Nr. 295.x Freitag, den 17.
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Freitag, den 17. Dezember 1886.
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Berliner Volksblatt.
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Das Berliner Volksblatt"
Interessen der Arbeiter.
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erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)
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Redaktion: Beuthstraße 2.-
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beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Expedition: Bimmerstraße 44.
Echo rollte über den Rhein , in Baden und in der Pfalz listströmten die Freischaaren zusammen. Da litt es Becker nicht mehr daheim; er zog nach dem Norden, erhielt den Befehl über ein Korps und kämpfte nach unverdächtigem 3eugnisse nicht nur tapfer, sondern auch mit mehr Geschick, als manche Militärs von Beruf. Ihm fiel die beschwerliche Aufgabe zu, den Rückzug zu decken und er rückte, als die Konvention zwischen General Sigel und dem zürcherischen Oberst Benz abgeschlossen war, mit seinen Leuten ins Nafzer Feld
Johann Philipp Becker widmer die Büricher Post" folgenden Nachruf: raih Der alte Becker" so ward schon vor einem Vierteljahrhundert der Mann von seinen Freunden genannt ist in Genf , wie wir schon meldeten, gestorben und mit ihm hat ein wunderbar bewegtes, braves Leben seinen Abschluß gefunden. Johann Philipp Becker war ein Kind der fröhlichen Pfalz und die Lust zu fabuliren ist ihm geblieben. Er war ein ungemein unterhaltender Gesellschafter, der aus dem reichen Schaß seiner Erinnerungen immer wieder Interessantes herauf zu holen wußte. Die erfte französische Revolution hatte ihre Funken über die deutsche Grenze geworfen; einer derselben war dem 1808 geborenen Becker in's Herz geflogen und darin nie wieder erloschen. Der Knabe besuchte das Progymnasium, erlernte dann den ehrsamen Beruf eines Bürstenbinders, lebte und webte aber jetzt schon in revolutionären Träumen. Als einst der bayerische Kronprinz seine Heimath besuchte, tanzte Philipp auf offener Straße die ,, Carmagnole" und stimmte, als die Hoheit" vorüberfuhr, die Marseillaise an. Mit fünfundzwanzig Jahren trat er auch in den Stand der Hochverräther ein und
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James Fazy hatte die starre Genfer Aristokratie gebändigt; in seinem Interesse lag es, frisches Blut herzuleiten. Schweizer aus allen Kantonen eilten nach der Stadt, wo die Niederlassung so leicht gewährt wurde und Emigranten aus aller Herren Länder folgten. Auch Becker siedelte sich in Genf an. Aber er war noch weniger als zuvor der Mann, eine günstige Geschäftspraxis auszuflügeln nnd als 1860 Garibaldi sein blißendes Schwert zog und die Garibaldi - Hymne über die Alpen erklang, da eilte Becker mit Rüstom zu dem Helden hin.
Heimgekehrt, warf sich Becker, der inzwischen aus einem politischen ein sozialistischer Agitator geworden, mit voller
schritt. Wie vernünftig und klug der von vielen Grünlingen befpöttelte Alte trotz alledem war, bewies auch seine Haltung gegenüber der schweizerischen Arbeiterpartei, die sich nach 1870 zu rühren begann. Er blieb trotz der wärmsten Einladungen den ersten Kongressen fern." Ich bin eine anrüchige Person," schrieb er, mein Erscheinen würde schrecken und die Bewegung vielleicht gefährden."
So kühn er die Waffe schwang, so emsig führte er die Feder. Die Zahl der von ihm verfaßten Artikel ist Legion; außerdem besißen wir von ihm zahlreiche Broschüren und sodann eine immer noch sehr lesenswerthe Geschichte der süddeutschen Mai- Revolution. Seine riesige Korrespondenz
hat er mit großer Sorgfalt geordnet und es dürfte dieselbe eine Fundgrube für die Beitgeschichte werden. Der biedere Alte mit dem Kinderherzen hat viel Leid erfahren. Ein Sohn fiel als General im nordamerikanischen Befreiungskriege und dieser Schlag beugte den Vater tief. Der Verlust seiner treuen Gefährtin, die ihm eine zahlreiche Kinderschaar ge= schenkt, ging ihm äußerst nahe. Nun hat er Ruhe; wo aber der Kampf für das leidende Volk entbrennt, da wird auch Jean Philipp's Geist dabei sein.
büßte biefe Neigung mit einer faſt anderthalbjährigen Bucht in die Arbeiterbewegung; er gewann in der Vom Büricher Schlofferstreik und feinen
Haft, während der er die ganze Wonne der deutschen Polizeiwillfür fennen lernte. Er hat diese Dinge selber in der„ Neuen Welt" sehr launig beschrieben.
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Die Schweiz war damals die Stätte, wo Leute seiner Gesinnung und seines Charakters aufathmen zu können glaubten. So zog er denn südwärts, siedelte sich in der Westschweiz an und begann einen Weinhandel, der ihn nach allen Richtungen des Landes führte. Wirthe und Weinhändler waren damals aus triftigen Gründen eifrige Vorfämpfer des Einheitsstaats und wo der lustige ,, Jean Philipp" sein Ränzel niederlegte, begann er auch sofort seine raditale Propaganda. Becker hatte nicht nur ein offenes Herz, er hatte auch für andere stets einen offenen Beutel. Sein Haus war jederzeit den Flüchtigen geöffnet aber zur Thür hinaus wanderte nur allzuviel von seinem Vermögen, so daß verschiedene von ihm mit vielem Geschick begonnene Unternehmungen scheiterten und er selbst in die Klemme gerieth. Muthlos machten ihn solche Schläge indessen nicht und da politischer Kampf seine Lust war, trat er, der inzwischen das schweizerische Bürgerrecht erworben, ins Feldlager; er gürtete seinen Säbel um für den Freischaarenzug, übernahm ein Kommando im Sonderbundskrieg und trat zu Stämpfli und seinen Freunden in rege Beziehungen. In der Geheimgeschichte jener Tage war er überraschend bewandert und entsann sich selbst im hohen Alter noch der einzelnen Details.
Im Hochland war der erste Schuß" gefallen. Das
[ Radbrud verboten.]
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Feuilleton.
Die Verführerin.
Novelle von D. Colonius.
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den Grütliverein, trat in Verbindung mit Genossen in aller Welt und verkehrte besonders intim mit Marr und Engels. Genf wurde durch ihn der sozialistische Vorort auf dem Kontinente. Als Lassalle im Jahre 1864 in Genf eintraf, verkehrte er natürlich mit Becker, wählte ihn bei dem unglücklichen Duell zum Sekundanten und ernannte ihn zum Testamentsvollstrecker.
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Es kamen die internationalen Arbeiterkongresse in Basel und Lausanne . Becker war unermüdlich dabei, von ganzer Seele und mit ganzem Gemüthe. Ungemach und Noth vergaß er, wo es die ihm heilige Sache galt, kein Undank, kein Verrath vermochte ihn abzuschrecken; er war die Bereitwilligkeit und Güte in Person. Gegen das Ende der sechziger Jahre gründete er den Vorboten", der recht eigentlich die Genesis der Internationale" enthält und historischen Werth hat. War er fein Gelehrter, so vertiefte er sich immerhin mit wirklichem Scharfsinn in die Probleme und unterstützt von flarem, gesundem Verstand und umfassender Erfahrung entfaltete er eine staunenerregende perfönliche und literarische Thätigkeit. Hinter mancher fast drolligen Ueberschwänglichkeit steckte eine gediegene Auffassung, welcher gerade auch Albert Lange Anerkennung zollte.
In den siebziger Jahren forrespondirte er für den Winterthurer Landboten" und während viele Genfer Sozialisten gegen die Bundesrevision wühlten, wehrte sich Becker energisch und mit überzeugender Klarheit für diesen Fort
Bande, die ihr ihren Geliebten fern hielten, zu zerreißen, oder, falls dies unmöglich wäre, mit einem Schlage all' [ 11 ihre Aussichten für die Zukunft freiwillig zu vernichten. Gleich nach dem ersten Begegnen mit Rudolph hatte mosie die auffallende Verlegenheit, die Kälte, mit der er ihre Mittheilung anhörte, überrascht, und dennoch war es damals noch das Pflichtgefühl der Freundschaft, welches der auf lodernden, ihm selbst unbewußten Leidenschaft die Spitze bot. Er sagte Rosarka seinen Beistand zu; wie er Wort hielt werden wir aus dem weiteren Verlaufe unserer in allen Theilen wahrhaften Erzählung ersehen. An Antonio hatte er seit der Ankunft Rosarka's nicht geschrieben; sie selbst aber hatte er nach ihrem ersten Begegnen noch einmal flüchtig und seitdem nicht wieder gesprochen.
dolade Mehr als ein Monat war verflossen, seitdem Rosarka ihre Heimath verlassen hatte; aber welche Veränderungen waren während dieser Beit mit ihr vorgegangen! Man hätte fast Mühe gehabt, in dem bleichen, fummervollen Gesichte, welches die Leidensgeschichte eines ganzen Lebens verrieth, das unschuldige, harmlose Kind wiederzuerkennen, welches wir in Bechlin fanden.
Wer einmal Gelegenheit hatte, das Leben und Treiben in Hamburg in der Nähe zu betrachten, wer mit offenem Auge und geschloffenem Sinn das Lafter, wie es hier in allen Gestalten bald versteckt, vermummt in der Hülle geheimer Luft, bald mit frecher Hirn herausfordernd, die Luft verpestend, auf offener Straße einherwandelt, angesehen, der wird es begreifen, welche Gefahren ein blühend schönes, frisch aufgeblühtes Mädchen gegenüber einer sittenlosen, ver berbten Männerwelt zu bestehen hat. dsigner
Und dennoch konnte sie sich nicht entschließen, zurückzukehren, bevor sie ihren 3wed erreicht, bevor sie das Weib entlarvt, welches sie um ihr Lebensglück, um ihre Liebe, um ihren Tonda bringen wollte.
Gleich nach ihrer Ankunft hatte sie Rudolf Schwarz, dessen Verhältniß zu Antonio fie aus den Briefen des ersteren fennen gelernt hatte, aufgesucht; durch ihn hatte sie die Wohnung der Baronesse erfahren; sie hatte dem Manne, den Antonio feinen Freund nannte, unbedingt vertraut, ihm ihr Verhältniß zu Antonio mitgetheilt
und
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auf seinen Beistand rechnend ihre Abficht in Betreff der Baronesse nicht verschwiegen. Antonio hatte zwar nicht deutlich verrathen, welche Bande ihn an ein Weib fesselten, welches er weder liebte noch achtete, aber ihr feines Gefühl ließ sie theilweise den Zusammenhang errathen. Sie war fest entschlossen, entweder diese
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Die Seelenstimmung des Mädchens werden unsere Leser am besten aus einem an ihren Vater gerichteten Schreiben erkennen, welches sie soeben vollendet hat. Der Brief lautet:
Ich habe Dir versprochen, jedes Erlebniß, jeden meiner Gedanken mitzutheilen. Ich habe nicht immer Wort halten können, mein theurer Bater; hätte ich Dir Alles, Alles gesagt, Du hättest es nicht geduldet, daß ich noch länger ohne Dich und ohne meinen Freund, der mir beschüßend zur Seite steht, in einer fremden Stadt bleibe, und doch kann ich noch nicht fort, und könnte eben so wenig bleiben und wirken, wenn Du hier wärest.
O, die Menschen sind böse, weit mehr als ich es dachte; aber ich habe die Kraft, ihrer Bosheit zu begegnen. Fürchte nichts für mich; Du hast mich gelehrt, selbstständig sein, ich habe es niemals so anerkannt, wie nothwendig es was- Gott für mich war, als gerade jetzt. Wenn ich verhüte unglücklicher zu Dir zurückkehren sollte, als ich unglücklicher zu Dir zurückkehren sollte, als ich Dich verließ, so gieb nicht mir und meinem Eigensinn die Schuld, mein theurer Vater; glaub', ich habe mir glaub', ich habe mir in diesem Falle hier nur Gewißheit über mein Schicksal geholt, getroffen hätte es mich doch vielleicht später.
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Londa hat Dich in alle Geheimnisse seines Lebens eingeweiht, ich fann also unumwunden zu Dir sprechen; ich fürchte das Schlimmste für ihn und mich. ale
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Prozellen.*)
I.
Kürzlich hat das Obergericht in Zürich über neun Arbeiter zu Gericht gesessen, die seine Entscheidung auf dem Appellationswege gegen ein drakonisches Erkenntniß des Bezirksgerichts angerufen hatten. Es hat den Arbeitern ihre Appellation nichts geholfen, das Obergericht hat vielmehr unter dem lebhaften Beifall der ordnungsliebenden Preffe das erste Erkenntniß bes ftätigt. Und doch wäre nirgend mehr als hier die größte Milde am Plaze gewesen. Darin ist nicht nur die sozial demokratische, sondern auch ein großer Theil der Preffe der bürgerlichen Demokratie einig, die in anerkennenswerther Weise im Verlauf des Streits die Sache der Arbeiter vertreten und gegen ihre Vergewaltigung entschieden Stellung genommen hat. Und eine Vergewaltigung der Arbeiter, ein schwerer Rechtsund Verfassungsbruch liegt vor. Das werden die folgenden Thatsachen erkennen laffen.
Die Züricher Schloffer hatten fich auf durchaus friedlichem und verfassungsmäßigem Wege auf demjenigen des Streiks
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*) Dieser Artikel der uns aus der Schweiz zugeht, ist ge= rade jezt sehr zeitgemäß, weil er beweist, daß die Bourgeoisie in ihrem Kampfe gegen die Arbeiter überall dieselbe ist. Steht ihr der Zwangsapparat der absolutistischen Regierungen nicht zur Verfügung, so weiß fie fich auch die freieren Formen der Republik zur Erreichung ihrer arbeiterfeindlichen Ziele zu unterwerfen.
Diese Frau, die ihn in's Verderben gelockt, muß es sich zur Aufgabe gestellt haben, ihn vollständig zu Grunde zu richten. Wäre sie seiner Liebe würdig, ich hätte mit brechendem Herzen meiner Liebe entsagt, hätte sogar Du weißt, ich hätte es können eine Erklärung zwischen ihr und Tonda herzustellen gesucht. Ich hätte es ihr vergeben, daß sie ihrem angetrauten Manne den Eid gebrochen; ich hätte es begreiflich finden können, daß sie Tonda zu Liebe sich von allen Banden losgerissen und nur mit ihm leben und glücklich sein wollte, aber sie ist schlecht, sie liebt Tonda nicht, fie kann ihn nicht lieben, weil sie jeden wohlthätigen Einfluß von ihm fern zu halten sucht, weil sie sogar seinen Freund und Vertrauten an sich gelockt und abtrünnig gemacht hat; sie ist schlecht, und einem solchen Weibe zu Liebe werde und darf ich nicht entsagen. Ich habe bisher vergeblich gesucht, in die Nähe dieser Baronesse zu kommen; sie scheint sich vor mir zu fürchten, weil sie wohl wissen mag, daß sie mich nicht wie die andern zu ihrer Sflavin machen fönnte. Dieser Rudolph muß ihr mein Verhältniß zu Tonda verrathen haben, ich könnte mir sonst die vielen Verfolgungen, denen ich zu widerstehen habe, nicht erklären; sicherlich trägt diese Frau Schuld daran. Tonda darf noch nicht erfahren, wo ich bin; ich schreibe ihm nicht, weil ich ihn und mich an den Gedanken unserer -Vielleicht Trennung für immer gewöhnen will. leitet es die Vorsehung anders, dann werden wir Beide in unserer Liebe reichlichen Ersatz finden. Ist er für mich verloren, dann
Ich will nicht daran denken, was aus mir und ihm wird, wenn dieses Weib ihren Ansprüchen an Tonda nicht entfagt. Rudolph sagte mir gleich nach meiner Ankunft, daß sie mit Tonda nach Amerika zu gehen beabsichtige. Ich habe sie nur ein einziges Mal im Vorübergehen gesehen und erkannte gleich auf den ersten Blick, daß diese Frau trotz aller Hindernisse ihren Willen auszuführen im - aber ich kenne Jemand, der ihr gewachsen Stande ist; ist und die Kraft besißt, ihr Widerstand zu leisten ich selbst.