C

e

5

e

1

t.

t

Ce

it

2.

5,

0,

2018

6

50

tt

ELEGA

m

ht

es

er

Ca

ch

g

to

ent

02

es

he

ng

ent

ent

er

hr

Nr. 293.

Mittwoch, den 15. Dezember 1886

3. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der

Das Berliner Volksblatt"

erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Bf. Postabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)

2.­

Redaktion: Beuthstraße 2.

Arbeiter.

Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

Unterstützungsvereine in der Provinz Hannover   wieder da

Eine gerichtliche Freisprechung| f, ba das über ihrem Saupte schwebende Damofles­

von acht Angeklagten, unter denen auch der Reichstags­abgeordnete Meister sich befand, ist geeignet, auch den wei­testen Kreisen bekannt gegeben zu werden.

Der Thatbestand ist folgender:

Die Mitgliedschaft des Unterstützungsvereins der deut­fchen Tabatarbeiter zu Hannover   wurde im verflossenen Sommer verboten auf Grund einer Verordnung vom Jahre 1847, als im Königreich Hannover   die finsterste Reaktion herrschte. Diese Verordnung bestimmt, daß Versicherungs­Gesellschaften zu ihrer Errichtung die Genehmigung des Ministeriums vorher einholen müssen. Der Unterstützungs­verein deutscher   Tabakarbeiter wurde für eine Versicherungs­gesellschaft angesehen.

neuen

Bald nach dem Verbot traten acht 3igarrenarbeiter in Hannover   zusammen und gründeten einen Verein. Gegen diesen Verein und gegen die Mit­glieder desselben erhob nun die Staatsanwalt= schaft die doppelte Anklage, eine nicht genehmigte Ver­sicherungsgesellschaft und ein politischer Verein zu fein, der mit anderen gleichartigen Vereinen in Verbindung getreten sei.

Das Amtsgericht zu Hannover   fonnte der Anschauung des Staatsanwalts nicht beitreten und sprach die Angeklag­ten frei.

Die darauf erfolgte Berufung des Staatsanwalts wurde vom Landgericht zu Hannover   verworfen unter ein­gehender Begründung. Die Verordnung der hannoverschen Regierung vom Jahre 1847 sei außer Acht zu lassen, weil die Staatsanwaltschaft die Anklage, gestüßt auf diese Ver­ordnung, selbst fallen gelassen habe. Die Mitgliedschaft des Unterstützungsvereins der deutschen   Tabatarbeiter zu Hannover   könne aber nicht als ein politischer Berein angesehen werden, da bei genauester Prü­fung der Statuten dieses Vereins fich nicht der leiseste Anlaß gefunden habe, woraus sich ein Beweis ergab, daß genannter Verein politische 3wecke verfolge. Gelegentliche politische Aeußerungen einzelner Mitglieder des Vereins könnten nicht maßgebend für die Be­urtheilung des Vereins selbst sein, der im Uebrigen ledig= lich die Tendenz gegenseitiger Unterstützung bekunde.

Die Staatsanwaltschaft war aber mit diesem Entscheid immer noch nicht zufrieden und meldete beim Oberlandes gericht zu Celle   Revision an. Doch auch diese ist nunmehr verworfen worden, indem sich das Oberlandesgericht, welches in der vorliegenden Frage die lette Instanz bildet, den sämmtlichen Gründen des Landgerichts zu Hannover   an= fchloß.

Nach diesem Spruche athmen die gewerkschaftlichen

[ Ragbruck verboten.]

-

Feuilleton.

Die Verführerin.

Novelle von D. Colonius.

[ 9

Marie!" sagte diese mit vor Wehmuth und Rührung zitternder Stimme, Marie, meine Gute, hast Du jemals geliebt? Ja, Du erzähltest mir manchmal davon, gestandest mir aber, daß Du mich, Dein Pflegekind, noch weit mehr liebst, als Du je einen Mann hättest lieben können; wenn ich nun heute oder morgen zu Dir spräche: Vergiß mich und geh' fort von mir! Könntest Du mir gehorchen? Gewiß nicht, Du würdest Dich schlagen lassen und bei mir bleiben. Unsere Charaktere sind nicht gleich, die Bedürf­nisse unserer Herzen sind verschieden. So wie Du mich liebft nein, noch weit heißer und glühender liebe ich ihn! Wie kannst Du verlangen, daß ich ihn vergeffe? Hassen kann ich ihn, und ich hasse ihn in eben dem Maße, wie ich ihn liebe; ich hasse ihn, so wie ich mein eigenes Gefühl haffe, das mich mit unwiderstehlicher Gewalt zu ihm zieht; ich hasse ihn so, daß ich ihn tödten könnte und boch würde ich wahnsinnig vor Schmerz, wenn ich ihn frant ober leidenb wüßte, und würde mir das Leben nehmen, wenn bem feinigen Gefahr drohte. Geh', Marie, Du kannst mich nicht verstehen, weil ich Dir nicht erzählen kann, was in mir vorgeht."

Und glaubst Du wirklich, Adele, daß dieses letzte verzweifelte Mittel ihn für die Dauer an Dich fesseln könnte, wirst Du ihn zwingen können, Dich zu lieben?"

Es ist ein falter, aber im Grunde sehr edler Mensch er wird erst die Mutter seines Kindes, und dann mich selbst lieben."

fchwert der Auflösung wenigstens vorläufig entfernt worden ist.

Die Staatsanwaltschaft hatte nämlich beschlossen, im Falle das Urtheil des Oberlandesgerichts zu Celle   ungünstig für die Angeklagten ausfallen würde, nicht nur gegen alle in der Provinz Hannover   befindlichen Mitgliedschaften des Unterstützungsvereins deutscher   Tabalarbeiter die Anklage zu erheben und die Schließung derselben zu beantragen, sondern auch gegen die übrigen gewerkschaftlichen und Fachvereins­organisationen vorzugehen.

So hat auch schon der Unterstüßungsverein deutscher Schuhmacher zu Hannover   eine ganz auf derselben Basis beruhende Anklage erhalten, wie die hier besprochene. Die selbe wird nunmehr bald schon von der Staatsanwaltschaft zurückgezogen werden.-

Bu bemerken ist, daß in Hannover   schon vor der An­nexion an Preußen ähnliche Unterstüßungsvereine bestanden, wie die oben angeführten. Doch ist es der hannoverschen Staatsanwaltschaft nicht eingefallen, auf Grund der reak­tionären Verordnung aus dem Jahre 1847 gegen diese Vereine vorzugehen. Sie war nicht der Meinung, daß die Arbeiterunterstützungsvereine den in der Verordnung ge= dachten Versicherungsgesellschaften gleichzustellen seien. Den Versuch, dies festzustellen, überließ sie den preußischen Be­hörden, die sich dadurch sicherlich nicht die Sympathien der einstmals hannoverschen erworben haben.

Wie weit nun diese Freisprechung genannter Unter­stügungsvereine in der Provinz Hannover   für die anderen preußischen Landestheile von günstiger Wirkung sein wird, ent­zieht sich natürlich jedem Ermessen. Das Eine hat aber doch eine gewiffe Bedeutung, daß die Vorstände der Unterstüßungsvereine und der gewerkschaftlichen Verbände überhaupt, im Falle diese in einer Anklage als politische Vereinigungen erklärt worden, auf die gerichtlichen Entscheidungen, die in der Provinz Hannover   gefällt worden sind, hinweisen können, wodurch der Vertheidigung immerhin ein gewisser Vorschub geleistet

wird.

Möge man nicht der Bemühungen spotten, welche von Seiten der Vorstände der gewerkschaftlichen Vereinigungen zur Erhaltung derselben gemacht werden, möge man die­selben nicht als sogenannte Palliativmittelchen bei Seite stoßen, sondern sei man eingedenk der Worte des Philo­sophen von Königsberg  , daß die Gründung des geringsten Arbeitervereins für die Kulturentwicklung wichtiger sei, als gewonnene Schlachten.

Deshalb wünschen wir auch den gewerkschaftlichen Vereinen Wachsen und Gedeihen.

" Ist dieser junge Mensch in Allem genau unter­

richtet?

" 1

Nur oberflächlich, aber ich werde ihn veranlassen, von Antonio ganz genaue Auskunft zu verlangen, und dann hoffe ich, seine Briefe alle in meine Hände zu be fommen."

Und glaubst Du auch ihn, wenn er Dich täglich sieht und spricht, täuschen zu können?"

" Ich bin dessen gewiß."

In diesem Augenblicke ließ sich die Glocke an der Hausthür hören. Die Dienerin ging hinaus und fehrte alsbald mit der Meldung zurück, daß die Frau Thomas draußen warte.

Laß sie eintreten," befahl die Baronesse.

Frau Thomas war eine sehr anständig gekleidete, noch immer hübsch zu nennende Frau von etwa 32 bis 34 Jahren; nur war ihr Gesicht sehr blaß und leidend, ihre Haltung gedrückt, fast gedemüthigt, man sah es ihr auf den ersten Blick an, daß sie unglücklich sein müsse. Ein beobachtender Arzt hätte diese auffallende Blässe gewiß noch von einem andern Umstande herzuleiten gewußt. In ihrem Wesen lag jener vorzugsweise den Norddeutschen eigene Bug von Recht­lichkeit und Biedersinn, welcher im Verein mit ihrer An­Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit dieser Frau etwas Achtunggebietendes verlieh, so daß man mit ihrem Schicksal das tiefste Mitleid empfinden mußte, ohne ihr einen Beweis desselben geben zu können. Diese Frau war die ehemalige Bewohnerin des Hanses, in welchem sie sich jetzt befand.

schluß mitzutheilen, Frau Thomas," sagte die Baronesse Sie sind wahrscheinlich gekommen, mir Ihren Ents sehr freundlich, indem sie die Frau einlud, sich nieder­zusetzen. Ich habe mich eigentlich noch gar nicht entschlossen erwiderte die Frau traurig. ,, Sie wissen nicht, wie Und wenn er erfährt, daß Du ihn hintergangen schwer es einer Mutter wird, sich von einem Kinde zu trennen, und noch dazu von einem Kinde, welches sie selbst " Ich kann den Gedanken nicht denken noch nicht kennt, es ist mir immer, als beginge ich schon darf und wird es nicht erfahren, und sein Freund muß mir dadurch ein Verbrechen, daß ich nur für einen Augenblick auch in diesem Punkte beistehen."

haft

-

aber er

-

an die Möglichkeit dachte, es thun zu können."

Beneral Plehre.

Der preußische Kriegsminister hat, schreibt die Breat 8tg.", für gut gehalten, in der Freitagssigung des Deutschen Reichstags eine Lanze für den verstorbenen Generallieutenant v. Plehme zu brechen und der Behauptung zu widersprechen, als sei Herr v. Plehwe mehr Politiker als Militär gewesen. Welchem Ostpreußen   fiele bei der Erinnerung an diesen Namen nicht das alte Volkslied ein:

Der Jachmann schoß den Plehwe todt Und mußte dafür fißen.

Und wer erinnerte sich nicht der Politischen Todtenschau" von Ludwig Walesrode  , welche den General v. Plehme lebens­getreu fonterfeit und welche der Herr Kriegsminister gewiß nicht gelesen hat. Wir wollen diese Erinnerung auffrischen, denn unsere Zeit hat ein kurzes Gedächtniß.

An der Spiße der Reaktion in Königsberg   stand das Klee­blatt Plehwe, Peters, Lindenberg. General v. Plehwe leitete den Preußenverein in der Königshalle, in welchem branntwein­trunkene Sackträger neben parfümduftenden Exzellenzen an der Rettung von Staat und Gesellschaft arbeiteten.

Ein Geheimer Kommerzienrath, Hirschfeld ist sein Name, Regierung, in den Verein aufnehmen, und wer dem Preußen ließ sogar seinen neugeborenen Sohn, zum größeren Ruhm der verein nicht angehörte, war einer brutalen Verfolgungssucht aus gefeßt, von welcher sich heute Niemand mehr eine Vorstellung macht. An der Spiße der Polizei stand Präsident Peters und an der Spiße der reaftionären Revolverpreffe stand Emil Linden­berg, der Redakteur des Freimüthigen".

Ein entlaffener Bombardier  , der bekannte Stammgast der Königsberger   Schnapstneipen, an Körper und Geist vollkommen verwahrlost, war Emil Lindenberg berufen und auserwählt, nach Abbüßung einer längeren Zuchthausstrafe zur Stüße von Thron und Altar aufzusteigen. Sein Gebiet war die patriotisch ver brämte Erpressung, Klatschberichte über Familienangelegenheiten sandte er vor dem Druck an die verleumdeten Personen mit der Mittheilung, er würde von der Veröffentlichung abstehen, wenn ihm ein bestimmtes Honorar gezahlt würde.

Das ging, so lange es ging. Eines Tages machte Emil Lindenberg seinen Erpressungversuch bei einem jungen Gutsbe­fiber. Derselbe ging anscheinend auf das Anerbieten ein und lud ihn für den nächsten Tag zum Wiederkommen. Gleich zeitig lud fich der junge Ostpreuße   zwei Zeugen ein, welche im Nebenzimmer die Unterredung verfolgten. Das Ende vom Liede war die Bearbeitung des Herrn Lindenberg mit der Reits peitsche und seine abermalige Verurtheilung zu Buchthaus und Verlust der Nationalfofarde.

Alle diese Vorgänge hatten sich zugetragen, ehe General v. Plehwe Lindenberg unter seinen Schuß nahm, nach allen diesen Vorstrafen fonnte Lindenberg ein Organ leiten, dessen Roften General v. Plehwe bestritt. Er konnte mehr denn je Erpressungen verüben; denn seit er hohe Potektion genoß, fonnte er mit Sir John Falstaff   reden: Die Gefeße Eng lands stehen mir zu Gebote." Nachdem Lindenberg das Bucht­haus verlassen hatte, wandte er sich direkt an General v. Blehwe

"

Aber vergessen Sie nicht, liebe Frau, daß ich Ihnen Ihr Kind ja nicht für immer zu entreißen gedenke; ich habe Ihnen die Versicherung gegeben, daß Sie es, wenn Sie es verlangen, nach zwei oder drei Jahren, oder auch noch früher zurück bekommen; bedenken Sie ferner, daß Sie nicht im Stande wären, es so zu pflegen, wie ich es thun werde, daß die Summe, die ich Ihnen einhändige, nicht nur ihr Loos, sondern auch das Ihrer anderen Kinder so sehr erleichtern hilft."

Das ist alles wahr, aber wer ist mir Bürge dafür, daß dem armen Rinde, wenn es von dem Herzen der Mutter gerissen wird, nicht ein Leides geschieht?"

Haben Sie denn selbst das Schicksal desselben iu Händen, und ist es nicht wahrscheinlicher, daß es unter einer bessern Pflege sich auch fräftiger entwickelt.

,, Und wenn es dann verwöhnt und verweichlicht zu mir zurückkommt, wie werde ich es an die Einfachheit seiner andern Geschwister gewöhnen fönnen?"

,, Gut, liebe Frau Thomas, wenn Sie das fürchten, so lassen Sie es mir zu eigen, ich werde ihm Mutter sein, und ich gebe Ihnen die Versicherung, daß ich in diesem Falle auch für seine Geschwister nach Kräften sorgen will, freilich nicht direkt, sondern durch Ihre Vermittlung."

Thomas fopfschüttelnd. Ich weiß es, Ihre Absicht mit mir

,, Sie wissen nicht, was Sie da verlangen," sagte Frau

ist gut, und daß Sie ein edles Herz besigen, haben Sie mir, bevor Sie noch etwas Näheres von meinen Verhältnissen wußten, bewiesen; aber Sie sind nie Mutter gewesen, und in ein solches Gefühl kann sich Niemand hineindenken."

Ich weiß es sehr gut, daß die Mütter im Allgemeinen mehr fühlen als denken, und dies ist auch bei Ihnen der Fall, liebe Frau Thomas; etwas weniger Weichheit und Bärtlichkeit Ihrerseits wäre im vorliegenden Falle ein Be weis einer weit größeren, wahrhaft mütterlichen Liebe. Die Bukunft ihrer Kinder muß Ihnen mehr als Alles am Herzen liegen, und was wären Sie für dieselben zu thun im Stande, wenn Sie schon das erste Opfer nicht zu bringen vermögen? Gehören denn die übrigen Kinder, von denen Sie keins bei sich

haben, Ihnen?"