die Bahlstellen der Verwaltungsstelle am Sonnabend, den 25. Dezember( 1. Weihnachtsfeiertag), und Sonnabend, den 1. Januar 1887( Neujahrstag), geschlossen sind und dafür Bei­träge am Sonntag, den 26. Dezember, und Sonntag, den 2. Januar, Vormittags von 10 Uhr an, entgegengenommen werden. Die Auszahlung der Krantenunterstüßungen findet Sonntags, Vormittags von 11-1 Uhr, im Lokale des Herrn Winzer, Naunynstr. 78, statt. Kranken- und Medizinscheine stellt aus: für den Osten Herr Gerlach, Kl. Andreasstrr. 4 Hof 3 Tr.; für den Südosten Herr Köppen, Manteuffelstr. 27 Hof 2 Tr. in der Zeit von 7-9 Uhr Abends. Die Quartals versammlung des Bezirks findet am Sonntag, den 16. Januar 1887, Vormittags 10 Uhr, im Lokale des Herrn Säger, Grüner Weg 29, statt. Billets vom 2. Stiftungsfest find bis spätestens Sonntag, den 19. Dezember, zurückzuliefern. Der Bevollmäch tigte Schrader wohnt jest Wrangelstr. 49 vorn 4 Tr.; der Kasfirer Mönch Adalbertstr. 26 vorn 4 Tr.; bei letterem finden Aufnahmen zu jeder Zeit statt.

in Düffeldorf am 2. Juli freigesprochen worden. Es lag ihm ob, die von den Beamten der verschiedenen Kanzleien geschrie­benen Briefe zu frantiren und zur Post zu besorgen; die dazu nöthigen Briefmarken erhielt er öfters in größerer Anzahl aus den Kanzleien. Eine einheitliche Kontrole über die Verwendung der Marken bestand nicht. Die Anklage behauptete nun, daß R. zu verschiedenen Malen mehr Briefmarken gefordert hatte, als er brauchte, und daß er die zu viel erhaltenen Marken unter­schlagen habe. Bezüglich einer Reihe von Fällen behauptete nun der Angeklagte, er habe die in der einen Kanzlei zu viel geforderten Marten zur Frantirung von Briefen aus einer anderen Kanzlei benußt, in den übrigen Fällen will er sich indeffen durch die Briefmarken nur für Auslagen bezahlt gemacht haben, die er im Interesse des Amtsgerichts habe machen müssen. In der That wurde denn auch festgestellt, daß ihm von Seiten Der Kanzleibeamten die Anschaffung der verschiedensten Ges brauchsgegenstände aufgetragen war, ohne daß ihm das Geld dazu gegeben wäre. Wie hoch fich diese Beträge belaufen haben, tonnte jedoch nicht festgestellt werden, da über die Aus­gaben im Barmer Amtsgerichte teine Aufzeichnungen gemacht wurden. Das Landgericht nahm bei dieser Sachlage an, daß dem Angeklagten das Bewußtsein der Rechts widrigkeit gefehlt habe und sprach ihn frei. Hiergegen hatte der Staatsanwalt Revision eingelegt, welche vor dem 1. Strafsenate des Reichsgerichts verhandelt wurde. Der Staatsanwalt war der Meinung, daß weniger eine Unter­schlagung, als ein Betrug vorliege, denn der Angeklagte habe den betreffenden Beamten vorgespiegelt, daß er mehr Briefe zu befördern habe, als es wirklich der Fall war. Der Reichsan­walt beantragte jedoch Verwerfung der Revision, da es voll­ständig am subjektiven Thatbestand mangele. Der Angeklagte habe sich nach dem bestehenden Brauche oder vielmehr Miß­brauche für berechtigt halten können, sich durch Briefmarken bestimmt und kann man auch aus diesem Grunde mit großer zahlt zu machen, damit sei jeder Dolus  , auch für einen etwais gen Betrug, ausgeschloffen. Daraufhin wurde die Revision verworfen.

Leipzig  , 9. Dezember.  ( Bestätigung eines Todesurtheiles.) Von dem Schwurgerichte in Ratibor   wurde am 15. Oktober der Bauernsohn Newrzella zum Tode verurtheilt, weil er seine von ihm geschwängerte Geliebte vorsäßlich getödtet und in ein vorher auf dem Felde gegrabenes Loch verscharrt. Um sich eine Galgenfrist zu verschaffen, hatte er die Revision verfolgt und gerügt, daß der Ausschluß der Deffentlichkeit nur zur Wah­rung der guten Sitten," nicht aber wegen Gefährdung der Sittlichkeit", wie die Str.-Pr.-D. sagt, vom Gericht beschlossen war. Der Reichsanwalt wies in der Sigung des IV. Strafe senats vom 7. Dezember darauf hin, daß nach einem früheren Urtheil des Reichsgesetzes dem Geseze durchaus entſpreche und beantragte insoweit und auch bezüglich einer anderen Rüge die Verwerfung der Revision. Das Reichsgericht trat diesen Aus­führungen bei, so daß nun das Todesurtheil rechtskräftig ge­worden ist.

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Wien  , 10. Dezember. Heute wurde vor dem Schwur­gerichte die Verhandlung gegen Gerhardus Kreitter, welcher be­fanntlich am 4. November d. J. den Druckereibefizer Schloß­berg ermordet hat, durchgeführt. Der Staatsanwalt hat gegen den 24 jährigen Angeklagten die Anklage wegen Meuchelmord erhoben und ihn außerdem angeklagt, am Abend, bevor er den Schloßberg ermordete, auf dem Stubenring gegen den Schnei der Karl Fengl einen Raubmord versucht und sich an demselben Tage einem Sicherheitswachmann gegenüber, der ihn verhaften wollte, dadurch, daß er sein geöffnetes Taschenmesser drohend gegen denselben erhob, des Verbrechens der öffentlichen Gewalt­thätigkeit schuldig gemacht zu haben. Kreitter leugnete nicht, Herrn Schloßberg gestochen zu haben. Er erzählt, daß er am Abend des 4. November durch die Wollzeile- welche im Zentrum der Stadt gelegen ist gegangen sei; am Ende der selben sei ein Mann Schloßbergan ihn angestoßen. an ihn angestoßen. Darüber seien fie in einen kurzen Wortwechsel gerathen und da Schloßberg, den er früher nie gesehen hatte, mit einem Spazierſtocke nach ihm geschlagen habe, habe er die Schläge mit der linken hand abgewehrt, sein Meffer gezogen, geöffnet und Herrn Schloßberg einen Stich in die linke Halsseite versett, worauf er entflohen sei. Er habe jedoch nicht die Absicht ge­habt, Herrn Schloßberg zu tödten oder zu berauben, und habe denselben auch nicht angebettelt. Der Staatsanwalt suchte nun durch die Zeugenaussagen den Nachweis zu führen, daß diese Berantwortung unwahr sei. Mehrere Beugen fagten nämlich mit Bestimmtheit aus, daß Kreitter derselbe Mensch sei, der sie und andere Personen am Abend des 4. und 5. November in zudringlicher und frecher Weise angebettelt habe. Es sei also, führte der Staatsanwalt aus, anzunehmen, daß Kreitter den Schloßberg angebettelt habe, und über die Verweigerung einer Gabe erzürnt, sich an Schloßberg rächen wollte. Das sei dem Angeklagten vollkommen zuzutrauen; denn er erwies fich, ob­wohl er aus anständiger" Familie stammt, schon in seiner Jugend als liderlich und arbeitsscheu, erlernte fein Handwerk und schlug sich bettelnd herum. Der Vertheidiger Kreitter's, Dr. Schneeberger, setzte Alles daran, den Nachweis zu führen, daß Kreitter sich weder eines Meuchelmordes, noch eines ver­fuchten Raubmordes, sondern eines Todtschlages schuldig ge­macht habe. Die Urtheilsfällung dürfte noch heute erfolgen.

Vereine und Versammlungen.

* Der Fachverein der Mechaniker, Optiker, Uhrmacher, chirurgischer und anderer Instrumentenmacher hielt am Mitt woch, den 8. Dezember, eine gut besuchte Mitgliederversamm­lung bei Niest's  , Kommandantenstr. 71-72, ab, in welcher Herr Dr. Bentendorf einen beifällig aufgenommenen Vortrag über: " Das Findlingswesen" hielt. Die an den Herrn Referenten gestellten Fragen beantwortete derselbe in der eingehendsten Weise. Zu Verschiedenes" wurde ein Brief von den Herren Biedermann u. Czarnikow verlesen, in welchem sich dieselben gezen die in der legten Sigung geäußerten Behauptungen ver wahren und auf die von ihnen im Berliner   Voltsblatt" ver­öffentlichte Erwiderung verweisen. Da die beiden Herren, welche die betreffenden Angaben gemacht hatten, anwesend waren, so entspann sich darüber eine sehr lebhafte Debatte. Ein Mitglied theilte mit, daß die Erwiderung der Herren Biedermann und Czarnikom infofern sich mit den gemachten Angaben decke, als die 20 pCt. Abzug angekündigt waren, dies aber von den Herren nicht zur Ausführung gebracht wurde, bis auf einen Artikel, auf welchen ein Abzug von 10 pCt. gemacht worden ist. Die Lohnverhältnisse sind so, wie von der Firma ange­geben, nur sei dabei in Betracht zu ziehen, daß die Gehilfen, welche die höheren Löhne erhalten, fast stets auf Montage" fich befinden, dadurch auch selbstredend viel größere Ausgaben haben, als die in der Werkstatt beschäftigten. Nachdem noch einige interne Angelegenheiten, welche zu sehr higigen Debatten führten, und der Fragelasten erledigt waren, schloß der Vor­figende die Sigung um 12 Uhr.

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Der Verein für Technik und Gewerbe in Berlin  ( ge gründet 17. Febr. 1881) veranstaltet im oberen Saale des Leitmann'schen Restaurants, Brunnenstraße 9 heute( Sonntag) eine Ausstellung von Studienblättern, Landschaften, Städtean fichten aus allen Theilen der Erde, Thierskizzen 2c. 2c. Diese überaus reichhaltigen Sammlungen sind während Jahrhun­dert mit Fleiß zusammen getragen und bieten den reichsten Bahlreiche prachtvolle

Kunstblätter veranschaulicher die schönsten Punkte Deutschlands  . Freunde des Vereins, sowie jeder Interessent, Herren und Damen, find freundlichst zur Besichtigung der Ausstellung ein­geladen. Eintritt frei. Die Ausstellung ist von 10 Uhr Vor­mittags bis 3 Uhr Nachmittags geöffnet.

Bentral- Kranten- und Sterbekasse der Drechsler und anderer gewerblicher Arbeiter Deutschlands  ( G.. 48), Ver­waltungsstelle Berlin A". Den Mitgliedern zur Nachricht, daß

Die öffentliche Schuhmacher- Versammlung, welche am Montag, den 13. d. Mts., im Königstädtischen Kasino" statt­Montag, den 13. d. Mts., im Königstädtischen Kasino" statt­finden sollte, kann nicht abhalten werden, weil die polizeiliche Genehmigung versagt wurde. In der Versammlung sollte über die Angriffe des Innungsmeisters Schumenn gegen die Berliner   Schuhmacher- Organisation verhandelt werden.

Zentral- Kranken- und Begräbnißkaffe der Buch­binder. Die hiesige Verwaltungsstelle hatte zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Kaffe am 23. Oktober eine Festlich feit in der Philharmonie" arrangirt. Das finanzielle Ergebniß derselben war recht zufriedenstellend. Die Ausgaben betrugen 540 M., die Einnahmen 950 M., es ergiebt sich demnach ein Ueberschuß von 410 M. Bekanntlich ist derselbe für hilfsbe­dürftige franke Mitglieder der hiesigen Verwaltungsstelle be­

Genugthuung das erzielte Resultat konstatiren. Von den ge­nannten 410 M. find 300 M. als Fonds zinstragend angelegt, während sich der Rest theils noch in den Händen des Kassirers befindet, theils schon zu Unterſtügungen verwendet worden ist.

Verein zur Wahrung der Interessen der Lackirer aller Branchen. Montag, den 13. Dezember, Abends 8 Uhr, Versammlung in Nieft's Salon, Kommandantenstraße 71-72. Tagesordnung: Vereinsangelegenheiten, Verschiedenes und Fragefasten.

Freie Vereinigung der Graveure, Ziseleure 1c. Montag, den 13. Dezember, Abends 8 Uhr, Versammlung im Restaurant Sahm, Annenstraße 16. Tagesordnung: 1. Ge schäftliches, Aufnahme neuer Mitglieder, Bericht des Nachweiſe­bureaus. 2. Vortrag des Herrn Dr. Stahn über: Das Auge und die Pflege desselben". 3. Verschiedenes.- Gäste sind willkommen.

Fachverein der Posamentiere und Seidenknopfmacher. Versammlung am Montag, den 13. Dezember, Abends 8 Uhr, im Königstadt- Kasino, Holzmarktstr. 72.

Verband deutscher Zimmerleute, Lokalverband Berlin­Zentrum". Dienstag, den 14. d. Mts., Abends 8 Uhr, Kom­mandantenstr. 77/79, Versammlung. Tagesordnung: 1. Vor­trag. 2. Verschiedenes. 3. Fragekasten.- Aufnahme neuer Mitglieder.

Fachverein sämmtlicher im Drechslergewerk beschäf= tigten Arbeiter Berlins  . Den Mitgliedern zur Nachricht, daß der Kassirer C. Buchmann, Naunynstr. 4 wohnhaft, Sonn­tags Vormittag von 10 Uhr an zur Entgegennahme von Bei­trägen und Aufnahme neuer Mitglieder im Lokale Naunyn­straße 78 zugegen ist. Daselbst findet am Montag, den 13. De­zember, die erste Uebungsstunde der Liedertafel des Vereins statt, zu welcher stimmbegabte Gewerksgenoffen eingeladen sind. Anfang präzise 9 Uhr Abends. Der Unterrichtskursus im Englischen, an welchem bis jetzt 31 Personen ihre Theilnahme zugesagt haben, wird ebenfalls im Lokale des Herrn Winzer, Naunynstr. 78, und zwar Montags, Abends von 8-9 Uhr, und Donnerstags, Abends von 9-10 Uhr, abgehalten werden. Lehrer: Herr Dr. Lütgenau. Honorar pro Monat eine Mark. Versammlung der Vertrauensleute und Fachkommissions­mitglieder am Dienstag, den 14. Dezember, Abends 8 Uhr, in vorgenanntem Lokale. Der Vorfißende Fr. Schrader wohnt jezt Wrangelstr. 49 vorn 4 Tr.

Freireligiöse Gemeinde. Beschließende Versammlung am Montag, den 13. Dezember, Abends 8% Uhr, Niederwall­straße 20. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, werden außer der Revisorenwahl noch andere Fragen Veranlassung zu scharfen Debatten geben. Es werden daher diejenigen Mitglie der, welche bisher treu für die Interessen der Gemeinde im Kampf gestanden, auch in dieser Versammlung nicht fehlen dürfen.

Verein der Modelltischler. Montag, den 13. d. M., Abends 8 Uhr, Ackerstr. 63, Vortrag des Ingenieurs Herrn Wolfsberg über das Eisen, seine Gewinnung und Ver­arbeitung.

Generalversammlung der Berliner   Tischler am Mon tag, den 13. Dezember, Abends 8 Uhr, im Lofale Urania, Wrangelstraße 9-10. Tagesordnung: Welche Anträge stellen die Berliner   Tischler zu dem am 28.- 29. Dezember 1886 zu Gotha   stattfindenden deutschen   Tischler- Kongreß? Die Kom­mission der Tischler Berlins   macht bekannt, daß die frei­willigen Beiträge zu den Delegationstosten jest Sonnabends Abends von 8-10 Uhr auf den bekannten Zahlstellen ange­nommen werden.

Fachverein der Steinträger Berlins  . Sonntag, den 12. Dezember, Vorm. 11 Uhr, in Scheffer's Salon, Inselstr. 10 Versammlung. Tagesordnung: Wahl eines Kaffirers zum Generalfonds und innere Vereinsangelegenheiten, Verschiedenes, Fragetasten. Nur Mitglieder haben Zutritt. Neue Mitglieder Fragetasten. Nur Mitglieder haben Butritt. Neue Mitglieder werden aufgenommen.

Eine öffentliche Versammlung zur Ausbreitung des Sanitätsvereins für Arbeiter beiderlei Geschlechts findet am Dienstag, den 14. d. M., in Keller's Salon, Andreasstr. 21, statt. Tages Ordnung: 1. Vortrag des Herrn Dr. Sturm über Lungenleiden. 2. Diskussion. 3. Aufklärung über den Sanitätsverein. Zur Dedung der Unkosten Entree nach Bes lieben. Der Zutritt ist auch Damen gestattet.

Gesangs, Turn- und gesellige Vereine 2c. am Montag. Gesangverein Männerchor Linde Abends 8 Uhr Naunyn straße 70 bei Stab.- Männergesangverein Schneeglöckchen" Abends 9 Uhr im Restaurant Klose, Mariannenstraße 31 32.

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Turnverein Hasenhaide  "( Lehrlingsabtheilung) Abends 8 Uhr Dieffenbachstr. 60-61.- Berliner   Turngenossenschaft" ( 7.Lehrlingsabtheilung) Abends 8 Uhr in der städtischen Turn­halle Brigerstraße 17 18. Bitherklub Amphion" Abends 8 Uhr im Kurfürstenfeller", Poststr. 5.

Fachverein der Rohrleger. Versammlung am Sonntag, den 12. d., Vormittags 10 Uhr, in Nieft's Salon, Komman dantenstraße 71/72 Tagesordnung: 1. Vortrag des Herrn Dr. Baumgart. 2. Abrechnung des Vergnügungskomitees über das Wintervergnügen. 3. Verschiedenes und Fragekasten. Fachverein der Marmor- und Granitarbeiter. Ver einsversammlung Sonntag, den 12. d. M., Vormittags 10 Uhr. Gesang- und gesellige Vereine am Sonntag. Lieder tafel der Maler Berlins   Nachmittags 4 Uhr bei" Sodtke, Ritterstraße 123. Männergefangverein Firmitas". Nach mittags 3 Uhr bei Bühring, Ritterstraße 105, Gesang und Muſik.

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Kleine Mittheilungen.

Lübeck  , 10. Dezember. Eine Feuersbrunst bei orfanartigem. Sturm hat heute Nacht das zum Lübecker   Stadtgebiet gehörige Dorf Diſſau vollständig eingeäschert. Es wird Brandstiftung  vermuthet.

Frankfurt   a. M., 9. Dezember. Ein seltsamer Vorfall beschäftigt gegenwärtig die hiesige Polizeibehörde. In einem Hause der Großen Bockenheimerstraße wartete die Hausfrau Morgens vergeblich auf das im höhern Stockwerke schlafende Dienstmädchen. Als man dasselbe in seinem Zimmer aufsuchte, war es unter dem Bettzeug verborgen, mit einem Knebel im Munde und die Hände an die Bettpfosten gebunden. Daffelbe behauptet, daß in der Nacht ein Mann zu ihr ins Simmer ge drungen sei, fie mit einem Messer bedroht und als fie fich ge weigert, die Schlüssel zur Wohnung ihrer Herrschaft heraus­zugeben, fie in vorstehend geschildeter Weise geknebelt und ges bunden habe. Da das Mädchen allein nicht fähig war, fich in die angegebene Lage zu bringen, forscht man nach den näheren Umständen dieses sonderbaren Vorfalls.

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Mainz  , 9. Dezember. Der Schnellzug Köln   Mainz  , welcher Köln   heute früh um 9 Uhr verließ, hatte auf seiner Fahrt mit heftigen Sturmwinden zu kämpfen und kam deshalb in Bingerbrück   mit einer halben Stunde Verspätung an, welche bis hier nicht einzuholen war. Nach Versicherung von Mits reisenden soll der Sturm zwischen Köln   und Bonn   derart ge tobt haben, daß der Zug taum vorwärts tommen fonnte und man schier befürchten mußte, umgeblasen zu werden.

Düsseldorf  , 8. Dezember.  ( Hauseinsturz.) Kaum find vierzehn Tage verflossen seit dem Hauseinsturz auf der Düffel­thalerstraße und heute schon müssen wir wiederum von dem Busammenbruch eines Neubaues Mittheilung machen. Feuerwehr war schon am Nachmittage hinaus nach Flingern   zu Die einem großen Brande ausgerückt. Die zusammengeeilte Re servefeuerwehr wurde gegen 6 Uhr nach Oberbilk   gerufen, um dort die Aufräumungsarbeiten bei einem an der Kölnerstraße zusammengestürzten Neubau zu übernehmen. Wir wollen es schon vorausschicken, daß weder Menschenleben zu beklagen, noch sonstige Verlegungen vorgekommen sind. Man vermuthete jedoch, daß des Weges gekommene Leute unter die Trümmer gerathen seien. Der zusammengestürzte Neubau war schon bis zur letzten Balkenlage gediehen. In der gegenüber liegenden Wirthschaft machten sich gestern Gäste gegenseitig darauf aufmerksam, daß der Neubau bedenkliche Risse und Abweichungen habe. Heute Nachmittag gegen 4 Uhr vernahmen die im Bau befindlichen Arbeiter ein Knistern und Knacken im Mauerwerk und gleich nachher stürzten einige innere Mauern ein. Die Arbeiter flüchteten und unterließen es, von dieser Thatsache die erfor derliche Anzeige zu machen. Um sechs Uhr brach das ganze Gebäude mit furchtbarem, donnerähnlichem Krachen zusammen. Nur der Hinterbau und ein Stück der Hintermauer blieben stehen. Alles andere Mauerwerk fiel bis auf das Fundament zusammen. Die dicken Balken waren zersplittert wie Streich hölzchen. In der Nähe befindliche Leute glaubten im Moment des Zusammensturzes Personen am Gebäude bemerkt zu haben, welche durch das zusammenfallende Mauerwerk verschüttet wor den seien. Die Feuerwehr war bald zur Stelle, mußte zunächst zu ihrer eigenen Sicherheit einige Balfen und einiges Mauer mert beseitigen und begab sich dann mit aller Energie an die Aufräumungsarbeiten, mit denen sie volle 2 Stunden zu thun hatte.

Wollin, 8. Dezember. Von einem großen Diebstahl er­zählt das used.- Woll. Dampfb." Kürzlich zog von Kammin die Familie Kücken   hier zu, bestehend aus der Mutter, einem Sohne von einigen dreißig Jahren und einer Tochter von etwa zwanzig Jahren. Der Sohn hatte längere Zeit in Kammin bei dem Justizrath Schweiger geschrieben. Letzterer vermißte fürzlich aus seiner Raffe eine bedeutende Summe, wie es heißt, 60 000 M., darunter Pfandbriefe und Binsscheine. Der Ver dacht lenkte sich sofort auf Kücken. Bei einer Haussuchung wurde in einer finsteren Kammer ein altes Buch gefunden, in dem sich zwei Werthpapiere über je 3000 M. vorfanden, und in einer alten Bibel fanden sich viele Zinsscheine. In dem Diebesschatkammer. Es wurden hervorgeholt viele Rollen mit Fußboden, der aufgebrochen wurde, fand man aber die wahre Goldstücken, werthvolle Ringe mit Brillanten, Silberzeug, ferner ein zugenähter und versiegelter Handschuh, der ebenfalls vollgepfropft mit Goldstücken war. Bei dem Handschuh befand sich ein Bettel, auf welchem bemerkt war, wie viel an diesem und jenem Tage demselben entnommen. Rücken scheint ein sonderbarer Heiliger zu sein, denn auf dem gestohlenen Gute fand sich auch die Bemerkung: Lieber Gott  , heute habe ich wieder einen guten Tag gehabt! Auch Pläne zu Reisen nach Rumänien  , Egypten, der Türkei  , lagen bei dem Schaze, es ist also eine Reise auf Nimmerwiedersehen geplant worden. Außers dem fand man noch einen scharfen Dolch, der Blutspuren trug. Nach ungefährer Echäßung beträgt der Werth der wiedergefun denen Sachen 100 000 M. Angesichts dieser Ueberführungen gab Rücken fein anfängliches Leugnen auf. Eine Anzahl Werthpapiere will er auf dem Boden des Schweiger'schen Hauses versteckt haben. Behufs Feststellung dieser Angabe ist Rücken heute nach Kammin gebracht worden. Mutter und Tochter find hier in Haft.

Zürich  , 5. Dezember. Hier macht eine mysteriöse polizei­liche Entdeckung viel von sich reden. Im Bezirk Dielsdorf wurde eine etwa zwanzigjährige, körperlich unentwickelte Va gantin aufgegriffen, die sich als Jbiotin ergab, epileptische Ans fälle hatte und geistig auf dem Standpunkte eines Kindes steht. Die polizeiliche bezw. ärztliche Beobachtung führte zu der An­nahme, daß man es nicht mit einer gewöhnlichen Landstreicherin, auch nicht mit einer geborenen Jdiotin, sondern mit einer An gehörigen der höheren Stände zu thun habe, an welcher ein Verbrechen verübt worden ist. In der Frrenanstalt Burghölzli nämlich, wohin sie zur Beobachtung gebracht wurde, verloren fich ihre Anfälle etwas und das geistige Leben begann zu er machen. Sie gab an, ein Kind geboren zu haben, weigerte fich aber ängstlich, über deffen Herkunft etwas zu sagen. Der Bruder habe es getödtet und er werde Alle tödten, die den Vater des Kindes verriethen. Sie giebt an, lange Zeit in einem Keller gefangen gehalten und furchtbar mißhandelt worden zu sein. Auch habe sie eine böse Stiefmutter gehabt. Auffallend ist ihre Kenntniß französischer, englischer und italienischer Säße; merkwürdig auch, daß sie von Nymphenburg   erzählt, den Dr. Gudden kannte und vom ertränkten König spricht. Auch von der Bekanntschaft mit einem ultramontanen Geistlichen weiß ste zu erzählen, ebenso von einem englischen Fräulein Institut in München  . Man hält es nach alledem für wahrscheinlich, daß fte fich einſt in fehr hohen" Kreisen bewegte. Nachdem der König gestorben sei, habe der Vater, ein Offizier, die Mutter mit dem Säbel geschlagen und ihnen die schönen Kleider aus­gezogen. Ueber ihren Transport von München  , wo sie sich an scheinend früher aufhielt, nach der Schweiz   und in den Kanton Zürich   weiß fie nichts anzugeben. Nur an Lindau   und den Bodensee   erinnerte sie sich. Sie giebt im Uebrigen an, daß fie nach Genf   sollte, um daselbst Verwandte aufzusuchen.- Die Münchener   Polizei ist von der Sache unterrichtet; einstweilen werden im Burghölzli die Beobachtungen eifrig fortgefent.

Amsterdam  , 8. Dezember.  ( Sturm.) Seit heute früh herrscht ein heftiger Sturm; starte Regenschauer und das über Die Ufer hinspülende Waffer unserer zahleichen Grachten"( Ka näle) bemmen fast jeden Vertebr. Biegel, Schornsteine und halbe Dächer, find stellenweise herunter geschleudert worden, und Wagen und Menschen wurden vom Winde um worfen. Auch von der Seeseite her kommen nur traurige Berichte. Die Leuchthürme Nord und West­Schouwen bemerkten einen Dampfer auf dem sogenannten " Nieuwe- Land" festgefahren in größter Noth; alle Rettungs versuche von der Küste aus find des Sturmes halber vergebens geblieben. Die Nationalität des Dampfers ist noch nicht be­fannt. Da die Nothflagge noch gehigt ist, vermuthet man die Mannschaft noch an Bord, obwohl die Sturzwellen wild über den Dampfer hinschlagen.