervorgegangenen bei den Gesandtschaften
3. Jahrg.
angestellten Dragomans in orientalischem Kostüm zu Hofe. Wie hat sich das Alles in's Gegentheil verkehrt! Jest fönnen wir mit einigem Stolz auf jene orientalischen Mächte herabsehen. Sie haben sich auf alle mögliche Weise zivilifirt, nicht am wenigsten durch Schuldenmachen, und selbst China erschien vier oder fünf Mal in Europa und nahm die Pumpfraft der europäischen Börsen in Anspruch; wenn wir ihm noch einige Male so den Hof machen, wie in diesem Sommer, mit Herumfahren und guter Bewirthung, dann ist es vielleicht so aut, auch bei der Berliner Börse eine Anleihe zu kontrahiren. ( Seiterkeit.) Das zivilifirt enorm und macht sehr zahm; darum brauchen wir uns jezt nicht so anzustrengen, um jenen orientalischen Mächten nahe zu kommen, wie damals, als jene Schulen gegründet wurden, die uns jetzt als Vorbild dienen sollen. Auch Desterreich hat nach dem fran zösischen Beispiel seiner Zeit eine ähnliche orientalische Schule bei der Nuntiatur in Konstantinooel ge= gründet, die erst unter Maria Theresia nach Wien verlegt wurde. Diese Sprachknaben", wie man sie nannte, als die Schulen beider Nationen noch in Konstantinopel waren, waren Böglinge im Sinne unserer Vorlage, und es werden noch heute nicht mehr in Konstantinopel , aber in Paris in der Dra gomanschule ganz junge Kinder eingestellt und die Schule selbst ist ein Appendix zu einem Lyzeum. Erst später, wenn sie dort ausgebildet sind, werden sie nach dem Orient geschickt, wo sie den Konsuln anvertraut, und wenn diese keinen Platz haben, bei Drientalen zur Pflege gegeben werden unter der Bedingung, daß sie nur die dortige Sprache sprechen. Ebenso ist die Akademie für orientalische Sprachen in Wien , insofern sie für diesen Dienst zugeschnitten ist, ein Internat, in dem die Schüler erzogen, gepflegt und unterrichtet werden und zwar nicht blos für diese Sprachen, sondern für das ganze Konsularwesen. Es handelt sich hier also um eine Spezialausbildung theils in den fremden Sprachen, theils für das ganze Konsularwesen, in großem Unterschied gegen unsere Vorlage, die nur eine akademische Leistung erstrebt; die Sprachen des Orients und Afrikas , hauptsächlich arabisch denn kafferisch oder hottentottisch wird man bei uns zu lernen sich noch nicht gezwungen fühlen sollen unter Buziehung eines Eingeborenen akademisch gelehrt werden. So weit, wie es nach der Methode von Wien oder gar von Paris geschieht, wird man bei uns nicht gehen, sonst möchte ich besorgen, daß die jest so geringen Kosten, die uns etwas verführerisch anlächeln, fich sehr bald steigern werden. So wie die Sache in Zug kommt, werden Anträge auf Stipendien folgen, damit die auf diese Weise vorgebildeten jungen Leute fich weiter entwickeln. Ob nun der jezige diplomatische Dienst, namentlich in China und Japan , mit der englischen und zum Theil mit der deutschen Sprache so vertraut ist, daß er kaum mehr der Dolmetscher bedarf, und ob wir gerade für ihn nöthig haben, besondere Erziehungsmethoden einzuführen, das will ich im Augenblick nicht entscheiden, sondern nur einige 3weifelsgründe beibringen, damit wir die Sache heute nicht über das Knie brechen, sondern in der Kommission genau überlegen.( Beifall links.)
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Abg. v. Cuny: Der leitende Gesichtspunkt bei dieser Vorlage ist teineswegs der philologische, den Herr Bamberger in den Vordergrund geschoben hat. Es werden hier die Konfe quenzen gezogen von der Thatsache, daß der Orient mit einer in seiner Art sehr entwickelten und für die Menschheit sehr wichtigen Kultur in den Kreis unserer Kultur eingetreten ist. Wenn Japan eine große Anzahl begabter, auf der Höhe der dorwir nur die eine Thatsache beherzigen, daß fortwährend aus figen Bitdung stehender junger Männer hier nach Berlin tommt, um hier an unserer Bildung theilzunehmen, dann wer ben wir uns nicht verhehlen, daß es sich hier um mehr handelt, als um eine bloße Frage der Gewandtheit zum Zweck der gegenseitigen praktischen Geschäftserledigung. Es sind vielmehr beide Kulturkreise, die bis vor Kurzem einander fremd und fern gegenüberstanden, im Begriff, ich will nicht sagen in einander aufzugehen, aber in die engsten Beziehungen zu einander zu treten, und unsere Nation kann sich der Aufgabe nicht ent ziehen, diejenigen geistigen Waffen, die zur Bewältigung dieser Aufgabe erforderlich find, fich anzueignen. Die philologische Seite der Sache ist nur eine von vielen. Folgen aber, die für unseren Handelsverkehr aus der Kenntniß der orientalischen Sprachen entspringen, fallen auch nicht am wenigsten ins Gewicht, und wenn Sie nun die Aeußerungen der englischen Presse bedenken über den Vorsprung, den der deutsche Kaufmann im Orient und zwar nicht am wenigsten wegen seiner Kenntniß der orientalischen Sprachen über den englischen Kaufmann zu erreichen im Begriff steht, dann werden Sie auch, glaube ich, der Sache feine Gewalt anthun, wenn Sie anerkennen, daß Herr Grad in dankenswerther Weise eine sehr wichtige Seite der Frage berührt hat. Darin gebe ich Herrn Bamberger recht, daß es nicht angezeigt sein würde, gerade das in Frankreich bestehende Institut zum unmittelbaren Vorbild zu nehmen. Uebrigens entnehme ich schon aus der Vorlage, daß das keineswegs die hierbei obwaltende Abficht ist, es soll vielmehr nur Gelegenheit gegeben werden zur theoretischen Erlernung und Verwendung der orientalischen Sprachen. Was den Kostenpunkt betrifft, so wird eine eingehende Erörterung desselben nur in der Kommission möglich sein.
Die Vorlage geht an die Budgetkommission. Hierauf wird der Bericht der Reichsschulden- Kommission auf den Antrag des Abg. Meyer( Halle ) an die Rechnungskommiffio verwiesen.
Es folgt die Fortsetzung der zweiten Berathung des Etats.
Bei dem Etat der Reich siustizverwaltung bittet Abg. Roßhirt um Auskunft über den Stand der Arbeiten der Rommiffion zur Ausarbeitung eines bürgerlichen Gefeßbuches; diefelbe werde sowohl den Fachmännern als dem deutschen Volte erwünscht sein.
Abg. Bernuth: In diesem Jahre sind für die Kommission zur Herstellung des bürgerlichen Gefeßbuches 25 000 M. weniger beansprucht als in dem verfloffenen Jahre, weil dieselben nach dem Stande der Arbeiten der Kommission entbehrt werden können. Es sollen das nach Mittheilungen der Presse Ersparnisse an Drudkosten sein, während die Kommission selbst noch während des ganzen Etatsjahres werde bestehen müssen. Ich bin weit entfernt, die Kommiffion angreifen zu wollen, in welcher die hervorragendsten Juristen fißen und deren Vorsitzender einer der ersten deutschen Juristen von unerschöpflicher Arbeitskraft ist. Aber es muß der Wunsch berechtigt erscheinen, daß das Werk aus den Arbeiten der Kommission allmälig an den Tag tomme. Allgemein wird ferner der Wunsch gehegt, daß der aus der Kommission hervorgehende Entwurf der Deffentlichkeit nicht entzogen werde, damit eine wissenschaftliche Kritik dem felben gewidmet werden könne, so daß dem Bundesrath und Reichstag reichhaltiges Material zur Würdigung des Entwurfs gegeben werde.( Beifall.)