nicht geholfen. Sie wiffen am besten, wo der Schuh drückt und ob sie gut thun, einen Streit in Szene zu seßen. Herr Ackermann hat dann angedeutet, in den Fach vereinen beabsichtige der Antragsteller Manövrirkadres für sozialdemokratische Ideen zu errichten. Ich be­fürchte, wenn wir uns gegen die Fachvereine erklären, fo werden wir die nicht sozialdemokratischen Arbeiter den Sozialdemokraten in die Arme treiben. Wenn auch die Fachvereine hie und da gemißbraucht werden, so sollten wir die Bildung derselben nicht erschweren; was ist nicht schon Alles gemißbraucht worden!

Die Debatte wird geschlossen.

Das Schlußwort erhält der Antragsteller

traten dem ebenfalls entgegen und bemerkten, daß ihr Protest traten dem ebenfalls entgegen und bemerkten, daß ihr Protest sich überhaupt gegen die Errichtung auch nur einer Gerberei erstrecke. Nach allseitiger Zustimmung wurde beschlossen, das Verfahren auf 14 Tage auszuseßen und dem Unternehmer Gelegenheit zu geben, neue Anträge einzubringen. Als Ver­treter der Protestirenden wurden Rechtsanwalt E. Friedemann und Maurermeister Straßmann erwählt.

In hiesigen Schlächterkreisen ist der Gedanke angeregt worden, das altehrwürdige Gewerkshaus, Neue Grünstraße 28, nunmehr auch den Anforderungen der Gegenwart zu opfern und einen zeitgemäßen Neubau zu errichten. In der legten Monatsversammlung der Schlächterinnung bildete diese An­gelegenheit den Gegenstand der Berathungen und es wurde schließlich eine Kommission mit der Ausarbeitung einer Vor­lage beauftragt: ob es fich empfiehlt, das Grundstück Neue Grünstraße 28 um- oder vollständig neu zu bauen oder das felbe zu verkaufen und anderwärts ein Grundstück zu erwerben." Das alte Gewerkshaus ist im Jahre 1852 durch die Innung für 25 000 Thaler angekauft worden.

Von einem Fachmanne wird folgendes mitgetheilt: Es hat wohl Jeder, der zur Weihnachtszeit der Post ein Packet zur Beförderung übergiebt, den Wunsch, daß dasselbe rechtzeitig in die Hände des Empfängers gelangt. Aber leider lagert in den Backkammern der Anmeldestellen zur Weihnachtszeit eine so beträchtliche Zahl von Packeten, welche während der Beför

tigten Beamten eine Riesenarbeit zu bewältigen haben, um aus dem Inhalte der Packete die Empfänger zu ermitteln. Haupt­sächlich sind diese herrenlosen Packete mit einer Umhüllung aus grobem Leinen versehen, auf welche die Aufschrift auf einem Stück Papier mittelst Gummi oder Mehlkleister geklebt war. Diese Art der Befestigung ist mangelhaft; man schreibe des­halb die Adresse entweder unmittelbar auf die Leinenumhüllung oder nähe ein weißes Stück Leinen darauf und schreibe auf lepteres die Adresse.

Eine Haussuchung, welche am 9. d. Mts. bei Herrn Alerander Sikorski, Eisenbahnstraße Nr. 32, nach verbotenen Schriften stattfand, war erfolglos.

Erkläre mir, Graf Orindur. Auf der kgl. Ostbahn kostet ein Retourbillet dritter Klasse vom Bahnhof Friedrichstraße nach Rüdersdorf   2,70 M. Theilt man dagegen die Fahrt, so kostet ein Retourbillet Friedrichstraße Fredersdorf 1,70 M. und ein Retourbillet Fredersdorf- Rüdersdorf 50 Pf. Seit wann ist denn 1,70+0,50- 2,70? U. A. w. g.

Abg. Kayser: Ich habe keineswegs die sächsische Staats­anwaltschaft zum Gegenstande besonderer Angriffe gemacht, sondern umgekehrt hervorgehoben, daß sie noch am loyalsten von allen verfahren sei. Wir haben durch die Faffung des Antrags ausdrücklich uns auf das Nothwendigste und Dring­lichste beschränkt, um Ihnen die Zustimmung zu unseren Wüns schen zu ermöglichen, es liegt uns daran, auf diesem Gebiete Zur Abhilfe der allgemeinen Klagen der deutschen Arbeiter wirklich etwas zu erreichen. Freilich sehen wir Herrn Ackermann auch hier gegen uns; wir wundern uns keineswegs darüber, denn in seiner Person finden alle gegen die Arbeiter­bestrebungen gerichteten Anschauungen ihren prägnantesten Aus­druck. Wenn ein Redner sagen kann, wir störten die Zufriederung die Aufschrift verloren haben, daß die damit beschäf denheit der Arbeiter mit dem von Gott   ihnen angewiesenen Lose, da hört's auf; da muß auch wohl der Lohnfaz etwas von Gott Angeordnetes sein, da wird Herr Ackermann näch stens wohl fommen und sagen: 30 Pfennige Lohn pro Stunde find von Gott   angeordnet, 35 dürfen die Maurer nicht be= tommen!( Heiterfeit links.) Wer auf solchem Standpunkt steht, dem fehlt jede Einsicht in die geschichtliche Entwickelung, jedes Verständniß für die heutige Lage der Arbeiter­verhältnisse, der sollte doch auch nicht mehr davon reden, daß er im Interesse der Arbeiter spreche. Uebrigens follte Herr Ackermann auch nicht immer Gott in seine Aus­führungen hineinziehen, gleich als ob seine Reden hier ganz besonders Gottes Beistand hätten. Gegen Herrn Struckmann ist schon bemerkt worden, daß es eben darauf ankommt, uns gegen eine falsche Interpretation und Handhabung der be Stehenden Gesetzgebung durch deren Abänderung zu schützen. Sat doch seinerzeit das Reichsgericht entschieden, daß die Ver­breitung von Stimmzetteln auf Grund des Sozialistengesetzes verboten werden könnte, und ist nicht vom Reichstage auf Initiative des Abg. Wölfel ein Gesetz angenommen worden, welches diese Auslegung beseitigte? So müssen wir auch jetzt vers fahren, und ich hoffe noch immer, daß auch ein Theil der Kou­fervativen, der nicht mit Herrn Adermann übereinstimmt, son­dern noch ein bischen von dem sozialen Standpunkt der Wagener, Rodbertus  , Meyer u. s. m. in Erinnerung hat, unserem Antrag geneigt ist. Ueber juristische Zwirnsfäden fönnen Sie freilich auch hier stolpern, aber dem läßt sich abhelfen, wir sind in dieser Hinsicht zum größten Entgegenkommen bereit. Herr Ackermann sagt einfach: Die Frau darf keinem Verein ange hören, fie gehört ins Haus. Seine juristische Thätigkeit hat ihm offenbar nicht Zeit gelassen, die Berichte der sächsischen Fabrikinspektoren einzusehen, dort hätte er fich über die Zunahme der Frauenarbeit unterrichten können. Sein Standpunkt ist immer der Polizeistandpunkt, überall ficht er böse Sozialdemokraten, Revolution, Umſturz. Die jungen Männer will er ebenfalls von der Theilnahme aus­schließen; ja, find die jungen Arbeiter für das Vereinswesen unreif, so verbieten Sie auch die deutschen Studentenvereine. Herr Ackermann will Mittel und Wege, die Streiks zu bannen; wir wollten dafür Arbeiterkammern und Minimallohn; Herr Ackermann war aber dagegen, er kennt nur einen Wunsch: Zwangsinnungen. Bei allen Parteien, selbst bei den National­liberalen, hat unser Antrag heute Entgegenkommen gefunden, nur Herr Ackermann sagte Nein und wieder Nein! Wahr­scheinlich hat er das Nein so oft wiederholt, weil er, der sonst immer Ja sagt, sonst nicht gehört zu werden fürchtete.( Heiter­teit links.)

Abg. Ackermann( persönlich): Der Abg. Kayser hat sich nach seiner füßen Gewohnheit wieder einmal mit meiner Person beschäftigt, diesmal im Schlußwort, so daß mir die Gelegenheit zur sachlichen Erwiderung fehlt. Ich werde aber Mittel und Bege finden, bei anderer Gelegenheit die Antwort zu geben. Wenn ich gesagt habe:" Wenn man in Form von Streits die Arbeiter mit ihrem von Gott   ihnen angewiesenen Loose un­zufrieden machen und sie dadurch geneigt machen will zum Los­fchlagen, so muß ein solcher Streit für die Arbeiter ein schlechtes Ende nehmen", so halte ich diese in hypothetischer Form auf gestellte Behauptung aufrecht. Von meiner Fraktion habe ich übrigens den Auftrag erhalten, ihren Standpunkt hier zu vertreten, nachdem meine ihr vorgetragenen Gedanken über den Antrag ihre vollständige Billigung gefunden haben.

Abg. Kayser( persönlich): Von Losschlagen" habe ich in Ihrer ersten Rede nichts gehört; es ist mir unverständlich, was Damit gefagt sein soll.

Der Antrag wird darauf gegen die Stimmen der beiden Parteien der Rechten einer Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen.

Schluß 5 Uhr. Nächste Sigung Freitag 2 Uhr.( Fort­fegung der Etatsberathung: Reichsamt des Innern.)

Lokales.

FDiejenigen Eltern, welche ihre Kinder jetzt auf dem Weihnachtsmarkt und auf den Straßen Berlins   mit allerlei fleinen Verkaufsartikeln handeln lassen, machen wir darauf auf­merksam, daß die Schußleute befugt sind, diese kleinen Händler zur Polizeiwache zu fistiren, wenn sie nicht einen Gewerbe­bezw. einen Erlaubnißschein zum Handel befizen. Erst gestern wurden zwei kleine Kinder, ein Knabe und ein Mädchen, von einem Schußmann unter lautem Wehtlagen der Kleinen und gefolgt von einer großen Menge abgeführt. Die Polizeiftrafe, welche für eine derartige Steuerhinterziehung zu bezahlen ist, ist oft höher, als der Verdienst einer ganzen Woche dieser fleinen Händler ausmacht. Da es jezt in Berlin   hunderte und wohl auch tausende dieser kleinen Händler giebt, welche Ere Laubnißscheine zum Handeln nicht besigen, so glauben wir diese Warnung nicht unterlassen zu dürfen.

In Sachen der Anlage von 12 Loh- und 34 Weiß­gerbereien auf dem Viehhof in der Brunnenstraße stand am Montag vor dem Kommiñar des Stadtausschusses der erste Verhandlungstermin an. Neben dem Unternehmer Jacobfohn

aren zahlreiche Protestirende erschienen. Unter denselben be­fanden sich Vertreter des Polizeipräsidiums und der Park­Deputation des Magistrats. Für den Hausbesigerverein des Nordens waren die Vorstandsmitglieder Kaufmann Krause und Schiedsmann Guttmann, als Bevollmächtigter einer Bank Rechtsanwalt Dr. E. Friedemann erschienen. Das Polizei­präfidium erhebt, wie die Staatsb. 3tg." mittheilt, aus sanitären Gründen Einwand gegen" die Errichtung der Gerbereien, indem durch die projektirten Einrichtungen feine absolute Sicherheit für die Reinigung der Abwäffer und gegen die Aus­breitung der verpestenden Gerüche geboten ist. Von den Herren Krause und

Guttmann wurde ein

Gutachten

des gerichtlichen Chemilers Dr. C. Bischoff vorgelegt, nach welchem gerade die vorgesehenen Ventilationseinrichtungen die üblen Dünfte nur aus den Gerbereien in die Nachbarschaft dis­loziren, dieselbe also gefährden. Als der Unternehmer Jacob­machte, daß er wohl schwerlich Aussicht auf Genehmigung der projettirten Anlagen haben dürfte, erklärte er, fein Unternehmen auf die Anlage von vier Weiß und zwei Lohgerbereien be schränken zu wollen. Herr Guttmann und die übrigen Herren

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Eine aufregende Szene spielte sich vorgestern Nachmittag in dem Hause Müllerstr. 29 ab. Dort wohnt bei seiner Schwester ein Schornsteinfegergeselle Ferdinand P. Bei letzterem zeigten sich schon seit geraumer Zeit Zeichen von Jrrsinn, die gestern in ein so hochgradiges Stadium übergingen, daß der förmlich Tobsüchtige zuvörderst seine Schwester überfiel, ihr mehrere zum Glüd leichte Mefferstiche beibrachte, fich dann ent­kleidete und auf die Straße hinausstürmte. Hier wurde er durch einen Schußmann festgenommen und nach der Wache des 69. Polizeireviers geschafft. Der Bezirksphyfikus ordnete seine Ueberführung nach der neuen Charitee an. Ein zweiter Geistes­tranfer wurde fast um dieselbe Zeit mittelst Lück'schen Kranken­wagens in die Charitee eingeliefert. Derselbe, ein Mann in den mittleren Jahren, war in der Landsbergerstraße in Tob sucht verfallen und hatte Passanten in gefahrdrohender Weise belästigt.

Einen unerwarteten Ausgang nahm eine Karambolage­Billardpartie, welche vorgestern Abend in einem Restaurant der Reichenbergerstraße gespielt wurde. Der Schneidermeister Hoff­mann spielte daselbst mit einem Gaste eine Karambolagepartie, als deren Preis zwei Glas Bier ausgefeßt waren. Der Gast war der Verlierer und es entstand ein heftiger Wortwechsel, in dessen Verlauf er ein Weißbierglas ergriff und auf den H. einhieb.. parirte den Schlag mit dem Arm, das Glas zer brach und die Scherben schnitten dem. so tief ins Fleisch, daß eine klaffende, stark blutende Wunde entstand und die sämmtlichen Sehnen und Venen durchschnitten wurden. Von Blutverlust überwältigt, fiel der Aermste wiederholt in Ohn­macht und wurde in diesem Zustande nach der Sanitätswache in der Adalbertstraße und von hier nach Anlegung eines Ver­bandes nach seiner Wohnung geschafft.

Die fönigl. Eisenbahn- Direttion beabsichtigt, die Unter führung der Liesenstraße unter die Geleise der Stettiner Eisen­bahn zur Ausführung zu bringen und hat hierzu, sowie zur Anlage eines dritten und vierten Geleises zwischen Lands­ berger Allee   und Gesundbrunnen   die landespolizeiliche Geneh migung nachgesucht.

Zur Vorsicht beim Gebrauch von Petroleumlampen wird angesichts der zahlreichen Unfälle nunmehr auch von den Behörden ermahnt. Die Dresdener   Polizeidirektion hat von dem technischen Ausschuß des dortigen Gewerbevereins die noth­wendig bei der Behandlung der Petroleumlampen zu be obachtenden Regeln aufstellen und zur öffentlichen Kenntniß bringen lassen. Danach soll Petroleum   möglichst an fühlen Orten aufbewahrt werden, da Explosionen bei der Entwickelung von Gasen stattfinden und diese bereits bei einer Temperatur von 20 Grad Reaumur entstehen. Das Füllen der Lampen foll thunlichst am Tage und keinenfalls in der Nähe einer offenen Flamme oder eines Feuers geschehen; das Nachgießen von Petroleum auf die brennende Lampe ist unbedingt unstatte haft. Der Lampendocht muß gut paffen; zu dünner Docht er higt den Brenner und das Del, zu dicker Docht saugt schlecht. Feuchten Docht trocknet man am besten durch Ueberstreichen mit einem heißen Plätteisen. Docht und Brenner müssen täg­lich von fohligen Resten gesäubert werden; einer besonders gründlichen Reinigung bedürfen Lampen, die längere Zeit nicht in Gebrauch waren. Auch die Luftzüge des Brenners müssen stets rein gehalten werden, da diese eine beständige Abkühlung des Brenners bewirken; schadhafte Brenner soll man sofort durch neue erseßen. Das Del im Behälter darf nie voll­ständig ausbrennen, auch muß der Docht stets in dasselbe ein­getaucht sein, weil bei trockenem Docht die Flamme in den Brenner hinab brennt, diesen und das Del erhißt und Explosion herbeiführen tann. Der Del enthaltende Behälter Der Del enthaltende Behälter muß vor jeder Erwärmung bewahrt bleiben, namentlich soll man die gefüllte Lampe nicht auf den geheizten Ofen oder eine brennende Lampe nicht unter eine Hänge­lampe setzen. Die Petroleumlampe foll nicht im zurückge­drehten Zustande gebrannt werden; das Niederdrehen des Dochtes erzielt keinerlei Ersparnis, es erhist aber den Brenner und erzeugt übelriechende, gesundheitsschädliche Gase. Das Auslöschen der Lampe ist durch leichtes Ueberblasen des. Bylinders nach vorherigem geringen Niederdrehen des Dochtes zu bewirken. Das Ausdrehen sowie das Blasen in den Bylinder fann unbemerktes Fortbrennen oder Zurückschlagen der Flamme bewirken. Endlich empfiehlt es sich überhaupt, namentlich aber in Kinderstuben und Familienräumen, wenn irgend thunlich, nur Hängelampen zu verwenden. An der Zweckmäßigkeit aller dieser Vorschläge ist nicht zu zweifeln, ebenso wenig aber auch daran, daß, wenn sie alle pünktlich befolgt werden sollen, ieder Haushalt, in dem mehr als etwa zwei Lampen gebrannt werden, eine besondere Person für den Lampendienst angestellt

werden müßte.

Verhaftung eines Schwindlers. In dem Geschäftse In dem Geschäfts­lokal des Uhrmachers H. in der Mohrenstraße erschien am 30. v. Mts. ein unbekannter Herr und wünschte eine goldene Damenuhr zu kaufen. Nachdem ihm verschiedene Uhren vor­gelegt waren, wählte derselbe eine vierzehnkarätige goldene Remontoir Uhr im Werthe von 85 Mart aus, welche die Nummer 36 566 trug. Nach Abschluß des Geschäfts welche die Nummer 36 566 trug. Nach Abschluß des Geschäfts bemerkte der Käufer, welcher sich als Inspektor 2. von der Lebensversicherungs- Gesellschaft Equitable bezeichnete, auch eine auf diesen Namen lautende Ausfertigung in englischer Sprache auf diesen Namen lautende Ausfertiaung in englischer Sprache vorlegte und erst fürzlich aus New- York   zurückgekommen sein

re

wollte, um am Ersten seine Stellung anzutreten, daß er die Uhr sofort haben wolle, aber nicht gleich bezahlen könne. Nach dem H. festgestellt hatte, daß der angebliche L. in dem von ihm genannten Hotel angemeldet war, nahm er teinen Anstand, dem legteren die Uhr ohne Bezahlung auszuhändigen. Als der Käufer sich nicht wieder blicken ließ, begab sich H. zur Lebene versicherungs- Gesellschaft Equitable und erfuhr, daß ein spektor L. dort nicht bekannt sei. Aus dem Hotel war L. seit dem 2. d. M. unbekannt verzogen. Seitdem hat die Kriminal polizei täglich Anzeigen von hiesigen Gewerbetreibenden erhalter, welche in ähnlicher Weise von L. beschwindelt worden find. Vorgestern gelang es endlich, denselben in einem Hotel in der Landsbergerstraße, wo er sich unter falschem Namen mit einer Dame, die er fälschlich für seine Frau ausgegeben, einlogist hatte, zu ermitteln und zu verhaften. In seinem Befite wurden verschiedene Pfandscheine über die von ihm erschwin delten Gegenstände, insbesondere Uhren, Schirme, Operngläser 2c. vorgefunden.

Ein Selbstmord, den die Frau Ingenieur W. in der Flensburgerstraße in der Nacht zum Mittwoch durch Vergiftung größte hat, erregt weit über die Nachbarschaft hinaus das peinlichste Aufsehen. Die Verstorbene hat sich mit ihrem zurück gebliebenen Gatten vor noch nicht 3 Jahren verheirathet Wegen Kinderlosigkeit dieser Ehe sind zwischen den jungen Eheleuten vielfach Differenzen entstanden und befand sich die etwas erzentrische junge Frau in dem ungerechtfertigten Glauben, daß ihr Gatte fie nicht mehr liebe. Am Dienstag Abend war Frau W. mit einer befreundeten Familie zu einem Souper eingeladen und kam von demselben gegen 2 Uhr Nachts in der vergnügtesten Stimmung nach Hause. Dort traf fie ihren Gatten, welcher seine Betheiligung an der beregten Festlichkeit abgelehnt hatte, schlafend an. Derfelbe versagte ihr die Bitte, fie zu füffen, mit den Worten: Ach, Du bist ja benebelt!" Diese nicht übel gemeinte Zurückweisung nahm der jungen Frau die frohe Laune und schloß sie sich in ihrem Zimmer ein, aus dem fie etwa 10 Minuten darauf mit der Mittheilung heraus­stürzte, daß fie fich soeben vergiftet habe. Der Ehemann lief sofort einen in der Nähe wohnhaften Arzt herbeiholen, auf dessen Anordnung die bereits in Krämpfen befindliche Frau nach dem städtischen Krankenhause zu Moabit   gebracht wurde. Wenige Minuten nach ihrem Eintreffen dortselbst hauchte die Selbstmörderin auch schon ihren Geist aus. Dieselbe befand sich in den günstigsten Vermögensverhältnissen.

Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete fich vorgestern Abend in der städtischen Turnanstalt in der Prinzenstraße. Der 13 Jahre alte Eleve des Louisenstädtischen Realgymnas fiums, Buggenhagen, turnte an einem Reck und als er den Aufschwung machte, fiel er so unglücklich und mit voller Wucht auf den Fußboden, daß er mit beiden gebrochenen Handge lenken liegen blieb.

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Polizeibericht. Am 13. d. M., Vormittags verschluckte ein acht Monate alter Knabe beim Spielen eine Marmorkugel und starb trot sofort angewendeter ärztlicher Hilfe an Erstickung. In der Nacht zum 14. d. M. erschoß sich ein junger Mann in der elterlichen Wohnung in der Teltowerstraße. Am 14. d. M., früh, wurde im Weinbergsweg ein etwa 35 Jahre alter Mann sichtlich schwer krank auf dem Bürgersteige liegend vors gefunden. Er mußte mittelst Krantenwagens nach dem städtischen Krankenhause im Friedrichshain   gebracht werden. An demselben Tage Vormittags wurde im Humboldthain ein etwa 35 Jahre alter Mann, anscheinend Arbeiter, erhängt vor= gefunden. Die bei ihm vorgefundenen Papiere lauten auf den Namen Karl Blume  . Um dieselbe Zeit brachte ein Mann in einem Anfall von Tobsucht seiner Schwester in der gemeinschaftlichen Wohnung in der Meßerstraße mit einem Meffer mehrere schwere, nach ärzt lichem Ausspruch aber nicht lebensgefährliche Verlegungen am Halse und an der linken Seite bei. Er wurde nach der Charité gebracht. gebracht. Ebenfalls am Vormittag wurde auf dem Flur des Hauses Mauerstr. 91 die Leiche eines neugeborenen Kindes aufs gefunden und nach dem Leichenschauhause gebracht. Gegen Mittag wurde in einem Fremdenzimmer eines Hotels im Zentrum ein Herr erhängt vorgefunden. Nachmittags fand auf dem Moltenmarkt in Folge falscher Weichenstellung ein Zusammen­stoß zweier Pferdebahnwagen statt. Dabei wurde eine in einem derselben fizende Frau durch die Scherben des zerbrochenen Fensters an Stirn und Mund leicht verlegt. Um dieselbe Zeit brach auf dem Neubau Wörtherstr. 60 der Maurer Fleischer das linke Fußgelent, als er, anstatt die Leiter zum Herabsteigen zu benußen, auf der gemauerten Wölbung der Treppe herabrutschte. Ebenfalls am Nachmittag wurde auf dem Oranienplag ein 8 Jahre altes Mädchen durch einen im scharfen Trabe fahrenden, vom Bäcker Schönau, Prinzessinnenstr. 24 wohn haft, geführten Geschäftswagen überfahren und an beiden Händen und dem linken Schulterblatt nicht unerheblich verlegt. Gegen Abend wurde im Flur des Hauses Landsbergerstr. 71 ein unbekannter Mann bewußtlos vorgefunden und mittelst Krantenwagens nach dem Krankenhause im Friedrichshain   ge­bracht. Um diese Zeit wurde auf dem Oranienplaß eine 64 Jahr alte Frau durch ein von dem Kutscher Klaus, Boffenerstr, 41 wohnhaft, geführtes Fuhrwerk erfaßt und über­fahren Sie erlitt eine tiefe Verlegung an der Stirn und mußte die Hilfe der Sanitätswache in Anspruch nehmen. In der Nacht zum 15. d. m. vergiftete sich eine Frau in ihrer Wohnung in der Flensburgerstraße mittelst Cyankali. Am 14. b. M. fanden Friedrichsstraße 105B, Landsberger plaz 1, Gertraudtenstraße 4, Strelißerstraße 68, und in der Nacht zum 15. d. M. Anflamerstraße 50 unbedeutende Brände statt.

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Gerichts- Zeitung.

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+ Ueber die Thaten dreier halberwachsener Knaben, die über die Hausdächer geklettert waren, um einen Taubenstoc zu plündern, haben wir vor kurzem berichtet. Gestern waren es wieder drei Knaben, die vor dem Forum der dritten Straf fammer des hiesigen Landgerichts I unter der Anklage des Einbruchsdiebstahls standen. Es ist ein betrübender Anblick, vollkommen verwahrlofte Kinder zu sehen, die mit Tollkühnheit gefährliche Expeditionen unternehmen, vor denen ein Mann zurückschreden würde, und die Anklage, die sie unbewußt gegen die sozialen Zustände der Gegenwart erheben, die ihre Ver wilderung verschulden, die ihnen Vater und Mutter genommen, um fie in die Fabrik zu werfen, wiegt schwerer als diejenige, gegen welche fie fich selber zu verantworten hatten. Der dreis zehnjährige Josef Sekulla, der zwölfjährige Kunibert Fleck und der gleichalterige Gustav Becker   waren Spielfameraden; der Schauplag ihrer Streiche sind die Häuser Gitschinerstraße 79 und 80. Nach der Erzählung des Sekulla machte ihn Becker darauf aufmerksam, daß der Boden des Hauses 80 offen stände, daß da aus leicht auf die Dächer und in die Böden der Nachbarhäuser gelangen tönne Am 5. Oktober Vormittags wurde die erste Partic unternommen. Die Jungen fliegen auf das Dach und frochen in den Bodenraum des Hauses 81 ein. Hier machte Becker alt; weiter wollte er fich nicht betheiligen. Der erfahrene Sefulla ergriff ein Hackebeil, das er vorfand, und schlug die Krampe eines Schloffes ab, so daß die Thür eines Verschlages auffprang. Dann stahl er ein Manneshemde und trat allein den Rückweg an; Becker hatte sich schon vorher, von Furcht ge trieben, entfernt. Da die Unternehmung so glücklich abgelaufen war, so wiederholte fie Sekulla des Nachmittags noch einmal und diesmal leistete ihm Fleck Beistand. Beide Knaben ge langten wieder in den Bodenraum des Hauses 81, schlugen von der Thür eines anderen Verschlages die Krampen los und packten einen Haufen Kinderwäsche zusammen. Da fie aber nicht sicher waren, diese Gegenstände verkaufen zu können, so ließen sie den Haufen liegen und begnügten sich, eine Tabats

man

Don