brauch von ca. 65 Litern; insgesammt find im Berichts­jahre 26 175 912 Rubikmeter Wasser aus dem Rohrsystem ent nommen worden.

Der Berliner Lehrerverein beschäftigte sich fürzlich in feiner Versammlung mit der Denkschrift des Magistrats, be treffend die Klaffenzahl der hiesigen Gemeindeschulen. Herr Schröer, Redakteur der Päd. 3tg.", beleuchtete die charakte ristischen Punkte der Denkschrift und stellte folgende Thesen auf, die den allgemeinen Beifall der Anwesenden fanden: 1. Alle Maßnahmen, welche das amtliche Ansehen des Lehrers in den Augen der Schüler und Eltern im geringsten schädigen tönnen, find sorgfältiger als bisher zu vermeiden; dagegen ist mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß die amtliche Stellung des Lehrers gehoben werde. 2. Die Leitung der einzelnen Schule gebührt, abgesehen von den Maßnahmen der höheren Verwaltungs bezw. Aufsichtsinstanzen, nicht ausschließlich dem Rektor, sondern es ist eine vorschriftlich geordnete Mitwirkung des Lehrerkollegiums durch die amtlichen Konferenzen einzu richten. 3. Die Anzahl der an den Gemeindeschulen wirkenden Lehrerinnen ist allmälig auf ein geringeres Maß zurückzuführen. 4. Die durchschnittliche Besuchszahl der einzelnen Gemeinde­5. Die gegenwärtige hohe schulklaffen ist zu ermäßigen. Klaffenzahl vieler Gemeindeschulen ist als ein pädagogisches Uebel anzusehen, so lange vorstehende Forderungen keine Berück fichtigung finden.

Ein hoher Stempelbetrag. Das seitens der Kommune Berlin an die Waterworks Komp. gezahlte Kaufgeld für die einer Wasserwerke betrug nach amtlichen Aufstellung 25 688 977 M. 67 Pf. Davon entfallen auf Grund und Boden 4 155 034 M. 70 Pf., Rohrsystem 11 492 705 M., Maschinen und Pumpen 4 663 374 M., Reservoire und Filter 3 400 834 M. 85 Pf., Hausleitungsröhren 992 907 M., Wassermesser, Vor­räthe 2c. 984 121 M. 12 Pf. Der an den Fiskus gezahlte Stempel für den Raufvertrag belief fich auf 284 174 M. 50 Bf., wurde aber nicht gleich auf die obigen Posten zugeschlagen, weil Der Magistrat gegen die Höhe deffelben Einspruch erhoben und den Weg der Klage gegen den Fiskus beschritten hatte. Der Fiskus wurde schließlich zur Rückzahlung von 139 483 M. 50 Pf. verurtheilt und die Stempelfosten betragen nunmehr 108 691 M.

Lokales.

er

Die gefährlichste Straße im Norden Berlins ist un streitig die steil bergan führende Veteranenstraße, welche in letter Beit durch Einrichtung der neuen Pferdebahnlinie Kastanien Allee- Bahnhof Friedrichstraße besonders verkehrs­reich geworden ist. 3war befinden sich an beiden Ausgangs­punkten dieser Straße Warnungstafeln, deren Aufschrift den Wagenführern die Anfangs November d. J. seitens des Bolizeipräsidiums erlassene Verordnung kundgeben soll, wonach schwerbeladene Wagen nur im Schritt und sicher gehemmt diese Straße paffiren sollen. Diese Warnungstafeln scheinen jedoch ihren Zweck völlig zu verfehlen; mit Rücksicht auf das Aeußere derselben werden sie nur allzuhäufig und irrthümlich mit jenen an den Pferdebahn- Haltestellen aufgestellten Tafeln verwechselt und deshalb nicht beachtet. Wer aber an dem höher gelegenen Ausgangspunkt in die Veteranenstraße eingefahren ist, wird schwerlich seinen etwa start belasteten Wagen im Schritt weiter führen können und er wird barmungslos in die Tiefe hinunterrollen, sofern er, im Trabe fahrend, die obere Warnungstafel nicht beachtet hat; dann ist's in den meisten Fällen zu spät. In diese ge­fährliche Lage gerieth am Mittwoch früh der Führer eines mit Weihnachtsbäumen hoch befrachteten ländlichen Leiterwagens; im tollsten Lauf faufte das Fuhrwerk die Veteranenstraße hinunter und vergebens bemühte sich der Führer am unteren Ende der Straße, am Kreuzungspunkt der Invaliden- und Brunnenstraße, sein Fuhrwerk in die lettere einzulenken; um sonst, das Pferd von dem nachfolgenden unaufhaltsam rollen­den Wagen scheu geworden, stürmte geraden Weges auf die an der früher Randel'schen Weißbier Ecke befindliche Konditorei bezw. auf das vor derselben befindliche Trottoir los, auf welchem zur Zeit an der Pferdebahnhaltestelle verschiedene Fahrgäste harrten. Einer der letzteren im legten sprang noch im letzten Moment mit drohend erhobenem Stock dem Pferde ent gegen und dadurch ward das scheue Thier veran laßt, eine andere Richtung zu nehmen, indem dasselbe erschrect zur Seite sprang, aber auch in demselben Augenblick auf dem glatten feuchten Asphaltpflaster der Invalidenstraße zu Falle fam; zum Glück, denn die Situation war, im Hinblick auf den regen Personen und Fuhrwerksverkehr an jener Stelle, eine überaus gefährliche. Nun geschah, nachdem das Pferd gestürzt war, etwas Merkwürdiges; den wuchtig nachrollenden Wagen hemmte auch der schwere Körper des gestürzten Pferdes noch nicht, sondern das letztere und der Wagen schoben sich miteinander genau 70 Schritt quer über den Straßendamm noch vorwärts, dem von Fußgängern belebten Trottoir entgegen, bis endlich das Vorderrad des Wagens mit der Granitbord­schwelle in unsanfte Berührung und dadurch das Gefährt zum Stehen fam. Bei dem hierdurch entstandenen Ruck ver­Yoren zwei auf dem Kutschbock befingliche Personen das Gieich gewicht und stürzten von dem Wagen herunter auf das Pflaster, ohne jedoch ersichtlich Schaden genommen zu haben. Der Vorgang hatte, wie gewöhnlich, einen Auflauf zur Folge. Derartige Leben und Gesundheit der Passanten gefährdende Vorfälle können täglich und stündlich wieder eintreten, beson ders nach eingetretener Dunkelheit, da sicher dann Niemand von den beiden Warnungstafeln Notiz nimmt.

Der Kultusminister und der Minister des Innern haben an alle Behörden eine Verfügung, betreffend die an­fteckenden Krankheiten, erlassen, welcher wir folgendes ent­nehmen: Zu den Krankheiten, welche vermöge ihrer Ansteckungs­fähigkeit besondere Vorschriften für die Schulen nöthig machen, gehören: 1) Cholera, Ruhr, Masern, Rötheln, Scharlach, Diphtherie, Pocken, Flecktyphus und Rückfallsfieber; 2) Unter leibstyphus, fontagiöse Augenentzündung, Kräße und Keuch­husten, der lettere, so bald und so lange er frampfartig auf­fritt. Kinder, welche an einer der unter 1 und 2 genannten Krankheiten leiden, sind vom Besuche der Schule auszuschließen, ebenso die Geschwister solcher Kinder, es müßte denn ärztlich bescheinigt sein, daß das Schulkind durch ausreichende Abfon derung vor der Gefahr der Anstedung geschütt ist. Vom Schulbesuch ausgeschlossene Kinder dürfen zu demselben erst dann wieder zugelassen werden, wenn die Gefahr der An steckung nach ärztlicher Bescheinigung für beseitigt anzusehen, oder die für den Verlauf der Krankheit erfahrungsmäßig als Regel geltende Zeit abgelaufen ist. Als normale Krankheits dauer gelten bei Scharlach und Bocken 6 Wochen, bei Masern und Rötheln 4 Wochen.

Das Geschäft auf dem Weihnachtsmarkt ist vorläufig noch ein äußerst flaues. Hieran trägt die anhaltende ungünstige Witterung die meiste Schuld. Zum Weihnachtsgeschäft gehört Frostwetter und Schnee und an beiden mangelt es gänzlich. Die Budenreihen find zwar allabendlich mit Menschenströmen gefüllt, aber es sind meistentheils Neugierige oder solche, welche erst Musterung halten. Am übelsten find die Pfefferküchler daran, deren Waaren durch naffe, nebelige Wetter ganz weich werden. Neuheiten hat der diesjährige Weihnachtsmarkt nur wenige; die Zahl der kleinen Händler ist gestiegen, ein Beweis von der zugenommenen Arbeitslosigkeit. Schon heute hört man 3weifel aussprechen, ob die Budeninhaber die Unkosten des Diesmaligen Weihnachtsmarktes decken werden.

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Zu den genußreichsten Ausstellungen gehören zweifellos die Weihnachts- Pfefferkuchen Ausstellungen, welche alljährlich um die Weihnachtszeit von Konditoren und Pfefferküchlern, und in diesem Jahre ganz besonders reichlich, arrangirt zu werden pflegen. Denn wo das Strenge mit dem Barten, wo Starkes

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fich und Mildes paarten hier wird dies Dichterwort zur voll endeten Thatsache, wie schon aus dem Namen Pfefferkuchen" erfichtlich ist. Der beißende Pfeffer und das starte Gewürz vers binden fich mit der Süße des Honigs zu einem wohlschmedend pikanten Ganzen, die Bitterkeit der Mandel wird mit einem Buckermantel umkleidet, gleichwie manche bittere, gepfefferte und gewürzte Pille dargereicht wird in gezuckerter Versform als Pfefferkuchenaufschrift. Die Pfefferkuchenpoesie wird heute

fchon als Sport getrieben. Während vordem nur die herzliche Naivetät und der harmlose Wig auf die Kuchen gesprigt wurde und das also Geschaffene durch seine urwüchsige Komik und Natürlichkeit ein gewiffes Intereffe erweckte, hat dieses bekundete Intereffe die Pfefferkuchendichter angespornt zu größeren Leistungen, Humor, Satyre, selbst Frivolität haben Verwendung gefunden, um dieselben pifant, intereffant erscheinen zu lassen und gleich dem Pfefferkuchen gepfeffert und gewürzt. So hat fich denn die Pfefferkuchenpoefie" als eine eigenartige Spezies herausgebildet, welche indessen heute hoch in Ehren steht, denn es wird beim Kaufen weniger auf die Qualität des Kuchens gesehen, als auf die Qualität des Verses. Von welcher Güte diese Verſe find, davon sich zu überzeugen hat man am besten Gelegenheit auf einer Ausstellung". Ganz anders als wie sonst in Menschenköpfen malt oftmals sich die Welt in den Köpfen dieser Verseschmiede und es ist nicht unintereffant, die Geistesfunken und Gedankenspähne dieser Dichter Gedankenspähne dieser Dichter zu studiren. Die Liebe, diese oft besungene, ist auch in hervorragender Weise mit mehr oder minderem Geschick verarbeitet worden von den Herren Pfefferkuchen dichtern. Lieben und geliebt zu werden,

Ist das größte Glück auf Erden!" erklärt der Eine, eine Behauptung, die sicher nur der Ausdruc einer persönlichen Ansicht ist, über welche sich streiten läßt. Ein Anderer fingt mit Inbrunst und Gefühl:

Dein Herz und mein Herz, ach wär' es ein Herz!" Dem Uebelstande eines Herzens- Dualismus könnte vielleicht wirksam abgeholfen werden durch ein Pfefferkuchenherz! Keine Rub' giebst mir Du!"

flagt ein Anderer. Es ist dies entschieden polizeiwidrig, denn Ruhe ist bekanntlich die erste Bürgerpflicht.

Etwas tiefer in die Geheimnisse der Liebe eingedrungen zu sein scheint jener Glückliche, welcher begeistert ausruft: Holdes Mädchen wisse, süß sind Deine Küsse!" Nebenbei gesagt, eine Eigenschaft, die wohl auf Gegenseitigkeit beruht; doch sind auch hierin die Geschmäcker verschieden. Du bist so schön von Angesicht,

tu Doch Dein Benehm gefällt mir nicht!"

des Geldes ganz einverstanden, und da das Geschäft selbst schon recht flott geht, so hat sich der hoffnungsvolle junge Mann auf einem etwas ungewöhnlichen Wege eine sichere Existenz begründet.

Ueber die Verhaftung von Einbrechern wird uns fol gendes mitgetheilt: In der Nacht vom 8. zum 9. Desember 5. J. wurden dem Kaufmann Simon aus seinem in der Dranienstraße belegenen Herren- Garderoben- Geschäft Kleidungss ftücke im Gesammtwerthe von 2000 M. gestohlen. Die Kri minalpolizei brachte durch ihre Vigilanten in Erfahrung, daß die Thäter voraussichtlich bei einer in der Nostizstraße wohnen­den Wittwe, bei welcher lüderliche Frauenzimmer und Spit­buben verfehren, zu finden sein würden, und nahm gestern am frühen Morgen eine Durchsuchung in deren Wohnung vor, welche auch ein günstiges Resultat hatte, in so fern die mehr­fach vorbestraften Einbrecher Hübscher, Eichler und Knaut, ersterer unter einer Bettstelle versteckt, sowie ein Theil der ge­stohlenen Kleidungsstücke vorgefunden wurden. Es wurde ferner ermittelt, daß die Genannten in den lezten Tagen bei einem Maler K. und einer Wittwe F. verkehrt hatten und eine dort vorgenommene Durchsuchung förderte nicht nur den größten Theil des bei Simon gestohlenen Gutes, sondern auch Leder­waaren, welche im November d. J. in der Stalizerstraße ge stohlen worden waren, zu Tage. Die Diebe, welche zum Theil geständig sind, sowie die Hehler find verhaftet worden.

Eine Kesselexplosion in der Appretur- und Dekatur Anstalt von Otto Blumenthal , Köpnickerstraße 111, sette durch ihre donnerähnliche Entladung vorgestern Abend 8 Uhr die Bewohner jenes Stadttheils in ungeheuere Aufregung und schnell verbreitete sich das Gerücht, daß dieser Katastrophe mehrere Menschenleben zum Opfer gefallen seien. Der Sach= verhalt war folgender: Nachdem die größte Zahl der Arbeiter die Fabrik bereits verlassen hatte, erfolgte um die genannte Beit aus bisher noch nicht aufgeklärter Veranlassung in dem Reffelraum eine Explosion, in Folge derer der noch in dem Raum befindliche Arbeiter Minnich sofort getödtet wurde, wäh rend ein anderer Bediensteter der Anstalt, ein Arbeiter Friedel, von den heißen Dämpfen und dem siedenden Wasser total verbrüht wurde. Die in Folge der furchtbaren Detonation herbeieilenden Angestellten der Firma wie auch Polizeibeamte schafften den Ueberlebenden in das Kontor, woselbst er ver bunden und nach seiner Wohnung geschafft wurde, während man den Todten, behufs gerichtlicher Obduktion, nach dem Leichenschauhause schaffte.

Sonntagsruhe auf dem Zentral- Viehhofe betreffend. Etwa 200 der bedeutendsten Viehhändler Pommerns , Mecklen

spricht ein weniger Glücklicher, jedenfalls aus Erfahrung, auf burgs, der Provinzen Posen, Schlesten und der Mark haben in welche auch der Ausspruch:

,, Auch dem Mucker schmeckt Liebe wie Bucker!" schließen läßt. Doch die Liebe ist bekanntlich das gefährliche Meer, auf dem so manches Herz Schiffbruch leidet, wenn es ihm nicht gelingt, in den wenn auch nicht immer stillen und ficheren Hafen der Ehe einzulaufen. Die Sehnsucht nach der Ehe findet folgenden klassischen Ausdruck:

" Du olle Schraube möchst gern unter die Haube!" Wenn auch ein großer Dichter fingt:

Raum ist in der kleinsten Hütte Für ein glücklich liebend Paar!"

so ist doch der sich an diese Behauptung anschließende Zweifel: war. Gleichwohl wurde der Handel am Sonntage auf die

Wo aber bleibt der Raum, ich bitte, Für die große Kinderschaar?"

nicht unberechtigt und zeugt jedenfalls von einem praktischen Sinn. Doch auch aus den Geheimnissen des Ehestandes plau­dern die Pfefferkuchen in sehr indiskreter Weise. Jeder Che mann wird mitfühlen mit demjenigen, der da still seufzend flagt:

,, Ach zu schlau ist meine Frau!"

und lebhaft an eigene Verhältnisse wird Mancher erinnert wer­den, wenn er das Machtwort energisch ausgesprochen hört: ,, Olle brumme nicht, die Kaffe friegst Du nicht." Obgleich von der Nachtseite der Ehe erzählend, zeigt die Ehe doch von der hellsten Lichtseite folgende Strophe: ,, Lieber Mann pust aus das Licht, Und vergiß Dein Weibchen nicht!" Welterfahrung bekundet folgender refignirter Stoß­

Eine große seufzer:

Was nußen alle guten Gaben? Schwein muß der Mensch haben!"

eine Philosophie, gegen welche im allgemeinen nichts einzu­wenden ist. Doch auch auf ganz allgemeinem Gebiete bewegt fich die Pfefferkuchen- Poesie, wo sie eigentlich schon aufhört, Poefte" zu sein, wie z. B.:

Riete, wenn idk piepe, denn komm!" Ihr auch dahin zu folgen, würde denn doch zu weit führen, des halb mögen die vorgeführten Pröbchen der Pfefferkuchen- Poefte genügen.

Wie Berliner Wein" geschmeckt hat. Wenige dürften es wissen und doch ist es nicht ohne Intereffe. Professor H. Kiepert zählt zu denjenigen, welche vom Berliner Wein" aus eigener Erfahrung zu berichten wissen. Es find 46 Jahre her; der Wein hat Herrn Profeffor Riepert nicht sonderlich wohl geschmeckt"; er schreibt darüber der Nat- 3tg.": Ich trieb das mals zur Vorbereitung für meine erste Orientreise Neugriechisch bei dem jung verstorbenen Philologen Profeffor Johann Franz, in deffen Wohnung in dem noch unverändert stehenden Quer gebäude Potsdamerstraße 26b, damals umgeben von einem weitläufigen ganz mit Weinlauben angefüllten( jetzt mit Häusern bedeckten) Garten. Deffen Eigenthümer felterte aus Liebhaberei fein eigenes Gewächs, um es an gute Freunde, zu denen auch seine Miether zählten, zu vertheilen. So wurde mir von Profeffor Franz eines Tages eine ziemlich dunkel, gelb­lich, an Geschmack am ehesten einem mittelmäßigen Meißner zu vergleichende Weinprobe mit der allerdings unlösbaren Räthsel frage nach ihrem Ursprunge vorgefeßt. In einer anderen, eigentlich wegen des nach Süden gekehrten Hügelabhangs für den Weinbau günstigeren Lage, in dem damals unter dem Namen Wollant's Weinberg bekannten Garten vor dem Rosenthaler Thore( Stelle des gewefenen Vorstädtischen Theaters) habe ich als Kind oft genug Trauben zum Keltern abschneiden gesehen, von dem Produkte aber nichts zu kosten bekommen."

Eine reelle Verwendung gestohlenen Geldes dürfte nicht allzu häufig fein. Kürzlich hatte sich ein junger Mann aus seiner Heimath B. heimlich entfernt und dabei die Raffe der Mutter um dreitausend Mark geplündert. Es war anzu nehmen, daß der leichtsinnige Bursche in Berlin fich auf­bielt, um hier das Geld flott zu verjubeln. Die Mutter, welche über ihren doppelten Verlust unfröstlich war, fuhr daher sofort nach der Reichshauptstadt, wo sie einige frühere Schul kameraden ihres Sohnes aufsuchte und dieselben bat, in Lokalen, die bei jungen Leuten und zuweilen auch noch bei alten beliebt find, auf ihren Sprößling zu fahnden. Nach vielen vergeblichen Versuchen erspähten die Landsleute ihren Echulfreund endlich am Mittwoch im Palmensaal in der Schönhauserstraße, wo derselbe nach den melodischen

dieser Woche ein eingehend motivirtes Gesuch an den Minister des Innern sowie an das königl. Polizeipräsidium gerichtet, in welchem fie um Durchführung der nur theilweis auf dem hiesigen Zentral- Vichhofe bestehenden Sonntagsruhe, und um Verlegung des Viehmarktes von Montag auf einen anderen Wochentag, etwa den Donnerstag, petitioniren. Die Ange legenheit war schon vor länger als zwei Jahren Gegenstand lebhafter Erörterungen. Sie scheiterte damals an dem Wider stande des Viehhof Kuratoriums, welcher durch das Bedenken einiger hiefiger Vichkommissionäre, es möchte das Export­geschäft durch Verlegung des Markttages leiden, hervorgerufen Frühstunden beschränkt, das Schlachten aber und die Kaffens geschäfte während des Nachmittags gestattet. Hierdurch hat sich ein Bwitterzustand herausgebildet, unter welchem die große Mehrzahl der Händler in unerträglicher Weise leidet. Das erst des Montags zum Verkauf kommende Vich muß bereits Sonne abends, spätestens Sonntag früh bis 8 Uhr eintreffen und es ents stehen für den Unterhalt deffelben unnöthiger Weise recht ers hebliche Kosten, desgleichen für die Händler selbst, welche nicht ohne Einwirkung auf die Fleischpreise geblieben find. Alle diefe Uebelstände würden vermieden werden, wenn der Viehmarkt statt am Montage am Donnerstage abgehalten wird. Bis dahin können die in den entlegensten Theilen des Reiches, die Hauptzufuhr erfolgt aus dem Often wohnenden Händler ohne Zuhilfenahme des Sonntags das Vich rechtzeitig her­schaffen, und während deffelben daheim bei ihren Familien auc ruben. An eine Schädigung des Exportgeschäftes ist nicht zu denken, da die Exporte ire bekanntlich nur dort kaufen, wo fie das beste Vich am billigsten bekommen und die Märkte in der Provinz fich nach dem in der Hauptstadt zu richten pflegen, nicht umgekehrt. Schließlich ist doch auch der Zentral- Viehhof mit städtischem Gelde zunächst für den Fleischbedarf von Berlin und nicht für den des Auslandes erbaut. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die Petition auch in den Kreisen der be treffenden Beamten freudig begrüßt worden ist.

Eiusturz. Wie ein Lauffeuer verbreitete fich gestern Morgent im Südwesten der Stadt und in Schöneberg die Kunde von dem Einsturz der Papierwäschefabrik von Schneider in Schöne berg, Bahnstraße 18. Der Thatbestand ist folgender: Auf dem Nebengrundstück, Bahnstraße 17, hat der jetzige Befizer deffelben bereits zwei große vierstöckige Hinterhäuser stehen und ist gegen wärtig dabei, neben dem einstödigen Fabrikgebäude des Wappen fabrikanten Schneider ebenfalls ein vierstödiges Vorgebäude aufzuführen. Hinter dem Vorderhause, bis zu dem ersten Hintergebäude, war ein etwa drei Meter tiefes Fundament zu einem Seitengebäude ausgehoben. Das Fabrikgebäude ist nicht unterkellert und hat daher auch nur ein ganz geringes Fundas ment. Plöglich beim Frühstück hörten die Fabritarbeiter ein lautes und lebhaftes Knacken und Knistern, was diese verans laßte, schleunigst aus den Fabrikräumen zu fliehen, und kaum waren fie in Sicherheit, als auch schon die Wand nach dem Grundstück Nr. 17 der Bahnstraße, in die etwa 3 Meter tiefe Ausschachtung, in welche eben mehrere Maurer wieder Ar beit eingestiegen waren, auf eine Länge von 20 und einige Fuß hinabstürzte. Auch diese fanden glücklicherweise noch Ge heitspolizei waren sofort zur Stelle und sorgten für die erforders liche Absteifung des schwer beschädigten Fabrikgebäudes. So bald das Gebäude gehörig abgefteift, wurden die Maschinen herausgeschafft und in anderen Räumen wieder aufgestellt, so daß die Arbeiten in der Fabrit feine Unterbrechungen erleiden­Der Schaden an dem Gebäude ist ein erheblicher.

zur

Die Gelegenheit zu Taschendiebstählen ist gegenwärtig bei den Ansammlungen vor den Schaufenstern außerordentlich zahlreich für die männlichen und weiblichen Langfinger gegeber, deren Geschäft in demselben Maße blüht, wie das Gedränge dichter wird. Einer dieser Glücksritter scheint den Schauplet feiner Thätigkeit am Dienstag Abend nach der Dranienftrafe verlegt zu haben, wo die Abendstunden von den Müttern daz benutzt werden, den Kindern die Herrlichkeiten in den Schaus fenstern zu zeigen, wobei natürlich vor den meisten dieser Fenster das Gedränge unvermeidlich ist. Bei dieser Gelegen heit büßten an dem genannten Tage mehrere Frauen ihre Portemonnaies ein; Verdacht hatte man auf einen jungen mehrfach vor den Schaufenstern, immer zwischen Frauen fich Klängen eines Walzers drängend, bemerkt worden war. Zwei der bestohlenen Frauen entdeckten ihren Verlust erst, als fie in einem benachbarten ward die Mutter herbeigerufen, und der Sohn folgte ihr auch nach einer überflüssigen Verwünschung ohne Wider fireben. Neben der Freude, ihren Sohn wiedergefunden zu haben, wurde der Frau aber noch eine zweite Ueberraschung zu Theil. Das gestohlene Geld hatte derselbe nicht leichtfinnig vergeudet, sondern von der Summe in Berlin eine Bigarren und Bigarettenfabrik en gros und en detail" cins gerichtet. Dabei scheint er sich auch als liebevoller Bruder be­währt zu haben; denn er hat gleich einen jüngeren Bruder, der noch in Anderer Dienste fich plagen muß, an seinem ,, Glück" theilnehmen zu laffen und ihn zu seinem Kompagnon gemacht.

von

Strauß

graziös im Tanze sich wiegte

Schnell

Achtung auf die Portemonnaies beim Gedränge vor den Schau

fenstern!

Die plögliche Entlassung von Dienstboten wird nach der preußischen Gefindeordnung in ganz besonderen Fällen ge stattet, namentlich bei fortgesezter Renitenz oder bei grobem Ungehorsam des Dienstboten. Ein auf Grund einer solchen fofortigen Entlassung, die als unberechtigt bezeichnet wurde, sten

gestrengter Entschädigungsprozeß des Dienstboten ist zu Gunsten deffelben entschieden worden. Das bei einem Hausbefizer in der Ritterstraße in Dienst stehende Mädchen war bei den Die Mutter ist mit dieser reellen und praktischen Verwendung Gängen, die sie Abends zu besorgen hatte, nach der Meinung ihrer