78

ie

er

Te

ut

ne

Eft

ir

11,

m

at

cer

er

ist

er

en

ch

e=

De=

ile

en

ür

he

en

Ite

ent

na

ite

m

n;

par

ng

SEARC

länglich, das steht fest; erst nachdem der Landrath fich die Art der daran geübten Kritik ausdrücklich verbat, sagte das betr. Ausschußmitglied, Herr Wegmann: Das ist keine Art, die Ge­schäfte zu führen, das ist eine Ungehörigkeit! Derartige Szenen haben schon öfter stattgehabt und nur ihr Ende nicht im Duell gefunden, das ist der spezifische Unterschied, der mich die Sache hier zur Sprache bringen ließ; es handelt sich darum, ob es erlaubt ist, daß Vorgänge dieser Art mit der Waffe in der Hand zum Austrag gebracht werden dürfen.

Minister v. Buttfamer: Ich bin im vorliegenden Falle in der Lage, für die Glaubwürdigkeit des mir er statteteten Berichts auf Beugniß eines völlig Unbetheiligten, des als Hilfsbeamter fungirenden Referendars, der der ganzen Ver­handlung beigewohnt hat, der vom Regierungspräsidenten als Beuge vernommen worden ist und der die Vorgänge in der von mir angegebenen Art bekundet hat, einzutreten. Herr Abg. Dirichlet muß sich daher bescheiden, daß ich Ihnen objektiv richtiges vorgeführt habe. Allerdings kommt es darauf an, ob es erlaubt ist, aus amtlichen Differenzen oder aus persönlichen Konsequenzen einer amtlichen Differenz jene Nothwendigkeit, die Sache mit der Waffe in der Hand zum Austrag zu bringen, zu konstruiren. Gewiß dürfen nicht bloße amtliche Meinungs­verschiedenheiten in dieser Weise ausgetragen werden, aber menn grobe persönliche Beleidigungen an eine amtliche Differenz sich anschließen, dann liegt die Sache anders. Das also ist die Frage, ob eine solche grobe persönliche Beleidigung stattgefunden hat. Ich habe ja ausdrücklich erklärt, daß ich in der Prüfung des Verhaltens des Landraths be griffen sei, und habe nur abgelehnt, nach außen hin über ein solches Internum der Verwaltung zwischen Vorge­Tegten und Untergebenen eine Aeußerung abzugeben. Herr Dirichlet   fann ganz unbesorgt sein über die Folgen meiner Aeußerung bezüglich eines Generalmandats gegen die Duelle innerhalb des preußischen Beamtenstandes. In diesem die Disziplin aufrechtzuerhalten ist mir bisher noch immer gelungen. Die Zustände in Angerburg es handelt sich nicht um ganz Ostpreußen  , auch nicht um große Theile des Bezirks Gum­ binnen  , sondern gerade um Angerburg- hat Herr Dirichlet   auch als unerfreulich bezeichnet. Warum gerade hier diese Friktionen? Die Beamten wechseln; es muß also doch wohl an den ständigen Elementen liegen, und in der That stören sie notorisch den Frie den. Den zweiten Vorgänger des jezigen Landraths hat jene Partei geradezu zu Tode gehegt( Unruhe links), ihn so lange mit Nadelstichen malträtirt, bis er in eine schwere Krankheit verfiel, von der er fich nicht wieder erholte. Im Uebrigen glaube ich auf die Angelegenheit hier nicht weiter eingehen zu sollen.

-

Abg. Langwerth von Simmern( fons.): Ich stehe im entschiedensten Gegensatz zu den Anschauungen des Antrag stellers. Wir können die Duelle einmal nicht entbehren. Ich verurtheile auch die amerikanischen Duelle, möchte aber nicht, daß man die Einzelgefeßgebung auf immer weiteren Kreise ausdehnt. Aus demselben Grunde habe ich mich auch f. 3. gegen den Kanzel­paragraphen erklärt. Ich will mich einer Kommissionsberathung nicht widersetzen, erkläre aber, daß ich irgend einer gesetz­lichen Normirung nicht würde zustimmen können, wenn die studentischen Duelle nicht gelinder bestraft werden als heute. Das war früher nicht so. Im Gegensatz zu dem Reichsgericht halte ich die Schlägermenfuren einem Duell mit tödtlichen Waffen nicht für gleich. Jede Prügelei mit Stöcken kann einen tödtlichen Ausgang haben. In meiner Praxis ist mir kein Fall vorgekommen, wo unter nicht erschwerenden Umständen Der Tod die Folge gewesen ist. Gerade die Schlägermenfuren haben die Pistolenduelle und den Prügelfomment zurück­gedrängt. Die Bestimmungsmenfuren haben den sehr wohlberechtigten Hintergrund, daß eine Verbindung der anderen zu Hilfe kommt, fie gefährden auch äußerst selten das Leben und haben viel mehr Gefahr für die Buschauer als wie für die Theilnehmer, fie üben die Männlichkeit und geben Charakter.( Seiterkeit). Unterdrücken Sie die Duelle, so räumen Sie ein gutes Stück korporativen Lebens mit aus. Die Verbindungen sind die Pflanzstätte beutscher Kraft, Männlichkeit und Treue.( Heiterfeit.) Es thut mir leid, daß ich gerade dem verehrten Abgeordneten Reichensperger gegenüberstehe, aber sein Bruder Auguſt würde, wenn er hier wäre, mir zugeben, daß meine Vertheidigung der Korps und ihrer Rechte dieselbe Wurzel hat, wie die Ver theidigung der Rorporationen überhaupt.

ein

so

h

cht

ße

n=

ich

Der

ge

ein

Der

nd

bei

ten

zu

fet

hr

ere

De

Effe

nit

Iz

nn

n

Die

in

Der

en,

Die

ht,

gen

Jen

och

er

ens

ine

al

Ige

ren

enn

en

itte

ach

aft,

Ser

311

mit

ich

ebe

Ten

ng

Sen

her

Ten

pa

Sicht

ten

ner

ter

Dec

hat

aus

em

als

as

ten

ter

Den

gs

cht

en

Der

em

tat

Sch

ns

T.

C

en

ts

en

ent

en

Das Schlußwort erhält der Abg. Reichensperger: Der Vorredner muß meinen Hinweis auf England übersehen haben, den ich aus dem Martin'schen Buche über Königin Viktoria  entnommen habe. Daraus geht hervor, daß eine zivilisirte Gesellschaft sehr wohl ohne Duelle eristiren kann. Wenn der Vorredner mit besonderem Pathos sich auf altdeutsche Rechte beruft, warum nicht auch auf andere Rechte des sogen. Deut schen Mannes, darunter auch das Recht der Wegelagerung? ( Heiterkeit.) Wir haben es hier mit Anachronismen zu thun. Der Antrag Reichensperger wird hierauf einer Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen.

Schluß 5 Uhr. Nächste Sigung Mittwoch 1 Uhr( Antrag Rayser, betr. das Koalitionsrecht, Antrag Blos wegen Abände rung des Art. 31 der Verfassung.)

Lokales.

Für Schüler und deren Eltern. Nachdem die Bestim mung vieler städtischer Lehrer und Reftoren, Schreib-, Rechen­und Beichenhefte von bestimmtem Aeußern oder besonderen Lieferanten zu benußen, durch die nachfolgende Verfügung aus dem Wege geräumt ist, dürfte es sehr wünschenswerth sein zu erfahren, daß nunmehr alle Schulheffe in sämmtlichen Berliner  städtischen Schulen zulässig sind, sofern dieselben nur gutes Papier enthalten und für den betreffenden Unterrichtsgegenstand verwendbar find." Sache der interesfirten Eltern ist es, nun­mehr darauf zu achten, daß die Verfügung der Schuldeputation ftrifte befolgt wird. Die Verfügung der städtischen Schul­Deputation lautet: Berlin  , 29. Ottober 1886. Das Streben nach zweckmäßigen Schreib- und Beichenheften hat vielfach zu beengenden Bestimmungen über die Zahl und Weite der Linien, Farbe der Deckel u. s. w. geführt, und oft ist mehr die Gleich mäßigkeit, als die Bweckmäßigkeit ins Auge gefaßt. Hierdurch erwachsen den Eltern Schwierigkeiten und Kosten. Andererseits geht den Kindern bei der Beschränkung ihrer Wahl auch die Gelegenheit verloren, ihren Sinn für das Schickliche und An­gemeffene zu üben und zu bethätigen. Wir veranlaffen Sie daher, darauf zu halten, daß in der Schule Schreib-, Rechnen und Beichenhefte von bestimmter Linienzahl, Deckelfarbe u. f. w. nicht vorgeschrieben werden. Insbesondere find für die eigentlichen Schreibstunden nicht sogenannte Schreibschulen einzuführen, vielmehr alle Hefte zuzulaffen, welche genügendes Papier und Liniaturen haben, die nicht geradezu awedwidrig find. Für die Zeichenhefte der Unterstufe genügen befte mit quadratischem Liniennes, wenn die Linien mindestens fechs Millimeter Abstand haben und deutlich erkennbar sind. In der vierten Klaffe tönnen Bunftbefte Verwendung finden, deren Abstand mindestens 15 Millimeter beträgt. Für die übrigen Klaffen genügen alle Hefte mit starkem Papier. Die Wahl ist den Kindern frei zu lassen. Für die häuslichen Ar beiten sind die hefte in bunter Mannigfaltigkeit zuzulaffen, wofern sie ordentlich gehalten und nicht ganz ungeeignet find. Dem pädagogischen Tatte der Lehrer und Lehrerinnen ist es überlassen, den Kindern den erforderlichen Rath zu ertheilen, fie zur Sauberteit anzuhalten, wirklich ungehörige Hefte zurück­zuweisen, aber auch ihnen die Freiheit der Bewegung zu ers halten und den Schein der Bevorzugung bestimmter Lieferanten zu meiden. Wir erinnern bei dieser Gelegenheit daran, daß in der Schule aus teinerlei Gründen Lehrbücher, Hefte oder andere Schulbedürfnisse verkauft werden dürfen, und daß diese noth­

wendige Vorschrift auch nicht zu dem Zwecke übertreten werden darf, um den Kindern die Vortheile der Massenpreise zu ver­schaffen. Städtische Schuldeputation. Schreiner.

In den kurzen, trüben Dezembertagen wird wieder eine Gefahr stärker an unsere Kinder herantreten, die schon manches junge Leben in seiner Erwerbsfähigkeit und seinem Lebensgenuffe beschränkt hat. Es ist die Schädigung des Auges durch Lesen, Schreiben und Handarbeiten bei ungenügen­der Beleuchtnng. Wer die vielen kurz- und schwachsichtigen Kinder nach der Ursache ihrer Augenkrankheit fragt, bekommt nicht selten die Antwort, fie habe sich im Alter von 9 Jahren und darüber allmälig eingefunden. Es ist das bie Zeit, in der das Kind privatim zu lesen anfängt und stärker mit häuslichen Schularbeiten bedacht wird. Die Mädchen beschäftigen sich da­zu schon vielfach eifrig mit Hausarbeiten, die eine bedeutende Anstrengung des Auges erfordern. Die Jugend kennt hierbei Anstrengung des Auges erfordern. Die Jugend kennt hierbei feine Vorsicht; fie fümmert sich nicht um das Hereinbrechen der Dämmerung, sondern arbeitet fleißig weiter, bis endlich die völlige Dunkelheit ihnen Halt bietet. Die regsamsten, be­gabtesten Kinder thun das am häufigsten. Sie sind also am meisten der Gefahr des Augenverderbens ausgesetzt, wodurch das Uebel in nationalökonomischer Hinsicht noch eine schlimmere Bedeutung erhält. Es giebt wohl faum ein Uebel, dem die Kinder trot vielfacher Warnung so ahnungslos entgegengehen, wie diesem. Das Kindesauge befigt fast durchgehends eine außerordentliche Leistungskraft. In ihrem Eifer merken die Kleinen meist nichts davon, da das Auge überangestrengt wird. Plöglich wird das Geficht schwächer und ist nun in der Regel nicht mehr völlig wiederherzustellen. Darum gebt Acht, ihr Eltern, besonders in dieser Zeit, wo in vielen Wohnzimmern oft schon um 3 Uhr die Dämmerung anbricht.

-

Auch ein Geburtstagsgeschenk. Ueber die ersten Lenze unmuthsvoller Jugend war Fräulein Agnes J. hinweg. Doch das Herz war jung geblieben und als sie auf einer Landpartie in zwei Augen geschaut hatte, da war es um dies Herz ge schehen. Es schlug in glühender Liebe dem Bestzer jener Augen, einem hübschen jungen Manne entgegen, der mit ihr in einem Alter stehend, sich als ein früherer Sergeant und nun­mehriger Zivilanwärter Albert M. vorgestellt hatte. Selige Tage begannen; besonders seitdem Albert erfahren hatte, daß feine Agnes im Befiße eines Sparkassenbuches sei, auf das be­reits 100 M. eingetragen wären, war er von einer bezaubern den Liebenswürdigkeit. Und wie oft er an ihr Sparkassenbuch dachte! Es war rührend und zugleich erhebend. Wenn er mit ihr ausging und sie hatten zwei Seidel getrunken und der Kellner gab nach Abzug des Trinkgeldes auf eine Mark 65 Pf. heraus, dann nahm Albert nicht etwa diese 65 Pf. Nein! thr schob er fie zu, mit liebenswürdigem Lächeln sprechend: Für Dein Sparkaffenbuch!" So kam der Tag heran, da sie wieder ein Jahr älter wurde. Ein Tag, der von beglückenden Ge fühlen diesmal nur begleitet sein konnte. Albert erbat sich zwei Tage zuvor mit schelmischer Miene das Sparkassenbuch. Darinnen wollte er ihr sein Geburtstagsge­schenk zu Füßen legen. Agnes übergab ihm nach einigem Sträuben, wie es uneigennügige" Liebe nun einmal vorschrieb, das Buch. Der Tag tam. Jm Stillen hatte sie immer nach­gedacht, wie viel Albert wohl auf dem Altar der Liebe opfern würde. 3wanzig Mark doch wenigstens!" hatte sie sich immer dann allein geantwortet. Aber zu Ende ging der Geburtstag ( es war dies Ende November), der erste Tag des Dezember hatte ebenfalls seinen Lauf beendet, ohne daß von Albert eine Spur zu sehen war. Da faßt ein namenloses Sehnen ihr Herz. Sie eilt nach dem Sparkassenamt und erfährt dort, daß die ganze Summe erhoben worden sei! Nun eilt fie nach der Wohnung ihres Albert. Dort wo er gesagt hatte, daß er wohne, hatte nie ein Albert M. gewohnt. Darum hatte er auch stets postlagernd" an sich schreiben lassen. Wie sie voller Verzweiflung nach Hause tommt, kommt ihr die Wirthin mit einem Brief entgegen. Er zeigt außen eine russische   Freimarke und drinnen steht oben Kronstadt   und unten Albert und in der Mitte eine herzzerreißende Entschuldigung. Er habe eine Stelle als Schiffsaufwärter nach dort bereits in Berlin   angenommen und habe 100 m. noch zu seiner Ausrüftung bedurft, er hoffe aber, am nächsten Geburtstag Alles wieder gut zu machen. Was sollte Agnes anderes thun, als ihm glauben. Jedenfalls wird er fie nicht zum zweiten Male überraschen können mit einem derartigen Geburtstagsgeschenk.

11

Es ist für Jeden ergöhlich zu schauen, wonach die Anderen schauen. Man sehe sich einmal auf der Gaffe die Leute darauf an, nach was fie ausblicken und was aus ihnen herausschaut. Nach dem Ausblick der Leute sehen, heißt das Gedankenlesen" versuchen; freilich kommt Mancher daher, dem man nur die Gedankenlosigkeit aus dem Gesichte leſen kann. Die Gaffer find nicht immer ohne Gedanken; so wie diese sich zum Schauen fügen, wird das Gaffen ein Betrachten. Der Fremde läßt seine Blicke überall hinschweifen, und sie drücken bald Bewunderung, bald leichten Hohn aus. Die Leute vor den Herrlichkeiten der Kaufleute haben immer was Verlangen­des im Blicke; das Verlangende wird zum Begehrlichen in weiblichen Augen vor einem Putz- und Modeschaufenster. Solche weibliche Augen haben aber stets auch etwas Auf­leuchtendes, einen Strahl des Vergnügens denn die Frauen, wenn sie etwas Schönes, Begehrenswerthes sehen, denken fich daffelbe immer am eigenen Leibe, sei es Schmuck oder Ge­wand. Mit ganz anderen Augen sehen sie denselben Gegen­stand an, wenn sie ihn am fremden Leibe erblicken; dann in mengt sich den Blick ein Kleiner Strahlen bündel von Scheelsucht. Ueberhaupt ist auffällig, wie sehr sich das schöne Geschlecht auf der Straße gegenseitig auf's Korn nimmt zum Unterschied von den Männern, die zumeist achtlos an einander vorübergehen. Ein Ged muß sehr auffällig sein, wenn ihm seine Geschlechtsgenossen Aufmerksam feit erweisen sollen. Bei dem anderen Geschlechte kann man sehr oft die lustige Bemerkung machen, daß, wenn 3wei an einander vorüber geflattert find, fich beide zugleich umkehren, um sich nachzusehen. Wie drollig find fie dann beide, wenn sie fich gegenseitig auf demselben Gedanken ertappt haben schwupps haben sie abermals Kehrt gemacht. Die Männer haben wohl nur darum gegenseitig so wenig Anziehung, weil sie desto mehr fich wit dem ewig Weiblichen beschäftigen. Ein Mädchen, eine Frau lenkt ungleich mehr, lenkt mindestens doppelt so viel Blicke auf fich, als ein Mann, er sei alt oder jung; sie wird von Thresgleichen und von der Männerwelt beachtet, nicht felten gemeffen, gar häufig durch und durch geschaut. Es giebt Männer, welche alles Weibliche so stechend" ansehen, daß man förmlich ihre Blicke auf der anderen Seite" wieder herause tommen ficht. Ein Buch ließe fich darüber schreiben, auf welche Art die Männer auf der Straße die Frauen anschauen, angaffen, anglogen, beäugeln mit den Blicken überfliegen oder verschlingen. Und jeder dieser Blicke sagt etwas was man nicht immer wiedergeben kann. Der scheue Blick des Jünglings, der fich das Vergnügen noch nicht zu gestehen wagte, welches ihm ein holdes Antlig gewährt; das verstohlene Blinzeln des graus haarigen Schelmes; der franke Blick des Liebhabers von Form und Farbe oder des Künstlers, deffen Augen zum photogra phischen Apparat werden, um Schönes oder Anregendes der Nezhaut um so schärfer einzuprägen; das Blinzeln und zwinkern des Blöden, der sich trozdem des Eindruces und seiner Eme pfindungen bewußt ift; das gemeine Hinſtieren des Rohen, das freche Auslugen des Gecken, der drei Augen braucht, um herabzuwürdigen, was sein Blick trifft das Alles blißt und schwirrt unabläffig durcheinander. Wäre jeder Blick ein Pfeil, fie würden die Sonne verdunkeln und die Gaslaternen zer­trümmern und die Flammen auslöschen. Es wäre aber doch weit gefehlt, zu glauben, daß das Weibliche nicht auch auf das Männliche hinüberschießt. Doch hat es eine andere Art; es streift mehr. Trifft aber einmal eine volle Ladung, dann ist

das um so ausgiebiger. Die schöne Sitte verlangt zurückhal tung vom Weibe; aber der Vorhang des weiblichen Auges rollt doch zuweilen auf und läßt Gefallen oder Mißfallen erkennen. Die Gelassenheit verwandelt sich oft erst an der Thür in An theilnahme und blist dann zurück durch den sich schließenden Spalt, als Gegensatz zu dem berühmten Knotenstod" ein- Rosenstöcklein im Blicke.

Im faiserlichen Palais wurde am Sonntag Nachmittag eine Fensterscheibe eingeworfen. Der amtliche Polizeibericht meldet darüber folgendes: Am Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, schleuderte ein Mann einen faustgroßen Stein in das Eckfenster des kaiserlichen Palais. Ein Schußmann hatte bemerkt, wie der Mensch, der vom Brandenburger Thor herkam, bei der Rampe des faiserlichen Palais anlangend, den Arm zum Wurfe erhob, konnte aber den lezteren nicht mehr verhindern und mußte sich begnügen, den Mann nach der That zu verhaften. Der Betreffende ist der obdachlose Schloffer Wilhelm Boenicke, 31 Jahr alt, aus Salzfurth  , Kreis Bitterfeld  , verheirathet, mehrmals wegen Vettelns, zuletzt im Juni d. J. mit 14 Tagen Gefängniß bestraft; er will von Magdeburg   zu Fuß über Stegliz nach Berlin   gekommen sein, hat angeblich wegen Krank heit nicht arbeiten können und die That verübt, um die Auf­merksamkeit des Kaisers auf sich zu ziehen und ein Unterkom men zu erhalten. Den Stein will er bereits bei Steglitz   zu sich gesteckt haben.

"

Ein Kagen- Idyll mitten im Zentrum Berlins  - das ist in dem aufgeregten Haften und Treiben der Weltstadt, in der sonst Niemand idyllische Nuhe finden kann, doch gewiß etwas Seltenes. Aber freilich hat die Oberwasserstraße noch fast gänzlich altberlinischen Charakter und diese Straße ist es denn auch, in der jenes Jdyll freilich zum Leidwesen der Hausbes wohner sich abspielt. Der Besizer eines Hauses jener Straße, ein Dr. B., der nicht Weib und Kind sein eigen nennt, hält, wie die Allg. Flschr.- 3tg." wissen will, ca. vierzig Kasten in seinem Hause. 3wanzig treiben auf den Treppen und dem Hofe ihr Wesen, zwanzig andere aber, seine Lieblingskagen, wohnen in seinen Bimmern und essen mit ihm an seiner Tafel. Ist der Beherrscher dieser Kapengesellschaft im Sommer aber verreist, so darf der Diener das Kazenzimmer nicht betreten, sondern muß den feisten geschwänzten Lieblingen das Futter durch das Fenster zuwerfen. Diese Kazenkolonie mag dem thierfreundlichen Befizer ja gewiß viel Freude bereiten, den Mitbewohnern des Hauses allerdings erheblich weniger. Nicht jeder ist von dem Geruch von vierzig Kazen entzückt, auch der Lärm dürfte Manchen verdrießen, wenn, wie in der Licht­ wer  'schen Fabel

-

Jego tanzen alle Kazen,

Boltern, lärmen, daß es kracht, Bischen, heulen, sprudeln, traßen

Vor Allem aber dürfte die sanitäre Frage ins Auge zu faffen sein und da will es uns scheinen, daß wohl nicht geduldet werden dürfte, daß zu Gunsten von vierzig behaglich lebenden Kazen das Wohlbefinden der Bewohner des Hauses gefährdet wird, die allerdings nur Menschen sind.

Der Postbeamte, der s. 3. systematisch Briefe unterschlug, welche an Insaffen des Garnison  - Lazareths in Tempelhof   ge richtet waren, soll die Unterschlagungen im Zustande geistiger Gestörtheit" begangen haben.

Der Gipfel der Reklame. Hiefige Blätter schreiben: Eine lustige Konkurrenz hat die Berliner Wochenschrift Das Echo", wie folgt, eröffnet. Preisscherzfrage: Ein start ver schuldeter junger Mann genießt bei seinen Gläubigern nur des halb noch weiteren Kredit, weil seine Braut nach der Hochzeit die Schulden aus ihrer Mitgift bezahlen will. Das Paor fällt kurz vor der Hochzeit ins Waffer. Ein geiziger Hauptgläubiger fommt gerade vorüber, springt hinein und rettet: wen zuerst und warum? Wer bis zum 20. Januar 1887 die kürzeste und wißigste Antwort auf vorstehende Scherzfrage giebt, erhält von der Redaktion des oben genannten Blattes ein Preishonorar von 20 M. Die prämiirte Antwort wird veröffentlicht.

Zur Naturgeschichte der Anreißer". Wer kennt nicht ene bekannten zweifelhaften Gestalten, welche mit einem ver traulichen Lächeln und der stereotypen Frage:" Alte Kleider?" an unsere Thür pochen oder auch an den Ecken belebter Straßen stehend den Vorübergehenden das zärtliche Geständniß zu flüstern, daß sie die höchsten Preise für Abgetragenes" zahlen. Diese Vertrauensmänner der Friedrichstraße  ", wie sie der Volksmund nennt, find lediglich die Agenten der auf der Neuen Friedrichstraße, Rosenstraße und früher auch auf dem Mühlen damm heimischen modernen Troglodyten", die am Eingang ihrer Höhle gewöhnlich ausgediente Uniformstücke, Livréen und wohl auch Waffen, zu denen sie selbst nur scheu emporsehen, ausgehängt haben. Diesen bringen die Agenten die am Tage zu Schleuderpreisen zusammengekaufte Waare, welche sie mit einem geringen Nußen den Ladeninhabern überlassen. Doch giebt es auch für diejenigen, welche ihre Beute nicht los wer den können, sogenannte Kleiderbörsen", die in Restaurationse lokalen auf der Klosterstraße abgehalten werden. Was aus den Läden nicht wieder direkt an das Publikum zurückverkauft wird - und dies geschieht oft erst, nachdem eine gründliche Reini gungs- und Ausbefferungsprozedur vorgenommen worden ist,- das wird an Hamburger und Petersburger Kommissionäre im Auftrage von Exportfirmen aufgetauft und geht nach Rußland  und in den letzten Jahren auch nach Afrika  , nach Kamerun  , nach Angra- Pequena! Da stolzirt denn mancher Häuptling in einem abgelegten Frack und karrirten Beinkleidern umher, die fich von ihrem wechselvollen Schicksal hier in Berlin   nichts haben träumen lassen. Ob auch in dem dunklen Erdtheil fich bereits Käufer für abgetragene Kleidungsstücke gefunden, dar­über haben weder Schweinfurth noch Junker in ihren Berichten etwas laut werden lassen.

Polizeibericht. In der Nacht vom 10. zum 11. b. M. wurde eine Frau vor einem Hause des Grünen Weges liegend vorgefunden. Da fie anscheinend innerlich frank war, wurde fie mittelst Droschte nach dem Krankenhause im Friedrichshain  gebracht. In gleicher Weise wurde am 11. d. M. Abends ein Arbeiter in bewußtlosem Zustande vor dem Hause Lüßowe straße 82 gefunden und von dort nach dem Elisabeth- Kranken­hause gebracht.

Gerichts- Zeitung.

+ Unter der Anklage der fahrlässigen Körperverlegung stand gestern der Monteur Alexander Ferdinand Hermann Scheiwe vor der vierten Straffammer des hiesigen Lande gerichts 1. In der Brauerei Friedrichshöhe"( früher Paßen­hofer) befindet sich ein Fahrstuhl, der den Zweck hat, volle Tonnen aus dem Keller auf die Höhe des Hofes zu befördern. Der Aufzug, der im Jahre 1873 eingerichtet worden, war mit der Zeit fast unbrauchbar geworden und drohte Gefahr. So fehlte vor allem die sog. Verriegelung, eine Schußvorrichtung, die verhindert, daß der Fahrstuhl in die Tiefe ſaust, während er beladen wird, wenn in seinem oberen Mechanismus sich eine Schraube löst oder ein Reifen springt. Die Direktion entschloß fich daher, einen neuen Fahrstuhl anbringen zu lassen, um aber den alten für die Zeit, bis er ersetzt worden war, nicht außer Thätigkeit zu stellen, sollte er reparirt werden. Die Reparatur sollte sich darauf beschränken, das Zahnrad durch ein Reserve­zahnrad zu ersetzen. Mit der Ausführung dieser Arbeit wurde der Angeklagte beauftragt und er verrichtete sie am 1. Juri d. J. Er fand, daß das Reservezahnrad, welches er einseßen follte, bereits einmal gesprungen sei und durch einen schmiede eifernen Reifen zusammengehalten werde, a ich war die Welle, welche in die Nabe des Rades einzuführen und so mit ihm zu verbinden war, daß die Eigenbewegung der Welle ausgeschlossen, ein wenig zu flein   für die Deffnung. Der Monteur war jedoch der Ansicht, daß die beiden Keile, mit der er fie befestigte, für einige Zeit halten würden, wenn der Fahrstuhl nicht zu sehr be=