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und Evangelischen sehr verschieden seien, so daß es fich am Ende| empfehle, aus dem Antrag zwei für ie eine Konfession zu machen. Er ftimme gegen den Antrag, doch sei dessen Annahme für ihn fein Grund, das ganze Gefeß zu verwerfen. Abg. Marquardsen ist im Grunde für den Antrag, wünscht aber eine andere Formulirung.- Abg. Nichter bekämpft den Antrag. Da eine allgemeine Mehrbelastung des Volkes in Aus ficht stehe, wolle er feine Entlastung eines bestimmten Standes.

Abg. Windthorst konstatirt den allgemeinen Wunsch aus seiner wesentlich protestantischen Heimath, daß diefer Paragraph angenommen werde. Es mache einen eigenthümlichen Eindruck, wenn ein Korporal in die Lage fäme, einen Geistlichen ,, anzu ranzen". Abg. Graf Behr ist für den Antrag, aber gegen seine Ausdehnung auf die Lehrer. Die Abstimmung ergab 20 Stimmen für, 8 Stimmen( 4 freifinnige, 2 konservative, 2 sozialdemokratische) gegen den Antrag.

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§ 4 der Vorlage, welcher von dem Inkrafttreten des Ge­fetes für Bayern und Württemberg handelt, wurde debattelos angenommen.

Hierauf folgte die Berathung der nachstehenden beiden, vom Abg. Huene eingebrachten Resolutionen:

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Den Reichskanzler zu ersuchen, zu veranlassen, daß dem Reichstage baldmöglichst ein Nachtrag zum Etat pro 1887 88 vorgelegt werde, in welchem:

a) unter den fortdauernden Ausgaben" diejenigen Forde rungen eingestellt find, welche als dauernde Ausgaben zur Bildung von:

ado 5 Regimentern Infanterie,

24 Batterien Feldartillerie,

9 Kompagnien Eisenbahntruppen,

1 Kompagnie Pioniere,

14 Kompagnien Train,

sowie den mit diesen Neuformationen in Verbindung stehenden Stäben erforderlich find,

b) unter den einmaligen Ausgaben" außer den durch die unter a aufgeführten Formationen benöthigten einmaligen Ausgaben noch eine Pauschalsumme eingestellt ist, zu temporären Formationen bis zur Höhe von 16 Bataillonen, sowie zur Etatsverstärkung bereits vorhandener Truppen­theile, falls solche Formationen beziehungsweise Etats­the verstärkungen in Anbetracht der Gestaltung der politischen Verhältnisse unabweisbar erscheinen sollten."

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Abg. v. Huene führt aus, daß der Antrag nur die Er zielung einer Vecständigung bezwecke.- Abg. von Benda erklärt, daß er im Wesentlichen gegen die Re­solution ſei. Der Kriegsminister erklärt, daß er nicht an der Debatte über die Nesolution Theil nehmen könne, de die Grundlage des§ 1 ganz verändert worden sei. Abg. Nichter hält das Detailliren der einzelnen Punkte für noth wendig, da das Bewilligen eines Pauschquantums immer zu einer gewiffen Verwirrung im Etat führe. Der Kriegsminister betonte, daß die Militärverwaltung, ob mit oder ohne Pausch quantum, immer innerhalb des Rahmens, des Etats mit Um ficht und Sparsamkeit gearbeitet habe. Die Resolution wurde darauf mit 15 gegen 13 Stimmen angenommen. in hisla

Die zweite Resolution lautet: Die Erwartung auszusprechen, daß bei den vorzunehmenden Formationen und Etatsverstärkungen die Einberufung von Dispositionsurlaubern soweit wie möglich eingeschränkt und auch für die Zukunft auf eine möglichste Erleichterung der militärpflichtigen Mannschaften durch Einschränkung der thatsächlichen Dienstzeit Bedacht ge­nommen werde." Der Kriegsminifter erklärte, daß er bereits zugesagt habe, möglichste Erleichterung in der erwähnten Beziehung eintreten zu lassen. Jede billige Rücksicht solle genommen werden. In Bezug auf die Ein­schränkung der thatsächlichen Dienstzeit tönne er sich auf seine früher abgegebenen Erklärungen berufen. Doch wenn der Mi litärverwaltung die Feststellung der Möglichkeit überlaffen bleibe, so habe er nichts dagegen, daß hier der Wunsch danach ausgesprochen werde. Abg. v. Malzahn( tons.) wünscht in

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glüden; an dem Widerstand der betheiligten Behörden scheiterte damals der Versuch. Nach den letzten zahlreichen Sozialisten­verhaftungen mußte er aussichtsvoller erscheinen. Der Spieße bürger ist geängstigt, außerdem geniren ihn die Beschränkungen des Sozialistengefeßes sehr wenig, die paar bürgerlichen Demo fraten, welche anfangs etwas räsonniren werden, fallen nicht ins Gewicht warum sollte die Regierung also darauf ver­zichten, fich auch in Frankfurt die ungemessene Machtfülle an zueignen, die file in anderen Städten schon befigt? Wundern fann man sich nur, daß Frankfurt a. Main noch von der Be stimmung, welche die vorherige Genehmigung Versammlungen betrifft, betrifft, verschont geblieben ist. Viel leicht holt man das Versäumte noch nach. Auf den Rechenschaftsbericht an den Reichstag würden wir gespannt sein, wenn der Reichstag nicht die löbliche Gewohn heit angenommen hätte, fich mit den nichtssagendsten Redens­arten zu begnügen. Die Bekanntmachung im Reichsanzeiger" lassen wir ihrem vollen Wortlaute nach folgen: Bekanntmachungen

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von

auf Grund des Reichsgefeßes vom 21. Oktober 1878. Auf Grund des§ 28 des Gefeßes gegen die gemeine gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Dftbr. 1878( Reichs- Gesegblatt Seite 351) wird mit Bustimmung des Bundesraths für die Dauer eines Jahres angeordnet, was folgt: sails : 800

u dan§ 1.

Personen, von denen eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung zu besorgen ist, fann der Aufenthalt in dem Stadt- und Landkreise Frankfurt a. M., dem Stadt und Landkreiseanau, demkreise Höchst und dem Ober- Taunuskreise von der Landes- Polizeibehörde versagt werden.

§ 2.

Benda beharrt auf seinem Ausspruche. Abg. b. Helldorff v. I will feine Vertagung, aber Abg. v. Huene hält fie für noth wendig, ba sonst feine rechte Verständigung erzielt werden fönne. Der Kriegsminister theilt mit, daß er kurz vor der Sizung eine Nachricht erhalten habe, welche eine Beschleunigung der Vorlage noch wünschenswerth erscheinen lasse.- Abg. Richter ist aus taktischen Gründen für die Vertagung, da durch die felbe die Vorlage nur um 1, höchstens 2 Tage verzögert werde. Es sei höchst merfwürdig, wenn man hierbei von einer Schwächung des Vaterlandes dem Auslande gegenüber spreche. Die Konservativen und Nationalliberalen wollten eine vollstän­dige Negative herbeiführen, damit sie dann die Opposition vor dem Volle herabseßen tönnten. Auch Abg. Windthorst Auch Abg. Windthorst spricht für die Vertagung und wendet sich gegen den Abg. von Benda. Niemand habe im Lande irgendwie daran gedacht, in der Vertagung eine Gefahr fürs Vaterland zu erblicken, wenn Herr v. Benda irgendwie davon gesprochen hätte. Im Uebrigen werde ja Alles bewilligt, außer der Zeitdauer, und wenn die Herren von der Rechten und die National liberalen hier nicht zustimmten, dann brächten fie die Vorlage zu Fall und trügen Schuld an der Nothlage des Vaterlands. Im Falle einer Auflösung des Reichstags sei er nicht bange; er werde dann dafür sorgen, daß im ganzen Lande die genaue Sachlage bekannt werde. Abg. v. Stauffen­berg tritt Herrn v. Benda mit großer Entschiedenheit entgegen. Er warnt die Kommission, die Vorlage zu überhaften, da sonst der Streit im Hause entbrennen werde, was dem Auslande gegenüber erst recht für das Vaterland schädlich sei.- Abg. Buhl spricht gegen die Vertagung und wünscht Kommissions berathungen noch für Sonnabend und Montag, damit auf Grund der Beschlüsse zweiter Lesung die Regierung in die Lage gesezt werde, jezt schon anderweitige Vorkehrungen zu treffen. Abg. v. Helldorff schließt sich diesen Ausführungen an. Abg. v. Huene ist der Ueberzeugung, daß die Regie­rung mit ihren etwaigen Vorbereitungen gar nicht auf die Bes schlüsse der Kommission warte. Der Kriegsminister replizirt Der Kriegsminister replizirt auf eine Aeußerung Richters, daß der Boulangersche Gesetz­entwurf im abgekürzten Verfahren in der französischen Kammer zur Verhandlung gelange, weil die Moltke'sche Rede darauf eingewirkt habe. Er könne das nicht beurtheilen, aber das in Paris beliebte abgefürzte Verfahren müsse auch die Kommission veranlaffen, den Gesezentwurf rasch fertig zu stellen. Das Gesetz sei in der gestern angenommenen Fassung für die Regie rung unannehmbar.- Abg. Richter meint, daß es nach solcher Erklärung sehr schwer halte, die Schwierigkeiten auszugleichen. Er stelle fich aber nicht auf den Standpunkt des weiteren Pattirens. Bei dem Zentrum sei dies anders. Eine Basis der Verständigung sei bei der ersten Lesung nicht erzielt; ob die zweite eine andere Bafis bringe, wisse er nicht, eine Üeberhaftung könne dieselbe aber nicht fördern. Die Kommission habe 3) für Personen, welche sich im Befiz eines Jagdscheines das sehr fleißig gearbeitet; entscheidende Material sei befinden, in Betreff der zur Ausübung der Jagd dienenden Waffen; ihm erst in der fünften Sigung zugegangen. Abg. Buhl er klärte, daß die Nationalliberalen durch ihre gestrigen Ab- 4) für Personen, welche einen für fie ausgestellten Waffen­stimmungen durchaus nicht die Abficht gehabt hätten, die Vorschein bei sich führen, in Betreff der in demselben bezeichneten bitale d lage in den Brunnen fallen zu laffen. Ihre Abstimmungen Waffen. 393 waren das naturgemäße Resultat der ganzen Stellung, welche Ueber die Ertheilung des Waffenscheines befindet die Landespolizeibehörde. Er wird von derselben kosten und ſeine Partei der Vorlage gegenüber im Allgemeinen ein­nehme. Die ganze heutige Debatte über die Vertagung würde Stempelfrei ausgestellt und kann zu jeder Zeit wieder entzogen werden. bald die richtige Beleuchtung erhalten. Der Kriegs­Enstit § 3. minifter erklärt, daß die Regierung seiner Zeit auf das Septennat eingegangen eingegangen sei des inneren Frie Vorstehende Anordnungen treten mit dem 18. Des dens wegen, und deshalb beharre sie darauf. Die zember d. J. in Kraft. Berlin , den 16. Dezember 1886. og 16 dr Verfassung habe damals das Septennat zugelassen und sie stebe demselben auch heute nicht entgegen. Abg. v. Helldorff Das Staatsministerium.id" Hajm, v. Buttkamer. Maybach. Lucius. Friedberg. v. Boetticher­beklagte die Bundesgenossenschaft des Zentrums und der Deutschfreifinnigen. Abg. Richter bestreitet diese Bundes v. Goßler. v. Scholz. Bronsart v. Schellendorff. genossenschaft, die weiteren Verhandlungen würden lehren, daß das Zentrum der Regierung viel mehr entgegenzukommen bereit fei, als die Deutschfreifinnigen. Es folgte noch eine Ausein anderſegung über das Budgetrecht des Reichstags. Abg. Richter

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der Resolution die Worte von und auch" bis Bedacht gefegte auseinander, daß, wenn die Vorlage gänzlich abgelehnt gommen" zu streichen. Abg. v. Benda( natlib.) hat keine Bedenken gegen die Resolution; darauf wird dieselbe ange

nommen.

werde, selbstverständlich die ein jährige Berathung über die Friedenspräsenzstärke verfassungsmäßig wieder in Kraft trete. Die Geschäftsordnungsdebatte" wurde darauf geschlossen. Der Antrag v. Helldorff, die nächste Sigung morgen, Sonnabend, abzuhalten, wurde sodann mit 16 gegen 12 Stimmen abgelehnt, dagegen der Vorschlag des Vorsitzenden, Graf Balestrem, ihm die Fesisegung der nächsten Sigung zu überlassen, mit 16 gegen 12 Stimmen angenommen. Das heißt, die Kommission vertagte die zweite Lesung der Vorlage bis nach Neujahr. Bum Referenten wurde Abg. v. Huene

Die erste Lesung der Vorlage ist damit beendet. Präsident Graf Ballestrem schlägt darauf vor, die Kom miffion bis nach Neujahr zu vertagen. Der Kriegsminister spricht dagegen den Wunsch aus, daß die Kommission noch heute in die zweite Lesung eintrete. Er habe einige Mittheilungen zu machen, welche den Beweis für die Dring­lichkeit und Nothwendigkeit der Vorlage noch verstärken würden. Wenn auch das Plenum fich heute vertage, so könne die Kommission doch noch weiter arbeiten. Jeder Beschluß des Reichstags, welcher nicht absolut ablehnendusi stad of d sei, müsse rasch erfolgen, damit die Regierung zur Vorlage

weitere Stellung nehmen tönne. Abg. v. Benda ſtellt sich auf den Standpunkt des Kriegsministers und sieht in der Ver­tagung eine Schwächung des Vaterlandes dem Auslande gegenüber. Der Vorsitzende verwahrt sich gegen diese Auf­faffung, da er den Vertagungsantrag gestellt habe. Die Ver tagung sei lediglich eine Förderung der Vorlage.- Abg. v.

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Eigenthum. Der alte Mann hatte sich während seines vierzigjährigen treuen Dienstes im S- rischen Hause, einem der angesehensten und reichsten in der Stadt, ein hübsches Sümmchen erworben und bezieht überdies von seinem biederen ehemaligen Brotherrn eine beträchtliche Pension, die ihm nicht allein für seine Lebenszeit ein forgenfreies Austommen sichert, sondern es ihm auch möglich macht, seinen minder gut gestellten, oft dürftigen Nachbarn aus der Noth zu helfen. Die braven finderlosen Eheleute genießen sicherlich in ihrem Kreise eine nicht minder hohe Achtung, als der Mann, dem sie ihre besseren Verhältnisse verbanken,

in der faufmännischen Welt.

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bestellt.

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Politische Uebersicht.

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Die Berhängung des Belagerungszustandes über Frankfurt a. M., welche gestern vom Bundesrath beschloffen wurde, kann faum überraschend kommen. Schon nach dem Tode des Polizeirathes Rumpff hat man sich eifrigst bemüht, die ehemalige freie Reichsstadt mit dem Kleinen" zu be

lieb und sprachen so vertraut mit ihr, als wäre sie Monate lang im Hause gewesen, und das Kind, mit dem sie scherzte, spielte und betete, wollte nicht mehr von ihrem Halse lassen. Durch das Kind sowohl wie durch Frau Friedrich wurde Rosarka mit den Verhältnissen der Thomas bekannt, welche im anstoßenden Hause wohnte und deren Zustand mittler weile ein sehr bedenklicher geworden war.

Rofarta vergaß, wie alle guten Menschen, ihr eigenes Leid beim Anblicke eines fremden, half mit großer Bereit­willigkeit so viel sie konnte und erwarb sich dadurch die Liebe der Frau Friedrich in so hohem Grade, daß diese sie Traurigkeit und des Kummers, der sie brüde, zu nennen. mit freundlicher Budringlichkeit bat, ihr den Grund ihrer Frau Friedrich erbot sich zu jedem freundschaftlichen Rath, zu jeder Hilfeleistung und wiederholte ihr Anerbieten so oft zu jeder Hilfeleistung und wiederholte ihr Anerbieten so oft und so eindringlich, daß Rosarka ihr endlich das ganze Ge heimniß ihres Lebens erzählte.

Sogar den Namen und den Charakter der Baronin wußte Frau Friedrich, halb von Neugierde, noch mehr aber von einer wahrhaften ungeheuchelten Theilnahme getrieben, dem Mädchen zu entlocken, und gerade dieser Umstand war es, welcher so wichtig auf die Wendung der Verhältnisse einwirkte. it

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( Fortsetzung folgt.)

Das Bimmerdhen, welches sie an Rofarka vermiethet hatten, stand bis dahin leer, auch hatten sie das Mädchen nicht etwa der geringen Miethe halber aufgenommen, son­dern weil sie ein junges Wesen um sich haben wollten, das sich hin und wieder mit dem Rinde beschäftigen konnte, welches die Alten zu sich genommen hatten. Dieses Kind, ein Mädchen von etwa sechs Jahren, gehörte der Frau Thomas. Friedrich so wollen wir den Alten nennen­sann schon seit mehreren Wochen über ein Mittel nach, auf wenig tostspielige Weise ein ordentliches, allein stehendes Mädchen, etwa eine Näherin oder Stickerin, zu sich zu nehmen, damit das Kind nicht lediglich auf den Um­gang der Alten beschränkt sei; doch da ihm kein Mädchen der Art bekannt war, verfiel er auf den Gedanken, sein Simmerchen zu vermiethen und lockte durch einen Aushänge zettel des Inhalts: Hier ist ein reinliches möblirtes Zimmer Das Programm des Eden- Theaters ist am Donners zu vermiethen," eine Menge Miethlustige herbei, von wel chen jedoch keine dem ehrlichen Alten so recht zufagte. Der tag um einige bochinteressante Novitäten, deren jede für sich eine reizvolle Sehenswürdigkeit bildet, vermehrt worden. Bufall führte Rosaria, welche absichtlich die entlegenen Außer dem Ballet produzirt fich jest allabendlich, unter Theile St. Georgs aufsuchte, an Friedrich's Aushängezettel Leitung des Herrn Direktors Lüttgens, die fehr renommirte, vorbei, und nachdem sie das nöthige Examen über ihre Per- aus 12 jungen reizenden Damen bestehende Gesellschaft sönlichkeit bestanden hatte, fand sie die freundlichste Auf- Excelfior in der Darstellung lebender Bilder. Die ungemein nahme. Rosarka verrieth dem Alten zwar nicht den Grundfarbenreichen Gruppen bringen einen geradezu berauschenden Eindruck hervor. ihrer Anwesenheit in Hamburg ; aber ihr Aussehen allein war genügende Bürgschaft für ihren Lebenswandel, eben so fehr wie ihr einfaches, natürliches, herzgewinnendes Wesen jede weitere Empfehlung überflüssig machte.

Am dritten Tage schon hatten die beiden Alten sie so

Aus Kunst und Leben.

Eine wahre Zugkraft dürfte die andere Novität werden, Frl. Magarethe, im vollsten Sinne des Wortes ein wunderschönes medizinisches Räthsel", das sogenannte Be­wegungen ausführt, aber mit einer Grazie, wie sie an Schlangenmenschen bisher noch nie wahrgenonimen find. Die drifte Novität ist eine Produktion der Indianer Mr. und

In dem Stadt- und Landkreise Frankfurt a. M., dem Stadt und Landkreise Hanau , dem Kreise Höchst und dem Ober- Tanusfreise sind das Tragen von Stoßs, Sieb oder Schußwaffen, sowie der Befit, das Tragen, die Einführung und der Verkauf von Sprenggeschossen, soweit es fich nicht um Munition des Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine handelt, verboten. Ho dod stop spot

230

Von legterem Verbote werden Gewehrpatronen nicht bes troffen. glof Ausnahmen von dem Verbote des Waffentragens finden statt: 1) für Personen, welche fraft thres Amts oder Berufs zur Führung von Waffen berechtigt sind, in Betreff der legteren;

1100

2) für die Mitglieder von Vereinen, welchen die Fe fugniß, Waffen zu tragen, beiwohnt, in dem Umfange dieser Befugniß;

sid

Zur Berurtheilung des Landtagsabgeordneten Ulrich. Der Chemnizer Staatsanwalt, Herr Schwabe, hat den Abge maligen Drohung mit persönlicher Vorführung" auch feinen ordneten Ulrich nicht verhaftet und troß seiner zwei Steckbrief gegen denselben erlassen. Statt deffen eröffnete er dem Verurtheilten, daß er deffen Erklärung als Einwendung gegen die Strafvollstreckung im Sinne des§ 490 der St.-P. D. ansche und die Entscheidung des Chemnizer Ge richts anrufe. Die dritte Straffammer des Chemnizer Land­gerichts hat denn auch Veranlassung genommen, den Abge ordneten Ulrich gemäß§ 494 der St.-P.D. zu einer Er tlärung aufzufordern. Diese Erklärung hat Ulrich mit folgen § 490 der St.-P.-D. Einwendungen gegen die Strafvoll dem Schreiben beantwortet: Ich habe nicht im Sinne des streckung erhoben und thue dies auch heute nicht. Ich habe nur gegen die angedrohte Verhaftung Verwahrung einge legt, weil dieselbe nach Art. 84 der hessischen Verfaffung ohne Beschluß der zweiten Rammer bei Mitgliedern derselben unzus lässig ist und somit verfassungswidrig geschehen müßte, falls fie ausgeführt würde. Offenbach , 10. Dezember 1886. C. Ulrich Hierauf ist bis jetzt noch feine Antwort erfolgt. Man darf umſomehr einiges Intereffe an dem Verlauf der Affäre haben, als auch die hessische Regierung den Abgeordneten Ulrich auf

Mome. Bugbarat im Mefferwerfen, das eigentlich nicht nur mit Messern, sondern auch mit Pfeilen, Fackeln und schweren Beilen ausgeführt wird. Diese Nummer sowie die Produftionen der übrigen Darsteller finden stets den lebhafteften Beifall.

Jm Wallner- Theater find die Proben zu der nächsten Novität Einer vom alten Schlag", Volksstück mit Gefang von C. Karlweis und V. Chiavacci, in welchem sämmtliche Rollen mit den ersten Kräften des Wallnertheater- Ensembles besett find in vollem Gange. Die Hauptrollen spielen Felir Schweighofer und Elise Bach, welche noch von dem Gastspiel der Münchener her in beſter Erinnerung bei uns ſteht und welche auf besonderen Wunsch der Verfaſſer für Die genannte Novität engagirt wurde.

Der Hungerschwindel in Paris wird jezt selbst der N. Fr. Br.", welche sonst große Vorliebe für das Sensationelle zeigt, entschieden zu toll. Sie schreibt über den Hungerfünstler Merlatti: Dennoch wäre es die höchste Zeit, dem grausamen Versuch es ist nun der zweiundvierzigste Tag vorüber­ein Ende zu bereiten. Wenn im Zirtus ein Reiter mehreremal vom Pierde gefallen und er hartnäckig darauf besteht, sein Aufhören!" Kunststück dennoch durchzuführen, ruft das Publifum: Genug! Aufhören!" Auch die öffentliche Stimme von Paris , von Mitleid erfaßt, ruft bereits ihr alt! Allein Merkatti will fie nicht hören. Und doch ist die Röthe seiner Wangen, die fich so zäh erhielt, nun einem gelblichen Teint gewichen, blicken die sonst so glänzenden Augen wie übernächtig aus, tritt die Nase spig aus dem abgemagerten Geficht hervor. Der Körper ift auf das Maß des Möglichen zusammengeschrumpft, Hände und Füße erscheinen ungewöhnlich lang. Die Augenbrauen und Das Kopfbaar, glaubt man, find von abnormer Stärke. Aus dem Munde entströmt ein Geruch, wie ihn wilde Thiere in

Menagerien verbreiten. Merlatti raucht nicht mehr. Eneraielos

ist

liegt er auf dem auf einer Estrade stehenden Divan, mit Decken und Eiderdaunen vor dem Luftzuge geschützt. Denn er ift gegen die frische Luft über die Maßen empfindlich, in fühler Strömung zittert er wie eine zittert er wie eine funge englische Dogge Durch cine aus Iangen Tischen gebildete Schranke er vom Publikum getrennt. Ueber ihm ficht man einen Maueranschlag, welcher die Anwesenden ersucht, mit dem Hungernden möglichst wenig zu sprechen, weil ihn dies ermüde. Dafür schreibt er feinen Namen auf Photographiene was das Entree von zwei Franks vergrößern hilft. Am vies zigsten Tage wurde er von Neuem photogravbirt. Die alten Photographien waren bereits alle erschöpft. Vielleicht fann er