neuen Verbindungsbahnbrücke und der Berliner   Weichbildgrenze von einem Bahnzuge überfahren lassen und wurde vollständig germalmt aufgefunden. Bei der Leiche fand man ein Hand­leder, wie es Steinträger und Steinfuhrleute gebrauchen. Der zweite, etwa 50-55 Jahre alte Mann, wurde am 5. d. Mts. in einem Gebüsch an der Nonnendammbrücke erhängt gefunden. Derselbe war etwa 1,65 M. groß, von schlanker Gestalt, hatte hellblonden graumelirten Schnurbart, fehlerhafte untere Schneide zähne; die oberen Zähne fehlten ganz. Etwaige Mittheilungen find an das hiesige Leichen- Kommissariat zu machen.

Sturz aus dem Fenster. Mit einem markdurchdringen­den Schrei stürzte sich in der vergangenen Nacht gegen 4 Uhr ein in dem Hause am Ostbahnhof 7 in Schlafstelle wohnender Bahnarbeiter Heinrich Schulz aus dem Fenster der in der britten Etage belegenen Wohnung auf den gepflasterten Hof. Hinzueilende Hausbewohner fanden den Unglücklichen mit mehrfach gebrochenen Gliedmaßen auf den Steinen liegen und veranlaßten, nachdem ein hinzugerufener Arzt die Verlegungen für lebensgefährlich erklärt, die Ueberführung nach dem städti­Das schen Allgemeinen Krankenhause am Friedrichshain  . 16 jährige Mädchen, das, wie der Polizeibericht in seiner lafonischen Kürze meldete, vorgestern Abend aus dem Fenster der elterlichen Wohnung in der Langenstraße 99-100 auf die Straße gestürzt, ist in der vergangenen Nacht im städtischen Die Unglückliche, mit Namen Krankenhause verstorben. Bertha Seidel, war an dem fraglichen Abend mit ihrem Bräutigam nach Hause gekommen, hatte sich dann, nachdem fich dieser entfernt, die Augen verbunden und sich auf die Straße gestürzt.

Ein Dachstuhl- und Dachbodenbrand auf dem Grund­stück Königstraße 45, welcher gestern Vormittag furz vor 9 Uhr zum Ausbruch gelangte, sah viel bedenklicher aus, als er in der Wirklichkeit war. Es lag dies wesentlich an der schnellen Ent­widelung einer frästigen Flamme, die sich bereits vor dem Ein­treffen der Feuerwehr durch das Dach Bahn gebrochen hatte. Es wurde deshalb auch sofort Suffurs herbeigerufen, doch brauchte derselbe nicht mehr in Anspruch genommen zu werden, da man inzwischen mit der Gas- und Dampfsprige, welcher von einer großen Handdrucksprize assistirt wurde, des Brandes im Wesentlichen schon Herr geworden war; auch die auf der Straße für ein etwaiges Besteigen des Daches aufgerichtete große Rettungsleiter fam nicht mehr zur Verwendung. Zerstört find nur eine größere Anzahl der bekannten Lattenverschläge mit ihrem meistens nicht sehr werthvollen Inhalt sowie ein fleinerer Theil des Dachstuhles vom Vorderhause und an­grenzenden Seitengebäude, speziell an der Stelle, wo beide Ge­bäudetheile zusammenstoßen. Wohnungen find vom Brande nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Selbst die Beschädi gungen durch durchgedrungenes Wasser find hier nur unter­geordneter Natur. Die Entstehungsursache ist wie meistens bei Dachbodenbränden unaufgeklärt geblieben.

Bei dem wegen gewerbsmäßiger Hehlerei verhafteten Arbeiter" P. find nachfolgende, müthmaßlich gestohlene Sachen beschlagnahmt und bei dem Kriminalkommissariat Zimmer 77 in Augenschein zu nehmen. Eine filberne Zylinder- Remontoir Uhr mit doppeltem gepreßten Goldrande, Sekundenzeiger und der Nummer 87 592, bläulichem Zahlenfreise, innen begrenzt durch einen rothen Strich. Eine neufilberne Zylinderuhr mit doppeltem Goldrande, Sekundenzeiger und der Nummer 1834, die Zahlen der Uhr sind deutsch  . Eine Talmifette mit langem gereifelten Schlüffel und Medaillon; lezteres ist eirund, zeigt auf einer Seite gepreßte Verzierungen, auf der vorderen einen schwarzen Stein mit Metallwappenschild. Ein rothledernes Bigarren Bortefeuille, darauf ein Wappenschild mit siebenzadiger Krone. Ein modefarbener Sommerüberzieher mit grauem Futter und der Firma Englische   Herrenmoden, B. Levy, Berlin  , Leipzigerstraße 95, Ecke Charlottenstraße".

In einem Anfall von Raserei sprang der in der Bergmannstraße Nr. 4 wohnende Barbier Konrad B., der schon feit längerer Beit am Verfolgungswahn leidet, während der verfloffenen Nacht plötzlich aus dem Bett und bedrohte seine Familie mit scharfen Instrumenten. Den Angehörigen gelang es jedoch, noch rechtzeitig die Thür zu erreichen und zu flüchten, worauf fie auf dem nächsten Polizeibureau um Hilfe baten. Mit der ihnen gewährten Unterſtüßung einiger Schußleute wurde der Tobende in der Wohnung festgenommen, zunächst nach der Polizei gebracht und von dort schließlich nach der Neuen Charitee überführt.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge­sundheitsamts sind in der Beif vom 21. November bis 27. No­vember cr. von je 1000 Einwohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin   22,3, in Breslau  30,9, in Königsberg   22,0, in Köln   25,1, in Frankfurt   a. M. 14,8, in Wiesbaden   8,4, in Hannover   26,1, in Raffel 16,2, in Magdeburg   22,8, in Stettin   23,0, in Altona   22,3, in Straßburg   21,4, in Meg 13,9, in München   26,2, in Nürnberg   22,6, in Augsburg   22,1, in Dresden   19,2, in Leipzig   21,1, in Stutt gart 17,3, in Karlsruhe   15,3, in Braunschweig   20,1, in Ham­ burg   29,5, in Wien   20,2, in Best 38,1, in Prag   28,9, in Triest   28,0, in Krakau   32,6, in Basel   16,2, in Amsterdam   20,8, in Brüffel 22,9, in Paris   23,1, in London   19,2, in

Theaters" sind: L'Arronge, der Direktor desselben, Paul Lindau  , Hugo Lubliner   und Oskar Blumenthal  . Charat teristisch ist, daß die beiden Letteren ihre neueren Stücke ausschließlich in hocharistokratischen Kreisen spielen lassen, benen sie selbst persönlich ganz fern stehen. Es scheint, daß bei diesen Dramatikern der bühnenfähige Mensch erst beim Baron anfängt. Theater- Metternichs! Am Wallner- Theater beherrschen Jakobsohn, dessen letzte Schöpfungen einen fast mitleidenswerthen Mangel an Witz und Geist aufweisen, Moser und Schönthan   das Feld oder vielmehr die Bretter.

Am Residenz- Theater dominiren die Fran­30sen; nur zum Schluß der Saison, wenn die Aufführung eines neuen Sardou oder Dumas nicht mehr lohnt, wird allenfalls einmal das Werk eines deutschen Dichters gegeben. Das Zentral- Theater führt schon seit Jahren nur Werte von W. Mannstädt auf, die den Ein­bruck machen, als feien sie für Schwachsinnige bestimmt. So etwas von Blödsinn der Handlung und Plattheit des Dialogs ist noch gar nicht dagewesen. Die Hauptsache an den Mannstädt'schen Stücken ist immer der- Chor hübsch gewachsener Figurantinnen, die in den pikantesten Kostümen erscheinen und fast während der ganzen Dauer der Vor­stellung nicht von der Bühne kommen.

Ein unbekannter Autor, der sein dramatisches Erstlings werk auf eine der Berliner   Bühnen bringen will, muß sich wohl oder über dazu verstehen, gewisse Umwege einzuschlagen. Er muß einem der bekannten Autoren sein Stück zur Be­arbeitung übergeben, worauf derselbe, vorausgesetzt, daß es einen guten Kern hat, gegen die Hälfte oder zwei Drittel der Tantième gern eingeht. Es giebt hier unter Anderen einen Schriftsteller, von dem bereits mehr als ein halbes Dußend Stücke aufgeführt ist, von denen er auch nicht ein Da er aber Verbindungen einziges allein geschrieben hat. mit den Direktoren hat und ein sehr bühnenerfahrener Herr ist, so gelingt es ihm zuweilen, eines der ihm von jungen Autoren übergebenen Stücke an der einen oder anderen Berliner   Bühne zur Aufführung zu bringen. Seine Mit­

Glasgow 25,4, in Liverpool 21,8, in Dublin   25,3, in Edinburg   18,9, in Kopenhagen   20,3, in Stockholm   14,3, in Christiania   19,1, in St. Petersburg   21,7, in Warschau   25,2, in Odessa   33,7, in Rom 22,5, in Turin  , in Venedig   18,2, in Alerandria 34,5. Ferner in der Zeit vom 31. Oktober bis 5. November cr.: in New- York   24,8, in Philadelphia   21,8, in Baltimore   15,5, in San Franzisto-, in Calfutta 24,9, in Bombay 26,5, in Madras 36,2.

Die sanitären Verhältnisse in Berlin   waren auch in dieser Berichtswoche teine ungünstigen. Das Vorkommen der In­fettionskrankheiten zeigte im Allgemeinen die gleiche Ausdehnung wie in der vorhergegangenen Woche. Erkrankungen an Masern, die fich im Stralauer Viertel, in der Friedrichstadt   und in der Rosenthaler Vorstadt am häufigsten zeigten, sowie an Scharlach famen ein wenig zahlreicher, an Diphtherie  ( im Stralauer Viertel, in der Luisenstadt und in der Schöneberger Vorstadt am verbreitetsten) ein wenig seltener zur Anzeige. Unterleibs­typhus rief in keinem Stadttheile eine größere Zahl von Er­frankungen hervor. Eine weitere Erkrankung an Bocken ge­langte zur Anzeige. Erkrankungen an Kindbettfieber waren nicht selten. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der aut waren auch in dieser Woche häufig, doch mit überwiegend mildem Verlauf. Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder famen felten zum Vorschein und veranlaßten nur wenig Sterbe­fälle. Bahlreich waren aber auch in dieser Woche Erkrankungen an akuten Entzündungen der Athmungsorgane, die auch in großer, wenn auch gegen die Vorwoche etwas verminderter Bahl, tödtlich endeten. Häufig waren auch Erkrankungen an Keuch­husten, sowie rheumatische Beschwerden aller Art, besonders afute Gelenkrheumatismen.

Bewegung der Bevölkerung Berlins   nach den Vers öffentlichungen des statistischen Amts der Stadt. Die fortges schriebene Bevölkerungszahl betrug am 13. November inkl. der uachträglichen An- und Abmeldungen 1 358 885, hat sich dem­nach gegen die Woche vorher um 1713 Seelen vermehrt. In der Woche vom 14. Nov. bis 20. Nov. wurden polizeilich ge­meldet 3181 zugezogene, 2046 fortgezogene Personen; standes­Geboren wurden amtlich wurden 261 Ehen geschlossen.

843 Kinder, und zwar lebend: 409 männliche, 402 weibliche zusammen 811( darunter 105 außereheliche), todt 18 männ liche, 14 weibliche, zusammen 32( darunter 3 außereheliche) Kinder. Die Lebendgeborenen, aufs Jahr berechnet, bilden 31,1, die Todtgeborenen 1,2 pro Mille der Be­völkerung, die außerehelich Geborenen 12,81 pCt. aller in der Woche Geborenen, davon die bei den Lebendgeborenen 12,95, die bei den Todtgeborenen 9,38 pCt. In der fgl. Charitee und Entbindungs- Anstalt wurden 42 Kinder geboren. Gestorben ( ohne Todtgeborene) find 519, nämlich 275 männliche, 244 weib­liche Personen. Von diesen waren unter 1 Jahr alt 147( inkl 26 außereheliche), 1 bis 5 Jahre 84( inkl. 3 außerheliche), 5 bis 10 Jahre 18, 10 bis 15 Jahre 7, 15 bis 20 Jahre 10, 20 bis 30 Jahre 28, 30 bis 40 Jahre 50, 40 bis 60 Jahre 78, 60 bis 80 Jahre 88, über 80 Jahre 9. Die Sterbefälle beim Alter von 0 bis 5 Jahren machen 61,85 pCt. sämmt­licher in dieser Woche Gestorbenen aus. Von den im Alter unter 1 Jahr gestorbenen Kindern starben 38 im ersten, 24 im zweiten, 17 im dritten, 10 im vierten, 10 im fünften, 9 im sechsten, 39 im fiebenten bis zwölften Lebensmonate; von denselben waren ernährt 34 mit Muttermilch, 1 mit Ammenmilch, 57 mit Thiermilch, 1 mit Milchsurrogaten, 27 mit gemischter Nahrung, von 27 war es unbekannt. Todes­ursachen waren bei den in dieser Woche Gestorbenen namentlich: Lungenschwindsucht( 74) Lungenentzündung Bronchialfatarrh( 15), Kehlkopfentzündung( 19), ( 38), Krämpfe( 18), Gehirnschlag( 8), Gehirn- und Gehirn­hautentzündung( 24), Krebs( 17), Altersschwäche( 17), Lebensschwäche( 27), Abzehrung( 10), Masern( 10), Scharlach( 7), Diphtherie( 37), Typhus  ( 6), Diarrhöe( 15), Brechdurchfall( 5), an andern Krankheiten starben 167 und durch Selbstmord 5, davon durch Erschießen 2, durch Die Sterblichkeit der Erhängen 1, durch Ertrinken 2 Woche

das Jahr berechnet, kommen durchschnitt­lich auf 1000 Bewohner in Berlin   19,9, in Breslau  29,7, in Bremen   22,0, in Frankfurt   a. M. 14,1, in Köln   26,1, in Dresden   22,6, in München   30,6, in Stuttgart  16,1, in Wien   24,0, in Paris   22,3, in London   17,8, in Liverpool 23,8. In der Woche wurden dem Polizeipräst dium gemeldet als erkrankt an Typhus   22, an Masern 131, an Scharlach 70, an Diphtherie 159, an Bocken 2. In den 9 größeren Krankenhä fern wurden in der Berichtswoche 870 Krante aufgenom men, davon litten an Masern 5, an Scharlach 13, an Diphtherie   52, an Typhus   13, an Rose 5. Es starben 143 Personen oder 27,5 pet. aller in der Woche Gestorbenen; als Bestand ver blieben 3646 Kranke.

Polizeibericht. Am 7. d. M., früh, stürzte sich ein Mann aus einem Fenster seiner Am Ostbahnhof zwei Treppen hoch belegenen Wohnung auf die Straße hinab und erlitt durch den Fall einen Bruch des linken Armes und linken Beines, so daß er mittelst Krankenwagens nach dem Krankenhause im Friedrichs­ hain   gebracht werden mußte.- Vormittags stürzte auf dem Neubau Yorkstraße Nr. 46 der Maurerpolier Dohn in Folge

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bis ein Stück zur Anfführung gelangt, verkauft er es gegen eine feste, sofort zahlbare Summe einem der Großen" und ist dann ein für allemal abgefunden. In diesen Fällen wird der Name des eigentlichen Verfassers des Stückes fast nie ge­nannt. Einer dieser stillen Mitarbeiter an mehreren der be­tanntesten Stücke der Neuzeit war Bernhard Busch, der sich vor ungefähr einem Jahre in Hamburg   erhängte, um nicht verhungern zu müssen. Busch hat unter Anderem den bekannten Schwank Krieg im Frieden" verfaßt, den er gegen ein einmaliges Honorar von fünfhundert Mark an Franz von Schönthan   verkaufte, der dasselbe in Gemein­schaft mit dem der betreffenden, in dem Stück perfiflirten militärischen Verhältnisse kundigen G. v. Moſer bühnen­gerecht machte. Bekanntlich hat der wirksame Schwant zahl­reiche Wiederholungen an allen Bühnen erlebt und seinen Bearbeitern gewiß die Summe von hunderttausend Mart eingebracht. Busch aber ist, wie öffentlich festgestellt worden ist, während seiner legten Lebensjahre mehr als einmal dem Verhungern nahe gewesen. Ein anderer, viel höher stehen­der Dichter, Albert Lindner  , der Verfasser des Brutus und Collatinus" und der Bluthochzeit" hat ebenfalls Zeit seines Lebens mit der bittersten Sorge zu ringen gehabt und als schließlich sein in dem unablässigen Kämpfen und Ringen abgenutzter Geist der Nacht des Irrfinns verfiel, da mußten seine Angehörigen an das öffentliche Mitleid appelliren. Lindner war zweifellos ein echter Dichter, das ist aber eher ein Fluch, als ein Segen. Er hat, wie so Viele vor ihm, am Hungertuch nagen müssen, weil er fein literarischer Ge­schäftsmann war. Er verstand nicht, dem Geschmack des Publikums zu huldigen, sich zur Geltung zu bringen und fich dem Kliquewesen anzubequemen. Er war zu tief für genehm figelnde Kost liebt. Die großen, originellen Geister find es nicht, welche die großen Erfolge haben, sondern die arm­seligen Kärrner, die mühsam von überallher zusammentragen und sammeln, die keinen guten Einfall eines Anderen un­notirt lassen, die die Mache" verstehen und sich mit den wissen.

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eigener Unvorsichtigkeit aus der Höhe des dritten Stockwerts auf die Straße hinab und starb auf der Stelle. Um dies felbe Zeit wurde in der Köpnickerstraße ein Mädchen durch einen Poftwagen überfahren und an beiden Unterschenkeln leicht verlegt.- Mittags fiel ein 3 Jahre alter Knabe beim Spielen in ein Kellerfenster des Hauses Reichenbergerstraße Nr. 157 und zog sich dadurch beträchtliche Verlegungen am Kopf zu.- Gegen Abend stürzte sich ein Mann in selbsimörderischer Ab­ficht an der Alsenbrücke ins Wasser, wurde aber sofort heraus­gezogen und mittelst Droschke nach der Charitee gebracht. Abends gerieth eine ältere Frau an der Ecke des Königsgrabens und der Münzstraße, nach Aussage von Augenzeugen durch eigene Schuld, unter einen vorüberfahrenden Postpacketwagen, wurde überfahren und an den Beinen so schwer verlegt, daß fie mittelst Droschte nach ihrer Wohnung gebracht werden mußte. Um dieselbe Zeit fand in dem Konfektionsgeschäfte Niederlagstraße Nr. 4 ein unbedeutender Brand statt.- Am 8. d. M., Vormittags, entstand in dem Hause Königsstraße Nr. 45 ein nicht unbedeutendes Feuer, durch welches der Dach stuhl und ein Lager von Papierabfällen zerstört wurden.

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Gerichts- Zeitung.

Der amerikanische Naturarzt Louis Armann, Diätetiker pflegt sich der wegen Beilegung des erwähnten Titels vor Jahren vorbestrafte Herr zu nennen, war zu gestern von seinem jezigen Aufenthaltsort New- York   eigens zu dem Swed über's Meer herüber gekommen, um der Straffammer des Landgerichts II wegen einer gegen ihn erhobenen Betrugsan flage Rede zu stehen. Der früher im Hause Schulstraße 9 31 Charlottenburg wohnhafte Angeklagte empfahl sich seiner Beit zur Heilung aller nur erdenklichen Krankheiten mittelst eines von ihm erfundenen diätetischen Heilverfahrens unter Uebersendung von Prospekten und Broschüren. Er fand auch Leute, welche mit lauter Bunge seine vermeintlichen Heilerfolge auspofaunten und der Naturarzt, welcher als ehemaliger Dorfschüler und in seiner Eigenschaft als ehemaliger Diener eines Arztes in Balti more mit 15 Jahren bereits medizinische und juristische Studien betrieben und Vorlesungen beigewohnt, war nicht wenig stola im Gefühl der Erhabenheit über die der berufsmäßigen Me­dizinwissenschaft Angehörigen. Von diesem erhabenen Stand­punft hatte nun Armann der Frau des inzwischen verstorbenen Schneidermeisters Perlich, als dieselbe fich hilfefuchend an Ar­mann wandte, bestimmt erklärt: Sch mache Ihren Mann gesund, absolut gesund, sonst würde ich die Kur nicht beginnen!" Herr Armann begann in der That die Kur unter Anwendung feiner Methode, bestehend in einer nach diatetischen Regeln bestimmten Ernährungsweise; nach seiner Erklärung sollte nach 13 monatlicher Behandlung in der angegebenen Art der 2c. Perlich wieder hergestellt sein, wenn sich Frau Perlich das ausbedungene Honorar im Betrage von 200 M. zu zahlen bereit erklärte. Diese Bedingung ward seitens der um ihren Mann besorgten Frau Perlich angenommen und die Kur begann, obwohl der verstorbene Berlich damals bereits an angehender Gehirn- Ere weichung litt, von den Aerzten bei der eigenthümlichen Natur dieses stündlich sich verschlimmernden Leidens als unheilbar aufgegeben und schon als Todeskandidat betrachtet worden war. Nach 6 monatlicher Behandlung starb am 12. Mai d. J. Herr Perlich, und sonderbar mußte es erscheinen, daß, furz bevor sich deffen Zustand in einem hohem Grade verschlimmert und sein Transport nach der Irrenheilanstalt des Dr. Edel erfolgt war, Herr Armann plößlich und unbedingt eine Reise ins Ausland antrat. Auf Betreiben der Frau Perlich wurden nunmehr gegen Armann wegen fahrlässiger Tödtung gerichtliche Erhebungen gepflogen, jedoch im Hinblick auf die Unheilbarkeit der Krank heit des Verstorbenen ward dieferhalb das Verfahren zwar ein gestellt, indessen hatte sich Armann hinterher vor dem Schöffen gericht wegen Betruges zu verantworten. Diesem Vorwurf stellte Armann den Einwand gegenüber, daß Frau Perlich fic an seine Verordnungen bei der Behandlung ihres Ehemann nicht strikte gehalten, sondern auf Anordnung eines während seiner Abwesenheit hinzugezogenen Arztes wieder Arzenelen an gewendet hätte und dadurch an dem Mislingen der Kur selbst die Schuld tage; ferner berief fich Armann zum Beweise der Unfehlbarkeit auf eine Anzahl Beugen. welche wie auf seinen Wunsch vor Gericht das Lob des Naturarztes mit tausend Bungen fangen. In Anbetracht dieses letzteren Umstandes erachtete das Schöffengericht den Angeklagten des Betruges für nichtschuldig; denn, so ward angenommen, von einer Vorspies gelung falscher Thatsachen könne deshalb keine Rede sein, weil der Angeklagte durch seine Heilerfolge dazu veranlaßt worden sei, an die Wunderthätigkeit seines Heilverfahrens zu glauben. Der Amtsanwalt des Charlottenburger   Schöffengerichts legte gegen das demzufolge auf Freisprechung lautende Urtheil das Rechtsmittel der Berufung ein, mit der Rechts fertigung, daß der Angeklagte unmöglich überzeugt sein fonnte von der Erfolgfähigkeit seines Heilverfahrens, da ja doch trosdem p. Perlich verstorben sei. Vor der Strafe fammer des Landgerichts I   fand gestern in der Berufungs  instanz eine nochmalige Verhandlung der Sache statt. Die rath Dr. Hirsch erklärten, daß sowohl der Inhalt des von dem medizinischen Sachverständigen Dr. Edel und Geh. Sanitäts Angeklagten versandten Prospektes als auch die Broschüre, bes titelt: Ein neues diätetisches Heilsystem", vom wissenschaftlichen Standpunkt betrachtet, als ein Konglomerat von Begriffsver wechselungen fich darstelle, ebenso wie das Heilsystem des p. Armann als Unfinn anzusehen sei; dafür spricht, daß Armann 3. B. bei Magenkrebs   als diätetisches Heilmittel Hülsenfrüchte verordne. In Bezug auf den Krankheitszustand des Perlich geben die Sachverständigen ihr Gutachten dahin ab, daß Berlich absolut unheilbar gewesen und die Zusicherung des Angeklagten demnach eine grundfalsche gewesen sei. Nun hatte aber der Angeklagte u. a. einen ehemaligen Patienten, den Rechtsanwalt Redlich aus Luckau  , auf Antrag

seines Vertheidigers laden lassen; dieser Zeuge dankt Herrn Armann die Wiederlangung seiner Gesundheit nach fünfzehnjähriger Krankheit, welche ähnlich wie bie jenige des verstorbenen Berlich bereits entwickelt war. Ebenfa  äußerte sich ein Töpfermeister Kleiſt, welcher von einem Gehirnleiden befallen, in Folge der vom Angeklagten vers schriebenen Diät wesentlich gebeffert ist, nachdem ihn die Aerzte bereits aufgegeben; eine Reihe anderer Zeugen und Zeuginnen spricht sich in demselben Sinne zu Gunsten des Angeklagten Angeklagte einer Deilerfolge rühmen fönne, in wie went aus. Der Staatsanwalt erachtete hiernach festgestellt, daß ber und ob sich dieselben medizinwissenschaftlich rechtfertigen laffen, ſei völlig gleichgiltig; indessen soviel habe der Angeklagte in seinem Entlastungbeweis dargethan, daß er durch diese quasi feines Heilſyſtems gelangt sei; et habe, von diesem Gefichte Wiffen nicht gemacht und sei baher des Betruges nach dem Wortlaut des Gesezesparagraphen für nichtschuldig zu erachten; deshalb beantragte der Staatsanwalt die Bestätigung des ersten auf Freisprechung lautenden Urtheils. Der Gerichtshof schloß sich den Ausführungen des Etaatsanwalts an und e Kosten der Staatstaffe auferlegt. fannte demgemäß; das erste Urtheil wird bestätigt und die

Herr

Die Wahl im achten Kommunalbezirk, durch welche fettigt wurde, fann noch nicht zur Ruhe kommen, sondern be= schäftigte gestern wieder längere Zeit die sechste Straftammer hiefigen Landgerichts I als Berufungsinstanz. Die Staate bürger- Beitung" hatte in ihrer Nr. 304 B vom 29. Dezember 1885 die Beschuldigungen mitgetheilt, welche von den An und zu einem von Rickenbach   verfaßten Protest geführt hatten. Es wurden zahlreiche Vorfälle angeführt, welche beweisen

arbeiterschaft besteht gewöhnlich in dem Kürzen des Dialogs Stimmführern der öffentlichen Meinung gut zu stellen hängern Pickenbach's gegen die beiden Wahlvorsteher erhoben

und dem Arrangiren effektvoller Aktschlüsse. Zuweilen auch, wenn ein junger Autor nicht die Gebulb hat, abzuwarten,

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