Vermischtes.
Sehr unternehmende Dämchen beherbergt ein Mädchenpenfionat in Frankfurt a. M. In dieser Pflegestätte weiblicher Bildung machte die Vorsteherin die Entdeckung, daß drei ihrer Böglinge heimlich in Korrespondenz mit jungen Männern standen. Es wurden sämmtliche Mädchen zusammengerufen und eine Sigung abgehalten, in welcher die Vorsteherin das Verhalten der drei Mädchen„ brandmarkte" und vorschlug, aus den übrigen Böglingen ein Komitee zu wählen, das über das Treiben der Sünderinnen Recht sprechen sollte. Das Komitee wurde auch gewählt und bestand aus fünf der ältesten Schülerinnen, einer Lehrerin und der Oberin. Als am Freitag Abend das Komitee gerade Sigung hielt, trat eine Pensionärin athemlos in das Zimmer und rief, man solle rasch kommen, die drei Angeklagten hätten sich in ein Zimmer des Parterre eingeschloffen und erklärt, sie würden sich ums Leben bringen. Alles eilte in das Parterre, man belagerte das verschloffene Zimmer; doch machten die Insassen trop wiederholter Bitten nicht auf. Um die Thür zn sprengen, dazu waren teine Kräfte vorhanden; man schickte deshalb in der Nachbarschaft herum nach Männern. Es dauerte auch nicht lange, so erschienen einige fräftige Burschen, welche gewaltsam die Thür eindrückten. Die Eintretenden wurden jedoch an der Thür zurückgehalten; denn eins der drei Mädchen hielt einen Revolver in der Hand, mit dem es jeden niederzuschießen drohte, der es wagen würde, weiter vorzubringen. Einer der Burschen ließ sich jedoch nicht einschüchtern; er sprang auf das Mädchen zu und entriß ihm die Waffe. Nachforschungen ergaben, daß die Mädchen weitere Waffen nicht besaßen; man ließ fie deshalb vorläufig unbeläftigt. Als man später nach ihnen sah, waren sie sämmtlich verschwunden. Sie hatten die Flucht durch die Fenster des im Barterre gelegenen Zimmers genommen. Wohin fie fich ge= wandt, konnte nicht ermittelt werden.
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Aberglaube. Unter den siebenbürger Rumänen herrscht seit jeher die Manie des Schaßgrabens. Die Volkssage weiß gar vieles zu erzählen von unterirdisch verborgenen Schäßen, die aus den Zeiten des römischen Kaisers Trajan oder des Perserkönigs Darius stammen, und sehr häufig ereignete es fich, daß Leute aus der bäuerlichen Bevölkerung ihre Arbeit ver nachlässigen und mit Krampe und Schaufel unverdroffen nach den im Schooße der Mutter Erde verborgenen Schäßen suchen. Erst dieser Tage ereignete sich wieder ein Fall, der es eklatant beweist, daß die braven Landleute dort noch immer steif und fest an das Vorhandensein der sagenhaften Schäße glauben. In das Klausenburger Komitatshaus tam eine rumänische Bäuerin aus Hideg- Szamos und suchte bei der gestrengen Obergesparschaft ganz ergebenst um die Bewilligung an, in Hideg- Szamos nach dem Schatz des Darius graben zu dürfen. Ein Zauberkünstler habe ihr gesagt, daß in einer Tiefe, genau so tief, wie der Klausenburger Kirchthurm hoch sei, ein unermeßlicher Schatz liege. Stufen führen hinab in das Innere der Erde, tief, tief hinab bis zu einer eisernen Thür. Ein Schlag mit einer Hauerschläge", die vorher in geweihtes Wasser getaucht werden müsse, genüge, auf daß die Thür angelweit aufspringe. Hat fich der Schrein geöffnet, so gelangt man in ein steinernes Gewölbe mit zwölf Thüren. Um eine Wand hängen dort zwölf goldene Schlüffel, deren jeder eine der Thüren öffnet, hinter welcher sich je eine Schazkammer befindet, bis an die Decke gefüllt mit Gold und Edelsteinen. Doch nur drei Menschen so habe der Zauberkünstler gesagt- dürfen zu gleicher Zeit graben; er, der Uneigennügige, gräbt nicht mit, denn er hat verzichtet auf alle irdischen Güter. gestrenge Obergespanschaft versuchte es zwar, der Bäuerin den Unsinn auszureden, jedoch ohne Erfolg, denn sie hat sich ohne amtliche Bewilligung" drei Männer gedungen, welche nun in Hideg- Szamos emfig darauf losgraben, um die zwölf goldenen Schlüssel und mit deren Hilfe den Schatz zu heben.
Die
fich
Neue Del- und Gasquellen find in jüngster Zeit im Staate Ohio , Nordamerita, erbohrt worden, die eine reiche Ausbeute an Petroleum und Naturgas liefern. Die Gesteinsbildung, der sie entspringen, liegt in der Gegend von Cincin nati, 500 Fuß unter der Oberfläche, dagegen 1100 bis 1200 Fuß tief bei Toledo , wo man in einer Tiefe von 800 Fuß unter dem Meeresspiegel auf Del gestoßen ist. Als Mittelpunkte der aus jenen Entdeckungen entsprungenen neuen Industrie haben zunächst die Ortschaften Lima und Findloy zu gelten; das erstere Operationsgebiet liefert mehr Del als Gas, von legterem ist das Gegentheil zu melden. In seiner jeßigen Gestalt bes deckt Limas Delfeld eine Fläche von drei englischen Meilen Länge bei einer Breite von acht Meilen, während an dem 1. Oktober daselbst mehr als 1000 Brunnen im Gange waren, welche täglich 5270 Barrels lieferten. Im Laufe des verfloffenen Monats bohrte man jedoch 29 neue Brunnen, deren tägs liches Erträgniß sich auf über 2300 Barrels stellt, so daß die Aufregung, welche der Leute in der Umgegend bemächtigt hat, sehr wohl begreiflich ist. Die Ausbeutung geschieht durch 15, Attiengesellschaften". Den Landeigenthümern zahlt man für das Delrecht auf ihrem Befißthum eine Abgabe zum Betrage von 8 bis 1 des Bruttoerträgniffes, wozu in einzelnen Ausnahmefällen noch eine Baaranzahlung von 1000 Dollars für den guten Willen kommt. Man tennt einen allerdings außerordentlich vom Glück" begünstigten Farmer, der aus seinen Delabgaben bereits die Summe von 500- Dollars im Monat einfact. Das bis jetzt angebohrte Gasfeld in der Nähe von Findlay hat eine Länge von 26 englischen Meilen bei einer Breite von etwa 16 Meilen. Von den dort in Betrieb gefesten 27 Brunnen haben nur zwei den auf sie gefeßten Er wartungen nicht entsprochen, während die ausgiebigsten täglich 13 Millionen Rubitfuß Naturgas ausstoßen, andere aber 10 Millionen und der Nest einen geringeren Tagesdurchschnitt ergeben. Das Naturgas hat nicht nur alles Leuchtgas, sondern anderen Brennstoffe für häusliche auch die industrielle Heizungszwecke völlig verdrängt. Das bei befindet sich zur Kontrole Kontrole des Verbrauchs tein einziger Meter im Drt, die Leute brennen vielmehr viel oder wenig nach Belieben und zahlen 1 Dollar( 4 M.) monatlich für Bedienung des Kochherdes, 6 M. für Zimmerheizung, 8 M. für offenes Kaminfeuer und etwa 30 Cents oder 1,20 M. für Beleuchtung des ganzen Hauses. Obgleich die angegebenen Preise nun eine Ersparniß von nahezu Dreivierteln des früheren Rostenpunktes bedeuten sollen, so organisirt man in Findlay troßdem schon eine Bewegung gegen die monopolistische Ausbeutung; und die Bewegung kann nicht fehlschlagen, denn jeder Hausvater in Findlay könnte, wenn er wollte, hinten in seinem Hofe zum Preise von 1500 Dollars fich eine eigene Quelle bohren laffen und eine Ronkurrenz- Gasanstalt ins Leben rufen. In der That befißt jede größere Fabrit in jener Gegend schon heutigen Tages ihre eigenen Gasquellen, welche nebenbei auch die nöthige Triebfraft zur Verfügung stellen; und so ist es gar Tein Wunder, daß neue industrielle Anlagen in rascher Aufeinanderfolge erblühen, wo Land noch zu verhältnißmäßig billigem Preise zu haben ist. Einige Brunnen liefern sowohl Einige Brunnen liefern sowohl Gas wie Del.
Hypnotische Produktionen. Aus Nürnberg vom 3. b. M. wird der N. Fr. Br." geschrieben: Wien wird sich wohl noch des hypnotischen Rummels" entfinnen, der dort vor etwa fleben Jahren bei der Anwesenheit des dänischen Hypnotiseurs Hansen herrschte. Hier ist gegenwärtig etwas Aehnliches auf Der Tagesordnung. Seit etwa drei Wochen veranstaltet hier ein Herr Theo Böllert aus Heidelberg start besuchte öffentliche Sigungen, in welchen er die Wirkungen des sogenannten thierischen Magnetismus" zur Anschauung bringt. Böllert, der früher Harfenvirtuos und Theater- Direktor war, will seine Kunst von Hansen selbst erlernt haben, an deffen seinerzeitiger
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Rundreise durch Deutschland und Desterreich er Theil nahm. Er versäumte nicht, kurz nach Beginn seiner hiesigen Produktionen auch vor einem fachmännisch ärztlichen Kreise zu erperimentiren, um denselben zu überzeugen, daß seine Versuche nicht auf Schwindel beruhten, sondern sich auf die feltsamen Wirkungen der Hypnose" gründen. Aehnlich wie Hansen, veranlaßte auch Böllert seine Versuchspersonen, im hypnotischen Zustande rohe Kartoffeln, rohe Salatblätter, ja selbst Stücke von Stearinkerzen an Stelle von Krapfen, Artischocken, Marzipan zu effen; mehrfach ließ er auch die von ihm in fataleptischen Zustand versezten Personen mit Stecknadeln durch Hand, Wange 2c. stechen oder mit Nägeln förm lich ,, annageln", ohne daß die derart Mißhandelten Schmerzensäußerungen von fich gaben oder fich, auch selbst nach erfolgtem Aufweden", überhaupt eines Schmerzes bewußt waren. Nachdem nun Böllert wohl ein Dugend öffentlicher Sigungen vers anstaltet, rührte fich plößlich die ärztliche Opposition. Mehrere Doktoren der Medizin veröffentlichen in den Zeitungen mit Hinweis auf die Gefahren des Hypnotifirens für das Nervensystem, auf die Möglichkeit von Blutvergiftungen bei den Durchstechungsversuchen und auf auf die Nachtheiligkeit des Verzehrens unverdaulicher Stoffe Warnungen vor dem ferneren Besuch Die Wir der Böllert'schen Vorträge. Warnungen war, wie kung dieser fich leicht be= greifen läßt, ein erhöhter Andrang zu den Böllert'schen Sigungen, zumal Böllert die ärztlichen Angriffe nicht unbeantwortet ließ. Die Aerzte haben indessen weitere Schritte bei den Behörden der Stadt gethan, welche nicht ohne Wirkung geblieben find. Böllert wurde zunächst bedeutet, die Experimente mit den rohen Kartoffeln und Stearinkerzen, sowie die Durchstechungen zu unterlassen, und in der heutigen Magistratsfizung wurde der weitere Beschluß gefaßt, von Böllert( der in einer hiesigen Wirthschaft einen jungen Mann wider defen Willen hypnotifirt haben soll) die Vorlage eines Wandergewerbescheins und einer ortspolizeilichen Erlaubniß zu verlangen, bis dahin aber die Produktionen zu verbieten und diesen Be schluß sowohl den Magistraten und Bezirksämtern der Umgegend als auch in München mitzutheilen. Den Wundermann" Böllert( der tagtäglich in seinem Hotel von Leidenden aller Art aufgesucht wird) dürfte dieser Beschluß nicht sehr ge= niren; er hat hier ein gutes Stück Geld eingenommen und würde wohl ohnehin bald sein Bündel geschnürt haben.
Weß' Brot ich esse, deß' Lob ich finge, auf dieses vom Gelsenkirchener Landrath in den amtlichen Sprachschaß aufge= nommene geflügelte Wort hat einmal unser berühmter Statistiker Dr. Engel eine treffende Antwort ertheilt. Der Minister Graf Friz Eulenburg hielt ihm vor, daß er Königs Brot effe" und dabei liberal wähle. Exzellenz," erwiderte der selbstbewußte Mann, ich dachte immer, ich äße mein Brot, welches ich mir mit schwerer Arbeit verdiene." Engel arbeitete in der That raftlos, und noch Nachts sah man sein Arbeitszimmer erleuchtet. Graf Eulenburg war fortan böse und lud ihn nie mehr zu seinen offiziellen Festen ein.
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Desinfektion bei Diphtheritis. Die Pharm. 8tg." schreibt: Wie in einem am 20. November gehaltenen Vortrage des Hannoverschen Gesundheitspflegevereins in Uebereinstimmung mit den anderwärts gemachten Erfahrungen konstatirt wurde, tödtet die vielfach angewandte dreiprozentige Karbolsäure die in Stoffen verborgenen Batterien nicht, hindert noch nicht einmal ihre Keimfähigkeit; fünfprozentige Karbolsäure tödtet erst nach 24stündiger Einwirkung und eine stärkere iſt nicht anzuwenden, weil sie auch die Stoffe zerstört. Schweflige Säure schwächt nur die Keimfähigkeit, die aber sofort wieder eintritt, wenn die Mikrobien in andere, nicht desinfizirte Räume übertragen werden. Chlor zerstört die Mikrobien in angefeuchteten Stoffen, nicht in trodenen, muß aber in einer Stärke angewendet werden, in welcher dasselbe nachtheilig auf die Athmungsorgane wirkt. Brom ist ein gutes Des infektionsmittel, hat aber einen zu hohen Preis, um allgemein angewendet werden zu können. Das Sublimat zerstört wohl den Ansteckungsstoff in der Luft und auf der Oberfläche der Körper, nicht aber den in Stoffen, Möbeln u. s. w. verborgenen. Trockene Hige hat sich auch als ein gutes Desinfektionsmittel erwiesen, jedoch muß dieselbe bis zu einem Grade gesteigert werden, bei welchem viele der zu desinfizirenden Gegenstände start beschädigt werden. Dagegen verändern heiße, bis auf 1000 Grad gebrachte Wafferdämpfe die Stoffe nur unwesentlich, und doch tödten fie in furzer Zeit die Mikrobien selbst in Betten, Polstermöbeln und dergleichen Gegenständen, in welchen fie vor anderen Desinfektionsmitteln geschützt sind. Wie ebenfalls auf der Breslauer Versammlung des Vereins für öffentliche Gesundheitspflege konstatirt wurde, ist überhigter Wasserdampf das einzige, wirklich wirksame und zuverlässige Desinfektionsmittel, namentlich für Betten und Möbelstoffe der Krankenstuben, aber zugleich ein Mittel, welches nicht wie die chemischen Agentien in den Apotheken und Droguenhandlungen zu haben ist, son dern nur vermittelst besonderer Desinfektionsapparate, die den Privaten nicht zu Gebote stehen, angewandt werden kann. Aufgabe der Medizinalpolizei wird es daher sein, gegenüber dem Umfichgreifen der Scharlach und Diphtheritisepidemien die Aufstellung von Desinfektionsapparaten zur Des infektion mit erhittem Wasserdampf in jeder größeren Gemeinde auf Gemeindekosten anzuordnen und die Bes nuzung derselben jedem Gemeindemitgliede nicht nur unentgeltlich zu gestatten, sondern unter Umständen sogar obliga forisch zu machen. Dadurch würden zahlreiche Krankheitsherde vernichtet und somit der Menschheit große Dienste geleistet werden. Die Nürnberger Gemeindevertretung ist gegenüber der dort herrschenden Diphtherie bereits in dieser Richtung vorge gangen, indem sie beschlossen hat, den dort vorhandenen, ges meindlichen großen Desinfektionsapparat den Privaten billigst, wenn erforderlich auch unentgeltlich, zur Verfügung zu stellen, sowie einige fleinere, billigere Desinfektions- Apparate anzuschaffen, auch eine Desinfektionstolonne durch Ueberweisung hierzu geeigneter Persönlichkeiten zu bilden. Vor dem Gebrauch unwirksamer Desinfektionsmittel, wie Karbolsäure, Chlorkalt 2c. sollte direkt gewarnt werden."
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Zur Auswanderungsstatistit. Nach den Zahlen, welche das kaiserliche Statistische Amt für den Monat Oktober über die Auswanderung Deutscher über See veröffentlicht, find über die deutschen und niederländischen Häfen und über Antwerpen zusammen 9107 deutsche Auswanderer befördert worden, gegen 9004 Personen im entsprechenden Monat des Vorjahres.
Folgen einer unglücklichen Operation. Am 23. Novbr. erschoß sich in St. Petersburg der Profeffor an der medizinisch chirurgischen Akademie und Leiter der chirurgischen Klinit, Dr. med. S. P. Kolomnin. Wie man berichtet, hat der Profeffor vor einigen Tagen eine Dame auf deren dringendes Verlangen operiri. Obgleich die Operation vollkommen regelrecht ausgeführt war, starb die Patientin doch nach drei Stunden. Das machte einen tieferschütternden Eindruck auf Rolomnin. Er erklärte, er habe den Tod der Dame verschuldet, und war frog der gegentheiligen Versicherungen seiner Kollegen untröst lich. Er behauptete, er hätte die Operation nicht ausführen sollen, und sprach die Absicht aus, die Akademie zu verlassen, weil er nach einem so groben Versehen kein Zutrauen mehr beanspruchen dürfe. Den Gründen seiner Kollegen gegenüber
hatte er stets nur die Antwort: Ich habe ein Gewissen und bin selbst Richter über mich." Der unglückliche Fall selbst war durch Rotain verschuldet. Profeffor Kolomnin wollte deffen Wirkung bei dieser Operation erproben und mußte die Patien tin an einer Rotain- Vergiftung sterben sehen, trotzdem er nur eine mittlere Gabe dieses gefährlichen Mittels angewendet und vor der Operation erklärt hatte, daß französische Aerzte die
doppelte Menge Kokain gäben. Da in Rußland nur reine Präparate zugelassen werden, war die Dofts, welche Profeffor Kolomnin unter Berufung auf französische Berichte der Kranken einsprißen ließ, offenbar zu groß und führte deren Tod herbei.
Markthallen- Bericht von J. Sandmann, städtischem Verkaufs- Vermittler, Berlin , den 9. Dezember 1886.
Geflügel. Die Geflügelauktionen finden bei Händlern und Restaurateuren größere Aufnahme. Gänse unter dem Halse geschnitten, vollständig gerupft, Flügel und Füße auf den Rücken gebunden, nicht gebrüht und nicht gesengt, 8-10 Pfd. schmere 47-54 Bf., über 10-15 Pfd. 55-62 Pf., Fettgänse über 15 Pfd. schwer sehr rar und gut bezahlt 63 Pf. und mehr per Pfd. Enten, Puten und Hühner sollen am Halse geschnitten sein. Der Kopf, die Flügel und Schwanzfedern werden nicht abgenom men. Junge Enten 1,50-2,50, fette Enten 50-65 f. per Pfund, über 10 Pfund schwere fette Buten 70-80 f. per Bfd., Hühner 0,55 bis 0,80 und 1,20-1,70 M., Tauben 30 bis 40 Pf., Poularden 4,50-8 M. Mageres Geflügel schmer verkäuflich. Lebende Gänse zum Mästen 2,00-3,00 M., lebende Enten 0,90-1,50 M. Auktion täglich im Bogen 4 um 6 Uhr Nachmittags.
Wild. Die Jagdbeute der legten föniglichen Hofjagd im Grunewald kommt im Bogen 4 sukzessive zur Ver steigerung. Auch anderweitige Zufuhren vermehrten sehr den Bestand, ohne auf die Preise merklich einzuwirken. Außer Schnepfen ist Wildflügel knapp. Im Handel dürfen Rebhühner noch bis zum 14. geführt werden. Es wurden folgende Preise bezahlt: Hasen nur bei sehr falter Witterung mit Kaldaune zu versenden, sonst stets ausgeworfen, ohne be sondere Verpackung, auf Stangen von 10 Stück 3,70-4,00 pr. Stück, sehr kleine und sehr fehlerhafte entsprechend weniger. Kaninchen, ausgeweidet 45-55-60 Pf. per Stück. Rehe ausgeweidet Ia 60-70 Bf., I'a sehr starke und fehlerhafte 55 bis 60 Pf. pr. Pfund. Rothhirsche, la 38-44, I a 35-40, Dammwild I 45 bis 70, I a 34 bis 45 Pf. per Pfund. Wildschwein 40 bis 56, fleine 55 bis 75 Pf. pr. Pfund. Rebhühner, junge 1,30-1,60, alte 90-110 Pf., Fasanen hennen 2,50 bis 3,00, Fasanenhähne 3,50 bis 4,00 m., Krametsvögel 32-36 Pf. per Stid. Schnepfen 1,40-2,50, Bekassinen 40-75 Pf. pr. Stück. Die Wildauktionen werden täglich im Bogen 4 um 6 Uhr Nachmittags abgehalten.
Fleisch. Nach Errichtung der Fleischschau in der Markt halle wird es möglich, den Verkauf von geschlachtetem Vieh hier zu vermitteln. Den Interessenten gebe ich gern jede nähere Auskunft. Der Fleischkommissionshandel in unserer Markthalle dürfte für viele Landwirthe und Schlächter von weittragender Bedeutung sein. Vorläufig sind unverlangte Fleischsendungen nicht anzurathen.
Obst und Gemüse. Größere Zufuhren sehr erwünscht. Die Preise steigend. Birnen 10-20 M., feinste Sorten 20-40 M., Alepfel 6,00-9,00 M., Tafeläpfel 10-20 M., feinste Sorten 20-36 M., Wallnüsse 20-30 M., geringe 12-15 M. pr. 3tr. Apfelfinen, Valencia 25-28 M., Lissabon 15-16 M., Bitronen, Malaga 24-25 M. Böhmische Bad flaumen 10-13 M.
Weißfleischige Speisekartoffeln 3,00-3,60, rothe 2,80-3,00, blaue 2,80-3,20 per 100 Ro., groß Sellerie 7-10 m., flein 3-7 M., Meerrettig 7-12 M., Zwiebeln 4,50-6-8 M., Blumenkohl 30-40 M. pr. 100 Stüd, Kohlrüben 1,50-2,00 M per Bentner.
Pflanzen. Die Zufuhr an Rosenstämmen ist mäßig, es ist rathsam, den Bedarf vor Eintritt der Kälte zu decken. Die Preise sind sehr niedrig. Rosen- Hochstämme 35-55, niedrig veredelte 15-20 M. pr. 100 Stück, Primeln 13-15 m. pr. 100 Stüd. Auktion jeden Dienstag und Freitag um 10 Uhr Vormittags.
Geräucherte und marinirte Fische. Engros - Auktion täglich um 5 Uhr Nachmittags im Bogen 4. Regelmäßige Zufuhren erwünscht. Preise waren weichend. Bratheringe ver Faz 1,50 bis 2,25 M. Russische Sardinen 1,50-1,60 M. Rheinlachs 2,50-2,90, Wefer- und Ostseelachs 1,20-1,60, Flundern, fleine 2,50-5,00 M., mittel 7,50-16 M., große 18-27 M Bücklinge 2,10-6,00 m. per 100 Stüd. Sprotten 60-80 f per Kiste, 15-25 Pf. per Pfd. Kieler Sprotten 25 bis 35 Pf. per Pfund. Rauchaal mittel 1 M. per Pfd.
Fische. Hechte 30-40 M. per 3tr. Karpfen 35-64 bis 55-75 M. per 3tr.
Eier 3,30 M. pr. Schock.
Butter. Ia. Butter wenig zugeführt.
Ila. Qualität in größeren Posten vorhanden. Frische feinste Tafelbutter c 120-125, feine Tafelbutter 1. 110-118, II. 95-108 11. fehlerhafte 85 bis 90. Landbutter I. 90-96, It. 80 bis 85 M. Galizische und andere geringste Sorten 55-72 M pr. 50 Ro.
Räfe. Emmenthaler 70-75, Schweizer I. 56-63, 11. 50-55, III. 42-48, Quadrat- Backstein 1. fett 20-25, 11. 12-18 Limburger 1. 28-32, 11. 18-22, Rheinischer Holländer Käse 45-58 M., echter Holländer 60-65 M., Edamer I. 60-70, 11. 56-58 m.
Briefkasten der Redaktion.
Drei Wettende, Bülowstr. 40. 2.35 ist richtig.
E. H., Prinzenstr. Bevollmächtigen Sie einen dortigen Rechtsanwalt, die Publikation des Testamentes entgegen zu nehmen und die Ertheilung um Ausfertigung für Sie zu antragen. Wenn die Sterbeurkunden Ihrer Eltern vorliegen und Sie angeben, nicht im Befige des Rekognitionsscheines zu sein, so muß die Publikation erfolgen. Der Rechtsanwalt hätte ca. 15 M. zu beanspruchen, wenn der Nachlaß gegen 3000 M. beträgt. Theilen Sie die vermuthliche Höhe des Ob jettes dem Rechtsanwalt mit.
W. P. Waideweg. Der Vater ist im Allgemeinen nicht verpflichtet, für die von seinem unter väterlicher Gewalt stehen den Sohne gemachten Schulden aufzukommen. Wenn aber der Sohn, der außerhalb des väterlichen Hauses lebt, Sachen oder Gelder für seine nothwendigsten Bedürfnisse entnommen hat, oder wenn der Sohn feine Gelegenheit gehabt hat, das nöthige vom Vater selbst zu erhalten, so muß der Vater bezahlen Selbstverständlich auch dann, wenn er dem Sohn den Auf trag ertheilt, fich die Sachen, zum Beispiel Kleidungsstücke, ans zuschaffen.
Norden 1. 1. Wer von dem Landgericht verklagt ist, muß fich, falls er überhaupt Einwendungen erheben und Anträge stellen will, durch einen Rechtsanwalt vertreten lassen. Erscheint er allein ohne Anwalt, so kann Versäumnißurtheil gegen ihn ergeben. 2.§ 251 ALR. Th. 11, Tit. I lautet: Auch nach aufgehobener väterlicher Gewalt find Kinder und Eltern einander wechselseitig zu unterstügen, und Eins das Andere, wenn es fich nicht selbst ernähren fann, mit Unterhalt zu versehen schul dig." 3. Eine Wittwe, die mehrere Kinder hat, fann nur dann eines derselben wegen Alimenten verklagen, wenn fie nachweist, daß und weshalb die anderen zu ihrer Unterſtügung nicht ver pflichtet oder im Stande find. Eine gesetzliche Vorschrift, wie groß des Einkommen eines Arbeiters sein muß, damit derselbe feine Mutter zu unterſtüßen im Stande ist, existirt nicht. Man wird aber bei einem verheiratheten Arbeiter ein wöchentliches Einkommen von mindestens 20 M. erfordern.
Fr. Kappes in W. Unsere Zeitung wird regelmäßig und pünktlich zur Post gebracht, wenn Sie also die Zeitung un pünktlich erhalten, so wollen Sie sich dieserhalb bei der Poft
beschwerden.
Berantwortlich für den politischen Theil und Soziales Max Schippel , für Vereine und Versammlungen 8. Tukauer, für den übrigen Theil der Zeitung N. Gronheim, sämmtlich in Berlin
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