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fegen, um die zweite Lesung der Vorlage unter allen Um­ständen erst nach Weihnachten   in Angriff zu nehmen. Viel­fach neigt man in der Kommission dazu, dem Plenum über die Berathungen mündlichen Bericht zu erstatten. Für die weitere Förderung der Vorlage wird viel davon abhängen, ob man schriftliche oder mündliche Berichterstattung beliebt. Die be dingten und unbedingten Gegner der Vorlage find für schrift­lichen Bericht. Da Fürst Bismarck   spätestens in der dritten Woche dieses Monats hier erwartet wird, so würde er bei einer zweiten Lesung der Militärvorlage nach Weihnachten   jeden­falls in Berlin   anwesend sein."

Zu dem Gesezentwurf über die Unfallversicherung der Seeleute sind, wie man berichtet, im Bundesrathe so viele Amendements erschienen, daß der Entwurf möglicherweise eine Umarbeitung erfahren wird. Die Wünsche auf Abänderung fommen namentlich aus den Küstengegenden; ganz besonders lebhaft sollen die Hansastädte eine Umgestaltung des Entwurfs befürworten, weil die reichen Rheder soviel als möglich entlastet sein wollen.

Den Mitgliedern der Reichstagskommission für das Militärgesetz find bereits die von dem Kriegsminister in Aus­ficht gestellten Berechnungen über dic Heeresstärke der Nachbarstaaten im Verhältniß zu der deutschen   und Nach­weise über die beabsichtigte Verwendung der geforderten 41 000 Mann zugegangen. Den Mitgliedern steht es frei, den In­halt dieser Mittheilungen den der Kommission nicht angehörigen Abgeordneten zugänglich zu machen; eine Veröffentlichung der Zahlen durch die Presse ist dagegen ausgeschlossen.

Aus den deutschen Kolonien tommen nichts als Trauer­nachrichten. Nach einem Telegramm des Reuter'schen Bureaus" aus Sanfibar vom Dienstag soll Dr. Jühlke, der Vertreter der deutschen   ostafrikanischen Gesellschaft in Kesmapoo, durch Somanlis ermordet worden sein.

Neulich wurde die zweite Probenummer der Pfälzi­schen Freien Zeitung" in Kaiserslautern   beschlagnahmt. Diese Beschlagnahme hat die Kreisregierung bestätigt.

Deffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen. Der auf Grund des Bundesrathsbeschlusses vom 15. Mai d. J. dem Reichstage vorgelegene Entwurf eines Gefeßes, betreffend die unter Ausschluß der Deffentlichkeit stattfindenden Gerichts­verhandlungen, ist in der letzten Reichstagsfeffion unerledigt ge­blieben. Es ist nunmehr von preußischer Seite beim Bundes­rath beantragt, derselbe wolle beschließen, diesen Gefeßentwurf dem Reichstage wieder vorzulegen.

Oesterreich- Ungarn.

Der Handelsminister hat von den Gewerbeinspektoren ein Gutachten über den Plener- Erner'schen Gefeßentwurf, betreffend. die Errichtung von Arbeiterkammern, abverlangt. Es scheint demnach, daß der vielfach ventilirte Initiativ- Antrag des deutsch  - österreichischen Klub auch die Aufmerksamkeit des Handels­amtes erregt hat.

Rukland.

Der Polit. Korr." wird aus Petersburg   gemeldet, daß General Schweinig sich gegenüber dem Minister des Innern, Grafen Tolstoi  , über die gehässige Sprache der russischen Breffe Deutschland   gegenüber beklagt hat. Tolstoi drückte feine Mißbilligung des Tones derselben aus, erklärte jedoch zugleich, daß er nichts thun könne angesichts der feindseligen Sprache eines Theiles der deutschen   Presse gegen Rußland  ."

Dänemark  .

Aus Kopenhagen   wird der Pol. Korr." gemeldet, daß die dänische Regierung eine Verstärkung des Heeres um ungefähr 12 000 Mann aller Waffengattungen, das ist uns gefähr 25 Prozent des gegenwärtigen Standes, beabsichtigt. Desgleichen soll eine ganz beträchtliche Vermehrung der Flotte, sowohl betreffs des Personals als des Materials erfolgen. Unter Anderem sollen acht neue größere Schlacht­Schiffe und Kreuzer und 28 neue Torpedoboote angeschafft werden.

Frankreich  .

Die Ministertrisis in Frankreich   ist noch immer nicht gelöft; feft scheint allein zu stehen, daß Freycinet allem An bringen, auf seinem Posten zu bleiben, Widerstand entgegen fest. Montag Abend fonferirte Grévy mit dem Kammerpräft denten Floquet. Aus Pariser   parlamentarischen Kreisen ver lautet, daß Grévy bei dieser Unterredung auf die Möglichkeit hingewiesen habe, daß Floquet die Bildung des neuen Kabinets übertragen werden fönnte, ohne jedoch eine bestimmte Auf­forderung an denselben zu richten. Floquet soll darauf nicht verhehlt haben, daß er in seiner gegenwärtigen Stellung als Präsident der Kammer dem Staate bessere Dienste leisten zu tönnen glaube; er würde jedoch, falls Grevy ihm die Bildung des Rabinets zur Pflicht machen sollte, vor den Schwierig­feiten und den Verantwortlichkeiten, welche die Situation mit fich bringen, nicht zurückschrecken. Grevy konferirte

im Laufe des Abends noch mit Clémenceau  , Ferry und Briffon. In der Deputirtenkammer beantragte am Dienstag der Intransigent Michelin eine Revision der Verfassung

ichalet

ein

junger fräftiger Mann von einigen dreißig Jahren; seine Frau, ein kleines, hübsches, schmächtiges Weibchen, einige Jahre jünger; sein Vater, der alte Marrschalet, ein sechzigjähriger Mann, ehrwürdigen Aus­sehens, mit einem Gesicht voll Liebe und Milde; dessen Frau, die Stiefmutter des jungen Mannes, und dessen zwei kleine

Kinder.

Wenn man die triefenden Wände und die dumpfe Rerkerfuft mit dem gefunden Aussehen dieser Menschen ver­glich, so mochte man die Naturforscher Lügen strnfen, wenn sie behaupten, daß frische Luft das erste Bedürfniß aller Geschöpfe sei oder gefällt sich die Natur manchmal in ähnlichen Widersprüchen?

in ein kleines Gärtchen führende Kammer befindet sich in ber Hütte, eben so ärmlich, ja noch kleiner als die erstere, und dennoch nicht ohne einen gewissen Anstrich von Behag­

Noch eine zweite, von der vorigen ganz abgesonderte,

lichkeit und Ordnung.

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Das Kämmerchen ist nicht viel über sechs Fuß hoch, so daß ein Mann mit dem Hute auf dem Kopfe an die Decke stoßen muß. Die Einrichtung wenn man diese bunt zusammengestellten Gegenstände so nennen fann besteht aus einem Bett, dessen Fußgestell bereits aus ben Fugen gegangen ist und durch ein Querbrett wird; ein rein=

nur

mühsam

zusammengehalten

liches, aus unzähligen Flicken und Stücken zusammen­gefügtes weißes Linnentuch läßt hin und wieder das neu­gierige Stroh hindurchblicken; ein größerer und ein kleinerer Bolster und ein schöner, mit blauem Wollstoff gefütterter tuchener Schlafrod vollenden die Einzelheiten der Lagerstätte. In der Nähe derselben befindet sich ein verhältnißmäßig sehr Ein fleines, mit Papieren bededtes

großer Lehmofen.

Tischchen, eine mit Büchern beladene zweibeinige Bank, ein gepolsterter Sessel ohne Lehne, ein leberner Reisekoffer und ein Schachbrett auf demselben­Stücke des Kämmerchens.

sind

( Fortsetzung folgt.)

und behauptete, dies sei das einzige Mittel, aus der Verwirrung herauszukommen; er verlangte die Dringlichkeit für seinen An­trag. Barodet   erklärte fich im Namen der äußersten Linken gegen die Dringlichkeit. Durch eine Verständigung der Res gierung müsse man aus der Krisis herauszukommen suchen; eine Verfassungsrevision würde die Republikaner   nur noch mehr spalten. Ornano( Bonapartist) befürwortete die Dringlichkeit, Andrieur bekämpfte dieselbe. Die Dringlichkeit wurde mit 431 gegen 41 Stimmen abgelehnt.

Die Kammer nahm ohne Diskussion das Gesetz über den Verkauf der Kron diamanten mit den Modifikationen des Senats an.

Großbritannien  .

Einer der besten Bundesgenoffen der irischen Agrarreformer in ihrem für den Winter begonnenen Kampf um die Pacht­zinse ist die Ungewißheit der zukünftigen Gestaltung der Regierung in Irland  . Seitdem die liberale Partei Homerule für Jrland zum vornehmsten Grundsaß ihres Partei­programms gemacht hat, ist der Sieg dieser Bestrebung inner­halb der nächsten Jahre zum mindesten sehr möglich gemacht. Dann aber würden diejenigen Personen in Irland   and Ruder tommen, die jezt als Wortführer der Verwaltungs- sowohl wie der Agrarreform auftreten. Der Abgeordnete Dillon, der durch seine agitatorischen Reden in Connaught sich in den Vordergrund des Kampfes gestellt und bereits eine Anklage zu­gezogen hat, hat die günstige Gelegenheit, welche diese Une ficherheit ihm bietet, erkannt und sie in einer Aufsehen er­regenden Rede in dem Städtchen Castlerea mit aller Offenheit ausgenußt, indem er den untergeordneten Werkzeugen der gegenwärtigen Regierung und der Großgrundbefizer mit der Rache der fünftigen Machthaber drohte. Da seine darauf hin­zielenden Worte viel Staub aufwirbeln werden, verdienen sie eine ausführliche Wiedergabe. Dillon sagte wörtlich: Ich wünsche einige Worte der Warnung an diejenigen Männer zu richten, welche in dem gegenwärtigen Streit die Seite der Großgrundbefizer und Unterdrücker des Volkes zu nehmen ge denken, einige Worte der Warnung an die Gerichtsvögte und alle Leute solchen Schlages. Meine Warnung ist die, daß Jedermann in Irland  , England und Schottland   weiß, wer die Regierung Frlands in wenigen Jahren übernehmen wird. Die fleinen Botentaten, welche heute die Hilfe der Polizei haben und die da glauben, sie können über die Leiber des Volkes hinwegschreiten, denen sage ich: die Zeit ist nahe, in denen die Polizeibeamten unsere Diener sein werden, in der die Polizei ihre Befehle von Parnell empfängt, wenn er Premierminister von Jrland ist. Und ich warne diese Leute jept, die sich durch Parteinahme für die Großgrundbefizer als Feinde des Volkes fennzeichnen, daß in der Zeit unserer Macht wir ihrer gedenken werden. Die Zeit ist vorüber, in der die Regierung des Lan­des dauernd dem Willen des Volkes zuwider geführt werden fann. Der Tag der Abrechnung mit den Volksfeinden muß bald kommen. Diese kleinen Leute, diese Agenten der Groß­grundbefizer glauben, weil sie jetzt die Polizei an der Hand haben, dem Bolte trogen zu fönnen; wir wollen aber im Laufe Der nächsten zwei oder drei Jahre sehen, was das Ergebniß sein wird, wenn wir die Macht haben; und wie ich bereits fagte, dann wollen wir derjenigen gedenken, welche gegen das Volt im Winter auftraten. Ich will weiter gehen und sage, daß jene Beamten, welche im Kampfe gegen das Volk fich durch ihre Härte und Grausamkeit auszeichnen, wenn fie Beförderung wünschen, anderswo hingehen müssen, als zu uns, wenn wir die Macht in die Hände bekommen sollten."

Balkanländer.

Will man über die russische   Politit in unseren Tagen ein aufrichtiges Wort lesen, so braucht man fich nur bei den türkischen Journalen zu informiren. Sie sind das verläßliche Sprachrohr der russischen   Botschaft in Konstantinopel  . Von diesem Gefichtspunkte ist ein Artikel der Turquie" recht bemerkenswerth, deffen Inhalt im Nachfolgenden reproduzirt sein mag. Der Artikel präzisirt die augenblickliche Situation in der bulgarischen Frage dahin, daß England, Italien   und Desterreich- Ungarn gegen Rußland   verbündet die Autonomie Bulgariens   verlangen. Bismarck   spiele die Rolle des ehrlichen Matlers, während Frankreich   und die Türkei   zu den An­schauungen des Petersburger Rabinets hinneigen. Rußland, meint das Blatt, werde auf eine europäische Konferenz vielleicht eingeben, doch nur sub beneficio inventarii. Die Autonomie Bulgariens   hält das Blatt für eine diplomatische Fiktion und bemerkt, daß, wenn Graf Kalnofy erklärt habe, dieselbe aufrecht halten zu wollen, es hiezu zu spät sei, es wäre denn, daß Deutschland   aus feiner Referve herausträte. Eine Konferenz würde zu nichts führen und wenn sie ein Resultat hätte, Resultat hätte, so wäre dies nur eine Verkleisterung, eine Fortsetzung des Provisoriums, die Rußland   viel leicht ganz willkommen fäme. Rußland   habe nur ein unmittelbares Ziel, nämlich die Autonomie der Baltan= staaten zu verhindern. Zu einem Kriege werde es darum nicht kommen. Denn Deutschland   wolle denselben nicht, Desterreich- Ungarn werde nicht den Muth haben, ihn ohne Deutschland   zu führen; auf Italien   und England aber lege

Aus Kunst und Leben.

Die weiblichen Aerzte in Rußland  . Wie aus St. Pe­ tersburg   berichtet wird, hat die medizinische Akademie jüngst einen für die dem Studium der Medizin fich widmenden Frauen wichtigen Beschluß gefaßt. Auf eine Frage des Unterrichts­ministeriums, ob das Diplom der Frauen als gleichwerthig mit dem Diplome der männlichen Aerzte anzusehen ist, antwortete die Akademie bejahend auf Grund einer Abstimmung, welche 19 Stimmen pro und 3 kontra ergab. Demgemäß find die weiblichen Aerzte in Rußland   auch in wissenschaftlicher Hinsicht den männlichen gleichgestellt worden.

Meuterei auf einem französischen   Schiff. Aus Genua  werden über die Meuterei an Bord der franzöfifchen Brigantine Utile  " bei Piombino   folgende Details gemeldet:" Der Kapitän bes Schiffes, im Begriffe, dasselbe auf einige Tage zu verlaffen, hatte unter der Mannschaft eine Extraration an Wein von zwei Liter per Kopf vertheilen laffen und das Kommando dem zweiten Kapitän übergeben. Zwei Stunden später rotteten fich die vom Weine erhigten Matrosen unter der Leitung des Bootsmannes zusammen und forderten vom zweiten Rapitän heftig die Her ausgabe eines in der Kabine des Kapitäns befindlichen Fäßchens Malagawein; derselbe weigerte sich, dies zu thun, und versezte schließlich, als die Meuterer immer dringender wurden, einem derselben einen heftigen Schlag. Dies war das Signal zu offenem Aufruhr; von Fauftschlägen getroffen, stürzte der Ka pitän blutend und bewußtlos zu Boden. Der Bootsmann er mahnte nun seine Genoffen, in ihrem Thun einzuhalten, allein die erhigten Gemüther wandten sich nun gegen ihn; von drei tödtlichen Mefferstichen getroffen, stürzte derselbe todt zu Boden. Während die Meuterer sich nun an dem erbeuteten Weine er

labten, gelang es dem zweiten Kapitän, der inzwischen zu sich

gekommen war, auf dem Schiffsboote zu entkommen und die Rüfte zu erreichen. Er machte jedoch erst am folgenden Morgen die Anzeige von dem Geschehenen. Die Meuterer wurden nun nach heftiger Gegenwehr befiegt und verhaftet. Der Prozeß dürfte, da ein franzöfifches Schiff der Schauplatz des Frevels, wahrscheinlich vor die französischen   Gerichte gebracht werden.

Angeklagt find der Kapitän, weil er das Schiff, angeblich, obme

ohne Nöthigung, verlassen hatte, ebenso der zweite Kapitän, der es in einem Augenblick offenfundiger Gefahr in Stich ließ. Die Matrofen werden sich wegen Meuterei und Mordes zu verant worten haben."

Der Bierfonsum Deutschlands  . Der Chemnißer Konful der Vereinigten Staaten  , C. Tanner, berechnet im Scientific  

man in Petersburg   fein Gewicht. Rußland   warte indessen und bereite die Zukunft vor.

Jm Brüffeler Nord", einem mehr als nur halboffiziösen russischen   Blatt, befindet sich eine ausführliche Vertheidigung der von Rußland   in Bulgarien   befolgten Politik. Die selbe äußert sich erneut dahin, daß Bulgarien  , streng genommen, tein unabhängiger Staat sei, daß Bulgarien   seine politische Eristenz der Aufopferung Rußlands   und der europäischen   Bu stimmung verdante. Rußland   verfolge nur eine Politik legis timer Vertheidigung; Rußland   wolle seine Südküsten gesichert sehen, das könne nur durch die Schließung der Meerengen er reicht werden, Rußland   könne also nicht dulden, daß Odessa  und Sebastopol   stets offen dalägen für etwaige Diverfionen, welche England im Hinblick auf sein indisches Reich bedürfen tönnte. Die Schließung der Dardanellen genüge, der Besitz Konstantinopels   sei nicht nöthig.

Afrika  .

Der Londoner Observer" nimmt willkommenen Anlaß an der noch immer andauernden französischen   Minister frisis, sich darüber zu äußern, die englische Regierung habe der französischen   höflich, aber entschieden zu verstehen gegeben, fie sei jezt nicht bereit zu Erörterungen, wann sie die Offupationstruppen aus Egypten zurückzuziehen beabsichtige. Auch müßte fie es absolut ablehnen, irgend welchen Vorschlag für die Internationalifirung des Suezkanals zu erwägen. Wir haben ferner," schreibt das Blatt, Grund zu der Annahme, daß die Anträge, welche die franzöfifche Regierung den übrigen fontinentalen Mächten machte, nämlich daß es zweckmäßig sein würde, die Hand Englands in Egypten zu forciren, feinen Frankreich   nicht die mindeste Idee hat, zu einem Kriege mit Anklag gefunden haben. Unter diesen Umständen mußte, da England wegen Egyptens   zu schreiten, der Versuch, England zu zwingen, seine gegenwärtige Stellung in Egypten aufzu geben oder zu modifiziren, fallen gelaffen werden. Es würde uns nicht wundern, wenn diese Thatsache etwas mit der Niederlage des franzöfifchen Ministeriums in der Sub­präfektenfrage und seinem auf Grund dessen erfolgten Rücktritt zu thun hätte. Aber gleichviel, ob Herr von Freycinet im Amte bleibt oder einen vorgeschritteneren Politiker als Nach folger erhält, muß irgend ein Vorgehen Frankreichs   in Betreff Egyptens   resultatlos bleiben, so lange unsere Regierung an ihrer gegenwärtigen Haltung meisterhafter Unthätigkeit fest hält." Das ist eine bittere Bille für die Franzosen.

Amerika.

Wilhelm Liebknecht   nahm am 25. v. M. Abschied von New- York   und Brooklyn  . In New- York   hatten die Sozialisten Nachmittags im Cooper- Institut eine Abschiedsversammlung arrangirt und in der Schwesterstadt Brooklyn   fand eine solche am Abend im Labor- Lyceum statt. Bei dieser Gelegenheit hielt Liebknecht mehrere Reden. Er erzählte, daß er die zum Tode verurtheilten Chitager Anarchisten im Gefängniß besucht habe, und erklärte, die Leute seien unschuldig verurtheilf, weshalb die Arbeiterorganisationen alles aufbieten sollten, die Verurtheilten vom Galgen zu retten. Vermuthlich wird letzteres eintreten. Einen Erfolg haben die Vertheidiger schon zu ver­zeichnen. Richter Stone von der Supreme Court  ( Obergericht) des Staates Jllinois ordnete, wozu er durch das Geseß keines­wegs verpflichtet gewesen wäre, einen Aufschub der für den 3. Dezember anberaumten Hinrichtung an. Nun wird das Obergericht in etwa zwei oder drei Monaten über den Antrag auf Bewilligung eines neuen Prozesses entscheiden. Sollte diese Entscheidung zu Ungunsten der Anarchisten aus fallen, dann werden Petitionen um Begnadigung der Vers urtheilten mit hunderttausenden von Unterschriften dem Gouverneur von Illinois   unterbreitet werden. Sämmtliche Arbeiterorganisationen des Landes sammeln Unterschriften zu diesem Zweck, und unter dem Druck der Verhältnisse man hat eine riesige Angst vor der Fortschrittsdemokratie", der neuen Partei Henry George's   unterschreiben felbst Leute, welche unmittelbar nach dem blutigen 4. Mai die sofortige Hinrichtung aller Anarchisten peremptorisch forderten.

In Milwaukee werden jest 11 Theilnehmer an dem Mai- Aufruhr" prozesfirt. Sobald der Prozeß zu Ende, tommt Paul Grottfau bran, der angeklagt ist, zum Aufruhr auf­gehezt zu haben. Bei beiden Prozessen wird voraussichtlich nichts herauskommen. Bei den leßten Wahlen haben die Arbeiter in Milwaukee sämmtliche Aemter besetzt. Wenn die neuen Beamten auch noch nicht im Amte find, so hat doch der Ausfall der Wahl Einfluß genug, um Paul Groftkau und seine Genossen zu schützen.

Gerichts- Zeitung.

" Sie werden nicht alle" Ein ganz gefährlicher Schnapphahn stand gestern vor der Straffammer des Land­ gerichts 1   in der Person des bereits zehn Mal wegen Bauern fängerei vorbestraften Handelsmanns und früheren Bäckers Ferdinand Splitt. Mit einem gleichgesinnten, indessen bisher nicht ermittelten Genoffen lungerte Splitt an einem Pferde­marktstage im Oktober d. J. in der Nähe des Weißensee  'er

american den Bierkonsum Deutschlands  . Im Jahre 1885, sagt er, find vier Milliarden, vierhundert Millionen Liter edlen Gerstensaftes in Deutschland   erzeugt und auch glücklich hinter die Binde gethan worden. Es muß nämlich bemerkt werden, daß der Import und Erport von Bier fich in Deutschland   bei­läufig die Waage hält. Unter solchen Umständen stellt sich der Konsum per Kopf auf 160 Liter. Die Menge des von germanischen Trinkern im Laufe eines Jahres vertilgten Bieres fönnte einen See bilden, dessen Oberfläche eine Quadratmeile, deffen Tiefe 6 Fuß messen würde. Will man sich keinen Biersee, feinen Bierteich vorstellen, so möge man die Phantasie über einen Bierstrom schwanken laffen. Hopfen, Gerste, Kars  toffeln und andere Ingredienzien, welche zur Brauerei ver wendet werden, wiegen zusammen zwei Milliarden Pfund und würden aufgehäuft einen ganz respektablen Berg bilden.

Eine bisher unbekannte Technik in der Wandmalerei macht gegenwärtig bei den deutschen   Künstlern von sich reden. Ein Berichterstatter schreibt darüber: Die Erben eines Düssel­ dorfer   Malers hatten sich vor einiger Zeit an die preußische Res gierung gewandt, ob dieselbe geneigt wäre, das Geheimniß einer Malertechnik zu erwerben, welche ihr Vater mit außerordent­lichem Erfolge in einer St. Petersburger Kirche zur Anwendung gebracht hatte. In derselben befinden sich verschiedene Gemälde, der eine Theil al fresco gemalt, der andere in jener noch uns bekannten Technit ausgeführt. Während nun die Freskobilder schon nach 36 Jahren dem Verfall entgegengehen, sind die übrigen noch in alter Schönheit und Frische erhalten geblieben. Die Regierung nahm Veranlassung, hierüber anthentische Er mittelungen anzustellen, und betraute den Maler Prell mit der Untersuchung, in welcher die Angaben der Erben bestätigt mors den sein sollen. Auch Profeffor Geselschap, welcher aus eigenem Antriebe mit der Frage sich beschäftigte, soll sich über die Technik anerkennend geäußert haben. Inzwischen hat eine Düsseldorfer  Firma das Geheimniß jener Malweise täuflich erworben.

Interessante Ausgrabungen hat Prof. Pompeo Castel franco in Mailand   in der Via Francesco Sforza   gemacht. Er stieß in der Tiefe von 1 Meter auf Ueberreste von allerlei Me­tall und auf Menschenknochen. Er grub tiefer und entdeckte die Spuren eines Friedhofes, der dreierlei Zivilisationen aufweist: die römische, die gallisch- römische und die ligurisch- etrustische. Man fand viele Grabgegenstände und Stelette. Durch diesen Fund dürfte viel Licht fallen auf die Gründung Mailands   und seiner ersten Bewohner.