Vor

aussprechen. Redner schildert dann in eindringlicher Weise die Leidensgeschichte der Berliner   Arbeiterinnenvereine, die man so lange bestehen ließ, als man noch glaubte, fie ins Stöcker'sche Lager zu ziehen, aber sofort auflöste und deren Vors stände bestrafte, als die konservative Liebesmüh' fich als vergeblich erwies. Als weitere Beweise für die Ungerechtigkeit und Unhaltbarkeit der auf diesem Felde zur Zeit berr schenden Zustände führte Kayfer ferner das gehen gegen den Unterstützungsverein der deutschen   Tabak­und Zigarrenarbeiter, gegen die Maurerfachvereine 2c. an. gewiffes Aufsehen entstand und es bildeten sich sofort Gruppen um den Tisch des Hauses", als Kanser auf denselben die be rüchtigte schwarze Liste der Dresdener   Baugewerksmeister niederlegen ließ. Nicht minderes Erstaunen erregte die vom Redner vorgetragene Statistik der in den legten Jahren er folgten Verurtheilungen von Arbeitern wegen angeb licher Ungeseglichkeiten" in Lohnbewegungen. Der Schluß der vortrefflichen Rede Kaysers gipfelte in einen Appell an das einfachste Gefühl der Gerechtigkeit, den Arbeitern endlich das gleiche Recht wie den anderen Gesellschaftsklassen einzuräumen, um in ihnen nicht Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung auffom­men zu lassen. Nach einem nachträglichen Ordnungsruf für Kayser wegen einer ,, ordnungswidrigen" Aeußerung gegen den Richter­stand, erhielt der sächsische Bundesrathsbevollmächtigte Geheim­rath von Held das Wort. Derselbe suchte mit allerlei juristischen Spitfindigkeiten die Weigerung der Dresdener  Staatsanwaltschaft, gegen die Urheber der schwarzen Liste" auf Grund des§ 153 der G.D. einzuschreiten, zu beschönigen, fand aber hierfür bei keiner Seite des Hauses Gegenliebe. Run fam der be- rühmte Handwerkerfreund", Wechseladvokat und Hofrath Ackermann an die Reihe, welcher in einer unendlich langweiligen, durch und durch reaktionären und Denunziatorischen Rede die sattsam bekannten Be schuldigungen gegen die Fachvereine vorbrachte, die blos Manöverirfelder der Revolutionäre seien u. s. w.- Dieser Herr nannte die Gewerkschaftsführer gewiffenlos und perfid", gab den Arbeitern den Rath, nicht tropig zu sein, d. h. fich hübsch zu ducken, dann werde man ihnen gern die Band reichen, und was dergleichen Redensarten mehr find. Der Deutschfreifinnige Schrader, der, was bei nicht vielen feiner Parteigenoffen der Fall, von Arbeiterfragen etwas ver steht, erklärte sich mit dem sozialdemokratischen Antrag ma teriell einverstanden. Redaktionell allerdings müsse derselbe in der Kommission etwas geändert werden. Ackermann habe zwar gesagt, die Frau gehöre in's Haus und nicht in Versammlun gen, und damit sei auch er einverstanden; aber die Frau, welche von der modernen Produktion in Dienst genommen werde. müsse auch das Recht haben, von der Roalitionsfreiheit Gebrauch zu machen und ihre Interessen durch Vereinigung zu wahren. Dem Eindruck der gar nicht üblen Rede des Herrn Schrader that es auch keinen wesentlichen Abbruch, daß er zum Schluß für die verhirschten Gewerkvereine eine Lanze brach.

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Der nächstfolgende Redner war ein Nationallibe raler, Herr Oberbürgermeister Strudmann von Hildes heim. Derselbe sprach nationalliberal. Damit ist eigentlich alles gesagt. Der Kern des Antrages ist gut, aber, aber und noch einmal aber." Herr Struckmann zweifelt an der Aufrichtig feit der Sozialdemokraten, mit diesem Antrag wirklich nur ge werkliche Verbindungen schüßen zu wollen, sondern wittert hinter demselben, fast ganz à la Adermann, die Absicht, einen Freibrief für allen möglichen Unfug unter fachgewerklichem Dedmantel zu erlangen. Da Herr Strudmann Freihändler ist, so ist er für die wirthschaftliche Freiheit; da er aber zugleich nationalliberal ist, so schwärmt er für polizeiliche Oberhoheit für die Fachvereine, damit tein Unglück nicht geschicht". Er meint auch, die heutigen gefeßlichen Bestimmungen seien schon flar genug und enthielten all das, was die Antragsteller bezwecken wollen; die Dresdener  Bauspekulanten- Praris mit der schwarzen Liste nennt er sehr inhuman und unschön". Der Zentrumsmann Dr. Lieber ist zwar auch der Meinung, daß die unzweifelhaft porhandenen Mißstände weniger an der vorhandenen Gesetzgebung als an der Handhabung derselben liegen; es müffe aber, da nun einmal diese Uebelstände vorhanden, dafür gesorgt werden, daß ein flarer, unzweideutiger Wortlaut des Gesetzes geschaffen verde, der keine polizeiliche und gerichtliche Mißdeutung mehr zulaffe. Der Reichstag   habe die Pflicht, die Koalis tionsfreiheit zu wahren und gegen die seitherige Auslegung und Behandlung derselben Front zu machen. Herr von Puttlfamer war leider nicht mehr da, um diese recht verständliche Kritik seines berühmten Streiferlaffes mit anzuhören. Auch dem Herrn Ackermann, mit dem Herr Lieber sonst vielfach in Gewerbeordnungsfragen zufammens aeht, ertheilte Herr Lieber einige gar nicht mißzuverstehende Burechtweisungen. Vom Grafen Behr war inzwischen Schluß der Diskussion beantragt. Derselbe murde mit schwacher Mehr beit angenommen, wodurch dem von sozialdemokratischer Seite noch gemeldeten Abg. Bod, sowie dem Herrn Staatsanwalt artmann, der seinen Dresdener   Kollegen vertheidigen wollte und dem nationalliberalen Musterfabrikanten Frit Kalle das Wort abgeschnitten wurde. In einem furzen In einem furzen

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Ich lasse dies von leichtsinnigen, oder vielmehr von unpraktischen Menschen gelten," erwiderte Tonda, sichtbar froh, dem Gespräche eine andere Wendung geben zu können; vernünftige Leute aber zahlen, wenn nicht lieber, doch mindestens eben so gerne ihre Schulden, als sie Geschenke machen."

"

Tonda, bist Du so vernünftig?" fragte Rosarka wieber mit vollkommener Unbefangenheit.

Ich glaube ja."

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Wenn ich wollte, könnte ich Dich Lügen strafen und Dir beweisen, daß Du etwas verschenkt hast, womit Du eigentlich eine Schuld hättest bezahlen sollen; aber ich will nichts beweisen und Dir nur sagen, daß ich mich selbst auch für so unvernünftig halte; neulich erst in Leitmeris ja, weil ich mich an Leitmerig erinnere, da fällt es mir ein, daß ich in einigen Tagen abreisen werde, nicht auf lange Beit," fuhr sie sich ergänzend fort, als Tonda in seiner ersten Ueberraschung die Bügel stramm anzog, so daß die gehorsamen Pferde plötzlich stehen blieben, vielleicht nur für einige Wochen oder auch nicht einmal so lange; aber Du mußt mir versprechen, daß Du Bechlin nicht verlassen willst, auch wenn sich meine Rückkehr etwas länger ver zögern sollte."

Warum soll ich Dir dies versprechen, Bechlin ist mir ohne Dich eine Einöde; darf ich Dich denn nicht be gleiten?"

,, Nein. Nicht einmal besuchen."

Dann laß mich meiner Wege gehen."

" Darbeit Du Das sollst Du nicht; aber wenn Du mein Freund wärst, würdest Du Dich nicht so hartnädig meinem Wunsche entgegenstellen. Ich werde jetzt sehen, ob Du so vernünftig bist, wie Du denjenigen nennst, der seine Schulden zahlt; Du bist schuldig, meinen Wunsch zu erfüllen, weil ich noch nicht einen einzigen Deiner Wünsche unerfüllt gelassen habe." Ich habe aber jetzt auch einen Wuusch."

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Und der heißt

Bleib' hier!"

Schlußwort wies hierauf der Antragsteller Kayser die von verschiedenen Seiten gegen seine Partei erhobenen Vorwürfe zurück und geißelte namentlich ganz ausgezeichnet die Haltung des Reaktions- Urvaters Adermann. Hierauf wurde die Vor­lage an eine Rommiffion zur Spezialberathung verwiesen.

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Bei der Abschiedsfeier in Brooklyn   sprach der Ab­geordnete Liebknecht   zu den überaus zahlreich herbeige­strömten Arbeitern: Meine Freunde! Sie tönnen heute Abend gewiß keine lange Rede von mir erwarten. Nicht weil ich sehr erschöpft bin, sondern weil ich in der Zeit, die ich hier in Amerika   verweilt habe, genug geredet habe. Seit dem 2. Oktober habe ich 36 Vorträge gehalten, theils unter großen Schwierigkeiten. Diese Reise gehört zu den beschwerlichsten, die ich je gemacht habe, und doch habe ich auch wieder die erfreu lichsten Resultate zu verzeichnen. Erstens wurden meine sowie meiner Freunde Erwartungen sehr übertroffen, und zweitens habe ich hier sehr viele Freunde angetroffen. Hier in New­ York  , New- England   Staaten, überall dieselben Ideen, dieselben Gedanken. Am Niagara, in Milwaukee, am Mississippi  , ferner in Pennsylvania  , nur dieselben Gefühle! Dies zeigt die Ge­walt des Sozialismus. Wenn ein deutscher National­liberaler oder Fortschrittler hierherkäme, so würde man fragen, was seine Ideen eigentlich bedeuten. Käme Windthorst hierher, man würde ihn nicht verstehen. Unsere Partei jedoch bat die größte Ausdehnung von allen. Sozialis mus entsteht überall. Wo zwei denkende Arbeiter zusammen find, entsteht der Sozialismus. Er ist der Messias, der Geist, der das Volk in die neue Welt führt, der Erlöser. Ich habe niemals gedacht, daß unsere Partei hier so mächtig ist. Diese Reise war nüßlich für unsere Bewegung. Sie wäre unmöglich gewesen, wenn wir hier keine Organisation gehabt hätten. Unsere Landsleute, die Deutschen  , haben als Bioniere der neuen Welt ihre Neze über die Vereinigten Staaten   ausge breitet. Sie find die Pioniere, die englisch   Nedenden müssen nachgezogen werden. Der Schwerpunkt liegt für uns darin, die Amerikaner zu gewinnen. Wohin ich kam, drückte ich Hunderten die Hand, die drüben schon mitgewirkt hatten. Aber nothwendig ist es, daß diese Jdee in die amerikanischen   Kreise übertragen werde. Diese Reise erscheint mir manchmal wie ein Traum und manchmal tomme ich mir wie in einer Bauberwelt vor. Ich habe Eindrücke empfunden, Lehren empfangen und werde diese als Waffen drüben benußen. Diese Reise war sehr mühevoll, aber ich bin jegt eigentlich fräftiger als ich bei meiner Ankunft war. Dafür, daß Sie mir diese Gelegenheit gegeben haben, sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank. Morgen gehe ich hinüber, drüben ruft mich der Feind. Thun Sie hier Ihre Schuldigkeit, wir werden drüben die unsere thun."

Daß das Branntweinmonopol von der Regierung festgehalten wird, hat Minister v. Scholz im Reichstage er­flärt. Nach den weiteren Darlegungen des Finanzministers fann es auch gar keine Frage sein, daß das Tabakmono pol in Reserve gehalten wird. Die Kreuzzeitung  " scheint den Aeußerungen des Ministers noch ihren besonderen publizistischen Beglaubigungsstempel aufdrücken zu wollen, denn fie bringt in einem Bur Steuerreform im Deutschen Reiche  " betitelten Leitartikel eine warme Vertheidigung des Tabak monopols. Der Artikel ist von der Streuzztg." mit folgenden Worten eingeleitet: Die leidenschaftlichen und tendenziösen Versuche, den Finanzminister v. Scholz wegen seiner Aeuße rungen über das Tabatmonopol gleichsam vor dem deutschen   Volke an den Pranger zu stellen, finden in der folgenden, aus den Kreisen fleiner und mittlerer Tabalfabrikanten uns zugehenden Erörterung eine sehr beachtenswerthe Illustration.. Nach dieser Einleitung hätte man fast eine Erörterung darüber er­wartet, daß an ein Tabakmonopol gar nicht zu denken und es ein tendenziöser Versuch" sei, die Regierung der Monopolpläne zu beschuldigen. Aber der Artikel bringt, wie gesagt, eine warme Vertheidigung des Tabakmonopols, weil die Verhältnisse der Tabakindustrie jest andere geworden seien. Der Inhalt der Darlegung ist in feiner Weise brennend, deshalb ignoriren wir ihn. Werthvoll ist aber die Tendenz des Artikels in der Kreuzztg.", weil sie der Regierung zeigt, wo die Parteien zu finden sind, welche Lust haben, sich für das Tabakmonopol zu ruiniren, während andererseits auch das Volt es hört, was es zu erwarten hat, wenn es nicht rege bleibt.

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Die beabsichtigte Erhöhung der Präsenzstärke für das preußische Kontingeut um 31 875 Mann vertheilt sich wie folgt: 4 Infanterieregimenter 8096 Mann, 15 neue vierte Bataillone 8587 Mann. Dazu Etatsverstärkungen für 57 Bas taillone 2496 Mann, für 312 Bataillone um je 23 Mann 7181 Mann, Etatsverstärkungen der Jäger 14 Mann, Verstär. kung der Landwehrbezirkskommandos 60 Mann, 16 Abthei lungsstäbe und 17 Feldbatterien 1804 Mann, Etatsverstärkungen für 228 Feldbatterien zusammen 459 Mann, Etatsverstärkungen für 4 Bataillone Fußartillerie und eine Verfuchsfompagnie der Artillerieprüfungsfommission 513 Mann, eine Pionierkompagnie, 1 Eisenbahnbataillone, eine Luftschifferabtheilung 896 Mann, Etatsverstärkungen für 15 Pionierbataillone 111 Mann, 12 neue Trainkompagnien 1011 Mann, 35 Halbinvaliden, 612 Defono

Aber Du wirst mir doch schreiben?" " Ja, wenn Du mir antworten willst." Das werde ich; aber Du mußt mir Deine Briefe durch meinen Vater zukommen lassen, er wird Dir auch meine Antworten übergeben."

Glaubst Du vielleicht, daß ich Dich mit meinem Besuche überraschen werde, wenn ich Deine Adresse weiß?" " Ja, ich glaube es, weil ich Dich nicht für so ver nünftig halte, als Du zu sein glaubst."

Die Unterhaltung hatte eine heitere Wendung be kommen, und als die Liebenden wieder in dem heimathlichen Dorfe antamen, schienen beide herzlich froh zu sein; wenn man sie aber genauer betrachtete, mußte man bemerken, daß dieser Frohsinn dem heitern Lachen eines Kindes glich, welches, in seiner Wiege spielend, von dem reißenden Strome vielleicht einer balbigen Rettung, vielleicht auch einem balbigen Tode entgegengetrieben wird.

Raum war Rosarka nach Hause gekommen, als sie ihren Vater bei Seite nahm und ihn mit den Worten anrebete:

miearbeiter. Jm Ganzen vertheilen sich die 31 875 Mann mit 20 906 Mann auf Neuformationen, der Rest auf Etatsverstär­fungen vorhandener Formationen.

Amtsgerichtsrath France, der Versette", ist in der Berufungsinstanz als zu strenger Polizeirichter befunden worden. France, welcher den bekannten Brief an den Führer der Sozialisten unter falschem Namen schrieb, hatte als Polizei richter in Rageburg drei Klempner mit Geldstrafe belegt, weil fie am Sonntag Stimmzettel vertheilt und damit die Sonntagsruhe gestört(!) hätten. In der Berufungsinstanz er­tannte der Gerichtshof auf Freisprechung, weil das Herum­tragen der Zettel( welches übrigens auch seitens der konser vativen Partei stattgefunden hatte, hier aber natürlich nicht als störend" empfunden worden war) eine Störung des Gottes dienstes nicht darstelle. Die zweite Nase für den übereifrigen Herrn France.

Herr Regner, der eigentliche Redakteur des sog. extreme ultramontanen Fränk. Volksblatt" in Würzburg  , ein Steier märter von Geburt, ist aus Bayern   ausgewiesen worden. Wir bedauern jede Ausweisungsmaßregel, schreibt die Pfälzer Freie Breffe", tönnen aber nicht umhin, in Bezug auf Herrn Regner eine außerordentliche Zögerung der Regierung zu konstatiren im Vergleich zu der Firigkeit", mit welcher zum Beispiel als Sozialdemokraten verdächtigte Arbeiter nach dem Jens seits der blau- weißen Pfähle befördert werden. Hätte die kath. Preffe Bayerns   mehr Rücksicht aufs Prinzip als aufs Geschäft, so hätte sie Herrn Regner schon längst selbst ausgewiesen, denn ein österreichisches Preßreptil eignet sich doch schlecht zum Leiter eines Parteiblattes. Herr Regner gab nämlich in Würzburg  auf Rechnung des Ministeriums Taaffe   eine Desterreichische Rorrespondenz" heraus, die deutschen   Zeitungen gratis zugestellt wurde.

Zollunion mit Desterreich. Eine Deputation österreichi­scher Müller überreichte dem Handelsminister in Wien   eine Petition, in welcher um die Herstellung einer Zollunion mit Deutschland   oder wenigstens um einen Bollvertrag auf der Basis gegenseitiger 3ollfreiheit für Getreide und Mühlenprodukte gebeten wird. Der Handels­minister versprach, in der anstehenden Angelegenheit nach Kräften zu wirken. Leicht wird es ihm bei dem Einfluß Soeben hat unserer agrarischen Schutzöllner nicht werden. wieder die in Beiß abgehaltene Generalversammlung der Bauernvereine der thüringischen Staaten und der an grenzenden Landestheile den Beschluß gefaßt, an den Reichs­kanzler eine Petition um Verdoppelung der Getreides

zölle zu richten.

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Pest russisch und Ofen preußisch!" Bismard's poli tisches Testament"," Der geheime preußisch- russische Vertrag", Höchst interessante Enthüllungen aus den hinterlassenen Papieren eines Verstorbenen" Bapieren eines Verstorbenen" wäre jeder einzelne dieser Titel nicht genug, um einer politischen Broschüre heutzutage Käufer oder wenigstens Leser zu verschaffen? Nun Herr E. Faldre, der durch einen Zufall in den Besit dieser inter effanten Enthüllungen gelangt ist, hat sich mit den lezten drei dieser Titel begnügt, da er sich anschickte, den geheimen preu ßisch- ruffischen Vertrag, den jener Verstorbene als Ohrenzeuge erlauscht, falten Blutes der Deffentlichkeit zu übergeben, einen Vertrag, dessen Ungeheuerlichkeit wir nach dem Pester Lloyd" genugsam charakterisirt haben, indem wir andeuten, daß im Sinne deffelben Pest russisch, Dfen aber preußisch werden soll Nun ist der Leser gewiß auf Details neugierig; wir wollen ihm dieselben auch nicht vorenthalten. Artikel 11 des erwähnten Vertrages lautet nämlich wörtlich wie folgt: Die Grenze zwis schen dem großpreußischen und panslavistischen Raiserreiche bleibt da unverändert, wo heute die Grenze zwischen Deutschland   und Rußland   hinläuft. In südlicher Richtung davon fallen Böhmen   und Mähren   an Preußen Galizien   und Siebenbürgen   an Rußland  . Für die Erledigung der ungarischen Frage gab die Erwägung den Ausschlag, daß die nicht zu unterschäßende Widerstandskraft der streitbaren Ungarn   am nachhaltigsten dadurch werde lahmgelegt werden fönnen, wenn man dieses Land( wie einst Polen  ) mitten hindurch theile. Rußland   sollte östlich der genau be stimmten Linie und Preußen westlich derselben völlig freie Hand Territorial- Erwerbungen auf dem europäischen   Kontinent garantirt sein. Das skandinavische Reich sowie Dänemark   sollten als neutrale Staaten erhalten bleiben, letzteres sollte aber die fütländische Halbinsel an Preußen abtreten müssen, dagegen die großen Inseln, welche Biemard zuerst auch verlangte, behalten dürfen. Als fleinere selbstständige Unternehmungen der beiden Großmächte auf dem europäischen   Kontinent werden betrachtet: Vergrößerung von Montenegro und von Griechenland  , aber mit Stellung unter ruffische Suzeränität. Annexion der Nie derlande und der Schweiz   durch Preußen, wel ches den südlich des Gotthard   gelegenen Theil der letteren, sowie Nizza   und Savoyen   an Italien   abtritt gegen Heeresfolge Italiens   in den Kriegen Preußens.- Dieses phantafieftüdi übrigens im Züricher Verlagsmagazin( J. Schabeliz) erschienen. Was nicht alles gedruckt wird.

für

Die von den ungarischen Auswanderern her drohende Choleragefahr ist nunmehr auf das geringste Maß zurüc denke, Vater, Ihr könntet noch heute nach Melnik   gehen, um meinen Paß ausstellen zu lassen."

,, Ich werde gehen, mein Kind." ( Fortsetzung folgt.)

Aus Kunst und Leben.

Allerlei Nasen. Es giebt allerlei Nasen auf der Welt, wirkliche und figürliche, und zu den legteren zählt jedenfalls die Nase, welche instanzenweise von oben nach unten geworfen wird und mit verblüffender Treffsicherheit denjenigen trifft, dem Ifie zugedacht ist. Es giebt aber auch andere gemachte und das bei dennoch wirkliche Nasen, welche zu den schönsten Errungen schaften der rhinoplastischen Operationslehre gehören. Die Bill roth'sche Klinik in Wien   feierte fürzlich einen wahrhaften Triumph mit einer solchen neuen Nase. Ein junges Mädchen I erschien auf der Klinit, welchem zur Schönheit des Gefichts nichts anderes fehlte, als eine wohlorganifirte- Nase: in Folge einer angeborenen Krankheit fehlte nämlich dem Gefichtsvor

Dein Vater, ich habe eine Bitte an Euch, die Ihr prung des Mädchens die knöcherne und knorpelige Nafe

mir unter feiner Bedingung abschlagen dürft, weil das Glück meines Lebens von ihr abhängt.

feffor Billroth   aus der Stirnhant des Mädchens eine neue Nase tonſtruiren, deren Gelingen nicht wenig von dem fünfk Was haft Du, mein Rind?" fragte der alte Richter lerischen Formenfinn des Operateurs abhängt. Das Mädchen, welches feine Nase mehr hatte, erhielt nun eine wohlgelungene -es wird nicht gemeldet, ob fie römisch gebogen oder griechisch Ihr müßt mir dazu verhelfen, daß ich in einigen abgeftumpft ist aus Billroth's geschickten Händen. Der in

fast ängstlich über den Ton, in dem Rosarka jene Worte ge sprochen hatte.

Tagen nach Hamburg   reisen tann!" ,, Aber, Rofarta, bebente!"

Später werde ich Euch alles erklären; Ihr wißt, ich handele nicht unüberlegt, und ich bin gewiß, daß Ihr mein Vorhaben billigen würdet, wenn ich Euch den Grund mit­theilen fönnte."

,, Gut, mein Kind, geh' in Gottes Namen," sprach der #ehrliche Mann mit vor Rührung ersticter Stimme, aber ich darf doch wohl mit Dir reisen?"

Siehst Du, mein lieber Tonda, Du bist doch nicht so vernünftig, wie Du es selbst glaubst."

Du hast Recht, Rosarta, geh'! ich werde bleiben."

Auch das nicht; Ihr könntet mir nicht helfen; das

tereffanten Operation wohnten der gesammte Assistentenftab, sowie Operationszöglinge des Profeffors bei. Die Operation währte nur furze Zeit. Als dieselbe zu Ende war, ließ fich das Iwurde fie roth vor freudigem Schred und dankte unter Thränen Mädchen einen Spiegel reichen; als sie ihre neue Rafe fab, dem Schöpfer ihrer wiedergewonnenen Schönheit für das un

bezahlbare Geschent.

Ein neues Bleichverfahren.

Der Franzose Hermit

empfiehlt ein neues Bleichverfahren mittelft Elektrizität. Die zu bleichenden Stoffe werden in eine Chlormagneftum Löfung gebracht, worauf man einen träftigen Strom durch diefelbe leitet Es vollzieht fich alsdann der Bleichprozeß ſehr rasch und sehr

würde überdies auch Aufsehen machen; fein Mensch, auch vollkommen, ohne daß die Gewebe angegriffen und die Um

Tonda nicht, darf wissen, wo ich bin; wenn er oder ein anderer es erfährt, ist mein ganzer Plan vereitelt.

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Ich

gebungen durch Chlordämpfe belästigt werden. Die Lösung

fann immer wieder von Neuem benugt werden.