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Im Handels- undVerkchrSgewerbe aber kamen auf Ivo Erwerbs- tkätige 85,73 Selbstständige(gegen 44,25 in 1882) und 53,27 Arbeiter(47,43). Es kamen also 1382 im Gewerbe etwas über 2 Arbeiter auf einen Selbständigen, 13S5 aber über 3 wobei noch das Herabsinken zahlreicher scheinbar selbstständiger Meister in die Schicht der hausindustriellen Arbeiter oder eines durch Gelegenheitsarbeit sich fort- fristenden ärmlichsten Proletariats in betracht gezogen werden must Nein, von einer allgemeinen schablonenmäßigen Aussaugung der Kleinbetriebe ist nur in einer bestinnnten Reihe von Gewerben die Rede. Ihre Zersetzung aber, ihre wirthschaftliche Ueberflüssigmachung und die Verelendung der Masse ihrer Inhaber vollzieht sich in einer Raschheit, die für denkende Anhänger des Bestehenden geradezu er- schreckend sein muß. Andere täuschen sich mit billigen Be- ruhigNngen über harte Thatsachen hinweg. Möchten sie nicht allzu unsanft aus ihrem Schlummer erweckt werden! MebeMchk» Berlin , 11. Dezember. Aus dem Reichstage. Der heutige Tag wäre trost. los öde verlaufen,' wenn nicht Dinge, welche von der Tages- ordnung möglichst weit ablagen, in die Debatte herein- gezogen worden wären und dieselbe dadurch sich lebendig gestaltet hätte. Den Anlaß dazu bot Herr von Stumm, obwohl derselbe im Hause selbst nicht anwesend war. Aber er hatte seinen Freund v. Kardorff instruirt ilild dieser legte deshalb seine Lanze ein gegen oie von der Kommission für das Bürgerliche Gesetzbuch beantragte Re> solution, in der die Erwartung ausgesprochen wird, daß die Rechtsverhältnisse der Berufsvereine, das Bergrecht:c. zc. für das ganze Reich baldthunlichst einheitlich geregelt werden. Die Berufsvereine und deren gesetzliche Anerkennung sind das rothe Tuch, das Herrn von Stumm schreckt und dagegen ließ er heute seinen Kardorff loS. Was dieser sagte, war sehr gleichgiltrg: diese Vereine werden der Sozialdemokratie nützen unv deshalb dürfen sie nicht geduldet werden. Die Gelegenheit benutzte aber ein konservatives svkavt tsrriblv, um den Herren von der Rechten einmal einige recht treffende Wahrheiten zu sagen. Der Abgeordnete für Kassel , Professor Hüpeden, hat nämlich früher die konservativeil Redensarten vom praktischen Christenthnm u. s. w. ernst genommen und va er den konservativen Bannstrahl gegen Nau- mann und Genossen nicht kapircn wollte, so setzten ihm die Junker den Stuhl vor die Thüre. Das war bereits voriges Jahr, seitdem aber hat es die Rechte fertig gebracht, deu früheren Genoffen durch Schlußanträge im Reichs- tage mnndtodtszu machen. Heute kam er nun endlich zum Worte und was er über das System Stumm und die Arbeiter- freundlichkeit der Junker zu sagen hatte, war alles eher, nur keine Schmeicheleien. Die Konservativen schickten Pastor Schall ins Treffen, ein Beweis, wie wenig ihnen jetzt noch an dem Schein der Arbeiterfreundlichkeit liegt. Die Traubeu waren eben sauer. Von unserer Seite griffen Frohme, Stadthagen und Möller(Waldenburg) wiederholt recht wirksam in die Debatte ein, wobei Frohme besonders die Vorgänge in Hamburg beleuchtete. Eine Resolution, welche eine Ausdehnung der Gewerbe- gerichte verlangt auf die Streitigkeiten aller Arbeitnehmer, wurde, nachdem sie Singer kurz begründet hatte, abgelehnt. Morgen 1 Uhr: Dampfersubvention. Berhandlungen über die Umgestaltung der po- litischen Polizei sollen eingeleitet sein. Das mag sein. Daß aber irgendwie die Lehren des Prozesses Leckert-Lützow niit Nutzen angewandt werden könnten, halten wir für aus- geschlossen. Vor dem Schwurgerichte soll Herr v. Tausch bereits anfangs Januar erscheinen. Herr v. Tausch und die Hofkreise. Die.Berliner Neuesten Nachrichten" schreiben:Die erst vor kurzer Zeit er- folgte Verleihung deS Rothen Adlerordens mit der Krone an Herrn v. Tausch regt um so mehr zu Betrachtungen an, als die Verleihung der Krone zum Rothen Adlerorden der Kaiser be- kanntlich sich selbst vorbehalten hat, der Antrag also nicht vom Etaatsministerium ausgegangen sein kann, sonder» in der Umgebung des Monarchen seinen Ursprung und seine Befürwortung gehabt haben muß. Jedenfalls ist die Verleihung zu einer Zeit erfolgt, als der Konflikt des auswäriigen Aintes mit der politischen Polizei schon nahe vor der Krisis stand, und dürfte nicht wenig zu dem Entschlüsse der oberste» Reichsbehörde beigetragen haben, die Lache endgiltig und öffentlich zum Austrag zu bringen." Die an die erste Nordlaudfahrt anknüpfenden abenteuer- lichen Mitthcilungen über den Kaiser haben damals in einem amerikanische» Blatte Unterkunft gefunden. Man hatte aber auch de» Versuch gemacht, dieselben in ein angesehenes belgisches Blatt zu bringen. Dort verweigerte man dem Pseudonymen Einsender die Aufnahme, brach die Verbindung mit demselben ab und über- sandte derKöln . Volks-Ztg." das Manuskript mit dem Auheim - geben, damit nach Gutdünken zu verfahren. Die Redaktion der Köln . VolkS- Zeitung" sandte dasselbe dem damaligen Reichs- tanzler Grafen Caprivi und erhielt bald darauf den Besuch eines gehörig legitimtrten Beamten der Berliner politische» Polizei, nämlich des Herrn v. Tausch, welcher das Manuskript photo- graphiren ließ und eingehende Nachforschungen anzustellen er- klärt«. Später erfuhr dieKöln . Volks-Ztg.", diese Nach� forschungen hätten auf die Spur eineSehemaligen hannovev schen Offiziers" geführt. Der Artikel war so geschrieben, als wenn er von einem ganz genau orienttrten Theilnehmer an der Stordlandfahrt deS Kaisers herrührte; im Auslände mußte er den Eindruck erwecken, als herrsche bei uns nach der Entlassung BiS- marck's in den höchsten Regionen der Regierung eine völlige Anarchie. Heute drängen sich über die Herkunft jener gemein- gefährlichen Auslassungen die eigeuthümlichsten Gedanken auf. Ja, wenn Herr v. Tausch reden wollte! Herr v. Tausch und da» schwarz« Kaiiuet. Die Bismarck'sche»Verl . N. Nachr." schreiben: Herr v. Tausch sei in Postuniform im Postwagen des Berlin - Hamburger Schnellzuges mitgefahren, um die nach Friedrichsruh bestimmte» Briefschafteneiner Revision" zu unterwerfen." Wie sagte doch Herr v. Stephan?DaS Briefgeheimntß ist in Preußen so sicher, wie die Bibel auf dem Altar." Dust Herr v. Tausch auch den agönt provoaatour spielte, wird in derKönigsberger Hartung'schen Zeitung" nachgewiesen. Gingold- Stärk, der Redakteur deSBerl. Tageblatts" als Polizei- Agent. Aus Berlin schreibt man demDziennik" noch, der Mitarbeiter desBerliner Tageblatt" Gingold- Stärk habe sich geschickt auch in dortigen polnischen Kreise» Zugang zu verschaffe» gewußt und in denselben aniipolnisches Material für die politische Polizei gesammelt. Worte und Thaten. Diplomaten und Zunft-Politiker sind von sprichwörtlicher Liberalität im Punkte der Wahrhaftigkeit. Der liberalste von allen ist aber unstreitig Fürst Bismarck , der systematisch stets das Gegentheil dessen that, was er sagte, und nur dann die Wahrheit sagte, wenn eS galt eine ungewöhnlich dicke Lüge zu verdecken. Das wird jetzt, anläßlich deS Leckert-Lützow-Prozesses, wieder so recht drastisch ins Gedächtniß zurückgerufen. Ueber die Geheimpolizei äußerte sich der jetzt depossedirte Alt-Reichs- kanzler vor 40 Jahren als Bundestagsgesandter in einem Brief aus Frankfurt an den damaligen Ministerpräsidenten v. Manteuffel wie folgt: Die Polizet-Agenten, aus Mangel an Stoff, lügen und übertreiben unverantwortlich... Der»»- angenehmste Bundesgenosse unserer Gegner ist der wett- eifernd« Ehrgeiz unserer Polizeibeamten, Verschwörungen zu entdecken und die Resultate dieser Bemühungen, sowie die beabsichtigten und ver- hinderten Verbrechen in einer Weis« aufzuputzen, daß man den eingeschüchterlen Gemüthern im bengalischen Feuer eines ununterbrochenen Rettens der Krone und der Gesellschaft aus haar st räubenden Gefahren er- scheint... Die Geschicklichkeit, Agentenberichte für Thatsachen zu halten und diese anschwellen zu lassen wie Faust's Pudel hinler dem Ofen, ist unserer politischen Polizei im höchsten Grade eigen nnd sie übt sie mit einem bemerkens- werthen Mangel an Rücksicht auf denAlauben an die Sicherheit unserer Zustände, dessen wir zur Erhaltung unseres Kredits in der auswärtigen Politik bedürfen." Und am 30. November 1874 sagte Fürst Bismarck im Reichstage: Ich schätze an dem ganzen Regime der neueren Zeit nichts so sehr als die absoluteste Oeffentlichkeit; es soll kein Winkel des öffentlichen Lebens dunkel bleiben, und müßte selbst nur das gelbliche Dämmerlicht aus der Blendlaterne auf ihre Fäden fallen es ist immer bester, als daß sie unbeleuchtet bleiben, nnd hätte es auch nur die Folge, daß der Flug der hohen Meinung, mit der die beste Ver- waltung und Bureaukratie sich so leicht täuscht, einige Verminderung erleide." Juden, aber, der die politischen und sozialen Miß- stände an die Oeffentlichkeit zog, ließ der Oeffentlichkeits- Freund Bismarck den Prozeß machen. Gegen Friedrichsruh . Wie diePost" erfährt, ist nicht nur gegen dieBank- und HandelSzeitung" wegen ihres Artikels über den geplanten Zarenbesuch in Friedrichsruh «in Verfahren eingeleitet worden, sondern auch gegen dieDeutsche TageS- zeilung", die behauptet hatte, jener Artikel derBank- und Handelszeitung" sei vom Auswärtigen Amt in das Blatt gebracht worden, damit dieses dann Gelegenheit fände, die Mittheilung imReichs-Anzeiger" zu dementirm und damit die bismarck- freundliche Presse zu diskreditiren. Herr Lima» erklärt in denLeipziger Neuesten Nachr.", daß einer der Artikel desVorwärts" über den Prozeß Leckert- Lützow eine Schurkenthat sei. Von Herrn Lima» als Schurken bezeichnet zu werden, läßt sich eher ertragen, alS von ihm gelobt zu werden.--- Konservative und Antlsemitc». In einer Berichiignng. die er derKrenz-Ztg." gesandt, zählt Liebermann v. Sonnenberg die Namen von 24 den konservativen Fraktionen angehörige» oder nahestehende» Abgeordneten auf, deren Mandate nur ittit Hilfe der Antisemiten erlaugt wurde» und behauptet werden könnten. Die Liste lautet: Deutsch- Konservative: v. Colmar , Gras Douglas, v. Fuge, Hanffe-Dahle», v. Herder, Jacobskötter, v. Langen, Lutz, v. Plötz, Graf Roon, Rother, Sachse, Schall, Stroh, v. Werdeck, Will. Hospitanten der deutsch -konservativen Partei: Graf Knyphausen, Riekehof-Böhmer. ReichSpartei: Baumbach, v. Dziem- bowSki, Reichmuth. Wilde: v. Dallwitz, Dr. Hahn, Hüpeden. Z Chronik der Majestätsbelcidignngs- Prozesse. Die Brüder August, Johann und Michael P o lz i» wohnte» mit ihren Frauen in dem Hause Köslinerstr. 11 z» Berlin . Es kam zu Mißhelligkeilen zwischen den Frauen, die zu einer Beleidigungs- klage der Frau des Michael gegen die des August Polzin führte. Damals schon, es war im Frühjahr 18SK, machte die Familie deS Michael Polzin dunkle Andenlungen, daß sie den August Polzi» und seine Frau wegen M a j e st ä t s- beleidig«» g anzeigen wollten. Am 22. Juli versöhnten sich aber die Parteien aus Anrathe» ihrer Anwälte vor dem Amts- gericht I nnd versprachen, einander nichts Schlechtes mehr nach- zusagen, namentlich versprach M i ch a e l Polzin unter aller- Hand Betheuerunge», eine Denunziation wegen Majestätsbeleidigung weder selber zu macheu, noch durch ander- Verwandte, besonders auch nicht durch seine Schwiegermutter, Fra» W e n g h ö f e r, erstatte» zu lassen. Eine Woche später ging die Denunziation, unterschrieben von Frau Wenghöser, beim Staatsanwalt ein. Wie sich in der Verhandlung am Freitag herausstellte, hatte Michael Polzin die Anzeige bereits während des Ver- gleichstermins fertig in der Tasche; er händigte sie nachher seiner Schwiegermutter zur Einreichung aus. Dem August Polzin und seiner Frau wurden darin eine Menge Majestätsbeleidigungen zur Last gelegt, dt« bis zum Jahre 1802 zurückreichen und sämnitlich im vertrauteste» Familien- kreise gethnn sein sollten. Besonders wurde in der Anklage auch betont, August Polzin und feine Frau wären Agitatoren für sozialdemokratische Ideen. In der VerHand lung bekundete der dritte Bruder Johann Polzin mehrere Majestäts beleidigungsfälle gegen die Frau des August Polzin, w e i g e rt e sich dann aber, senie Aussage zu beschwören. Michael Polzin und seine Frau verweigerten ihre Aussage ganz, weil ihnen gedroht worden sei, daß sie wegen der Aussage etwa bestraft werden könnten. Die Weigerung war aber nur bei dem Manne gesetzlich zulässig. Die Frau wurde vernommen und sagte nun- mehr auch eine Menge Belastendes a»S. Auch eine Frau Rück fonth. die selber angab, daß sie mit den Aiigeklagteu ver feindet sei. und daß sie schon früher einmal eine Frau März mit einer Anzeige wegen Majestätsbeleidigung bedacht habe, gab eeugniß zu»ngunsten der Frau Polzin ab, und ebenso sagten ohann Mielke und Ernst Gärtner gegen August Polzin ganz bestimmte Dinge aus, von denen sie im Vorverfahren erklärt hatten, sie wüßten sie nicht. Der Staatsanwalt selber hielt trotz aller dieser bestimmte» Aussagen die Angeklagten nicht für überführt und beantragte Freisprechung. Der Ver- theidigcr Rechtsanwalt Wolfgang Heine schloß sich dem an und das Gericht erkannte nach kurzer Berathung demgemäß. Von der Gothaer Strafkammer ist ein bereits vielfach vor- bestrafter Weber namens Hermann Jung wegen MajestälS beleidigung zu sechs Monaten Gefängniß vernrtheilt worden. Der Mann hatte eine den Kaiser beleidigende Acußerung aus der Fahrt zwischen Zella und Suhl gethan und war dieserhalb denunzirt worden. Die Veruriheilung des verantwortlichen Redakteurs der Magdeburger Volksstimme" zu ue»n Monaten wegen Majestäts beleidigung ist desto bemerkenswerlher, als in dem iukriniinirten Artikel, der die Treibjagden kritistrte. der Name deS Kaisers nicht genannt war. Dem zu harter Strafe verurtheilten Redakteur war es sogar nicht bekannt, daß der Kaiser an der Letzlinger Treibjagd, die der Artikel erwähnte, theilgenommen hat. I» einer Liegnitzer Kleinkinder- Schule wurde ein öjähriger Knabe von seiner Lehrerin derart gezüchtigt, daß die Schwielen eine ganze Woche lang sichtbar waren. Und was hatte der Knabe gethan? Nun, er hatte von anderen Kindern ein völlig sinnloses Vcrüchen gehört und dasselbe»achgeplappert. Dies hatte die Lehrerin für ein« Majestätsbeleidigung gehalten. ** Deutsches Reich . Ministerkrifis? DieKöln . Volksztg." versichert in einer Berliner Zuschrift, eS sei ihr von verläßlicher Seile Mittheilung gemacht worden, daß eine Regierungskrise bevor- stehe, welche das Blatt mit dem Lützoivprozeß in Zusammenhang bringt und behauptet, eS fei einer jener kritischen Momente ein- getreten, wo man sich nicht entschließe» könne, welche Bahnen einzuschlagen seien. Trotz des moralischen Sieges v. Marschall'? sei die ganze Situation zweifelhaft geworden, und man verspüre deutlich die Anzeichen des Schwankens und der Unschlüsstgkeit der Regierung. Zum Wiederau fnahme-Verfahren z» gunflen unserer in Essen wegen Meineid verurtheilten Genossen wird derMagdeburger Zeitung" gemeldet: Bekanntlich agiliren die Sozialdemokraten lebhaft dafür, daß daS Verfahren gegen die im Essener Meincidsprozeß ver- nrtheillen Schröder und Genoffen wieder aufgenommen wird. Wie wir hören, ist die Stimmung für die Wiederaufnahme des Verfahrens im preußischen Justizministerim nicht ungünstig." Wir wollen bemerken, daß bei allem Bedauern für unsere unglücklichen Genossen die Einleitung des Wiederaufnahme- Verfahrens doch nicht von der Sozialdemokratie ausgehl, sondern von dem Rechtiamvalt der Verurtheilten. Herrn Niemeyer, be- trieben wird. Dieser ist von der Unschuld unserer Freunde und dem Fehlspruch der Geschivorenen nach wie vor aus das festeste überzeugt. Daß unsere Genosse» die Bemühungen des Herrn Niemeyer nach beste» Kräften zu fördern bestrebt sind, ist aller» Vings richtig, versteht sich aber wohl auch vo» selost. D r. Peters Kiste. Der zartbesaitele Afrikaner hat sich in London über seine verloren gegangene Kiste ausfragen lassen. Er meinte, es sei noch nicht sicher, ob sie auch ivicklich verloren. Möglich sei eS. Er habe viele Feinde in Deutschland . Verglichen mit den Jntriguen tm Parlament und in der Presse, die gegen ihn gerichtet seien, sei ein einfacher Dieb- stahl, wem» sich ein solcher herausstellte, noch eine ehr- liche Handlung. Armes Lämmchen! Breslau , 10. Dezember. Scheidung der Parteien. Eine Versammlung der Vertreter der ch r: st l i ch- s o z i a l e n Vereinigung für Schlesien , die bisher beiden Richtungen offen stand, hat mit Rücksicht auf das Ergebniß des Erfurter national-sozialen Parteitage? einstimmig d t e T r e n n u» g von den National-Eozialen und den Anschluß an die christlich-soziale Partei beschlossen. Groß wird dir Fang für Stöcker freriich nicht sein. Begnadigt wurden wie auS R o st o ck geschrieben wird vom Großherzog elf Studenten der dortigen univnsiiät, welche im Sommer von der Strasl, mm r zu je 3 Monaten Festungshaft wegen Zweikampfes verurtheilt wurden, zu e 3 Tagen Karzerstrafen. _ Auch Dr. Bumtller, der Adjutant de» früheren Gouverneurs von Ostafrika , ist aus dem Kolonialdtenste ge- schieden. Oesterreich. Wien , 9. Dezember. D«r Preßau S schuß deS Ab» Seordnetenhauses sprach sich mit 12 gegen 2 Stimmen für die reigebung der Kolportage aus. Der Justiz- minister jammert« in herzbrechender Weise über dt« bösen Schwur- gericht«, die nnr noch all« heiligen Zeiten und nur in den«nt- legensten Städten einen Preßsünder schuldig sprechen. Das sei einfach Rechisverweigerung. Wenn nun noch die Kolportage freigegeben würde, könnten Preßdelikte überhaupt nicht mehr verfolgt werden, wie es sich gehört. WaS ihn, den Minister be- träfe, so sei er für die Aufhebung deS objektiven Verfahrens und für die Einschränkung der Konfiskation auf die allerschwersten Delikte, sofern die Geschworenengericht« nur für diese schweren Delikte aufrecht erhalten, die B e u r t h e i l u n g der übrigen Delikt« aber gelehrten Richtern überwiesen werden würde. Statt Geißeln Skorpion ». Auch«in Ver- sprechen!- veiglen. Brüssel, 9. Dezember. Bisher glaubt« man, der König sei der Hanplfürsprech deS persönlichen Mililärdienstes. Das war einmal. Er hat sein« Haltung vollständig geändert. Nicht wegen deS Widerstandes der Klerikalen wurde die bereits fertig- gestellte Milttärvorlag» fallen gelassen, sondern, weil stch idrer Einbringung der König direkt widersetzt«. Di« Klerikalen fürchteten ihre Wähler, wen» der persönliche Militärdienst ein- geführt würde. Sie versprachen dem König bereitwilligst« Unter- stützuug in Sachen des Konaostaates, wenn er sie von ihrer Wählerfurcht befreite. Und der König ging auf den Handel ein. So berichten belgische Blätter. Sie erzähle» auch noch daS folgende. Der König hat eines seiner Güter an die Erben deS SalpeterkönigS North ver­pachtet. Das Schloß wird zu einem großartigen Gasthose mit Jagden. Fischfang und Spielhölle umgestaitet. Der König erhält, wie derSoir" verbürgt, 20 000 Fr. jährlich als Ertrag für die Verpachtung der Jagd und von dem G e s a m m t- gewin» des Unternehmens fünf Prozent. Ein König Spielhöllen- Kommanditenr! Wie vornehm mag sich der dicke Milan vorkommen! Der spielt wenigstens mit eigenem oder geborgtem Geld«.- Italien . Rom , 10. Dezember. In der Kammer erfuhr die Geschäfts- führung des Crispi'schen Kriegsministers M o c a n n i eine ver- nichtende Benrtheilung. Der Sozialist Ferri halte während der Debatte einen Zwischenruf ausgestoßen. Daraufhin hatte ihm«in Crispianer«ine Duellforderung geschickt. Ferri ant- wortete: Ich schlage mich nicht, da daS Duell ein nntlelalterlicher Schwindel ist. Falls aber Herr Santint elwaS von mir will. soll er kommen, und ich werde ihn mit Fußtritten bearbeiten." Türkei . Reformen in der Türkei . Wie demHamb. Corr." auS Konstantinopel berichtet wird, ist zwar eine ganze Anzahl von Beamten ernannt worden, dieReformen" durchführe» sollen, man hat aber den Ernannten nicht einmal daS Reife- gelb ausgezahlt. Und diejenigen derReformatoren", die trotz- dem»ach ihrem Bestimmungsort gelangten, erhallen keine» Pfennig Gehalt und sehen sich gezwungen, die Bevölkerung zu exploitiren", um ihre Existenz zu fristen. Die Reform- de trete werden also der Ausgangspunkt neu er Be- l a st n n a e n und Erpress unzen der Provinz- Bevölkerung. Amerika. Washington , 11. Dezember. Die republikanischen Mit- glieder des Finanzausschusses des RepräseutantenhanseS habe» beschlossen, die Ausarbeitung des TarisentwursS, welcher i» der außerorventlichen. nach dem 4. März stattfindenden Tagung des Kongresses vorgelegt werden soll, noch vor den Ferien zu beginnen. Diese Mitglieder haben erklärt, sie beabsichtigten einen Tarif mit mäßigen Zollsätze» auszuarbeiten, dessen besonderer Grundzug der Grundsatz der Gegenseitigkeit sein werde. Es verbreitet sich die Ansicht, die beabsichtigten Zollsätze würden ein wenig niedriger, alS die des Mac K i n l e y- Tarifs, aber beträchtlich höher, als die jetzt in kraft befindlichen, sein.-- Kuba . Die Nachricht von dem Tod« Maeeo's scheint sich zu bestätigen. Dem Rebellenches war es gelungen, die Trocha zu durchbrechen, er stand zehn Kilometer von Havanna und er- wartete de» Anmarsch des Jnsurgentenführere Gomez, als er von den Spaniern zu einem Treffen gezwungen wurde. Di«